III ÆJM das Wander-J 3 kind sue Viaf statt Pöhlmanm Die Sonne fällt in ein mit der bil Eleqsnz der hotelzimmek aus Gemach. Sie tanzt in zit Lichtetn über die silberne Meine aus dem Tisch und malt große, weiße Flecken auf das Tuch, Nichts der Kellner darüber gebreitet i Persoen befinden sich in dem sinnen Saum Ein Mann und eine Freu. Er groß hager, mit Fältchen undFalten um den Mund und die Augen, die zeigen, daß er das Leben kennen gelernt; see klein, beweglich, eine feine, graziöse Erscheinung, mit einem betbluhten, aber immer noch kübschen Gesicht. Beide elegant, beide asxg und träge in den Bewegungen t steht am Fenster die Hände in den hosentaschen und blickt hinunter auf die stille, baumbepflanzte Straße. Sie lehnt im Sofa, ihre zarten Finger spielen nervös mit den Quasten Eine Fliege summt durch S Zimmer immer ringsum —- ——— »Daß der Postbote heute wieder so lage ausbleibt « sagt sie Er zuct die Achseln. Dann ruft er gegen die Thüre, welche in s Neben zimmer führt: »Al-bert!« Reine Antwort, nur ein lautes Gähnen. »Albert! Hast Du noch nicht aus ges lasen. Kind?« « doch, Papa. ich tommegleich!« an hört, wie sich ein Mensch auf die andere Seite wirft. Die Beitfedern knacken. «Albert —es ist Zeit! Steh auss« F «Laß ihn doch schlafen!« sagt die rau. »Nein, er muß noch üben vor’ni Mittagessen« Endlich —- — Die Thüre öffnet sich. Auf der Schwelle sieht eine kleine, rtgkievriåe Knabengesialt, das Ab-J ld der ntter, barfuß, in Pantof feln und seidenen-i Schlafrock. Die blonden lockigen haare bauschen sichs wild Um den Kopf. ? »Ich bin noch so müde, Papa,«» sagte er weinerlich. ; Das ist Albrecht Schubring, der? Geisetkönig über den die Zeitungen säa tenlange Artikel schreiben, der eine ie stournee durch sämmtliche scOn- städte der Welt macht, der vor hohe und höchste Herrschaften befohlen wirb, bei an einem Abend ein Ver mögen erspielt ————— Albert Schub ting. der Vielbeneidete, Vielbervun-J derse, der Geigertöni . s Es klopft. Der Siellner tritt ein. Auf einem Tabiett bringt er Zeitun ggi und Briefe. Auch ein Packet «n tee mit, das im Hoiel abgegeben war . Der Vater greift na eh oen Zeitun n, die Mutter siebt die Briese durch, lbert schneidet dieSchiiur des Partei entzwei. Der Kellner hat dem Knaben eine Verbeugung gemacht, wie einem » Erwachsenen- Das lässige Kovfnicken des kleinen Künstlers ist untindlichI und gönnerhast Aus den braunen Zapierbiillen ioinint eine bochelegante onboiiniere zum Vorschein. le»Dein gottbegnadeten ungen Künst «steht auf einer wetzen Karte letAlltieri würdigte das werthvolle Ge scheut iauin eines Blickes ,,Schicl’ es Lolo, Mamaf sagte er kurz. »Hier ist ein Brief von Lolo,« ent g nete die Mutter Sie hält das a,tt beschrieben von einer ungelen » sen Kinder-hand, dicht vor die kurzsich tigen Au en. Herr chubring hat unterdessen die Zeitungen durchflogen. « »Natürlich glänzend, « spricht er befriedigt ,,Zweiter Paganini -— aufgehender Stern, imemnseg Talent s- — na 1a wie immer.« Niemand antwortet. Albert sitzt auf der Lehne des Sofas und kaut an einein Honigbrod Jin leuchtenden Strahl der Frühlingssonne sieht das Gesicht des Knaben bleich und elend aus Dunkle Ringe ziehen sich unter’ den Augen hin, und an den Schleifen zuckt es nett-IS. Frau Schubrin lieiti noch immer an dein armseligen, urzen H Briefchen von Kinderhand »Na, was schreibt Lolo.?« fragt-Herr Schubring endlich. Da beginnt sie mit zitternder, ein mal fast verlöschender Stimme: Liebe Martia Ich soll Dir schreiben und weiß doch gar nichts. Jch bin so traurig, liebe Martia Unter all« den vielen Mädchen hier in der Pension fühle ich mich so allein. Und alle dürfen in den erien heim, nur ich nicht. Liebe ma, ich habe so Heimweh Schreibe mir bald, wie es Dir aeht und Papa und Albert. Betommt er nIch immer so viele Kränze? Jnnia giriißt Dich Deine Lolo. Sie schaut aus. Jn ihrem Blick ist etwas Wahres, etwas, was nach dem fernen Kinde verlangt. »Wir wollen Lolo heute was Hüh »Sei-s chicken,« sagt der Vater. Da Mätfr die Frau, sast bebend vor regung: »Und in den Fe »Da-taus- kann nichts werden,« " r Schubring ab »Wir sah Ilbert in ein Seebad, Nor IM M schweigt ergeben, M sei-s — died beiden älteren Peii sionen CMweil iudie Eltern wogen im nächsten vermischt sie diesensedam ten wieder. Sie fii t, sie würde un liicklich kein ——- ie ist dies Leben chon zu ehe gewii nt. dies Leben in Glanz und Luxus, es Wandern von Ort zu Ort, diese huldigungen, diese Auszeichnungen das ganze dlendende Licht einer Künstlerlaufbahn dessen Strahlen auch aus sie fallen, die El tern des kleinen Naturrvunders, des GeigertiinigL Als Albert, nachdem er Toilette ge macht, wieder in’s Zimmer tritt, war tete zweierlei auf ihn: Ein prachtvol ler Blumenkorb und ein Reporter einer großen Zeitung, der ihn interviewen will. Mit gleichgültigem, gelangiveiltem Gesichte läßt er sich allerlei Dinge ab fragen. Der Reporter findet den klei nen- Künstler recht iinliedenswiirdig. Er wird jedoch trotzdem einen glänzen den Artilel schreiben. Da Aldekt keine Lust zu einer Konvetsation zeigt, hält er sich mehr an die Eltern, die ihm des reitwillig eine Menge Detail-« aus dem Leben ihres Sohnes mittheilen, beide bemüht, dabei ein möglichst helles Licht auch auf sich zu werfen. Nach Hdem der Journalist gegangen war, er innert Herr Schubring wieder ans -Ueben. " ; Verdrossen holte Aldert seine Gerge. IEr zieht einmal mit dem Bogen über Idie Seiten —- — —. Dann legt er sie izuriick in den Kasten. Ein eigensin: niger Zug tritt zwischen die srühreis blickenden Augen des dreizehnjährigen Knaben. »Ich mag nicht -—- ich bin miide.« erklärt er. »Aber Albert —- Du sollst doch heut’ fAbend spielen.« » »Werd’ ich auch!«' entgegnete er trotzig. Und ohne sich umzuwenden geht er in sein Schlasziknmer und schlägt die Thiir hinter sich zu. Herr und Frau Schubring sehen sich erschrocken an. »Ich glaube, Albert ist trani,« sagte er. »Kranl? Dann müssen wir gleich zum Arzt!« rust die Frau. Sie hat schon die Hand nach dem Glockenzug ausgestreckt »Denle doch. Leo, wie schrecklich, eben, wo er so oortheilhaste Engagements hat! Das wäre ja schrecklich!« »Morgen!" beruhigte er sie. »Mot gen. heute würde es ihn vielleicht aus kegm Er muß ja heute Abend spie en.« Am Nachmittag, als die Eltern schlafen, stiehlt sich Albert fort. Ein unbezwinglicher Drang hat ihn über fallen, hinauszugehen in die herrliche Frühlingslust. Planlos schlendert er durch die Straßen bis in den hofgar ten, wo eine fröhliche Schaar von Kin dern sich unter den Bäumen tummelt. Albert bleibt stehen. Mit großen, eifrigen Augen schaut er zu, wie die Knaben sich balgen« wie sie rennen und laufen und mit wildem Kriegsgeschrei auf einander losgehern Er steht und · schaut-und seinBlick wird intensi-! ver, brennender —- Hunger drückt sich i darin aus-, heißer, begehrenver Hunger, i hunger des Kindes, auch einmal Kind ; zu sein, frohes-, sorgloses Kind. Jm i l i l l l nächsten Moment ist Albert unter der fröhlichen, liirmenden Schnar. Und im Spiel vergeht ihm Stunde auf Stunde, ohne daß er es mertt. Plötzlich fährt er zusammen —— — er muß ja heim. Er hat ja noch gar » nichts geübt. —— —- —-- Und zu Hause, seinem Zuhause, in dem stereotypen Hvtelzimmer ——— da tommt es über ihn —- — da fühlt er plötzlich, daß ers nicht spielen kann. Sein Herz tlovsts fast hörbar, die Hände zittern von den : ungewohnten Balgereien —- « er ver- I mag teinen klaren, ruhigen Ton zuz spielen. « Herr Schubring ist in Verzweis:. hing-Frau Schubring meint, Albert« soll si aufs-Sest- legen; seine Muts s ter macht ihm kalte Umschläge aus die i Stirn. — Unter ihren Bemühungenj wird er wieder ruhig, wird er wieders der stille, besonnene Knabe, der am Abend ohne Beben das hunderttövfi e Publikum, den hellen Glanz der Li -; ter sieht, der gelassen aus dem Podium steht und dem Begleiter mit einer klei nen, unnachahmlich graziösen Gestes das Zeichen zum Beginn giebt. ( Doch an diesem Abend svielt Albert 4 Schubring, der Geigertönigs, zum er-( sten Male in seiner Künstlerlausbahnl schlecht. Er verfehlt mehrmals, ur rechten Zeit ein ufallen. so da er Begleiter Blut schwitzt vor Aug t. Er macht Fehler, ist unsicher und bleibt einmal anz aus. Das Publikum merkt ni t allzu viel von den tleinen termezzi. Es applaudirt wie ra end. Doch Herr und rau Schubring bemerken es wohl. J r Lächeln sieht ezwungen aus. Beide find blaß vor lufregung. Und noch verschiedene bemerken es — die Kritilen Aber man geht in den Morgenzeitunaen freund lich darüber fort: »Meine Indisposi tion,« »voetiberge nde Abspannung«. Arn nächsten argen ist Albert Schubrin trank. Der Arzt schüttelt den stopr «Giinzliche Nervenabspam nung.« Mehrere Tage liest er still im ver diilterten Zimmer. ann verlangt er wieder arti dem Bett, nach Nahrung, dieet bieTage vorher derive erthattr. usw tm nasse Anträge Iang ting sitzt tin » hl am stee nnd blickt hinaus tn den klaren ithlin - sey-uns a. den Anlagen vie en Leber-. « sehen und Siebel tönt -.« u 1 n f . steigt M tu ihn-s IS . s » W-« s g in Inse- wiæiuzkseäkalii volle Thriinm Hist wei es ni , daß ej feine geinechtete Kindheit i , die sich in i m aufbäumi, wild und leidenschafili . Warum darf er nie lustig und froh sein, wie die anderen Kinder da unten? Warum muß er, nur er immer von Ort zu Ort s-— und spielen — immer spielen. Ach, er ist fo müde, etisides gan zen Lebens so müde ——— et vermag sich über nichts mehr zu freuen. Früher —da hatte eine Apfelsine, ein Stück Ruck-en einen Feittag für ihn gebildet. Er denkt zurück -———— ceine weit offenen, träumend-en Augen sehen die dürftig eingetichtete Wohnung seiner Eltern. Er sieht den stets in schädigee Elegcmz gekleideten Vater, der manchmal aus feinem ,.·Kslub« eine Handvoll Goldstücke, manchmal wilde Zornegausbeiiche gegen Weib und Kinder heimbractte - -- — et sieht die Mutter-, die zu Hause ihre alten Seidenfähnchen guittug - und er sieht Loto, wie sie heimtatm »Mama, der Krämer borgt nicht mehr.« Ach, es war alles anders geworden, seit man dag Talent des Jüngsten entdeckt und daraus eine Gold ruhe Igemacht, eine nnergriindliche ld grabe —- --— jetzt hatte er alles. was ek» sich jemals gewünscht warum war ihni nur so weh, so furchtbar weh bei dein Gedanken an jene armselige Vor stadtwohnungt Mit der Frühreise der Wundertinder durchschnitt Albert Schubring in diesem Augenblick sein Schicksal. Es ist der Moment, in dem er die Kinderschuhe abstreist —; fiir immer. Und ein Zorn erfaßt ihn,! ein elementarer-, wilder, unbändiger,l wiithender Zorn. —-——--— s— l Er springt aus » er tritt dorseine« Mutter hin -—seine Augen spruhen’ Funken, wie die Augen eines gequäl-«» ten Thieres. j Und er schreit schreit wie besessen, wie sinnlos immer wieder die viert Worte: » eh spiele nie wiederk« Zu leidenscha tlicher Empörung: » eh spiele nie wieder, nein. nein, nie mehr!« · Aber es ist nur das Rötteln des ge sangenen Thieres an den Ketten und Stätten Das ohnmächtige, klägliche Mitteln! Und a o l de n e Ketten halten fest. Es giebt eine Szene, eine schreck liche, jammervolle Szene. Albert setzt dein Zorn seines Vaters einen wilden, düsteren Trotz entgegen. Dem Flehen der Mutter tann er nicht widerstehen Und sie fleht in Todesangst in der Todesangst um ihre, des Gatten Existenz, in rühren ren. derzweiselten, jämmerlichen Tö nen steht sie ————— sie sintt vor dem Sohne in die Kniee. Alhert bemerkt das Theatralische dieser Szene, das ihr selbst unbewußt ist, nicht. Er hört nur die herz detveglichen, jammervoller-i Töne. Und er spielt auch wieder, der lleine Geigerlönig. Bleich und müde steht er auf dem Podiutn, umtost vom Bei fallgfturm des Publikums —er spielt überirdifch schön. Es ist eine wehe, sehnsüchtige Klage in seinem Spiel, die alle mit fortreißt. Herr und Frau Schubring lächeln wieder. Jn einer fernen Stadt sehnen sich zwei Kinder vergebens nach Eltern liebe und Vaterhaus. Albert Schuhring aber, der Gewer tönig, geht im Sommer mit feinen Eltern zur Erholung seiner angegrif fenen Nerven nach Ruder-ten —-—--.-- — Uer Wohnungswechsei. Humoristische skizzez von E. Fahrow Ja, gekündigt hatten sie. Herr Rib kel hatte es zwar nicht gewollt, aber Frau Ribbel wollte es doch nun ein« mal —also geschah ef-. Warum hatten sie getündiatTZ Weil die tleien Tochter des unten wohnen den Kanzleiraths neuerdings Klavier unterricht betam und weil es über Frau Ribbels Kräfte ging, sechs-mal am Tage je zehn Minuten lang das tindtiche Lallen auf dem Instrument mit anzuhören Das naheliegende Mittel, Kanzhei raths um eine weniger freigehige Ver theilung der Uebungszeiten zu bitten, war ausgeschlossen; denn Frau Nibbel und k rau Kanzleirath Krause »stan tch nicht. Nun, der Umzugstermin war nicht mehr weit. Dann würde ja das Mars tyriurn ein Ende haben! here Rihbel war feht unglücklich, daß er umziehen sollte. Er hatte fich xnhdieser Wohnung sehr glücklich ge u lt SeineFrau hatte eine ebenso schone Wohnung ausfindig emacht tagte sie Zwar nicht Sonnenfeitr. wie jetzt, aber das war Ia sur den Sommer recht angenehm Herr Ribhel schwieg, aber er hatte seinen Plan Mitte März kam er ein mal mit einem wehleidigen Gesicht nach Hause. »Ach Rosel trie mir das leidthut!« ’ Nosel fuhr auf; denn sie war sehr schreckt-oft gesaUm Gomit-New was itt denn Moppek etwa. geistein even, nt ti mit Mai-pel. Esi ist welkenMr der Wohnungk Na« et Mnoch nicht immer let o qui nebe- eeiuvi Jchsiigkp « ja le damall, ali ich den Kontrattj unterschreiben sollte die Sache würde l ief til-lau est —e Wsrettag und zu tt, Im i . Jst-Z- Eis-. « nennt-.- nn «-—--ek W w W use-is New-R ’ " »Warum nichts Wieso-P « »Weil der Inhaber schwer krank liegt. Er kann jeden Augenblick ster ben. Rose1.« »Ster——den?« ftotterte Roteh die einen krankhaften Widerwillen gegen den Tod hatte. »Was fehlt ihm denn?« ,,Stahiliosis — höchstes Stadium.« »Um Gotteswillen! Was ift denn das für eine neue Krankheit? Jst sie ansteckend?« »Kann man nicht wissen. DiefeJ neuen Krankheiten sind ja beinahe alle . ansteckend. Jedenfalls kann man nicht ; fo hartherzig sein und die Leute jetzt I hinauswerfen Der Arzt hat gefagH entscheiden müßte es sich gerade unr; den Ersten herum entweder deri Mann stirbt dann oder er wird wieder ! gefund." H »Aber das ist Ia graßlichl Wo sol len wir denn dann bleiben?" »O dafür habe ich schon gesorgt! Jch bin gleich zuin Hausbesitzer ge gangen -—— du weißt ja, er wollte selbst tin unsere Etage ziehen -—- und habe imit ihm abgemacht, daß er eventuell serst am Fünfzehnten oder gar erst am sersten Mai -l1ier einzieht. Jhin ist das saanz egal,’ denn als glücklicher Haus-— kbesitzer hat er so viele Etagen leer ste »hen, daß er sroh ist, wenn er noch einen «Monat Miethe heraus-schlägt« » »Dann muß ich also noch länger diese Ueberei unten aushalten. Jch kann dir nur sagen, Nil-bel, Ivenn das noch lange dauert, werde ich verrückt.'« »N, ein bißchen verrückt sind wir ja alle,« meinte Herr Ribbel gemiithlich. »Sieh mal, Roset, es ist doch besser, wir bleiben die paar Wochen noch in unserer Wohnung, als daß wir uns dort womöglich die Stabiliosis holen. Gründlich desinficirt muß die Woh ,nung ja jedenfalls noch werden. Frau Ribbei sank in einen Fauteuii. Unten erklangen soeben die ersten Takte des kindlichen Liedes: »Al—le Vö—gel sind schon da . . »Gott sei Dank, daß ich die Gardi nen noch nicht abgenommen habe,'« inurinelte Rosa. »Hast du denn den Möbelwagen abbestellt, Ribbel?« »Selbsiderstiindlich! Wird alles be sorgt, liebes Herz, du brauchst dich um nichts zu tünnnern.« Mißtrauisch fah Frau Riddelihren Mann an. Wenn er »Hei-es Herz« sagte, hatte er gewöhnlich kein ganz reines Gewissen. Aber er sah so un schuldig aus — vielleicht war es nur das Mitgesiihl siir den tranken Herrn, das ihn so weich stimmte· s Sie ging die nächsteseit in etwas bedrückter Stimmun einher. Es war ihr ungemein peinlich, baß sie in eine Wohnung ziehen sollte, wo eine an steckende Krankheit geherrscht hatte. Trübe Bilder drängten sich ihr aus. Wenn nun ihr Mann diese moderne Krankheit mit dem turiosen Namen bekam? Oder sie selbst? Oder gar Moppel, der Augapfel? Das war ja gar nicht auszudeuten!" Das musikalische Kind eine Treppe tieser iibte zu alledem auch jetzt noch das schöne, alte Lied: »Heute ro—--oth, morgen to—odt.« Am ersten April rollte am frühen Morgen ein Möbelwagen vor die Thiir und ein Getöse begann im Haus slur. Frau Rosa sprang in unvollständi ger Toilette an das Fenster und blickte hinaus-. Barmherziger, da stand ja ein Möbelrvagen vor der Thür! »Ribbel!« ries Frau Nosel in athem loser Entriistung. Und dann noch einmal, eine Oktave höher: »Ribbel!'« Der Rentier Ribbel lachte in seine Kissen hinein, daraus sagte er« aber wie ganz schlastrunten: »M—m—sh? Was ist denn?« »Ribbel, um’5 himmels willen, da steht ja doch der Möbelwagen vor der Thür!« »Ist-mi- Was geht das mich an?« «Ribbel! So wach doch endlich aus! Du hast also richtig vergessen, den Möbelwagen abzubestellen!« Jetzt richtete sich Ribbel im Bett aus und blickte trotz seiner derangir ten Frisur mit ernster Würde aus seine Frau. »Da sieht man wieder die weibliche Logik! Wie lann man jemand an schuldigen. ohne eine blasse Ahnung von der Sachlage zu haben?" »Ribbel, auassele nicht! Was hat das mit weiblicher Logik zu thun? hier unten steht der Möbelwagen, sage ich dir!« «Na, und? Mein Möbelwagen ist das nicht und deiner auch nicht!« »Wa-—as? Messen denn sonst?« Da ward Herrn Ribbels Antlitz noch masestiitischer, als er antwortete: Kanzleiraths ziehen! Das habe ich seit acht Wochen gewußt.« »Was? Und hist es mir nicht ge sagt? O, du gräßlicher, abscheuli t « «Schimpse nichts Als ich es erfuhr, da hatten wir längst getündigt.« Frau Ribbel sank in gebrochener haltung aus ihren Bettrand »So ein ausgesuchtes Unglück! Un sere schöne Wohnungs« »Ach! ich denke, die neue ist genau ebenso schöns« « J »Aber man hatte doch den ganxsen »Ur-uns sparen tönnent Wenn dieses ssdr mit seinem Klimpertasten fort ist« Mit a unser Kündigting rund ebenfalls arti Rein, so was! 'ttest du dich doch bzloh nicht so überetlt mit der neuen unst« W brach re Ribbel in ein sat Der kleine Tini-nat »Suche dir doch einen andern Spiellamekaden, Otio! Der Maier soll ja der letzte in der Klasse fein!'« » »Es-en deshalb hab’ ich ihn am liebsten, Mann-! Wenn’s der nicht wäk’, wäks ichs« donisches Gelächter aus. Dasz er noch schließlich schuld an dem Wohnunks wechsel sein sollte, das war direlt ein Witz —- war zum Krantlachem Einige Tage später eröffnete Herr Ribbel seiner Frau, daß er mit ihr nothwendig einmal in die Wohnung gehen müsse. Er wolle ihr da etwas zeigen. »Aber ist denn der Herr schon ’raus?« fragte sie. »Und ist denn die Wohnung schon desinficirt?« »Komm nur mit, Rosel. Das mit der Krankheit« das war Phantasie von mir. Jch wollte bloß noch nicht am Ersten ziehen. Na, tomm nur. du wirst dich wundern, sage ich dir!« Ja, sie wunderte sich· Denn in dem neuen Hause sand sie im ersten Stock ein Schild angeschlagen, daraus stand »Kanzleirath Kraule«. Sie fiel beinahe in Ohnmacht, als sie es las. Und im selden Moment ertönte es llar und kindlich von drin nen: »Als-le Bis-Fiel sind schon da.« »Ribl:el,« sagte Frau Rose schwach, »lomm fort von hier s-— schnell —— ich werde wahnsinnig —- — ——« Nun hatte es Herr Ribbel leicht. Er gestand seiner Gattin, dasz er den neuen Miethslontralt gar nicht un tertchrieben und die alte Wohnung behalten habe. Er hat-e es ihr nur nicht gesagt, damit sie erit ein wenig bestraft würde. Und man dente -— Frau Ridbel schwieg dazu. Oekonomie. Aus dem Spanischen des Blazco von J. Lazarus. Der alte Bücherlrämer an der Ecke beobachtete den jungen Mann, der alle Tage die Titel der Bücher studirte, schon seit Wochen-»Er ging und tam mit der Uhr. Manchmal zog er Bücher aus dem Kasten. las die Titelblatter« sah hinein und stellte sie sorgsam wie der zurück an ihre Plätze. Er war ein bescheidener, einfach ge tleideter junger Mensch, ein Student· Eines Tages. als es start regnete, hatte ihm die Frau des Bücherträmers gesagt: »Warum öffnet Jhr nicht Eu ren Regenschirm, den Ihr da tragt?« Der Student hatte«geantwortet: »Da mit er nicht ruinirt wird.'« Ein merkwürdiger Mensch! Stets tam er von der Straße St. Leonards, wo die Universität lag, mit Büchern in der band oder Tasche. Und wenn er Büch er bei dem Krämer kaufte, waren es solche für die Univer tät. Einmal blieb er nicht stehen, um die Titel zu lesen, sondern trat schnell aus den Krämer zu und fragte: »Guten Abend! Haben Sie das Handhuch der Oelononiie von .« lEr nannte den Namen.) »O ja, mein Herr· Ein fehr schönes Exemplar, in Luxugband.« Er gab es ihm; es war ein wirklich schöner Lederhand mit Goldschnitt. Der Student fragte, was es lofte. »Weil Ihr alter Kunde feid, sür Euch fünfzehn Marl.« Der Käufer drehte das Wert hin und her, dann erwiderte er: »Sehr schön, aber zu theuer fiir mich. Haben Sie nicht ein anderes-, ein weniger ele gantes Exemplar?« »Gewiß, his« haben Sie ein ande res! Auch ganz neu-« Der Student blätterie es durch, ob auch tein Blatt fehlte. »Richtig, es fehlt nichts!« »Nein, nein, es fehlt nichts. Und loftet nur zehn Mari, dafiir ift es ge schenkt.« Der Student seufzte· »Nein, soviel lann ich nicht ausge heräø haben Sie keine einfache Aus a Its Der Krämer, schonetwai nervös, sitt-hie nnd brachte ein anderes Exem p ar. »Hier haben Sie eine ganz einfache Ausgabe. Vier Mart.« »Soviel zahlt man im Buchladen dafür. Bei Euch muß man doch bil liger laufen!" · »Na, ja, weil ich verkaufen will. Fiir drei Mart lasse ich es Euch! Da gibt’s doch nichts mehr zu sagen!« » m! Das Buch ist neu!« ,. nz neu.'« »haben Sie lein gebrauchtes Exem plar?« Der Krämer wurde ärgerlich. « »Hier ift ein alter-. Da, fiir zwei Mart.« »Es fehlt nichts darin?« »Nichts.« Der Student blätterte in dein Buche, dann legte er es auf den Bücherhaufen und sagte: »Vielleicht haben Sie ein noch mehr aebrauchtes als das, irenn auch die Einbonddeckel fehlen oder das Titel blatt; es macht nichts, wenn man nur darin ftudiren kann! aber billig muß Fee sein« ; Do packte den Krämer lebhafter FZorn Er lonnte es durchaus nicht ileiden, wenn die stunden iooiet mä jlelten. Er ergriff den Studenten am jArm und führte ihn auf die Straße sniit den Worten: »Nun gehen Sie aber! Wozu brau chen Sie noch Oetonomie zu ftudirery Sie wissen genug davon!« « Wh Ver-schnappt. Vater izum Verehrer seiner Toch »ter, der eben um die band anhält): »Wenn Sie sie heirathen wollen, so smüßte das sofort sein, . . . . verlobt war sie schon zu ost!« Nu alt-. ? »Ja, darf denn ein Beamter am JSchalter so grob sein mit dem Publi stum?« ; »Ach, das war ja lein Publikum, Ida-Z war nur ein Kollege« ? Nisus Neues-. »Jn Berlin giebt es ja jeht Pries ; träger-Kontrolleure.« : Studiosug: »Das ist doch nichts Neues. Meine Gläubiger lontrplliren ischon seit langem, wann der Gelt-brief Eträger zu mir tommt.« Marseill-h Professorsgattim »Wie zerstreut mein Mann immer ist, ist wirklich ganz schrecklich. s H Bett-Unten »Seien Exie doch zufrie den, sonst mertte ihm ja Niemand den Gelehrten an!« Munzin. . Gnädige (bei der Toilette): » . . Und Hdann sind Sie saul und liederlich, Anna! . . . So, jetzt habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt!« ! Zimmermädchem »Und noch dazu »ungeschminlt t« —---— Erinnre-ins. « Soldat: »Du kannst mir glauben, Resi, ich liebte Dich gleich auf den er sten Blick, damals als ich zu Dir in die Küche lam und die gebtalene Gan auf dem Tisch sah-« seist-illi : »Den Lehmanns geht es wohl seht fchlechi?« »O, denen fehlt es am Nöllpigflem Die Frau mußte ihre sämmtlichen Brillanien verlehen nur damit fie sich ein Autonwbil laufen lonnien2« Eine landete-te Bibliothec i Mes. Drang- ,,henry, als ich heute jin Deiner Bibliothel absiauble, fend ich in einem der Büchetliiflen eine IMenge leere Weinflalchen.« l Mr. Drum «Davon weiß ich ni is; Du kannst Dich datan verlassen, ich nie in meinem Leben lesen Flaschep oeiqufi dabe.«