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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 25, 1906)
Die Mörder der Wittwe Bor niche. Autorisirte Uebersetzung aus dem Französifchen. Von Michel T h i v a r s. 1. Wie aus der Spielzeugschckchtel ge- » nommen, so sauber, schmuct und ein ladend sah die kleine Dorfschenle aus, I die gleich einer vorgeschobenen Schild wach am Saume des Waldes lag. Auch die Gaststube mit ihren blanige Zcheuerten Eichenholztifchen und den orgsältig geputztem glänzenden Zinn trüqen aus den Wandgesimsen machte den Eindruck peinlichster Ordnung und Sauberteit. Die Schente war momentan leer. Man befand sich im Hochsommen und alles, was nur die Hände rühren konn te, war aus den Feldern beschäftigt. Selbst der Krugwirth hatte sich schon am frühen Morgen aufgemacht, um lSei der Ernte nach dem Rechten zu se en. Nur die Wirthin war zu Hause. Sie stand in der Küche vor dem Herd und schnitt Speckscheiben in den über dem Feuer hängenden Tonf· « »So!« murmelte sie befriedigt. Das wird eine schöne Suppe geben.« Sie ging in die Gaststube hinüber und sah nach der Uhr. « »Erst neun! Wenn ich ein halbes Stündchen meine Zeitung lesen möch te?« überlegte sie. Sie schloß die Fensterlädem um sich gegen die glühende Augustsonne zu schützen, deren Strahlen durchs Fen ster drangen, setzte sich bequem in einen Sessel, entsaltete die Zeitung und lachte zunächst die Rubrik »Vermischs es«. Halblaut wie ein Schul’tind, haustg stockend, las sie: »Seit zwei Tagen sind die Bewoh ner des Dörfchens Souanville in hell ster Auskeaung. Eine siebzigjiihrige Frau, die Wittwe Borniche, welche in einem isolirt gelegenen Häuschen wohnte, ist mittels Hammerschliige in ihrem Bette ermordet worden. Die Mörder hat«-en ihr Opfer geradezu bar barisch zugerichtet Nicht weniger als 22 tödtliche Verletzunan hat man an dem Körper der ltnaliictlieben gezählt. Nach vollbrachtet That haben die Un menschen in aller Ruhe das Haus ge plündert und sind dann ungehindert und unerkannt entkommen« . .. »Schrectlich! Entsetzlich!« rief die Wirtbin mit aesalteten Händen. Dann las sie weiter: ,,. »Aber man ist den Urhebern die ser Schandthat aus der Spur. Man hat ihr Sianalement in Erfahrung gebracht und es sofort überallhin tele graphirt . . .« »Gott sei Dant! .. Ach, dieseSchur ten.« ,,...Es sind ihrer zweit der eine groß, schlank, brünett, mit ganz schwarzem Bart, der andere klein, un tersetzt, mit blondem Bart und blauen Auaen . . ." »Holla, Frau Wirth?n!« ertönte Plötzlich eine Stimme hinter der Le senden Sie drehte sich um und erblaßte-. Jn der Thiir zur lftristltube standen zwei junge Männer, der eine groß, schlant, brünett, mit ganz schwarzem Bart, der andere tlein, untersetzt, mit blondem Bart und blauen Augen . . .. Die Unglückliche fühlte, wie ihre Knie zitterten. »Sagen Sie mal. Frau Wirthin, haben Sie srischen Aepfelwein? fragte der Blonde. »Ich . . . ich . . .'« stammelte sie. »Schön! Dann bringen« Sie uns schnell welchen!., bestellte der große Briinette, indem er seinen Paletot und seinen thctsack, den er am Riemen über der Schulter getragen hatte, über einen Stuhl wars. Eilends stieg die Wirthin in den Keller hinab. Als sie zuriiettann hörte sie den Großen zum Kleinen sagen: »Hier können wir nicht ungestört sprechen.« . ,,Freiltch nicht!«» antwortete der an dere. »Aber die gute Frau hat gewiß noch ein Zimmer. das sie uns geben tann.« Und sich an die Wirthin wendend, sagte er: «Serviren Sie uns das in einem Zimmer, wo wir allein sind!« Ohne ein Wort der Widerrede führte die Wirthin ihre Gäste in eine Stube, welche aus den Garten ging, stellte den Krug mit Aepfelwein und zwei Glä ser aus den Tisch und entfernte sich basiia. . « - l »Sorgen Sie dafür, baß man uns nicht stört!" rief ihr der Große nach. Jn der Ganhe angelangt, fiihlte die Wirthin allmählich ihre Fassung wiederkehren und benann, sich ihrer Angst zu schämen. Welch eine Thor heit! Weil zweiReisende ihr Wirths haus aufsuchten, um ihren Durst zu löschen, mußten sie gleich die Mörder der Wittwe Borniche lein! Als ob es bloß einen Briinetien und einen Blon den auf der Welt gab! Wirklich zu dumm! Bollständig beruhigt nahm sie die Leltiire ihrer Zeitung wieder auf. »...mit blondem Bart und blauen Augen«, las sie. »Der eine von ihnen iriigt einen Ruckiack am Riemen über der Schulter und iit bekleidet mit ei nem nußfarbenen Uebeeziehet mit ta stanienbraunem Sammtltngen« . . . Sie blickte auf und ihre Augen er weiterten sich in panifchem Schrecken. Dort lag der Rucksack auf dem Stuhl, daneben der Ueber-sichern Und der Ueber-ziehet war ausfarbenl Wie Espenlaub zitieenb erhob sie sich und nahm das Kleidungsstiick in die Hand. Entseylich!.. Ein tastanienbrau: f ner Sammtkraqent - Vergeblich suchte sie sich selbst Ver nunst zu predigen Vergebens ersann sie tausend Erklärungen, die eine ims mer plausibler als die andere, um die fes merkwürdige Zusammentreffen zu ertlären,——--ihr erfchreckter Blick lehrte stets von neuem zu der Thiir des Zim mers zurück, in dem sich der ileine Blonde und der große Vriinette einge schlossen hatte. Was mochten sie da treiben? Welch neues Verbrechen wur de dort geplant? » Eine Weile schwankte sie zwischen ;"Furcht und Neugierde Schließlich siegie die letztere. Den Alberti anhal tend, auf den Fußspiszen schlich sie an die Thür und legte das Ohr ans Schlüsselloch Fast im nämlichen Moment prallte sie mit weit offenen Auqu und schre ckensbleichem Gesicht zurück Eine Se lunde stand sie wie gelähmt dann lief sie zur Thiir hinaus und stürzte in der Richtung nach dem Maire davon. 2. s— Der Herr Maire hatte soeben ae frühftiiclt. Jn einen bequemen Sessel hingestreckt, die Augen halb geschlossen, die Hände iiber dem ftattlichen Bauch gefaltei. den bei feierlichen Anläffen die dreifarhige Binde umgab. wackelte er träge mit dem Kon und hörte sei ner Tochter Brudence zu,·rvelche am Klavier einen Walzer spielte in der läblichen Absicht, die väterliche Ver dauung zu befördern. Neben dem erftenBeamten des Dor fes stand Ramagoet, der Feldhiiter, und erstattete seinen täalichenRapvort. Steif wie ein Pfahl hatte er auf die Fragen seines Vorgesetzten zum sieben undzwanzigftes Male sein stereotypes »Ja, Herr Maikr« geantwortet, als die Schenttvirthin mit fliegenden Haaren und verzerrtem Gesicht ins Zimmer stürzte. »Herr Maire! . .. Ach. Herr Maire! ...Die Mörder...ach!...« Man hieß sie Platz nehmen. Man beruhigte fie. Dann erzählte sie, was sie aesehen. was sie gehört hatte. Der Maire ließ sie reden. ohne sie einmal zu unterbrechen. Schließlich erklärte er in mißvergniiatem Tone: »Seht unanaenehm nach dem Früh stück, solche Gefchichteu!... Was fa gen Sie dazu. Ramaaeot?« »Ja, Herr IJiaire.« »Sind Sie Ihrer Sache auch ann; sicher. meine lieke Frau?« drängte der Maire. »Ist solchen Fällen ift es zweckmäßig, reiflich zu überlegen. Man muß sich vor jeder Uebereilung hiiten Was sagen Sie dazu, Raum geot?« ,,I-’ta, Herr Maire.« ,,Nicktsdeftoweniaer müssen wir un feresliflicht thun. Gehen wir, Raim geot.« »Ja, Herr Maire.« Alle drei machten sich auf den Weg nach dem Wirthshaus: derMaire, der Feldhiiter und die Wirthin. Unter wegs konnte die Frau sich nicht enthal ten. allen Passantcn die Geschichte zu erzählen, so daf-» als man vor der Schente anlanate, aus den drei etliche fiinfzia aeworden iraren Senfen, Hettaat·eln, Störle wurden drohend in der Luft artchwunien Bevor sie das Haus«-· heiraten wandte sitt) der Maire an feine Be1lei tuna und aetsot mit dem Scharfsinn eines großen Generals: »Umstellt dar- Haust« Dann trat er ein. Das erste, was er in der Gastftube beniertte, war der Rucksact. »Rauia«qoet, wir werden eine Durch fuchung diefes Gegenstande-.- vorneh men!« aebot er. « Er öffnete den Rudfact. Aber zu feiner großen Enttäufchuna fand er darin nur lauter nichtbelaftende Ge genstände: Hemden. Tafchentiicher, Strümpfe usw ,,Sie haben ihre Beute irgendwo an ders in Sicherheit gebracht«, entschied das Dorfolxerhaupt mit großer Geis ftesaeaenwart. Alle drei näherten sich nun schwei gend, mit der unendlichen Vorsicht eines Jndianers auf dem Kriegspfade, der verhängnißvollen Thür. »Hoffentlieti haben sie sich nicht in zwifchen aus dem Staube gemacht!« bemerkte die Wirthin. Sie hatten sich nicht »aus dem Staube gemacht«. Durch die Thür hörte man sie sprechen Das Trio ver hielt sich mäuschenftill und lauschte. »Alle abgemacht?« fragte eine Stimme. »Der Geldfchrant wird er brochen?« « »Abgemacht!« antwortete eine zweite Stimme. »Mir wirdes sich empfeh-« len, ein paar Bantnoten im Bett des Kutschers zu verstecken. Auf diese Weise wird der ganze Verdacht auf ihn aeientt.« Der Matte, der Fett-hüten die Wirthin blickten einander entsetzt an. »Und der Alte?« fragte wieder die erste Stimme. »Der wird getödtet-« ,,Seibftveritändltch! Aber wie?... Vielleicht mit Hammerschlägen auf den stopft-« »Wie die Wittwe Bornick:e«, hauchte die Wirthin, deren Zähne hörbar klap perten. . »Hamtnerschiäqe? Nein, das ist zu banal!" widersprach die zweite Stim me. »Na, wir werden io tehen...· Bleibt noch die Tochter.« »O, für die weiß ich schon Rath! Sie wird durch ein Betäubungsrnittel einaeichläiert.» Der Wagen wartet nahe dem Geböiz... Man trägt sie hinein und tos. Am nächsten Morgen ist sie in der Gewalt des Marquis de Corlayor!« « Z. Der Maire richtete sich wieder auf. Er war leichenblaß. »Die Elenden!« Inurmelte er. »Welch ein Abgrund von Verderbtheitl ..... Ramageot!« suhr er mit wilder Ener gie fort. »Wir werden die Gesellschaft retten!« ! »Za, Herr Maire!« effnen Sie die Thüri« Im nämlichen Augenblick, als der Maire den draußen stehenden Bauern nein Zeichen gab, hereinzukommen, um nöthigenfalls Beistand zu leisten, öff ncte Ramageot, der feinen Säbel ge zogen hatte, die Thür. Die beiden Berbrecher saßen fried lich an einem mit Papier-en bedeckten Tisch, den Krug mit Aepfelwein zwi schen sich. Beim Anblick dieser dro henden Menge, welche ihnen den Rück eng versperrte, erhoben sie sich er taum ,,Jm Namen des Gesetzes, ich ver lzuste Sie!« donnerte der Maikr, den körper des Flurhüters als Schutzwall l«-enijtzend. « »Was bedeutet . .. ?-« »Steine Ausflüehtet Sie sind die Mörder der Wittwe Borniche!" »Bornieke? Wer ist das-V fragten die beiden Angeschuldigten verstänk nißlos. »Bi«g die Gendarmerie kommt, die benachrichtigt ist, fordere ich Sie auf, meine Fragen zu beantworten. Jcb bin der Maire!« erklärte er feierlich, aus seine dreifarbige Leibbinde deu tend. »Auttvorten Sie! Wer ist die Person, welche Sie zu ermorden beab sichtigten?« »Ermo«rden? Wir?... Na hören Sie mal, der Scherz geht denn doch trsirtlich etwas zu weit!« »Der Name des jungen Mädchens,« fuhr der Maire mit tragisch erhobener Stimme fort, »dieses unschuldigen stindeg, welches Sie Jhrem Kompli cen, dem Marquis de Coklahor aus liefern wollen!« Bei diesem Namen brachen die bei ksen Verbrecher in ein wahnsinnig-ek citcliichter aus. Die Bauern geriethen rso solcher Gefühlgrohheit in derartige Wuth, daß sie bereits Miene machten; die beiden Uebelthäter zu lynchen. Nur mit großer Mühe gelanges dem einen rcn ihnen, seine immer wieder hervor lueehende Lachlust zu bekämpfen und durch Zeichen anzudeuten, daß er spre chen wolle· »Sie hat«-en also an der Thür ge horcht-« fraate er. »Na schön. Was Sie aehiirt haben, ist der Entwurf eines Traume-, welches wir beide ge meinsam schreiben und welches hof fentlich noch diesen Winter in Paris cufaefiihrt werden wird... ·Justin Lttaucart, Paul Lardy,« fügte er hin zu, zuerst auf sich, dann auf seinen Gefährten zeigend. »Was? Sie wären ...?« »Ein-ei Pariser Bühnendichter auf einer Landbartie, fawohl!« Und sie brachen von neuem in La clxen aus. Das Gesicht des Maire wurde lana und länger. Die beiden Schriftsteller waren mit allen nothwendiaen Papie ren versehen, die ihre Jdentität zwei fellos nachiriesen Sehr verlegen ver ließ der Maue, nachdem er tausend iral um Entschuldigung gebeten hatte, den Schauplatz seiner Heldenthaten Vor der Thür fragte er den ihn be gleitenden Ramageot: »Und der Gendarm, nach dem ich geschickt habe?... Was wird der to aen? . .. Er wird mich fiir einen rech ten Dummtepf halten, was, Raum steck-"' »Ja, Herr Maire,« pflichtete Roms aeot mit unerschiitterlicher tleberzeus gung im Tone bei. ——— Not-loose ohltsol Humoreske von H e i n z M e tz n e r. Guter Rath ist theuer --—-— Komm-Ir zienrath aber noch theurer, denn wer et- tverden will, muß nicht nur Gelo, sondern auch viel Geld haben. rr Wehlmann führte das ,,theure« »t-,pitheton erneut-« nun schon fest vielen Jahren vor seinem Namen, daß es ihm endlich zuwider wurde und iu ihm das Verlangen nach einer anderen Titulatur aufstieg, denn er liebte die Veränderung. Wenn er aber auch gelernt hatte, iiber Millionen zu kommandiren, so wurde es ihm doch nicht leicht, seinen Gelüsten zu gebieten, er höufte des halb »Verdienft« auf »Verdienst« man jagt, um den Staat -—- VIS eine-s Morgeng die würzige Lqu seine-; Paeles nicht mehr den Busen eine-J Rocnmerzienrathg, sondern eine Ari stolratenbrust ausdehnte. Er nur Baron geworden! »Pub, wag das heiß ist! «-- Leh mann!« »Befel)lcn, Herr Baron«·.-« rief der Gärtner und sprang herzu. »Begießen Sie den Weg hier« es ill mir so fchlriill« «3u Befehl, Herr Baron!« --ried-rich!« »Befehle:1, Herr Baron?« ,,Gehen Sie zur Frau Baronim die Frau Baronin möchte zu elf Uhr Tol lette machen, wir wollen ausfahre1-.« » awohl, Herr Baron!« » alt,-Friedrich!« ,, err aron?« »Frage-n Sie einmal meine Joch-— ja, was molli’ ich doch?-- Ja! Fragen Sie das Fräulein Baronesse, ob sie mitfuhren Ivill!« »Seht wohl, rr Baron!« »Oh, wie zau erisch das- llang, wie das sein Ohr umfchmeichelte.—- Herr Baron! Das Alpha und Omega aller ; Seligkeit lag in diesem Wort und machte sein nunmehr blaues Blut schneller kreisen. Soweit-s sein Enc brsnpoint gestattete, streclte er seine etwas kurz gerathene Gestalt in die Höhe, als ein junger Mann von der Terrasse her eilig auf ihn zuschritt und ihm mit gutmiithigem Lachen die Rechte entgegen hielt. »Ich komme, unt zu gratuliren, Onkel Baron. Hoffentlich macht Dich Deine neue Würde nicht allzu stolz und läßt Dich mit uns simplen Sterli licljen in der alten Weise veriehren.« Der neugehackene Ariitolrat schien die dargebotene Hand nicht zu sehen; er schüttelte wie verweisend sein adeli ges Haupt Und meinte nur streng: »Du scheinst einen Scherz mit mir machen zu wollen« --— Uebrigens danke ich Dir für die Gratulation.« »Und ich Dir siir die Lehre, die Du mir gibs.—— Ich will die Tante be grüßen nnd dann einmal nachsehen, ob Agnes die Baronesse nicht zu Kopf gestiegen ist. Adiu!« Dem Baron kam es ganz gelegen, daß sein Nesse ärgerlich davonging. Sonst war er ihm recht gewogen gewe sen und würde früher mit Freuden Ja! gesagt haben, hätte Hans Rauer um Agnes Hand gebeten. Jetzt aber die einzige Tochter eines Barons von Wehlmann und ein einfacher Regie rungs-Assessor? Nimmermehrt g Zwar wußte er, daß die jungen Leute sich innig zugethan waren, doch —— Noblesse oblige! die reiche Baro nesse Wehlmann muß wenigstens — wenigstens —— einen Grafen heirathen. Was er gehofft, trat nicht ein. Hans Rauer verkehrte nach wie vor in sei nem Hause, und das Band zwischen den jungen Leuten schien sich immer fester zu knüpfen, man sah die Beiden jetzt fast stets zusammen. Dem mußte ein Ende gemacht, Agnes mußten die Pflichten ihrer Stellung klar gemacht werden. Noblesse oblige! —- Was würde aber seine Gattin dazu sagen, die den neuen Stand beinahe wke eine Last ertrug und deren seinem Gefühl das ans Protzenhafte arenzendeGebah ren ihres Mannes äußerst zuwider war? Sie hatte Hans, den Sohn ih res Bruders, stets protegirt und wür de es nicht so ruhig hinnehmen, wollte der Baron ihm aus einmal die Thür J weisen. »Wo ist Agnes schon wieder Z« fragte der Baron seine Gattin, als er sich eben vom Mittagsschlafe erhoben hatte. »Mit Hans in der Bildergallerie.« »Mit Hans?! Warum immer mit Hans? Mag man nach dem gnädigen Fräulein fragen, wenn man will, im mer ist sie mit Hans, als ob das gar nicht anders ginge. Sie wird noch seinetwegen ins Gerede kommen.« »Es kann Dir doch nichts Neues sein, daß die jungen Leute ein Faible für einander haben. Und mögen sie doch; ich hoffe, es wird aus ihnen ein mal ein Paar.« »Das hoffe und witnsche ich nicht, Frau Baronin! Ich habe ganz andere Pläne mit meiner Tochter!« «Ei, ei, aus einmal Herr Baron?——— Wenn Du andere Pläne, andere Alk sichten hast, dann mußtest Du aber schon früher ihren Verkehr hindern, durftest nicht erst zusehen, wie sich zwi sei-en den Seelen, zwischen den Herzen beider die zartesten Fäden spannen und die plütxlich zu zerreißen, viel leicht das Glück deines Kindes ver nichten hieße. Uebrigens zeigtest Du dich einer Verbindung zwischen Agnes und Hans von jeher geneigt, und nun kommst Du mit ——s ,,Plänen«, von de nen Du bisher nichts hast verlauten lassen.« »Nun ja, sie entspringen aus den Verhältnissen.« »Verhältnisse? Ach, Du glaubst also jetzt, nach unserer Nobilitirnng an einen Gatten Deiner Tochter höhere Ansprüche stellen zu dürfen, Du möch tbest einen adligen Schwiegersohn ha en.« »Selbstverstiindlich, unter einem Grasen thue ich es nicht!« »Und das Glück Deines Kindes?« ,,Unsinn, Agnes wird wissen, welche Pflichten ihr Stand ihr auserlegt. Noblesse r«blige!« »Ah, lommst Du auch damit? Nun, wenn Agnes Dir nur keinen Strich durch die Rechnung macht, Du kennst ihr Köpfchen« »Das wollen wir schon beugen. Von Dir verlange ich aber, daß Du für die vorläufige Entfernung des Hans aus unserem Hause Sorge trägst; er darf nicht mehr täglicher Gast bei uns sein« »Für ein Weilchen lasse es nur noch beim Alten« · »Warum? Was geschehen soll, kann besser gleich geschel)en!« »Einen Monat wenigsten-z mußt Du noch tvarten.« ·,,Ja, warum denn? Jch sehe nicht ein —-« »Gott, was Du hartnäckia bist! Nun muß ich Dir, auf die Gefahr bin, den Kindern die Freude zu verderben, ver-— rathen, das-, sie fiir Deinen Geburts tag eine Ueberraschuna vorbereiten, bei der mehrere von Aanes Freundinnen und einige junge Leute unserer Be lanntsast betbeiligt sind. Hans ist der Arrangem, und da wirst Du be greifen —« »Ja, ja, ist mir aber gar nicht lieb —- doch meinetwegen, lassen wie es dann vorläufig, aber —- er kriegt sie nicht, niemals, das sage ich Dir!« a· « si Der Geburtstag war da, im Fest saal der Billa Wehlmann überfluthe ten die Lichtstrahlen unzähliger Kerzen den Schein alitzernder Diamanten, bildender Ordensstetne und Unisor men und glänzender Toiletten, denn« felbft viele Mitglieder des höchsten Adles hatten es nicht verschmäht, der Einladung des neuen Eindringlings« in ihre Kaste Folge zu leisten. Am Ende des Saales war für die geplante Ueberraschung eine Bühne aufgeschlagen; es sollte ein von Hans verfaßtes Festspiel aufgeführt werden, in welchem Agneg und ihr Vetter die Hauptrollen übernommen hatten. Der Vorhang geht auf und sofort regen sich- die Hände; der Beifall gilt der wirklich reizenden Erscheinung Agnes’, die in ihrem Schäferinnenko ftiim, die schwarzen Locken weißgepu deri, sämmtliche an wesenden Herren, alte und junge, geradezu bezaubert ,,Superbe, magnefique, himnclifch!« flüstert Psrinz X. dem glückftrahlen· den Baron tnsOhr. Und auf Hans weisend, der neben Agnes den Schäfer spielte nnd dazu seinem blonden Schnurrbnrt durch Fettfchminke eine intensiv schwarze Farbe verliehen hat, setzt er hinzu: »Aus gnädigster Baro ncfse und Herrn Neffen foll ein Paar lrerden, was, Baron? Habe so etwas gehört.« »Aber Darchlaucht!« antwortet der kleine Mann neben ihm mit Ent rijstung: ,.Eine Baron-esse Wehlmann mit einem ganz gewöhnlichen Men schen, loenn’g· auch der Neffe meiner Frau ist!« »Nun, nim, begutigt derPrinz,und sein Auge blitzt unter dem Monocle »Berzeihen Sie lieber Baron, gnä digsteBaroiiesse ist ja des Edelsten nerth, aber-meinte nur so— Auf der Bühne waren jetzt die Ein gangsverse herunterdetlaiiiirt, ein Chor trat auf und intonirteeinen Ge fang, während die Schäferin hinter eine Kulisse verschwand Der Schäfer hatte sie dann zu suchen. Ein Reiner begann-, und nun mußte er das Fehlen der Geliebten bemerken und durch Ab und Zug-eben auf der Bühne pantoini inisch andeuten, daß er sie nicht finden könne. Endlich, nachdem er wieder etwa günfMinuten hinter der Kulisse —geblie en und der Reigen gerade zii Ende geht, hat er sie, genau wie es die Rolle Vorschreibt, entdeckt und zeirt die anscheinend sich Sträubende vor die Lampen. Honierisches Gelächter, brausender Jubel empfängt die Beiden, und die Baronin erbleicht, und im Gesicht des Barons verräth sich das lslaueBlici. Auf der Biihne stockt das Spiel, den; Akteuren ist dieser plötzliche Beifall unbegreiflich! Agnes schaut fragend auf Hans, und dieser, anstatt seine Verse weiterzusprechen, prallt entsetzt, dernichtet einige Schritte zurück, als» er einen Blick auf die Geliebte rewor fen Was er auf ihrem Gesicht sieht· macht ihm das Blut erstarren!— ——Ani dem zarten Weiß über ihrer Ober lippe heszt sich keck das schwarze Kon terfei seines Schniirrbartes ab, und das weiche Rofa ihrer Wangen Yes-at hier und da den gleich-n Stempel. Sie hatt-en die kurze Zeit der Mufze hinter den .5iulissen nicht iingeniitzt versteichen lassen wollen. Prinz X legte dem Baron, der im Grimm uiid Zorn beinahe erstickte, die Hand auf die Schulter. »Bleibt nichts übrig, Baron, als Verlobung zu Vertijiiden. — Wenn auch nur gewöhnlicher Mensch, scheint giiädiaste Baroiiesse ihm das Hei-geben geschenkt zu haben Bleilt nichts ubrig!« Und es blieb nichts übrig. Der Baron iniißte in den fauren Apfel beißen und so th,un als ob das Paar mit seiner Erlaubniß schon lanqe ver lobt fei under die Gesellschaft niii der Proklamirung erst heute habe über rafchen wollen. »Ueberraschiing, meine Herrschaf ten, auf Ehre, freudige Ueberrasch ung! — Brautpaar lebe ho ch· l« Die Gesellschaft stimmte in das Hoch ein, der Baron aber konnte sich nicht enthalten, seinem Neffen une Schwiegerfohn, als dieser ihn uns armte, zuzufliisterm »Der Teufel soll alle Ueberraschun: gen holen!« Eine Heirath-Unfriqu Herr: »Mit Jhnen, iiiein Fräulein, wiirde ich qern bis ans- Ende der Welt fahreiil « Dame: »O, mir würden sechs Wo chen in Jtalien genügen« Liebe kann alles. Mutter: »Bist Du auch sicher, Kla ra, daß er Dich liebt?« Tochter: »Aber, Maina! Jch sehe doch wie er mich anfchaut, wenn ich nicht hinschau’!« Einziqev Mittel. Vater der Braut-. »Sie haben keine Stellung, tein Vermögen, womit wol ten Sie denn da heiratheii«s.’« Bewerber (tleinlaut): ,,«.llieine Uhr tönnt’ ich versetzen!« Erklärt. »Die Batonin von der Engel-ekelt der Sie aeslern bei Tafel gesessen, ist lgcnz entziiit von Ihnen« Ich war aber ein triite er Ge- feli äsctiaitey hat-e kaum ein Wort geredet " i ,,Eben drum: sehen Sie, da hat Hich die Baronin mal richtig ausspre fckyen können!« Nüchtkrne Auffassung. (Sohn, in Extase heimkehrend-. »Denke Dir, wie start Huldag Lieke ist! Vorhin erst sagte sie mir, sie sei ,fiir mich zu ierben berei t. « i Vater: as sollts nützen! Er lsiens hat fse’s Rittergut noch cmr lnicht, und weiten-; steht Dir als inäuiigam einerlei Erbrecht zul« Unrrwuktcte Betrinfachuug. »Dös is wieder guat —: Seit i veheirat’ bin, brauch« i’ au toan Mittag z’ geh’n; hie-Itzt krieg’1' glei« daheim meine Schläg’!« Der Spezialift. (Vor dem Richter steht ein Sub jekt, das in einer Strafsache seine Aussage machen soll): Richter-: »Er l)eken Sie die rechte Handl« Zeuge: »Kann ich nicht, Herr Rich ter, ich hab’ mer nämlich die Eidfin ger geklemmt, trag’ ja die Hand in der Binde.« Richter: »Ach was, das ist eine faule Aus-ede. Sie wollen einfach nicht schwören, und Sie wollen nicht --—n:-eil Sie nicht können-« Zeuge: »Ach nee, Herr Richter, von nicgen Können is gar keene Rede — den Eid möcht’ ich einmal sehen, dev in, nicht schwören thu’.« Die Hauptsache. »Heute habe ick och nich ecnen Pfen Izig erbettelt.« »Na, so geh’ doch zu der Villa nü t«er, da jiebt et immer wat. —- Aber bloß Essen!« »Wenn det aber alle is? — Daan jiebt et Eßmarken -obn.de Volksliichz und davor trieg ick keenen Schnapåk Devot. Baron Jtzenplitz inspizirt seinen Garten nnd fragt den Gärtner. ob alles in Ordnung fei. »Alles,« be mertt dieser bescheiden, »nur auf mei nen allernnterthänigften Scllerie könnten der hoclkgebietende Herr Ba ron noch einige Equipagen von Fo - dero gnädigenrMist hinfahren la en,« Angebot-ein Richter: »Wie, Meyer, schon wieder we en Diebstahls vor Gericht?« Jieyert »Ja, Herr Gerichtshof, ich tannse tyiirklich nischt daeor, das is mer nämlich angeborn Jch bin se nämlich in Greifenberg an der Elfter gebor’n nn meine Eltern war’n Ra beneltern!« HypeebeL t Erster Expedient: »Der Herr Kanz leirath ist aber wirklich ein recht be quemer Herr, alles muß man ihm zu reichen nnd nicht ein einziges Mal be nxiiht er sich selbst.« Zweiter Expedient: »Ja, ich glaube, ker ist sogar zu bequem, nin einmal in den Ruhestand zu treten« Aue- der Schule. Lehrer Czn Fritz, den er soeben we aen wiederholter Unpiinkttichteit ge ziichtigt hat): »Daß Du nun stets pnnktlich kommst, ich bin auch immer pünktlich hier, es gibt ein Sprichwort von der Pünktlichkeit, Du kennst es gewiß auch, Fritz,——- nun sage es ein n:al.« Fritz (de.". getroffenen Körpertheil reibend): ,,Pijnttli-cnkeit ist — ist die Wurzel alles Uebelsl« Ein aufmerksamer Liebhaber-. Erster Soldat: »Warum laßt D« denn hent’ d’ Anna toa Minut’n aus ’m Ang’, was habt’33 denn mit anand?« Zweiter Soldat: »Oan Geldbeutel hani mer mitanand, nnd den hat sie.« Der erste Patient. »Nun, wie bist Du mit Deinem Pa tienten zufrieden?« »Seht Jch habe seinen Zustand wesentlich erleichtert: nm mindestens fünf Mart pro Besuch« Wahre Freundschaft ,,Woraus schließt Du denn, daß kie Hanny allein Deine aufrichtige Freundin sei?« »Weil sie die Einsiae ist, die mir nicht zu meinem »dreißigsten Geburts tag« graiuäirt hat.« Aus- der guten alten Zeit. »Ich werde Jhn melden, Pieftet Er lsat auf der Wache geschlafen und ge tränmt!« »Ja! Aber blos von guten Lotterie nnmrnern, und wannst mi nit meld«st, seorporah nacha fag’ i Dir eine da von.« Aniz einer modernen Schule-. « - --— -..-.-..-.-.I-. —.-.—. -...-. «--.:..-s ,Jcb nöckte in dk Stunde deines ,,Hierbleisscns« noch eins-« e Fragen an dich nachholen. Ncnne mit ein paar« Zeitwörfer, die mit vcr cnfangen!« »Verl: ebt, ve lobt, ve duftet!«