Der Deferteur. Roman von O. Elfter. 1. Kapitel. Eine Gren z-Garnison. Die kleine Festung Lützelburg war ein wahres Felsennest. Aus dem Kamme der Bogesen gelegen, waren eine Wälle und Kasematten direkt in ie Felsen hineingesprengt und ge hauen, so daß die deutschen Geschütze 1870 der kleinen Festung selbst nichts anhaben konnten, wenn sie auch einen Theil der Stadt und die alte, schöne Kirche aus dem Marttplatze, der Place d’armes zu französischen eiten, in Schutt und Asche legten. « her dieser Stadttheil war dank der Entschädi gungen, welche die deutsche Regierung zahlte, rasch wieder aus den Trüm mern auferstanden, und die Kirche erhob sich schöner denn je über die sie umgebenden Häuser, obgleich erst einiae Jage seit dein Friedensschlusse swichen eutschland und Frankreich ver lassen waren. age en waren die Festungswerke, welche Jahrhunderte lang den feind lichen Geschützen getrotzt hatten, zer fallen und zertrümmert. Lützelburg war von der deutschen Militärverwal tung als Festung aufgegeben, auf die Erhaltun der Festungswerte war kein Flei mehr verwandt, die Grä ben wurden theilweise zugeschiittet, die Wälle zutn Theil niedergelegt und in den Felsengräben wurden Steine gebrochen, die zu anderen Bauten ver wandt werden sollten. So machte denn die sonst so —chmucke kleine Festung einen recht ·ßlichen Eindruck, da sie sich noch mitten in der Periode der Umwand lung eines befestigten Platzes in ein offenes Landstädtchen befand, und man konnte es dem jungen Jägerof izier, der mit dem Postwa en durch S dunkle noch stehende hor der vormaligen Festung fuhr, nicht ver deuten, wenn sich aus seinem hübschen, jugendlichen Gesichte Zeichen des Miß wuths bemerkbar machten. . Der Unterschied zwischen seiner güheren Garnison mitten rm Herzen eutschlands, in— dem herrlichen Thu ringen und seinem jetzigen Bestim mungsottwar aber auch zu groß und ltsroorstecbendl Dort eine freundliche, tleineResidenzstadt, umgeben von herr lichen, sorgfältig gepflegten Protnenc den und Gärten wohlhabender Villers besitzen hier ein halbverfallenes Städtchen auf lahler Anhöbe und mit einem schroff absallenden Glacis.aus dem kaum einige erbärmliche Busche wuchsen, da währen-d der Belagerung alle hoben Bäume niedeJrJgelegt waren und man sich nicht die ühe gegeben hatte, neue Anpflanzungen zu machen Dort eine säubere Stadt mit freund lichen, breiten, gutgepslasterten Stra ßen, Bier finstere Gassen und Gäßchen mit olprigem Pslaster und kleinen Häusern, deren retödetes Aussehen oft anzeigte, daß sie überhaupt keine Bewohner hatten. Dort eine heitere, entqegenkomrnende Bevölkerung, die selbst einen übermüthigen Streich der jun en Ofsiziere gern verzieh, hier girrtere Blicke, die in jedem Soldat-en es neuen deutschen Reiches den ge siirchteten »Prussien«, den verhaßten Eroberer, sahen Nur einigermaßn versöhnt wurde der junge Ofsikier mit seinem neuen Aufenthaltsort durch den Anblick der grünen Berge und Wälder der Voge sen, welche sich in klein-er Entfernung um das Städtchen lagerten und herr liche Spaziergänge und Aussliige ver sprachen. Jetzt rumpelte der alte Postomni-— bus über die noch in rostigen Ketten hängende Ziehbrücle und hielt nach einigen Minuten vor dem ,,Hotel de Straßbourg«, in dem der junge Offi zier vorläufig Quartier bestellt hatte. Als er aus dem dunklen, dumpfen Postomnibus herauslletterte. ries eine rähende Stimme: llohl haeald... wo zum Hen Ier leibst Du so lange. Schon seit einer halben Stunde warten wir aus Dicht« » . - Harald wandte sich um und sah in das lachende Gesicht seines Freundes, des Oberleutnants Ludwia Krum holiz, oder Lulus, wie er von feinen Kameraden genannt wurde, der ihm beide Hände entgegenstreckte Noch mehrere andere jüngere Ossiziere stan den neben ihm; scheinbar hatte man an den kleinen runden Tischen vor demCase gesessen, welche die eine Seite des Hotels einnahm, Während sich-auf der anderen Seite die gewöhnliche gaststuke Und Bierausschant befan n. Herzlich schüttelten sich die seit Zwei Jahren getrennten Freunde die Hände und auch die anderen Kameraden wurden freundschaftlich begrüßt. Das Bataillon lag erst seit weij a ten in dem kleinen lothringi chen . Der Abschied aus der thü ttniischen Heimath war damals allen» geworden und allgemeindi tte man harald von Deineck benei-« Iet- der als Adjntant des Bezirks-» «andoi m der schönen Heimath " due . Aber wie alles ein M hat, o auch das angenehmes Marcabo roth-, der jetzt zu sei-» sm- ycäivnpsk löst-F kinskiiickigÆuml M . ten zter e ne ju sMr bei dein beimathlichen Bezirks Wasds zu überlnsiert , M wohl ein bischen erstaunt ge wefen ob Teiner neuen —Residenz, ha rald!« meinte »Lulu« lächelnd. »Es sieht hier freilich nicht gar zu lieblich aus, aber tröste Dich, mein Junge, einen guten Schoppen Wein gibt’Z hier und gute Jagd —ich habe selbst letzten Winter einen Wolf zur Strecke gebracht —- und dann -— schau Dir mal dieMEoels da an!« Er zwinlerte oerfchmitzt nach zwei jungen, einfach aber elegant gekleide ten Dornen hinüber, welche über den Platz zur Kirche schritten. Die eine von ihnen, eine etwas rundliche kleine Brünette, warf ver stohlen aus ihren braunen Augen einen lächelnden Blick auf bie jungen Offi;iere, um die Augen sogleich wie der ziichtig zuseniem da sie bemerkte, daß die Blicke der Osfiziere' ihnen folgten. Die andere, eine zierliche kfchlanle Figur mit prächtigetn asch l blondem Dann einenr reisenden erlan ten Gesichtchen, dem die dunklen Au Igenbrauen und Wimpern einen eige nen Reiz verliehn, sa ruhig vor sich nieder ohne von den ffizieren irgend l welche Notiz zu nehmen »Jn der That nicht übel,« entgeg nete Harald lächelnd. »Na, na, nur nicht so obenhin,« sagte Lulu lachend. »Du scheinst ja org verwöhnt zu fein, mein Sohn. Sieh Dir die jungen Damen von Lüxlburg nur erst einmal in der Nä an, sie halten den Ver leich mit unseren heiniathlichen Ven com-kräu lein schon aus. Rein französischesI Blut und Pariser Chic.« T »Du bist ja ganz begeistert! Kennt thr die Damens« »Wer sollte die schöne blondeMa Hdemoiselle Henriette und ihre kleine erfche Kousine Mademoiselle Julie nicht kennen s« »Aber nihr grüßet ja nicht einmal. « JAuf Geiß- Fuß stehen wir mit jenen nicht Wer s einmal versucht hat, sie zu größer-, der erhielt als Ant wort nur einen vernichtenden Blick aus den blauen Augen Maderno iselle Henrietteä, während die braunen Au gen Madernoiselle Julies ihn sehel miseh anhlitzten. Du mußt nämlich wissen baß Henriette die Tochter des Monsieur Jean Hauviller ist, deg größten Preußenfrefsers, zugleich abers reichsten Mannes der Stadt, Mode moiselle Julie ist eine arme Nichte aus dem Elsaß und führt den urdeut sei-en Namen Meyer der hier aber stanzösisch Mejere ausgesprochen wird . .. doch Du wirst das alles noch erfahren! Jetzt komm, wir haben Ern « Cafe ein frugaleg Abendessen für Di eh » HHoffentlich bist Du nicht zu ermüdet, i ) bestellt und eine tleine Mai- Borvle aus gutem Elsiisser Wein angesetzt. um eine Stunde mit uns zusammen zu ein.« » Durchaus nicht Jeh habe letzteE Na«cht in Straßburg loairt und die zweistündige Eisenbahnfahrt hierher hat mich nicht angestrengt. Schlim-« mer war schon die Omnibusfahrt — deit wurde man tüchtig durchgeschüt te « »Glaud’s schon Unsere Beförde runasmittel find hier noch etwas vor sintfluthlich. " Damit nahm Lulu den Freund unter den Arm und führte ihn in das Case, wo der Tisch schon gedeckt war. Das Case bot den gewöhnlichen An blick solcher französischen Lotale. Am oberen Ende das »Kontor«, wo »Ma dame« vor ihrem dicken Anschreibe ibuche und der Kasse thronte, in der i » versehener Tisch, an den Seiten einige ) i Mitte ein langer, mit Marmorplatte xtleinere Marniortischt, an den Wän den einiae alte Bilder, Antiindigungs und Reklameplatate, und hinter deml ,,'«Kontor ein Glasschrant in dem die oerschiedenartigsten Litöre in bun ten Flasche-: pra ten. Den unteren heil des Saales» nahm ein altes Billard ein, dessen jgraugriines Tuch die Freude der "Liinelburger an diesem interessanten Spiel bewies. Zwei sauber gekleidete, einfache· lMädchen und ein mit weißer Schürzei aeschmiickter »Vineta« besorgten dies Bedienung nach dem Kommando voni «Madaine«, während »Monseeur« seinen Geschäften außerhalb des Hau ses nachgina oder drüer in der Gast und Schantstube mit seinen Französi schen Gästen Domino spielte und Ab stsnth dazu trank. Aus dem Cafe hatten sich dieseI französischen Gäste fast aanz weggesz wöhnt, da die deutschen Ofsiziere das selbe zu ihrem Stammiotal qewähli hatten, in dem es ost sehr lustig und etwas getäuscht-all zuging. Nur einige ältere Herren der französischen Bür gerschaft, ein alter pensionirter Kapi tän und mehrere Beamte, besuchten aus alter Gewc beit noch das Case und eraötzten si auch an der harm losen Lustigkeit der jungen deutschens Ostizierr. « ’« Von einer deutschen Zivilbevölle rang konnte man in dem kleinen Grenzsiädtchen kanns reden. Da war nur der Oberiörster, der Apotheler,; der Steuereinnehmet und mehrere« Unteebearnte deutsch, die aniöfsige Be- s völteruna aber war durchgängig ran- s z.ösiich. wenn auch start mit elsä sisch- s deutschen Elementen vermengt. s n heiterem Gespräch und Aus tau cb der Gedanken verflvß den jun- : l . e gen Ossizieren die Zeit. Vatald mußte von der Heimath erzählen, die ande ’ren gaben ihre Erle nisse in der klei -nen, abgeschlossenen Welt zum besten, Hin der man hier lebte. i .Wenn man nicht manchmal nach IStraßburg oder Nanch hinüberrut sscben könnte, wars hier wahrlich nicht «auszuh.rlten," meinte mürrisch ein ;älterer Oberlentnant. der schon seit Ieinigen ahren aus den zweiten Stern in den «paulettes wartete. »Ja, aber Rauch ist ein gefährliche-Z Terrain,'« entge inete Lulu. »Man muß sich verteufelt in acht nehmen, nicht abgefaßt zu werden« Es ist streng verboten, ohne Urlaub die Grenze zu aberschreiten.« »Pah, man lommt schon durch,und wenn man aut sranzösisch spricht,hat man in Nach nichts u befürchten Die Franzosen sind höliche Leute.« »Und vor allem die Französinnen!« Alle lachten. Man wußte. daß der Hoiszmuthige Oberleutnant eine heim jliche Liebe in Nancn hatte. ; »Die slotten Französinnen sollen j leben!« ries Lulu und erhob das Glas. J Man stieß lachend zustimmend an. i Jn diesem Augenblick wurde die HThrir des Gase-J geöffnet und die lange Gestalt des Bataillonsadjutan ten, Leutnantg von Fuchs-, trat rasch herein· » . »Guten Abend, Fuchs·« tres man ibm zu. »Na, hast Du endlich mal Zeit?« - Der Adjutant war dasur bekannt, »daß er »niemals Zeit hatte«. Das war so seine Redensart; selbst mitten in der Nacht, wenn man ihn zu einer Partie Stat aussorderte, entschuldigte er sich damit. dasz er »teine Zeit habe«. Die Wichtigkeit seines Amtes prägte sich denn auch aus seinem in ernsten Falten liegenden Gesichte aus. »Ja, spottet nur, Jbr jungen Dachse,« entgegnete er. »Ihr macht Euren Dienst und dann seid Jbr ser tig, während unsereins niemals über seine Zeit verxügen tann.« »Na, begrii en wir nur erst einmal Harald.'« »Ah, Heineci —sind Sie glücklich angekommen? —- Der Kominandeur sprach schon von Jhnen heute. Müssen morgen gleich in Dienst . . . aber, Kinder, gebt mir erst einmal etwas zu trinken. Jch bin fast verdurstet. Seit Mittag sitze ich und schreibe mir die FFinger alhm.« . » a nu, was gibt's denn?« Aber ehe der Adjutant antwortete, trank er ein großes Glas Bowle mit großem Wohlbehagen aus. Dann legte er sich an den Tisch, streckte die langen Beine weit von sich aus und sagte mit lauter Stimme: »Ja, was gibt’å?——Der Teufel ist einmal wie der los. Wißt Ihr nicht, daß schon wieder ein Kerl ausgetnissen ist?« »Nein Wortl« »Heute Mittag meldete es Haupt mann Faltenbagen. Das ist nun schon der dritte«Deserteur in dem letz ten Yierteljahr. Da muß der Teufel hinterstecken Der Major ist wütbend tännt Jbr Euch denken. Na, und bei der Division und beim Korpa gibt das wieder einen Mordgspettatel.« »Drei Deserteure in einem Viertel jahr? Das ist allerdings seltsam! Un sere Leute dienten doch sonst gern,« sagte Harald. »Ja, sie haben’s ja auch gut im Bataillon. Dei-Alte sorgt sür sie wie sür seine Kinder. Aber bei dem letzten Ersatz hatten wir einige Elemente, die nicht zu den übrigen Retruten paßten internatioi.ales Volk aus den Fabritdistritten In denen steckt der - eusel. Wenn man nur wüßte, wer ibnen über die Grenze hilft.« »Sie meinen, daß diese Desertionen planmäßig betrieben werden?« »Ohne ziweisei. Man müßte die Kerle son an der Grenze, die sehr scharf bewacht wird, wieder einsamer-« Aber sie müssen Helfershelser hagein die ie hinüber schaffen.« « n Nancy vielleicht?« »,, ein, das glauben wir nicht. Näher, viel näher... Doch still, da kommt der alte Kapitäm Der darf nichts hören und Madame spikt auch schon die Ohren. Der Kuckuck traue diesen Franzosen. Schentt mir noch einmal ein.« Das geschah, und das Gespräch wandte sich wieder allgemeineren Ge gen "nden zu. » s war Mitternacht, als sich der fröhliche Kreis trennte, und harald mti etwas schwerem Raps sich zur Ruhe begab. Gortsesung solgt.) -—— Wer dir ganz genau sagi, was er an deiner Stelle tun würde, ist sel ten darüber im Klarem wag et an feiner eigenen Stelle zu tun hat. If « If sit Jm Tabah - Streit spielt der Rhe d2l7- von Aegypien die Rolle ver Stummen von Potiici. Nix tau l seggen . « « Der Mensch ist das hungrige We sen schlechtweg. Nur das Tier ist satt, wenn es gegessen hat. U O O Olymp-logischen Wenn Amor Geldsotgen hat, läßt sein Betusseiset nach. O O « Die Siandard Oil Co. sagt, daß sie leine Untersuchung fürchte. Wahr scheinlich hal ihr der Verlauf des Prozessei gegen den Zleischttust Mut gemacht f s Höchste Gmanzipaiivm Dame ler ziihlend): »Als ich aber so mutterste lenallein im Walde umhetirele, da überweibie mich das vie Angst.« v— Roman von G. Graddom . (20. Fortsetzung und Schluß.) Jn weniger denn einer Stunde war Alles geschehen, hatte der Verbrecher seine Seele ausgehaucht Außer dem Gerichtsbeamten, um welchen man ge schickt, hatten noch mehrere andere Personen sein Belenntnisz entgegenge nommen nnd als Zeugen unterschrie ben, dann hatte er leise zu Redmann gesagt: »Verzeihen Sie mir, Ihnen habe ich das größte Unrecht zuge ügt, aber nun iit Alle-«- vorbei. Sie haben einen schönen Schuß abgeieuert, leben Sie wohl und verzeihen Sie mir alles Böse, das ich Jhnen zugefügi." Redmann nahm das Schriftftück an sich, welches für ihn von so großer Bedeutung war, und nachdem der Verhrelter die Augen geschlossen,oers ließ er das Gemach und sperrte dessen Thür sorgfältig hinter sich ab. Als der Priester und der Arzt daz. Hang verließen, fuhr gerade ein Wa gen vor. Aha war es, die demselben entstieg. « »Meine Tochter, mein Kind," rief ermanm als er ihrer ansichtig ward, und hastig eilte er aus dem Zimmer. um Loaiz Mädchen in die Arme zu n. »Meine Ada, diese Stunde unschä d:gt mich für ein ganzes Leben der Bitterkeit und Qual.« Das junge Mädchen tlammerte sich zitternd an den Arm des Vaters-, es war unbefchreiblich bewegt und Tod tenblijsse bedeckte ihre Züge. »Setz’ Dich hier nieder, Ada, dann wollen wir qur Mutter gehen.« Seine Stimme zitterte vor Freude und Liebe. Ada, die einen Brief in Händen hielt, wies au einen Polizeimann und bot ihm das schreiben dar. »Wir haben nichts mehr zu fürch ten, mein Kind,« sprach er, nachdem er es überflogen, »der wirkliche Mörder hat Alles gestanden; er befindet sich im anstoßenden Zimmer. Wir wer den von nun an so glücklich fein tön nrnl Nun aber," fügte er hasiie hinzu, »trinle vor Allem hier dieses Glas Wein! Du siehst volltommen erschöpft aus und bedarfst der Eritis-hung Dann erzähle mir, wo Du mit jenem Schurken Tredegar gewesen. Den Brief, welchen Du mir gebracht, werde ias der Polizei übergeben« Redmann entfernte sich für wenige Augenblicke, dann nahm er an der Seite des jungen Mädchens Platz und streichelte liebtosend dessen Hand. »Beruhige Dich, Kleine, und er zähle mir Alle-. Ich tann Dich ja io gut begreifen, der Spitzbube hatDich auf irgend eine Weise hintergangen. Er drohte Dir vermuthlich damit. daß er mich ins Zuchthaus schicken lönne und hat Dich auf solche Art ganz unbeschreiblich erschreckt. Viel leicht lockte er Dich auf das Schiff durch die Vorspieaelung, daß ich mich auf demxelben befinde-« · »Aller ingr, Vater, so ist es eewe sen. Er sagte, Du seist mein Vater, und dag wenigstens war die Wahr heit —- nicht fo« »Ja, meintLiebling Gott feiDanll Nun erzähle mir aber, auf welche Art Du ihm entkommen und wie Du hier her gelangt bift.« Rasch sa te Ada ihrem Vater Alles und er lau ehre verblüfft und befrie digt ihren Worten. »Der Spitzbube befindet sich jetzt im Haufe feines Vaters, wie Du sagst? Wie dankbar will ich dem Steuermann fein, welcher es Dir er möglicht hat, zu entlommen und hier her zu fahren. Die arme Poldi Spi cer, ich tenne das Mädchen; sie ift eitel» aber harmlos und utmüthia. Wir müssen unser Möglichtes für sie nnd ihre Mutter thun. Da sie Jvan Tredegar angefchossen hat, wird sich ia wohl verheimlichen lassen. Schade, daß die Welt nicht um einen Schurken ärmer geworden. Nun aber müssen wir in erfter Linie an Deine Mutter und an Deinen Verlobten denken; sie sind Beide halb wahnsinnig vor Ver zweiflung.« Thriinen standen in feinen Augen, während er die Tochter küßte und zärtlich fora : »Komm, da, hier isi von jth an nicht mehr mein heim, i lege den Namen Redmann ab un bin nun wiedergfranz North. Frei und offen kann i der ganzen Welt in die Au gen sehen. Jch in wieder jung ge worden, das Leben beginnt von Neuem für mich. Jch muß meiner Hauihälterin nur einige Befehle erk theilrn, dann will ich an- Evlin tele-« cranhjren und ung einen Waan des stellen, der uns nach Schlos- Deverill bringen soll. Watte hier einen Au genbiict auf mich, Liebling, ichtehre gleich wieder zurück.« Der Mann, welcher Jahre hindurch stets diistee und in sich gekehrt gewe sen, schien mit einem Male aufzu leben. Er besorgte hastig Alles, was er sich vorgenommen, und das Tele aramin, weiches er an Guido Coiin expedirte, lautete wie folgt: »Ada ist bei mir wohl und gesichert, theilen Sie es ihrer Mutter mit. Die Rache hat Tredegar erreicht. Von heute an·isi mein Name geklärt und ich bin ein freier Mann. Habe viel zu er ählen und werde Abends um acht br mii Ada auf dem Schlosse eintreffen. Franz North.« —------«o—.-·-—-—— Drei Monate waren vergangen. Die Gräsin Feston saß in ihrem Dou doir und schrieb einen Brie an ihren Jugendsreund Oberst Rayson, der vor längerer Zeit nach ndien berseht worden und welchen te gerne über Alles in Kenntniß hielt, was in der Heimath vorging. »Ich habe versprochen Ihnen ge nauen Bericht iiber die Cretgni evon Deverill zukommen zu lassen,« chrteb sie unter Anderem, »und iann nur Gutes melden. Alles ist in schönster Ordnung, und ich bin nun überzeu5«t, daer der phantastischste Nomancier noch weit hinter der Wirklichkeit zu rückbleiben kann. wenn man Alles, was er ersindet, rnit dem vergleicht, was der arme Franz North erlebt hat, Jahre hindurch weilte er in unmittel barer Nähe seiner rau und seines Kindes, ohne daß irgend eine Men schenseele es gewußt hätte. Die schöne Ada und ihr Verwandter verliebten sich dann miteinander, und von jener Zeit an solgte ein Ereianiß nach dein andern. Natürlich hat die ganze Ge gend seit Wochen von nichts als von dieser interessanten Geschichte geredet. Guido Colin und Ada North sollen gleich nach Weihnachten heirathen — ich selbst bin zur Hochzeit geladen. Jvan Tredegar ist von irgend einem armen Mädchen, das er hintergangen, angeschossen worden, und wie man mir erzählt, hat sich Laura Thornley, mit der er einst verlobt gewesen, dazu Trgegebem ihn zu pflegen, ihn dem · ode abzuringen Man behauptet er sei ein Anderer geworden. Edith Tredegar hat ihre Netze nach dein nei chen Grasen Frelands ausgeworfen; ob es ihr gelingen wird, ihn zu an geln, das weiß der Himmel!« eDie Weibnachtszeit war getommen, und Franz North, welcher in all’ seine Rechet eingesetzt worden war, beging dieselbe in feierlichster Weise, indem er ein großes Fest aus Schloß Deverill gab. Allerorts herrschte regste Freude Am Shlvesterabend endlich fand die Trauung des jungen Paares statt, und unter den lauten Jubelrusen der Landbevölterung, welche in dichten» Schaaren herbeigeeilt war, um das junge Paar zu sehen. sliisterte Guido von Colin seinem Weibe zu: »Endlich mein, inein geliebtes Al venveilchen!« » Eine Welt voll Liebe lag in dein Blick. welchen sie taus ihn richtete, wäh rend sie leise und zärtlich entgegnete: »MeinGatte, mein geliebterGatte!« sEnde) —-.--— Uebung der trefflichen Schise tu Port III-thue med Ischenmuuk Die Ausbrsserung der russischen Li nienschisse Zäsarewitsch und Retwisan und des großen Kreuzers Pallada, die bei dem Torvedobootsangriss in der Nacht vom R. zum 9. Februar 1904 mehr oder weniger beschädigt wurden, hat seinerzeit berechtigtes Aufsehen er regt, weil sür sie teine ausreichenden Doclanlagen zur Verfügung standen, und die Rassen in der Verwendung hölzerner Kasten ein Ersaymittel schas sen mußten, dessen Benutzung in die sem Umsange bisher nicht erprobt war. Die Ergebnisse-haben wie ein deutscher Blatt schreibt, hierbei gezeigt, daß man bei sachgemäßer Ausnutzung aller zur Verfügung stehenden Hülsgmittel auch ! ohne den Besitz von größeren Dockan- ’ lagen umsongreiche Ausbesserungen an Schissen vornehmen kann, die sie be sähigen, an den weitern Krieqsoperw tionen theilzunehmen Die Ertenntniß dieser Thatsache ist sür jedenKrtegsüh tenden, der nur im beschränkten Maße über ständige Neparatureinrichtungen versügt oder der durch die überseeischen ; Operationen gezwungen ist, sich einenj vorübergehenden Stützvuntt zu schaf- ? sen, von außerordentlicher Wichtigkeit. ; Verdienen diese Leistungen der Russen s schon allgemeine Ausrnerlsamteit, so ist dies für die Arbeiten der Japaner bei der Hebung der russischen Schiffe in Port Arthur und Tschemulpo in noch l höherem Maße der Fall. Wie um fangreich die Ausgabe war, geht dar aus hervor, daß es sich in Port Arthur um die Hebung von 4 Linienschissen, 1 Panzertreuzer, 1 großen Kreuzer, 3 größern Torvedosahrzeugen und 7 Damvsern der Handelsmarine handel te. Sie besaßen Zusammen eine Was serverdrängung von 80«801 Tonnen, von denen nicht weniger als 65,819 Tonnen aus die Krieg-schiffe kamen. Außerdem waren noch zu heben in» Tschemulpo der große Kreuzer Warjag von 6568 und ein Transportschiss von 2415 Tonnen sowie in der Tairenbucht ein Dampser von 802 Tonnen. Au ßer diesen Schiffen, die bereits alle geborgen sind, hossen die Japaner in Port Arthur noch 4 Kanonenboote und l 5 Torpedobootzerstiirer heben zu tön- ’ nen. » Die Schwierigkeiten bei der Hebung der Schiffe in Port Arthur waren ge ringer als die in Tfchemulpo. Die Schiffe lagen hier bei mäßiger Krän un in verhältnismäßig flachem Hoffen Die Gezeitenftröntung war « nicht fehr erheblich. Bei Niedrigtvaffer : ragte das Oberdeck der meiften Schiffe « über die Wasseroberfläche hinaus. Da- I bei waren die durch die Befchießungi angerichteten Schaden geringer als ? man anfangs glaubte annehmen zu rnii en. Ebenso halten die von denl Nu en kurz vor der Uebergabe an den . Schiffen zur Entzündung gebrach ten Schießtoolladungen nicht-den Er- ; folg gehabt, den man damit beabsich-’ tigte, d. h. die Schiffe vollftändig un- ; brauchbar zu machen. Das größte! Lec, das erzielt wurde, traf man auf dem großen Kreuzer Pallada an; es hatte eine Ausdehnung von acht zu fünf Metern. Die Hebung der Schiffe, vie bei allen Fahrzeugen fast in der gleichen Weise erfolgte, wurde dadurch vorbereitet, daß zunächst sämmtlicheGes schliße und beweglichen Theile entfernt wurden. Darauf dichteten Taucher alle unter Wasser befindlichen Oeffnungeu ab. Als Dichtungsmaterial wurden außer Holz, Segeltuch und Werg vor nehmlich Bleiplatten und Kiti ver wandt. Nach Bendigung dieser Vor »bereitungen erfolgte das Leerpuinven der Schiffe durch zwei Pumvendamo vfer, von denen einer 3000, der andere 4000 Tonnen stündlich zu fördern im stande war. Außerdem wurden an Deck der Schiffe eine große Zahl von Saugpumpen und ein Dampftesfel zu ihrem Betriebe ausgestellt. Weitere Dampflessel sowie eine elektrischt Licht maschine befanden sich auf Prabmen, die längsseit der Schiffe gelegt werden konnten. Außerdem waren die von den Rassen in Dalny zurückgelassenen Doctpumpen nach Port Arthur ge schafft worden, wo sie vorzügliche Dienste leisteten. Mit diesen Hilfs mitteln war es so beispielsweise bei dem Linienschisf Retwisan, dessen He bung die größten Schwierigkeiten ver ursachte, möglich, in der Stunde eine Wassermenge von 16,000 Tonnen zu bewältigen, während die bei Hochwas ser im Schiff befindliche Wassermasfe etwa 25,000 Tonnen betrug. Mit die sen miicbtigen Pumpanlagen gelang es, »die Schiffe nach und nach wieder flott Hin machen. Nachdem hierauf die Schiffe vom Schlamm gereinigt und ’die Jnftandsetzung der Mafchinen und die dorläusige Dichtung der Lecks er ledigt waren, sind sie zur vollständigen Wiederherstellung aus die verschiedenen japanischen Werften vertheilt worden. Die Fahrt dorthin konnten einige Schiffe, darunter die Linienschisfe Pe reswjät und Poltawa, ohne Begleitung unter eigenem Dampf zurücklegen. Sehr viel schwieriger und zeitrau bender gestaltete sich die Hebung des großen Kreuzers Warjag in Fische mulpo. Das Schiff lag vollständig geneigt aus seiner Bactbordseite. Die Wassertiefe betrug bei Niedrigwasser etwa 11,5 Meter, während der Unter schied zwischen Hochwasser und Nie-: drigwasfer zwischen 7 und 9 Meter schwankt· Dieser große Unterschied hat eine Gezeitenströmung von mehr wie 4 Seemeilen die Stunde im Gefolge. Auch hier begann man zunächst mit der Entfernung aller beweglichen Theile wobei außer 25 modern ausgerüsteien Tauchern bis zu 300 Werstarbeiter aus der Staatswerst in Sassebo und bis zu 400 toreanitche Kulis verwandt wurden. Bevor indessen hiernach an das Abdichten der Oeffnungen gegan gen werden konnte, mußte das Schiss aufgerichtet werden. Dazu wurden die Schlammassen theils durch starteWass ierstrahlen, theils durchFortsaugen mit Hiilse von Baggerrohren allmählich entfernt. Es gelang aus diese Weise, das Schiff nach und nach in die höhe zu bringen. Nachdem dann die Oeff nungen geschlossen worden waren, ver suchte man das Schiff durch Auspurw pen «aufschwirnmen zu lassen. Der Versuch mißlung, so daß man gezwun gen war, Ende Oktober 1904 die Ber gungsarbeiten abzubrechen und bis zum April 1905 zu verschieben. Um das Auffchwiinmen des Schiffes unter allen Umständen sicher zu stellen, be nutzte man diese Pause in den Arbei ten dazu, einen Kasten vorzubereiten, dessen Grundsläche durch das Oberdeck des Schifer gebildet werden sollte, während siir die 6 Meter hoben Sei tenwände und die Decke eine Holziow struttion vorgesehen war. Man hatte berechnet, daß nach dem Leervumpen des Kastens sich bei steigender Fluth der Austrieb um etwa 6000 Tonnen ver mehren und damit genügen wiirde, das Schiff ausschwimmen zu lasten. Bei der Herrichtuna dieses Kastens wurde in folgender Weise vorgegangen. Man baute zunächst die Steuerbordseite, bei der ein Arbeiten über Wasser möglich war. Diese Arbeit ersorderte etwa ei nen Monat. Dann ging man dazu über, das Schiff, das immer noch um 24 Grad nach der Seite geneigt war. durch Wegspiilen des Schlammeb bis zu 3 Grad auszurichten. Nachdem dies Mitte Juni erreicht war. machte man sich mit großer Beschleunigung daran, den Kasten sertigzuftellen, was in etwa 4Q« Zagen gelang. « Jm Jnnern des Aufbaues wurden dann auf dem Oberdeck noch drei -eiferne Taan aufgestellt, die zur Aufnahme von neuen, leistungsfähigen Zirlula tionspurnven bestimmt waren. Den nöthigen-Dampf erhielten diefePumpen von läugsseits gelegten Dann-fern. Außerdem waren noch mehrere Hilfs pumpen, die ebenfalls auf Dampfern untergebracht waren, vorhanden. Für die Hebung des Schiffes war der 8. August 1905 ausersehen, da man an diesem Tage mit einer Wasseetiefe von 21 Metern und einer Fluiböbe von 102 Metern rechnen lonnte. Der Ver such gelang. Nach dem Eingreifen der Pumpen fchwamm das Schiff auf. Es wurde nun gereinigt und die Maschi nen und Kessel in Stand gefest. Dann konnte der Kreuzer unter eignem Dampf die Reife nach Japan antreten, ein Er ebniß. welches bei der langen Zeit, d e das Schiff unter Wasser ge legen hat, niemand erwartet hatte. W Mancher bringt ei fertig, zehn Gute zu beleidigen, um einen Schlechten zu verteidigen.