Yeöraska Staats-Anzug« UUII THUUUUJ Jahkga angZ6 Gta ndIslcdekerb., Mai lSWi (Zw eietr TheiU Jiq»5.). Fttlhlingssänger. Jch möchte ein Liediein ersinnen, Wenn blühend die Erde erwacht, Und lann doch die Worte nicht finden, Die Wonne, die große, zu künden, Zu strahlend die Sonne mir lacht! Zu lieblich die Bliimlein mir blühen Jn Garten und Wald und Feld, Zu jubelnd die Vöglein mir singen, Zumuschend die-Quellen mir springen, Zu wunderschön ist die Welt! Wer könnte die Worte wohl finden, Wer könnte dies Wunder verstehn? Dan kann man nur still sich versenken, Da kann man das eine nur denken: »O Frühling, wie bist du ffömschönP . K. — Die letzte Rose. Novellette von E. F a h r o w. Wenn sie Sonntags aus der Kirche tam, grüßten sie die jungen Männer mit einem strahlenden und die jungen Mädchen mit einem bas haften Lächeln, denn jene fanden sie reizend in ihrer ernften, stillen Art — diese aber nannten sie hochmüthig und geziert. Annelies war aber nicht geziert, o nein — sie war eben nur die Tochter ihrer nordischen, ausländischen Mut ter, der blauäugigen, blonden, hoch ragenden Jngebora Svenstim Warum hatte auch die Schwedin ins Dorf kommen müssen, damals vor zwanzig Jahren! Sie paßte da nicht hin unter die derben Lausitzer Bauern, und Karl Holberg, der Floßbauer, hätte was Gescheiteres thun tönnen, als sich diese Fremde von seiner »Weltreise«, die ihn hin auf bis nach Stavanger geführt hatte, mitzubringen. Aber turz und gut, da war sie und tvar Karis Frau und gab sich red liche Mühe, heimisch zu werden unter den Leuten von Wendrowitz. Das gelang ihr freilich nicht, und keiner von den Dörslern weinte ihr eine aus richtige Thräne nach, als sie starb. Nur Karl Holberg und fein zwölf jähriges Töchterchen, die Annelies -—— die weinten! Ganz still aneinander-gedrückt saßen sie in der Kammer neben dem Sarg und blickten aus strömenden Augen auf das liebe, fchöne Gesicht, das so schrecklich weiß dort aus dem Kissen ruhte. »Mich düntt'«, sagte Annelies leise, »die Mutter hat gar teine Falten mehr im Gesicht. Sie sieht so jung und so schön aus.« »So sah sie aus, wie ich sie sreite«, murmelte der Vater. «War denn der Husten wirklich schuld, Vater?« »Ich weiß nicht«, stöhnte der Arme. »Vielleicht ist sie aus Sehnsucht nach Haus gestorben! Gesagt hat sie’s nicht, aber ich wußte ja doch, wie bange ihr nach Hernösand war.« ,,.s)ernösand -- so hieß Mutter-J Heimath? « »Ja, so hieß die Stadt, wo ich sie mir herholte. O meine Inge, Jngr, Jngr!" Und schluchzend lag der Mann aui den Knieen neben dem Sarge, und Klein-Annelies fiel dem Vater um den Hals und rief: »Vater, ich bin ja noch da sür dicht« Ja, ja, darin hatte sie Wort ge halten. Sie war immer »da« siir den Vater; sie führte ihm ganz allein die tleine Wirthschaft und leistete so viel mit ihren schmächtigen Armen und ihrem großen Herzen, daß der Vater mit den Jahren getröstet ward und nun in seiner Tochter, ebenso wie Friäher in der eFrau sein ganzes Glück a . Annelies dachte nicht viel an die Zukunft; sie lebte eigentlich genau nach der biblischen Vorschrift, indem sie das that, wag die tägliche Pflicht von ihr forderte. Eines Tages starb auch der Vater, und Annelies war nun ganz allein auf der Welt —- ganz allein bis auf ihren Jugendsreund, den Clemens Fischer. Eigentlich hiesi er Schwarz. Weil aber das ganze Dorf voll von Schwarzen-i fast, bezeichnete man die Einzelnen je nach ihrem Beruf, nnd so hies; Clemens eben Fischer. Er besaß die älteste und größte Fischerei am Ort, und seine Zander und Schleie wanderten in tunstreichen Wasserlösten zweimal wöchentlich nach Berlin in die Martthallen. Ja, Clemens war die beste Partie in Wendrotvitz, und deshalb wurde Annelies bitter von den anderen Mädchen beneidet, dasz sie gerade die Auserwählte deg jungen Fischertnei stets sein mußte. ——-- Sie war es nun aber einmal, und im Mai sollte die Hochzeit sein. Bis dahin wollte Annelieg ganz still siir sich in ihrem Häuschen blei ben, unbekümmert darum, ob man ihr deshalb böse nachredete oder nicht· Sie that ja nichts Unrechtest Tag und Nacht hätten die Nachbarn bei ihr hereinschauen können, sie hätten teinen Makel aesunden. Gerade aber. weil sie so ehrbar war, darum erst recht mu te sie unaerechten Hohn und gistiae ndeutungen erdulden. Clemens lachte, wenn er dergleichen hörte. Es waren ja bloß dumme Mädchen. die da muntelten. denen konnte er doch nicht an den Kragen dafür; ja, wenn es die Burschen ge wesen wörent Aber von denn war nicht einer, der nicht freundlich und achtungsvoll grüßte, wenn Annelies daher-kann Stück für Stück, langsam und sicher hatte sie sich im Laufe der Jahre eine hübsche Aussteuer zurückgelegt; wenn sie nun noch im Mai ihr klei nes Anwesen verkaufte, so war fie ebenfalls eine »gute Parthie«, und Clemens konnte sein eigenes Haus aus-bauen, wag er fchon längst beab sichtiat hatte· Jn diesem Winter aber husiete An nelies fo viel, daß der alte Kreis physiius, der noch ihre Mutter bes handelt hatte, den Kopf schüttelte. Er verfchrieb ihr allerlei bitteres und übelriechendes Zeug, und fanfi wie immer nahm es Annelies gewissen haft ein. Es schien freilich nicht viel zu nützen; aber das bißchen Hiisteln war ja schließlich nicht schlimm, und ob man dabei ein ivenia magerer wurde, darauf kam es ebenfalls nicht n. Nur als das Frühjahr lam, war Annelies zu schwach, um die Vorbe reitungen zur Hochzeit überstehen zu lönnenz ganz ernstlich verbot der alte Doktor das Heirathen fiir den Au genblicl, und Clemens, obwohl tief enttäuscht, siigte sich· .Der Kreisphnsikus aber nahm die Gelegenheit wahr, als er einmal Ele mens allein am Wasser traf, ihn her anzuwinten und ein ernsteS Wort mit ihm zu sprechen. ,,Siehst du, mein Junge,« sagte er (denn er duzte das ganze Dors), »das mit der Annelies, das ist eigentlich ’ne ganz dumme Geschichte; ihre Mut ter ist an der galoppirenden Schwind sucht gestorben, und der Husien jetzt bei der Annelies — ich will ja nicht gleich das Schlimmste sagen ——— aber ———— na ja, mein Junge ----- laß sie man nicht merken, daß es schlecht steht, verstanden?« Und rechts-um kehrt machte der Alte. nachdem er daS gesagt, und ha: stete seine Straße weiter. Clemens blieb wie vom Schlage ge. rührt « Sein Gesicht war arauweiß. Seine Lippen zitterten, und seine Hände, die ihm an den Seiten herabhingen, wa ren zu Fäusten geballt. Was war denn aeschehen7 Was hatte denn der Dottor da gesagt? War eg — war es denn möglich, daß seine daß Annelies —-- sterben sollte? Herrgott! Sterben? «Sterben?-« « Ganz laut und geltend hatte eg Clemeng geschrien, so daß der Fi scheriunge, der drunten bei den Netzen hantirte, herumfuhr und erschrocken hinaufstarrte. Das brachte Clemens zur Besin nung Er wandte sich um und schritt --——- taumelte vielmehr in sein Haus-. Was an diesem Abend und in der darauffolgenden Nacht der Arme litt und still mit sich allein auslämpfte, das hat nie ein Mensch erfahren. Am folgenden Morgen ging er mit leidlich festem Schritt und leidlich wieder gefestigtem Vertrauen zu sei ner Braut, die hinter dem Haus im Garten saß und nähte. Es wiirde ja wohl nicht so ara kommen, wie der Doktor aestetn angedeutet hatte. Seine tleine Annelies hatte doch so blante Augen und so rothe Backen. gewiß, wenn der Sommer mit seinen langen, warmen Tagen tam, dann wiirde sie wieder ganz gesund und kräftig wer den. Und im Herbst . . . »Im Herbs,« sagte Annelieg nach dentlich, indem sie ihren Kon an Cle mens Schulter legte, da ist es lange nicht so lustig, Hochzeit zu machen, nicht wahr? Aber weißt du, Cle mens, ich denke doch. der Theerosen strauch dort, der wird noch blühen; ohne Rosen mag ich nicht Hochzeit ma chen —- die Mutter hat immer gesagt, bei ihrer Hochzeit war das ganze Haus voll Rosen. Und der gelbe Strauch, das war ihr Liebling, die Rosen da Lvon nannte sie immer ihre Glücks Und dann nach einer kleinen Pause, sagte Annelies ganz nebenher: »Mit denen haben wir ihr auch den ganzen Sarg vollgesiillt.« Clemens überlief es kalt. Er hielt die beiden Hände seines Ajtädcheng fest und sagte: »Natürlich, Rosen werden ivir eine Menge haben; um unsere Hausthür muß ein dicker Eichentrnnz laufen mit den letzten Rosen aus deinem Garten.« »Ja«, saqte sie träumerisch, »so muß es sein; die letzten Rosen muß ich mitnehmen in mein neues Hans.« Sie war sehr müde wie jetzt immer und sie lehnte sich dichter an Clemens und schloß die Augen: schlastrunlen, mit einem glücklichen Lächeln um den blossen Mund wiederholte sie ——- jedoch nicht aus die Reihenfolge der Worte achtend: »Die letzten Rosen in mein letztes han« Clemens wette innerlich zusammen, aber er hütete sich. es äußerlich merken zu lassen; wozu auch aus ein solches zusiilligei Versprechen achten! izlnnelies war einaefchlafen; ganzl fest schlief sie m der heißen Frühlings Vormittagssonnr. als sei es später Abend. Und ganz still hielt sie der starke, junge Arm, damit sie nicht er wachen sollte. —- Als es nach einigen Minuten dennoch geschah, lachte An nelies und stand auf; nein, wie man nur so faul sein könne, am hellen Morgen zu schlafen! Und hier habe sie noch alle die Aushänger an die Handtiicher zu nähen, damit sei sie doch nicht fertig geworden. Ja, sie nähte fleißig. Und noch flei ßiger pflegte sie ihre vier Rosensträu cher, damit nur ja der zweite Flor recht üppig werden sollte. Als der September lam, blühten sie alle noch einmal herrlich. Annelies aber laa drinnen in dem großen Gardinenbett, darin einst die! schöne Jngeborg verschieden war, und ! dachte, es sei doch recht schade, daß nun die Hochzeit erst im Oktober fein ! könne i »Wenn nun dann keine Rosen mehr s bliihen?'« sagte sie ganz traurig Zus Weinens-, der neben ihrem Bett faßt und mit Heldenlrast immer noch zus lacheln verstand. » »O, ein paar werden schon nochs liiihen,« sagte er. s Es ist doch ganz gut, das-z ich jetzts noch einma so einen Anfall halte, s nicht wahr, Clemens-? Der Doktors siat nachher würde ich eine um sos isesiindere Fr«u sein.« s »Da hat der Doktor ja auch ganz s Richt. sprich aber nicht s« viel, mein ns Lüttjes. Schlaf lieber irr-der « i Sie schlief bald ein ——sest, sestE ? Der Oktober war noch nicht zart Mitte inu, da laa Annelies in ihrean Sarge, so bleich und schön, wie e T,;iist ibre Mutter Clemens rannte weit draußen tin Walde umher Und dort, wo ihn nie nand hörte streckte er die beideni iniuste gei: Himmel, schüttelte sie wie eii Wahnsinniger und schrie dazu, laut, schrecklich, wie eiri gequälte-s - hier schreit. Das dauerte Stunden U. sd dann iinc er heim und sah-nach dein Rosenstoct. Eine einzige blast-, le: ·rlicl:eBliitl)e hina daran Die brach ei ab und legt e ne Anneliis siii ihr lettes Häng-schen —--—-——— Der überlistete Grenzposten. ( iiIe lustiae Schtnuqqlergeschichtr an dein Bdhinerwald von J P e t e s Die tieiniithlichen Leute von spielt suchet schielen nein iibei die Gren,.·, iioIiassee, Butter, Salz, Tabat Bitxl und vieles Andere billiger zu hat-ne sinn als diesseits-, und treiben degbati .:ch einen schwunavollen SchmugieL Zo war auch der Wirth von llntci liaitbuchet vir einer Woche drolsei r niFörstek auf der baherischen Lllai i.i1-’t hatte dort ein prächtiaes Kalbae li. usi, das er um alles in der Welt nein unverzollt iiber dieGrenze schas sei wollte. Ei wollte eben nicht nus rei: beträchtlicten Zoll, sondern auch ten weiten llinwea aus der Zollstrai,e nach dein Grenizollaint ersparen, ixua c-. sihalb Zeibtach er sich seinen i;-:. seberlijten se nst so sindigen Kopf vi-: erblich wie er esJ anstellen sollte, d-: l- renzioache Lin Schnippcheu zu schla: gen Rein cilösender Gedanke ivaiit ihm lommeii, und doch inuikte sialb morgen abgeholt werden ir? .- sc beiin Handel bedungen war lind auf iem Wege, der direkt aus die blsui s hrte, stand der Posten, und dieser mußte entweder iilerlistet werden odsxi die beträchtliche Steuer siir das tiaib erhalten. ,,Veizwzirnte Geschichte, dag!« iiei ie: verzweifelte Wirth und schlug iiijt s.:iner Faust auf ten Tisch. »Ich hole das Fialb,« nahm jetzt sein Sohn, ein leberzter Bursche Dei szwanzig Jahren, Daz- Wort, »und ist-r .oird unterweii.5 schon ein Einthi tommen, wie mai-. dem Wächter mit dem Trachter auetoinnien tonnlfj ,,xavert, wenn Ocr oao gelic!«1:," rief der Vater freudig erregt, »so fu«-ist Tu ein Tasectmqeu erhalten. das Ti :«;n Dutzend !liii.lfct,e trägt!« ,.Jucht)e!« coislte Xaverl. »Ein "D·.I.szend Tltiinsche! Da wird-Z kltnvsse reien absetieiik J-cchhe!« Am nachsieit Morgen machte s7«:· Kaperl auf den Weg zum Alnisdrster .n-n das dlnlu n- holen. Heiß schier-. die Sonn-» h-imlich rauschte der «.8:oci)wald, und die lustigen Bad-e rollten durch die Thalschlncht nnd iiber die Berghange, daß es weithin leiunte und brauste. Schweißtriesend isshtitt Xaverl den steilen Almbers szisni Förster hinan, in dessen Itall sjcn das ansinxise Kalb befand, das heute aus irgend eine originelle Weise uber die Grenze genascht werden sollte-. Als er im Forsthause angelangt trat, nahiner eine von derk bestem seau verabreichte Atzung zu ich, und nachdem er eine Maß Bayerisch geleekt und den Betrag sür das Kalb erleat bette. versiigte-.·r sich in den Stall, um rai- Thier, das-Oe selbst noch nie ge sehen, in Augenschein zu nehmen. Use war ein mächtiges, gut genährtes ,.Stierl«, das volle vier Wochen kein: Mutterthier war und die Größe eines seisten Fleischerhnndes hatte. Xaverl betastete es nach Kennerart an allen möglichen Stellen des Körpers, lobte sachverständig das feste ,,Fleischl« und sah der Stallmagd für die Wartung» « Kalbez eine Mark als sogenannte-Z Stallgeld, wie eg- im Böhiknerwald bei Biehtäufcn Sitte ist. Noch eine zweite Mark versprach er der molligen Dirn, wenn sie ihm dafür ein Bussl geben nis)llte, doch sie zeigte ihm dafür die ,,s·"«,-eigen« und erwiderte schalkhostt »Ein Bussl ich mir nur nm hundert Mart feil!« »Dann behatt’ Dir Dein Bui·sl,« rxunorte sXaverL »Bei meiner thirl t-«Ecn« icth umsonst und noch hundert Dazu!« und sie schieden in FreundsckasH Als er wieder in die Stube zurückge ; kehrt war, traf er auch den Försterl asi, einen wetteraebräunten Hütten ! mit inartialischm Vollbart, der soeben - ans dem Walde gekommen war. Abermals mußtexaverl einen Krug Schwarzbier leeren, und dabei äußerte er dem lustigen Förster gegenüber seit-. «.tlnliegen, wie er das Kalb iiber die Licenze naschen könnte. »Da ist ein« guter Ratb theu3c!« weinte der Fisrstcr und stopfte sich seine große-, silberbeschlagene Holz lfeise .,Trint’ und lass’ uns ein we niif nachdenken, wie wir die Finanz-" lisische hinters Licht führen tönnten.« Sie tranken, aszen Rettich und But terbrod und dachten nach. Doch kein-in usollte der erlösende Einfall kommen. 5Js’.«rit3lich sprang derFörster von seinem semeren Buchenstulxle auf, daß dieser Leut polternd zur Erde stürzte, und schrie mit Donnerstiinme: »Ich hab'-J Xaverl, ich hab’s! Das ist ein Einfall, den mir der Teufel gegeben hat. Das war noch nicht da, so eine Hetz’!« ,,.Heraus mit der Red’!« drängte nun Xaverl mit freudig !euchtenden Augen. »Lass’ uns erst noch einschenken und trinken, Xaverl, nachher reden wir!« meinte der Förster. Sie schenkten die Kriig voll und leerten sie zur Hälste dann entwickelte der Förster seinen Plan. »Der alte Tyras, der schon nicht qmehr recht sieht und an« liebsten an der Sonne liegt, mus; hetfen! ——-- Man muß ja ein Kalb nicht immer treiben, man kann eg ja auch in einem Sack ans dem Schnbtarren fuhren! Steigt Dir noch nichts auf im f:«irntasten?« »Mir ahnt schon ·-oa5,«« versicherte jetzt der neugierig lauschende Xaverl. »Nun also, inach’ die Ohren anf! Wir stecken den Thetis-, das alteHundsg vieb, in einen Satt, laden ihn auf den Schubtarren, nnd Du führst ihn so schön und gemächlich bis zur Grenze. Das Weitere wird sielx dann schon fin den. Fragt Dich der Gren·zjäger, was in dein Sacke stecke, sc redest Du hübsch die Wahrheit! Ein Hund ist’s, mußt Du sagen! Das ieird er Dich ni t glauben wollen. cir wird den Sack öffnen und sich selbst iiberzeugen Der Hund wird ihn ein wenig beuteln und dann schnell zurück-lasen Du jam merst ein bißchen um den Verlust des getauften Hundes nnd fclgst ihm dann schnell, um ihn neuerdings zu holen. Das Weitere kannst Du verstehen und wird sich von selber entwickeln. ,,Juchhe! Jch versteh-U Herr Förster So ’was:« wäre mir nicht eingefallen, bis zum jüngsten Taae nicht!« »Da muß man eben iiber eine gehö« rige Portion Latein verfügen,« meinte der Förster selbstgesällig und machte wieder einen ausgiebigen Schluck. Endlich war es Zeit geworden, daß sich Xaverl auf den Heimweg machen mußte. Tyra5, des ,örster«5 alter Hund, wurde eingesungen und trotz al. ln Wehrens und Knarren-H in den Sack gesteckt und auf den Karten gela den. Anfangs machte er zwar in sei: nein Kerker noch allerlei Befreiungs und Fluchtoersuche, als er aber das Vergebliche seiner Bemühungen einsah, beruhigte er sich und ließ sich geduldig sortsiihren. Als Xaverl an Die that-He tam, stand richtig schon der Wächter da und rief il)m ein donnernd Liiltl zu. Xaverl hielt still ims- snl) dem Grenztvächtek fest iiss Auge. »Was sütsrst Du da in dein Sack« »Einen Fleischertxxuidt« »Von woher?« i »Von der Alm! Jcb t)a’ ihn beim Förster gekauft!« »Schöne Aus-rede dar-! Jch kenne solche Schlicht! Ausgtxnacht den Sack!« sagte besehlend der Orenzmächter. »Ich nicht! Jch nicht« weigerte sich Xaverl entschieden. »Warum nicht?« »Weil ich mich von dem wiithenden Hunde nicht zerreißen lassen will!« »So werde ich selvst öffnen!« »Thun Sie das in Gottes Namen!« Der Respizient löste das Band und öffnete den Sack. Du sprang die zot tige Bestie mit schrecklichem Gebell her vor und packte den vor Entsetzen ge-« lähmten Grenzjäger an der Brust und beutelte ihn gewaltig. ,,Zu Hilfe, Xaveri, zu Hilfe!« schrie der Aufseher, »der Köter zerfleischt mich!« Xaverl fing zu schreien an und hieb mit einem Baumast auf den sich wie toll geberdenden Hund ein. Dieser ließ jetzt von seinem Befrir los und jagte in wilden Sätzen laut heulend schnur- » stracks auf die Alrn zurück. »Da hab’ ich’s jetzt!« wehklagte der - Xaverl. »Jetzt kann lth den weiten Weg wieder zurück machen, Und dinxt ist’g erst fraglich, ob ich das Vieh noch bekomme!) Dann ist axsch das Geld: verloren, das ich für den Hund zahlen . mußte, volle acht Gulden, und mein Vater schimpft obendrein noch.« »Verzeihe mir, Xaverl,« tröstete ihn der Finanzen »Ich tot-nie nicht un ders handeln, denn Dienst ist Dienst das wirst Du verstehen! Allwissend ist ein Grenzwächter auch nicht, und so blindlings darf man den Leuten ni.ht glauben. Du hast zwar die Wahrheit gesprochen, und das ·st schön von Dir! Jetzt glaub’ ich Dir schon, und den Hund wirft Du sicher wieder beko««.- . men, denn er läuft nicht weiter als bis ; auf die Alm! Freslich den beschtv-:r- » lichen Weg mußt Du- halt noch einmal J machen, aber da läßt sich nun nichts « anderes thun, da heißt sich’s geduldig ins Unvermeidliche schicken! Du hast junge Füße und die innen gut!« »Wenn ich wieder znriickiomme und den Hund habe, lann öffne ich den Sack unter keiner Bedingung mehrt« baute Xaverl vor. »Was fällt Dir ein« Xaverl? Wenn nur Gott gäbe, daß Du den Hund wie der einfängst! Von mir hast Du kei nen Anstand mehr zu befürchten, mich aeliistet es kein zweites Mal mehr, mit der Bestie Bekanntschaft zu machen!« versicherte der Wächter. Xaverl fuhr auf die Alm zurück, wo er vom Förster mit schalsendem Geläch- » ter empfangen wurde. ,,Siehst Du, wie man’s init diesen Auffehern an stellen -iiuß!« sprach er. »Da schau Dir einmal den Tyras an, wie er stolz und zufrieden an der Sonne liegt! Der Kerl hat seine Sache gut gemacht und soll jetzt seinen Lohn bekommen! Ty ras, herein da!« Der Hund näherte sich fchweifwe: delnd, doch mißtrauisch seinem Herrn, weil er ein zweites Attentat auf seine Freiheit befürchten mochte, doch dies mal tain er nicht in den Sack hinein, sondern empfing einen Schinkentno chen, mit dein er sich in freudigen Sprüngen entfernt-« Als Xaver den ganzen Hergang an der Grenze nnd namentlich des Zoll wiichters Lebensgefahr und Theilnah me fiir ihn geschildert hatte, wurde nun das Kalb in den Sack gesteckt, nachdem man ihm vorher noch einen tinebel in den Mund gestopft, damit es nicht brüllen könne, und nun aina’s munteren Sinnes wieder der Grenze zu, wo der Zollwächter noch auf seinem Posten stand. Er rief Xaverl von Weis teui zu: »Hast ihn einaefangen?« »Ja, Herr Aufseher, er steckt wieder im Sacke, den ich aber um keinen Preis der Welt mehr öffnet« »Verlangt auch aar iNemand, Xa oerl,« erwiderte der Aufseher begiitis arnd. »Danken wir Gott, daß die Sas che so schön alimpslich abgelaufen ist!« ,,Das.mein’ ich taucht« sagte Xaverl und beeilte sich aus dein Banntreife des Grenzwiichters zu kommen, der ihm noch nachrief: »Das eine rath’ ich Dir, dressir’ den liöter ais-er besser, daß er nicht aus einen losfiihrt wie ein hun geriger Wolf, sonst beloinmst Du an dere Anstände mit ihm!« Werd’5 schon besorgen, Herr Auf seher!« versicherte der Bursche, machte sich eilia aus dein Staube und brachte das Kalb glücklich nach Hause. Sein Vater war außer sich vor Freude und verabreichte ihm ein gutes Taschengeld Räusche aber hat sich Xaverl nicht davon gegönnt, aber ein silbernes Ringlein fiir sein Mirl hat er gekauft. Gedanteusptttter. GL- giebt eine Stille, die uns be drückt, weil sie mit tausend Zungen redet, und ein großes Schweigen, das uns aus die Knie zwingt, weil wir den Herzschlag der Gotteswelt heraus hören. Die Ansichtgtarte ist auch ein gutes Mittel, um mit einer Reise recht pro tzen zu können! Wenn ein Freund Dir sein Herz ausschi.itten will, handelt es sich ge wöhnlich um ein Darlehen. Wenn man Dich aus dem Meere des Lebens untergehen sieht, dann thun alle so, als könnten sie nicht ’ schwimmen. ID« getrun- petmösen set säu » net-u und Frau-ein s Die englische Zeitschrift »The Nive jteenth Century« sagt, das zwar die -Urtheilskraft des Mannes durch i schnittlich größer sei, als die des Wei ibes daß aber an Schnelligkeit der « Auffassung das Weib den Mann über treffe. Es hänge dies jedenfalls von der höheren Entwickelung der Sinnes organe, oder mit dieser zusammen von einer feineren Ausbildung des Nervensystems beim Weibe ab. ·Da das Lesen sehr verwickelte Vorgänge der Auffassung einbegreift, so stellte man eine Reihe von Versuchen in fol gender Weise an: Man ließ eine An zahl gebildeter Personen sich um einen Tisch setzen, und legte ihnen, einem nach dem andern, denslbn Abschnitt eines Buches vor; diesen mußte jeder, so schnell er lesen konnte, lesen, wobei für 20 Zeilen ein Zeitraum von 20 Sekunden gestattet war. Sobald die Zeit um war, wurde das Buch fortge nommen und der Leser oder die Le serin mußte sogleich alles niederschrei ben, dessen sie sich zu erinnern ver mochten. Es ergab sich, daß dabei stets die Frauen den Sieg davon tru gen. Sie konnten sowohl schneller lesen, als auch bessere Auskunft über das Gelesene geben. Eine Dame z. B. konnt gerade viermal schneller le sen, als ihr Gatte, und gab dann bes sere Auskunft selbst über den kleinen Abschnitt, welchen jener allein gesehen hatte. Zum Trost solcher Ehemän ner wird indessen hinzugefügt, daß die so bekundete Schnelligkeit der Auf fassung kein Beweis für das sei, was man die tieferen Geisteseigenschaften nennen kann, denn einige hervorra gende Männer gehörten zu jenen langsamen Lesern. Ah Das Testament thfflingets, seit dessen Geburt jüngst 800 Jahre vergangen waren, befindet sich in Lieg nitz im Besitz von »Frau v. Rieben ge botene Hugo. Es weist die eigenhän dige Namensunterschrift des Feld marschalls auf. Jm Besitz dieserDa me befindet sich auch nach dem ,,Lieqn. Tgbl.« ein Bild des« Großen Kurfiir sten (Geschenk an seinen »Lieben und getremen Feldobrist«), der Lehnsbries, durch den der Große Kursürsi den Feldniarschall nach dem 30-jährigen Kriege mit der Herrschaft Schildberg in der Neumark belehnte, ein Degen des Generalleutnants Friedrich V. Derfsiinger, des einzigen Sohnes des Feldmgrschalls, und der Lehnsbrief, durch den Friedrich Wilhelm, .König von Preußen, diesen Sohn nach Derff lingers Tode in dem genanntenGrund besitz bestätigte. Friedrich v. Derff linger starb tinderios; seine Wittwe trennte von dem Grundbesitz die Gü ter Kerkow nnd Krauseiche ab und schenkte sie dein Waisenbaus Ziillis chau. Durch Heirath mit einer Ur entelin des alten Derfflinger und durch Kauf kam Schildberg an Chri stovh v. Rieben: es ist in dieser Fa milie von 1805 bis 1901 gewesen. Die »He-usw« und der Phonograph Der Phonoaraph wird für die »Starg« des Metropolitan Opera House in New York immer mehr zu ei ner recht anfehnlichen Einnahmequelle Noch vor wenigen Jahren waren auch die größten Sänaer aern bereit, eine Arie ihres Repertoirs für die Kleinig keit vno 1000 Dollars für jede Walze in den Phonographen zu singen. Heute ist das anders geworden. Die »Starg« haben sich mit den Fabrikanten von Phonographen assoziirt und beziehen ihre Tantiemen für jede Platte und jede Walze, die ein Lied von ihnen wie dergeben. So ist es zu verstehen, daß Carufo, der seine Stimme einem ein zigen Phonographenfabrikanten refer virt hat, imJahre 1905 dafür 3320,00() Tantiemen bezogen hat. Dabei steht diese Industrie erst in ihren Anfängen. Bisher begnüate man sich damit, So lostimmen aufzunehmen: ietzt hat man aber auch angefangen, Duette, Triog und Quartette phonographisch festzu halten, und man hofft, bald so weit zu sein, das-; man auf diese Weise eine ganze Oper wiedergeben kann. Daß jedermann seine Oper im Haufe habe, das ift das Zukunftsbild von dem die Fabrikanten dieser Instrumente träumen. A»—.»A Stolzes Cyrlwildaespaum Eines der seltsamsten Tliieraespanss » ne in Amerika hat lfdw. Croszman in Eln, Minn» aufzuweisen Vor drei Jahren erleaten ein Jn dianer nnd ein Fallensteller in der Nähe von Elh einen weiblichen Ajioosehirsch Durch Bellen ihres Hundes aufmerksam aeinacht, forsch ten sie näher nach und fanden zwei Alcoosesiilben die sie mitnahmen. Croßi man kaufte ihnen dieselben ab, ermitt te vom Gouvernenr die Erlaubniß, sie im Besitz zu behalten, nnd bildete sie als rasche Zuathiere ang. Diese Besehästiauna saate ihnen anfangs nicht zu; aber da sie noch so jung waren, so waren sie bald daran gewöhnt. Es sind inzwischen präch tiae Thiere mit großem Geweih ge worden, jedes wiegt etwa 700 Pfund, und noch viel imposanter werden sie sich ausnehmen, wenn sie 5 Jahre alt sind. Sie nehmen es im Ziehen mit dem seuriasten Paar Pferde auf, fres sen aber etwa doppelt so viel. Sie kennt sich. » Frau lnach einem Wortwechsel mit ihrem Mann): »Still bist jetzt! Mußt Du denn immer das verletzte Wort hoben?!«