Der Descrteur. sp ,».--»-, . Roman von O« Elfter. (2. Fortfetzung.) »Von dem Gerücht«, begann der err nach einer Weile, »das Euch der Ude er "hlte, habe ich auch gehört. ber i glaube nicht daran. Es Fauste denn ein Verräther unter uns ein." »Für meine Knechte Jean und Philipp stehe ich ein«, entgegnete der Akte. »Das find gute Franzosen ———« «Mag fein. Aber die Burschen schwatzen gern, wenn sie über den Durst etrunken haben. Also habt acht au sie. Vielleicht hat aber ana in Nancy oder Luneoille jemand ge fcbtoatzt und irgend ein Prschien hat es gehört. Doch einerlei, uns fouen fie nicht entdecken. Die Burschen, welche wir ·niiberfchaffen, werden ja sofort nach lgier geschickt« «Ja, Herr, — und fo leicht kommt keiner von dort zurück.« »Das geht uns nichts an.-s— Ader haltet Euch bereit. Jch bringe Euch tiiichtens einen neuen Rekruten für die zremsdenlegion ’s ift zwar noch ein unges Burfchchen." »Herr«, entgeqnete der alte Köhler, indem er die Pfeife aus dein Munde nahm, »die armen Teufel thun mir doch leid. Sie wissen nicht, was sie da unten durchzuinachen haben. Jch weiß ein Lied davon zu singen — habe zwölf Jahre unter denClJasseurs d’Afriaue gedient und mich mit den braunen arabifchen Schriften herum gef lagen.« « hr seid wohl ein altes Weib ge worden, Gasgard«.’« höhnte der herr. »Nein, Herr. Wenns darauf an kommt, nehme ich nochmal die Flinte zur Hand, wie Anno 1870... Sie Zigssetlr dlas ebenkxg gut wie ich. Täber is gau , wir den je t enu in sbex geschafft.»:« tz g g »Der-sei auch, Oasgaro —- zyr serv verrückt! Erinnert Jhr Euch nicht mehr des Grabes da draußen?'« » a, rr...« »Zum und wer liegt unter dem schwarzen Kuqu »Dreißig brave französische Jun gen, Herr...'· »Nun — und...?« »Darunter Jhr und meins Sols-m herr«, erwiderte Gasqard mit ge preßter Stimme. »Ja, Gasgard —- unsere Söhne, die zur Befreiung des Vaterlande-Z zu den Waffen griffen und von den Feinden Frankreichs erschossen wur oen.« »Man muß endlich - vergessen, Herr." »Ich könnte vergessen, alter Narr, wenn mein Sohn im ehrlichen Kam pfe gefallen wäre. Aber erschossen aben sie ihn und Euren Sohn wie c-pit.ine, wie Verräther, wie Mord brenner...« »An Herr. weil sie mit denWassen in r Hand gefangen wurden..." »Die sie in gerechter Selbstverthei tigung führten. Könnt Jhr das ver gessen, Gasgard?« »Nein —- »iarce nom de dieu«... nein, Her-r. ich kann es nicht verges sen! —- Mein armer, braver Jun ge...·' Der Alte wae aufgesprungen und durchmaß den kleinen Raum der Kli che mit erregten Schritten. ’»Jch vergesse es auch nicht, Gas ard«, fuhr der Herr mit leiser timme fort, der Man die innere Er regung anhörte. »Ich will Rache nehmen an diesen Deutschen, die nicht nur unser Land geraubt haben, son dern die auch meinen Sohn, den Er ben meines Namen-s, meines Besitzes, erschaffen haben, Und da ich diese Rache nicht mit der Waffe nehmen kann, so schicke ich so viele dieser Deutschen in den Tod, in das Verder ben da unten in der afritanischen Wüste, als ich nur immer tann. Das ist meine Rache!« Exil-Es tsstet Euch ein hübsches Stück ,,Wag turnmeri mich das Geld! ----- Ich habe keinen Erben mehr — mein Geld gehört meiner Rache« »Und ich will Euch dabei helfen — fo wahr mir Gott helfe!« »So ists reicht. —- Und nun hört enn- zu.'· Gasxiard nahm wieder Platz. »Ihr habt eine Tochter?« »Ja, Herr.« »Zum-, hübsch, aescheidt·..« »Jui:a und hübsch ift meineJeanne. Ob sie sehr qefcheidt ist, habe ich noch nicht geprüft« »Nun gut. Sendet mir das Mäd chen zu. Jcb werde sie prüfen und wenn ich sie anstellia finde, soll sie es gnt bei mir haben.« »Ist-zu wollen Sie die Jeanne ge bekunden-'sm - »Meine Tochter braucht eine fe, ich dense, Eure Jeanne wird azn Wen. Sie spricht deutsch?« «Ellsssisch Nitsch Monsieue....« genügt. War sie schon in Mss . »Hei-, in- Raney. bei einem Abwic ten. «Ilfs ich erwarte das Mädchen am , « »Im «« schie v " tme : , III-PG sit-IV nicht, bezi- siqe its M Ists-M UW text-R W - u F Vogt-e ers t bet von-: « « wiss-. met es paid « s die ganze Welt. Nicht einmal meine Frau weiß von dem Geschäft, Meine « ochter ebenfalls nicht und ich ·follte Eure Tochter einweiheni Lacher lich..." « «J meinte nur, .rr, daß Sie besondere Absichten aben müssen, da Sie die Angelegenheit heimlich be bandelten." »Ja, und ich will auch nicht« daß Eure beiden Arbeiter davon erfahren. Sie brauchen nicht zu wissen, wer ich bin.« «Recht haben Sie. Ich werde äranne schicken. th noch etwas zu sprechen, Herr?« »Hier ist Euer Lohn.... hundert Franks...« »Bebalten Sie das Geld, Herr. Ich lasse mir meine Rache nicht be ahlen«, entgegnete der alie Gasgard finster. »Ihr feid ein Narr. Habt doch sonst das Geld genommen. Weshalb jetzt nicht!« »Weil...nun. weil ich nicht magW«« » ie Jhr wollt. So lege ich das Geld für Eure Tochter auf der Spar kasse an. Seid Jhr damit einver standen?'« »Ja....es tann mir mal was Menschliches paisiren nnd meine Jeanne wäre dann ganz mittellos.« »Solange ich lebe, wird fiir Eure Tochter geforgt.'« »Aber anen kann auch Pafsiteix oaß Sie plötzlich na. ich will nicht weiter reden. Wir treiben ein gefägrliches Handwerk, den« »- as laßt meine Sorge fein. Und nun lebt wohl wartet, bis iclil außer Gesichtsweite bin; dann könnt Jbt auch geben« Er reichte dem Alten die Hand um Abschied. Dann wickelte er fich! fest in feinen Mantel, zog die Ka-» puze tief iiber das Gesicht und verließ das Haus, gefolgt von seinem Jagd hunde. Nach wenigen Minuten war er in dem immer dichter werdenden feuch ten Nebel verschwunden 4.Kapitel. Theorie der Seelenachse; Hauptmann von Falkenhagen warj in der That kein bequemer Kompag ; nieches und Vorgesetzten Er litt wies die spottlustigen Leutnants tehaupi « teten, un unbe seiedigtem Ehrgeiz, und seine stets verarge erteStimmung schien aus eine kranke eber zu deuten, wes halb ihm jene Leutnants den Namen »Baron Gallus von Leberfiein« bei gelegt hatten. Er war erst zwei Jahre bei dem Bataillon, hatte früher bei den Garbe- Jägern in Pctsdam gestanden, und man sagte, daß er in diese kleine Grenzgarnison wegen eines Konfliktes mit einem Prinzen des königlichen Hauses versetzt wor den sei. Auch seine höuslichen Angelegen heiten schienen nicht gerade die ange nehmsten zu sein. Frau von Falten åa eine höchst vornehme Dame, ältne sich in dem kleinen »P: ovinz gileist Durchaus nicht wohl; sie ver tes schmerzlich den großen und vnornehmen Verkehr der Residenz un v die Vergnügun der Großstadt. Jhren Mißmutgen sollte sie nun ö ter an ihrem Herrn Gemahl augla en, der sich bei diesen Stürmen in seiner Häuslichkeit in die Kaserne oder auf den Ererzierplatz flüchtete, urn seinen Aerger an die Untergebenen weiter zu geben. Tazu kamen die Deiertionen i;i" feiner Kompagnie Er setzte seinen Ehrgeiz darein, die beste Kompagnie in der Division, ja im as nzen Corre zu führen, und thatsächli ch erzielte er auch auf dem Scrieszstand und oents Exerzierplay die schönsten Resultate. j Aber der Geist seiner Kompaanie war . nicht der beste; man fürchtete den ,,Alten", aber man liebte iljin nicht und in keiner anderen Kompagnie gab es so viele Strafen als in der Kom- , pagnie Faltenhaaen. ; Um einen besseren Geist in vie; Kompagnie zu bringen und eine schär- « sere Kontrolle zu üben, tommandirtei der Hauptmann zu jedem, auch dem kleinsten Dienst, einen keiner zwei( Ossiziere, sodaß diese — es warenl Harald von Heineck als Oberleutnant und der Leutnant Stranstn, oer kaum seit einem ahie Osfizier war —- von früh bis pöt in der Kaserne beschäftigt waren. LeutnantStransky verstand noch wenig vom Dienst; er war direkt vom Kadettentorps gekom men und wenn er auch in seinem regen Eifer sich große Mühe gab, so ver stand er doch nicht, die Leute zu be handeln und ibnen Liebe und Ach tung ein«-zustoßen Hauptmann Fal tenbaaen erkannte dies sehr gut und sah aber auch, daß harald dagegen diese Gabe in hohem Maße besaß. Desha! b kommandirte er Harald hauptsächlich zu dem inneren Dienst, bei dein ver Osfizier näher mit deni Soldaten in Berührun kommt. Ida-l durch war aber Horai Feinde jeden’ Nachmitiazesast bis Abends in der Ko serne r au dein Kasernenhsofe its-ist« »in-si- irr-.- »i: tan a e iigtytm staats itiieltetia m P ld var zu einsichtsvoll, mai wwmann hieraus einen Dor wurs zu machen. Er gab sich viel mehr redliche Miit-D den ntentionen seines Hauptmanns na zukommen und sich das Vertrauen der Soldaten zu erwerben. So stand er auch heute, an einem heißenSommer-Nachmittage. aus dein ttasernenhose und hielt Instruktion über die Schießtheorie ab. An den Hof stieß rnit einem alten, böl ernen Gitter ein großer Garten, desszen Hollanderbiische das Gitter überragten und der-. hos schattig ein rahmten. Jn den Schatten dieser Busche satte Harald die Soldaten treten Ia en, um sie nicht durch den grellen Sonnenschein, der aus dem Platze lagerte, u ermüden, wußte er doch, daß sie erszt inn 12 Uhr Mittaqs von einer anstrengenden Fell-dienst libung beimaetommen waren Ek selbst stand mit demGesichl nach dem Garten zugekehrt und suchte den jüngeren Mannschaften die Theorie der Seelenachse und der Visierlinie tlar zu machen. tells er dann Fragen stellte, urn ,n sehen ob oie Leute Ihn richtig verstanden hatten, erhielt er einiqe so durnmeAnttrorten, daß selbst eine Geduld erschöpft wurde und er ern ungusmertfainen Menschen ärger lich'ansuhr. Da ertönte rldtzlich hinter der Hollunderheele das silberlzelle Lachen eines jungen Mädchens und eine an dere ernstere Stimme sagte tadelnd: »Mens, Julie. je t’en prie«. -— Die Soldaten horchten aus und mehrere verzogen die Gesichter zu einem ver-— enuglicken Grinscn. Harald errötheiej er wußte eigent lich selbst nicht. weshalb. Aber er erinnerte sich, daß der angrenzende Garten dern Monsieur Hauoiller, dem Vater Henrirtten’g, gehörte. und er schloß ganz richtig, daß die beiden jungen Damen, welche seinen Unter richt lsetauscht hatten, Henrieite und ihre lustige Cousine Julie sein mußten. Er wollte sich n: cht weiter dein ans setzen abermals belauscht zu werden« und befahl den Unterossizieren, rnit« den Mannschasten matt ische Ziel-s übnngen aus dem Platze vorzunehis Meil. Die Kompagnie zog sich in Korpo ralschasten ansest ander und dies Uebungen nach den« aus die Mauer des Kaiernenlxoseä gemalten Figuren und Sckeiben bega...nen rald beliirnmerte sich jedoch ni t ntekxI viel um diese Uebungen. r ing in den Schatten der Holland-er Füsche aus und ab und suchte dnrch die Lücken der Hecke einen Bl ick in den Garten zu werfen. Als er an oie Ecke des Gartens inm, wo das Gebiiich eine Laube zu bilden schien, stand er still, denn er bö:tc da drinnen die beiden Mädchen sliiitern uno lachen. Er wollte nicht indislret sein nnd lanschen nnd ränsperie sich deshalb laut i Ein leichter Ausschrei war die Anl s wort T »Pardon, mes dames!« sagte er da raus mit leichtern Spott. »ich wollte Sie nicht erschrecken." ! »Ob« qel essronte!« entgegnete eine stachenoe Stimme, die wahrscheinlich sder Madernoiselte nlie angehörte· Jetzt bog- er ra ch einiae Zweige i auseinander, sodaß er das nnere der sLaube übersehen konnte. s Erfchreckt und entrüstet sprang; Julie aus während Henriette ihnj rubig nnd stolz anblickte. s Seit wann ist es Sitte, in diesers Weise anständige Damen zu über sjallen, mein Herrs« fragte die braun ’ angige Julie erzürnt - »Ich wollte mir nur erlauben an znsragenT entgegnete Harald in über miithiger Laune, »ob ich die Damen. vielleicht auch in der Theorie dess Schießens unterrichten sollt-« Komm Julie« sagte Hentiette ruhi nnd ersaßte den Arm ihrer Con kne, die bei den Worten Harald s errötbet war »Verzeiben Sie. mein FriiiiuleinC wandte sich Harald jetzt an enriettes in achtungsvollem Tone, »i wollte Sie nicht derletz en, aber jene unges Dame schien nur re ees Jntere e an dem Unterricht der oldaten zu neh-1 VIII-« »Es war unrecht von uns, Sie Jus belanschen, mein Veer erwidertes nriette ernst und würdet-all. »Sie aben uns dasiir bestra·t wir beben uns gegenseitig nichts mehr zu verzeihen. " » »Ich danke Ihnen mein Fraun-ma Er grüßte höflich und zog sich zu riick, sodaß die Zweige hinter ihm wieder zusammenschlugen und dieGe-: stalten der jungen Damen verbargen. Er hörte noch ein Flüstern und leichte, rasch davoneilende Schritte-—’ dann war es still und nur der Wind säuselte in den Blättern. einen leich-« ten Wohlgeruch mit sich führend, der Harald angenehm umwehte. Der junge Offiiier athmete tief auf und fein Auge ruhte träuinerisch auf den Büschem finter denen die jungen Mädchen ver chtvunden weitern Seit jenem Morgen auf dem Markt-las hatte er henriette nicht mehr gesehen, nnd wenn ihr Bild ihn auch noch oft umfchwebte, sc ver schwand doch der Gedanke an das schöne Mädchen mehr und mehr aus einer Seele, vor der ihr Biid nur wie ein s önet flüchtiger Traum ste gn eblie n war. Dex anstrengenve « ien , der Bericht mit den Kame raden, hatten seine it und feine Ge danken ganz in; An prnch genommen. Und text ptohlrch fah er sich ganz in ihre R be vers t! Der Gedanke, »daß er ir vielle schon all die «Stunden indem-» die er auf dem iist-en statement-of z ein-acht, ohne et in wisse-, nei- en war. das sie seine Stimme gebb:t. daß sie ihn, wie heute, beobachtet haben könnte, brachte Bin Blut in Wallung. Mit einem kale war es ihm llat, daß teine Seele insgeheim stets an sie gedacht hatte; daß alle die alltäglichen Ereig nisse gleichsam nur der deckende Fir nisz gewesen waren, welche das Heili genbild seiner Liebe verhüllt. Jth fiel dieser Firniß und leuchtend und trablend trat das Bild seiner Liebe hervor. Er lauschte, ob er nicht doch noch ein Zeichen ihrer Anwesenheit jenseits der iische wahrnehmen könne. Aber alles blieb mäugchenstill Er sah sich nach den Soldaten um. Diese tanden, mit dem Rücken ian zugekehrt, an der anderen Seite des Hofes nnd sahen ihn nicht. Rasch pflückte er einige Hecken-Rosen. welche in dem Gebüsch wuchsen. fügte sie zu einein Strauß zufammen, bog die Zweige wiederum auseinander und warf den Strauß aus den Tisch, wel cher in der Mitte der Laube stand. Ob iie seinen Gruß finden, ob sie ihn verstehen und verzeihen würde?—-— Er konnte kaum die Zeit erwarte1:, wo er am anderen Tone wiederum Dienst aus dein Feasernenhose abhal ten sollte. Der Ziisall wollte es, daß Hauptmann Faltenhaaen sich an die sem Tage von dem Fortschritt seiner Leute in der Theorie des Schießens überzeugen wollte. Zwei Stunden lang qiiiiite er Darald und die Sol daten, um sich endlich tnurrend und btuinniend zu entfernen. Harald entließ die Leute und eilte zu der Laube. Er stand still und lauschte; nichts rührte sich. Da bog er die Zireieie auseinander und spähte in die Laute. Sein Rasenstiausz war verschwunden, dagegen lag aus dein Tisch eine vollausgebliibte dunkelrothe Rose. Sollte das die Antwort sein? — Sein Herz erbebte so zürnte sie ihm nicht Ja, sie sandte ihm sogar einen Gegengruß? Aber tonnte es nicht ein Scherz der schelmischen Kousine sein« um ihn zu verspotten? —- Aber da lag ein zu sammengetnissener Zettel neben der Rose! Sollte das Papierchen auch sür ihn bestimmt seine s-— Er mußte es haben . . .er bog sich weit vor, doch tonnte er den Tisch nicht erreichen. Da fühlte et, das; das alte Stacketl uniek dem Druck sein-g Gewichqu nachacib, noch ein tleiner Ruck, und ein Theil des Giticis brach mit leich- ; iem Geräusch zusammen, so daß ers jetzt leicht iii die Laube springeiii tonnte. i Jm nächiisten Augenblick war et an l dein Tisch und hatte dieRose, an vers der Zettel befestigt war, ergriffen. » Aufl-tm Papier stand in zierlichen Schrift: Merci! Henriettes Die Rose war also von ihr! — Unwilltürlieh drückte er die Blume an die Lippen. Dann aber schaute er( sich suchend um. Sollte Henrieite nicht in der Nähe sein? Abe: kein Lau: war vernehmbat; nichts regte sich. Er wagte Lch bis an i den Eingang der Laube. Sein BliitI chweiite iiker den im Widerschein oer" bensonne daliegenden Garten mit« seinen blühenden Blumenbeeteii. An ter anderen Seite erhob sich das Wohnhausx diegenster waren sast alle geöffnet, der ind spielte mit den wehenden weißen Vorhängen. Eine Veranda, von dustendem Wein und; blühenden Rosen umrantt, nahm satt die ganze Front des hauses ein. Helle » Sommertleider schimmerten oukch das» Grün der Schlinggewächsr. l Jetzt schallten die Töne eines Kla-; vieis tei e und gedanipst herüber undi eine süße, glockenreine Stimme sang ein siaiizösisches Frühlingslied Harald glaubte die Stimme hen-’ riettens zu erkennen. Wie sehnte er sich danach, sie zu sehen. Sein Herz war erfüllt von Sehnsucht und Liebe, nnd er mußte sich halten, um sieh nicht dein Hause zii nähern, damit er einen Blick aus die Sängerin weisen könnt-« Abck kk Vesicme DIP, ck Dann sue-Z verderben würde. tfr lannte ja vie Gesinnung des Vaters Henrietten5; niemals iviirde dieser ihm seine Kühnheit verziehen haben. Er zog sich deshalb wieder in die Laube zurück. Hier setzte er sich auf die Bank, ftiitzte den Kopf auf und fann nach. Wie konnte er die Bekanntschaft Henrietteng machet-? Eine Annähes rung durch vie Eltern zu versuchen, war aussichtslos. Monsieur han viller würde ihm einfach die Thürso wiefen haben. Eine heimliche n niiherung widerstrebte im Grunde enommen seinem EhrgefiibL Würde Henriette ihm Vertrauen fchenlen Innen, wenn er diese Art der An näherung suchte? Mußte sie sich mit Recht dadurch nicht beleidigt fühlen? Aber was blieb ihn anderes übri ? Er fühlte, daß die Leidenschaft zu i r vollständig Besitz von ihm genommen, und er» wußte sich frei von unredlichen, . unedrenhaften Absichten. Berfuchen wollte er, die Liebe henriettens u ge winnen und dann den Kampf umI ihren Besiß auf sich nehmen. Rasch entschlossen entnahm er seiner Brieftafche eine Karte. »Einn: ferzlichen Danl fiir Jhee Rose«, chrieb er darauf und die Bitte, ihm Gele nheit zu eben, ie nur einmal spre n u dür n. « ertrauen Sie meiner hsre daß ich eher sterben Jwiirde, als Sie auch nur durch ein sWort, durch einen Blick zu verlehen.« ( Die Karte tntffte er zusammen und legte He unter einigen Blumen auf den Tifch. « sie hatte die Rofe dorthin gelegt. sie wärt-e sicherlich wiederkommen um zu fehen, ob er fie gesunder-. Auf der Verannth des Hauses bellte einHund. Eine tiefe Männetstimme verwies ihn Hur Ruhe. Einen raschen, vorsichtigen Blick wars Hatald noch in den Gar ten. Hentiette und Julie tamen vie Treppe von der Veranda heruntet, blieben stehen und blickten nach der Laube in dem Winkel des Gartens. Dann lachte Julie leise aus und zog Henriette mit sich fort. Hatald wußte, daß sie seine Ratte» finden werde und zog sich rasch aus den Kasernenhos zurück 5.Kapitel. il La Banne Fontaine. Am nächsten Tage sah Haratd, daß seine Blumen und seine Karte sortge nommen waren: irgend eine Antwort entdeckte er jedoch nicht. Oder sollten die mit Kreide flüchtig auf den Tisch getritzelten Worte: »La bonne fon taine« die Antwort sein? Aber welchen Sinn hatten diese Worte? Vergeblich sann Haralk nach. Sollten die Worte einen be stimmten Platz bedeuten? Zu Hause angekommen, rief er seinen Bursckem »Sei ’ mal Fried rich, lennst Du einen Ert L: bonne sontaine in der Umgebung der Stadt?" Friedrich lächelte verschnilzt ,,8u Befehl, Herr Leutnant«, ents gegnete er. »Bonnefontaine ist ’n Wirthshaus im Walde. wo Sonntags immer Tanz ist« ,,Die Soldaten tanzen da?·' lFortfetzung folgt) Die Frau in Maroktm Was die Vielehe betrifft. so sxelxt das heutige Marotto, soweit die Städte in Betracht kommen, teinem anderen islamitisrlzen Lande nachTie Geheimnisse der inaurisckTen Harme oerhiiltnisse aber lassen sich, weil hier die Abschliefiung Viel strenger ist als in der Türkei und Aegnpten, nisht er gründen. Nur bei gewissen Festen, bei Hochzeitsziigen und Straßenschaus spielen, steht man auf den flachen Dit chern der Häuser in Tanger und Fes eine Anzahl oermummter weiblicher Gestalten auftauchen, so daß man sich einen ungefähren Begriff machen kann, wieviel Frauen in einem Hause, das immer nur von einer »Familie« be wohnt wird, vorhanden find. Jch habe zuweilen zwanzig und mehr Frauen geftalten auf dem Dache eines tleinen Hauses gezählt, dessen glücklicher Be siher leinegwegs zu den Großen und Reichen der Stadt gehörte. Einem Auslönder, und wenn er selbst der intimste Freund des Hausherrn wäre, ist es inMarotto unmöglich, in irgend einen Harem hineinzulommen und hier mit einer Frau zu sprechen Daß der Treibhausluft der Harems lein gesundes und traftvolleH Ge schlecht entsprießen tann, bezeugen die in ihrer Entwickelung zurückgebliebe nen Mädchen und die zahllosen am mergestalten, denen man in den stra fzen der maroltanischen Städte und Dörfer auf Schritt und Tritt begeg net. Der fürchterliche Aussatz, diese maroltanische Nationatlrantheit, mit der thatfächlich sast ein Zehntel der ganzen Bevölterung behaftet ist, findet ebenfalls seine Quelle in der ausgear teten haremswirtschaft. Eine geachte te Stellung nimmt die Haremsfrau. die ihr ödes Dasein mit Spiel und Tand herbringt, auch in Marotto auf keinen Fall ein« Ganz anders aber gestaltet sich das Loos der Frau bei den freien Berbern der Ebene und der schroffen Atlashockp lande. Hier hat der Prophet sein Recht verloren und das Weib seine Würde bewahrt. Die Frau ist hier nicht wie bei den entnervten Mauren nur das Spielzeug des Mannes, son dern sie ist Weib im schönsten Sinne des Wortes, die geliebte Mutter ihrer Kinder und die geachtete Gehilfin und Gefährtin des Mannes. Jm Norden des Landes zeigt die Frau sich nur tief verhüllt in den Straßen, einem wan delnden weißen Leichentuch vergleich Tbar-— dort unten aber, im Süden, blicken die Mädchen und Frauen, leicht geschützt, mit tecken, lachenden Augen in die Welt hinein und freuen sich, täteeinn ihre Schönheit Bewunderer fin Und wirklich: schön sind die Mäd chen in Maroitot Aber diese unbändi gen Naturtöchter der Atlas-berge, von denen manche mich lebhaft an gewisse Jndianerfrauengestalten in Coovers Erzählungen erinnert haben, besitzen eine ganz eigenartige Schönheit, an die »der prüde Europäer sich erst gewöhnen muß. Jn den Jahren, tvo bei uns das Mädchen noch in den Kinderschuhen steckt, hat die Marottanerin sich schon zur üppigsten Blüthe entsaltet. Jch habe selten schönere. ebenmäszigere Frauengestalten und Frauengesichter gesehen als im Süden Momle Einst begegnete ich vor den Zhorcn von Fez einer Maroltanerin, deren packende Schönheit mich überraschtr. An der band führte sie einen hübschen - sbraunen Jungen, während sie auf dem Rücken, wie landesüblich ein in ein Tuch gebundenes kleines Kind trug, das mich mit hellen Aeuglein anblickir. Jch blieb stehen und reichte den Kin dern einige tleine Ledereien Jch nahm Fan, daß die» schöne Maroitanertn, die mir wie ein Kind erschien, die ältere Schwester der Kleinen sei, und war daher aufs höchste betroffen, als diese mich mit glückselig strahlenden Augen belehrte, sie sei die Mutter der beiden Kinde-. »Wie alt ist denn der Junge schan fresste ich »Dtei Jahre,« erwiderte die junge Mutter prompi. »Und du selbf ,« fragte ich weiter, .wie alt bist denn bu?« »Zwölf Jahre!« lautete die stolze Antwort Dabei hob sie ihren paus bäckigen Knaben empor und küßte ihn zärtlich. Im Innern Marorros uno ganz ve fonders im Siiden fühlen die grauen nicht das den islamitischen rauen auferlegte drückende Joch des Prophe ten Jn der von mir erforlchten Beni Guil am Nordfuße des Hohen Atlas habe ich einzelne Stämme angetroffen, die in patriarchalischer Beschaulichkeit lebten und unberührt von den wilden Kämpfen, die das Scherifenreich seit Jahren durchtobten, friedlich ihre Ka rneel- und Schafheerden weideten. Die Gesichtsziige der Frauen dieler Verder stämme im Süden sind faft durchweg schön und regelmäßig, und die Haut farbe ist vom dunleln bis zum hellsten Braun getönt, so daß man zuweilen glauben könnte, Jtalienerinnen vor sich zu fehen. Die Frauen diefer kraft-— vollen Hirtenftämme, die den Sultan in Fez so wenig wie den Geoßfcherif von Was-an als ihren Herrn anerlen nen, iiben in ihrem Bereich oft eine Herrschaft aus, der sich der Mann un bedingt deugt, und manchmal spricht sie infolge ihrer höheren Intelligenz in Stammesangelegenheiten ein sehr gewichtiges Wort mit. Die Frau führt die Zeltwirtt,fchaft, pflegt die Kinder und sitzt am Webstuhl. an dem sie die Kleiderftoffe, die Zelttiicher und Tep piche mit fleißiger und oft sehr faust griibter Hand herfteltt. Jn fast ganzMarotto wird die Frau vom Manne getauft; nur nimmt dieser sian bei den verschiedenen Stämmen andere Formen an. Der Kaufpreis ei nes Mädchen, der meist mit Kameelen, Schaer und Zelttuch bezahlt wird, richtet sich nach dem Alter des Mäd chens und dem Reichthum nnd Ansehen des Vater-, und es ist nicht selten, daß ein Liebhaber fiir die Erlorene fünf undztvanzig Kamele und zweihundert Schafe, Kleider und Schmuckgegen stände, unter denen ein Paar mächtig große Ohrringe und einige fchöne Me tallivangen nie fehlen dürfen, bezahlen muß, bevor er sie nach oft langen zerr moniellen Verhandlungen mit den El tern und der ganzen Sippe in sein Zelt führen darf. Hat der junge Mann den Kaufdreis erlegt, dann beginnen ohne viel Um stände die Hochzeitsfeierlichteitem die bei den Stämmen der Beni Guil da mit anfangen, daß die noch ledigen jungen Mädchen das Paar singe«".; umtanzen und mit einem derben Strick aus Kamelhaaren umschlingen. Aus dieser Umgürtung muß der Bräuti gam sich vor veriammeltem Stamm durch den ersten Kuß, den er feiner Braut gibt, lostaufem worauf sie ihm das Symbol ihrer Ebenbiirtigleit ei nen leichten Schlag auf die llnte Wan ge verfetzt. Durch diesen Kuß und Schlag, den alle im Chorus mit den Worten begleiten: »Großes Leben wünschen wir ruchl« ift die eigentliche Zeremonie der Trauung vollzogen, worauf dashochzeitsmahl beginnt, das cft mehrere Tage dauert, und bei dem unheimlich viel gegvrene Kamelmilch die eine ftart beraulchende Wirkung ausübt, getrunken und viel Gerftentu chen, Lamm-, Ziegen- u.Schaffleifch gegessen wird — alles auf Kosten des jungen Ehemannes. Man erlennt daraus, daß das Hei rathen in Marotto eine zuweilen tast fvieligere Sache ift als in irgendeinern zivilisirten Lande, tro die Frau ihrem Manne oft ein Vermögen mit ins Haus bringt. Das Mädchen im Sü den Maroltoit nimmt aus dem väter lichen Zelte nichts mit in ihren neuen Wigwam. Bei den ivrlderen Bewohnern der Atlagberge dagegen herrscht mehr der Frauenkan vor, und der Vater erhält für seineTochter nur dtrnriVexahlitng, wenn er mutig und trastwll genug ist, sich dieie von seinem Schwieger schn zu holen. Jst es dem Vater ge lungen, das geraubte Mädchen wieder in sein Zelt zurückzubringen, wobei ihm sein ganzer Stamm hilse geleistet hat, und auch oftmals Blut geflossen ist, dann kommt der Schwiegersohn und diltet unter Darbietunq des ber longten Kauspretses demüthig un: Rückgabe der Geliebten. Ueber ganz Marolto herrscht die Blutrache, neben der Aussahtrantheit die furchtbarsle Geißel des Landes« der jährlich ungezählte blühende Meu schenlebcn zum Opfer fallen. Bedeut sam ist es, daß in dieser schrecklichen Vollssitte die Frau ein versöhnendes Element darstellt. Erreicht der von seinen grimmigen Feinden Verfolgte einen fremden Stamm, und gelingt es ihm hier, ein unvermiihltes Weib zu küssen. dann müssen die Bersolger von ihm ablasienz durch diesen Kußist der dem Tode geweihte ein Mitglied des Stammes geworden, der ihn schlihi und schirmt. Wenn ei gelungen sein wird, Ma "rollo zu pazifiziren und der abend ländische-r Kultur zu erschließem dann, ngaubeich, findet daiChristenthum im ’Scherisenreiche einen recht fruchtbaren Boden und in der sehr intelligenten und gemiithsreichen mardtlanischen Frau eine mächtige Hört-rein und Stils-. seid W