Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 25, 1906, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Wim- Hktxrkibklsrikk non
Dis-it Isnkstengei.
No. 208. Jch
kann Jhne sa
ge, mein klei
ner Bub bot
sich bei die
Monties so
amiesirt, daß
et gar nicks an
nerschter tahke
konnt wieMon.
lie. Er bot !
Sache gesehn wo ich gar nit genohtiszti
gehabt hen un schließlich sin ich dacht
åanz froh gewese, daß ich ihn e
schehns gewwe gehabt hen, den
Schuh zu sehn. Die annete Buwe hen.
getickt, biiahs sie sin nit mit gewese
un all was ich gedahn hen, war, daß
ich zu se gesagt hen. se sollte ihren Pa
frage, mit sie hin zu gehn. Sell hen
se denn oss Kohts auch gedahn un ich
ann Jhne sage, se hen das Lewe aus
ihn eraus gebattett un am End ot
et gesagt: »Weil, dann go ehett.« o
ware se stoh,»awwer der Kleine hot
jetzt auch widdet gestatt zu halletn,
bikahs er hot noch emol gehn wolle, un
wie ich den Philipp, was mein Hos
band is, gesagt hen, er soll doch for
Guttneß Sehks den Kind den Ge
salle duhn, do war er auch sattisseit
un sagt ihlrecht. Se hen sich auch
teiteweg settig gemacht un der Phi
lipp hat mich auch gefragt for mit zu
gähn. »Noch nit un wann du mich
usend Dahler gewwe duhst; wann
ich Asse sehn will, dann brauch ich
noch nit en Stepp autseit den Haus
zu mache; biseids hen ich ja auch den
Schuh schon emol gesehn un das
duht’s.«' Weil do sin se dann sori
gange un ich hen endlich emol widder
e wenig Ruh in den Haus gehabt.
Wann mer so in einem Stking so en
Hause liiids um sich herum hot. dann
is tei Wunnet wann en Mensch nerss
joes wird. Jetzt hen ich mich emol
schön ausruhe könne un das is so:
mich so gut als wann annete Leut in
die Kontrie aehn. Jcli hen mich e
Koppche Kassie eingeschäntt un hen
mich in mein iesige Schehr gesetzt un
hen mich e Nuhspehper kriegt un do
hen ich wie mer uss deitsch sage duht
Sieses——da gehalte un so ebbes duht
en arme Vieh gut. Wie ich mein Kas
sie geschlußekt gehabt hen. do hot die
Stillneß un die siweitneß in den
Haus so suhting uss inei Nörss ge
wirlt, dasz mich so eskiedliche Stim
mung iwwersalle bot un ich hen zu
mich gedenttt Bei Tschinko, das Lewe
is doch schön! Mit den erhabende Ge
danke scn ich eingeschlose un hen den
sonnigste Stoss aedriemt wo Se nur
immatschinne kenne. Jch hen im
Dtiem den Philipp aesehn un wie ich
klohs geguckt hen, do is es en Asf ge
wese un wie ich noch tlohser aeguckt
hen, do is es widder der Philipp ge
wese. Js das nit sonnie? Ich hen
auch noch e ganze Latt anneres Zeug
gedtiemt, awwek ich hen’s widdet ver
gesse. Well, usf emol sin ich wach ge
worde un do hen ich gefühlt als wann
ich in en Eispahnd gesalle wär. Die
Kinnet wake all do un so war der
Philipp un ich hen aar nit genohtißt
gehabt wie se ekei tomme sin. Der
Philipp hot geschimpst un geschwore
un die Kids hen aeareint wie alles·
Well, hen ich gedenkt, was is dann
widdek do die Mütter? Der Phil hot
gesagt: »Du brauchst auch noch so e
ummes Fehs zu mache! Du bist
ganz alleins sok zu blehme, daß ich so
en Rumpus gehabt hen!" Jch hen ge
fragt, et sollt do emol ecksplehne, aw
wer ersagt, er deht gar nit dran denke,
ich deht’s noch sriih genug aussinnr.
Dann hot et sein Hut ussqesetzt un is
widder fort· Jetzt hen ich die Kids
gesea t, wag gehiippend tviir un do
hen e,gesagt der Pa hätt se all e
Lieken gewtve un hätt e Feit mit en
Mann gehabt un die ganze Kraut wiir
an ihn getschumpftz ich sollt nor emol
den Misler Wedestveilek sxage, der
wär auch dort gewese un der hätt den
Feller noch essißlet wie er for den Pa
gange is. Well, hen ich gesagt, das
duht awwer einiges biete, so en misse
rabliger Feller. Jch hen mei Schabl
che umgehängl un sin zu die Wehes
weilern. Der Wedesweiler hol grad
sei Sopper gesse un do hen ich mich
ihn emol gleich getiiclelt. ,,Sag nor
kein Wort mehr, hol er gesagt, «mit
dein alte Esel gehn ich mei Lebdag
nirgends mehr hin, der duht ein jedes
mal in Trubel bringe. Also mer sin
zusamnie in den Montieschoh gange
un der hilipp hol itower das Mon
tiebiszne gelacht, daß sich alle Leut
erum ge reht hen. Dann is en Fel
ler tomme un hol so en lleine Monlie
usf sein Arm gehabt un besohr daß
es der Philipp genohließt gehabt hat«
hol ihm der Monlie sein Hut vom
Kopp erunner gepulll. Wie die Pie
bels sein Bahlhedd gesehn hen, do
hen se widder gelacht un einer hot ge
sagt, es wär gar nit diesent wann
mer so nackig erum lause deht. Der
Philipp is so mähd da dritotoer ge
worde, daß er den kleine Monlie e
Ohrfeig gewwe hol, dass er den Bahs
aus die Arms un bisin die Eck ge
floge is. Der Ass hot oss Kohrs
serchterlich gehallerl un is en Feller
in die Knielehl getschumpt un hot ihn
en Tschont aus sei Bein gerisse. daß
der Kunne sor Pehns fast krehsig ge
worde is. st Kohrs hat das e
schreckliche Kommohschen getowe· Der
Mennetscher von den Schoh hoi den
Philipp enausschmeiße wolle, hot aw
wer sein Meind getschehnscht un hol
mehbie gedenkt, das beste wär, wann
·er den Philipp noch e gute Dresching
getvtoe deht un das hol er awwer
auch gedahn. Schiewiß. wag hol der
den Kanne verhammatscltl ich stn
dazwische gesprunae for den Philipp
zn essiste un denk emol an. mein guter
Phil fängt an nach mich zu lirle, wie
en Stier. Krieg die Kränk, den ich
gedenkt, wann ich for meine Gulheit
auch noch geponnischt wer’n soll, dann
zieh ich die Lein un da hen ich ihn e
paar itdwer den Budel aepehst, die
ware nit von schlechte Eltern. Jn
dem allgemeine Ruddelmnddel sin mer
immer näher zu die Dodr iomme un
ich hen die erschte Ischehns benutzt un
sin autseit. Der Vhil ig noch for so
ebaut e Viertelstund oerschmiise wor
de un ei tell fuh, ich hen ihn jeden
Schmiß gegönnt wo er kriegt hat«
Wann so e altes Rindvieh nit weis-»
wie mer sich unner Affe zu behchse hol,
wie kann mer dann eclspeelte daß er
Mensche richtig triete kann. Jch lann
dich so viel sage, dasi ich sarrie sor
.d«:ch siihle; wann ich sa en Mann als
Oosband hätt, dann deht ich mich nis
hänge. Willst du en Kimmel? Behalt
dein Kimmel for dich hen ich gesagt,
un sin sort.« Ich hen mich iwwer den
Philipp schon mehr geärgert wie er
werth is un je älter er werd, desto
dummer werd er. Jch denke mit die
Abstammung von die Affe do muß
Unch ebbes drin sein. Mit beste
;«ltiegards
l Yours
L LizzieHansstengel
Architekt Burnham, der die Weiße
Stadt, die Chicagoer Weltausstellung
errichtete, ist dazu ausersehen, die
Trütnmerstadt am Goldenen Tor wie
der aufzubauen und zwar als Muster
stadt. Bnrnham baut gut, aber seine
Weltausstellungspteise waren auch
recht hoch.
·- ys si
Nur eines entschwindet uns noch
schneller als die Zeit —— das Geld.
" Musik-DE
Alng ein wundervolles Thier, das Sie da ghchossen haben, aber ich T
fest-iß n« t, wo Sie den Muth Enge nommen haben, abzudtückesu
Sibirischer ZobeL
. Berliner Sicaßenbild von L o u i se
Schu lz - Brück.
Tausendsaches Leben pulst durchd ie
fiiighzigsie Vettehrgadek d-- r Gron 1
«a t
Weißes, scharer Licht quillt aus «
den Kugellampen, die sich hoch oben
evie eine Pe klenschnur durch das Dun s
iel ziehen. O dieser Nachthimmclls
Röthlich :si er wie vom Widerschein
einer un eheuten Feuersbrunst! Und
schwarz driinen dic Häusetiolosse ap
gen ihn auf Blauviolett leuchten die
riesigen Kand· elaber vom nahenPlaii
her, wo fünf Straßenziige zusanåmcm
lauer nnd das Hasten und Jagen
und Drängen sich verzehnfacht. Gelb
quillt es ans den Beleuctungstö:
pein, die allen Glanz und Luxu: der
Schausenstek überstrahlen, in denen
alles zufnnmengehiiust ist, was Men
selemvitz ersinnen inmi, zu Schmuck
und Zier.
Aber in einem dieser Fenster, das
ganz in stumpiem, dunklen Blau de
torirt ist, von dem sich der weißeLack
tes Holzwerles und das ruhige Gold-I
braun der Bronzeverzierungen vor
nehm abhebt, liegt ein gedärnpftes.
ruhiges Liebt iiber zwei Stücken, die
anz allein da drinnen aus-gelegt sind,
assig aus einem kleinen vergoldeten
Taburett arrangirt.
Ein bräunlich getönter, uiiißiggros
ßer Musi, aus dessen Seidenfutterein
Bausch gelblicher Spitzen ganz dir-tret
hervorlugi; eine bescheiden entstehende
Stola, nachtässig hingeworfen, in
einer schwaeben Krümmung, als habe
tie sich oor Augenblicken noch um des-.
Nacken der Besitzerin geschniiegL
Und an Musf und Von befestigt zwei
treiße Pappschilden Preiszetteb
Eben erst ist die deckendeGardine
lzurückgeschoben worden. Durch einen
Spalt der Jnnenthiir lugt noch der
Kopf eines jungen Menschen. der sein
Werk beendet hat, spitze Finger zupfen
noch einmal an einer der mächtigen
reinireißen Chrysanthemen, von denen
ein Liiiesenstraufz in niodernfter Vase
die eine ticke des Erlerö auszfiilli. Und
nun schließt sich dieser Spalt, und dac—
Pslztrert suht«in seinem vornehmen
Alteinfein zur Sckxau aug. Vor der
rieseitgroizen tijlaoscheibe bleibt der
eiste Neugieriee stehen, gleichgültig
nie der Olrofjftadtmenich steht, den«
nialxt so tei(t«,t etwas iinpotiirt ----- einen
Augenblick ein paar Zetunden
Alser dann reckt sich sein Kopf in die
.5»)til:e, und ieiustinn schiebt sich vor,
tud stunk-innen öffnen sich weit. ts:
starrt auf den Pelz, und seine Lippen
bewegen Iish murntelnin Sein htoof
kommt Der Scheibe immer näher,u::d
seine Aug-zu bohren sich förmlich ein.
lis- ift, als ob er sich nicht losreißt-n
löune von dem Anblick da drinnen.
Neben ihm steht jetzt eine Frau.
liine sehr elegante Frau, iserenRöcke
rascheln von Seide, deren eng ge
schnürte Taille fast bedeckt ist von
einem kostbaren Pelz, auf deren gro
ßem Hut kostbare Federn nicken. Auch
sie steht zuerst gleichgültig, aber dann
wird auch aus ihrer Gleichgültigkeit
Aufmerksamkeit und dann starre-J
Hinschauen Jhre Lippen öffnen sich
ein wenig, und ihre Nasenfliigel zucken
nnd sie beugt sich vor und liest und
schaut und liest wiederum und zerrt
r.it einer heftigen Geberde an ihren-.
Pelz. Sie wendet sich, um zu gehen,
aber sie Lehrt wieder zurück. Sie steht
nie gebannt, und es ist saft, als ob sie
unter der Pudersehicht ein wenig bleich
geworden träte. Jetzt fährt sie zusam
nsen· Der ziemlich große Armkorb,
den eine schlecht angezogene Frau
trägt, ist ihr unangenehm nahe gekom
men. Sie rreielft ein irsenig lzur Seite,
ober sie geht nicht. Die Frau nu!
dem Handkorb war schon beinahe an
dem Fenster Vorüber. Jn einer au
·3enblickli«i:sen Neugier kehrt sie zurück
lus ihren großen Augenhöhlen sehen
die eingefuntenen Augen mit einer
matten Gleichgiiltigteii in das Schau
fenfter hinein. Aber dann geht e-.-i
nie ein ruckendes Anziehen durch ihre
hagere Gestalt, die runzeligrn Fin er
ihrer verarbeiteten Hände strecken iish
aus und lrallen sich wieder zusammen.
Sie zieht das dünne Uinschla eturh
fester um ihre Schultern, die si da
runter stossweise bewegen. Sie be
seuchtet rnit der Zunge ihre Lippen
und steht und schaut —— und schaut -
Nund lind schon ein halbes Dutzen
Menschen vor dem Schausenster. Dei-·
erregt die Aufmerksamkeit zweier da
herfchlotternder junger Burschen, die
ihre Mühen verwegen in den Nacken
gerückt haben und die Hände in die
Hofentaschen ties versenkt. Die blassen
stecken Gesichter schieben sieh auf den
inageren Hälsen neugierig vor, und
dann bleiben auch sie stehen und gas
ful.
Gerade wird innen die Ihiir wieder
t geöffnet, wieder etwas zurecht gerückt
Da klopft der eine init dem siniichel
gegen die Glasscheibc
,,.Heda, Sie Männetem Sie han
fich vaschrietteik Sie jehn mit de Rilk- :
ietens nich rechtia inn, Sie ha’m zwee
zu ville hintennach jemalen. Detmiifs
sen Se ändern, Se miissen die Leute
nich zumNarren halten, Sie da drinne
niit de Manickjette um’n Hals.«
Und er stößt die magere Frau ver
traulich an:
,,ha’k nich recht, Madamchen?«
Die Frau fährt herum.
»Ach Jott, ach ott nee, det jloob
tcl nich, dazu habn g die Nullens zu
cheene Mai-malen bett eiis doch
räßlich —zelnedaufend tarch Form
tuss und zwanzi dausend orsn
Pelz. Nee, det tann ich ja eener far
nich vorstellen, dreißigdauiend March
for so'n Ding um’n als und um de
Hände. Und denn eene Atbeet zu
ha’n1 und tio Jöhren zu Hause la
mentiren und der Mann liegt schon
zehn Wochen int Krankenhaus und
der Doktor sagt, er wird nich wieder,
und heut is Dinstag und,ick hab’ noch
fiel-sich Pfennje in de Tasche for oe
Lanze Woche. Und denn dreißigdan
send March for so mai, dett ig doch
jarnich menschenmeechlich.«
Aber der jung-e Bursche scharrte jetzt
ntit erneutem Interesse in das Schau
fensier und- buchsiabirte:
,,Echi ---— si-—l)i—-----ri—-scher —-—- Kro
—s-nen-—«—zo————bel.«
Dann - schnuppert er seitwärts-.
Chnpreduft komiiit plötzli.h wie eine
Welle irabergesluthetx er nehi von
einem bildschönen Geschöpf aug, das
sich dicht an das Schaufeusler dränci
Auch ihre Röcke rascheln, auch von
ihrem start ausgebogenen Hut nickeu
grellsarrene Federn. Um ihre Augen
Ist eme feine schwarze Linie gezogen,
ihre Lippen sind brennend roth und
. ihreHaut blendend weiß. Mit einein
; gierigen Blick starrt sie wie hhpnotisiic
Hauf daIPeltherL und auch ihre Lip
i pcn bewegen sich ein wenig, als ob sie
lase.
«Der Zunge Mensch stößt die Frau
ntit dem Henkelkorb an:
»Wosor det so wat jiebt und warum »
tret so deuer ist-Z meenen se? Na sor?
sofeene wie die da’ Un da oben in«
Sibirjen da soll et «anz vaslucht kalt
sind un ’n unjemiithlichet Jeschäste,
und denn lam se sicher doch ooch all
die Leite, die da sonst usf de Jagd
nach de Zobel’s sehen, dies Jahr wo
aitderst neetiger ·ebraucht: nich Ede?
Schade, det unsereener nich dabei
kann sind. Dei wäre noch so«’n Ver-.
juujen, tvat meensta Ede?« (
·Die chypreduftende Danke tritt nn
willkürlich ein wenig zurück. Ader das
rerinertt der Bursche sehr übel. Er
sckievt den Cigarrenstummei aus dem
rechten in den linken Mundwinkelt
»Hal) dir man nich so! Wenn de
iir valeicht ooch heite det Dings da
tosen konntest, wenn de irade ’nen«
Dummen dazu sandst, der Ftniippe je s
nuch iraenowoher ranschafscn tönrite,s
dadguin brauchst de dir noch nich dicle
,··u un. Det kann ooch noch anderst
kommen und valeicht danatg janich"
lange, da wärst de ooch froh, wenn de
giebsiclx Fennje in de Tasche hätt’st,
is «
Er spnikt aus und cjuetscht ein
Schimpswort heraus-. Dann aehtcr
nnd macht andern Platz; kleinen Lauf
nxädclken mit großen Karton5, die frö
stilnd von einem Fuß aus ten andern
trippeln und ganz vergessen, daß sie
ihre Waare eiligst abliefern müssen
solidcn, behdbigen Bürgersrauen, die
mit einer Art andi.ichtiaemSchauder
stehen und sclkauenx Provin,-,el)epaaren,
die mit weit aufgerissenen Augen star
rin, denen man es jetzt schon an den
Lippen ansieht, wie sie zu Hause dem
ungläubig aushorchenden Kreise er
zählen werden, wag sie gesehen.
Der Lebenestrom der in dieser
größten Weltstadtader rinnt, stockt,
während er an dein Schausenster vor
beiströmt. Tausend Augen sehen das
lxraune Pelzrrerl an, tausend Lippen
lesen leise, halblaut, erstaunt,erschreckt
die Preiznoiirung Hoch und Niedrig,
Alt und Jung, Arm und Reich, La
fier und Tugend. Die Zahlen auf dem
weißen Pappkorton scheinen in Flam
txtcnschrist geschrieben, die sich jeder
nnd jedem einbrennt. Sie wissen’s
alle nicht, aber doch ist’s so. Etwa-J
In ihnen ist geweckt, genossen, ver
s-.undet. Vielleicht ists dem kleinen
Leusmädchen init dem zerzausten Ka:
ninchenpeiz um den Hals in diesem
Augenblicke klar geworden, daß auch
sie vielleicht die Hand einmal nach so
crtoas ähnlichen-i aus«-streiten könnte,
Eis-Inn sie wollte -—— vielleicht faßt den
«-alluoiichsigen Bengel zum ersten Mai
uirtliches Gesiihl siir der Menschheit
Unzen Jammer an, vielleicht ———
Tragödien und Koinödien des Le
rci-IS rollen sich hier auf, Trauerspiele
« nd Possen!
Und nun noch einen letzten Blick
»Echter sibirischer KronenzobeL
Mussthljm Mark!
Boo: 20,0()0 Mark!!!«
Oh
Ball-y- der ijtkitstöutm
Janus Anthonh Bailcy ist nich:
achr. Die ganze Welt tennt seinen
plfamen und wenn die Welt iuch rasch
ocrgiszt, so wird das Andentei Bat
l:I«’L« doch noch lange treiterleben in
seinem großen Lebengwerte, das er
geschaffen nnd vollendet hat, in sei
nein ,,gröszten Zirlug der Welt«. Und
selbst wenn Baileh dies sagt und sein
Jtatne in Verbindung mit dem Namen
l Barnum genannt wurde, so war es doch
ilein Humbug Nicht nur hat er den
a:ijs3ten Zirkus oraauisirt und geleitet,
sondern er war auch zweifellos der
arofzte Zirtusmann, den die Welt je- j
guts gesehen hat.
Bailey erblickte das Licht der Welt
Ver ungefähr 60 Jahren in Detroit,
Mich. Seine Eltern starben, als er
noch sehr jung war. Von seinem Bor
niund wurde er so schlecht behandelt,
daß er beschloß, auszureißen, was er
denn auch eines Tages tat. Er hatte
zehn Cents in der Tasche und ein altes
Taschenmesser und weder Schuhe noch
Strümpfe an den Füßen, aber in seiner
Brust den schönen Muth und den got
denen Leichtsinn der Jugend. Es tvar
zur Zeit der Ernte, und er sagte sich,
daß er aus einer Farm am ersten Ar
beit sinden werde. Darin hatte er sich
auch nicht getäuscht; er wurde von ei
nem Former zum Weizenbinden enga
diert. In einem Monat verdiente er
ungefähr so wiel, wie heute ein Ossice
junge in einer Woche. So kam es
denn, dass er, als der herbst zu Ende,
noch gerade so hungrig und barsiißig(
und arm war, wie zuvor« Wieder be
gab er sich aus die Suche nach Arbeit
und fand eineStellung in einem Hotels
in Pontiac, Mich» als ,,Bellboy«, und
seine Hauptbeschäftigung bestand da
rin, das Gepäck der Gäste zu schleppen
und ihnen Eiswasser zu bringen. Ei
neås Tages registrirtse in dem Dotel sich
ein Fremder namens Fred. Bailey,
GeiieralsAgectt des Robinson Fc Lake
Zittus, einer von den zahlreichen
»größtcn« Zirkussen jener Tage. Die
ser Gast schien an einem unauslöschli
chen Durst zu leiden, und der kleine
Bailey mußte liberzeit »schasfen«. Dem
Gast gefiel die-Aufmerksamkeit des aus
mertsamen Knaben und eines Tages
frug er ihn:
»Wie heißt Du, Kid?«
,,Vailey,« entgegnete der Knabe.
»Das ist ja mein Name!« sprach der
Agent lachend.
»Nun, was wollen Sie denn da ma
chen?« versetzte der Kleine rasch.
Der Agent ktopste ihm auf die
Schulter nnd sprach: »Das werde ich
Dir gleich sagen; ich gebe Dir dreimal
soviel Lohn, wie Du jetzt bekommst,
und schicke Dich mit dem Vortrab un
seres Zirkus ins Land hinaus.«
So betrat Bailey die erste Stufe,
die ihn zu dem Throne des Königs der
Zirkusse führen sollte. Der betreffende
Zirkus, eine Zehntentg - Asfaire, ver
trachte drei Jahre darauf, und Bailey
fand eine Stelle in einein Theater in
Nashville, Tenn., wo er ein geringes
Gehalt bezog, aber Viel Arbeit hatte,
denn er war sozusagen »Mödck,en für
Alle5«. Er fnngirte cl-; xillxiostey
Billetvertiiufer, Sitzanweiser und hatte
sich auch hinter den Coulissen nützlich
zu machen. Eines Tages war das
Haug ausdertaust Il. H. Green, ein
reicher Kontrattor, kam in der letzten
Minute und wollte einen guten Sitz
haben. Zufällig war noch ein solcher
frei. Der erfreute Kontrattor gab dem
jungen Bailey eine 85 Note nnd sagte,
er solle den Rest alg Trinkgeld behal
ten. Bailey aber schob ihm rasch vier
Dellars hin und sprach:
»Entschuldigen Sie, ich bin ein
Billetoerkiiufer und kein Fiellner!«
Das machte einen solchen Eindruck
ans den reichen Mann, dem so etwas
noch nie passirte, das-; er den junan
Mann für das Doppelte seine-J bishe
rigen Salärs als Clert einer Cantine
in General Shermans Armee enga
gierte. Und als solcher machte er den
berühmten Marsch nach dem Meere
mit. Das Soldatenleben gefiel ihm
aber bedeutend weniger als das Zir
tusleben· Er ging also zu dem Lake
Zirlu5, war bis 1869 bei demselben
und wurde dann GeiieralsAgent des
Hemings -- Gooper ä- Whitby (,irtu5
und machte nun rasche Carriere. Soo
lser löste HEL- die Theilhaberschaft nxit
ifeinen übrigen Associeg auf, und nicht
stange dauerte es, da war Bailey der
Theithaber. Bald beganner dann ge
Igen den damaligen Zaren des Zirtus,
!P. T. Barnum, einen heftigenKonkur
lrenztampf der von beiden Seiten mit
großer Erbitterung geführt wurde. Es
war ein Kampf von Cooper Fc Baileh
gegen P. T. Barnum, von dem ehe
maligen mittellosen Bellboy gegen
den erfolgreichen Geschäftsmann und
«Millionijr. Nach allen Weltgegenden
wurde der Kampf getragen, Einer ver
;suchte, den Anderen zu übertreffen,
jBeffereS zu liefern; Einer versuchte,
»dem Andern die seltenstenAttraltionen
lvor der Nase wegzuschnappen. Und
iendlich mußte der große Barnum vor
idem jüngeren Gegner, welcher seine
sttlgenten in der ganzen Welt hatte, die
iWaffen strecken und sich für besiegt er
ltlären Die eigentliche Veranlassung
itvar folgende: Eines Tages warf eine
sgroße Elephantin Baileys ein Junges,
»das erste, welches in der Gefangen
sschaft geboren wurde. Daraus wurde
leine große Anziehungstraft, für die in
ausgiebigster Weise Retlame gemacht
wurde. Barnum erkannte die Zugtraft
dieses ersten amerikanischen ,,Baby
Elephanten« und eines Tages telegra
phierte er an Baileh: »Gebe 8100,000
für den kleinen Elephanten.« Die
fAntwort lautete: »Um teinen Preis
?feil.« Für Baileh war das ein gesun
ldenes Fressen· Er ließ im ganzen
sLande riesige Platade anschlagen mit
der Aufschrift: »Was Barnum von
dem Baby-Elephanten denkt«, und
darunter eine Facsimile der genannten
Depefche. Eines Tages kamen die bei
den Gegner zusammen, und mitten im
Geplauder wandte sich Bailey plötzlich
an Barnum mit den Worten:
»Na, Alter, ietzt habe ich so ziemlich
Alles, was es- Vedeutendes in der Zir
luswelt aibt, zusanimenaebracht, au
ßer Dir.«
»Gut, Jim, mich kannst Du auch
noch haben.«
Und hierauf wurde zum erstenMale
der Berichmelzungsplan erörtert der
bald darauf auch verwirklicht Saume
Schnelles Handeln, ohne Berti fielzti
gung der Kosten, und ein lcharfesAuge
für die zugträftigsten Attraktionen,
das waren die Haupteigenfchaften,
denen Bailey seine phänonienalen Er
folge zu verdanken hatte. Einmal
kabelte er an feinen Agenien in Euro
pa: »Was ist gegenwärtig das Größte
dort?«
»Ein Elephant,« lautete die Ant
wart.
»Kaner Sie ihn,« labelte Bailey
weiter.
»Wie viel soll ich zahlen?« fragte
der Agent.
»Jrgend einen Preis unter einer
MillionP
Der beteeffendeElephant wurde für
825, 000 gekauft und war der nachher
oberiihmt gewordene Jumbo.
Eines Tages im Jahre 1889 sagte
Bailey zu seinem Geschäftstheillzaber:
»Wie wäre es mit einem Ausfluge
nach Europa?«
»Das geht doch nicht,« entgegnete
Barnum, »die Vorbereitungen zu einer
solchen Fahrt würden ja ein ganzes
Jahr dauern!«
»Bitte, die Vorbereitungen sind be
reits gemacht und zwar hat es zehn
Tage erfordert.« Und der ganze Zir
kus ging nach Europa und machte
glänzende Geschäfte.
l Als Bailey vom Tode Barnurns
»hörte, im Jahre 1891, mitten in der
Nacht, sprang er aus seinem Bette,
ließ sofort sämmtliche Direktoren der
Gesellschaft wecken und zu einer Ver
sammlung einberufen, kaufte Jedem
scinenAnilieil ab und war Der alleinige
Besitzer des größten Zirkusses der
Welt. Als der Forepaugh Fc Sells
Brothers nach dem Tode des Leiters,
Herrn Peter Sells, auf der Auktion
verkauft wurde, offerirte er soforis
85150,000. Da Keiner gegen ihn bot.
war der Zirtus sein.
Der Verstorbene war mit Leib und
Seele bei seinem Unternehmen, sein
ganzes Streben und Trachten war da
rauf gerichtet, seinen Zirkus stetig zu
verariißern, auf eine immer höhere
Stufe der Vollkommenheit zu brin
gen. Er herrschte über seine Ange
stellten mit der Schärfe eines Feld
brrm, aber auch mit Güte und Nach
sicl)t, wo es angebracht war, und war
der All-guts seiner Angestellten, die
ijkm manch-: Tksriine nachweinen
An iorftung.
Seitdem die Verwaltung der Forst
HEJieservationen vor einem Jahre dem
’ Departement des Innern entzogen und
dem Aaerbau - Departement über
wiesen worden, ist mit Pflanzen von
Bäumen auf passenden Arealen syste
matisch begonnen worden. Das Forst
Bureau des Ackerbau - Departements,
welches in sachverständiger Weise von
Gisford Pinchot geleitet wird, hat die
Lösung diese-I siir die Zukunft der
Ver. Staaten höchst wichtigen Pro
blems sehr wirkungsvoll in die Hand
genommen. Es sind vorläufig sechs
;pernianente Pslanz-Stationen in ver
schiedenen Gegenden angelegt worden,
zwei in Californien, eine in New
Mexico, eine in Colorado, eine in Utah
und eine in Nebraska, und deren mehr
lrerden errichtet werden, je nachdem
der Bedarf siir dieselben sich heraus
stellt Die Pflanzarbeiten sind in die
sem Frühjahr vor einigen Wochen bes
gonnen worden. Der milde Winter
gestattete, daß in Californien schon
friih damit der Anfang gemacht werden
»tonnte, und sowohl in dem San Ga
briel-, wie in dem Santa Barbara
Gebirge sind zahlreiche Arbeiter thätig
gewesen, und etwa hunderttausend
Echößlinge sind dort ausgesetzt worden.
Man hat es mit einem Dutzend ver
sschiedener Baumarten versucht, um zu
;ern1itteln, welche in den verschiedenen
JHöhen am besten fortkommen. Ferner
sind etwa 3()0,000 junge Bäumchen in
den Baumschulen angepflanzt worden,
um zum Aussehen in jenen Gegenden
für nächstes Jahr fertig zu sein.
» Jn der Dismal Riper - Reservation,
Enahe Halseh, Nebraska, hat man jetzt
auch mit dem Pflanzen begonnen, und
szwar sollen hier 500, 000 junge Nabel
bäume in den Sandhiigeln ausgesetzt
werden. Der Boden daselbst eignet
sich nicht für Ackerbauzwecke, wohl aber
sur die Anpflanzung von Radelwäl
dern, welche in späteren Jahren von
höchster Wichtigkeit für den Holzbedarf
sein werden.
Auf der Pikes Peal-Reservation in
Colorado bei Clhde hat man heiter mit
der Anpflanzung verschiedener Nabel
holzarten, welche aus Nebraska her
über-gebracht worden sind, begonnen,
da die in den Baumschulen von Clhde
gepflanzten noch nicht weit genug wa
ren, um ausgesetzt werden zu können.
In der Blatt Hills-Reservation hat
man unerwarteten Erfolg mit dem
Aussäen von Tannensaamen gehabt.
800 Pfund wurden einfach in den
Schnee gesäet und es haben sich so
iiberraschend gute Resultate ergeben,
daß es praktisch erscheint, diese Me
thote im großen zu versuchen. Dies
iisi die billigste Methode und man kann
swesentlich größere Flächen auf solche
Weise bepflanzen, als wenn man die
Saat in den Baumschnlen einlegt und
dann später die Schößlinge verpflanzt,
» trotzdem die Gesammtzahl der Schiiß
ilinae, welche aus den Baumschulen
auserpflanzt werden können, sich auf
zwölf Millionen jährlich stellen wird,
ssonx kc das ganze Areal In Bearbeitung
gewmmen ist. Jn etwa zwei Jahren
ditrsten alle Stationen in vollem Be
trieb sein.
Nr. 77 der in Speier erscheinenden
Pfalzcr sieituna brachte die Antiindi
gnug: »Hostheater Mannheiin Mon
taki, den 19. März. Nora oder ein
Puppenheim S a u spiel in drei Auf
ziigen von Henrik Jbsen« Selbst der
verbissenste Jbsenseind hätte leine Ur
sache, gerade die Nora so zu bezeichnen
Its Il( OR
Der Küßheld Hobson ist eine Prä
sidentschafts-M·o"glichkeit, heißt eg.
Jeder hier gebotene amerikanische
Bürger ist das —- bis zur Konventio
seiner Partei.
i- iii si
Nun sind die Tage wieder vorüber,
wo man aus den Straßen gratis
moving pictures sehen konnte.