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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 8, 1906)
Der Warnungsruf der alten Fuchs-« titden tönte durch die stille, schwüle Nacht: » au, jau!" Betros en hielt ein einsamer, schwer depackter Wanderer inne und lauschte gegen das dürftig beftandene Gebange des Mante Croce Sämmtliche Na men sind absichtlich verändert. D, V.) s i l i i i Ver letzte Schmugglergang. hin. »san« jau!" Dann ein gellender Ptrt « Kaßiam ein berwegener Schmuggs ler aus dem deutschen Unterthal jen seits der welschen Reichsgrenze, stand wie angewurzelt auf dem steinigeu Pfade und harte des »Ausspekuli rets«, eines Vertraitensmannes, der cemäß der Verabredung denGren pafz uns Col Grande zu beobachten satte und Meldung herab auf welschen Bo den bringen sollte, ob der Ueberaana,» gewagt werden tönne. » Ein drittes Mal ertönte der heisere Rübenruf, jetzt aus der Rätse. » Nun wußte Kafiian genau, daß derj Helfer näher kommt; täuschend ähn-. lich ahmte der Schmuggler den Lockruf H der Wildtauben nach, ein Girren» halblaut und dem Ohr doch gut ver-; nehrnbar durch die todtenftille Sons-s mernacht: »ruct, rurk, ruck.« ! Bald darauf standen fich die Man-« ner gegenüber, dunkel aetleidete Ge ; italien, mit kurzen Wanderftöckemz ohne verrätberiiche Eisenspitzen, ver-L sehen. Leise berichtete der Ausspekrp ’ lirer Kleophag: »Nicht über den Col Grunde, es passen drei kinan er. (Oeiterreichifche Finanzwachi ufir er,s gemeiniglich kurz im Volksmunde »Finanzier« genannt.) o Kaßian stie einen Zorne-staut aus im Aer er. dag der leichter zu bewert stelli en e und näherer Ueberganes von den Zöllnern besetzt ist. Nach langem Warten wäre endlich Alles fiir den Schmugzzergang günstig: Neumond, finstere acht, gutes Wetter, in zehn Stunden könnte die Waare jenseits der Grenze geborgen sein. Und nun der unangenehme Bericht, demzufolge die Ueberqueruna des Col Grande nicht gewagt werden kann. Drei Auf seher mit scharfgeladenenGetoehren, zu viel Mannschafi. ein Durchtommen väre unmöglich Wenn der« Col Wunde-Paß verlegt ist, kann nur iiber die Steintviiste der ,,Fursil« kfurcillusc kleiner Sateth ein f-»iurchtomtnen versucht werden. ika ian sprach diese Absicht aug sliisternd warnte Kleophas vor die enr Wagnißx der Uebergang iei in der Finsterniß sehr schwierig, le benogefährlich und jenseits ter »Jur sil«, in der »Ovil« ·(»ovile«, Schaf irall, Schafalprl lauere der Wörmla tod auf- jeden Menschen, welcher den Durchgang mage. »Glaubst du, das-, die »Furfil« be setzt ist« . »Die Finanzer gehen nicht gern hinauf; drei passen am Col Grande, vier send es im Ganzen, es könnte in heutiger Nacht also von der Mann sckaft nur Einer in der »Furftl" ho cken. Ich glaub’, der Vierte hat aber dientfrei!« ,, ut! Jch geh über die »Fursil!« Geh it ming »Es ein! icht fiir einen Satt Duta ten! Jch fiircht’ die Wörmla .t’viel!« Geringf ätzig erwiderte Kaßiatn ««.-l bah! i egen der Nattern laß ich mich nicht abhalten, jedes Wörmla beißt nicht!" »Thut’o nicht, Itaßt Dent daran, daß die «Ovil« als Schasalm aufae lassen werden mußte, von meaen der giftigen Wörmla lVipern, Kreuzw tern)! Todtgebissen wohl an hundert Schaf, verlorene Weid! Kein vers( niinstiger Mensch geht mehr durch die »Lvil«! Sei gescheit, Laß! Kommst nicht lebend heim!« Rastian beendete das Gespräch mit dem Auftrag, es solle Kleophas das Partei mit den Seidenspißen überneh men, sich unter demHemd um den Leib binden und versuchen, unangehalten über den Paß Grande in das Unter thal u getan en. Zusammentunft beim adöll, (etula, Birlner), wo die Waaren abzuliefern sind. Kleophcs übernahm denBund Sei denspitzern und zum Abschied wieder holte er slehentlich die Warnung vor dem Gang durch die ,,Ovil«. Die Männer trennten sich; der »Auf-speku lirer«, durch Uebernahme eines Packes Seidenspißen nun selbst einSchm«».,; ler, trat den Rückweg an iiber den Monte Croee zum Grandepaß Ka ßian aber änderte die Richtung, durch wanderte die Vorberge und stieg in die gerollreiche Wildniß der ,.Furfrl« em. Jn sinsterer Nacht ein lvahnwitziges Unternehmen, psadlos über rieselndes Gerölle zu wondern, ein udringen in ein C aokl btiichicen Gesteins, zwi schen charten hindurch, die selbst in der Windstille stetig Steinschlag hier niedersenden, die den Wanderer be-: drohen in jedem Augenblick. Mit Luchsaugen suchte der schwer tsepactte Schmug ler in derSteimvüste sich über die Einftei richtung zu orien tiren troy der Finsternis Wo das Augenlicht den s ienst versagte. mußte das Gehör zu Hilse genommen, der Eteinschlag verhört werden, welcher schwächer geworden war. Daraus sol erte Kahiam daß die brüchigeSchar enregton bereits überstiegen sei: das Geräus stürzendenGesteins tönte aus der Tte e, von oben tarn nichts mehrH Der tastende Fuß stieß aus plattigen Boden, den le Reichzgrenze durch ieht. Kaßtun wußte, daß von dem teinplateau die Fusilsvitze erstiegen wird und hier der Uebergang bewacht zu werden« pflegt. Ob ein Aufseher irgendwo tm Plattengebiet liegen, aus Schmuggler lauern wird? - Ueber die Jotgsölse strich ein tübler Wind, aus den chrosen brummte es, dann wieder ein klagend Seufzen. TrostloseFinsterniß ringsum, schwarz verhängt der RachthimmeL Um etwas Sternenslimmern wäre der Schmqu ler nun doch froh, wenngleich das schwächste Licht seine Anwesenheit ver rathen miißte. " Athenischöpsend blieb Kaßian eine Weile aus der Joch-höhe, lauschend, nach Möglichkeit versuchend, verdäch tige Gestalten walzrzunehmm Vom beschwerlichen Austieg ermüdet, legte der Schmngglcr den Pack ab und setzte sichaus eine Steinplatte daneben. Der » Gedanke an die Möglichkeit, von ei Hcem Finaåiser überrascht zu werden, trieb den anderer weiter. Mit der schweren Last auf dem Rücten stieg tinszian längs der Prallioände der 0fursilspitze tiefer; kein Pfad, nur ein Zelsbansx rechte die Steilwand, links gähnend-er Abstum. Ein Tastcn mit dem Stock Schritt siir Schritt, ein lebensqcsiihrlickieg Wandern. das aber dem Schmuggler doch eine gewisse tBeruhiuna im Gedanken gewährte, daß au diesem Steig eine Vegegnnna mit Grenzwächtern geradezu unmög lich sein werde. Von der ganzen Schmugglerbande kennt nur Kaßian diese Abstieginöglichteit, tein zweiter ljat je diesee Richtung genommen, die Finanzer wohl auch nicht. Wachsendees Dämmerlicht erleich terte den tolltiihnen Abstiea, vermehrte aber die Gefahr gesehen zu werden, wennFinanzer am Schluß der ,,Ovil« lauern sollten Wo Ocls ikclstmllll cllvelt an eurer vorspringendcn Nase, und ein Tieser gelangen nur durch einenSprung hin ab in ein Kar möglich war, setzte sich Kaßiam um u verschnausen, und den Hochthalschlus der »Obtl« nach Men schen genaue ten abzusuchen. Ein wunderbarer Blick in die Ein isde, untrahmt von wild-zerrissenen Bereitolcssem Hehre Alpenmajestät, Tschaurig wild, erhaben, todtenstill. »Nein Lebewesen zu sehen. Versallen "die Steinbiitte, Geröll besät dieSchas weide, nur noch wenige Grasflecke sind vom Steinschlag unberührt ge blieben. Versiegt ist wohl die Quelle bei der verlassenen Schafaim oder verlekiittet vom GerölL Der graue Tod grinst aus der »Ovil«« die vor wenigen Jahren noch ein Weideboden mit würzigem Gragfntter gewesen. Fiaszian betrachtete den grandiosen Hochthatabschlnß, welchen die Frühi sonne zu verklären begann. Mond-L geE Licht iiber grauenhaster Verlass senheit. Der Sitmiuggler erinnerte sich der Warnung seines Freunde Ftleophas. Der Nattern wegen ist die ,,Ovil« als Weidegrund ausgegeben und weitum beriichtiat worden. Wer nicht durchgehen muß, meidet die Ge gend, in welcher die Sandvipern und Sirenzotiern sich massenhast vermehrt haben sollen. Spöttifeb belächelt der einsanie Schmuggler die ertheilte Warnung. Wenn auch Kastian von einer früher erfolgten Durchquerung der Nattern gcaend her weiß, daß eI gistige »W«o·nnla« in größerer Anzahl giebt, an ein mafsenhastes Vorkommen der Giftfchlangen will er doch nicht glan ben. Ein schnelleg Durchtoandern der ,,Ovil« kann teine Gefahr bringen; so massenhast werden die Nattern das einsame Gebiet nicht bevölkern, dasz ein Durchtommen unmöglich sein soll te. Vor dem anriiekenden Menschen fliehen ja die Echtanjem also werden sie wohl auch dein Ochmuggler aug weichen. Genau genommen war es Kaßian nicht unerwiinscht, daß die ,,Ovil« so sehr berüchtigt ist« denn aller Wahr fcheinlichteit nach biirsten die Finan zer die gefährliche Ratterngegend meiden. Eine andere Frage wird aber jene sein, ob die Grenzausseher etwa am Ende der ,,Ovil««, dort, wo das Hochthal in das tiefeingerissene un efahrliche llnterthal einmündet, au Schmuggler lauern werden. An jener Stelle wäre das »Passen« ganz ungefährlich, dort finden sich nur iel ten mehr Gistschlanqen Somit drpht die größere Gefahr für den Schmugg er in Der natternlosen Gegend durch lcsuernde Finanzen Es wäre sehr sa tal, wenn Kaßian den eehaßten Söll nern in die Hände laufen mii te, aber es giebt teine andere Möglich eit, hin aus in das Unterthal zu gelangen. Der siidlieben Zone entsprechend. brannte die Morgensonne schon heiß aus das Gestein und mahnte zum Ausbruch »so p· ., Rastatt wire Den mirs-tut Iciurso schweren Ruckfacteg und warf denPack hinab. Dann ließ er sich selbst hin unter zu einer Fels-solang von welcher eine Sand unge zum Geröllseld führ te. Der sprunagliickte zwar, doch mußte Kaßicm schnell sich mit den händen stützen, um nicht mit Ueberges wicht über den Rand der Felsplatte hinaus in die Sandzunae zu fallen. Naich richtete sich der Schmuggler aus; zu seine-n Schrecken sah er zün gelnde Vipern bißbereit neben «sich. Mit altem Griff packte Aaszian den Schnee-eh wars denselben in das Ge röllseld und mit einem Satz sprang er dein voranrollenden Pack nach. s Ein dumpfes Krachen; polternd ge rieth das klar ins Rutschen, Staub wirbelte aus; ein Knirschen, ein Don men, das ungeheure Geröllseld sauste einer Latvine gleich den Sieilhang hinunterk Mit dem Stein« und Sandchaos der SchmuFleL die Kontrabande und zahlreiche ipern in grausigern Ge niengr. Eine ungeheure Stank-wolle stieg aus· als die Gerölllawine den Thal baden der obersten »Ovil« erreicht hatte und sich an den Sieintriirnmern der zerfallenen Alnihiitte siaute. Zerfchunden, blutend im Gesicht und an den aufgefchiirften Händen, ge blendet vom Staub, vermochte Kaßian dem wuchtigen Anprall durch einen verzweifelten Sprung einigermaßen auszuweichem die Fuße kamen aber nicht auf festen Boden, sondern auf loles Getös, Kafzian stürzte und fiel der Länge nach, feitlich der geborste nen Stetnlziitth auf einen vermuthe ten Rasenfrich. Ein Zischen, Winden nndWimmeln, engverflochtene S langenleiber lösten sich in zornig-er cnoegung tnifternd aus ltlebigen Klumpen voneinander. Nattern in allen Farben vom lichten Bleigrau bis zum glänzenden Sammt schwarz, Vipern Und Kreuznttem durch den Geröllfturz aufgefck,reckt und set-tret gereizt. Tqu einen Klumpen giftiger Reptile war tiafzian gefallen, feine Hände griffen im Sturz in ein Geringel llevriger Schlatiaenleiber. Und windend zifchten die Nattern dem Störenfried entgegen, die Rachen ge öffnet, bißbereii. Ein Schrei des l,intset3eitg, der To desangst gellte durch die ionnendurchs glühte Steinwüste. Vlitzschnell erhob kich Kaßian. An seinen dicken Waden trümpfen hingen bereits Schlangen, die sich in den Wollniaschen verbissen hatten. Jn wahnsinnigerAngst sprang ker verzweifelter Schntuggher aus detn Bereich des Natterntodes, ein Rennen in wildefter Flucht. Leichenblaß die Wangen, weitausgerissen die starrbli dendenAu en, zuckend der Körper, von Todesangst durchrüttelt. Ein Sprin gen um das Leben . .. Der raubzertlüstete Steinboden der »Ovil« ging in wellenförtniges Ter rain über, schon winkten die weichen Triften und üppigen Matten des ges segneten Unterthales entgegen. Unweit einer Sennhiitte an der Eintnündung der »Ovil« in das Unterthal stand ein Grenzaufse er auf Wache: verwundert blickte der kinanzer dem in wildester Flucht herabstürrnenden Manne entge en, in Gedanken erwägend, ob der s lüchtlind ein Schmuggler sein könne. Der wie wahnsinnig rennende Mensch jist ohne eräcl, demnach wohl kein -Schmuggler. Er kommt aus der ver Irnfenen ,,Ovil«, er dürfte mit den Nattern in Berührung getotnmen, ge bissen n:orden sein. Von Mitleid erfaßt, hilfsbereit sprang der Finanzer auf den Attribde und rief den Flüchtling an, um ihn aufzuhalten, die Giftwunde auszusau gen und zu brennen. »Halt! Halt, Finanzwache!« Kaßian taumelte, wie vothlitz ge treffen stürzte er nieder. Ein Herz schlag hatte dem Leben ein rasche-. tfnde gesetzt. Dem fast sicher gewese nen Tod durch Natternbiß war der Gibmutgler entronnen, die furchtbare Errzgung und Todesangst der Dauer lauf in wildefter Flucht führte zum Ende ohne Natterngist. Der oerwegene Schtnuggker war zum letztenmal über die Grenze gegangen . · .. Der Dreizehnte. Hunioreele von A le x a n de r E i: gel. Jn einein eleganten Restaurant hing an der Thür zu einem der tlei nen Gescllschaftszimmer eine Tafel mit der Aufschrift: »Geåchlossene Ge ieltschaft." Jn diesem "itnmer sollte heute Abend die glückliche Verlobung zweier Menschen gefeiert werden Fräulein Anna Wiesinger, Tochter des braven Vandfabrikanten Wiesin ger, Firma Wiesinget Fc Gruben und Herr Fiebig, isbef des Herrenkonfet iiong:-Geschäfte5 an der Ecke der stru ;,enaafse, hatten sich gebunden. Und nun sollte die Verwandtschaft bei vortrefflicher Speise und kräftigem Trunk die Gefühle sehnen, die diefe zwei Menschen «zusanttnengebracht. Manta Wiessnaer, deren Nasenspihe die Farbe der Rührung atte, war die erste ani Platze. Als tüchtige Haus« frau war sie davon überzeugt« daß die Tafel doch nicht in der richtigen Weise arrangirt sein würde; sicherlich wa: ren die Bestecke nicht gehörig geputzt, die Gläser nicht peinlich genug augge mischt. Und auch an dem Arranaes inent, das bei einer Verlobung gewisz etwas sehr Wichtigeg ist. wird c: Manche-s- zu ändern geden. Oh, Ma ma Wiesinser hatte ungeheuer viel zu thun! Aber dennoch fand sie noch Zeit, sich au nnd zuü ber die Augen zu wischen, denn ihre Anna war ja zu gleich ihre einzige. Für Punkt acht Uhr war die Ge scllschast geladen. Um sieben Uhr aber entdeckten die scharfen Augen der geübten Hausfrau nichts mehr Ta delnswerthes, wag ihr eigentlich nicht ganz recht war. Nun blieb ihr nichts mehr anders übrig, alSu «ngeduldig zu werden. Zum Zeitvertrer ärgerte sie sich iiber mancherlei, nicht jssletzt darüber, daß sie nicht wenigstens ihre Siricterei mitgenommen .Währeuo dieser Wartezeit hätte sie den ange fangeneu Strumpf fiir Herrn Karl Wiesinger, Firma Wiesin er Fa Gru der, ein beträchtlichcs tück weiter ebra t. Um halb acht kam endlich er er te .Gast, der Com agnon Gru ber. Nun hatte Frau ««iesinger we nigstens einen Grund, giftig zu sein, denn sie tousztek dieser Gruber tam nicht darum so früh, weil ihm da-« Glück ihrer Tochter das Wichtigste war, sondern —— na ja, man kennt diesen Gruber —- wo es etwas u e en giebt, muß er immer der Erste sein. Das könnte ja Lonst verkürzt werden! Und richtig, a näherte er sich auch schon der « asel und schielte nach dem Aussatz mit dem Giardi netto. Lang-im rückten die anderen Gäste an: eiteln, Tanten, Schwa ger undSchwiigerin und die zwei ein ieen Cousinen in der Verwandt ichash von denen die eine sehr lustig, und die andere sehr gefiihlvoll war.« Mitten unter allen saß Herr Fiebig, der Bräutigam, und an seiner Rech ten mit dem vorschiristsntäßigen glück seligen Lächeln um die frischen Lip pen, Anna Wiesinger, die viel benei deie Braut Dns Brautpaar erfreute sich glück licherweise vollster Gesundheit, so itl«erstcnd es den Ansturm von Gra tulationen, Worten der Rührun und alle anderen hierher ehörigen Harni lien - «Eentimentalitateii, selbst der derben Art des im Uebrigen sehr ehr baren Onkel-Z Nicderberger hieit die Gesundheit des Brautpaares stand. Solon gab Frau Wiesinger den Auf-« tmn zum Beginn des Mahleg, als eine der Consinen — es kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, ob die muntere oder die gefühlvolle — die fürchterliche Entdeckung machte-. daß genau dreizehn Personen an Weicle- INan , »Um Gottes Willen«, schrie Frau Wieftnger, ,,bei einer Verlobung drei zehnt« Der älteste Familien-Onkel bekreuzte sich. Die zwei Cousinen ti citerten und stiefßen sich mit den Elle . bogen. Das ollte in der Sprache echten Familiengefiihls heißen: »Drei zehn vielleicht geht die Verlobung doch zurückt« Eine förmliche Erre gung ergriff die Tafelrunde, einer frug fliisternd den anderen: »Wie konnte man nur dreizehn einladen?« »Aber eg waren doch nicht dreizehn«, schrie Frau Wnger im Tone der Verzweiflung ,, nau vierzehn wur den· geladen.« Und sie wies auf die Betteete. Und alle fingen an zu zäh len -——- eins — zwei —- drei —- bis vierzehn. Nur Herr Wiesinger zählte dreizehm weil er sich vergessen hatte. Ter Bräutigam hatte inzwischen mit feiner Anna getost und alle Statiu nen der Hochzeitgreife besprochen, so das-, taum eine Welle der allgemeinen Lciregitng zu ihm gedrungen war. Piotzlich aber drang das Wort »dre: zehn«· an sein Ohr. Er stutzte, horchte scharfer hinu nd fragte endlich: ,,drei zehn-« . Bei feiner Verlobung drei zehn. lkr erblaßte. Das konnt-: doch nur der Schatten sein, den ein Un gkuel voraus-warf Und er dachte an den Niedergang der Geschäfte in der isoiefettiong Branche im Allgemeinen und an feinen Coniurs im Spezieli leu. Der besorgten Mutter entging nicht die Leidensfurche im Antlitz ib re-: tiinftigen Schwiegersohne5. »Al so, wer ist denn nur der Vierzehnte7« Ilsjan ging die Reihen durch. So kam than auf den liebelthäter. Natürlich: Futel Eduaro der einzige Jungge fclle in der Verwandtschaft Der hat kein lttefiihl fiir die heiligsten Fami tien Ereignisse -— man muß zu ihm tctjnaeni Das soll Herr Gruber be sorgen »Natürlich, und inzwischen rerdirvt das schöne Essen« Jn diesem Augenblicke öffnete sich die Thüre und herritt traten eifrig-J, niit Suppen Terrinen bewaffnete tiellnen »Na also, da ist ja schon Lsieg ute Sappe· Mein Gott, Leber knddel —-— die zerfallen ja so leicht.« lind er setzte sich nieder, mit flinten Händen die Serdiette unter das teinn schiebend. Doch die Energie der Brautmutter vernichtete zunächst feine Hoffnung auf die Leberknödei. »Hm-; aus mit der Supe«, rief sie, »wir müssen warten s« der Vier-sehnte muß erst tommen.« Da hatte Herr Gru tser einen rettendeu eGdanten. Ra set;.er, alg man es seiner Behabigkeit »,ugetraut hätte, erhob er sich und, ohne die Serviette abzulegen, eilte er gegen die Thür. »Mir anfangen«, rief er, ,,leeich wird der Vierzehnte ta sein!« Herr Gruber trat in den großen Restaurationgsaai. mit einem Blicke, den Napvleon der Erste bei Waterlo hätte verwenden tönnen, die Gesichter der dort befindlichen Gesell schaft musternd. »Ha«, dachte er, und dieses breite ,,Hc1« drückte sich in seinem fetten Lachen aus. »Dort sitzt ein Vierzehnter!« Er fegelte zwischen den besetzten Zischen auf einen einsa men jungen Mann log, der sich gerat. mit einem offenbar sehr harten Gän sebiigel auseinander etzte und trotz dem ein Freundliches Gesicht machte. Dem tlop te er auf die Achsel in sei ner gemiithlichen Art, die keinen Wi derstand voraussetzte, und sagte: »Verehrtester, das Istwlein Essen für Qlkc Ver junge Melan Hek- oeu Viigel hart sein und sagte: »Ja, Sie lxaben recht, alter Herr, diese Gan-H niar mindestens schon Großmutter.« Das gefiel Herrn Gruben »Funqu HManm Sie werden gut essen, spie inserden viel essen und Sie werden igratig essen. Wollen Sie ein vier. Hehntser sein?« Der junge Mann sklammerte sich zuerst mit tomischem ’(5-ntsetzen an die Tischplatte, zog sich »dann vom Stuhle empor, doch, weil tHerr Gruber in der Sicherheit, daf; itieser Vierzehnter nun gleich mit ihm jgehen werde, den Sessel ivegzo«c, fiel snun der junge Mann, der sich wieder ssetzen wollte, fast zu Boden. Er war saber ein lustiger junger Mensch, der spie Situation erfaßte und herzlich zu Nachen begann. Das gefiel Herrn sitjruber schon wieder. Er erzählte ihm, welches Unglück eine ehrbare Verlobungsgesellschaft getroffen habe, woaruf der angenehme junge Mann sich bereit erklärte, hier helfend ein zugreisen Fünf Minuten später saß Herr Stud. jur. Otto Wercl neben der munteren Cousine. Der brave Herr Grube-r schlürpfte mit der Suppe all die Lobesroorte hinunter, die die Ge sellschaft für seine rettende That auf brachtr. Der junge Mann versetzte die etwas chläfrige Gesellschaft durch seine frrs Laune in die fröhlichste Sehr kurzsichtig. Arzt: »Sie sind ziemlich kurzsichtig, Herr Professor!« « Professor: »Ja, gewiß; ich bin so kurzsichtig, daß ich sogar Nachts die Brille aussetzen muß, um sehen zu können, ob ich schon fchlafe!« Stimmung Die Mutter der munte ten Cousine äugeltern it ihrem Gat ten, der ihr sofort ins Ohr fliisterre, daß er sich schon morgen über den juneen Mann erkundigen werde. Deml Stud. jur. schie die Sache viel Spaßi zu machen. Er lam sich vor, wie ei..; Hecht im Kaupfenteiche, und nun wollte er nach Herzenslust die Phili ster fressen. Der munteren Cousine erzählte er allerhand llnpassetrde9, und der Braut machte er einen Hei rathgantrag, was deru Bräutigam aus der Konfektionsbranehe zuerst sehr schmeichelte, später aber doch über die Dutschnur ging. Er verbat sich derlei jz tringlrchleiten von Seiten eines zremden Eines Fremden? Bin ich ein Fremder-? Ich, der ich das Ungliicl von Jhtiiei und Ihrer künftigen Familie abwende?« Er stand auf und griff nach seinem Hure. Das Essen war übrigean miserabet — ich a.eh’ « Alle dreizehn Personen der Vc rlo bnngggesellschaft erhoben sieh gleich zeitig. überschütteten den Bräutigam niii Vorwiirfen und Frau Wiesinger flehte den Stundenteu an, ihr das an ihrem Ehrentage ja nicht anzuthuu. Tit Mutter der munteren Cousine suchte den Bräutiram zu besänftigets. indem sie ihm einredete, der Student habe ihre Tochter aemeint. soorauf allerdings der Stud. jur. fester nach seinem Hute griff. Herrn Gruder ac lang es endli-.h, den Frieden wieder herzustellen. Der Student hatte wie der seine Laune gewonnen, erhob sich, um den ersten Toait Zu sprechen, d: teiner aus der Gesellschaft dzn An sang machen wollte. Nun, war das ein Toasti Unter anderen Umstan ren hätte mand en Sprecher sofort hinausgeworfen Der streitbareBriiu tiaani mußte von zwei handfesten On teln auf seinem Stuhle niedergehalteri werden Als der Toast zu Ende War, athurete di« Gesellschaft aus. Aber la um schienen sich die Gemiither beru higt zu haben, erscholl unheimlicher Larni Von dem Platze des Studenten heriider Sein Nachbar hatte ihn in ein politisches Gespräch vertvictelt, das der Student schon im Keime mit einem laut vernehmbaren »E.«iaf·5 topf« ersticken wollte. Darob lfmpö rung des Nachbars. Trotz der ver geblichen Versuche der Cousine, oder eben wean dieser Versuche, den Stu denten durch fortwährendes Nachfiils len Von Champagner zu fesseln, laut es zu einem regelrechten Streit, der gewiß in Thiitlichleiten ausgearbeitet wäre, wenn nicht der ruheliebende Schwiegervater, von seinem Grimm übermannt, mit den starteu Händen eines echt-en Bandniacherg die zwei liampshijhne gepackt und zur Thiir hinauLerpedirt hätte. »So« --—- rief er dabei, ,,jetzt sind wir Gott sei Dank zwijlf und brauchen leinen Vierzehu ten.« Jn diesem Augenblick öffnete sich die Thiir und herein trat der Onlel Junggeselle-» der wegen seines Zuspiit tornmeng Worte der Entschuldigung stotterte, während die ganze Tafel runde, mit Zorn in den Blicken, jaan merie und stöhnte: »Wieder —— dreizehn!« Die arme Braut siel in Ohnmacht und der Bräutigam wußte nun, das; der Krach in der Konsettionsbranche tinanfhaltsam sei. . . . »O b— Mein-i Mißverständniss. Jm Hause des Herrn Bürgermei sters wird heute ein dovpeltes Judi liium gefeiert. Die Ehegntten sind ein Vierteljahrhundert verheirathet und gleichzeitig begeht die alte treue streszenz die stinsundzwrinzigjährige Wieedrtehr des ages, an dem sie in den Dienst der Familie getreten ist. Festtiehe Stimmung herrscht natürlich im Solon und in der Küche. Dem Silberpaai ist eben von einein rede gewandten Gaste ein schnmugvolter oast ausgebracht worden da kommt der Aelteste des Bürgermei sters hereingestiirzt. »Vater, ein Fackelzug steht unten; gilt der Dir?« --— ,,Witd schon so sein, mein Junge!« —-— »Ja, dann kommt aber nur schnell heraus; denn die stregzezn steht schon aus dem Balkon und verneigt sicht« Jm Eisen »Die junge Vertheidigerin Fräu lein Rechtsamvall Dr. Meyer soll sich ja nun doch unlängsl plötzlich verlobt haben?« »Ja, sie hat sich beim Plaidoyer sür den Angellagten so ins Feuer hinein gmdet, daß aus einmal ein HeirathB-« anirag daraus wurde.« Reue- Ltvem So isi’s denn togrtlgch wahr gewor en. Das starre Leid ist weggethaut2 Die Blüthen knospen aller Orten, Und tausend Stimmen werden lautt O Herz, du Zweifler sonder Gleichen, Wie kannst du.jetzt noch traurig sein? Der ganze Himmel ist dein eigen Erschließ dich nur und laß ihn ein! — Ein Opfer-. »Was, Sie essen wieder a’Haxl?« »Ja mei’! Schau’n S’, i’ muß mei ner Frau von jedem Ort a’ Ansicht-s tart’n mit an’ Versl schreib’n;——i’ heiß’ aber Maxl, und dadran reimt si· halt nix anders!« Ofscnherzig. Wirth (als eben ein Spanserlet tranchirt tvird): »Meine Herren, wer hat Appetit?« » Von allen Tischen ertönt es sofort: .,,Mir eine Portion,« »mi: auch eine,« »mir ebenfallg«. .. Wirth tverzweifelt): »Aber hören S doch aus, meine Herrschaften, die lPortionen werden ja immer kleiner!« » .—. ! Umpsindtichcs Vier-. «Jn·aenieur: »Nun, Herr Schulze-, imotten Sie denn in Jyrein Dorf nicht auch elettrische straft von uns neh men, damit können sie mähen, dreschen und Futter schneiden, ohne Hände ,oder Pserdetrast.« « · s« Schulze: »Ja, dag atoob ich sie »ich-on, aber ob unser Vieh das elektriv s«;t«,e Futter fressen thut, das is ooch eene Frage« Aventin-blossem Bürgermeister (inS Wirth-Wand t1-etend): ,,’n Abend, meine Herren!« tjsium iunaen Burschen, der wie die anderen zuriictgrijszt): »Du bisi nicht ::-itaemein1, Laugbuv!« Seine erste Sorge. « »Hier ist ’n Korb bayrisch Fla schenbier.« »Ich hats keines bestellt.« »Aber der Student, der morgen rei Jtmen einzieht.« Darum. Erster Radett: »Warum trägt denn unser chinerad Meier den Kopf gar To l)oct«)?« Zweiter Fiadett: »Er hat aestern bei seinem Onkel zum ersten Mal Seit getrunten.« Da bat man's Häuser-: »Sie haben mir diesen Stock alis ectft Elsenoein verkauft und nun habe ich erfahren, daß er Jniiiai tion ist.« Vertiinser: »So? Da muß doch aleicls dag- Wetter dreinschlagen. Netzt tragen gar die Eleplsanten falsche Zälj,sne.« " Im Kasseelriiiizcheir. Nachbarin (leise): »Bitte schädige Familie: sehen Sie nur, wie die Ser tiietten gestopft und geflickt sind!« Dame: »Ja, und die haben sie sich außerdem noch von mir geliehen!« Viel verlangt. Dienstmädchen: »Jetzt kann ich abet nichts mehr auslegen, giiiidige Frau, ich habe kein Geld mehr.« Hausfrau: ,,Unerl)"ort! Und dabei vermiethen Sie sich als Mädchen, welches selbstständig fjir den Haus halt sorgen lann.« Wille Biiraermeisterz ,,...Und was sitt Verdachtsgriinde haben Sie denn ei gentlich, daß der Eingelieserte der ge suchte Mörder ist-Z« Polizeidiener: »Ja, hauptsächlich, weil er leugnet-— das ist immer ver Iviichtig!« Mag stimmen . Lehrer (im Geographieuuterrichyt .,Denkc Dir, Du machst mit Deinem Papa eine Automobilfahrt von Wien nach Paris; wehte Siiidie siehst Du » dabei?« Schüler: »Keine, Herr Lehrer, ’s geht viel zu schnell!« Viel verlangt Neue Gutsbesitzerin izum Verwal tet): »Der Hiihnerftall gefällt mir fehr gut ——- aber das ewige Gackern genirt mich!... Hoffentlich werden ich die Hühner mit der Zeit diefe aucrmnanier abgewöhnen!«