Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 01, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    M schreib-krick m
situi- Handlung-L
No. 209. Die
Wedesweilern
hat den annere
Dag gesagt, se
hätt e große
Surpkeis for
mich, es wär
en kehgeller
Triet un ich
detft awwet
kein Mensche
evves von sage. Sie wißt, daß to
evves arig hart wär for mich un for
den Riesen un for ganz schuhr zu
sein, deht se mich auch gar nit sage
was es wär. Alles was sie wollt un
was ich zu duhn hätt, wär, dasz ich
am nächste Vormittag so um ebaut
zehn Uhr in met beste Saht gedreßt
u se komme sollt. Jch sollt mich ass
kicksh als ob ich zu den Pressendent
eine Wedding gehn wollt. Well, ich
muß sage, geärgert bot mich das Ding
doch, vetahs die Wedesweilern hot so
wenig Kansidenz in mich gehabt. daß
se gedenkt bot, ich tännt so ebbes nit
bei mich behalte. Ich bätt’s doch höch
stens den Philipp, was mein Hosband
is, un die Kids un vielleicht dem
Grossertieper seine Frau. wo e gute
Freund von mich is, verzählt, awwer
sonst hätt kein Mensch ebves von mich
erfahre. Wann ich nicts sage will,
dann brauch ich nit un ich tann so still
sei, daß das Grab das reinste Kassee
iränzche gege mich is. Un ich sin doch
so arig neugierig gewese! Ich hen
allesmägliche getreit for auszusinne,
was angehn deht, awwer se bot ges
sagt: zWart nor bis morge früh, dann
sindst du aus.« Well am nächsteMor
gen hen ich mich aedreszt zu tille. Jch
hen mei neues Bannet gewohre un
mei neue Saht un hen auch en Wehl»
in Front von mei Fehs geteit, so daßk
mer nit die Nintels in mei Gesicht bot
sehn könne. Wie ich zu die We·des
weitern komme sm« do bot se gesagt:
»Wei, Lizzie, du guckst sa auteseit.’
Jch stn schuhr. mir mache en Hitt.«i
Aivtver von die Survreis bot se im
mer noch tein Wort gesagt· blos den«
ich genohtiszt, dasi se alle Minnit ans
die Dobr gange is un autseit geauctts
bot. Uss emol hot se gesagt: »Nein
Lizzie gett redd3e, hier is es!« Ia
den gedenkt, was die Krent werd denn
das sein? Wie mer dann autseit gange
sin. do bot e grosies Abtomobilch dr
gestanne. Mir nemme jetzt e Ahtomos »
bilch-Reit, bot die Wedegweilern ge
sagt; ich weis-. oss stoer nit ecksäcktlie,
wie so e Ding zu ronne is, aivioer
das wer’n ich schon lerne. Dent emol»
wie mir uns blobe könne. Se bot
mich dann noch schnell veriählt daß
en Träioweling Ebtsckent sor e Wiß
tiehaus. das leto mitcrebracht hätt
un er hätt gesagt, ich tännt beut emol
e Neit mit nemme. biiatis er hot den
aanie Daa keine Tichebns es zu julssr.
Well, das is ja alles ganz schön un
gut gewese. mir sin auch einaestieae,»
awwer zwische ane un mich, hätt ich
besser gegliche, wann die WedesweiY
lern ebbes von verstanne hätt. iknnis
hau, bot ie en ganz gute Statt trieat
un ich schon widder mebr Korretsch
ussgepiclt. Mei, was tken die Viebels
all geguctt, wie se uns hen vorbei
vähse sehnt Ich ben ordentlich en
schtrell Hett irieat. lsi tell jub, ich
kann doch ietz unnersteisn warum die
Viebels, wo viel Geld eigene so en
serchterliche Kraael ben. Ich denke,
ich deht den nämliche Wen äette, wann
ich emol reich debt wer’n. Welt unser
Reit is ganz schön weiter gange bis
mer autseit die Rittie ware. Do dot
die Wedesweilern gest-cat, se wollt jetzt
emol e wenig mehr Stiehm anputte
un do hätte Se awioer emol sehn
solle, wie mer dahin gesloge sin!:
Schien-iß, was hen ich e Anafi kriegti
chsben mich mit Händ und Fieß
estgeyalte un ich ben hardlie von »wege
den chreckliche Driist briehse konne.
or Pitiiesebls, Wedesweilern, hen
ch gesagt, stapp die Meschien, sonst
duhi ebbes biippene. Du hoft gut
spreche, bot se aesaat, wie kann Ich
ftappe, wann ich nit weiß wie. Do sin
mer off Kohrs in e beese Ficks ge
wese. Fu mi hot’s gegurkt, als ob
das ver oliie ina immer schwiffter
fahre dehi nn mei einzige Hoffnung is
gewese, daß der Stiem,doch nit ewig
halte kann un auch emol usfaeiuhst deht
wer’n. Dann deht ofs Kohrs die
Meschien von selbst stappe. Uff emol
bot ebbes en ferchterliche Krisch von sich
gewwe. Mer hen en Hund iwwer ge
fahre aebabti En kleiner Bub is grad
in eFsrorrt von die Meschien gewese un
ich sin for Fier, daß mer den auch iille
dehie, puttinier aestorirr. Awwer es
is nicks gehäppend Die Wedesweilern
hot in einem fort aetreit den Händel
erum zu drehe un uff emol is es auch
qange, awwer das ganze Riesolt war,
daß mer jetzt nach links gefabre sm
un denle Se emol an, mir sin strebt
in e Farmfahrd gefahre. Do hat's
awwer Trubel aewwe. Schiewiß, was
hen die Farmersch angestellt; un das
schlimmste war, daß mir reit in den
Baden aefahre sm: sell bot en ferchter
liche Kräsch aewwe. Mir sm aus di;
Kerritsch gefloae. als wann mer an
e Können qeschosse lvorde wäre. Die
Wedesrveiler is uss en Bondel Hel) ar
floge un war for den Riesen gut ab,
awwer ich armes Diebr sin in e Har
nefzriick hänae aebliwwe. Miiter Edi
thor, ben Sie schon cmol in e Halsr
nefzräck gehängt? Natt? Well· dann
ben Se keine Eidie was das for e
Lehdie meine dulst. Ich hen arad uff
so en veintet Eise aestocke un ben mei
arm Beinercher erunner bambele losse,
daß es e Schebm war. Die Fami
bänd sin all berbei komme un ben
Tschohls an mich geträckt mitaus dran
m denke, daß so ebbes e Lehdie ihr
Fiehlina hörte dicht. Wie se mich be- ;
ireii hatte, do hen ich aefehntet un wie
se mich widder mit Hilfe von e Paar
Bebt kaltes Wasser konschjius aemacht
hatte. do bot der Farmer aesaatt Nau
Lebdies. sell aibt e eclsvensiefe Ge
schicht for Ihne» Osf Koer will ich
en neue Babrn un will auch for lzwölf
Echickens un e Makr, wo Se mit Jlme
ihre Kahr aetilit ben. bezahlt sein»N
»ich sann jetzt noch nit iaae, was der
Demmetsch is, awwer ich komme un
tollekte meine Bill. do brauche Se«
teine Brill. Mer ben unsere Nebmsj
·1n Edresses aerowe miisse un dann lJot"
suns der Former mit sein Milchwaaez
nach die Zittie aebracht. Die Kerritsch,i
das meint das Abtomobilch hot etc-J
auclt wie e Dreiauttsbacks wo ei
Lockomotisf driwwer aanae is. Ei
tell jub, ich ben mich aanz schrecklich
aetrurrelt, bitahs ich hen nit gewisz
wie ich den Phil uss den Schock pries
vebre sollt. Die Wedesweilern bot sein
Wort aesaat se bot auch alliwwer sohr
aesiihit. Wisse Se, Mister Edithor,
ich sin doch froh, daf; ich nit reich sm.
Den Wea hen ich wenigstens kein Ah
tomobiich Trubbel
Mit beste Nieaards
Yours
Lizzie Hanfstengel.
Es dürfte jetzt nirgends auf der
Welt vergnügten Fußgänger geben
als in Paris, denn dort ist jetzt ei
AutomobllsStreiL
If O it
85,00»" Gallonen Standarb Oil
Pelroleum sind bei New York in den
North Niver geflossen, weil der Anker
eines Kriegsschiffeå eine Röhre zer
störte. Föngi Onkel Sam den Krieg
gegen Rockefeller schon mit Kriegs
schiffen an? «- «
Deinen Senf bringe nicht säbel
weise.
Ver.zmiieltc Situation
—- Ach, lieber Var-. nur einmal tangire mich noch. Wenn du mir
M hilfst, bleibt mit nichts anderes übrig, als den Dienst tu quittiten und
—- Schtiststrller werden.
Er liebt Dich.
Eine Frühlingsaeschichte von B.
Hetwi.
»Mama, willst Du mich die latei
nischen Votabeln überhören? Jch habe
sie wirklich gut gelernt.«
Ein schöner, blonder Knabe war aus
die Terasse gesprungen und hatte der
jugendlichen Mutter lebhaft das Buch
hingereicht.
»Ich sage Dir, Mama, es geht wie
am Schnürchen, Dr.Lorenz wird sich
freuen, wenn er nachher zurückkommt;
na also...«
,,Ala, der Flügel, aaricocla, der
Landmann, alauda, die Lerche. Ma
ma, sich, da fliegt eben eine, da hoch
oben, sieh nur, wie sie steigt, bis in
den Himmel. Du kannst mir glauben,
daß dies eine wirkliche alauda ist, eine
e’5ri1"i:aiiffteherin, das lernt man bei
r. Lorenz so nebenbei, horch nur,
wie sie schieiettert . . .«
»Macht Dir Latein Freude, mein
Willy?« fragte die junge Frau und
strich mit ihrer weißen Hand über sein
lodiaeg Haar.
,,Ja, Mama, sehr, dieVotabeln sind
auch leicht, aber dieSiitze, hu, die sind
schwer. Einen krieg ich gar nicht
’rauo. Mama weißt Du nicht« was
te amat heißt?« Er sah die Mutter
herausfordernd an.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein,
Willn, von Latein verstehe ich gar
nichts, wohin ist denn Dr. Lorenz ge
ganaenZ «
»Für eine Stunde zum Herrn
Pfarrer· Mama, derSonntagstuchen
wird sehr schön, er riecht prachtvoll!« »
»So, woher weißt Du denn das?« «
.,.lber Mama —-sdie Küchenfensteri
stehen ja aus, und einmal war ich
schon d’rin bei der Marnsell, da hat
sie mich aber ’rausgesetzt wegen der
paar lumpigen Rosinen . . .«
»Aber Willh, ein Junge, der schon
lateinisch lernt, wird noch naschen!
Das sckickt sich doch nicht! Nun, geh«
nur nieder an Deine Arbeit.«
»; a, Mama«, sagte er und sprang
davon. »Dr. Lorenz ist so gut« der
wird schon zufrieden sein, wenn ich
blos-. te amat ’raustriegte!«
Die junge Frau war ausgestanden
und in den Garten hinuntergeaangen.
Es war ihr so eigenthiimlich beklom
men zu Muth. Die weiche Friihlinas
lnst mochte wohl Schuld daran sein.
Neues Hoffen. neues Sehnen —-- quoll
es auch in dem Herren der einsam
Wandernden, war es das, was ihr
Sinnen nnd Fiihlen so iibertoältigte?
Der Kummer hatte so lange ihre
junae Seele belastet. Seitdem jener
giitiae Mann, der vor Jahren das
.verlassene Kind des Freundes in seine
Arme genommen die Auaen geschlos
sen, hatte sie keine Ffeude aus sich
wirten lassen.
Die ersten Friihlinasboten hatte der
zwar viel ältere, aber unendlich rück
sirtstövolle Gatte ihr stets gebracht, sie
hatte sie sich an die Brust gesteckt. Seit
seinem Tode trug sie seine mehr, sie
hätten so schlecht zu dem Trauertleide
gehaßt Noch immer trug sie die dun
keln, schleppenden Gewänder.
Dort. am tsnde des Gartens, an
dem Mauerpsörtcken, das zum Dorf
weg siihrt, dort pslenten sie lZuerst her
vorzutomtnen und täuschte ihr Auge
sie nicht« war da nicht Jemand, der
gebückt stand und Vliithen pflückte?
Der Gärtner-? Nein, der war ja
vorn bei den Frühbeeten und sah nach
den Crocus und den Ohacinthem auch
die ersten Stiesniiitterchen hatte er
sckon aus dem Warmhause geholt.
der war es- nicht: und Willh qewisr
nicht« der quälte sich wohl noch mit
sei"en lateinischen Sätzen.
th, nun erhob er sich und trat
näher. Wie ihr Herz wieder so mäch
tig klopfte. wie das sonderbare be
enaende Gefühl sich ihrer wieder be
mächtigte... nun erkannte sie ihn:
Doktor Loreni war es, der ihr mit
einem Sträußchen Schneeglöcichen ent:
gegentatn.
»O, die Frühlinassreude«, sagte sie.
,.noch gestern hatte ich keines bemerkt.
Jch danke Ihnen. Herr Dottor.«
Nun steckte sie die Blumen doch an
die Brust—impulsiv eifrig. Es war
merkwürdig, mit einem Male störte
der Kontrast nicht mehr, die weißen
Blüthen zum schwarzen Gewand.
Dann gingen sie langsam neben ein
ander zum Hause zurück, bei den Ge
hätten vorbei: dort wurde noch vieler
lei für die Feiertcme aevutzt nnd ne
siinbert, dann bei der Kiiche . .. Wiltn
hatte Recht nehabt, es duitete aug den
niederen, offenen Fenstern prächtig
nach dein Kuchen.
»Alles gut gerathen, MamsellFtiih
ling?« fraate die Hausherkin
»Wunderbnr, Frau Batonin«. nnt
tvortete die fette Stimme der Wirth
schafterin . .. »und fiir dasJunterchen
ist ein tleiner extra aelsacten und anni
vollpevfeopit mit ktiosinem die liebt
das Junierchen fo.«
»Sie verwöhnen ihn Alle,« saate
die junge Frau vor sich hin, fast miß
billiaend.
»Es wird ihm nichts ichaden«, be
ruhigte sie ihr Begleiter, »es ist ein
guter, gesunder Kern in ihm, ek ist
pflichtteeu und wahrheitstiebend.«
»Sie haben es ihn gelehrt!« Dank
bar blickte sie zu Lorenz aus. ,,Alles
Gute kommt von Ihnen, ich hätte das
Kind verdorben mit meiner abgötti
schen Liebe.«
»Ja, ich liebe ihn eines-, Frau Ba
tonin«, —- trotz der freudigen Ver
Ycherung starrte er dürstet vor sith
»O Sie haben es bewiesen, Doktor
Lorenz. vor Allem im Winter in seiner
Ischweren Krankheit. Wenn ich Sie
nicht gehabt hätte... Aber der Pub’
ist dankbar, wie er an Ihnen himkztt
Noch vorher, als er mit feinen Vo
beln kam und von Jhnen sprach...«
,,... Und doch, eFrau Baronin...
und doch».«
Er kam nicht weiter.
Sie standen jetzt Beide vor dem
sprießenden Friihlingsblumenbeet, das
der Gärtner sorgsam geordnet. Frau
Hanna fah ihn erstaunt an. Was
mochte in ihm vorgehen.
Er bemühte sich, ruhig zu sprechen
Und war doch so erregt, die feinenLiP
pen bebten, nervös strich die kräftige
Hand den blonden Bart, die Stirn . . .
dann nahm er den kleinen Hut vom
Kopf und athmete tief. ch
,,...Und doch...muß ich Sie ver
lassen, Sie und den lieben Knaben.
Jch aber habe dafür gesorgt, daß seine
Stunden nicht unterbrochen werden.
Der Pfarrer hat es mir soeben ver
sprochen, er wird morgen nach dem
Gottegdienst zu Ihnen kommen, Frau
Baroinin... Alles zu erledigen,« bis
sich mein Nachfolger gefunden.
tfr hatte das Alles schnell, fasi ein
tönig hergefaat.
Wie ein erdruaender Alb lag
nun auf dem Herzen der jungen Frau.
War denn auch daran die schwere
Friihlingsluft schuld?
Sie zupfte an den Schneealöckchen,
eins nach dem andern fiel zur Erde
.sie wußte wohl kaum etwas da
von.
Wie war ihr denn zu Muthes —
Vorher noch Alles so sonnig, so hell
und klar in ihr. Und nun mit einem
Male wieder das Schwere in ihr...
sie goldiae Sonne wieder verschwun
en . ..
Einen schnellen Blick warf sie um
sich her. Da hing ja auch eine dunkle
araue Wolke tief herab, aber die
brachte wohl nur erfrischenden Regen
und zoa dann vorüber.
lfrlösende Thränen brachen jetzt
aus ihren Augen. Lange war sie kei
nes Wortes mächtig, endlich sliisterte
sie nur:
»Warum. o warum?«
»Ich muß fort Frau Baronin s
Srlx on lcinast wäre es meine Pflicht ac
» wesen: so schwach bin ich gewesen aber
"nun... ich muß an meine Zukunft
denken . · .«
Das kann nicht der Grund sein«,
Z saaie sie leise, aber bestimmt, »Loren,r,
sagen Sie die Wahrheit, warum wol
len Sie uns verlassen? «
i
)
Er schwieg. «
»Mama, ich hab’s«, rief es nun von
der Terasse her, und eilia stürzte der
schöne Knabe zu dem Paar, »ich hab’s,
nun weiß ich es . .. Er liebt Dich, Du
kannst es mir alauben, te amat, er
liebt Dich, nicht wahr, Herr Doktor,
ich babe Rechts-«
Aber er bekam keine Antwort.
Die Beiden sahen sich sonderbar an,
die Blicke wurzelten in einander, die
Auaen leuchteten so sonderbar und
plötzlich schlanaen sich auch die Hände
lrusanunem fest, inniq, wie unauflös:
ich .
»Aber Mama . .. Herr Doktor ..
es fängt ja an zu reanen. O wie schön,
Aprilreaeu... da werde ich tüchtig
wachsen.« Und fröhlich sprang er um
; her, daß die warmen Tropfen auf das
. bloude Haar niedersielen. Dann
stiirnite er davon
Die araue Wolke war schnell vor
beiaeioaen Der Himmel blaute wie
der, die aoldcne Sonne brach hervor.
,,Loren,3«, fraate Hanna, ,,ist es
wahr?«
,,.lus Gnaelsmund kam die Ant-«
work, Geliebte Ja. er liethicb liebt’
Di chmehr als Worte sagen kdnnen
darum mqu er fort. « .
,,Bleib’ bei mir«, bat sie innia, »ich
fand mich schon lanae nicht zurecht. »
Ich alaubte, esJ sei Alles in mir er-"
storben. aber Gott hat neuen Frühling
aeschirkt!«
Und Ruhe und Frieden kam in die
Herren der alijrklirlsen Menschen·
»Komm. Loren,i«, saate Frau Han
na lächelnd, ,,nun komm zu unserm
stindel«
——--.-..-—
Die Krankheit als Arzt
Tausend Ketten fesseln unii an den
Alltag Nach Freihekt diirsten wir und
sind doch nnsreie .s)i)«rine. Unser
annnn ist das Leben. Wir haben
uns eingefügt in den streiglauf des Le
bens und dünken uns ein unentbehr
liebes Stiict desselben. Wir können den
tsiednnten nicht ans-denken, das Leben
konnte ohne uns ioeiterbrausen Wir s
stellen uns vor, es würde eine klaf- i
fende Lücke entstehen. l
unersctziicht Fiik keine Zeit hat i
dieses Wort eine so tiefe Bedeutung (
gehabt, als siir die unsere. Der Hinl
turinensch ist von der Wichtigkeit fei
ner Aufgabe so durchdrungen das; er
dieses Gefühl der «linersetzlichieit« im
mer mit sich herumträgt, bald wie eine
stolze, funkelnde Krone, bald wie eine
schwere, niederdrückende Bürde. Man
rathe ihm, sich Ruhe zu gönnen.und
»auszuspannen«, wie der treffliche
Ausdruck lautet. Er schreit auf, wie
ein verioundetes Thier. »Was? Jch
idas »Ich« dreimal unterstrichen) und
ausspannen Das ist unmöglich: Jch
bin uneeseßlich Wer könnte ineine
Arbeit leisten? Wer mich ersetzen?
Niemand. Nein, nein, ich bin schon
dazu bestimmt, mich mein ganzes Le
ben lang in dieser Tretmiihle abzu
rackern.«
So und ähnlich lauten seine Ant
worten aus den wohlgemeinten Rath
einefFrundes oder des Haus-Arzteö«
der ihn müde, abgespannt, gereizt
schlecht aussehend findet.
Allein es qibt eine Königin in diesem
Leben, vor der wie uns Alle beugen
müssen, die mit einer leisen Berührung
ihres Szepters die tausend Ketten
bricht, daß sie absallen wie diirres
Laub und den ,,Unersetzlichen« srei (
machen von aller Hörigkeit Diese Kö
nigin ist die Krankheit.
Die Krankheit! Jst sie uns nicht»
noch immer trotz aller glorreichen Ent- !
deckungen derWissenschast ein Räthsel? .
Warum erkrankt der Eine und nicht
der Andere? Worin besteht das Ge
heimniß der Disposition?
Wer diesen Fragen nachgegangen
ist, der muß sich sagen, daß die
psychische Komponente bei Entstehung
aller Krankheit eine ungeheure, bisher
fast gar nicht geahnte Rolle spielt.
Deutschen Militärärzten ist es aufge
sallen, daß vor der Beurlaubung vor
den großen Feiertagen sehr selten ein
Mann sich marod meldet. Fliegen um
diese Zeit etwa weniger Bazillen in der
Lust herum? Jst Wasser um diese Zeit
reiner, sind die Batterien zahmer, ge
wissermaßen in Feiertagsstimmungs
Hat uns nicht Kant gezeigt, daß man
mit der Macht seines Willens Krank- J
heiten überwinden kann? Und ich fa
ge: es kommt ebenso häufig das Ge- -
gentheil vor. Der Mann, der da sagt:
»Ich habe teine Zeit, krank zu sein,«
hat sein Gegenspiel. Der Flucht vor
der Krankheit entspricht ein Psychisches i
Aequivalent: die Flucht in dte Krank- T
heit.
Freilich, wer mit Bewußtsein in die
Krankheit flüchtet, der ist ein Simu
lant. Wer jedoch nichts von den gehei
men Motiven seiner psychischen Er
krankung ahnt, der ist ein echter Kran
ker. Und doch ein Simulantl Wer
weiß, ob er erkrankt wäre, wenn er die
psychische Komponente hätte ausschal
ten können oder wollen, wenn er sich
die Ohren verstopft hätte, um die Glo
cken von Bineta nicht zu hören, gleich
Odyfseus, der dem Sirenenzauber ent
gehen wollte. Doch wie wäre das mög
lich? Wie vor sich selber flüchten, wie
dem süßen Gesange der Sirenen nicht
lauschen, wenn sie im eigenen Jnnern
ertönen?
Es geschieht das Wunderbare: Der
Mensch ist krank und frei, während er
vorher gesund und hörig war. Und
sie da —- er merkt mit Staunen, daß
das- Leben seinen Gang weiter nimmt, H
daß die Räder sich drehen, die Zei-;
tungen erscheinen, die Leute sterben
und gesund werden. Das sichere Ge
fühl der Unersetzlichleit wird in ihm
erschüttert. Er sieht seine eigene Ohn
macht, seine Schwäche, seine Richtig
keit ein. Was ist er denn? Ein Atom
in einer Masse von Billionen von
Billionen Atomen. Und doch ist er
sich der Mittelpunkt der Welt, ihm al
lein blühen die Rosen, ihm allein
strahlt die Sonne, ihm leuchten alle
Wunder der Natur.
So ist die Stimmung, in der er ein
Genesender wird. Jetzt ist er von der
Krankheit weich gemacht und sieht seine
Twidersinnige Lebens-weise ein. sieht, wie
»blind er dem reichen Zauber des Le
bens gegenübergestanden ist. Er be
schließt, ein anderer zu werden. Die
Krankheit hat ihre dankbare Rolle als
Arzt begonnen. Sie fiihrt sie zu Ende.
Er soll sich nach der Krankheit erholen.
Er muß wegsahren Und nur für sich
leben.
Jst es möglich? Er bringt es doch
zuwege. lsin Genesenden ein fast Ge
sunder, fährt er an das Meer oder ins
Hochgebirge Wie ihm alles schöner
nnd erhabener vorkommt! Wie frei er
sich als einen Theil der Natur fühlt, da
alle Lasten und Sorgen des Alltags
von ihm genommen sind. Wie kindisch
ihm jetzt seine kleinen Kümmernisse,
seine tägliche Reibereien vorkommen?
Nein, es ist ihm, als würde er Plötzlich
sehen und könne erst jetzt die große
Thorheit seines Handeln-J begreifen.
Wie ein Blinder ist er durch die Wun
der dieser Welt gelausen, immer nur
seinen Beruf bedenkend, immer in
Sorgen um den Kleinbetrieb der Fa
milie.
Jeden Tag in der Freiheit siihlt er
sich stärker und ruhiger. Und dies
herrliche Gefühl, gesund zu sein! Was
weiss ein Gesunder von der Gesund
heit? Was ein Schmerzsreier von der
Schmerzlosigkeit? Nur auf den Kon
trasten beruht alle Luftwirkung Er
empfindet die Gesundheit wie einen
körperlichen Segen, wie einen warmen
Strom, der durch alle Adern rieselt.
Jetzt wird egz ihm erst klar. Er war
gar nicht gesund vor seiner Krankheit.
Nein, jahre-, jahrzehntelana war er
krank gewesen, nnd die Krankheit war
eigentlich der Anfang seiner Genesung
Wie mialüctlieh war er früher, wenn
er einen Taa seine Zeitung nicht ges
lesen, wenn er etwas Von dem wilden
Trubel des WeltaetriebeI nicht von
Stunde zu Stunde miterlebt hatte!
Wochen lana nimmt er jetzt keine Zei
tung, tein Buch in die Hand. «Alles
kommt ihm so nichtia, so schal vor,
seit er sich gesund siihlt. Daß der
Braten beim Mittagstisch heute herr
lich qerathen war, daß er morgen einen
Aus lug in eine romantische Gegend
machen soll, daß er wieder ein Pfund
zu- oder abgenommen hat, das ist für
ihn jetzt viel wichtiger, als die Türkei,
Russland und Japan, als alle Kunst,
als alle Mord- und Sensationspro
zessr. Und als er heimkomrnt, da
staunen alle Menschen, die ihm begeg
nen. Jst das derselbe Mensch. der so
schwer trank gewesen? Er sieht ja jün
ger, energischer, fröhlicher, blühender
aus. Er ist ja viel ruhiger, gütiger,
gesaßter, entgegentommender gewor
den.
Habe ich nicht recht, wenn ich die
Krankheit eine gütige Königin genannt
habe? Hat sie ihn nicht in ihr Reich
berufen, um ihn aus der Sklaverei des
Einerlei herauszureißen und ihm noch
einmal die Schönheiten dieser Welt zu
zeig-en? Jhn gesiinder, thatkrästiger
und sehender zu machen? DieAerzte er
zählen viele Wunder, die die Krani
heiten verrichten können. Ein Rothlauf
zerstört einen Krebs, der sonst den
Tod des Kranken herbeigeführt»hätte;
im Fieber der Krankheit können wie in
einem Hochofen Schlacken rückständiger
Stoffwechselprodukte verbrannt wer
den; Gichtkranke haben ihre Gicht.
Lungenkranke ihre zerstörenden Keime
verloren. Die Krankheit gegen die
Krankheit auszuspielen, ist ja eigent
lich das Wesen eines jeden Serums.
Auch in allen diesen Fällen tritt die
Krankheit als Arzt auf.
Man verstehe mich aber recht. Jch
will diese Anschauung auf alle Krank
heiten übertragen. So wie die großen
und kleinen Seuchen die Menschheit ge
wissermaßen regeneriren, indem sie
unbarmherzig die lebensschwachen
Aeste am Baume der Menschheit zu
Boden schleudert, so wirkt die Krank
heit auf das einzelne Individuum.
Erdwandumgem
Wie es aus dieser unserer Welt oder
Erdtugel aussah, ehe sie ihre gegenwär
tige Gestaltung gewann, mit deren
Geographie wir vertraut sind, darüber
gibt uns ein Vortrag des Geologen
Prof. Dr. M. W. Meyer eine interes
sante Retrospektive. Während die Erde
bekanntlich aus verschiedenen Schich
tungen besteht, die zum großen Teile
aus Meeren abgelagert sind, ist sie in
anderen Teilen nicht geschichtet und
ruht aus granitener Sohle, die nahezu
die gleiche Zusammensetzung zeigt wie
die Lavamassen unserer Vulkane.
Aus den Ablagerungen der Gesteine
hat man nachweisen können, daß zur
Jurazeit Asrika mit Südamerika zu
sammenhing, und zwar von oben bis
unten, zu ihren gegenwärtigen Südspit
zen. Es bestand damals ein ,,brasilia
nifch - äthiopiscber Kontinent«, wo
heute der Atlantische Ozean sich breitet.
Dagegen waren die beiden gegenwärti
gen Amerika ohne Verbindung, weil sie
sonst ihre Tierformen miteinander aus
getauscht hätten. Es war damals im
Norden ein großer, für sich bestehender
Kontinent vorhanden, der sich etwa vom
gegenwärtigen Felsengebirge über den
Nordatlantischen Ozean hinweg bis
Standinavien erstreckte. Zwischen die
sen beiden großen Landgebieten aber zog
ein ,,zentrales Mittelmeer« hin, das
über Mittelamerika hinweg gegen den
Bazifischen Ozean offen war und sich
über den ostindischen Archipel hinweg
mit Australien verband. Das gemein
same Gebiet der Erschiitterungserschei
nungen unserer Tage ist dieses erwei
terte ,,Mittelländische Meer«, das sich
ern Kaukasus- bis zu den Antillen und
darüber hinaus erstreckte. Dies ist
eine uralte Einsentung der Erdrinde,
deren Ränder noch immer gemeinsam
von den erdbildenden Gewalten ange
griffen werden. So blieben die Ver
hältnisse im großen und ganzen lange
Zeit, vielleicht Millionen von Jahren,
als aus unbekannten Gründen die Erd
rinde wieder zu Anfang der Tertiärzeit
ganz ungewöhnlich unruhig zu werden
begann. Das atlantische Becken seiikte
sich hinab, die gewaltigste Deforniation
unserer Planetenoberfläche entstand, die
wir wissenschaftlich noch verfolgen kön
nen und die vor verhältnismäßig gar
nicht langer Zeit stattfand, ja deren
Nachwirkungen selbst bis in die heutige
Zeit fortbestehen, wie die Ereignisse un
serer Tage beweisen. Jm Laufe der
geologischen Zeitalter haben sich die
Gleichgewichtsverhiiltnisse der Erdlugel
beständig verändert und tun dies heute
noch bemertbar. Die Pole wandern
auf der Erdobersläche infolge kosmischer
Einflüsse: die Anschwellung des Plane
ten rings um seinen elequatoy ein
mächtiger Ring von drei Meilen Dicke,
muß gleichzeitig wandern. Diese mäch
tigen, wenn auch nur langsamen Ver
schiebungen der Oberflächenschichten
sind die Ursache der Entstehung der Ge
birge sowohl wie der Erdbeben und
vullanischen Erscheinungen, zugleich
mit dem langsamen Niedersinlen der
ganzen Oberfläche, das nach den neuern
Anschauungen mehr der eigenenSchwere
der Erdschichten als der allgemeinen
Abiiihlung zuzuschreiben ist. Die ,,tek
toiiischen« Erdbeben sind ohne Zusam
menhang mit vullanischen Erscheinun
gen. Beide aber, Erdbeben wie Vul
’ kanaugbriiche, haben gar nichts mit dem
Zustande des eigentlichen Erdinnern zu
tun. Es sind Vorgänge in den obern
. Schichten derErdrinde, deren letzte Ur
sachen vielmehr oberhalb derselben im
Weltenraum-e als in den dunklen Tiefen
unter uns zu suchen sind.
—.—-—-.
Wenn sie zu dir sprechen:
,,Biegen ode brechen!«
Rus: ,,Bre en eh als biegen!« —
Gib acht —- so wirst du siegen.
Il( III It
Jetzt soll es dem Drogen - Teust
an den Kragen geben. Nun kann er
an sich selbst einmal erfahren, wie
bittere Medizin schmeckt.
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. Als fortwährender Bombenerfolg
Tsucht das russische Revolutions-Dra
sma seines Gleichen.
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s Erst wenn man sich erheben will,
sieht man oft, wie fest man sitzt.
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Bist Du ein Lamm, so bleibe bei
den Schasen.