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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 15, 1906)
Malves Mitgift Roman von Gurt Darm-darf. (8. Fortsetzung) , »Mein Vater hat Dir also ge agt —« »Daß Du die· ganze Mitgift hin geben willst, um das wirtliche oder vermeintliche Unrecht Deine-Z Schwie gervaters gut zu machen. Ja, er hat mir’z erzählt. Und Du darfst ihm deshalb nicht zürnen. Jstes denn nicht gut, daß wir uns dadurch wieder näher getreten sinds« Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern sagte bestimmt: ,, ch wieder hole also, daß Du mir s ine Frau nach Frankenhagen bringen mußt, Bernh Jch wünsche sehnlich, sie mit als Freundin zu gewinnen. Denn ein Wesen, dem zuliebe Du so freudig be reit bist, alles hinzugeben, muß un gewöhnliche Vorzüge haben. Du wirft mir erlauben, ihr zu schreiben und sie einzuladen —- nicht wahr?" »Fch weiß wirklich nicht, Lydia, ob ich odiel Großmuth annehmen kann. Mein Vater würde darin vielleicht eine herausforderung erblicken, die e: Dir— ernstlich jibelnehrnen · tijnntezs Mir Iener iroizen, herrnchen Deme g·ung, die er schon von den Kinder tagen- her an ibr kannte, warf Lydia den Kon in den Nacken. »Sollte ich mich durch solche Rück sicht abhalten lassen, zu thun, was mein herz mir vorschreibt? Es würde mir wehe thun, wenn Du mir die Erfüllung meiner Bitte verfagtest.« »Und von mir wäre es undankbar-, wenn ich’s thäte. Auch ich kann nur wünschen, daß Du Maloe tennen lang« » as ist also abgemacht. Du fährst jetzt nach Stockholm zurück, nicht wahrt-W « »Ich hoffe, daß das Befinden mei ner Schwiegermutter ihr die Fahrt nach Schweden gestattet. Denn ich möchte sie und Sigrid mit mir neh men, einmal um Matt-es willen und dann, unt sie wenigstens vorüberge hend aus der Pein der hiesigen Ver hältnisse zu befreien.« »So wirst Du dieGiite haben. mich rnit einer Zeile zu benachrichtigen, wenn Du den rechten Zeitpunkt für meinen Brief an Deine Frau ge kommen glaubst. Und ich würde Dir Dank wissen, wenn Du vorher ein gutes Wort für mich bei ihr einlegen wolltest. — Und dann noch ein offe nes Wort: Du willst Deinen Abschied nehmen?« »Das Gesuch ist bereits unterwegs. ch kann mich in diesem Augenblick chon als verabschiedet betrachten.« »Und was vlanst Du für die Zu tun-ft? Haft Du schon einen bestimm ten Entschluß gefaßt?« Er schüttelte oerneinend den Kopf. »Dazu hatte ich bisher wirklich keine Zeit. So lange mir die Sorge um Malve aus dem Herzen liegt, kom me ich schwerlich zu einein Entschluß. Aber es wird sich schon irgend etwas fiir mich finden. Das aber verspreche ich Dir schon je t, daß ich keinen ent scheidenden Ent chluß über meine Zu kunft fassen werde, ohne Dir davon Mittheilung zu machen und Dich um Deine Meinung zu befragen.'« ! »Ich halte Dich beim Wort, Bernd! ; .Wir wollen lklzute Kameraden bleiben.’ Und jetzt so st Du mir etwas von! . Deiner Frau und von ihrer Familiei erzählen. ch kann Dir nicht sagen,! wie ich mi daran freue, sie kennen zu lernen und sie auf Frankenhagenz äu haben. Denn Du mußt sie mir ringen, sobald ihr Zustand es er-4 laubt. Sie kann sich nirgends besser; erholen, als in der herrlichen Luft! unserer alten Buchenwälder· Es ist( lange her, daß wir nicht in ihrem! Schatten geritten sind, Berndt Aber Deine Wurde als junger Ehemann wiid Dir hoffentlich nicht verbieten, daß wir's bald wieder thun.« Er versicherte lächelnd, daß sie sich .«in dieser Hinsicht leine Sorge zu ma chen brauche. Und dann begann er wirklich, von Malve zu ihr zu spre chen wie zu einem guten Freunde. Als g bei einem Blick, den Lhdia auf ihre aschenuhr geworfen, zu ihrer Ueber raschung inne wurde, daß ihr Spa ziergang sich schon über mehr als eine Stunde ausgetht hatte. wußte sie . M Maer und ihrer Schhesier so stel, als wäre sie seit langem ihre ver " trautefte Freundin gewesen. 10. Kapitel. »Hätte ich etwa schweigen sollen? Wurde ich nicht zum Mittenulbigen in demselben Augenblick, wo ich von ten Betrügeeeien Breitenbachg Kennt nis erhielt und sie untkkätig weiter ge wahren ließ?« Mit seiner scharfen, etwas hohen Stimme hatte Doktor Ellboer, der Chefredatteue des «.Detold«, es aus ernten Er war er , te t, wenn diefe Eteegung sich äußer li auch nur in einer noch tieferen Blässe feines nervösem durchgeistigten Gesicht-i u erkennen gab. Er stand in — einem pattanisch emgerichteten Re — ktionsbureau vor dem alten Wbpult, und feine tiefliegenden « Innen blitzten zu dem jungen Manne Mön, an dem feine Worte gerichtet Its-Muth Der war in seiner· äußeren Erschei Mss der vollständige Gegensatz zu N betü ten Journalistenx Groß « M Ame-eig, mit weit auf die des-a use-dem, blondem Boll - bart und klarem, ruhigem Buck. er schien der etwa Dreißigjährige wie der aus eprägte Typus des ernsten, zielberou ten Geistesarbeiters. Er hatte den Ueberrock nicht abgelegt, als er vor einer Viertelstunde das schon vom Licht der elektrischen Arbeits larnpe erhellte Redaktionszimmer be trat. Und vor einigen Minuten be reits hatte er sich wieder entfernen wollen, als der Zufall. der ihr Ge spräch auf die Breitenbachsche Ange legenheit gelenkt hatte, ihn festgehal ten. »Ich sage nicht« daß Du hattest un thätrg bleiben sollen«, erwiderte er mit ruhiger Freundlichteit. »Aber Du hättest meiner Ueberzeugung nach einen anderen Weg einschlagen müs sen. Dein Verfahren war das eines Arztes, der zu einem lebens«efährli chkn operativen Eingriff ,chreitet, ohne vu versuchen, ob die Wunde, die er behandeln soll. nicht auf eine an dere Weise zu heilen wäre. Und ich tann Dir nicht verhehlen, daßDu mir Deinem rücksichtslosen Vorgehen einen unendlich viel größeren Schaden an gerichtet haft, als die Männer, dieDu brandmarten wolltest.« »Das sind Ansichten, die ich nicht verstehe. Jch bin aus meinen Posten gestellt, um der Allgemeinheit zu die nen. Und ich glau e meine Aufgabe nicht besser erfüllen zu tönnen, als da durch, daß ich schonungslos der Lüge zu Leibe gehe, wo ich immer sie treffe Jn demselben Augenblick, wo ich mich auf Compromifse einlassen würde, würde ich auch schon den Boden unter den Füßen verloren haben.« »Zch kenne die ideelle Auffassung-» die u von Deinem Berufe hast, Va ter, und ich wäre gewiß der letzte, sie zu tadeln· Aber Du solltest doch nicht vergessen, daß die ungeheure Macht. welche die Presse heute darstellt, de nen, in deren Hände sie gegeben ist, auch die Pflicht äußerster Vorsicht und Mäßigung auferlegt. Man schießt nicht mit Kanonen aus jeden. den man für einen Störer der öffent lichen Ordnung hätt. Denn es tönnte sonst leicht geschehen, daß man diese Ordnung in viel höherem Maße ge fährdet als er. Die verhängnißvollen Folgen Deiner Veröffentlichung sind der beste Beweis. daß Du diesmal nicht das rechte Mittel gewählt hast« »Wenn Du den Selbstmord Brei tenbachs meinst, so sei versichert, daß er mir nicht eine Sekunde lang irgend welche Gewissensbisse verursacht hat. Gesährliche Schädline der menschli chen Gesellschaft müssen schonungslos ausgerottet werden. Jedes unzeitiae Mitleid ihnen gegenüber ist ein Ver gehen an der Gesammtheit.« »Auch darüber ließ sich vielleicht rechten, lieber Vater! Aber es war nicht einmal der Tod dieses Mannes, an den ich dachte. Er mag eine ge rechte Sühne gewesen sein iür das. was er gefehlt, menn ich auch über zeu t bin, zu glzubem daß Breiten bais keineswegs daraus ausgegangen ist« andere zu betrügen. Aber der Ar titel im »Herold« ist die Ursache einer furchtbaren Panit im Publikum ge wesen. Man hat den Selbstmord des Geheimraths und die Flucht des Di rektor-s Rodewitz als eine volle Be stätigung aller in dem Aufsatz enthatss tenen Behauptungen genommen; vie Handelsbant ist gezwungen worden, ihre Zahlunezen einzustellen und der Conturs der Berg- und Hüttenwerte, denen dadurch plötzlich die Betriebs mittel entåzogen wurden, ist unver meidlich-. iele Hunderte von kleinen Attionären haben ihr Anlagetapital verloren und iiber zahllose ist Ver zweiflung ekommen· Bist Du im Ernst der einung, der Gesammtheit gekriegt einen Dienst erwiesen zu ha n « ,,Mc.n kann ein Krebgqefchwiik nicht aus-schneiden, ohne dem Körper Schmerzen zu bereiten. Ich betlage die Unglücklichen, von denen Du sprichst, gewiß aufrichtig. Aber nicht ieb bin es gewesen, der sie um ibrc Habe gebracht hat. Früher oder spä ter mußte der Zusammenbruch uns verweilt-lich eintreten, und die Folgen wären dann nur noch schlimmere ge wesen-« »Wenn das so gewiß wäre, hättest Du freilich recht· Aber es kann eben soloobl ein verhängnißvoller Jerthum fein. Und Du hättest die Mdglichteit eines solchen Jrrtbums nicht außer Betracht lassen dürfen, verzeihe, Vo ter, wenn meine Worte Dich vielleicht verletzen, aber ich kenne die Verhält nisse, mn die es sich hier handelt, zu fällig ziemlich genan, und ich kann Dir versicheru, daß von Deinem Vor gehen niemand Nutzen haben wird, als eine tleine Anzahl jener Leute, die die Verhältnisse besser kennen und Nin vie Situation ansnuyen wer n.« « Doktor Ellhofen stuytr. »Wie das?« « ch will Breitenöach nnd Ro ten-in gewig nicht in Schuk nehmen Aber wenn nDich zum Richter über re machtest. hattest Du nach die flicht, den Ursachen iheer weitbli ckenden geschäftlichen Maßnahmen nach-c eigen· Dse rachsüchti e De nunzia ·pn irgend eines nnuen Tyrannen-as Mitte Dir nicht genü gen, nicht nur die Männer selbst, fon dern mit ihnen auch die Unterneh mungen zu vernichtet-, an deren Be ftand oder Untergang das Schicksal so vieler Unfchuldigen hing.« »Ich habe dem Gehetmrath Brei tenbach Zeit gegeben, mir die Un wahrheit der in dem Artikel erhobe nen Anschuldigungen nachzuweisen Aber er hat nicht einmal einen Bee fuch gemacht.« »Natürlich nicht. Denn er wußte ja von vornherein, daß er dazu nicht im Stande fein würde. Jch habe den Mann nicht getannt, aber er war sicherlich tan genug, um sich der Trag-weite feiner Handlungen voll kommen bewußt zu fein, und er hätte den Schritt, zu dem er sich jeyt ge drängt iab, wohl schon längst gethan, wenn er nicht berechtigten Grund zu der Hoffnung gehabt hätte, daß der Erfolg ihm eines Tages doch nocls recht geben und alles wieder gut ma chen wiitrse·« »Was Du sprichst, das find für mich Räthfei. Wenn ich sie lösen foll, mußt Du Tich fchon etwas deutlicher ausdriicten.« »Ich denke, eg wrro mir nrchr schwer fallen, mich verständlich u ma chen. Jn meiner Eigenschaft als Bergingenieur habe ich vor ungefähr zwei Jahren das Somloer Kohlen revier in monatelanger Arbeit geo logiseh untersucht und bin dabei zu denselben Ergebnissen gelangt wie die Sachverständigen, aus deren Gutach ten hin unmittelbar nachher der Er werb jenes Reviers auf Anrathen des Geheimraths Breitenbach durch die Vereinigten Berg- und Hüttenwerle mit dein Gelde der handelsbant ers-· folgte. Es sind wirtlich unermeßliche Schätze, die dort ini Schoosze derErde ihrer Hebung harren —- unermeßliche Reichthümer, deren Förderung eines Tages noch ganz andere Gewinne bringen wird, als sie ietzt in den Bi lanzen der Berg- und Hüttenwerte siguriren. Aber inan beaing einen verhängnißvollen Fehler, als man mit Sicherheit daraus rechnete, daß man beim weiteren Ausbau des schon vor handenen Schachtsnstems innerhalb weni er Monate aus die reichen und unerchöpslichen Kohlrnlaaer stotzen würde, deren Vorhandensein nach n siir einen Geologen untriiglichen An zeichen außer Zweifel war. Es hätte ja schließlich der Fall sein können, aber es lann ebensowobl noch ein wei teres Jahr vergeben, ehe man Flöze von der erwarteten Mächtigieit er reicht. Mit solchen Aussichten indes glaubte inan das Publikum nicht ab speisen zu können. Wenn die Aktien der Berg- und Hütteniverle in die Höhe gehen, und dementsprechend auch die Gewinnposien in den Bilanzen der Handel-baut steigen sollten, muß te man mit greifbaren Thatsachen kommen. Und weil die Bergiverls arbeiten das erbofste Resultat niät brachten, nabm man seine Zuslu t eben zu jenen Mitteln, die in dein Ar titel gekennzeichnet sind· Jch wieder hole, daß ich sehr weit davon ent fernt tin. sie zu vertheidigen. Was aber baiien jeneBedauernswertbengei sundigi, deren Unrecht doch schließlich nur darin bestand, daß die Ausbeu xuråg der Kohlenlager aus sich warten ie .« »Man hätte das Publikum da iiber austlären müssen, daß tein Grund verlege, alles verloren zu ge ben, treil schon eine nahe Zukunft bei Aufrechterhaltung des Betriebes gün ssiiae Resultate bringen müsse. Die Aktien würden ja auch in diesem Falle wahrscheinlich erheblich uriick: gegangen sein, aber es hätten ch ge wiß einsichtige und weitblickende Ka pitalisten gesunden, die einen Zusam iiienbruch der Handelsbant verhindert und den Bera- und Hütteniverlen die Fortsetzung ihres Betriebes ermög licht hatten.'« »Jn diesem Punlte, lieber Vater, werden wir uns taurn verständigen, und Du mußt mir schon Hatten, darüber meine eigene Ansi ten zu haben.« »Aber wag meinst Du damit. daß gewisse Leute aus meinem Vorgehen allein Nutzen zieben würden?« »Der Betrieb in Soinlo ist bereite eingestellt und die Conturssertläruug Hebt vor der Thür· Alle Terrains-a Bergwertgrechte, Bauten und Maschi nen werden binnen turzein auf deu Zwanggweae zum Verkauf gelangen. cchon heute aber bat sich ein Kon ortiurn von Ge tdniännern gebildet, dng den ganzen Besitz sür eine wahr scheinlich lächerlich geringfügige Sum nie in seine Hände bringen und das Unternehmen aus solche Art unter den denkbar günstigsten Bedingungen fortfiihren wird. Ich weiß das be stimmt, denn man hat rnir unter glänzenden Aussichten den Posten des Wertleiters angetragen, und aus die sem Grunde begab ich mich gestern Abend auf die Resse biet-bet« »Das sci st Du mir erst jetzt?« Du wirst die tellung also anitebnten?'« »Nein, Vater, ich bin im Ge en theil sest entschlossen, sie auszus la gen.« »Und ans welchem Grunde? Da Du doch selbst sagst, daß die Bedin gungen glänzende seien?« »Jch bitte Dich, den Grund siit mich behalten zud tiefen. Eerut ja weiter nichts zur Sache. « »Das ist sehe sonderbar-. Um so sonderbaren, als Du rnie doch erst Mein en Tagen schriebst, wie wenig Dieu Deine Mjetzt e Tbätigteit zusa t Msgckwnn dagchEianeE hnen ea FfichIch um diese Zeit nieman eiii ps aupen tann.« Der eben eingetretene ju e Mann, as den diese mißmutlsige oete ge richtet. waren, machte ein vertegenes i « »Ich bitte um Entschuldigung-, Herr Doktott Es ist eine junge Da me. Und sie bat so dringend, vorge lassen zu werden :—« Doktor Ellhofeu hatte die kleine, schwarzgeränderte Visitentarte ent gegen genoinmen. Sei-weisend reichte er sie, nachdem er ekneni tick darauf geworfen, seinem Besuchen »Sigrid Breitenbach«, las dieser überrascht. »Bietleicbt eine Vers wandte des Geheimtaths?« »Seine Tochter, wie ich vermuthe.'« »Und Du wirst sie empfangen?« »Ich habe teinen Grund, sie abzu weisen, obwohl ich nicht begreife, was sie hierher führen tann. Aber ich möchte nicht ohne Zeugen mit ihr spre et;en. Tritt bitte in jenes Oktnmer dokt, Wetter, und laß die Thiir hin ter Tit ossen.« « Der Jngenieur zögerte, der Auf "soroerung zu folgen. »Findest Du es nicht unschicklich, Vater, neun ich ohne Wissen der Dame —" »Sollte es sich bei dem weck ihres Besuches um oertrauliche ittheilun gen handeln, von denen kein Dritter Kenntniß erhalten dar, so werde ich die Thiir schließen. « u kannst allgo ganz unbesorgt sein-. Jch habe se r triftige Grün siir meinen Wunsch.« Der andere widersprach nicht wei ter, sondern trat in das unerleuclåtåte Nebengemach, wo er von dem Re k tionsbigreau aus nicht gesehen werden konnte. Eine Minute später trat die Besu ckerin ein. Sie schob den dichten Schleier empor, vielleicht, weil sie dein, dem ihr Erscheinen galt, besser in die Augen sehen wollte· »Sie sind herr Doktor Ellhosen, der Herausgeber des ,Herold’?« »Gewiß. mein Fräulein«, erwiderte der Ehesredaiteur mit mehr Artigteit in: Ton feiner Stimme, als er sie sonst seinen Besuchern zu zeigen pflegte. .,Dars ich Sie bitten, Platz zu nehnien?« »Ich danke. —- Wer ich bin, haben Sie wohl aus meiner Karte ersehen. Der verstorbene Geheirnrath Breiten bach war mein Voter." Doktor Ellhosen verbeute sich leicht. »Ich vermuthete es. Und wenn ich srogen dars ——«' »Was mich hierher aesiihrt hat? Sie werden es sogleich erfahren. Eine Frage zuvor. Haben Sie den Artikel in der heutiaen Abendansnabe Ihrer Zeitung aelesen, der sich mit meinem todten Vater und mit seinen hauen chen Verhältnissen keschästiat?« »Ich liare ihn nicht nur gelesen, Fräulein Vreitenbach, sondern ich selbst halt ihn geschrieben« »Sie-« — und die zorniae Erre aung zitterte vernehmiich im Klang ihrer Worte. »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Herr Redakteur, so wür de ich wahrlich Bedenken tragen, mich vor der Tochter des Mannes-, den Sie noc: iiber das Grab hinaus be schimpfen, dazu zu bekennen-« .Und warum soltte ich es nicht? Jch glaube verantworten zu können, was ich da eeschrieben.« »Wenn 0ihr Gewissen Ihnen wirt lich keine Vorwürfe macht, so beneide ich Sie wahrlich nicht um Ihre Auf-: sassung von Recht und Unrecht. Denn was Sie da gethan haben, war ichrnachooll und unwiirdig.« »Ich vergesse nicht. mein Fräulein. daß es eine Dame ist, die so zu mir spricht.« »O. wenn Sie eg doch veraesseii" wollten!« brach sie init flammender tTntriistuna aus-. »3chlinini genug, tasi ich nur einhlliiidchen bin. stände ich hier vor Ihnen als- der Ijlaiin vor dem Manne, so reiiiden Sie mir nohl Rchensckast neben müssen über Ihr Thus-» Einem junaen Zittädchen aber ist inan deraleichen nicht schuldig nicht wahr?" »Ich werde mich der Verantwor tung für meine Handlungen niemals entziehen, auch nickt einer Dame ge genäher. Hier aber handelt eg sieif doch wohl umDinae. die zwischen ung besser nicht erörtert werden sollten. Denn ixlo rniiszte fürchten, Ihre Ein piinsdungeii nur auss neue zu ver-« letzen. Und das tann selbstverständ lich mein Wunsch nicht lein.« »Warum sind Sie plötzlich so zart siihlend Wenn man den trauriger-. Muth hatte, schutzlole Frauen vor der Oessentlichteit blos-zustellen, tvie Sie es gethan haben, sollte man, ivie ich meine, vor nichts mehr zurückschreeten Man bat inir gesagt, daß es ein Ar tikel Jhies Blattea geweer ist, der meinen unaliietlichen Vater in den Tod etrieben hat« und ich müßte eine schle te Tochter lein, wenn ich Sie deshalb nicht bis zum letzten Athemi zuge mir der aanzen Kraft meines set ns haßte. Aber selbst in meinem aßzenoch habe ich Ihnen bis heute zu viel Ehre angethan, indem ich vor aussehte, daß Sie in gutem Glauben handelten und einer gerechten Sa zu dienen glaubten. Der Schmä - artikel ini heutigen Abendblatt erst bat rni: eine andere Ueberzeugung be· ebracht. «Was Sie da von dein ver chwenderischen Leben erzählen, das iri meines Vaters arise gesiibrt worden sei, von mär ichasten Fe sten, die er veranstaltet, von seinen Equipagen, von den Nentpserden sei ner Töchter und von dein adlitzen Schwieg-ersehn den er sich site eine Million gekauft, es ist vom ersten bis ziien legten Wort so anz durchteäntt von dem Erste geha steer Betten-n dung, daß ich Sie und Ihr T n erst fett in dein rechten Lichte se e. Es weit Ihnen nicht aeniiso unt den Va leet zu rauben; sein d hatte Ihre i Auf dem schadet Kassitet: » . »Was ich um viele Zell hier mache, fragst du:... Im Vertrauen, ich war im Begriff, mit der Kasse durchzubtennen —- als plötzlich unser Protutist auf dem Perron erschien. Wohl oder ültl muß ich mit dem ganzenGew heraugtüclenz dann reißt er mit das Billet aus der Hand, springt in den.gerade abfahren den Zug... und jetzt ist et auf und davon... und ich habe das Nochsehenl" niedrige Rachsucht noch nicht befrie .k « Aus dem dunklen Nebenzimrner wurde ein Geräusch vernehmlich, als wenn jemand heftig mit einem Stuhl gerückt hätte. Aber Sigrid hatte es rn ihrer Erregung nicht wahrgenom men, und für Doltor Ellhosen schien es nur eine Verariiassung. seineStim me etwas lauter Hik erheben und sich halb nach der offenen Thür hinzu nsendern als er erwiderte: »Ich hate Sie nicht unterbrochen Fräulein Breitenbach, weil Sie doch wohl in der Absicht hierhergekominen sind, Ihrem Herzen Lust zu machen und weil ich Sie nicht hindern wollte, sich dieieGenugthuung zu verschaffen. Wenn ich Jhnen jetzt antworte, daß Sie mir unrecht thun und dasz ich keine Jhrer heftigen Anklagen ver dient habe, so wird mir das wahr scheinlich wenig nützen. Denn einmal haben Sie wirtlich tlriacke, sich gez tränkt zu fühlen, und dann sind Sie durch Ihr Geschlecht wie durch Jbre Jugend von der Wahlstatt des öffent ltchenLebens bisher wohl zu weit ent fernt gehalten worden, um zu begrei sen, daß es für den stampf, der aus diesem Schlachtfesde ausgefochten wird, höhere Gesetze und heiligere Pflichten gibt als die Gesetze der Ga ianterie und die Pflichten des Mit leids. Jch habe Ihren Vater be kämpft, treil ich ihn für einen Schäd lin hielt, nicht aus persönlichem Ha ; denn ieine Person Irar mir vollkommen gieichnültig und nicht eine -Sekunde lang habe ich ihm stiandl leben geneidet. Jch durfte keine Scho nung gegen ihn üben, weilerfrir mich der charakteristische Typus einer gan zen ge.neingefiihrliet:en Menschenklasse war. Nicht die Verfehlung eines ein zelnen wollte ich bloßlegen, sondem einen Krebsschaden unserer Zeit, den zu beseitigen kein Schnitt zu tief und kein Messer Zu scharf sein kann. Wenn ich mich bemüht herbe, Jhres Vaters-. Charatterbild vor der Oeffentlichleit to Marf als möglich zu zeichnem in geschah es, weil ich die Gesammtheit nicht nur vor ihn-, sondern auch vor seinesgleichen warnen wollte. Und der heutiee Artikel schien mir zur Vervollständigung dieses Bildes gebo ten. Daß der Mann, mit dem er sich beschäftigt, nicht mehr unter den Le benden weilt, durfte mich nicht abhass ten. Denn wo das Wohl der Allge meinheit auf dem Spiele steht, haben die Todten keinen höheren Anspruch aus Rücksichtnahme als dieLebenden." »Ich bin nicht iluq und nicht te redt genug, um est-le Jhre Worte tu widerteaeu Ich weiß nur, daß Sie im Unrecht sind. Denn man tann nicht imkiiecht fein, wenn man Weer lose und Unschuld-irre angreisj. Tie Leute, die Ihren Artikel lesen, müs sen daraus den Eindruck gewinnen, daß in unserem Hause die sinnlosesie Verschwendung geherrscht habe, daß meine Mutter, meine Schwester und ich durch erzentriscke Latinen, durck Vergnükxunassucht das anaeelicb von nxeinem Vater angerichiete Unheil mitverschuldet haben. Das Publikum wird gewissermaßen aus unH gehetzt, und nach den Proben, die wir schon bisher von der akifemeinen Münch iuna erhalten haben, iann ich mir die Folgen dieses neuen Artitels gut ge nug aus:nalen. Und wir miissen al les widersiandsloe über uns ergehen lassen. Wir müssen geduldig still hal ten, wenn man mitFingern aus uns weist und uns mit Schmähbriesen überschüttet. Dap wir niemals leicht seriiger und ver chivenderischer geleki haben, als die Verhältnisse und die kesellschastliche Stellung meines Va ers es mit sich brachten, ist jetzt, nach dem der Zusammenbruch erfolgte, in den Augen der Menge natürlich teine Entschuldigung. Und man wird nicht aufhören. uns zu verdammen, auch wenn wir das setzte hingegeben haben, was wir besiden.« Dotter Ellhosen horchte aus« Si grids leyte Worte hatten ihn stutzig gemacht. »Be:stehe ich recht, mein Fräulein? Sie wollten — Jst« »Meine Mutter hat schon var eini en Tagen der andelebant den« ge gnmnten Rachla meines Vaters zur ersiigung geste t. Wir sind ent-· Eis en, lernen Pfennig davon zu l n. Und der Gatt- meiner in Spckholm schwer trank darniederlie senden Schwester hegt die nämliche Absicht in bezug aus dic ihm über wiesene Mitgixt.« , Redakteur Lllhosen war von Si grids Erklärung sichtlich betroffen. Er haiic sich so verrannt in seinen Haß gegen die Anaehiirigen Breiten baihs» daß es ihm schwer siel·, an eine großherzige und uneicenniitzigehandi lung von dieser Seite zu lauben-. »Wenn dieser Entschluß ernsthaft gemeint ist«, sagte er zaudernd, »so macht er denen, die ihn gefaßt haka geiviß alle Ehre. Wollen Sie mich ermächtigen, mein Fräulein, mich IF re: Mittheilung siir die Oeffentli leit zu l«edienen?« »Da-tu habe ich wohl kein Recht« so lange oie Besigübertraaung noch nicht rechtsveroiiidlich geworden ist.· Es sind, soviel ich ireifz, noch verschiedene juristische Formalitäten zu erfüllen, und es bedarf zudem der ausdrückli d,en Zustimmung meiner Schwester, die ihres Gesundheitszustandeg we« en noch nicht hat eingeholt werden kon liien." I »Das thut mir aufrichtig .leid, Fräulein Breitenlmch es würde niir eine Freude gemacht haben, das Pu lsiitum von Ihrem Entschluß in ifienntiiisz zu setzen« i »Um wieder eine kleine Sensa «tirn5notiz zu holen, nicht wahr? Mein, mein Herr, nicht um ein Almo sen von Ihnen zu erbetteln oder Sie um Gnade .«.iiziisleheii, lam ich hier her. An Jhr Gewissen und Jhre ZEhrenhaitigkeit wollte ich appelliren, ziiicht an Ihr Mitleid. Wenn Sie zwirtlich glauben, Jhren Kampf gegen lmeinen Vater auch noch über sein ’Grab hinaus fortsetzen zu müssen, fo Jniögen sie es in Gottesnanicn thun »und uns-.- dabei ebenso wenig schonen, Hals Sie es bisher gethan haben. Jch zbrouche Ihr Mitleid nicht, ivie ich Frosseniiiz »i- eims Menschen Mii Ileid brauchen werde. Denn ich bin scntschlosseii, mit der Arbeit meiner Hände mein Brot zu verdienen, da init ich mir wenigstens immer die lFreiheit lewahre, den Leuten, die ich Ti«erachte, meine Meinung frei ins-I »Ges"icht zu sagen!« — s Mit einer Würde und Hoheit, die ’kei der Jugendlichkeit ihrer Erschei .r.ung iirid bei dem fast noch kindlich Jhellen Iiiaiig ihrer Stimme einen tie Jseri Eindruck aus jeden Zuhörer ma scken mußte, hatte sie ihm ihre letzten sWorte entgegen geschleudert. s Sie zog den Schleier über das Ge ssicht herab, dessen Wangen sich im slkiger der Rede höher getöthet hatten, un ging zur Thür. J Doktor Ellhosen stand unbeweglich san seinem alten Schreibvult und sah l ihr nach. « i »Gutes-. Abend, mein Fräulein«, sagte er in einem merkwürdig tro iteri tlineendeii Tone. »Und ich wün sche Ihnen von Herzen, dasi Sie sich diese kostbare Freiheit wirtlieh hr sLeben lang bewahren können. uch sich habe nie nach etwas Höherein e tstrebt als nach der Freiheit, vor a er Welt zu sagen, was ich denke. Wenn Sie so alt geworden sein werden, tote Zif, mein junges Fräulein, werden Sie auch einsehen gelernt haben, daß - Fries so ziemlich die schwerste Ausgabe ist, die nein Mensch sieh stellen kann.« Sigr:·:« hatte darauf leine Antwort iinehr. und es blieb ungewiß, ob sie seine letzten Worte iiberhaiipt noch vernommen hatte, denn sie wurden be reits til-ertönt von dein Zusalleri der Thur, die sich hinter ihr geschlossen. Gortsetziing folgt. ; Der Zar spielt der Duma gegenüber Idie Rolle des ZaubeklehtlingT »Die TGeister. die et rief, die wird et nun Hnicht los-. . . ." ! s sek- s i Dies smd die Tage, in denen sich Idee Ledige einen neuen Sommers-I ug Izulegt und der Vetheitaiete sich den lvorjiihrigen ausstiichen läßt. I I i Bezüglich des Ausgangeö des Kampfes Onkel Sams mit dem Pe ttoleumtrust ist es tätlich, sich daran zu erinnern, daß Fett immer oben »schwimmi. i i l i I f O : Viele Frauen beweisen am Burgwin TCountee ein gesundej Urteil, doch »wenn sie wählen, siebensieost den Kürzetein