Au- den Tagen der betrat-isten Nach dem Russxchen von Wilhelm . h a l. . Der alte Schiposs war Gott weiß wie lange bei der Poli ei angestellt ge wesen und hatte als alizist so Man ches erlebt. Und ein ·ntes Gedächtniß hatte er; obwohl er tart bei Jahren war, konnte et sich doch an Alles-z bis in die kleinsten Einzelheiten erinnern. Man konnte in ihm nachschlagen wie in einem Buche, under hatte, wenn er gefragt wurde, gegen das Erzählen nicht das Geringste einzuwenden EinesAbends waren wieder meh» rere Freunde zusammen und plauder ten, als der alte Schiposs zu Besuch kam. Er war immer willkommen und wir ließen ihn gern in unserer Mitte Platz nehmen. Es dauerte nicht lange, da wars einer von uns ein-e Bemer kung hin, die Schipofs Veranlassung eben konnte, von schon längst ent chwundenen Zeiten zu crzahlen und das gelang uns auch. »Ja, es war im Jahre 1825,« sagte er. »Das war eine sehr merkwürdige Zeit Keiner wußte, wer eigentlich aiser war, denn einen Au endlickE hieß es, Nilolaus hätte dem hrone u Konstantins Besten entsagt, und en nächsten Augenblick versicherte man wieder, Konstantin habe sich zu rückgezogen, damit Nikolaus Kaiser bleiben könnte. Die Sache war die: Konstantin hatte seine Thronentsa Trug wirklich untrrschrieben und dar« okument lag in Moskau Aber man wußte nicht recht Bescheid damit. Der Kaiser Alexander der Erste war ja etwas plötzlich gestorben, ehe er Zeit gehabt hätte, die Thronsolge zu ord nen Daher kam es, daß Alles in der schrecklichsten Unordnung war. Einige riesen: Es lebe Kaiser Nikolaus! wäh rend Andere wieder riefen: Es lebe Kaiser Konstantin! «Wir von der Polizei nahmen das natürlich mit Ruhe auf, denn es konnte unsja ganz gleichgiltig sein, wer von ihr-en Kaiser blieb. Wir hatten nur ugehorchen und im übrigen nach ieben Mördern und anderen Misse thiitern Aus-schau zu halten Polizisten und Genoarmen müssen dabei fein wer auch aus dem Throne sitzen mag. »Aber es war, wie gesagt, eine arerkwiirdige Zeit Den einen Tag kam ein Manisest, das vorn Kaiser Niko laus unterschrieben war, und den niich en Tag eins unter das- Kaiser Kon tantin feinen Namen geseft hatte Da war es denn auch nicht ornerk würdig, daß die Leute zuletzt weder aus noch ein wußten, und daß die wunderlichsten Gerüchte im Umlauf waren. Da benutzten denn übelges sinnte Personen die Gelegenheit, um Unglück einzurichten. Kurz vorher war es gerade Niko laus, dem als Kaiser gehuldigt wor den war. Jch verrichtete damals ge-» rade Dienst im 1.Polizeibezi:k. Er " wurde von einem Kanal begrenzt, der sich bis Da der Straße hinzog, wo JeZ t der rde- Boulevard mit seinen Lindenalleen und Kasernen liegt — ka, Petersburg ist ja auch ni t wie erzuerkennern Am Morgen des 14 Dezember war ich gerade aus dem Nachhauseweah da sehe ich irgendwo, daß sich eine Menge Menschen angesammelt haben. »We kiillt dir denn ein?« sage ich zu niir elbst, »sie benehmen sich ja ganz or dentlich und machen keinen Standal Laß du sie doch nur in Frieden. « Aber kaum bin ich aus die Polizeistation gekommen, da hore ich, wie draußen aus der Straße gerufen und geschrien wird. Es ist ja möglich, daß ich da mals etwas auspulverte —ich war ja noch sehr jung-—ich eins, zwei, drei los und renne aus die Schreihiilse zu: »Wald Jhr wohl den Mund halten rief ich ihnen zu, «sonst werde ich Euch...« Mehr konnte ich nicht sagen, denn nun bekamen die Pfeiser einen anderen Laut. Man hatte meine Unisorrn bemerkt, und aus dem Schwarm schrie einer aus vollem lse: »Das ist ein Polizist, schlagt in todt!« Da lief ich denn davon, was ich nur konnte. und der ganze Schwarm hin ier mir drein. Jch stütze in einen nnd von dort aus einen II wo ich ein Kelletsenster ossen Lenzes-. IT mit einem Saß zu Jener un hinein in eine stin lamnkpfiisr. —- Jhr konnt mir glau n, meine Unisornr wurde MAY nddåvon ——Ganz Tatenl inr an ern aar gro e eere Tonnen mit einem Zettel darüber-J krieche in eine hinein und oerberge rmen, to gut ich konnte. Ich war überzeugt, sie würden mich bald fin den, und es ist auch möglich, daß ich Angst und Bange hatte. Mit den Leuten war nämlich nicht zu spaßen Einer von meinen Kameraden wurde ron ihnen buchstäblich in Stücke zer rissen. Jch fcye also in der Tonne und lausche, gberes bleibt alles ruhig. Es wurde nicht nach mir gesucht, und die Gefahr war überstanden. Da krieche ich denn aus der Tonne und fchleiche mich nach Hause, um an dere Sachen anzuziehen, und gehe dann tunter zum Paradeplatz, wo eine nge Leute stehen, meistens rasten un Kinder Es war ein gro Gedränge-, aber nicht die geringste Mdnunse Die Leute sprachen da von, esse Gestade abgehalten wer det-. und man dürfte des Kaiser er M Aber das Wie ich doch nicht M »des- dann hstiees die Poli pim missen passe-. Ich drängte City weiter m um besser zu sehen. » - stritt der Leiter sieh m den Teuppen trete geblieben tw ren, die Gewehre wurden Präsentirt und kräftig »Hurra« geschrieen. »Aber wo waren denn die Aufritt rett« fragte einer vbn uns den alten Schwva »Ich sah leinen, aber es waren doch wohl welche da«, meinteSchipoff. »ich konnte nichts weiter entdecken als viele Tausende friedliche Menschen, die da standen und sich die Pracht ansahen. HSpäter wurde mir erzählt, es wäre jdiesen vielen Menschen befohlen wor ! den, sich fortzuscheeren und nach Hause zu gehen. aber ich weiß nicht, ob das wahr ist. Nun wollte ich heim, um die Uni forrn anzuzieben, und dann wieder auf den Paradeplah zu gehen. Mit einem iMal bemerkte ich Barbara Grigor jewna, ein verteufelt schönes junges Mädchen, in das ich bis über beide Ohren verliebt war, und wir tainen ins Gespräch. Sie fragt mich, was denn los wäre, und ich antwortete, der ,Kaiser sei da, und es sollte Parade lArt-gehalten werden. Wir stehen noch da und schwatzen, da knallen ein paar Kanonenschiisse los; wie ich später e höri habe, hatten die Artilleristen e sebl bekommen, ein paar blinde Schüsse abzufeuern. um die Leute aus einander zu bringen: aber dieseSchiisse hatten keine andere Wirkung, als daß die Leute glaubten, die Parade solle jetzt erst richtig losgebem und so dräng ten bie Leute deshalb nur noch näher. Jetzt sagte ich Barbara Grigvrjewna Adieu und wollte weiter, hatte mich aber noch nicht viele Schritte von ihr entsernt, da wurde wieder mit Kano nen geschossen. —Aber diesmal waren es leine blinden Schüsse.... Kartät schen mähen alles nieder! Du guter Gott, das vergesse ich nie. Der anze Play hallte von einem Entsetzensxschrei wider,-und überall lagen getödtete oder verwundete Menschen, das Blut floß in Strömen. und von allenSei ten hörte man Klageruse und Todes röcheln. Diejenigen, die nicht getödtet oder verwundet waren, stürzten in wilder Flucht davon; die Straucheln den wurden von den vorwärtsstiirzen den Massen sofort niedergedriingt. Jeder denkt nur an sich selbst; der Starte bahnt sich seinen Weg, der Schwache wird niedergeschlagen. Jch sah eine Mutter, die von ihrem Kinde getrennt wurde. das von dem Men fchenmeer augenblicklich verschlungen und in eine blutige Masse verwandelt wurde. . . . Mich riß der Strom mit, und ich weiß aar nicht, wie ich zur Polizeistation gekommen bin. Bestän dig dröbnten mir die Kanonenschiisse in den Ohren· Ich war mehr todt als lebendig und setzte mich deshalb in die dunkelfte Ecke des Wachtzim Pilers um mich ein bischen zu erho en. Als alles ruhig geworden war, wur den wir nach dem Paradevlatz kom mandirt. Es war ein schrecklicher An blick! Da lagen Haufen von Leichen und sterbenden Menschen. der Schnee war mit Blut, Eingeweiden und ab gerissenen Gliedmaßen bedeckt. Und mitten in all diesem Elend entdecke ich Barbara Grigorjewnas Leiche. Sie, das lebensfreudige iunae Mädchen, das mein Weib hatte werden sollen und mit der ich kurz vorher gesprochen und geschetzt, lag nun dort, elend von den Füßen zertreten. Verzweifelt warf ich mich an ihrer Leiche nieder, ich glaubte, ich würde nicht im Stande zsein, diese Trauer zu ertragen, und wünschte nur. ich wäre auch todt. Doch die Zeit heilt alle Wunden. Es Hist nun so viele Jahre her; ich habe l mich verheirathet, habe Kinder und sEnteL .. aber dennoch wird mir so wunderlich zu Muthe, wenn ich an den Tag denke." »Wirar viele verwundet und ge tödtet, Schivoff?« fragte einer von den aufmerksam Lauschenden. »Ja, schrecklich viel, die Kartätschen machen reinen Tisch. Wir wurden abkom mandirt, um den Paradevlatz wieder in Ordnung zu bringen« das war das schwerste Stück Arbeit. bei dem ich mit dabei gewesen. Wir mußten über all waschen und sviilen, die Leichen wurden haufenweise fortgefahren. Aber dann sing man an, alle die zu verfolgen, die im Verdacht standen, an der Verlchwiiruna theilgenommen zu haben. Die Gefängnisse wurden bald überfiillt und die Polizei war Tag und Nacht auf den Beinen. Ei wa ren schreckliche Zustände. Der him mel bewahre uns, daß wir noch ein mal solche Zeiten erleben! Aber das von will ich Euch ein andermal er zählen-« r i « »Ich war selbst in zwei oder drei dieser Gefängnisse Es war io gut wie nie davon die Rede, daß die Ver schworenen sich bei solchen Gelegenhei ten zur Wehr setzten: das Blutbad vorn 26. December schien sie vollstän dig entmuthigt zu haben. Wir bat ten darauf gerechnet, wir würden so manchen harten Strauß mit ihnen auszutämpsen baden, aber es wurde wie gesagt nichts daraus. Das Ganze wickelte sich so rubia und friedlich ab, daß es ein wahres Vergnügen war. Es dauerte nicht lange, da bekam ich etwas anderes zu thun. Damals stand der iungeFiirst Obo jewsty bei der Garde in Vetersburg. Es war ein PrachtterL Schön war er und so gut und freundlich, daß seine Soldaten und Seil-eigenen ihn gleich sam vergötterten. Färit Odojewsky hatte ein Palais in der Bollsjaja Mpritaja und wohnte dort. Am 26. December hatte er im Winterpataii ache sei-abt. und als er abgelöft wor war, sahe er sofort in einem ge wöhnlichen Mietbiickslittes reach hause I s und kleidete sich vollständi- urn. Zu roßer Verwunderung de Partien fuhr er gleich wieder in demselben Schlitten fort, der Kutscher hatte aufs ihn gewartet, während er sich umkleide te; — nie war er vorher so einfach ge fahren. Er hatte einen aroszengåfedev busch auf dem Helm undinen antel umgeworfen. Der Portier, der der fürstlichen Familie viele. viele Jahre edient, konnte sich nicht enthalten zu Zagen: »Aber wollen Eure Durchlaucht denn wirklich . . Er Falte den Fürsten fragen wollen, ob er ich renn wirllich wieder in den gewöhnlichen Schlitten setzen wollte, anstatt einen von seinen eigenen ans spanen zu lassen, aber der Fürst unter brach ihn mit den Worten: »Lcß es nur gut sein, mein Freund, ich muß mich beeilt-U - »Und wißt Ihr, wo er hinfahr? Spornstreichs nach dein Paradeplatz fuhr er, und dort sah man ihn unter den Aufruhrerni Später erhielt man Beweise dafür. daß Fürst Odofewety wirklich an einer Verschwörung gegen den Selbstherrscher theilsenommen hatte. Man fand einige Briefe und andere Egapiern die er dinterlassen hatte. " vcy er selbst war spurlos verschwunden; man forschte und suchte. doch fort war er. Er befand sich nicht unter den vielen. die auf dem Var-ade leag getödtet wurden, und es half zau nichts, daß man seine Verwand ; ten und seine Leute in fcharfes Berhör nahm; man holte nichts aus ihnen lderaud Sie konnten teinen anderen IBescheid geben« als daß der Fürst nach ihause gekommen war, sich nmgetleidet :hatte und wieder fortgefahren war. » Nun dachte man aber, daß der Fürst Ifriiher oder später, oder einer von »denen, die mit ihm in Verbindung zstanden, ins Palais zurückkehren Hwiirde, um sich dies oder jenes zu jholen, und darum erhielt ich den Be Ifehl, zusammen mit neun Gendarmen sein wachfames Auge auf das fürstliche FPalais zu halten und sofort jeden »anzuhalten, der mir verdächtig dor tam. Nun sollt Jhr hören. wie es zugin· ; ;Zwei oder drei Tage später —- i 1kann mich nicht so genau erinnern, ob Yes zwei oder drei waren —war ein ) iUnteroffizier vom Jekaterinenhof zur rsauptwache unterwegs, unt seinen i apport abzustatten. Wahrend er sdcfingehh bemerkt er, daß draußen Tau dem Eise, nicht weit vom Lande. ietwas Schwarzes liegt, und dicht da zneben das Wrack eines alten Fahrzeu ’ges· das gestrandet in dem Eise fest gefroren sein mußte. Er geht be ,reif— licherweise näher heran, um zu sehen was es ist, und bemerkt nun, daß nian ein Loch in das Eis gehauen, das aber bereits wieder zugefroren war. Dicht am Rande liegt ein Säbel, ein paar Pistolen, ein Offiziersmantel »und ein Helm mit Federbusch· Der jMantel lag halb unter dem Eise und das war natürlich feitgefroren. »Was mag das wohl zu bedeuten haben?« denlt der Unteeoffizier. »Or tnan hier jemand ertränkt hat, oder ob ein Raubmord verübt fein mag? Das ist nicht anzunehmen, denn dann hätte man wohl ten Mantel und alles an dere mitgenommen. Es muß sich also jemand freiwillig ins Wasser geworfen haben." Der Unteroffizier geht weiter. ent schließt sich aber doch, von dem, was er gesehen, Meldun zu machen, als er an der Polizeiwa e auf dein Admira litätsplatze dorüberlommt. Der. Un teroffizier that, was er sich vorgenom men, doch als er in die Wache kam, sah er, daß der Polizeimeifter sich in eigener hoher Person darin aufhielt. Der Poli eimeister hieß . damals Tschiktschof ; er war bekannt wegen seiner renzenloien Strenge und Rück sichtslotgtett gegen jeden, der nur ir endwie verdächtig war, daiz er mit der ’erfchwörung gegen den Kaiser etwas zu t7un hatte. Als der Unteroffizier don einem Fund auf dem Eise erzählt tte, sagte er nur: »Es ist gut. ehre ofort um nnd zeige uns die Stelle.« »Das kann ich nicht,« versetzte der Unteroffizier, »ich habe Befehl, einen fBericht in der Hauptwache abzulie ern.« l ) i »Wagst Du eg, Einwentungen zu machen- « Halte den Mund und thue, was ich iagr. Jch werde die Verant woriung aut mich nehmen« So zogen sie denn mit dem Unter cssizier ab Als man die Stelle erreicht hatte, wo alle Sachen auf dem Eise lagen, schluhman das Loch wieder auf, zog den antel heraus und untersuchte ihn und auch die anderen Dinge ganz genau. Dann lie man Leute hinter-» die einen ganzen ag mit Bootghaten und Spaten in dem Wasser herum suchen mußten. Aber dag half«nicht5, man konnte teinen finden, derentw len oder ermordet worden war. »Der Strom hat wohl die Leiche ins Meer fortgetiihrt,« meinte DerPoli ei rmifter, »aber sie hat sich vielleicht auch unter dem Wrack festgehatt." Dann befahl er, man sollte nicht län ger suchen, und ließ die« Leute nach Hat-ge gehen. Der Poli einieister hatte gle· eine Ahnung, da es die Sa chen des Fürsten Odojewsli waren, die man da gefunden hatte, und begab sich leich nach dem fiirstlichen Palais« um Sich Gewißheit zu verschaffen — die Leute tannten augenblicklich die Sachen wieder und fingen an zu ita en und zu jammern, weil nun tein weisel mehr herrschen tonnie, daß der iirtt todt war Die Polizei war juletzt derselben Meinung. --- Uber- und meine Madame-, wir neu en- doch Wache im Palati halten. tr verhafttmi nicht« mehr als-. zwanzig Personen, und tdas wein des ersten Tagen; denn man hatte gemerkt, daß es nicht ge heuer war, und hielt sich kkiiglich fern. Die meiften von denen, die wir fin en, kamen bald wieder auf freien znßz fooiel ich weiß, war nur einer darunter, der fofort nach Sibirien mußte. Aber nun will ichEuch erzählen, wie es mir ging. sn dem Zimmer, indem ich mich in tiie en Tagen aufhielt, stan den des Fürften Paradestiefri. Itzt-u großer Gotil Das waren ein paar Stiefel! Jch bin überzeugt, sie hatten 100Rubel gekostet. Sie ähnelten ganz und gar denen. die man fiir uns Poli zisten vorgefchrieben, das heißt, was die Form betrifft. Es war mir nicht möglich, den Gedanken an die Stiefel loszuwerden Wißt Ihr, was ich glau be? Ja, ich glaube, es war der Böfe selber-, der die Stiefel in das Zimmer aefetzt hatte. um mich inVerfnchung zu führen. Ich dachte an sie den ganzen, ausgefchlaaenen Tag, und in derNacht träumte ich davon. Zuletzt konnte ich es nicht mehr aushalten: ich drehte den Schlüssel im Schlosse herum und pro birte die Stiefel an. Und könnt Jhr Euch fo etwas Ausaefeimtes denken: sie paßten, als wären ,sie für mich ge arbeitet gewefen. »Hm!« fagte ich zu mir selbst. »Fürst Odoiewgky kommt nicht wieder. Wenn du dir Stiefel nicht nimmst, thut es natürlich ein an derer. Du mußt tein Narr fein, Schivoss!« sagte ich und ——- behielt die I Stiefel an. So war es denn also überstanden und seitdem zog ich dieStiesel bei allen seierlichen Gelegenheitn an, und Jhr hättet bloß sehen sollen, was meine Kameraden fiir große Augen machten. Sie wollten gar nicht glauben, daß ich sie ehrlich und redlich bezahlt hatte . .. Aber Jhr wolle doch hören, wie es Odojewsty ging! . . . Er war nämlich gar nicht ertrunlen, die Geschichte mit dem Eisloch war nämlich nur eine Falle gewesen, um die Polizei zu sap pen. Eines Abends, turz nach dem, wag ich ietzt erzählt, tommt Odoiewsty zu seinem Ontel Dimitri Lanstoj ge stürzt, der einer der größten Leute des Reiches war. Keiner der Diener hatte ihn wiederzrtannt, mitAusnahme ei nes einzigen, aber der war treu und hätte ihn nie verrathen, und wenn man ihn aus die Folterbant gelegt hätte. Odojewsth wirft sich vor seinem Onkel aus die Knie und sagt: »Ontel, rette mich und verbirg mich in Deinem Haus!« —- ,.Das will ich. aber Du mußt bald wieder von hier fortt« — »Schon morgen will ich Dein Haus verlassen. Dani, Dant!« ——,,.tiomm’ jetztmitmir!« Dimitri Lanstsj fülxr te seinen Reisen in ein abgelegenes Rimmer und sagte zu ihm-» Wenn Dir Dein Leben lieb ist, la bleib’ hier, bis ich zuriia bin Jch muß ietzt in einer wichtigen Angelegenheit fort, aber Du siehst mich bald wieder!« Dimitri Lanstoj verließ feinem-tief sen, verschloß die Thiir hinter sich und begab sich direkt zum — Kaiser. Ein paar Stunden daraus wurde Odojewsth verhaftet und nach der Pe ter Wams-Festung überführt. Später wurde er nach Sibirien verschiat. Und Dimiiei Lanstoj..der Schurte, der Verräther, ging herum und vrahlte damit, baß er seine Pflicht gethan als des Kaisers treuer Diener . . ." Samuel Brannon. Historische Erinnerung aus den Vor zeiten Californiens. Von N u s u s. Was die ältesten Führer der Mor monen eigentlich beabsichtigt haben, als sie im Frühjahr von 1846 eine Loto nie nach Sau Feancisco schickten, ist nie mit historischer Genauigkeit er ariindet worden — aber alle Umstän de scheinen darauf hinzudeutem daß sie damals get-laut hatten, ihren Hauptsitz, ihre heilige Stadt, in Cali sornien zu ariinden. Vor der Macht der öffentlichen Meinung hatten sie erst aus Ohio, dann aus Missouri und schließlich aus Illinois weichen müssen — es wurde ihnen allmählich llat, daß in den Vereinigten Staaten, wenigstens in dem besiedelten Theile derselben, keines Bleibens siir sie war, man ließ sie nirgends zu Ruhe und -f Frieden kommen. Sie mußten sichsp also anderweitig eine Zuflucht suchen. Jn Missouri hörten sie von den son nigen Löndereien am Vacific, wo der Boden fruchtbar und das Klima lieb lich war, wo das Land noch billig war und wo das Vieh im Sommer und Winter Weide fand —— das war das elobte Land, wo Milch und Honig loß. Und dort wohnten nur faule Mexitaner, von denen hatten sie fchwerlich viel zu befürchten —-- das war also das gelobte Land siir sie, so wie dereinst Paläftina das gelobte Land fiir die Juden gewesen war. Dort war nichts zu befürchten für fie als höchstens eine Besetzung resp. Er oberung des Landes durch die Ameri taner. Aber an io etwas dachte man vor der hand kaum —- wenigstens nicht in weiteren Kreisen, denn gewisse Per fonen in Washington dachten schon sehr ; ernstlich daran und hatten schon ihre? Vorbereitungen dazu in aller Stille getroffen. Davon aber wußten die Mornionen nichts. Brigham Youna,» so klug er sonst war, hatte keine blafse Idee davon, daß man in Washington schon seit Jahren die Einverleibunq Californiens bei-blossen hatte, und daß die an der Westtiiste von Amerika bei; findliche Flotte schon lange die Ordre s hatte. bei Ausdrucks der ersten Feind ekngmtm an de- chisik-nimeF« Bis-pl von jenen Landstr strichen zu er r.etsen So schickte-r denn dieM rrnonen Uiiter etne Kolonie noch Ealifornien— sie dachten sicher dabei, daß diese Rola nie der Ausgangspuntt. der Anfang eines mächtigen Mormonenreichö wer den würde. und daß sie in wenigen Jahren stark genua werden würde, um dem etwai en Andrana der Amerika ner Wider tand leisten zu lönnen. Daß dieser Antrag so schnell erfolgen und daß sofort nach Besitzergreisung des Landes daselbst Gold gesunden und dadurch Tausende und Aber-tau sende von Leuten dahin gelockt wer den würden. denen nichts weniger am Herzen lag als das Wohl und Wehe der Mormonen:Kirche — daran dach ten sie nicht und konnten sie nicht den en. Die MotmonenKirche aina im Februar 1845 aus dem Schisse »Brooklnn« von New York ab. unter der Führung von Samuel Brannon, angeblich nach Oreaon· Es waren 240 Personen, fast lauter Mormonen, mei stens Familien, im Allgemeinen or dentliche Leute« tüchtige Handwerker und Farmer. Brannan war damals 27 Jahre alt. Er stammte aus Maine und war von Joseph Smith in Ohio »belehrt« worden, später hatte er in New York ein Mormonenblatt her-— ausgegeben. Von Charakter war er muthig und unternehmend, und nicht übermäßig strupulös. Die Reise ging ohne besondere Fährnifse von Statten und sechs Mo nate später traf das Schiff in der S»an Franrjsro Bah ein und zu ihrem groß ten Erstaunen und Aerger fanden die Mormonen das Land schon im Besitz der Ameritaner, anstatt der mexita nischen Flagge wehten die Sterne und Streifen ihnen entgegen. Jetzt blieb ihnen nichts übrig, als sich in das Un oermeidliche zu fügen. Sie ließen sich in dem Dorfe Yerba Buena nieder. dem späteren San Franciscn began nen Land zu laufen, Häuser zu bauen, u. s. w» und wurden bald ein werth voller Theil der amerilanischen Bevöl kerung. Brannan hatte seine Presse mitgebracht und einen jungen Seher, Namens Edward C. Kemble, der aber nicht Mormone war. Sie druckten erst Platate, Karten u. s. w» dann vom Oktober d. J. an Krieges-Neuig keiten, vorn Januar 1847 an ein Wo chenblatt, den »California Star«. Jm April 1848 drunten sie eine Spezial ausaabe zur Vertheilung im Missis sippi- Thale, in welcher alle die Vor züge Californiens besprochen wurden, der Verfasser war Dr. V. J. Jour geand. Bald aber wurde dag Gold entdeckt und nun waren teine Ertra blätter mehr nöthig. um Calisornien zu »pufsen". Außer feiner Druckerei erwarb nun Brannan einen Antheil an einem Laden in Sutters Fort und er soll dabei, wie das Gerücht sagt. im Sommer von 1848 etwa INCle per Monat verdient haben. Ertlärlich würde das nur durch die Fancypreife sein. welche damals herrlchten. Er verdiente auch viel durch Land-Spe lulationen in der neuen Stadt Sa craniento, schielte Handels-schiffe nach entfernten Stationen an den Flüssen baute Häuser in San Froncisco und lochte sozusagen in allen Tövfm Ei nes der ältesten Häuser in San Fran eisco wurde von ihm errichtet, welches später die Nummer 30 anWalhington Allen trug, nahe Jacksonss und Duponts itreets. Er war bald einer der be tanntesten und besten Bürger von San Francisca Reichlich låeuerte er zur Errichtung des Feuerdeparteinents bei, gab viel Geld fiii woblthätige Stif tungen, war Mitglied des Vigilanz Comites von 1851 bis 1856 und galt siir den reichsten Mann im Staate. Aber er wollte zu viel erreichen und das war fein Unglück. GroßeFeuers brünste und die Ueberschwemmungen des Sarramento und das Fehlschlagen eines großartigen Unternehmens, der Errichtung eines VergnügungsMesort in Calistoga, brachten ihn zum Ban terott. Er ging nach Merilo, aber auch dort glückte es ihm nicht« und er verarmte schließlich ganz. Beliebt war er nie gewesen, dazu war er zu roh und ungebildet, aber er war in e wissem Sinne liberal und großherz g, und so lange er reich war, tam Nie mand vergeblich zu ihm. der für ir gend einen guten Zweck Geld brauchte oder in Noth war. Und vor allen Dingen galt er siir einen durchaus ehrlichen Mann. Was seine Stellung zu der Mormo- s nen-Kirche anlangt, so wird darüber Folgendes berichtet: Als er noch das haupt der Mormonewtkolonie in Ca trsornien war, soll er von den Mormo nen die üblichen Zehnten sür dieKirche eingezogen haben, dann aber, als ein Aaent Briaharn Younas erschien, der diese Zehnten von ibm einsorderte, soll er, unter Behauptung des Umstandes, dasz diese Zehnten in der Mormonen Sprache »the Lords money« genannt wurden, geantwortet haben, et sei be reit, das Geld abzuliefern. wenn der Lord ihm eine eigenhändiae Quittung dasiir gebe, aber sonst nicht, denn kein Anderes alö der Lord habe ein Anrecht aus dieses Geld. Was er mit dem Gelde gethan hat, solle er überhaupt solches tolletttrt hatte, ist nicht be tannt. Er selbst trat bald daraus aus der Mornronentirche aus« schloß sich aber keiner andern an. Später kehrte et von Merito nach Calisornien zurück und starb arn 6. Mai 1889 in San Dier County, ganz oerarrnt und vergessen. Jn den letzten Jahren hatte man taurn noch etwas von seiner Existenz gewußt. Und doch war er einer von den Män nern gewesen. die seinerzeit hervorra enden Antheit an dem Ausbau des toates genommen und sptztell eine bedeutende Rolle tn San Franc-Mo gespielt hatten Der- ichs-erste same sur-fah der hotelbesitzer Hans Fromm mer ienberg in Oftpreußetx, ist na UMM längeren schweren Leiden ver torben. Fromm wog 525 fund und war in den weitesten Krei en bekannt. Ver einer Größe von 1,71 Meter hatte efr eine Brustrveite von 1,80 Meter unv eine Gürtelweite von 1;,97 Meter Fromm war trotz seines riesigen Kor pergewichts ein lebenslusitger Mann. konnte sich jedoch bei seiner riesigen Körperfiille nur lang am iewe en« auch fein Haus verlirfxek nur au er selten. Zuletzt soll es im August 1·900 geschehen se n, als er sich an einem mit zwei Schreien bespannten Wagen nach dem Bahnhof begab, den er noch nicht gegeben hatte. Die Fahrt war ein Ereigni fiir das Städtchen Große Schaaren von Erwachsenen nnd Kin dern gaben ihm das Geleit· Fromm war erft nach seiner Verheirothung biet geworden. Alle Entfettungskuren hatten nichts gefruchtet Appetitlosig keit kannte er nicht; es schmeckte ihm stets recht gut. Nur die Sommerhitze bereitete ihm Unbeha en. Fromm sollte in Voris ansgetellt werden-, eine große Summe war ihm dafür geboten. Ee war auch geneigt dazu, ober vie Eisenbahn ftreitte. Fromm war nicht in einen Personenwagen hineinzubringen, und in einem Pack wagen wollte er nicht reisen. Es hätte also ein besonderer Eisenbahn-vagen beschafft werden müssen. Da ein ge wöhnlicher Stuhl die Last nicht zu irr-gen vermochte, bemerkte man in feinem Hotel einige Stühle von be sonders dauerhafter Art. —Bis 1904 war her 58 ahre alte Engländer Thomas Longen der dickfte Mann. Er hatte ein Gewicht von 584 Pfund und starb an Krebs. Die Eisenbahn pflegte ihm zu feinen Reisen einen be sonderen Eisenbahnwagen bereitzustel len. Jn London benutzte er zu seinen Ausfahrten statt der Droschle einen Mobelwagem Nach dem Tode Louis leys fiel die Ehre des Dicksten auf Fromm. Die Rache. Stizze von N. v. d. K leinau. heute sah ich ibn wieder, der einst inich geliebt mit seiner anzen stolzen Kraft. Ich aber war feig nnd er bärmlich, gab Flitter im Tausche fiir edles Gold, werthlosen Tand siir kost bare Perlen. Vielleicht auch hielt ich selbst damals-sv den Tand sür echt. — Bielleicht. — Aber der Ernst berLielse schreckte mich. «ch liesz ihn gehen· Daß er ging, o ne zurückzublictem gab mir einen Stich in’s eitle beri, das ewige Liebe verlangte, ohne sie selbst zu em psinben. Aber heute habe ich gebiiszt. — usiillig trafen wir uns, unter gleichgültigen Menschen, Bekannten. böslich reichte er mir die Hand. Freundlich fah er mich an. Und ich verstand: Sein Herz batte überwun den, vergessen. Gänilich gelöst war ter alte Bann. Mich aber traf es ins Herz· Mich faßte jäh der vollen Erinnerung herbes Leid. Jm Geiste hörte ich sein Lachen. sein altes Lai chen, so herzlich, wie er’s nur ac— , lacht; vernahm seine feurigen Worte, den eigenen Klang, den mein Name in seinem Munde annahm. — Und liise, unhörbar, mit erblaßien Lippen, formte ich ihn stotternd nach... Da ries mich feine Stimme uriick ans dem Traume. «Helena!« Mei n en Namen rief er; aber hart, gebie terisch, daß ich berumsubr und entset itert stark-te Er aber verneigte ,ch. lind niit ruhiger höflichleit sprach er gelassen: »Vergebung, meine cnädigste Frau! Ich rief nur meinen Hund. Gewiß sind auch gniidige Frau meiner Mei nung, daß gerade dieser Name, vom Zitchter ausgewählt. schlecht paßtsiii ein treues Thier.««... Stint-It A.: »Man sollte nie einen Mann nach den Kleidern beurtbeilen, die er triiåw .: »Seht richtig; eber nach denen, bie seine Frau trägit« ——--. A seit-sus. Wittwet Our Haus "lterin): Das sage ich Jthcn stemp. « pinat miUFi darf mit nicht mehr auf den Ttsch kommen, das habe ich 30 Jahre lang zweimal in der Woche essen müssen