Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 11, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Ydasp
Roman von C. Zöraddom
(1«7. JortsetzungJ
Der Paslor war einer der Erxtoem
welcher den jungen Leuten in den« eg
trat und Colin dazu beglückwünschte,
daß er sich entschlossen, sein Einsied
lerleben Mfzugeben und sich bei den
Nachbarn durch ein glänzendes Fest
einzuführen Der junge Schloßherr
atier war so sehr an das Alleinsein
eivöhnl, daß er die erste Gelegenheit
suchte, welche sich ihm bot, um sich we
nigteng für die Dauer einiaer Zeit
wie er nach der Bibliothet zu begeben.
Dort fand er einen Brief von Franz
North, welchen er eiligst durchs-.
»Mein lieber Gnido,« schrieb Jener-.
»Ich war hocherfreut, Ihre Zeilen
Zu erhalten nnd bin stolz auf den jun
gen Verwandten mit wescheni mich
bald die innigsten Bande vereinen sol
IM. Uelternehmen Sie die Sorge für
mein Fliebtes Kind, dessen unglück
lichen Jaier Sie vielleicht niemals
persönlich kennen lernen werden. Jcn
hätte niemals hierher kommen sollen!
Elend und Unglück find in meinem
Gefolge! Mein Schicksal ist schwer zu
tragen, soschwer, daßich oft die Em
psindung habe, als müsse mir Das
gerz brechen! Ich hatte die Absicht,
ie wenigstens einmal auszulachen
mit Ihnen zu reden, Ihnen meine ge
jährliche Stellung zu offenbaren, aber
Fi; will bis nach dem Ballieste warten.
« solt stehe Weib und Kind bei.
Jhr betrübter Vetter F.N.«
Guido Colin fühlte sich einigerma
ßen beunruhigL
»Br; nach dem Bautettef" wieder
holte er jich im Geiste Hatte nicht
Jvan Tredegar sich fastOVer gleichen
Worte bedient? Und konnte irgend ein
Zusammenhang zu suchen sein?
Um vier Uhr Nachmittags sah man
die »Sonnenblunie« im Hafen einlau
fen. Jvan Und feine Schwester stan
den auf dem Verdect und bald darauf
kamen sie Beide nach dem Schloß.
Colin begrüßte Edith sehr artig, er
fiihlte, daß ihre Augen mit fagziniren
der Gewalt ans ihn aeriebtet fein-.
Er sah auch, daß Jvan siiti gegen Ade
auf das Verbindlichste benahm, ihr
die übertriebensten Erhnreicteeleien
sagte, und es verdroß ibn die-:- nicht
wenig. Dann trard der junae Lilien
knitter mit einem Male Laura Thorn
leezs ansichtig und begrüßte Diese-mit
verbindlichfter Artiateit.
»Es ift ein unerwartete-:- Veranii
geen, mein anädiges Fräulein; ich habe
Sie ja mindestens seit einem Jahre
nicht gesehen.«
»Im verflossenen
Briälhton.«
" » ch, ich habe keine Erinnerung fiie
Taten. Mir scheint, als ob Jahre seit
her vergangen waren! Wenn ich nicht
irre, mochten wir uns in jenen Tagen
rne leiden. aber Sie haben mich
Fttäer schlecht behandelt und vernach
lös t, Comtesse Laura!«
« , Jvan, Sie wissen ganz aut,
daß dies nicht wahr ist,« flüsterte sie
Leise.
« Er aber zuckte zusammen. denn de:
Ton, welchen sie anschlag, erinnerte
ihn unwillkürlich an jenen, welchen
Poldi Spicer ihm gegenüber in An
wendung gebracht.
Jn seinem Wegen lag jenes Selbst
bewußtsein, tveches Colin immer fo
sehr verdroß, und nicht lange währte
es, so gelang es ihm auch, an Ada
- ranzutreten und ihr in impertinent
amilriirem Tone zu sagen:
« »Ich habe Jhnen eine wichtige Mit
theilung zu machen, Kleine: aber die
Griifin Thornleh kommt eben auf une
zu,da bleibt uns freilich nichts Ande
res übri , als zu warten-«
September in
Er fa te nach ihrer
sie mit fort.
willen; sie haßte den
seit einer Leidenschaft,
Aha errdthete vor Un
Hand und zog
Mann plötzlich
die sie selbst
per-bis te. .
- will den Fächer nicht traaen,
n er mir gegeben.« tagte sie sich,
IJMD ich will Colin von seinem ganzen
Benehmen Mittheilung machen.«
» »O thut mir leid, wenn ich Herrn
me Tredegar vertreibe,« sprach in die
.j Ungenblick die Stimme der Gräs
- · — dicht neben ihr. »Ich dachte, meine
echter befinde sich in Ihrer Gesell-:
Haft oder Sie mäßten mir zu sagen,
III-c sich aushalte.« ·
- te trachtete zu sprechen, aber die
erstarben auf ihren Lippen.
He lerne ree
furchtbare Angst, für
plöjliche
til-er sie. ·
Yte Motivirung fand,
CI O
IJ eh
Die Sonne war im Niedergang be
geisseky das Gnrtenfest nahm seinen
klauf und alle Welt fand es un
vergleichlich schön. Da und weimar
den Bemerkun en laut, daß Jvan Tke
W seine ufmetksamkejt in allzu
it fier Weise dem Fräulein Lang
II zuwende Einzelne fnnden auch, I
die junge Dame sich nicht schroff
ablehnend genug verhalte. Andere
Wein es sei ihr dies schwer zuzu 1
—- sie-könne doch nicht vor fo
« Gästen eine Unfeeunblichteit an
Iss lesen Colin aber, der recht
» , wie da und dort Bemet
« Aber feine Braut unp Jvan ke
mitten besa nd ineiner ge
« weifelten timnIung.
iiie bat vor einem Tanze trat
Tredegar auf Ada zii und sprach sicht
lich erregt: »
VII-m tragen Sie meir en Facher
«
nigas junge Mädchen würdigte ihn
leimt Antwort Vergeblict blickte sie
sich wie ichutzsuchend nach Colin um.
Dieser stand in einer verborgenen
Finsternis-te. von welcher aus er Alles
gar wohl sehen konnte.
»Sie iniissen mir diesen Tanz schen
tei« Fräulein LanatonX sprach Tre
degar in bfeehlendem Tone Colin
ist nicht liier und nebenlei liegt ibtn
jn gar nichts daran, zu tanzen. Korn
men Sie, sonst wird es Zu spät und
überdies habe ich Jdnen Wichtiges zu
sagen.« .
Ada fah, daß die Tanzenden sirn
paarten. dniz viele Blicke fiel-, ihr zn
wandten, ei— irLjrke Aussehen hervor
gerufen baten, trenn sie durch eine Ab
lehnung ein-.- Szene seinen-by O, wa
r: rn- hatr: Colin sie verlassen! Und
tvas mochte Tredegar iiir zu sagen
has-en? Sie zitterte an allen Gliedern:
er aber legte ihre Hand in seinen
Arm und zog sie mit sich chfort
»Sie tanzen herrlich. Fräulein
Langton « sprach er, während er mit
ihr durch den Saal schwer-te
»Nimm hat mir das Tanzen ge
lehrt,« erwiderte sie einfach Was
gaben Sie mir zu sagen, Herr von
redegars Sprechen Sie rasch, denn
es dürfte sich sonst keine Gelegenheit
mehr bieten, mit mir zu reden-«
»Ich glaube laum,« erwiderte er
lachend.
»Ich aber will dafür Sorge tra
gen,« ries sie gereizt. »Sie sollen meine
cijlyrkerfalJrenbeit nicht länger mißbrau
en.« -
Er lächelte ibr ·;11.
»Ich tvill nicht länger mit Ihnen
Streit suchen, weil icb ci— gar nicht
tiber das Herz brächte,« erwiderte er
leidenschaftlich bewegt. »Der Tanz
ist fast vorüber, Sie müsan einen an
deren siir mich aufheben. Jch habt
über Jbren Vater eingehend mit Its
nett zu sprechen. Er gelang mir, Lebte
Hertunst zu entdecken, in Erfahrung
zu bringen, daß Jbr Vater sich taum
zektn Meilen von hier verbergen hält
Sie heißen nicht Lanatonx ich möchtel
al:-er utn teinen Preis, daszColin von!
der Sache erfährt Ab, er siebt nns.1
er beobachtet uns,« fügte er spöttischl
hinzu. »Da drüben im Alt-wen steht
er. Soll ich Ihnen vielleiast Gefrorei
nes bringen? «
»Nein, ich dante," erwiderte Ada,
nxiibsam nach Fassung ringend.
Sie war bis in die Lippen blaß»
geworden.
»Der dritte Tanz, vergessen Siei
nicht," sprach Tredeaar jetzt leise, »und 2
ich erwarte mit Bestimmtheit, daß!
Sie meinen FiiYer tragen werdet-.
«’ch will Jimen ann Alles, was ich
bnen zu sagen habe, des Weiteren
erzählen.««
Colin trat in diesem Augenblick an.
seine Braut heran und Tredenat ent
fernte sich, nachdem er den Freund-,
trie es diesem scheinen wollte, sast
spöttisch begrüst hatte.
»Du bist bleich, Geliebte! Greift
Dich die sitze an?« sorschte Colin be
sorat. .. o hast Du Deinen Fächer
gelassen?«
,,Jn meinem Zimmer,« erwiderte
Ada leise.
« ch werde darum schicken.«
» ein, nein,' bat das Mädchen
hastig, es siiblte instinktiv, daß die
Blicke ihres Veribbten tadelnd aus ihr
ruhten, und jetzt war nicht der Mos
ment, um eine Ertliirung herbeizu
führen. »Ich werde den zweiten Tanz
über sitzen bleiben, um ein wenig aus
zuruhen.«
»Und den dritten?«
«Der dritte Tanz ist schon vergeben,
dann aber —-«
»Ah, ich verstehe,« stieß er hastig
hgrvor und wandte sich ungeduldig
a .
Eiqige Augenblicke später tanzte er
selbst mit Edith und sah anscheinend
heiter, ja ganz glücklich cui-. Frau
Langton trat an ihre Tochter heran
und in ihre Augen blickend, sprach sie
voll Besorgnißt
»Du fühlst Dich nicht wohl, gelieh
leg Kind. was ist Dir? Jch werde mit
Colin reden.«
»O nein, nein, Mama, bitte, unter
lasse es. Jch möchte nicht gerne Aus
seh-en hervorrusen. Jch will mich eine
kleine Weile ausruhen, dann ist Alles
wieder gut.«
Jvan Tredegar benützte den ersten
Moment, in welchem er Ada allein
sah, um an sie heranzutreten und an
ihrer Seite Platz zu nehmen.
»Wer dem Souper ivird eine län
gere Pause sein, mein gnädiges Fräu
lein, sprach er leise, »ich werde trach
ten, unbemerkt in den Parl hinaus
zukommen, und bitte Sie, mir zu sol
gen, es muß sein!« siigte er in sast
hesehlendtem Hätt-ne hgiäu,s als »der ihr
Ze- etn emer e. » age nen,
da Ihr Vater hier in nächster zähe
im Verborgenen weile, ich wollte Sie
nicht erschrecken-—nun aber kann ich
fz nen doch nicht vorenthalten, daß er
a in hheweite ist, er wünscht leb
gcsx Sie u sprechen und Ihnen eine
othast sitt Jhre Mutter geben zu
könne-h Er vertraute mir, mehr kann
sich Ihnen nicht«sagen. Sie müssen
Ikrmmen Gesellen Sie sich in der Lin
dcnallee zu mir, es werden auch andere
Paare draußen im Pakt sein, und
JhrHinaustommen braucht nichtans
zufallem derstehen Sie mich?«
Sie neigte das Haupt nnd hatte die
Empfindung als ob sie ersticken müsse,
als od Alter Augen auf sie allein ge
richtet wären. Jvan Tredegat ver
stieß sie, um mit Jemand Anderem zsu
ljprechen, und Colin benutzte diese Ge
slegenheit, um an seine Braut heran
zutreten
»Du toteitirst mit Tredegar vor
nreinen Augen, Du hältst, toie schied-»
jetzt sogar eines seiner Geschente En
Essänden," fügte er hinzu, indem er
mit einer fast verächtlich-en Bewegung
nach dein Fächer hinübertoies. »Du
lkannst nicht leugnen. daß er Dir dies
erst vor wenigen Tagen geschenkt.
Meinst Du, ich werde je wieder in:
Stande sein, Dir zu vertrauen-Z Und
nach Allein, wag- ich schon mit Dir
thesi-rochen Willst Du denn durchaan
intein Dasein vernichten Ps«
! « Seine Lippen bebten, ein dumpfer
’Laut entrang sich denselben·
I »Colink«
Ada trachtete zusprechen, aber ihr
. schivindelie: es tanzte vor ihren Augen
und nur mit übermenschlicher Ani
strengung vermochte sie sich aufrecht
zu erhalten. Niemand hatte das leb-.
daste Gespräch der Beiden bemerkt,
und nicht lange währte eg, so war;
Guido verschwunden :
Adn rouszte später niemals, ob nachs
fiins Minuten oder nach einer Stunde ;
Tredegar an sie herangetreten wars
und ihr zugesliistert hatte, daß er ins
den Pakt gehe und sie itnn alsbald
folgen möge. World-» lauen wissend,
was sie thue-, tvillsahrte sie seinem
Geheiß und trat unter das sternen
iikersiite Himnielszelt hinaus-.
P
e
Eine tleine Weile stand sie still,
hatte sie die Empfindung als ob Auf
regung und Schmerz ihr den Athein
raubten. Wie schön doch die Nacht
war. Wie mild inii silberiiein Glanze
der Mond Alles beleuchtete. lFin lang
gezogencr Seufzer entsuhr kldas blei
chen Lippen. Die Lindenaklee -Jdan
Iredeaar —-—«sie sollte sich dort zu ihni
gesellen. Plötzlich bemerkte sie zwei
Gestalten-, welche näher traten und iiin
nicht beinerli zu werden, huichte sie in
das Dickicht einer Baumgruvpe.
»Ich glaube nicht, daßtsolin glück
lich zu nennen ist,« sprach eine Dame,
:n welcher sie die Grasin Thorrileh er
rannte, »und wag seine Braut betrifft,
sciann ich nicht umhin, sie höchst un
interessani ,3ii finden. Ich halte eg
iiii einen Jrrthuni von beiden Seiten,
daß diese Menschen glauben, zu einan
rer zu passeii.«
»Aber Sie müssen zugestehen, dafz
sie sehr hübsch ist«
»O ja, auch, daß sie den schtechteii
Geschmack hat, an den Schmeicheleien
Tredeaarg Gefallen zu finden-«
Die Beiden entfernten sich und Ada
lehnte, ihrer Sinne taum mächtig, an
einem Baum. War es also so weit
gekommen, daß rnan sich erlaubte, in
diesem Ton von ihr zu reden?
»Ich will anhören, was Herr von
Tredegar niir zu sagen hat; ich will
meinen Vater sehen. ireiin er biet ist
-—— ich will das Schlimmste hören und
dann fiir immer mit Tredegar bre
chen. LI, wie mag Guido nur so
grausam sein, an mir zii zweifeln.«
Langsam gng sie der Lindenallee
zu; einmal, währen sie sich umbliate,
glaubte sie eine Männeraestalt zii
sehen, welche ihr folgte; aber was lag
denn auch weiter daran? Kaum war
das Gespräch mit Tredegar vorüber,
so wollte sie Guido Alles sagen, und
dann-das wußte sie, mußte Alle-:
gut werden.
Arn Eingang der Lindenallee blieb
Ada stehen. Der Mond beleuchtet
ihe bleiches Antlitz. sie zitterte an allen
Gliedern.
»Er ist nicht da,« sliisterie sie leise
vor sich hin, im nächsten Augenblicke
trat Form Trede ar an sie heran; sie«
sah. aß seine i ugen leidenschaftlich
; ausleiichteieri, sie fühlte eine seiner
Jhänbe auf ihrer Schulter, sie vernahm
T die Stimme, welche zu ihr sprach .und
drch war es ihr, als ob sie in einein
Traum befangen sei.
, »Ich bin wohl vorbereitet ani
men,« flüsterte er lächelnd. «ich achte»
daß Sie teine stille mit haben wär-J
den, und die Nachtluft ist empfindlich,;
besonders nach dein Aufenthalte in
dein heißen Tau saal. Tretet Sie
hier in den en derBäunie, da
uiit Niemand von der bittenden Die-«
nerschast Sie zu Gesicht bekommt-"
»Es is einerlei, here von Tredegar
s- nach dein heutigen Abende werde
ich kein Geheimniß mehr vor meinem
Verlobten haben, werde ich ihm Alles,
adet auch gar Alles sagen.«
»Wollen Sie meinen Arm nehmen F«
forschte Tredegar ruhig.
»Nein, Sie sier mir widerwärtig,
und ich will so wenig als nur irgend
möglich mit Jhnen zu reden haben.
Sagen Sie mir nun, was Sie mir
durch-us sagen wollen. Wie steht es
um dieses Geheimnis, welches meinen
Vgter umgiebt? Meister und wer ist
cle«
Eine Setunbe lang stand er wie un
sck,liissig da, dann ries er plöylichc
»Ich will es Jhnen sagen, kommen
Sie. Wir können nicht hier stehen
bleiben, wir würden zu leicht von Un
berufeneer gesehen und gehört. Es han«
belt sich um Leben und Tod siir Ihren
Vater unb siir Frau Saugt-im die in
erster Linie berücksichtigt werden müs
sen. Jch will ich tnrzfassem wiu
Ihnen sa en, dä Ihr Vater seit ah
ten in Jßrer un . hrer Mutter ähe
gelebt hat und zwar unter falschem
Namen — es ist Georg Redmann, der
Geldderleiher aus Perrin.«
Ein leiser Schrei entrang sich Adan
bleichen Lippen. Sie erinnerte sich, wie
er sie scharf angebliclt, und sie fühlte;
daß Jvan Iredegar, diese-S eine Mal
wenigsten-L die Wahrheit spreche,
wenn er es auch bisher noch nie ges·
than. -
»Herr Redmann ist Ihr Vater,"
fuhr Tredegar fort. »Er befindet sich
ietzt sluchtbereit an Bord meinerYacht,
er bringt mir blindes Vertrauen ent
gegen und erwartet von mir. daß ich
ikxm sein Kind zufiihr daruit dieses
später der Mutter mi weise, wie die
Dinge stehen«
Eine tut-te Pause entsta::d, dann
fragte Ada plötzlich:
»Und wes-halb wünscht mein Vater
zu entfliehen? Wie toinn!:eg, daß er
Ihnen Vertrauen entgegenbringt, ac
rade Jhtten?«
»Das will ichJhnen sagen; icli weis-»
daß Sie starl und entschlossen, daß
Sie im Stande sind· auch einen ver-«
Erichtenden Schlag zu ertragen. Jdr
IVater und der meine sind Studien
genossen gewesen. Jhr Vater bringt
mir Vertrauen entgegen, wenn mich
die Welt auch für noch so schlecht halt.
« Sein Verbrechen war nur ein Alt der
Leidenschaft, die wahnsinnige That
eines zur höchsten Verzweiflung ge
triebenen Mannes -—— man nannte es
Mord ----- wenn es auch im Grunde
genommen tein solcher gewesen; er
entfloh nnd hat sich immer zu verber
gen gewußt. Vor ein oder zlreiWo
clgen erkannte ihn Jemand durch Zu
sall——doch wo u tauche ich c’hnen
cll diese Einzel eiten zu sagen? « bres
Vaters Name ist nicht Reinnann und
atch nicht Langton, er ist FranzNoftln
der re .t:näßige Erbe von Schloß
«T—everill, und Guido von Eolin ist
nur ein Usurpator.«
,,Sprea;en Sie die Wabrieit?'
erschte Llra der es zu Ruthe Ivar
als-·- ob sie zu Boden sinken miifse
»Ja, die volle Wahrheit Noch we
nige Minuten, und Sie trierden sich
Von Allem selbst überzeugen können
---e4:« ist keine Zeit zu verlieren!«
Tie Beiden hatten den Strand er
reicht. Jvau hots das junae Mädchen
in ein Boot, indem er ih: nochmals
bctheuerte, die Yacht werde sogleich er
reicht fein, und an Bord derselben
finde sie ihren Vater.
Nach wenigen Ruderschliiaen leate
das Boot tenn auch wirttich an und
Jvan trug das jnnae Mädchen fast hig
a ifS Verdeck; sie siiblte sich des Spr-:
den-· unfähig. Die Gedanten wirbel
ten chaotisch in ihrem Kasse hin und
her. Sanft geleitete Jesan sie nach
einem kleinen Salon, ichetktte ihr ein
Glas Wein ein und bat sie. denselben
zu rrinlen.
»Sie zittern vor Kälte, mein armes
Kind,« sprach er hat«-ei zärtlich »Mutt
lrcherweise befinden sich Hiillen uni:
Kleidungsstiirte meiner Schwester an
Bord nnd wir wallen sehen, wie wir
Ihnen damit aughelscn können. Nun
lasse ich Sie eine lleine Weile allein
um nach jeder Richtung hin fiir Ihr
Behagen Sarge zu tragenf
»Wir aber ift mein Vater? Was
wird Mama denkens Bitte, senden
Sie meinen Vater gleich zu mir, ich
tin bereit, selbst das Vlergste zu vers
nehmen. O, mein Kopf, mein armer
Kopft«
Ada schwankte so unsicher aus den
Fliegen hin und her, daß fie sicherlich
oden gesunken wäre wenn Jvan
sie nicht irr seinen Armen ausgesungen
hätte. Der Kontatt mit ihrer zierlichen
Gestalt brachte sein Blut zum Sieben
»Sie müssen ein tlein wenig ruheer
sprach er zärtlich; »ich furchte, daß
Sie erkranken tönnten, und das würde
ist) mir nimmer verzeihen. Herr Red
mann befindet sich als Matrose ver
tleidet attBord, ich gehe jetzt, um mit
ihm zu reden.'
Aha nittte traumbesur:cen, ihr
schwindelte nnd Tredeaare Stimme
ilang wie and weiter Ferne zu ihr
herüber
»Ja, ich bin müde,« sliisterte sie
leise.
»Sie befinden sich in der Kabine
meiner Schwester. Diese ist genau
in demselben Stand, in welchen-.
Edith sie heute Morgen verlassen. Sie
rnö n fich einsperren, und wenn ich
l
swte er komme, poche ichziveimal nach .
einander an die Thiir --— dann machen !
Sie mir anf. Wenn Sie etwas geruht -
habe-, dann werden Sie sich wohler
sfiihlem es iit nur die Bewegt-n ver
"Yacht, welche Sie peinlich empfinn
i Er entfernte sich, und sie schloß die
IThitr sorgfältig hinter ihm ab. Ein
paar Minuten blieb er regungslos
sie n und lächelte. Er hörte, wie ein
ti er Seuf er sich ihren Lippen ent
rang» und ilitfterte leise:
»Das Matwtlkum wirkt. M Wird
bis zum Morgen schlafen und dann
—— dann redet natürlich die ganze
Welt nur von der Entführungng
fchichte. Jm gegenwärtigen Augen
blicke wäre es mir nicht angenehm,
Fragt North entgegentrat-! zu mitf
en. ch habe um hohen Preis ge
spielt, aber der Trumpf liegt m meis
ner band und in achtundvierzig
Stunden soll Aba Langton mein sein«
Er lachte und begab sich dann mit
langsamen Schritten auf das Verbeu,
um zu rauben und nachzudenten
35.
Es war helles Tageslicht, atg Aha
die·Augen au fchlugx sie hörte das
Rausch-en der ellen, fühlte die Bett-e
ung der Macht« und sie fragte « sich
chlaftrunten, was das zu bedeuten
be. Es tonnte ja nux ein Traum
ein. Ja Wirtlichteit lag sie vermuth
lich zu Haufe in ihrem Bett, war sie
rielleicht schwer trank gewesen. Q,
tric ihre Pulse pochten, wie ihr Kon
schmerztr.
Sie otickte um sich und sah ein Bitd
Edit Tredeghits welches an der
Wan hing Es konnten noch nicht »so
rrelStunden verflossen sein, seit sie
Schloß Deverill verlassen, aber plötz
lich übertrin sie die Angst, was man
dort zu ilrem Verschwinden wohl
jagen mochte Rasch entschlossen
sprang sie ans, glättete sich das Haar,
griff nach dein Mantel und wollte
eben auf die Thiir ziieilen, als an
derselben grpocht wurde.
» »Fraulein Langton,« rieiTredegar
mit leiser lseforgter Stimme.
; »Ich höre, wag wünschen Sie?«
forschte Ada, von unbewußter Angst
gepeinigt.
»(itottlob daß Sie wieder wohl zu
sein scheinen. Jch werde dass Früh
stück in ietnkMinuten in der Speise
tabine einftragen lassan
Sie hörte seine sich entfernenden
Schritte und nach wenigen Augen
vlicken schon lehrte er zurück, um sie
aufzufordern, daß sie zum Frühstück
tumme.
Ada gehorchte, denn sie fand die
Luft in ver Kabine drürtend schwül.
Tredegar trat ihr entgecen Sein
Antliy war bleich, seine Augen blut
unterlaufcn Schweigend geleitete er
Ach n cl) dem Salon, in welchem ein
östererxiener den Tisch gedeckt hatte.
»Der Mann ist vollständig taub
und in vielen Dingen ehc dumm -
Darf ich Ihnen Kassee oder Thee an
bi,eten - mein gnädiges Fräulein?«
fragte Jvan Tredegar anicheinenoj
ganz unbefangen
Eine Taiie Tbee, trenn ich bitten
darf, sonst n Ichts
Tredegak ertheilte dem Diener die
Weisunq, das Gemach zu verlassen
«Zn Befeblf erwiderte der Minn
»Wird aber die andere Dame nichts
teniitbiaeti?'
,,Nein, nein,«· rief Tredeaar ung: s
duldig, und nachdem der Illre sitt-ent
fernt harte, fiigte er hinzu: »Ein bra «
rer Mensch der zuweilen von selt
Iamen Hnllunzinationen l:efallen.«
tFkrtietzung folgU
l
Das Erbot-ten von Mit.
irrtlxrrrilrh El. Luni-J
Die furchtbare tieinisuchung deri
KüsteCalisorniaS erinnert daran, daß
auch unser Landstrich in historischer
Zeit von einem schweren Erdbeben
durchgeriittelt wurde, dessen Zeugen
die ,,sunken Land5«, in New
Ijiadridtsountn Missoan sind. Wenn ?
mar. heute wenig von diesem Ereig i
nisse, das am «16.- -—18. Dezember deH’
Jahres 1811 eintrat, hört, so ertlärtt
sich dieg aus der Tatsache, daß der ;
heimgesuchte Landstrich damals nut;
spärlich besiedelt war und die Verluste
deshalb kaunr nennen-stockt waren.
Auf die Zeitgenossen aber machte das s
Erdbeben einen gewaltigen Eindruck
Ein Reisender-, der sich auf dem Dam- i
pfer »New Okleans« ans der Fahrt
von Pittsburg nach Cairo befand leg
war eines der ersten Schiffe auf den
Flüssen des Westens-L hat uns eine
Schilderung des merkwürdigen Na
turereignisses hinterlassen. das in ei
nem dichter besiedelten Lande von un
berechenbarer Tragweite gewesen wä-·
re. Er schreibt:
Als Kapt. Rooseveldts Boot den
Ohio- Fluß hinabtanr, legte es gegen
iiber Yellotv Bant an, um Kohlen ein
zunehmen Die waren schon einige
Zeit vorher dort fiir ihn ausgestapelt
worden« Während das Einladen vor
sich ging, lamen eine Anzahl Squatter
aus der Umgegend, und erkundigten
sich bei denReisenden, ob auch sie Tags
zuvor auf dem Fluß und in den Wäl
dern fremdartiges Getöse gehört, und
gesehen hätten, daß die Ufer bebten.
Sie erzählen, daß der Boden mehrfach
unter ihnen geschwantt hätte. Es war
sehr heiß, die Luft stark mit« Furcht-ig
keit geschwängert, trübe bnd drückend;
und die Sonne, obwohl als eine rie
sige Kugel von glühendem Kupfer
sichtbar, vermochte nicht mehr als eine
schwache Dämmerung zu verbreiten.
Als der Abend hereinbrach, kamen
stärkere Anzeichen des vor sich gehen
den Naturereignisseo. Wieder und
wieder hörte man heftiges Sausen
und Platschen. imd sah endlich die
Ufer streckenweise in den Strom stür
zen ein höchst beiingstigender An
blick. Auf dem Deck, wo sich die Pas
sagiere versammelt hatten, wagtel
kaum jemand zu atmen. und man
hätte das Fallen einer Nabel hören(
können; und auch die Mannschast ließ »
!
l
Tkaurn einen Laut vernehmen, und alss
s
l
man gar den Kometen nicht mehr sah, »
der seit einiger Zeit vorher am him-»
mel sichtbar gewesen, war die Bestät-;
sung allgemein
L Am nächsten Tage wurden die Cr
ifchiitternngen noch heftiger. Die dies
sllfer Idectenden Bäume, soweit sie.
inicht bereits herabgestürzt toaren.wieg- .
ten und neigten sich, ohne daß ein
Luftzug bemerlbar gewesen wäre. I
Den Reisenden blieb leine Wahl, alg
auf dem Boot zu bleiben, denn überall
sahen fi- die hoben Ufer stürzen und
alles mit sich fortreißen und unter sich
begraben. Eine Menae kleinerer Fahrs
zeuge, die am Ufer Schutz gesucht hat
ten, wurden begraben und in die Tiefe
gerissen, und mit ihnen viele Passagie
re. Eine große Insel, mitten im Fluß,
an welcher der Lootfe das Boot anzu
legen gedachte, weil bott keine Gefahr
von einstiirzenden Ufern zu befürchten
war, wurde vergeblich gesucht; sie war
gänzlich verschwunden Und in der
Umgegend fah man tausenbe von
Acres mit ihren riesigen Bäumen ver
Ilinleth
Jn Furcht und Schrecken ging’s
weiter-. Endlich, etwa eine Stunde
nach Cinbruch der Nacht, gelangte
man, fast in Sicht von Cairo, an eine
kleine Insel, an deren unterem Ende
das Boot angelegt wurde. Alles blieb
aus Deck, und lauschte bangen her
zens dem Tosen des tn wilder Bewe
aung schäumenden Wassers unter ih
tnen und dem von seit zu Zeit ertö
snenden Donner ein tiirzender Ufer.
- Auch der dieser Schreckenönacht sol
;gende Tag brachte leine Erleichterung.
Immer wieder erneuerten sich dieStö
T ßec über demLande lagerte eine schwe
re, schwarze Wolle, durch die kein
Sonnenstrahl den Weg sand, um die
verzioeiselnde Menschheit mit hoff
nung zu erfüllen. So unglaublich es
tlingen mag —- so wild war das Was
ser, daß es zu einem beseartigen
Schaum gepeitscht wurde, der sich zu
großen, ost sassergroszen Klumpen zu
sammenballte und fortschtoamm Noch
unglaublicher hört es sich an, daß die
Wasser der beiden Flüsse in starler
Strömung rückwärts liefen, « nnd
doch ist das eine von Vielen Aglau
bigte Tatsache. Heute noch -——— dieser
Bericht wurde erst viele Jahre später
niedergeschrieben alle die wunder
baren Erscheinungen jenerTage zu be
schreiben, ist unmöglich. Das Erdbes
ben äußerte sich teils in sentrechten
Stößen, teils in ioellensörrniger Be
tveaungx und es fanden, wie nicht nur
die Berichte von Augenzeugen, sons
deru die hinterlassenen Spuren bewei
sen, zahlreiche Spaltungen der Erd
lruste statt. aus denen Wasser,
Schlamm und Gestein hoch in die Luft
aeschleirdert wurde.
Eben unterhalb von NewMadrid —
im gleichnamigen Countn don Mis
souri und etwa 40 Meilen von (sairo«
wurde ein Richard Einmi- gehöriger
Prahni mit f; Köpfen Beiiiannung in
die Tiefe des Mississippi gerissen· Ries
sige Bäume versanken in den Boden,
oder wurden mit furchtbarer Gewalt
in den Fluß, und vom Fluß wieder
gegen das Ufer geschleudert Selbst
größere Bitte wurden hoch aan Ufer
geschleudert. Häufig ließ sich ein Nol
len und Rauschen und Zischen verneh
men, wie dar-— Geräusch eines Dampf
tessel5, ans dem der Dampf ausgebla
sen wird. Tie Luft war mit Schwe
feldiinsten geschwängert, und dasWais
ser im Flan und in den nahegelegenen
Quellen schmeckte nach Schwefel. Je
mand, der sich zur Zeit des Erdbebenä
im Boot aui dein Mississippi befand,
behauptet gescheit zu haben, daß das
Wasser des Flusses sich spaltete und
in mächtigeni Falle in die Tiefe stiirii
te. Einen Augenblick später war der
Abgrund wieder geschlossen, aber der
Fluß war in so wilde Bewegung ge
raten, daß ihm sein Boot zerschlagen
wurde, und er sich nur mit Miibe
durch Schwimmen retten konnte «
Der Bluff, auf dem New Madrid an
gelegt, und dessen Krone bis dahin
fünfzehn bis zwanzig Fuß iiber dem
höchsten Wasserstande gewesen war,
sant so tief, daß beim nächsten Hoch
wasser der Ort fiinf Fuß hoch von der
Flut bedeckt wurde.
Eine weitere Schilderng rührt von
einem Herrn Bringier her, der sich zur
Zeit des heftigen Erdbebens zu Pferde
auf dem Wege nach New Madrid be
fand. Auch sie ist erst im Jahre 1846
niedergeschrieben worden« Aber sie
stimmt in allen wesentlichen Punkten
mit der Vorhergehenden überein. Er
erzählt von Bäumen, die gegeneinan
der geneigt wurden und sich mit ihren
Aesten so fest verschlungen, daß sie sich
nicht wieder aufzurichten vermochten,
von dem betäubenden Krachen der ab
gebrochenen und zermalmien Aeste
und Zweige; und von den überall sich
bildenden Erdspalten und Löchern,
aus denen Wasser, Schlamm und Ge
Lteein hoch in dieLuft geschleudert wur
n.
Am l2. Januar 1812 wiederholten
sich die Erdstöße nnd von diesem Tage
bis zum 17. Februar folgten sich die
Bewegungen in größeren und kleine
ren Abständen. Da am 1"7. Februar
trat eine Erderschiitterung ein, schäm
mer atoalte vorhergegangenen. Die
Erde betam breite Risse und Spalten,
»was Vögel gewesen wurde Tal, wo
ein Tal war erhob sich nun ein Hü
gel.« Meine Seen verschlang die
Erde-« anderwärts wiederum ent
standen Seen und Lagunen. Die Ein
wohner flohen, «Wreeters«» zogen um
her und bemächtigten sich des herren
losen Eigentums-, -das sie auf dem
Flusse entführten. Auch St. Loui
wurde damals heimgesucht, doch tei
neswegs so schwer wie New Madrid
und das gleichnamiae County.
Dies war das erste Erdbeben, das
diesen Teil des Mississippi-Tals seit
Menschengedenten heimgesucht hatte.
Selbst die Jndianer bewahren in ih
ren Traditionen teine Erinnerung ei
ner ähntichen Katastrophe.
Die Universität von Pennsylvanien
hat den König Edtoarv und Andtew
Cornegie zu Ehren-Doktoren ernannt,
aber nicht angegeben. warum.
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Bei euren Kindern, Mütter, sucht das
s Glück,
« So lang sie jung, in frohem Spiel und
« Scherzm ..
Die Meinen reißen euch am Kleide
nur,
’Die großen reißen oft an euren Her
; · zen.
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s Auch bei den Besehen der Reine
ischiist Unienntnis nicht vor Simse.