Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 11, 1906, Sweiter Theil., Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M
Gräsin Holling.
Stizze von Annh Tresty.
Grösin Hollina ist eine schöne
Frau. Sechzig Jahre hat sie hinter
sich, und man sieht ihr sie an, diese
sechzig, und doch ist sie noch schön mit
all ihren Falten und Nunzeln Stolz
trägt sie das Haupt mit den schnee
weißen Haaren. Die blauen Augen
blicken so klar, so kühn, so vornehm.
Die Leute nennen die Gräsin lalt und
hochmüthig, aber alle haben Achtung
vor ihr. Wer tönnte ihr auch die
versagen? Gab es je eine Frau, die
gerechter, pflichttreuer war als die
Gräsin?!
Ihr ganzes Streben war »gerecht
sein«. Das Höchste schien ihr ein
Mensch, der seine Pflicht thut bis ins
tleinste, sich nichts verarbend, streng
aegen die andern, « ein Mensch, der
seinen Weg durchs Leben aeht stolz
und selbstbewußt
Mit vierundzwanzig Jahren war;
sie Wittwe new-Orden Ihr Gatte, das ;
Urbild eines braven, Vedantischen Be
amten, ertrantte im zweiten Jahre der ;
Ehe an einer RippensellentziindnnaJ
Sie pfleate ihn. Keine Kranken
schwester hätte es selbstloser, aus- j
spinnt-es thun tönncn Er starb,
und sie stand an seinem Sarge ohne
Thränenl und betete, da der Glaube
ihr etwas Heiliaes war, ohne Heuche
lei! siir die Seele dieser- Manties, den
sie nie geliebt. und dein sie dennoch die
treucste Gattin, dke beste Freundin ar
tvesen war. Und wie sie vom Be
gräbniß zurückkehrt, war ihr erster
--- «- , W—- ———--——-—-—
Gana an die Wiege ihres Kindes, und
am Bettrben dieses tleinen Geschöpfes
gab sie sich selbst das Versprechen, aus
diesem Kinde einen starken, pflicht
treuen Elltenschen zu machen, einen »
Menschen s- wie sie selbst war! !
s- u- i
Gräfin Holling sitzt in ihrem Bon
doir. Die unteraehende S nne wirft
ihre letzten Strahlen durch Fenster,
mitten auf den Schreibtisch, auf einen
Brief, der dort liegt: ein aroßes, wei
ßes Couvert, mit einer zierlichen, et
lirpas franenhaften Handschrift beschrie
en.
Wie aut die Gröfin diese Hand
schrift kennt! Dreißia Jahre ist es
her, da saß sie neben einem lleinen
arten Buben und schrieb ihm gedul
ia Buchstaben um Buchstaben vor,
und mit krummen Fingern, hastig und
ungeschickt, malte sie der Kleine nach.
Wie sie ihm damals schreiben lehrte,
da hatte sie geglaubt. sie könnte ihm
auch etwas anderes so lehren, ---— et
was. das sie mit Schmerzen bei ihm
vermißte: ,,Pilichttreue!« Seltsam,
daß er aar teine Empfindung dafür»
licher, verträumter Junge, ein Kind;
mit einem weichen Herzen, immer fei- ;
nen augenblicklichen Einvfindunaen
nachaebend, mitleidig, autmiithia. (
schüchtern und zärtlich empfänglich
fiir Schmeichelei und Liebtofunaen ——— i
er war das Geaentheil von dem, was l
die Gräiin aewiinicht hatte. Sie war
niemals hart tu ihm sie ließ sich nie·
im Zorn zu überftrenaen Strafen hin- f
reißen —- sie war stets. .aerecht«. —!
Aber Huao dankte ihr das nicht. Wie ;
bitter rreh hatte es ihr gethan, als sie !
sah, daß ee bei fremden Menfchen lie- 4
ber weilte als bei ihr, daß er in ihrer
Geaenlvart ein anderes Wesen an- i
nahm so aedriiclt io fremd Sie litt
» sie bifz die Zähne zusammen ———I
tein Mensch sollte ahnen, wie ihr zuf
Muthe war s— und sie arbeitete -—.
arbeitete unermüdlich an ihrem Kna- »
n.
ljr wurde Ofiizien
Orei Monate, nachdem er zum
Lentnant ernannt irorden, schrieb er
fiener Mutter, daß er mii der Zulaae
nicht angtommen tönne. Die Griifin
antwortete ihm: »Meine Verhältnisse
erlauben mir nicht, Dir mehr zu ge
ben« Ich erwarte von meinem Sohne.
dafk er sich damit einzurichten weiß
nnd keinerlei Schulden macht.« ———- Da »
kam er felbst und beichtete ihr, dafi er
gesbielt hätte, daß sie ihm helfen sollte,
helfen müßte. sonst . . · . Sie half ihm.
Und er gab ihr sein Ehrenwort, teine
Karte mehr anturiihren —— Ein Jahr
aina dahin. Und dann . . : es war
ein Frühlinastaa so schön und warm
und hell; iie saß in ihrem Boudoir
und vor ihr laa einer, zitternd und
weinend, mit bleichem, anaftverzerrtem
Gesicht -—« einer, der nichts mehr»
wuhte von Pflicht und Ehre, der nur
noch Anast kannte, namenlofe Anast.
daß »ed« herauskommen würde. und
daß er sich dann erfchiefken müsse «
und dieser eine war ihr Sohns Sie
sah ihn nicht an, als fie sagte: »Lie
ber todt als ehrlos!«
Dann war er entflohen. Wohian
Gröfin Hollan hat nie darnach ge
forscht
Es ift dunkel im Himmer aeivor
den· Langsarn steht die Griifin auf
ziindet eine lleine bronzene Schreib
Tifchlampe an und ergreift den Brief,
der daneben lieat. Ein Bote vom
ftiidtischen Krankenhaus hat ihn ar
bracht. Der Brief hatte sich in der
Tasche eines Herrn gefunden, der am
Morgen mit durchfchossener Brust
in s Krankenhaus einaeliefert worden
war und nach einer Stunde dort starb.
»Selbstmord« hatte der Arzt ton
ftatirt
r sie Griifin öffnet das Couvert und
ie :
Mutter!
JchM bin heimgekommen: ein müder
alterM ann. cIch wollte zu Dir! Eine
Zentimentale Jbee aber — mein Gott,
ch war ja immer ein fentimentaler
Kerl; man hat es mir oft genug ge
—
sagt, ost"«genug darüber spöttisch ge
liichelt. Und Du nicht- am wenigsten.
—-— Hast vielleicht recht gehabt, Mut
ter! Man muß ,,start", man muß
»hart« sein« sonst taugt man nicht
fiir’5" Leben. Und ich war beides nicht;
ich konnte es einfach nicht.
Ich habe »brüben« tüchtig gearbei
tei. Ja, Mutter, das that ich. Zu
erst aing’e schlecht, dann gut, dann
wieder mal schlecht, und wieder mal
aut ———- ich habe gehungert in zerrisse
nen Kleidern, ich habe in Frack nnd
weißer Binde in den vornehmsten Ho
tels dinirt habe viel durchgemacht.
viel erlebt -— nur eines nicht: ich bin i
nie glücklich gewesen. Von Jugend s
aus habe ich nur einen Wunsch ges-J
habt: einen Menschen zu besitzen, der
mir gut ist. Nun bin ich bald vierzig H
Jahre, und ich habe diesen Menschenl
nicht gefunden. Ein einsames, leeres »
Leben liegt hinter mir, ein Dasein
voll Hunaer nach Liebe, voll verzwei- i
feltet Sehnsucht nach einem mitfüh»
lenden Herzen. Da ist es wie eine
fixe Idee iiber mich gelommen: »Ich
will heim, zu meiner Mutter! Ich»
n-ill ihr alles-, alles saaen, und sie
wird mich verstehen --—- sie muß mich
verstehen! Sie ist doch meine Mut-I
ter!« —- Und ich habe Dich mir nor
aestellt, wie ich Dich sehen wollte.
Jch reiste nach Deutschland- Un
terwegs packte mich die Anast, das-, ich ;
Dich vielleicht nicht mehr unter den«
Lebenden finden würde, aber ie melir ;
ich mich der Heimatli näherte, desto:
fester ward mein Glaube an dieses
Wiederfeben und isxie ich dann end- «
lich da war, wie der Zug hielt - ich »
war toie ein blind so aliietlich
so dumm.
Gleich vom Bahnhof wollte ich zu
Dir. Und ich eilte durch all« es
wohlbekannten Straßen ---— ich sahl
nicht rechts, nicht links « -ivas liim- ;
merte mich das alles! -— ich wollte(
zu Dir — zu Dir! lind dann stand »
ich am Gartenthor. Es war offen,
aber ich wagte nicht, einzutreten. Mir
war, als wenn mir etwas den Hals-;
zuschniirte; ich liebte und zitterte am »
ganzen Körper. —- Die Hangthiir ging
aus. Unwillliirlich trat ich zurück hin- i
ter das Gitter. Jemand tain die!
kleine Steintreprie herab in den Gar- i
i
i
i
ten. Du warst es, Mutter! Du !
gingst den schmalen Kiegwea entlang
—- ich trat annz dicht ans Gitter « »
—- bliebst Du plötzlich stehen —- nnd i
wir sahen uns ins Gesicht -— dniini
ainatt Du tr.eiter. Da ivus3t’ ich, daß i
ich ein Thor gewesen, ein dummeni
lindischer Mensch. s
Und noch eins ivufzt’ ich: daß ichs
wich nicht mehr vor dem Sterbeni
stirchtete wie damals, als ich Dich auf ;
den Knien um Hilfe bettelte. ---- Und
daß ich deute so start bin, Mutter,
das dant ich Tir! Hugo.
Eine Thiir wird leise aeöfsnet, die
Portiere zum Boudoir sacht zur-Ziel
geschlagen nnd das runde Gesicht de
Stubenmiidchens streckt sich behutsam
vor. »Verzeihen Frau Gräsim eine
Aranlenschwester möchte Frau Gräiin
sprechen-« «
»Gut, ant!« Die Gräsin steht aus.
verschließt den Brief und tritt in das
ansiosiende Wohnziniiiier. wo eine
innae Schwester im schlichten Wascl
lleid nnd schwarzer Haiibe ihrer war«
tei. Sie hat die Sacken des Verstor
benen aebracht: seine Kleider, die llbr
und die Briestasche. Und aiig den
diintlen Auaen der tleinen Schwester
richtet sich ein Blick aus die Gräsiiit
Mitleid lieat darin nnd etwas irie eiis
stiller Vorwurf. Da hebt die Griisiii
den stolzen Kopf noch höher, und rit
bia und talt tommt ek- zwsschen den
schmalen Lippen hervor: »Gott verarbe
meinem Sohne! Ich war gerecht quen
ihn!« Aber die diiiillen Augen der
Schwester senken sich nicht« als- sie
antwortet: »Nur aerecht. Frau Grä
sin? Das ist nicht viel siir eine Miit
teil«
Die kleine Schwester ist aeaanaen
Meckanisch nimmt die lijräfin die Uhr
vom Tisch, zieht sie ans und blickt ans
den winziaen Seknnfenzeiaen der ficks
so eilia iin Kreise dreht. Und sie denkt
an ihren Sohn wie siesiir ihn ne
lebt —-- wie sie sich um ibn aesorat
wie sie ihn aeliebt. Sie denkt der
Tage, da sie an ibm aearbeitet, um
einen starken, vilichttreuen LlJienseben
Hans ibm zu machen; « sie denkt der
J Nächte ---— jener lanaen, langen Nächte
; voll Beten und Theiinen . . . ilnd da
H lam so eine lleine Schwester, ein Kind
ivon ianin ztranzia Jahren, nnd die
) durfte ihr sagen: »Es war nicht viell«
l Glriisin Hollina ist eine seböne Frau
ISechiia Jahre bat sie hinter sich, und
man tiekn ibr sie an, diese sechzim und
doch ist sie schön, mit all« ihren Falten
und Runeeln Stoli teiiat sie das
Knuvt mit ibren schneeweißen bauten
Die blauen Anan blicken so tlar, so
iiibn,'so vornebm s- - die lassen es sich
s heute noch nicht merken, wieviel sie ges
! weint.
»N-—- ----- —
t Gaunerei
- »Mit dem Hund, den ich von Ih.
nen gekauft habe. binichschön ’reinge
legt toorden!«
»O, es stand doch aber groß und
identlich draußen an meinem Garten
thoke: »Vor- dem Hunde wird ge
warnt«!«
Wie man spricht.
»Ja, sa, lieber Direktor, das Pu
bZilum will von dem alten Mozart
nichts mehr wissen,« sagte der Sänger
und da war er eben als Don Juan
ausgepsifsen worden. 's
Ein Geschäft.
»Schon dald der Fiinfzehnte,« sagte
Frau Mantvald mit einem Seufzer,
indem sie ein neues Blatt vom Abteiß
lalender löste s -- ,,na ich sage, wir be
halten densieller noch ein Vierteljahr
leer, jetzt tontmt doch kein Miether
mehr zur-I Ersten.«
,,Wat)rscheinlich nicht!« Ihr Mann,
der noch antFriihstiickstiscls saß, brum
n:elte vor sich hin. ·
Frau Maywakd ging mit dem
Etanbtuch nach dem Schreibtisch hin·"
til-er nnd setzte dort ihre Morgen-:
arbeit fort. »’st doch wirklich zu ge
mein, nun -schon’5 dritte Viertel«ahr
ter Miethaugfall Na, und zum klJuli
kommt doch auch keiner nach ’m Ge
schäftsstellen Da zieh’n nicht mal die
Schuster.«
»Wenn-innig keine aesrkjeitenx wag
da kommt, nimmt man noch nicht ein
mal.«
»Alfo trollen wir uns nnn darauf
aefaßt 1n.1chet:, daß er big Oktober leer
bleibt« Frau Maywald seufzte wie
der und setzte die Rippesiigur, die sie
eben abgerietsen, etwas »Wir-hat« aus
ten Schreibtisch zurück.
»Na, eigentlich kann man es keinem
der-dritten, tvcnn er in die Bude nich
rein mill, sie sieht ja anst) zu dolk
ang.« Ihre Stimme klang scharf.
»Ach, das soll wohl mir gelten?«
Der Mann schien die Schärfe zu ver
stehen
,,Na, Du mußt doch zujcbem Oskar
wenn De was hättest machen lagsen».«
»Ich jech jar nischt zu!« Er ielihr
grob ins Wort. »Die Bude is noch
lange frisch fiir das Volk, wag rein
,»-,ichen sou. Was soll denn reinziehent
·:i Flickschuster, der braucht am Ende
·n Salon."
»Aber er sieht so , daß ’g nasz is.
Wenn Du die Stube hättst neu tape
zieren lassen, hätt’s niemand gesehen.
Wenn natürlich die Tapete oon den
Wänden hernnt rbauinelt . . .«
»Ach was, la mich in liiuhi«
»Nu, mir soll’s ja recht sein, mein
Geld loft’H ja nich’, is ja Dein-s. Jetzt
sieht er ’n halbes Jahr leer, und nn
noch mal ’n halbes, macht ’n Mieth
nusfall von vierhunderlundfiinfzia
Marl.«
»Ja, ja, ja!« Er blätterte die Zei
tnngen yeftig um und sagte nichtg
:·-.-eiter. Dann warf er das Blatt
plötzlich beiseite und schlug mit der
Faust aus den Tisch: »Zum Donner
lrsetter, was soll man denn machen!«
lkwig der Aerger um den lKeller! Hat
man ’n mal vermiethet, dann kommt
dir Bande schon nach sechs Wochen: ’g
i-: naß und Jott weeß was, und man
Zins-, sroh sein, wenn sc jutwillig
rang-jeden und einen nich noch de Po
lixei auf’n Hals holen; und sind se
Jausjezogem steht die Bude leer.«
Frau Manwnld antwortete nicht,
rie polirte anaelegentlich am Spiegel
herum.
Ihr Mann lnitterte die Zeitung n
sainmen: ,,Siel)ste wohl, schimosen
lannste, aber wenn man Dich um
Rath srägi, weißte nichts, und nie
fagste, neu inpezieren lasse;:, als ob·-H
wag nutztl Nach drei Wochen sitzt dort-.
rer Schimmel wieder draus, und wenn
man auch in der Zwischenzeit vermie
tbet hätte, ginge der alte Aerger doxlI
wieder los. Am besten, man macht dic
Liude zu und stellt seine leeren Wein
naschen rein, nicht mal siir de «voller:
se zu gebrauchen«
»Na, da wärst Du schön dumm!'
sagte die Frau. -
»Weißt Du vielleicht wag anderes .’«
»Ja, ganz gewiß. Setz’ Dir 'r
Ilzortier rei:i.«
»Du bist wohl nich gescheit, in "i«
:l;eueren Geschäfthcller!«
»Der aber bis jetzt bloß erst Tir
-tlieuer zeioorden ig.« Sie lachte spöt
.iisch. »Nein, hör’ mal zu, ich hab mi·
das schon lange überlegt. Wir gelseir
; cer Frau die de Treppen scheitert unt
i c- Gag anbrennt, jetzt dreißig Mart
l H Mons.1t.«
) »Und der Keller lost«t siebenundksrci
sszigsjtsziz det nennst Du wohl im
l fest-«
» »Wenn Du siebenunddreißig trieaen
’i"onutest, würde ich Dir weinen Vor
i schlag-r ich machen. Du kriegst sie aber
!:kich, det is eben die Sache-· WenuTc
Tir ’n Portier reinsetzt, kannst ihm
fiirg Geschäft zehn Mark Miethe an
rechnen und gibst die Wohnung frei
lsringtDir der Keller vierzig Mart.
»Ach und Du denlst dadraus wird
einer reinfallen Z« Er lachte auf.
Sie warf das Staubtuch beiseite
und trat an den Tisch: »Ach und
Du denkst, da lriegste keinen? Mit
Vergnügen sag’ ich Dir. Irgend ’I!.
Schneider oder ’n Schuster oder einen
der sonst was zu Hause macht, und
wo de Frau mitverdienen onus-» Leute.
denen ’g recht schlecht geht, die tout
nien gern, die sind froh, wenn se ’n
Unterschiin haben.'«
»Du redest grade, als ob Du schon
einen hättest.«
»Habe ich auch! Na, wag sagsie
nnns Unser Schlächter hat mir die
Leute empfohlen Der Mann iS ·u
Juvalioe und macht Flictarbeiten,
und de Frau geht aus Austvartune.
Jetzt wohnen se auf’m Hof vier Trep
ren, die wär’n heilfroh, wenn se vorn
wohnen tonnten, wo der Mann Be
susllungen von de Straße hertrieaen
kann· Nach die Niisse frassen die gar
nich, dazu sek)t’s ihnen viel zu schlecht«
»Aus-gezeichnet. aber wirklich aus.
gezeichnet!« Der Mann, der ibr erst
aleichgillig, dann immer ausmertsai
mer und zuletzt mit einem bewun
dernden Ropfschijtteln zugehöri, riels
sich die Hände: «.L7ete, Du bist ja ein
Prachtweib, bringt uns die Frau das
alte Giftloch untert«
»Na, es is noch nich weg;« sie lachte.
»Die Sache hat noch ’n Haken; se ha
Eben nämlich zwei Kinder, und Du
iJn inmst doch keine «
Das Letzte kam etwas ängstlich her
zaus, allein der Mann rief: «Laß
does. ne halbe Mandel haben, des i—
isi cl, in diesem Fall ganz wag anderes!
. Ach bin ja froh, daß wir die Bude los
sind und holen dabei noch n Geschäfi
aunachi «
« »Jawol,sl,« sagte Frau Mann-old
iiud warf sich in die Brust, »und wer
l-. . Ls gemacht? Jch!« —
Jn Räuberhänden.
Pan Paul Cserna
! Die Zeit liegt noch nicht allzu fern
jhinter nn5, da Ungarn thatsächlixtj
ldng Dorado der Räuber war, das
l,,9iä11berpardie5'«, von dem in älteren
chisewerlen überaus viel die Rede ge
;n!esen. Koch vor etwa einem halben
istchrhundert ivimemlte es in manchen
Gegenden Un arns von Räubern, und
chersälle ans »Pußten« leinsame Ges
chäfte, init einein Herrenhnuse nnd
einigen Wirtbschaftsgebäuden) gehör-:
ten »in den ganz alltäglichen Dingen.
» Und nur zu ost war der Epilog solch’
eines Ueberfalles ein Mord — man-j
innl ein Massenmordx ging es bei
Ueber-fällen ohne Blutvergießen ab, so
Itennten die Betheilgten von Glück
lreden. « «
» Jn feinem Meinoirenwerte: ,,Tl)e
jStory of nn) Struggleg« lFisher Un
»n«iin, London, 2Bde.) erzählt der be
tcnnte Orienialist nnd Llsiensorscher
Vambery ein selbsterlebtes »un·ac1ri
sang Räubersiiicklein«· Der Vorfall,
sehr bezeichnend auch siir die »Politit«
der österreichischen Beamten, also ein
Beitrag zur Geschichte jene-c ,,stillen
««k,-.1bre«, spielte sich in einein Dorfe des
Vatonyerwaldeg ab, dem damaligen
Onnptquarticr der Räuber. Vambery
nsar dort Hanslehrer ——— es war dies
seine le le Stellung, bevor er seine
große i- eise nach Jnnerasien antrat.
Der Vorfall, von dem er berichtet, ist
dem Schreiber dieser Zeilen längst be
tcnnt. War doch Bambern der Er
neher seines Vaters-, und die Episode
ereiqnete sitt) im Hause seines Groß
unters.
»Es war am 11.Mooetii"r)er warf
—-schreibt Bambern ---—, ,,an einem
rrgnerischen Abend, als ich, nachdem
ich bis zehn Uhr vergnügt plaudernd
iin Familientreise geweilt, mich in
mein Zimmer zurückziehen wollte, das
auf den Hof hinaus ging. Jch öffnete
die Thüre und sah zu meinem
Schrecken vor mir eine Anzahl mag
tirter Männer; einer packte mich an
srer Brust und stieß mich mit aller
knraft ins Zimmer zurück, während
sie anderen hinter ihm drein stürm
ten; ein jeder hielt nun ein Mitglied
»Der Familie fest, und sie drohten, jeden
,-I ermorden, der sich rühren werde.
its-s war eine Bande Räuber, die aug
den benachbarten Batonher Wäldern
hervorgekommen waren. Sie hatten
die Gelegenheit wahrgenommen, Herrn
sisriinfeld inieinen Großvater), der
den Tag zuvor mit einer beträchtlicheu
-Eumme Geldes ler war Landtvirthl
» Jom Bester Markt heimgekommen war,
u überfallen. Als ich nun auf dem
Tktur lag, einer der Mordbuben auf
meiner Brust kniete und mir den Lauf
feiner Pistole auf die Stirn drückte,
-tehrte mir allmählich wieder dar- Be
» oußtsein zurück. Der Anblick der halb
Jst:ntlen, von Lampenlicht beleuchte
n Szene mit den leichenfahlen Ge
sichtern der entsehten Familienmitglie
cier hat sich fur immer in mein Ge
ldiichtnisz eingegraben gleich einem bis
» sen Traum.
Nun folgten noch schrecklichen Sze,
!:en. Wir wurden von einem Zimmer
·n5 andere s,cschleppt, und, während
fsie Diener draußen angebunden stan
:en, seufzend und achzend· wurde Herr
driinsetd aufgefordert, seine Werth
Zehen und sein Geld l)er;11geben. Sei
Turden ungefähr 2lt,tn)() Gulden ge i
aubt; als aber die-H die Ranbgier der
..«ilden Gesellen nicht befriedigte, nnd
riner von iksneu den Lauf seiner Waffe
«:rf den Familienvater richtete, verlor:
as miene Geduld, sprang auf und
rief, die Waffe an meine Brus
drückend: »Wenn Jhr morden wollt,
so tödtet mich; ich habe tin-der Wein
noch Kinder; es ist besser, wenn ick7
T-erl«.e!« Diese Worte schienen aus
en Anführer der Bande Eindruck zu
3::.ick,sen; toahrscheinlich toar er ein
politischer Flüchtling, der sich im
Walde versteckt hatte, um der Rache
der österreichischen Re ierung zu ent
gehen. Illus seinen Lsint enthielten
sich seine Spteßgesellen des-Z Blutver
gießen5. Sie rafften alle-z Geld und
alle Werthgegenstände zusammen und,
nachdem sie auch mein Zimmer durch
sucht, oon too sie aber nur einige
Bande ungarischer Felassiler mitnah
men, entfernten sie sich tund ließen
pns allein im mitteren Zimmer.
Diese griisiliche Nachtszene hatte fiir
mich ernste Folgen; denn die Polizei
Eies Distrittg von Zicm, wozu tcsetenn
wer Wohnort meines Großvaters) ge
hörte, tam cui die kluge Idee, mich,
der ich eben zu der Zeit in Verkehr mit
der ungarischantademie der Wissen
schaften stand, zu verbiichtigen, im ge
heimen ein Genosse dieser Räuber,
fliichtigerdiietellem zu sein«v nnd in
ihrem Ver-dacht wurde sie dadurch he
ieärkt, daß ich die Thüre geöffnet
ljatte und mir, ausgenommen die
Bücher, nichts weggenommen worden
ice-r. Ein eifriger Antislljinghar sing
sogar fo iceit, zu empfehlen, mich in
Haft zu nehmen und das Ergebnis;
des Verhörz abzuwarten Ganz gewiß
wäre ich aufgegriffen und inonntelang
trie ein gemeiner Verbrecher behandelt
worden, wenn ni t nxein guter
Freund, Herr Grün d, sich fiir mich
verbürgt und meine Unschuld betheuert
»Jetz’ngc?izs1·;an Dattor . . . . Wenn er mir nur Us- Bier verbieten thät,
der Sterl; nacha saufet ich erst recht!«
hätte. Statt in den sonnigen Orienti
zu gehen, wäre ich wohl unschuldig
ins q«(5.tefa.igniß gewandert« .
Den Erzählungen meines Vaters»
folgend, kann ich die Mittheilnnaen
Vanileryz ergänzen Die Tbäter Ivur I
den lange Zeit nickt gefunden; nach
Jahr und Tag aelang es der Gen
darinerie, in einem Nachbarlomitate;
einigen der Ränker »auf die Spur zu;
lominen«. Auch ein Bruchtheil des ge ;
raubten Gutes konnte wieder berbeige !
schafft irerden, alles in allein ein
»Taufender« und etliche Schniuclitiiile. l
Die Geliebte eineg Räubers hatte, in?
einem Anfall von Eifersucht, die Sache »
»ausaeplanscbt«; die Behörden kotiniT
ten aber nicht niebr viel marben
von den Gesellen war einer gestorben»
andere verschollen ---— die toeniqen, de: J
ren mais habhaft wurde verbraktstcns
dann etliilke Fabre ini (Ftef·cinanks;. Der .
Hanvtriidelgfiibrer wurde nie entdeckt.i
«-..—-..-...--—--—.
Beiden geholfen-. , !
Bekanntlich hat jedes Theater einen;
Arzt, der den ihm zur Verfügung ges-:
stellten Platz bei jeder Vorstellung ein »
nehmen muß. Nun tann man es tei !
nem Menschen verdenlen, wenn er:
nicht «dag Verlangen hat, hundert und
mehr Aufführunaen von beispiels
weise «Narhtashl« oder »An-Heidel
berg« oder ,,Zapfenstreich« beizuwohs
nen und seinen Platz demzufolge
Freunden überläßt
Der Freund eines Thneaterarzteg,
ein junger Schriftsteller, hatte auf
diese Weise eines Abends das Billet
erhalten und versolate aerade mit Jn
teresse die Voraänge aus der Bühne,
als ein Loaenschließer aus ihn zu
stiirzte und ihm mittheilte, die Heroine
hätte einen Nervcnaitfali.
Der sunae Mann mußte wohl oder
iihel dem Beamten folaenx er wurde
in die Garderohe geführt, wo er den
Direttor nnd den Reaisseur um die
um sich schlirqende Heroine beschäftigt
sand·
»Scl",nell. scknelL lTerr Dottor! Was
ist in thun’5«
Der junge Mann. der das ebenso
wenia wnsrte triie jene, wurde roth
wie ein aetoehter Hmntner, und mur
melte nur: »Wir wollen sehen, ·wir
wollen sehen.«
,·.lssal«en Sie ihr Wasser iilxer den
Kopf genossens«
.5’(o-"
»Es bat nicht geholfen-L«
»Nein-«
«,,65e"ben Sie etwas Gan de Co:
loane.«
»Ist nicht da.«
»So besoraen Sie eine Flasche«
Direktor und Reaissenr stürzten da
von und kaum hatten sie die Garde
rohe verlassen, da wurde die Patien
tin Plötzlich vollkommen ruhig und
saatet
»Herr Doktor, Sie sind ein guter
Kerl. nicht wahr F«
,,N -—-sa, Tränlein.«
- .,H«o"ren Sie. ich bin ganz aesund,
tSie hätten das ja doch bald heraus
faesunden Ich mirs-, zwei Taae Ur
t lanb haben: lönnen Sie mir die nicht
I verschaffen?«
; »Het2lieh aern", erwiderte Der ver
inieintlickie Arzt »Sie lind aneb ein
jauter Kerl, nicht wahr, Fräuleian
Dech bin aar tein Doktor-; der Thea
Hterarzt bat mir nur fein Billet ne
gebenx Sie diirfen mieli nicht ver
« rathen.«
i Jn diesem Moment tamen Tirettor
und Reaisseur zuriiel jeder mit einer
iFlasebe Gan de Colome bewaffnet.
Der innere Mann theilte ilmen mit,
dan die Stiinitlerin ihren Vlnfnll be
reitet überwunden biitte nnd ohne lite
fabr wieder Auftreten tiinne als-er un
ter allen Umständen einiae Taae auc
lnnnnen iniisse.
Die beiden machten zwar fauere
Mienen, bewilligten aber den Urlaub.
Willkommen-.
»Ihr Frau ist in lolossal heiser:
lassen Sie denn da den Arzt nixtn
kornnien?«
»Werd’ mich schön biitenx dng ist
das erstemal, seit wir verheirathet
sind!«
»Entw» tetrib1c. «
Kutten tlringt der zu Besuch an
ire senden Tante Das- Kursbuch): »Sieh
aber gen-an nach, TonteA
Tante: »Aber wie kommst Du denn
darauf mein Kind; ich habe es ja gar «
nicht verlangt?« «
Knrtchem »Ja, weißt Du, Papa
l«,-.«.t gesagt: wenn nur die (.lte Schach
tek den Zug nicbt bewußt-«
Nin-.
Ein feingetleideter Hexe läßt sich
1:.:ch dem Gefängnißgebäutse fahren.
Kutscher ,,Soll ich vielleicht so
Lange warten bis- der Hirt wieder
herauskommt?« .
Herr: ,,«.I.76cinetmegen, wenn Sie so
lange Zeit txt-den«
Kutschen ,,Dc1ncrt«s:i denn lange?«
Herr: »Nein, nur zwei Monate-«
teniernenhofbliithe
Unteroffizierc ».1lso mit drei Lö
chern in der Mentur kommen Sie
zum Appell. Rennen Sie sofort
zum Flickfkhneiden Sie lebendiger
Schmeizertäfe!«
Selbstbewnfite Variante
»Du bist abermal ein süßes Mä
del!«
Die Zwölfjährige Grete: »Ja,
meine Eltern find in der Wahl ihrer
Tochter sehr vorsichtig gewesen!"
Der Retter.
Bei einer kleinen Abendgesellschaft,
bei der auch das Söhnckien des Gast
qeberg einige Stunden verweilen
durfte, war plötzlich der Gefvrächgstoff
ntigqecmngen nnd die Stille fing schon
nn, peinlich in werden. Der kleine
Paul, der während- dieser Redepause
nndernandt die Beintleider seines
ihm aeaeniiher sitzenden Vaters be
trachtet hat« machte den Retter in der
»Noth, indem er mit seinem hellen
IDe ne Hosen sind unten nusaefranft
Stimmchen Instiin Dn. Papa
s«
kleine N i l til
Atti ilcin tznni Lieljh»lc") »Ach
sdenl e Dir nnr lieler Whit erii muß
meine aliere Schwester l:eiratl)en, be
lvor ist heirathen d.1rf!«
Herr: »Hier ec- denn nar keinen
:Ans-Iren?s«
Fräulein: ,.·Ol1doeks! Damit ich
heirathen darf, heiratlsst Du eben
Hi
meine Schwester.
Versehlt.
Jhre Jungens haben doch
eine sllienne Geld verslndTrtW
,Ja! Alter der einzige der dabei
gescheit qeworden ist das-bin ich!««
Lieben Iwnrdme Aufforderung.
nennesisp An der Schente
steht allerdinaiz nineschrieben »Nicht
aniinend gefüllte Gläser bitte zurück
zutreisen«; aber thun Sieg ja nicht
D,
« sonst werden k- raugneschmissen!«
Unter Studentin
»Du iehst in in letzter Zeit so trau
ria einher; matten Dir Deine alten
Schulden fo viele Sorgen?«
»Das niilit « ich iiberleae mir nur«
wie ich neue machen kann"
Traum der Wirtlichfcit.
Bauer (erzählend): »Geftern Nachs
hat mir ’trä11m!, i· lverd’ von as
Automobil überfal) n und mia i’ ack
lvacl)’, liea’ i’ fil:o« im Straßengra
drinn’ aa!«
Brut-Mir Heuchelei.
»Unser Aldercheu! Was machst De
denn fier ä’ dämlicljeg (-85eficht?«
»Ja, beut Dir’sch nor, Garlim,
Haken war der Herr Vrellet hier Und
sagteJ er wolle endlich ’mal seine
Schulden berabben. Ich freie mich
uadierlich leeniqlicl), wie er’sch Geld
auszahlt, und saae recht heeflich:
»Am» Herr Vrellcr, das hätte doch
nick«’ so brcssirt«. Was macht der
acmeene LIleniclssN Nimth Geld
Lwieder weg und fchlsrichtt »O, das
Tfreit mich ander sährel Dann qomme
Eich liewer ein andermal wieder!«...
Tllnd weg is er· der niederträchtige
lGerl!« ,