Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 15, 1906, Sweiter Theil., Image 12
Warum ich ledig blieb. five Geschichte · aus dem Leben von C. v.Eynatten. war damals zwar schon ein se teifer Bursch, auch ein ziemlich erfahrener, aber ein so liebliches Ge Hchdthem wie mir aus einet Art Witt wenhaube entgegenschaute, hatte ich nie zuvor gesehen. Es lag etwas Engel aftes darin, rührende Unschuld und twitkung. Dabei machte das reizend-e Weib aber doch den Eindruck einer Weltdame, und zwar einer sehr ele·anten. inige Augenblicke zuvor hatte man mir eine von breitem Trauerranbe umfaßte Visitenkatte überbracht, die den Namen ,,Alice Rehard« trug.—— tau oder Fräulein? « Jch war im wejjeL « ».«:x: »W0mil kamt la) occur-« gutes-irre rau!« fragte ich geschäftsmaszig «·flich, wie es sich für einen Bankiee in seiner Berufsthätigleit schickt. »Ach, Herr Brückner, Verzeihung -—« Ein eisschmelzender Blick, und aus der Dame weitem Sammetärmel glitt ein länglich gefaltetes Papier heraus, das sie mir mit zager Gebarde überreichte. Es war eine Sammeliiste zu Gun sten vertassener Kinder, für die in ir nd einem unbekannten Nestchen an r Ostsee von barmherzigen Schwe stern ein Asyl gegründet werden sollte. An der Spitze der Wohlthäter standen die Namen Alice und Hedwig Rehard mit 100 und 500 Mart. Dann folgte rine lange Reihe anderer Namen,un ter denen sich viele mir bekannte be fanden. Alle hatten bedeutende Sans inen gezeichnet. — »Nicht wahr, Herr Brunnen Sie schicken mich nicht ohne jeden kleinen Beitrag weg!« tlingelte das Silber glöclchen in mein Ohr. Und sie schaute mich aus- ihren gro ßen, braunen Augen so flehend an, über ihrem ganzen entzückend-en Per sönchen lag eine so rührende Hilflosig trit ausgegossen daß eine Weigerung gewissermaßen zur Unmöglichteiti wurde. Jn mir war aber das Ver-! lan erwacht, ihrem Besuch eine ge- « wiISeeIAusdehnung zu geben, etwas ; Näheres über sie zu erfahren, und so; machte ich einige Umstände. —- —·»Jch würde mit Vergnügen etliche Blau scheine in die Opferschale legen, mit doppeltem Vergnügen, wenn es durch Jhre Vermittlungf geschehen könnte, meine gnädige Frau —« »Ach, dann bitte, thun Sie es doch! Sie können sich gewiß nicht vorstellen, wie schrecklich es ist, welche Selbst iiberwindung dazu gehört, bittend von Thüre zu Thüre zu gehen, ver drießliche Mienen zu sehen, harte Worte zu hören!« Des reizenden Weib-es Hände erho ben sich wie in stummer Bitte. wobei der zurückfallende Aermel den Anfang eines wundervoll gemeißelten Arme-« sehen ließ, ihre Blicke wickelten mich ein wie eine Liebkosung. »Aber, meine verehrte, gnädige Frau,« fragte ich so fanft wie nur mö lich, »warum quälen Sie sich so! La en Sie doch andere sammeln. das ist ohnehin eine Aufgabe, die sich für ältere Damen besser eignet!« «Mich verpflichtet ein Gelübde, das mir heilig ist.« »Ein Gelübde —2« Jch beugte mich näher zu ihr. «Jch gelobte, die sechzigtausend Mart zu erbitten, deren Schwester indora und Benedilte bedürfen, um den Grund zu legen zu ihrem gottge fiilliaen Werte. Sie haben niemand als mich, leben inmitten einer bitter armen Fischerbevölterung, die so reich —- ach, so reich! —- an berlassenen Kleinen ift.« War sie toll? —- Oder machte sie sich einen schlechten Spaß mit mir! »Das ift ja rein unmöglich!« entfuhr es mir. Ein fcheues, ich möchte sagen über irdisches Lächeln ging in ihrem Ge sichtchen auf. »Die Hälfte habe ich schon, sogar darüber!" sagte sie. »Wie ist das möglichs« »Mutter und ich reisen seit einem ahre von Stadt zu Stadt, und ich »he noch an wenigen herzen gepacht, ie mich ohne jedes Scherflein gehen hießen. ·Selbst die Harten und Kar gen, die Ungläubigen gaben mir, W auch nur spärlich« i ( i i ,,Kein Wunder,« dachte ich, »wer widersteht diesem Gesichtchen, so lieben Augen!« Laut aber sagte ich: »Die beiden Barmherzigen sind Jhnen wohl verwandt?« Die junge Dame schüttelte denKopf. Es war bei meiner Frage eine jähe Veränderung mit ihr vorgegangen, ihre Augen hatten einen starren, trost losen Ausdruck angenommen. »Sie pflegten meinen Verlobten während seiner monatelangen Krankheit bis zu seinem letzten Athemzuge mit uner miidlichre Hingebung —« «Verzeihung, gnädiges Fräulein, das ich ohne es zu ahnen, so traurige Erinnerungen geweckt habe!« »Sie sind immer wach, immer-, ich sehe ihu stets, meinen Albert, er be gleitet mich, wohin ich gehe, und kann er auch nicht zu mit sprechen, an mei ser Seite ist et mir doch und bedeutet " mit durch Zeichen, was ich thun soll. « ": -—-Sie stand aus bog den Kopf hin « ,teuiiber und schaute wie in Verzückung « Geile hinaus. Dann mit der einen eid m die Höhe zeigend legte sie die M auf meine S,ehultet mir zu M Id: »Seht Sie ihn, sehen Sie! «-, Dich werde mich nicht be · nicht muten und wei " » h- das han« vollendet dasteht, , Dom tragen soll, in dem weilen wird, die armen I Mem vi- vsi so ich- ec liebt hast! Albert! o Albert. o nur hinaus zu dir, zu dir!« —«— Alice war von wunderbarer, berückender Schön heit in dfeTen Augenblicken der Ekstafe, die prachtvollen Augen unnatürlich weit offen, strahlend, die sein model litten Nasensliigel in leise zitternder sBewe ung, der ganze schlanke und doch volle örper ein rundweiches Leben. »Und in der Stimme, die sich bald bou, Jbald zu hauchendem Flüstern hinab-: sank, welche Beseligung. aber auch welche Energie und Leidenschaft! Nichts entging mir und doch war mir so unheimlich zumuthe wie vielleicht noch nie in meinem Leben, und zu gleich erfaßte mich ein unendliche-« Mitleid mit der llnglüctlichen. —- Sie sprach nicht mehr, der Glanz ihres Blickes war erloschen, aber ti-. stand noch immer regungslos in der gleichen Haltung, starr in Die Höhe schauend. uFräulein Nehard,'« sagte ich, ihre Hand ergreifend, »wollen Sie mEr nicht Jyre Adresse sagen? Ich würde mir erlauben, Sie nach Hause zu bringen« « Zusa mmcnsssteckello halte sie Iiui nkir zugewandt und schaute in ich nun groß und fragend an, als wisse sie nicht« was sie aus mir machen solle. Endlich fragte sie tonlos: »Was?« Jch wiederholte Frage und Aner bieten von vorhin, und sie nannte, noch immer wie eine Geistesabwesende eine elegante und mir wohlbekannte Familienpension Jhr den Arm bie tend führte ich sie zu einem Divan der in meinem Kontor stand, riei dann den alten Bernhard, unsere-i Diener, und beorderte ihn. schleunigst eine Droschle herbeizuholen. Mit flie gender Hand schrieb ich meinen Nu men in die Sammelliste, setzte dieZabl 200 daneben versah mich mit Geld und widmete mich wieder meinem schönen und bedauernswerthen Gaste. Die unnatürtiche Spannung und Vertlärung von vorhin, war jetzt aus ihren Zügen gewichen, sie hatten den natürlichen Ausdruck zurückgewonnem nur sah sie sehr niedergeschlagen und erschöpft aus. »Wurden Sie wohl die Güte haben, mir einen Wagen ho len zu lassen, ich fühle mich nicht ganz wohlt« sagte sie. —Natiirlich war ich mit Vergnügen dazu bereit, und zehn Minuten später saß ich neben Aliie in einer Drofchie. Sie hatte mein-. Begleitung schweigend geduldet, sprach aber unterwegs sehr wenig und berührte mit teinern Worte ihren bisw niiren Zustand von vorhin. Schwanz mit der Bision selbst auch die Erinne rung an sie? Wie trostlos dachte ich daß eine solche Liebe einem Todten gilt! Armes Kind, sie könnte so glück lich sein! In ter Fremdenpension, in der sie wo nte, — ich war ihr die Treppe hin aufgefolgt, ohne vorher die Erlaub niß dazu einzuholen -—— wurden wir von einer recht würdig aussehenden älteren Dame empfangen Sie schien zuerschrecken, als sie Alice in meiner Begleitun ankommen sah und ließ einen prüFen den Blick über sie hinglei ten. Dann sagte sie halblaut zu mir: Bitte, nehmen Sie Platz, mein Herr, ich werde gleich wieder zurück sein,« faßte des schönen Mädchens Hand und rerschwand mit ihr in ein Neben zisnnier. Ich war aber zu erregt zu ruhigem Sitzen und betrachtete die im Zimmer hängenden Bilder. —- Schauderhast! dieses zü ti e Weib — war sie — war sie wa nannigT Endlich tam die ältere Dame urück und sagte, mich abermals zum reizen einladend: »Meine Tochter hat Sie wohl aufgesucht, um Sie für das ge rlante Kinderashl an der Ostsee zu interessiren, nicht wahr!'« Jch b ahte, Frau Rehard die Sammelli te in Begleitung von zwei Zindert Mart einhandigend· »Bantiee rückner, gnädige Frau,« sagte ich mich vorstellend. »Und Alice hat einen nervösen An fall gehabt, ihren verstorbenen Bräu tigam zu sehen geglaubt!« Wieder bejahte ich. Rebard, mit dem Taschentuch ihre Au »qen betupsend. »Seit ihres Verlobten ITode ist meine Tochter recht leideno, sc oft re an ihn erinnert wird, stellt sich ein solcher Ansall ein, der freilich rtie lange anhält.« »Und es gibt tein Mittel dagegen?« fragte ich. »Das Uebel wurzelt im Gemüthe, dagegen giebt es teine Arznei,« erwi derte Frau Rehard wehmüthia.· »Jn der Apotheke nicht, das glaube ich, aber Zerstreuung, Ausheiternng.« »Meine Tochter will sich nicht zer streuen." »Wenn gnädige Frau ibr vielleicht die Gesellschaft Fremder aufbringen würden, dann wäre die junge Dame noch gezwungen. sich wenigstens zeit weilig zusammenzunehmen.« »Das wäre äußerst schwierig denn Alice slieht den Menschen, sofern sie ihrer nicht siir das Kinderasyl bedarf. --— Aber zu Professor Bärner will ich mit ihr gehen; wie mir hier gesagt wurde, gilt er fiir eine Autorität er sten Ranges auf dein Gebiet dir Ner j venheiltunde.« l Jch bestäti te diese Versicherung-, Ida-m nahm i Abschied, die Erim-v - niß erbittend, mich nach Fräulein Re hards Besinden ertundigen zu dürfet-. Drei Monate später war ich mit Aliee verloth Wie es getomrnent — Wie oerlei Dinge eben kommen. Hi fteressy Bedauern, eistige Beschä ti un mit ihr, häufi es anregen s lgei amnrensein mit i r, der Einfluß, rden S önhett, Ju endsrische und Seltsam ett auf je s Menschen - msth üben! ro or aners Ze hdndlexg weihe Damen veran lasse. ihren Aufenthalt sehr wesentlich , »Ach- es In thUlOö!" jkuszze Frau zu verkängerm trug die besten Früchte. Alice wurde froher, freier, sie blühte indem gleichen Maße auf. wie die sie so schwächenden visionären Zustände sich seltener und seltener einstellten und die Aussichten für das Kinder afyl sich bessertcn. Nicht obne meine Mitwirkung. wie ich ohne unbescheiden zu sein, bersichern dars. —--· Unserer Verlobung folgten köstliche Wochen, traumnaft still, aber von unbeschreib: lichem Zauber durchweht Jch war io glücklich, wie man nur sein kann, trotzdem ich damals bereits zwischen Acht- und Neununddreißig schwebte-, über die Jahre überfchäumenden Glitcksempsindens also schon seit ge ruumer Zeit hinaus war. Daß Alire so gut wie kein Vermögen besaß, die Damen von einer Rente lebten, die ihr Tod wie ihre Verheirathung zum Er löschen brachte, was-s machte das mir aug! Jch hatte genug siir uns beide und noch für einige mehr, und das sagte ich auch, als sie mir ihre «Ar inuth« entgegenhielt. Jm Einverständ niß mit Professor Borner hatten trir den Oktober für unsere Verbindung ausersehen· Um die Monatsmttte etwa sollte die Hochzeit gehalten wer den, dann wollte ich meine jungegrau nach Italien und Aegypten zii ren, um erst Ende April wieder heimzu kehren. Seit fünfzehn Jahren hatte ich mir keine längere Erholung ges gönnt, folglich durfte ich mir mit gutem Gewissen endlich einmal einen halbjährigen Urlaub nehmen, umso mehr, als ich in meinem um sechs Jahre Züngeren Bruder einen tüchti gen Vertreter besaß. bereit, die ihm zugedachte Last auf sich zu nehmen. Mitte September erklärte Aiice plötzlich, nochmals nach Stiel, ihrer Heimath zurüatehren zu wollen. um ibre Angelegenheiten zu ordnen und sr . während etwa vierzehn Tagen in strengster Zurückgezogenheit aus ihren künftigen Beruf seelisch vorzubereiten. «Jn dieser Zeit hörst Du keine Silbe von mir. liebster Robert!« sagte sie. WDaß ich mit diesem Plan keines wegs einverstanden war, wird jeder begreifen, ich widerstrebte ihm auch mit aller Kraft, meine Braut bestand aber in ihrer zwar sonsten,»doch zähen Weise aus ihrem Willen, und da sie Professor Börner aus ihrer Seite hatte. mußte ich schließlich nachgeben, so ungern ich es auch that. Unser Abschied war ein sehr beweg ter, ich lonnte mich nicht trennen von meinem Lieb. —— Nach der Damen Abreise nahm die Zeit für mich einen bleiernen Gang an, trotzdem bis-her noch kein Tag ver gangen war, ohne mir wenigstens einige liebe Worte von der Hand mei ner Braut zu bringen. — Eines Mor gens aber blieb der gewohnte Gruß aus, dasiir aber ließ sich der Pensions wirth gegen Mittag bei mir melden, um mir mitzutheilen, daß ein Geheim polizist nach den Damen Rehard ge sragt hätte, die verdächtig waren, al lerlei Schwindeleien größeren Stiles verübt zu haben. Bei dieser Gelegen heit erfuhr ich, dasz meine künftige Schwiegermama ihre letzte Rechnung mit 1117 Mark nicht bezahlt hatte, da sie ja im Oktober wieder kommen wollte und den größten Theil ihres Eepäcles, etwa zehn Rosser und Kör l-e, zurückgelassen hatte. »Aber, Herr Brürkner,'« sagte der Mann tleinlaut, «eL tommt mich hart an, es zu sagen: in den Lossern und Rothen, die ich aus den Besuch des Polizisten hin ausschließen ließ, ist nichts als alte Bücher-. Zeitungen und Steine. die mit ein paar Kleidern zu edeekt waren. Sie können sich selbst avon überzeugen-« Hätte man ntich unversehens in die Hölle hinabgestoßen, es wäre mir wohl kaum schlechter zumuthe gewesen. als bei diesen Erzählungen.——Meine veraötterte Braut und ihre Mutter raifinirte Schwindlerinnenkk —— Mit niir drehte sich alles im Kreise. — Ich bezahlte den Wirth und hatihn, über dac- Vortommnisi welches sich- bald refriediaend auitlären würde-Schwei gen zu ketvahten, das er mir bereit willia versprach. Tann fuhr ich nach der Polizei und hörte vom Kommissar-, den ich in meine Beziehungen zu Alice einweihte, es bestehe starler Verdacht, daß sie in die eigene Tasche gesam meli habe und die Geschichte vom Kin deranl purer Schwindel sei. Einen Ort, wie sie genannt, gebe es an der Ostsee überhaupt nicht. und dann hatte sie den angebettelten Personen —- weit iiter hundertnndfünfzig hatten ihr mehr oder minder beträchtliche Bei träge gegeben —- verschiedene. nicht gleichlautende Sammellisten vorgelegt, die theilweise gesälfchl gewesen sein dürften. Ferner erfuhr ich, daß sie ihre Sammelgänge bis in die letzteWoche hinein fortgesetzt, trotzdem sie mir de ren Einstellung schon lange vor unse rer Verlobung zugesagt hatte. »Wiinschen Sie sich Glück zu diesem Ausgang, Herr Brückner,« sagte der Mann, mir die Hand drückend. »Sie· sind mit einem blauen Auge davon geiornmen. Wer weiß, was Sie noch erlebt hätten, wenn es den Frauen nicht heiß unter den Füßen geworden wäret Sie miissen gemertt haben. daß wie ihnen aus den Harten sind.« Jch war vernichtet Bei der imtehr fand ich einen von zärtlicher chwärmerei überfließenden Brief von Alice, worin sie mir mit theilte, daß nunmehr «Retraite« be inne, und ich in den nächsten vierzehn zagen nichts von ihr hören wurde. Es i wohl überflüssig zu sagen. daß i überhaupt keine Nachricht mehr von ihr bekam nnd überdies das Ver niigen hatte, Prose or Börners nung zu malen. as weiter an- den Damen haed wurde, weiß ich nicht. Die Polizei fand glücklicher Iweise keine Spur von ihnen und ver I,tnuthet daß sie sich mit ihrer Beute lnach Amerita geflüchtet haben. — Jch aber bin Junggeselle geblieben. Unser Naschtätzchen. Hunioristisches aus dern Kinderleben rson Rols Crucqu Eine der allerhäufigsten Verwar :.ungen seitens der Mutter an ihre jungen Kinder pflegt in den Worten u gipselnI »Nasche nicht!« Jn der That giebtes auch bei unseren tleinen Leuten taum wieder eine so garsti e Ilngetoöhnung wie die, von allernE - taten, an das sie zu gelangen vermö gen, zu kosten und zu tuabbern. zu leclen und zu naschen! Schon aus ge sundheitlicken Rücksichten muiz ent schiedenVerwahrung dagegen eingelegt werden. Denn wie leicht istes möglich, daß so ein Naschmiiulchen auch mal Von etwas ißt, was der Gesundheit einen argen Stoß versetzt —-— kleiner Verdauungsstörungen nicht zu geden ten, die sich nicht vermeiden lassen. trenn sich der junge Magen nicht der gehörigen Diiit besieißigt. Iiir mich giebt es taum ein liebli cheres Bild, als so ein hetziges Wesen, das rothtoangig und ftrahlenden Au ges, danach verlangt den von ihm so sehnsüchtig begehrten Bissen über die L: ppen zu schielen Fritzcken ist bei der Tante zu Besuch Selbstverständlich weiß sie, wonach sein Her-zehen lechzt und weswegen der lleine Schelm auch zumeist zu ihr gekommen i.st Sie läßt ihren Liebling also nicht lange in Ungewißheit nnd beginnt: »Hier Fritzchen hast Du ein Stück Kuchen! Nun, wag muß man sagen?" — Fritzittenx »Ich bitt« noch um eins!« « Ein andermal besucht der Knabe nieder die Taute. Er hat nämlich gehört daß sie Kuchen gebacken —- und Tanteg Rucken darüber geht einsach nichts! Wie man Kassee trinken und sich um den Tisch setzen will, statt die Sante. weil noch mehr, darunter auch lKinder, anwesend sind, ihren Lieb ling: »Nun, Fritzchem neben wem möchtest Du denn sitzen?« — Daraus erwidert das Ledermautchem ohne sich auch nur einen Moment zu besinnen: »Neben dem Napstuchen, Tantchen!« Daß die Phantasie der tleinen Leute sich unausqesetzt mit alt den herrlich teiten beschäftigt, die dem Gaumen schmeick.eln und dem Magen Wonnen verschafsen — wer möchte es ihnen verargen? —— Lottcben sitzt neben der Mutter aus einer Fußbanl. Damit dagAind recht artig tei, beginnt jene i zu erzählen. Natürlich etwas-, war-( geeignet ist, das Interesse der jungen( Ilsenschenbliithe wach zu hatten. Die Mutter hebt also an: »Weißt Tu, Lotte, heute Nacht hat mir wag Wun derbares geträumt! Jch sah einen herrlichen Napftuchen, den kriegte ichs geschenkt. Und wie der tchmecttel Ers hatte sreilch viele, viele Rosinen, unds darüber war ein Chotoladenguß mit Schlaaiahne!«— Lottes Augen straft-l len. Sie drängt sich dickt an der-. Schooß der Mutter-, und das Köpf ctien barauflegend, sagt sie: »Bitte, bitte, Tituttchent Wenn Tu wieder in was träumit, dann laß mich doch ja lsri Dir schlafen!« Eines Tages wird Lotte von der Mutter mitgenommen. Tiefe hat Be iorgungen zu erledigen, und das Feind läuft neben ihr her. »Sieh mal, Marna! Den schönen Himbeerluchem Kauf mir doch davon ein Stiict!« »Nein, liebe Lotte!« versetzt die Mutter entschieden. »Wir brauchen ringt Geld zu etwas Besserem!« · a blickt Natchmiiulchen zur Mut-; ter auf und fragt ganz verwunderi:! »Ja. .. giebt es denn noch wag Bef- I seres?« Ein andermal, als Lotte wieder von schrecttichern Verlangen nach etwa-Hi Leckerem geplagt wird, bittet sie: »Mama, gieb mir einen Bonbon!«« »Du hast eben aegessent Du be tommkt jetzt teinen!« - »Bitte, titte — einen einzigen!" »Nein. es bleibt dabei!« ; »Na —- dann leit« mir wenigsten-:- ; einen!« i Der tleine hans ist auch ein’ Schlaubergen Er weiß genau, wenn essbei Taste Utrite etwas zu naschen Ioder überhaupt zu essen giebt, was seinem Schnabelchen be agt. Er hört tämlich zu. wenn sie ch mit seiner Mutter von Wirthichaftsdjngen un Uegxtt und sdabei erzählt: »Wer ens t ich Schoten mit Karotten.« o erl ,Uebermorgen backe ich eine Torte —-i ich bin nur noch nicht schlüisig obich; Matronen nehme oder Creme-Fiit-I langs« Taan spitzt Häuschen die; Ohren und tiiftelt in seinem Köpfchen, » wie er’s anfängt. daß er auch was abtriegt von dem Leckerbissen. « An dein bewußten Tage um die Dzittagjzeit tlingelht bei Tante Ul u e. »Ei, sieh mal an, Hans! Wo Kommst Tit denn her?« · »Tankchen, ich möchte heute bei Dir zu Miiiaa essen!« »Es iangi nicht, mein Hänschewi Ich habe nicht auiBesuch gerechnet!« Der Knirps, der knapp über den Tisch hinwegsehen kann, etwideri: »O doch. Tantes Es wird schon langen! Weißt Du, ich nehme mir immer zuerst!« -—— Der Steine Franz ist bei Bekannten zu Weins-. Die Frau des Hauses fra i ihn: »Wenn mußt Du denn wie er nach Hause. mein Jan e?« — -Unv der kleine Kerl erwiderte tonl gkeg«: «Nachher· ——— wenn i satt in.« Auch als Eniani ierrible zeigt sich leider so ern Nnichmäulchen qr nicht felien und oft-von einer eite, die allerhand- Verlegenheiten herausbe schneer So ei1 Enfant terribie iit der ileine Willi. ·Die tftiern baten den Hat-sichrer eingeht-ern Er war schon zum Mit tagessen da und blieb euch zum Kai yee. Zum großen Verdruß Willis, der aus Erfahrung weiß, daß gerade die ser-Gast immer einen iiikcksterlicken Appetit entwickelt« und deshalb ahnt, daß er auch heute wieder in die io prachtvollen Pfanntnchen eine tüchtige Breiche legen werde· Mutter. »Nicht wahr —-- Sie essen tueljen2« Dante iebr, meine nnädiige Frau. ich habe bereit-.- zwei gegessen und Möchte Dkch ——« Da iätit dem Gaste der kleine Willi hastiq inJ Wort: »Nein Mann-L» Vier hat k icbon negessen! . .. Jch hab’g gezählt!« Noch einen anderen Streich hat der Dreitiisehoch auf dem Gewissen. Das kam so. Willi ioll mitgeben zu Onkel Karl. Die Tante, die bei den Eltern zuBes iuch gewesen, will ihren Lieblinggern einige Stunden bei sich haben. Der Knabe geht sonst io riesig gern mit. Aber beut’ i er tteinlaut und sichtlich Michlüisia· Nach einigen Augenblicken, erfüllt von einigem Ueberlegen, gehter zum Tisch, tno noch immer sein Weib snnchtåteller steht mit den von ihm so liebe geliebten Wat- und Haielniissen i Diesen faß: er und tritt zu der Groß ; mutter. I »Hast Du gute Zähne, Großmut ter?« »kleier nicht, mein süßes- Kind-L« »Weißt Du was, Großinama, — dann heb· mir doch, bitte, meine Nüsse Jqu während ich bei Onkel start bin.« -- -—s doch bestimmt noch einen Pfann-. »Bikkk, Herr Dotier!" nöthigt dies i i i Ja, Maiwurm Und eusigrrircrix Nehmt sie unserer Kinderweltss— und ihr macht sie dettelarm!.. Jhr bringt sie um tausend Freuden, die das kleine Herz laut schlagen lassen und die Phantasie unauggesetzt erfüllen! Damit will ich selbstverständlich nicht sagen, daß der Naichsucht Thiir und Thor weit offen stehen sollen. Aber wozu sind denn die Eltern und Er zieher Vorl,anden »wenn nicht auch dazu, das; sie weise und gerecht abwä gen, wann so ein Naschnräulchen sei nen Herzenswunsch erfüllt lriegett darf und wann nicht? Uebrigens ist es ein Unrecht, wen-I behauptet wird, daß nur die Kinder-— tvelt Freude an Süßialeiten habe. Auch Erwachsene sind oft genug da rauf versessen. Und das schadet auch nicht im mindesten. Denn es stände um die Menschheit in gesundheitlicker Beziehung um vieles besser, wenn sie mehr Zucker tonsumirte. Das gilt für Erwachsene genau so wie fiir die jungen Menschenbliithen. w— ctu isjanttchei Gefängnis « n der »Na-ne des Deux Mondes-« veröffentlicht Andre Bellessort eine Schilderung des Gefängnisses zu Omuta in Japan: »Ich hatte,« schreibt er, »schon in Totio ein Ge fängniß gesehen, ein Ijtustergefäng riß, vor tem eine alte Fru, die dort turje seit eingesperrt war, nachihrer Fre la ung zu ihren Enteltindern tax-te: ,.Acl,! meine Kinder, was siir uten Reis man dort asz! Und die chönen Kirschbäume, die im Hofe blühten! Solche Kirschbäume gibt eg nicht einmal im art von Ujeno.« m Gefängniß von muta habe ich tetne Kirschbäume bemerkt, aker ich fand auch dort jene start vergitterten höl zernen Gallerien, die von einander ge trennt sind und genau so aussehen wie die Käfige in unseren Menaap rien! Hinter den Gitterstiiten lagen, der Kälte und der hitze preigge eben, von den Fliegen gepeinigt, die « erar thetlten unter gelben Decken. Die großen Käfige enthielten bis zwanzig Menschen, die mittleren fünf bis sechs, die kleineren nur einen, der in seiner Jsolirhaft Furcht und Mitleid einflöftr. Ein mit einem dicken Stock bewaf neter Gefängnißwiirter schritt um Direktor hin, grüßte militarisch, schlug dann mit seinem Stocke gegen das Brettern-ers der Gefangenengalle rten, wie ein Bändiger, der die faulen Beftien aufriittelt, und schrie: »Grü ßen!« Die Gefangenen, die nicht schon auf der Erde lagen, warfen sich niede und warteten aus das zweite Kom mando: «Aufstehen!« Ihre Gesichter sahen gar nicht grimmig aus, sondern eber traurig: es war die Traurigkeit, von Leuten, die keinen eigenen Willen ' mehr haben und sich iiber ihre Zukunft keine Gedanken mehr machen. Die nicht vergitterten, sondern ganz ge schlossenen Korrettionszellen erhielten ihr Licht nur durch eine kleine Lukr. ;Die Verurtheilten, die unsere Ecixritu igehört hatten, sprangen aus nnd smachtem da sie «ri:nien, daß man sie stetrachieie gegen die Wand hin tiese sVerbeugungen Wir hatten bereits sast das ganz-.- Eiabiisserneni gesehen und wollten gerade den Kraniensaal betreten. als« der Direktor einige Worte mit unsereni Begleiter, einem japani schen Le ret sremder Sprachen, wech selte. I ir kehrten um« und man führte mich vor zweiKiisige, die nur von je einem Gefangenen besetzt wa ren. Ein Stockschlag an die Gitter stangen, und die beiden, in Ger e kleideten Männer, lange, sehnige e stalten mit herabhängenden Schauer biirten und müden Augen, kniete-i nieder und warfen sich mit einem soc chen Ruck zu Boden, daß ihre Stirn neigt den Fusäeden prallte. »Die bei n,« sagte Direktor, »sind ein Hauptmann und ein Maior unseres s jtdeereey die aus Formosa vor dem Feinde geslohen sind.«—« »Ausstehen!«· trhrie der Warten Die beiden Man ner sprangen wieder auf und zogen sich wie scheue Thiere in den hinter grund ihres Käfigs zurück. Jch hatte mich entfernt. Diese Schaustellung war mir peinlicher als- der Anblick der Lepratranten im Tempel von Kato Riiornasa »Ja!« sagte der Professor stolz- »so behandeln wir die geiglinge. Und diese Männer waren « am, rai, Edelste der Nation! Sie hohen sich nicht ten Unterleid ausges lrhtx see gingen lieker in’s Gesang-il « es est ichs-wuche- Jch sahum an: sein-Züge triefen auf eine:1«Bauernsohn hin. seine Manieren auf einen Empor tönnnling. »Sie hätten sich selbst be strafen n:iissen,« rrgänzte er. »Ich weiß, daß man im ttrieae mit China Ossiziere gesunden bri. die sich den Säbel durch den Leid gejagt hatten. Es war nach einer ZchlachtZ Jhsre Soldaten, Leute aus«- deni Volte, wa ren der Ansicht gewesen« dasz sie (die Ofijzierej nicht tapfer genug getärnpft hatten: und während der Nacht waren Unterosfiziere in ihr Zelt getreten und hatten ihnen zu Geniüth geführt, daß re rni Interesse des tilegirnents ver schwinden müßten, wenn sie nicht den Muth dazu hätten, würde man ihnen nacht-elfen Ich weisz das Alles ganz genau, aber man darf das nicht laut sagen· Es ist nicht ehrenvoll genug fiir Leute aus dem Adel, und sür Leute aan dem Voltc ist es wieder zu ehren vo ...'« Ee langte ferne Gesunder-. Der neue Gouverneur von Deutsch Osiasrita, Freiherr von Rechenberg, war in den neunzisxsr Jahren, nach dem Sansibar in englischen Besitz übergegangen war, dort unächstVize tonsut und nachher Konsan Als sol cher hat er sich durch seine seste und energische Haltung große Verdienste erworben. Diese seine Haltun im ponirte auch den Englanderm e da siir ein gewisses angeboreneo Ver ständniß haben und nur iiber Anzei ajen der Schwäche die Achseln zucken. Die »Leivziger Neuesten Nachrichten« erzählen von der damaligen Wirksam teit dei- neuen Gouverneurs folgende hübsche Geschichte: »Als man in Sansibat darüber ver handelte, wie man im Juni 1897 das rJubiiiium der Königin Viktoria feiern sollte, forderten die Englander. alle Häuser sollten englisch siaagen, der deutsche Konsul ietztees jedoch durch, daß jeder Staatsaneehörie mit sei ixen Landeesarben slanatr. St besorgte in aller Heirnlichleit in Paris-Se laam so viel schtvarz-weisz-rothes Flagaerituch atz auszutreiben lvar, und am Festtage erlebten die Englän der ein eigenartiges Schauspiel. Da die hauptsächlichsten Handelshiiuser in Sauf-bar deutsche sind und diese von even bis unten in schwarz-weiß-rothe5 Tuch einaetvieteit waren. so präsen iirte sich die Strandtinie der engli schen Rolonie von der See aus ge sehen als ein fast ununterbrochener Streifen von Schwarz-Weiß-Roth. Ein interessanter Epiloa um San sibariVertraas Aber die -,nglir«nder, die viel Sinn siir einen grotesken Du inor haben, nahmen Freiherrn von Stieckenbern diese eigenartige huldi cung zu ihrem nationalen Fest nicht übel, sie feierten den Juhiiiiumgtag sehr augqiebig unter der deutschen Magaz sie wußten aber: der Many ist aus dem Posten« Praktisch Gast: »Bringen Sie mir vier ge tochte Eier . . . oder drei das genügt auch!« Wirthin: »Na, nehmen Sie nur vier; ich's-tun Ihn-n ja ganz tleine aussuchen!« Dtchtertinns Klage. Dichterling (in der Sommersrische zu seinem Wirthe): »Alle-Z ist«in Jhrer Sommersrische sehr schön und gut . . . nur die Brieftasten sind viel zu klein!« -—·-»-.—... Unenvortrr. Gast tzum Pitolo): «Nun, Kleiner. was thust Du mit den vielen Trink geldern, die Du betornmst?« Pitolo: »Die muß ich alle dem Kell ner abgeben, und bei Ihnen muss ich jedesmal noch siins Pfennige zulegen. weil der Kellner mir nicht glauben will, daß Sie nur Iiins Pfennige Trinkgeld geben« —— Modern. -- » . . Jch begreife nicht, wie Sie Jhee ausgedehnie Thäiigieit ia den Verei nen mit den Pflichten gegen Ihre Fa milie in Einklang bringen können!« »Das macht mit nicht die geringsten Schwierigkeiten Jch sehe meinen Mann und meine Kinder bei-ists alle Tages« .