Yeöraska Staats Anzeigrr Und Yerold Jahrgang26 ffertdea ndNebr» 11 Mai lSM (Zw cith TheiU Wirst-sti Magst Du, daß Dein Lenz entflogen Jn der argen Jahre Flucht? Wenn der Mai mit Blüthen prangen Nur im Hersst reift die Frucht Nicht im Bach. der triib und schäu mend Aus der Gletschetspalte quillt: In des Stromeg klarem Spiegel Malt sich treu der Sonne Bild. Wenn der Gluthenhauch .dec3 Som mers Blatt um Blatt vom Zweige streift; ; Sei der Traube aleich an Süße, - i Dse ein milder Herbst gereift. I Wenn der Juaend Quell verschiiuth Gleich dem Strome fließe Du Tief und ftill, voll Sonnenglanzes, Deinem Oreane zu. Ein Abenteuer in Venedig l i i i VonAliceBerend.s ( »Aber Papachen, den glotzenden E Glatzhans soll ich heirathen? Das kann doch nicht dein Ernst sein«, hatte lslli lachend auf die feierliche Rede des Vaters erwidert, ihre zusammenge schnürten Malsachen erariffen und, als wäre nichts geschehen, mit fröhli chem Adieu ihren Weg zur Kunst schule anaeireten Der Vater sah ihr noch ganz ver bliifft nach, als leise die Seitenthür sich öffnete und die Mutter eilig her einlam. ,,,Nun wag faqte sie?" fragte sie hastia. ,,Adieu«, sagte sie. Der Vater faltete die Hände über dem Bauche und drehte dieDaumen umein ander. l »So? Hast du denn dem Kinde ge sagt, was fiir ein Glück es für sie ist? Wie sorgenlos sie an seiner Seite wäre?« »Fünsundzwanzia Minuten hinter einander, darauf nannte sie ihn ,glo heut-en Glatzhans’ --— was übrigens samos bezeichnend ist und ver-— schwand-« »Ach, laß doch deine Spiiße bei so ernsten Sachen!« rief die Mutter ar reizt. »Na, eigentlich soll eine Verlobung wohl eine heitere Sache sein: aber wie du meinst. Jm übrigen, was niitzt das Reden! Elli hat nein gesaat, und wir werden doch etwa keine Zwangsver suche machen wollen« »3wangsversuche, wag das fiir Ausdrücke sind. Soll Elli vielleicht eine alte Jungfer werden? Das ist nun der dritte Antrag, den sie aug schliiat, als wäre sie eine Märchen vrin,;essin, zu der die Freier 51 Schaaren »Du vilaerii haben. Man bleibt nicht immer zwanzig. Gestern las ich in einer Heirathsstatistil. wie wenige Beamteutiichter einen Mann belomrnen.« »Das ist statistisch festgestellt«, summte der Vater, indem er an seinen Schreibtisch aina und die Papiere, die er in dem Bureau brauchte, in seine Attenmappe zu learn begann. »Das Mädel ist hübsch und beaabi, sie nimmt’5 höllisch ernst mit ihrem Malen, sie wird sich schon im Leben zurecht finden. So oder so. Gewalt sam lasse ich mein frisches Mädel nicht unter die Haube brinaen«, sagte er dann, »und ein bischen belommt sie ja doch mal von uns.« »Dein Mädel! Jch habe sie wohl nicht lieb? Aber dergleichen verstehen wir Frauen eben besser. Unverheiras thete Frauen sind immer mehr oder weniger verschroben.« »Na, Mutter«, der Vater lächelte, »das wollen wir nicht so schroff hin stellen, in dieser Hinsicht bist du ein bischen einseitia« ..... J »Unmodern, willst du sagen«, fiel die Mutter hastig ein, »das weiß ich «ia schon.·« »Na, Mutter, laß gut sein. Jch sann doch schließlich nicht dafür, das; der Hans so’n bischen Fischauaen und nur wenig Haare noch hat und ihn das Möbel nicht maa trotz seines Jah: regeinlommens von zwölsiausend Marl.« Unv mit einem Lächeln ging szzer den altaewohnten Weg in s Bureau. Ase war eigentlich sroli, das; sein Lieb sxl ng noch im Hause blieb. Aber aus dem Rückweae vom Bu cau war ihm längst nicht mehr so be H aalich zumuthe. Jetzt würde es wie kdek ein so schweigsames Mittagbrot Hkbem wo sie alle drei worttarg die H- isscn herunterschlnckten »Hu seinem IErstaunen aber hörte er schon, alS er vie Wohnungstliiir aufschloß, Ellis Lachen und die Stimmen von Mutter nnd Tochter in lebhafter Unterhal: tung. »Nami, sollte sie etwa doch?« dachte er und eilte unruhig in das Zimmer. Da slog ihm Elli lachend um den Hals, und aus dem Lachen und Durcheinandeereden von Mutter u-nd Tochter beariss er endlich, daß «Tante Julchen hier gewesen war und Elli zu einer Reise nach Venedig ein geladen hatte. Tante Julchen war des Vaters Schwester und wurde im. intimen Fa milientreise »Das reisende Achchott, Adschotst genannt. weil sie immer um berreiste und jeden Sah mit »Ach Gatt. ach Gott!" nas iie «Achchott, achchott« aussvrach -—«s ansing und be Erschloß J WAckchott achchoti«. sagte der Vater glachend .wann soll denn die Reise FlosaebenW « ..«,llebern1orgen jubelte Elli und inbalste ibn von neuem. Art-Catt. achckott«. hatte Tanie islcren oesait, «ich will doch schließ cl- eve ich sterbe, auch mal das viel befungene Venedig sehen. Aber allein wage ich mich nicht in das Banditen land, und Elli hat auf der Schule Jlalienisch gelernt und ist bescheiden, da will ich denn ein Opfer bringen nnd ihr das Glück einr solchen Reise verschaffen.« Als dann nach Tisch Vater und Mutter allein waren, erfuhr der Va- ; ter, daß die Mutter Tante Julchen ihr ’ Herz ausgeschüttet habe und diese ver sprochen hätte, während der Reise auf Clli einzuwirken, unmerkbar von-Han fens Vorzügen zu sprechen und außer dem zu versuchen, ob sie nicht auf der Reise irgend eine ehrenhafte Bekannt schaft machen könnten, die—«— —--— »Achchotl, achchott, du wirst sehen, sie kommt als Braut zurück«, hatte Tante Julchen zum Abschied gesagt. »Papperlapc1pb«. brummte der Va ter darauf. »Aber,ich bin ohne Sorge, das Mädel weiß schon, was es will, und Venedig wird es beglückw, gleichs Viel, ob Illchchoth Achchottchen’ für fie auf Freiersfiißen geht oder nicht. »La bella Venezia«, murmelte er halblaut. nUd schweigend, nach Jugenderinne rungen im Gedäcltnifi trauend, rauch te er seine Ciaarre -- ««- --» ,- --, - H Il »Achchott, achchott«, sagte Tante Julchen, als der Zna iiber die lange Eisenbahnbriicke zwischen Mestre nnd Venedig fuhr nnd lslli schon die « Thiinne der Lagnnenstadt sah, »wenn die Gondeln nnr nicht so schauteln!« Bald suhr der Zug in die Halle Ein Stimmengewirr von Sprachen aller Länder nmsnmnite sie, nnd bald standen sie ans der Vahntwsgtrevve, an deren nnterster Stufe wie ein dich ter Jnfettenschwarm die schwarzen » Gondeln nmherschirrten. Mit Ent setzen sah Tante Inlchen ans die schwankenden, zierlichen Fabr-zean J während Elli tranmverloren die weiße - Marmortirche am anderen Ufer unds den KanaL in dem sich miirchenhast J Valastsassaden spiegelten, anstarrte. i Es dauerte lange, bis Tante Julchen « den entscheidenden Schritt in die Gondel that, und sie war so verwirrt dasz sie sich widerspruchglos zu dem ’ Grand Hotel gondeln ließ, statt nach dem mit ,.ant nnd billia« angeführten Gasslws den sie sich schon in Berlin ausgewählt hatte. Aber sie bereute es später nicht; denn die Terrasse des Hotelg wurde Tante Julcheng Zuslttchtgort. Dort saß sie nnd sat) sie mit Entzücken um sich. Aber eine Gottdel betrat sie nicht wieder, und in das- ,.Labt)rintl)« der engen Gasse wagte sie sich nur wenige Male. Von der Terrasse aber, son nenumslnthet, beobachtete sie entzückt das Treiben aus dem Canale Grunde, befreundete sich mit anderen Hotela·ci sten, zugleich nach einer guten Vartie siir Elli spähend Elli war den ganzen Tag unter wegs. Erst wollte die Tante sie zwar nicht allein gehen lassen, aber dann siegte ihr ötonomischer Sinn. Elli wenigstens sollte so viel wie möglich von der tostbarenNeise haben: schlimm genug, daß sie selbst so wenig von den Herrlichkeiten sah. So sand sich Elli nur zu den Mahl-reiten ein. Des Vor niittags durchstreiste sie die Stadt nnd sreute sich der uKnstschätzex am Nachmittag fuhr sie zum Lido nnd wanderte am Strande, immer densel ben Weg nach Malamocco zu, wo sie nur wenigen Menschen begegnete. Be bend sah sie die märchenbaste Farben pracht, mit welcher die untergehende Sonne die leise schäutnende Adria schmückte. Und sie dachte an die arauen Tage dabeim, wo dasenge Le ben zwischen Aktenstan nnd entsagen den Berechnen dahinging und die Menschen vergaßen, welche Herrlichkei ten dies Erde barg. Wenn sich die violetten Schleier der Dämmerung iilier das Meer leaten, kehrte Elli zurück. Wenn sie ans dem flinken Baporetto zitriicksuhn dann hatte sie Muscheln nnd Seesterne in den Taschen nnd Lebensfreude und Glück im Herzen; ihre Anaen leuchte ten:: ihre Jugend wirkte ordentlich ansteckend«, wie Herr tsjeheimrath an der Table d’hote des Hotelg trächth War es der Zufall, das; ihr aus dem kleinen Dampser stets der Maler ae neniiber saß, dem sie jeden Nachmittag draußen am Strande lurz vor Mala mocco begegnete? Schon aanz von seen erkannte sie stets die einsame Gestalt, die ihr am Rande des Meeres entge aenkam. Eines Tages wurden sie miteinan der bekannt. Er begann das Gespräch in einein holdernden Jsalienisch, und sie radehrechte ihr Schulitalienisch, bis sie lachend erkannten, daß sie beide Deutsche waren. So wurde iiher die erste Verlegenheit himveagelacht, nnd bald war es eine selbstverständ liche Thatsache, das; sie beide hier je den Nachmittag spaxieren gingen, von ihren Träumen nnd Lebenewiinschen sprachen. während dle weiche Seelust sie umwehte. Inzwischen suchte Tante Julchen aus der hokelsTerrasse durch das Lorgnon nach einer gutenPsartir. Aber es wollte sich nichts finden. Die mei- ; sten Gäste waren Hochzeitsreisende, und von den Einzelreisenden lam auch niemand in Betracht· So ein »mitt lerer, honetter Kaufmann, der sein gutes, bescheideneSAustommen hatte«, fand sich eben nicht im Grand Hotet zu Benedia. Darum begann Tante Jutchen, während in der langenMondi z nacht von den Serenadenaondeln die : weichen italienischen Melodien zur I Terrasse emporklanaen, von Hausen-Z. biederem Wesen, von seinen allerdin s E etwas hervortretenden, aber, ach, o’ treuen Augen zu sprechen. Elli ant wortete nichts daraus, denn sie spähte nach den Gondeln, die dagSerenadem boot Inntreiste. Aus einer von ihnen bliktten bekannte Augen zu ihr hin CU . In Ellis Elternhaug sloaen zwei Briefe. »Achchott, achchott«, stand ins dein einen, »das Mädel ist hier so aus-— I gebiüht, das; ich alte Frau sie immer ansehen muß. Mir wird ganz unbe- ; haalich wenn ich ihr den Hang anprei- » sen soll. Aber ich thue es jeden Abend, denn Schönheit vergeht, und eine solid sundirtetihe ist etwas nicht zu Unter- « schätzende5. Sonst habe ich, trotz» eisriqen Euckens-, nichts gesunden. Auf Reisen tann man ja nicht vorsichtig den-Je sein. Wie viele Hochstapler gibt es, achchott, achchott!« Der andere Brief war sehr kurz. Da T stand nur: ; ,,Geliebte Eltern! Wenn Jhr oochl hier wäret nnd sehen könntet, wie schön dag Leben ist. Es umarmt Euch und die ganze Welt in Liebe Eure Elli." Und Vater nnd Mutter lasen die Briese und sahen schweigend Vor« sich hin. Sie hatten Sehnsucht nach ih:eni Mädel. . Nun kam der Tag der Abreise im: mer näher und schließlich hieß es: morgen. Elli war zum letztenmal nach dein Lido gefahren, nnd die Tante saß in der Sonne und dachte, wenn ibr verstorbener Mann eine solche Reise erlebt hätte und daß sie morgen in eine schreckliche Gondel steigen iniisse, iim zum Bahnhof zii kommen. Sie berechnete, wieviel Trinkgeld sie hier im Hotel geben müsse, und daß sie morgen um diese Zeit schon bald auf dem Brenner wären uiid daß nun Elli doch nicht verlobt zurückkehrte. Der Abend kam, die Gondeln steckten die Laternen an iind tanzten wie Irrlich ter aus dem stillen Canale. Tante Jnxchen fuhr aus ihrem Sinnen auf. Wo blieb Elli heute? Sie sah sich uni, sie war setzt die einzige aus der Ter rasse, es mußte schon spät sein. Da umschlangen sie hinterrücks zwei Arme, eine heiße Wange schmiegte sich an ihr run·ieliges Gesicht; und eine jubelnde Stimme sliisterte: »Tante Julchen, nie-: bin ich Braut.« Und dann stand Elii vor ihr und neben ihr ein frem der, so seierlich glücklich ausseheiider Mann. Und Tante Julchen sah wori log die beiden an, die Thriiiien stiegen ihi iii die Augen, und erst nach langer Zeit brachte sie ein ,,Achehott, achchott« heraus· » Am Abend saßen alte drei auf dek I Terrasse. Elli suchte gar nicht nact,I Gondeln, die das Serenadenboot um treiften, aber Tante Julchen war un ruhig. Endlich laptzte sie herang, ol) denn das Malen auch »eintöinmlich« fei. Und als dann der neue Neffe sie auch iiber diesen Punkt beruhigt und ihr erzählt hatte, daß er iiber ein grii ßeres eigenes Vermögen verfüge, mur melte sie ganz glücklich: »Achchott, ach chott, solch Mädel, solch Mädel, ganz allein, ganz allein!« Und die beiden Glücklichen lachten und leerten ein Glas Aiti auf das Wohl von Tante Julchens Heiratbg tandidaten, und Tante Jntchen musite mit anstoßen. 4 Zu Hause aber sasi die Mutter und las immer und immer wieder einTe Mitaan Unn draußen lief ein Vater iin Friihlingsregen umher und erflelite Seelen fiir fein bräutliches Kind. Die Wette. Von Elvald Oheim »Zum ersten, zum zweiten lind . . .'« I »haltt« i Durch die neugierigeMenge, die den ; Auttionator uinftand, drängte sich ein ! l i kräftiger, in den dreißiger Jahren ste hender Mann. »Ihr Name?« ; »Pap! Klingen Schaubudenbe- » sitzen-« ! Der hammer fiel zum drittenMale. l Für dreitansend Mart hatte Klinger den Nachlaß des tiirzlich verungliickten Löwenbändigers Philipps erworben. i Es war der Schluß eines Draiiias, das noch jetzt das Tagesgespriich in. der Hauptstadt bildete. Zwei Monate hindurch hatte der Bändiger Philipps ’ den Befuchern desResidenzzirtus einen ( , . ausregenden Nervenkitzel verschafft, wenn erAbends in der von einem star len Gitter fest umfchlossenen Manege seine sechs prächtigen nubifchen Löwen zu schwierigen Evolutionen und Ueb ungen zwang. .Aber dann, faft am Ende der Cir kussaisoin war das Unglück gekom men· An einein schmälen Frühlings tage»-—sder Winter hatte sich in diesem Jahre fast tampflog vertreiben lassen — zeigten sich die Löwen sehr erregt. Einige Thiere ließen ihre gewohnheits mäßige Fleischration unberührt. Und alHPhilivps Abends den Käfig in der Manege betrat, hatte ihn eine Löwin mit inächtigem Sprunge heimtiickisch niedergerifsen. CI gelang schließlich, die Bestie in eine Ecke zu jagen. Aber dem armen Philipps war nicht mehr zu helfen. Die Löwen kamen unter den Ham mer. Kein Bändiger verspürte jedoch Lust, die Thiere zu erstehen. Das Schicksal des unglücklichen Philippg» war noch in frischer Erinnerung. So verlief der erste Auktionstermin ergeb- « nifiloS. Auch heute hatte die zum zweiten» Male angefetzte Verfteigerung ungün stig begonnen. Und erst beim letzten Angebot des Atlktionator5, das den Verlaufspreis fast auf die Hälfte des friiher Verlangten verminderte, griff Ftlinger zu. Als er vor die Thiir des- Verlaufs ranmes trat, hörte er plötzlich feinen Namen rufen. »Sie wollen also ietzt Löwenbändis ger werden, Zitinaer?« Der Schan steller einer Riesendame klopfte ihm auf die Schulter. »J, woher denn! Ich denke ja gar nicht daran! Mich etwa zerreißen las fen wie der arme Philipp5?...Nee!« »Nanu, dann verstehe ich aber gar nicht . . Klinger lachte sorglos-. »Ich habel schon meinen Plan! Sie sollen mal sehen, was ich da noch für Geld her aus-schlank Vorn. an den Eingang meiner Bude, kommt ein Riesenbild. Darauf muß man Philipps im Lö wentäfia sehen. Rothe Farbe darf nicht » gespart werden; Sie wissen ja, dag? »sicht« innrer fo’n bißchen mehr. Na, » ngdbei zehn Pfennig Entree wird je- » der die Thiere, die so viel Unheil an- l richteten, sehen wollen. Es müßte doch . mit dem Teufel lzugehen, wenn das nicht glückte!« So tani es denn, daß Filinger mit seinen Löwen im Lande umherzog Dai« Geschäft gan aut. Die Feauffum me hatten ihm die Thiere schon nach wenigen Monaten eingebracht Auch dieHauvtstadt berührte er wie der auf seiner Wanderfahrt. Hier traf er Bekannte, Schanstellerwieer selbst· Tag gab einen veraniiaten Abend. Erst in später Stunde hatte man sich ge trennt. tllinger rieb sich die Augen. Mit schwerem Kopf war er plötzlich erwacht. t5:s mußte noch friih sein, denn um ihn her war es dunkel wie in einem Sack. Seine Glieder schmerzten Kein Wun der! Er lag aus der Diele. Jn seinem Ranonenransch hatte er wahrscheinlich das Bett nicht finden können. Ohne ZweieL so mußte es sein. llnd jetzt kam ihm auch langsam die Erinnerung an den Vorabend Der Stat mit dem ;-?uderbäcker912iiller und dem Karusselbesitzer Ehmte war recht seßhaft gewesen. Aber auch Aeraer hatte eg« gegeben. Er entsann sich jetzt der Vorgänge genan. ,,Liiwenbändi ger« hatten ihn die anderen fcherzhafl aenannt. Und er, der sonst Spaß ver stand, nahm, unter dem Einfluß dec Vlltoholes diesen harmlosen Scherz krumm. lsr war darüber wrnia aeworden .. Gewiß sei er ein Löwenbändiacr . . .. lind wag andere könnten, mache er anw. . .. Es komme nur auf dickler be an, und die wolle er, wenn sie ciJ wünschen, sofort ableaen . . .. Tie beiden anderen hatten ihn aber lachend zurückgehalten Da war er erst recht aufnehmqu lsr wolle eiJ ih— nen dennoch beweisen. Noch heute Nacht werde er in aller lslemiithgruhe in: Löwenkiifia schlafen lsr aehe jede Wette darauf ein«-. Miiller und Ehrnke hielten dieWekte. Der Bierfcherz stlinaerg war wirklich ausgezeichnet Die Fröhlichkeit hatte am Skattifch wieder Platz aeariffen. Man trank daraufeinethndeskoanah noch einige Gläser Bier. Weiter reichte die Erinnerung Klinaers nicht. Er lachte vor sich hin: Ja, ja, wag fiir ein Unsinn doch in der Trunken heit ver-rupft lvird Nun war’s aber wirklich Zeit, das Bett auszulachen um noch etwas zu ruhen. Ah, wie das wohl that, als er sich reckte. Da schan sein aeitreckicr Arm plötz lich aeaen einen Eisenitab. Es klana dumpf, und der Boden unter ihm zit terie leicht. Jn der Nähe hörte rnan schweres Schnaufen Klinaer zuckte in jähem Schrecken rnianunen Es kroch ihm eisia den Rücken hinauf. Also doch wahr? Die wahnwitzige Wette hatte er wahr ge macht?...Oder vielleicht doch nicht ganz? Es gab ja noch die Möglichkeit, daß er außerhalb des Käfigs, nahe dem Gitter lag. An diese Hoffnung klammerte er sich. Unbelveglich und mit verhaltenem Athem lauschte er in die Nacht hinaus. Sein Herz pochte laut nnd jagte ihm das Blut in die Schläfe, während kalter Schweiß seine » Stirn nähte Der erste Strahl der Morgenröthe fiel jetzt schräg durch das Zeltdach Das dämmerige Licht gab Klinger die fürchterliche Gewißheit seinerLage: Er war im Käfig; etwa acht Schritt ent fernt, am anderen Ende des Zwinger-D schliefen die Löwen. Rathe Schleier tanzten vor den Au gen Klinger5. Wahnsinnige, entsetz liche Furcht raubte ihm jeden klaren Gedanken. Mit erschreckender Deut lichkeit zeigte ihm seine intensip arbei tende Phantasie grauenvolle Bilder.! Er sah das Drama im Cirtus, dem J Philipps zum Opfer gefallen war; sah ! sich selbst schon unter den Krallen und i Hähnen der Löwen verbluten. Läh mende Furcht unterdrückte jeden Ge danken an Rettung. Er entsann sich plötzlich eines Gebet-H, das er als Kind oft gesprochen und dag ihn seine Mut ter gelehrt. Mechanifch murmelte er den kurzen Spruch vor sich hin. Mit atmstver,ierrten Mienen und leerem Blick stierte er dann wieder nach der Ecte des Käfig5, wo die gelben Leiber der Löwen im Moraendämmer undeut liche Konturen auf die dunkle Hinter-— wand des Zwinger-«- zeichneten Jn tollem Wirbel, blitzartig, zog sein vergangenes Leben an seinem gei stigen Auge vorüber. Enttiiuschungen hatte es ihm genug gebracht. Und jetzt .. . ietzt, wo er endlich glaubte, aus dem Wege zum Glück zu sein, stand er vor seinem Lebens-endet Sah er dein siche ren, gräßlichenTod in’s Auge, der ihm noch eine ininutenlangeGnadenfrist ge währte! Und das alles geschah durch seine Schuld! Durch einen läppischen, kindischen Duimneniungenstreich, den er imRausch ausgeführt hatte. . . Heiß wallte es in ihm auf. Seine Augen triibten sich. Eine Thräne rann ihm iiver die Wangen . . . noch eine . . . Bes hutsam lehnte er den Kon an dagGiti ter. Er weinte... Da itbertam ihn eine große Ruhe. Die Sonne war aufgegangen nnd ihr gedämpft durch die Zelteinwand fallendes Licht erhellte die Schaubnde bis in die entferntesten Winkel. Draußen erwachte die Großstadt »in neuer Arbeit. Aug der Ferne scholl der Ruf einer Dampfpfeife heriiber· Man hörte das helle Klingeln derEleli trischen, die an einer Seite deSBudens platzeg entlang fuhr. Die Treppe des Zelteingangs tnarrte unter einem schnellen, elnstis schen Schritt. Die Leinwand des Bo denzugangs wurde zurückgeworsen Ein junger Mann, silingerg Gehilfe Wil helm, trat ein. Er pfiff ein lustiges Liedchen. Jäh prallte er zurück silinger hatte warnend den Arm erhoben. Er winkte. Behutfani, aus den Zehenspitzen schrei tend, näherte sich Wilhelm dem Käfig lsr wollte etwas fragen, aber Klinger schüttelte den stopf. »Die . . Scheidewani«, fliisterte er. ; »Zwischen unserem Zelt und Müller. - Hinten, am Ende der Bude.« ,,Angenagelt?« Wilhelm nictte. »Rafch Hammer nnd. . . Zunge . . . Nägel herauss! Müller und Ehtnie . .. sollen helfen. Aber leise..utnsHi1n melgwillen. Jenseits der Wandsuge . . . liean die Löwen. Zufällig . . . Wenn ihr die Wand an ihren Platz bringt, ist Rettnna . . . möglich Aber schnell . . . schnell!« tilinaer war wieder zusammenar funken. Eine arosze Miidialeit iiber fiel ihn. Dass Sprechen hatte ihn er schöpft tsr war aealtert . . . nni Jahrzehnte Und die andern, die ihn retten soll ten, die tatnen ja gar nicht wieder! Sie ließen ihn itn Stich. Wahrscheinlich waren sie iiber die Störung ihrer Morgenruhe ungehalten O, die au ten Freunde und Nachbarn! silinger lachte in sich hinein. Er hatte jetzt aar leine Furcht mehr. Mit aroßetn Interesse blickte er nach dein Zelteingana hinüber. Der Vor bang war nicht gut geschlossen, und durch den schmalen Spalt stahl sich ein avldiger Sonnenstreifen in’s Zelt. Myriaden von Stäubchen tanzten in dein flintniernden Licht auf und nie der. Klinger freute sich daran. Vorsichtig, ihren Athem zurückhal tend, näherten sich ietzt vier Männer dein Käfig. Sie trugen die eiserne Scheidewand » Jn der Gruppe der scltlafenden Lö « tven begann sichs ·iureae n. Hier und « da ftreelte sich eine Tatze, iträubte sich eine Mähne oder holte eines derThiere ties Athetn. " Die Spitze der Scheidewand ruhte bereits in der Fuge des Käfig-L Plötz W lich hob ,,Sultan«, der größte der Lö » wen, seinen mächtigen Kopf. f Mit verzweifelter Anstrengung ho ; ben die Männer ietzt die Wand. Ein lraftvoller Stoß, und mit dumpfen I Seite des Käfigs hinüber Ein betäubendes Geerll war die Antwort Der Käfigwagen erdröhnte unter den Sprüngen der Löwen, die fich gegen die Scheidewand warfen. Wilhelm öffnete die eiserne Doppel thiir des Zwingers Aber verständniß los lachte ihnKlinger an Plötzlich be gann er zu singen und zu tanzen. Sein unbändige-s Schreien übertönte fast das zornige Knarren der Löwen. Man mußte Gewalt anwenden, um ihn aus dem Käfig zu entfernen. Er war wahnsinnig geworden. Die Löwen kamen zum drittenMale unter den Hammer. Die Verwaltung eines Zoologischen Gartens erwarb sie zu einem Spottpreig. Er versteht e:«. Es war im Jahre 1658, ais die Schweden unter dem König Karl X. Gustav zur Winterszeit in Dänemark eindrangen und die Hauptstadt des Lanes belagerten. Ganz in der Nähe von Kopenhagen wohnte damals ein el)rsamerLandpfarrer, JoachimBrägge mit Namen, bei dem fchwedische Offi ziere sich sehr oft zu Gaste einluden und sich dabei keineswegs immer ein wandfrei betrugen. So ließen sie ei nes Tages dag sämmtliche Silberzeug Von des Paftorg wirklicher Tafel ver schwinden. Der Prediger fah es, schwieg jedoch — und schwieg auch ge genüber dem König Karl Gustav, der bald darauf der Gast des Pfarrers war. Er sparte sich- die Vergeltung auf, bis er einige Zeit später zur kö niglichen Tafel geladen wurde. Er ließ sich Speise und Trank womit-me cken und steckte nachAufhebung der Ta fel mit der harmlosesten Miene der Welt von den silbernen Bestecken und Löffeln sowie goldenen Trinkbechern in seine Taschen, was er stecken konn te. Darob eine allgemeine Verbliif fung und eine verwundernde Stand rede seitens der schwedischen Majestät, woran Pastor Brägge unbefangen er klärte, es.. läge ihm lediglich daran, die schwedischen Tafelsitten nachzuah men, da doch des Königs Offiziere bei ihm tiirzlich in der gleichen Weise ge handelt hätten. Die Ofsiziere er bleichten. König Karl Gustav aber verabschiedete tiefernst seinen Gast und sorgte dafür, daß ihm aller Scha den ersetzt wurde. s-—--I.-.--— .« Texas als Indianername. Viele andere Staatennamen in un serer Union sind indianischen Ur sprringes. Ob dies aber auch von Te axs gilt, oder woher dieser Name überhaupt kommt, darüber konnte man bis jetzt nichts Bestimmte-I sa gen Ein altes und selteneg Geographie werk jedoch, vom Jahre ·l1747 datirt, welches in den Besitz des Privatge: lehrten E. W. Heusinger von San Antonio gekommen ist, giebt nebenbei auch iiber diesen Punkt einige Aus kunst. Dasselbe spricht von T e xa LA - Jn dianern, welche in der Gegend deg Rio Grande lebten. Damit ist aber nicht ein einzelner Stamm gemeint, sondern die Angehörigen mehrerer Jndianerstämme, welche das Chri stenthnm angenommen hatten, warm berziae Freunde der Spanier waren und sich den Elltissionsstationen ans schlossen Sie waren unter dem ge meinsamen Namen »TecaH" bekannt, nnd wahrscheinlich ist aus ihm »Te raH« aeworden. »Bicrmerkel«. Aug Iliiinctien wird der »Angs:sb. Abedztg.« geschrieben: Ein wirksame-« ,,Biernierkel« entdeckte der Diener ei neås hiesigen St·oiiiiiierzienrathe5. Jin Pupierlorb seines Herrn fand der Be diente ein aufgesrlxnitteneg Couveri, das tin-J der iikaniiner der Abgeordne ten staininte, nnd ist«-» ioie üblich, iiiit deni blauen ,,W.ii«-p-eel«, welches die Ziione und die Inschrift ,..Knmiiier der Abgeordneten« eingeprägt trägt, ver schlossen wur. Der Diener hatte seis ncrzeit niii ebenso isiel Sachverständ iiisj wie Genuß k«si-« Verhandlung-en über den Etat des Hofbriinlianszs »ar lesen, und nun blitite ihm ein qenicis ler Gedanke ans. Vorsichiiq löste er dass »Waiiperl« bon dein Coiioeri und anininirte ei. Ani Abend veranlcifzie er seine Bekannten, niit ihni ins Hof b:·cinhaiiri zu gehen indein er ihnen Versicherte, dafi sie heute in ganz kltkiincheii niraeiidJ sc gut eiiigescliänkt beliiinen wie dort. Und der Gute hatte nicht zu viel versprochen Lllssie dort iinlaiiieii, holte sich jeder einen Krug, schwenkte ihn aus-, dann klebte der Diener das »Wapiserl« auf den Deckel und ließ sich durch die stellnerin so iiohl fiir sich, ioie mich für seine Her ren ,,Kolle·qen« je eine Maß bringen. Wie gesagt, die Spekulation war nicht falsch, und die Schanllellner zeigten, baß sie auch ohne dag- in Aussicht ge stellte erhöhte Schanminaß einen vollen Litet einschenken tönnen —- iveiin sie wollen. NR Kinder-stund Peperl: ,,Tante. Du hast aber schöne Zähne!« - Taute: »Gelt?« Peperl: »Wenn die erst echt wären!" ·Es fragt sich immer mehr, ob der Miasma-Fall früher außer Betrieb gesetzt wird, als der Panamassianal in Betrieb kommt.