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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 4, 1906)
JUUIves Mitgift Roman von Gurt Yarmsdorp (2. Fortsetzung) »Und ei olI, so Gott will, auch so bleiben. A r der Zeitpunkt, da ich die Bewirt chaftung übernehmen wüßte« ist entlich noch so fern, daß Z bis dahin wohl ohnedies an der ajorsecke Schiffbruch gelitten habe. Du wirst noch lange aufRöcknitz S epfen schießen und auf Rehböcke pir chen, lieber Vater, dessen bin ich bei«Deiner eisernen Konstitution glück licherweise gewiß. Warum also sollten wir uns heute schon die Köpfe zerbre iiber das, was in einer so fernen Zukunft geschehen tönnte·« Sie standen schon vor dem HoteL in welchem der Freiherr Wohnung genommen hatte. »Ich würde Dich einluden, mir noch eine halbe Stunde Gesellschaft zu lei sten. Aber ich bin wirklich müde. Und auch Du thust besser, Dich zeitig aufs » Ohr zul en. Jch fürchte, es wird ein · etwas an engendes Vergnügen sein« das uns morgen erwartet. Wollte der gimmeh ich hätte es schon überstan n.·« Noch ein kurzer, kräftiger Hände druck, dann trat er in das Haus-. Bernd aber ging langsam und mit sehr ·ernster Miene davon. Eine schmerzliche Verstimmung war ihm von dieser Un terhaltung mit seinem Vater in der Seele zurückgeblieben; wie ein bitterer Wetmuibitropsen war es in den Freudenbecher seines jungen Glückes gefallen. s. K a p i te l. « Wenige Minuten nach dem Auf- i brach seiner Gäste hatte auch der Ge- s Yeimrath hasti , wie jemand, der eine » argertiche Ver pätung wieder einholen will, das us verlassen. Er rief die’ erste Dros te an, die ihm in den Weg kam, und bezeichnete dem Kutscher das in der Mathildenstraße gelegene Ge Zchathtshaus des »Herold« als Ziel der a . Jn dem nüchternen. rothen Back sieingebiiude, vor dem der Wagen hielt, waren beinahe noch sämmtliche Fen iter hell erleuchtet, und das Surren und Stampsen der rastlos arbeitenden Maschinen war bis au die Straße inaus vernehmlich. er Pförtner, er dem spätenBe ucher im Bestibiil entaegentrat, ma ,te ein zweifelndes Gesi t, als Breitenbaeh ihm den Wun eh aussprach, bei dem Chesredat Zur Doktor Ellhosen gemeldet zu wer n. »Ich glaube nicht, daß der Herr Doktor jetzt noch jemanden empfängt,« meinte er. »Gerade um diese Zeit ist er immer sehr stark beschäftigt und Läßt fees nur in den alletdringendsten Fallen ören.« »So sagen Sie ihm, bitte, daß es sich um etwas sehr Dringendes handle —um eine Angelegenheit von äußer ster Wichtigkeit für ihn und für die Zeitung. « Die gewichtige Ers inung des Ge heimraths und sein rcheres, selbstbe wußtes Auftreten ver eblten ihrenEin druck auf den iiier es Hauses nicht. Er nahm die arte, die Breitenbach seinem rteseuille entnommen hatte, - m Emp ang und führte ihn in das erste Stockwerk hinauf, wo sich die Redaktionsräurne befanden. Jn einem Eorzimmer bat er ihn, zu warten und nach einer kleinen Weile tam er zurück. »Den Dottosr Ellhosen läßt bitten, sich noch einige Zeit zu ceduldem Er Ist eben mit einer sehr eiligen Arbeit beschäftigt Nehmen Sie gesälligst einstweilen Plan.« Damit verschwand er, und der Ge heimrath blieb allein in dem ganz lah len und schmuitlosen Raume, der nichts als eine Ilnzahl von Stühlen und einen langen, mit Zeitungen und Zeitschriften kedectten Tisch ent kielt Unruhig. wie ein gefangenes aubthier, begann Breitenhach auf und nieder zu gehen. Er hatte weit urijckgreisen müssen in die Tiefen eines Gedächtnisses, um sich des ageö zu erinnern, da man ihm zu leht zugemuthet hatte, in einem Vor iiinmer auf den Augenblick seines Em pfan s zu warten. Seit vielen Jah ren chon waret gewöhnt, daß selbst in den Häusern der Großen undMäch tigen dieser Erde alle Thüren weit sussprangen vor dem Klang seines Namens, sofern er es nicht vorzog, die Stoßen und Mächtigen zu sich kom men und sie da nach seiner Laune antichambriren zu lassen. Die Macht, die der eigene Reichthum und die un gzählten Millionen der Handelsbant " seine hand gegeben, hatte ihm alles unter-than emacht: die Starken und die Schwa en, die Hochmüthigen und die Bescheidenen Ueberall, wohin er Im, war er der Herrscher, der Ge Mltigh vor dem sieh die Rücken bogen nnd ie Gesichter zu demüthig ver bindliche-n Lächeln verzogen. Der Wirst von Degerndors war einer der Mistg, die es gewagt hatten, ihn n Zu lassen, wie wenig er ihm Inir e, und es war ihm fürwahr » leicht geworden, um seines Kin lvitlen die Ueberhebung des Frei M nett lächeln-der Miene zu ertra dsu inden des Geheimrat I - III-Xe Dotter Ellhesen der —- -- « - , des .kerold«. oaueh - einander ishee tm öffent - waren, immer war es in wenig freundlicher Weife geschehen, und Breitenbach hielt es für gewiß, daß der Redakteur den ingrim mi en Haß, den er gegen ihn hegte, au die gleich-: Weise vergalt. Er hatte sich bisher wenig Mühe gegeben, eine Persönliche Abneigung gegen den Lei ter des »Herold« zu verbergen; denn fo geachtet und einflußreich auch im mer die weitverbreitete Ifeitung war, ihre gelegentlichen Angri fe gegen die Handelsbanl und die mit ihr liirten industriellen Unternehmungen waren fiir den Geheiinrath doch nicht viel mehr als empfindliche Nadelftiche ge wesen, die er mit hochmüthiger Miene fcheinbar hatte ignoriren können. Heute aber handelte es sich um ganz andere Dinge. Heute hatte ein nichts würdiger Treubruch dem Gegner eine Waffe in die Hand gegeben, mit der er ihn durch einen einzigen Schlag zu vernichten vermochte. Wenn Ellhofen fcch der ganzen Tragweite der Enthül lun en bewußt war, die jener Artikel ent ielt, fo würde er es dem verhaß ten Gegner gewiß nicht leicht machen, Nachsicht von ihm zu erlangen. Da ruber, daß er eine Unterdrückung des Artikels erreichen müsse, gab es für Gerhard Brettenbach nicht den minde ften Zweifel. nnd ihm, der feinen eiser nen Willen bisher noch immer durch gefetzt hatte, kam nicht im Ernst die Befürchtung, daß fein Vorhaben ihm mißlingen könnte. Aber er dachte mit rngrrmmiger Wuth an die Erniedri gung, der er sich möglicherweise würde aus etzen müssen, und er war feä ent schlossen, es jedenfalls zunäch auf alle erdenkliche andere Weife zu ver suchen. ehe er sich zu diefem Aeufzers ften bequemtr. Wohl- zwanzig Minuten. die seiner zornigen Ungeduld fast zu Stunden geworden, waren vergangen, als-send lich ein junger Mensch zur Thür hereinschaute. »Herr Dotter Ellhosen läßt bitten.« Durch ein zweites Vorziinrner folgte Breitenbach dem Voranschreitenden in das Arbeits-gemach des Chesredat teurs. Es unterschied sich in seiner Ausstattung lamn irgendwie von den einfachen Räumen, die der Geheim rcth bisher gesehen hatte. Ein langer, cnit Stripturen nnd Zeitungen bedeck ter Tisch in der Mitte. ein großes Stehgult mit vielen Fächern an der Wan und rings umher hohe Bücher regale, zwischen denen allerlei Karten und Tabellen hingen, das war so -ziernlich alles, wag der rasch umher sliegnde Blick des Eintretenden erfaßte. - Eine Stätte ernster Arbeit, in der dein Behagen und der Freude arn Schönen auch nicht das kleinste Plättchen einge räumt war. Aber der Mann, der in einem ein fachen, bequemen hausjackett vordern Schreibpnlt stand und sich nur mit einer halben Wendung des Körpers nach dem Besucher «urndrehte, paßte gortresslich in diese schmuctlose Umge ung. Er war lau-n mittelgros, von zier lichem, beinahe schmächtig-m Körper .bau. Sein an den Schlasen bereits Istart ergrautes Haar stand über der Stirn borstenartig in die Höhe, und der schon ergraute Knebelbart sah un otdentlich aus, wie wenn sein Träger die Gewohnheit hatte, in ihm zu wüh len. Doktor Ellhosen legte auf sein Aeußeres osfenoar ebenso wenig Ge wicht als aus die Anmuth keiner Um gebung. Man hätte ihn sa t sür einen im ewig gleichmäßigen Dienst gealter: ten Kanzlisten halten können, wenn nicht die prachtvolle, hochgewölbte Stirn gewesen-wäre und die aus tie sen Höhlen mit einem ganz eigenen, jugendlichen Feuer hervorleuchtenden Augen. Diese Augen und diese Stirn konnten nur einem hoch veranlagten und zugleich Lampfessreudigen Manne gehören. ,,Guten Abend!« sagte"er in Erwi derung von Breitenbachs artiger Ver beu ung kurz, wennauch ohne Unhöf lich eit. Und dann, jede Entschuldi igung wegen des verzögerten Empfan iges oerschmähend, fügte er hinzu: »Man sagt mir, daß Sie etwas Dringliches niit mir zu besprechen haben. Darf ich Sie bitten, sich turz Zu sasseni Meine Zeit ist außeror entlich cnapp.« Da er selber sich nicht setzte und Ida er den Besucher nicht einlud, Mag fzu nehmen, mußte der Geheimrat swohl oder übel- stehen bleiben. Und es iwar ihm ganz recht so; denn daß er iden s mächtsigen Redakteur um ein :Betrii tliche über-ragte, gab ihm we inrgstens ein Gefühl phhtichen Ueber sfiewichtz an dem er seine durch den ormlosen Eint-san noch mehr ins Wanken gerathene icherheit zu stützen suchte. »Man hat mir heute Abend in einem anonhmen Besese mitsetheilh daß der «He:old« einen ensatwnellen Artitel über die Handels nt zu brin gen beabsichtige Dalg ich fragenJ here Zotten ob es s· so verhält?«» , a. - »Ze- Briesschreiber s eieht von Aus- i se erregenden Enthxllunsen Ei ist me. vollkommen understand ich, was» damit meint Er- tann und ich; zwei le tiefes-n saß e anonym War- l net send welche nnlanteeen Absichten se eilst, indem er den t richten Ber s macht. mich zu ers ecken. Dennl wenn mit dem Auszcg sogenannte En iillunges — ist« mitten, wiir n Sie get-iß n unterla en haben, mich von seinem halt vor r zu verständigen und mich urn eine Aeu run zu ersuchen." » « ine othwenbigleitdazu Jann ich ni t ein eben, sobald ich keine Veran la ung be, an der uverlii sigteit der mir überdrachten « ’tthei ngen zu zweifeln. Aber daSie sich einmal herbemiiht haben, will ich Ihnen die Kenntniß des Artikel-Z nicht vorent halten. —- Bitte — hieik ist er." . Wieder war es ein Korretturahzu , den der Geheimrath in der Hand hie t, und obwohl er jedes Wort des Aus Latzes im Gedächtniß hatte, gab er sich och den Anschein, ihn bedachtig und aufmerksam u lesen. Wiederholi umspielte ein nocisches Lächeln seine Lippen, und mit einem Kopfschiitteln legte et endlich die Papierstreisen wie der aus den Tisch. »Und das gedachten Sie allen Erns stes in Ihrer Zeitung zu veröffentli chen?« sagteer. »Ist Jhnen denn gar nicht ausgesailen, daß die Leitung der Handels-dank wie die Direktion der Vereinigten Berg- und iittenwerte darin geradezu der unge euerlichsten Betrügereien beschuldigt werdens« »Ich habe den Artikel vor der-Druck legung selbstverständlich gelesen, und ich glaube, jseine Ausführungen voll kommen ver tanden zu haben.« »Nun, »dann ist es mir in hrem Interesse-oder sagen wir be erim Unteresse Jhrer angesehenen seitung —- sehr lieb, daß ich durch die en un bekannten Briesschreiber noch rechtzei tig unterrichtet wurde, um eine ver hängnißvolle Uebereilung zu verhin dern. Die Veröffentlichung würde Ihrem Blatte unfehlbar eine Verleum dungstlage zugezogen haben, deren Ausgang siir Sie gewiß tein erfreuli cheräewesen wäre.« » « ie sagen, das: Sie die Veröffent lichung hindern wollten —- dars ich fragen, durch welche Machtmittel Sie das zu bewirken gedenken?'« »Dadurch, daß ich die Angaben des Artikels siir schmachbolle Lügen er kläre. Das Wort eines Ehrenmannes wird, wie ich denke-, sür Sie doch wohl schwerer ins Gewicht sallen als die tollen Hirngespinste irgend eines in der Verborgenheit arbeitenden Hal lunten und Ernresserk.« »Der Verfasser des Artitels vefinoer » ich für uns durchaus nicht in der erborgenheit, und er hat sich bereit erklärt, die volle Verantwortung für die Richtigkeit seiner Mittheilun en zu tragen. Auch glaube ich nicht, ßes ihm um eine Erpressung zu thun ist. und es ist überflüssig hinzuzufit n, daß wir ihm dazu niemals behülpleich scin wurden.« »Wir-lieu Sie niir seinen Namen nennen?« »Jhnen? —- Nein!« »Das ist sogenanntes Redattions .eheimniß, nicht wahr? Die bequeme Zuflucht aller Berleumderl Nun. ich aeftehe, daß seine Person für mich von sehr untergeordneter Bedeutung txt, und ich würde nicht einen Finger rii ren, um ihn ssnd andere vvr der zu erwartenden Gefängnißstrafe zu be wahren, wenn hier nicht Wichtigeres in Fra e käme als mein persönliches guten e. Haben Sie auch bedacht, rr oktor, welches die nächsteWir tunå dieser Veröffentlichung sein - mii te? Sie würde eine Panit in dem bet ilgten Publikum hervorruer, würde vorübergehend einen gewaltigen Kursstutz unserer Attien und der At tien der Vereinigten Berg- und Hüt tenwerke im Gefolce haben. Und wenn dieser Rückgang sich asf Grund der von uns abzugebenden Erklärungen auch jedenfalls se r bald wieder in einen desto gewalt.geren Aufschwung verwandeln wurze, so könnten damit doch die hunderttausende, nein, Ml lionen, nicht wieder hereingebracht werden« die bei solcher Panil inner halb eines einzigen Börsentages ver loren gehen. Und nichtpirz nicht »ich —-· Denn chcll Meine Wkicll iou Vlclck perfide Schlag fMit wohl vor allem gerichtet iein —- nicht ich würde der Geschödigte sein, sondern jene Be dauerngwerihern die den Kopf verloren haben, weil si: der von einem«ange fehenen Blotte orrhreiteten Verirrun dung Glauben schentten. Jch habe auf dickem Gebiete mahricheinlich größere Er ahrung als Sie, Herr Doktor, und ich weiß, was eine solche Deroute be deutet, auch wenn sie noch so schnell vorübergeht Sie bedeutet den Ruin zahlloser Existenzen, bedeutet, daß hilflose Greise innerhalb einer einzigen Stunde die Frucht eines langen, ar beitsreichen Lebens dahinschwinden sehen, daß Witiloen und Waisen den Verlust ihrer einzian be beweinen. Fühlen Sie sich in J rein Gewissen wirklich iiart genug, herr Doktor lisllhofem die Vetantwortun für einen solchen Erfolg Jhrer Veröffentlichung auf sich zu neh:nen?« »Lassen wir mein Gewissen aus dem Spiel, herr Geheimer Kommerzien ratht Wie ich mit dem fertig werde, brau t niemanden zu kümmern als mi elhst. Aber es war mir interes san, gerade ans Jhrem Munde eine o heredte Schilderun des Elends Zu ver-nehmen« das er Zusammen ruch eines ins Riesenhafte gesteiger ten Unternehmens unausbleiblich nach geh zieht. Die Aktien der Vereinigten er - und dritter-werte stehen heute fün undertundnchtzig. Wer weiß, ob sie nicht in acht oder vierzehn Tagen eiu siebenhundert oder oielleigte noch ii r getrieben sein werden. nn es ommen ka beinahe täglich wunder bare Mel ungen vor: neu erschlossenen märehenzleift mächtig-n Flökzen in den( un ari n Kohlen rgwer en- der Ge se cha t. Würde das Elend nichts um so diet rdßee sein, wenn der Zu anunendr er erfolkzh nachdem ie, wie ei beabichtigt st, noch so und so viel Millionen neuer Attien aus den Markt geworfen haben?« Er fragte es kalt und ruhig, mit einer scharf klingendem etwas hohen Stimme. Nur das Bissen seiner tief liegnden Au en und das nerviise Musielsviel eines Gesichts ließen er kennen, daß es nicht bloß der kühl abmäqende Verstand war. der aus ihm spsssii . . . Die Miene des Geheimratds spie gelte die höchste (Entriiftung; sein Ant litz war bis über tsie Stirn hinauf dunkel qeröthet; den festen durchdrin genden Blick des Redatteurs aber hielt er nicht aus, sondern starrte unver wandt an ihm vorbei aus eine der an der Wand hängenden Karten »Sie sind der Bedeutung- Jhrer Worte wohl kaum volllonimen be wußt, err Dottor," saqte er mit ruhiger stimme, »wenn Sie da von einem unvermeidlichen Zusammen bruch reden. Jedenfalls bitte ich um eine deutliche Erklärung, ob es die Handelsbank und die von ihr gestützten industriellen Werke sind, die Sie da mit meinen.« , »Ich brauche mich nicht deutlicher auszudrücken als ich bereits gethan habe. Und ich meine, wir könnten uns alle zwecklosen Auseinandersetzungen ersparen. Hier gibt es doch nur zwei Möglichkeiten Entweder ist es wahr, was der Verfasser dieses Artikels von gesälschten Bilan en, von unwahren Berichte-i itbee »i: Ergiebigieit der ungarifchen Bergwerte, von lügenbas ten Erfindungen izber die prattische Biauchbarteit des Clermont’schen Pa tentes und von anderen unlauteren Machenschaften zu berichten weiß — und dann ist es einfach meine Pflicht, diesen ungeheuren Schwindel rück sichtslos aufzuheitern oder es ist, wie’ Sie sagen, alles Verleumbung und plumpe Lüge — dann tann es Jhnen ja nicht schwer fallen, den Gegende weis zu erbringen.« »Eine starke Zuasuthung —in der That! Wer hat ein Recht, solchen Be weis von mir zu verlangen? Sie nicht, Herr Doktor!« »Nicht ich, sondern die Oe sentlichi leit—-das Publikum, mit de en Geld Sie wirthschasten. Daß ich mich als verantwortlicher Leiter einer in den Dienst der Allgemeinheit gestellten Zeis tung auch als Anwalt dieses Publi tums betrachte, werden Sie mir frei lich wohl gestatten müssen.« »Wenn Ich Sie recht verstehe, sor dern Sie also ispi vollen Ernst. ich sollte mich vor Ihnen als vor meinem Richter gegen alle diese unsinnigen Anllaaen vertheidigcn?« »Ich sordere gar nichts, und ich bin vielleicht ganz damit einverstanden, daß diese Beriheidigung nicht vor mir, sondern vor dem ordentlichen Richter erfolgt. Wenn ber Artikel erschienen ist, mögen Sie getrost den Staatsan walt gegen seinen Verfasser und gegen mich anrufen. DaK wird jedenfalls der beste und sitt-erste Weg sein, die Wahrheit ans Licht zu bringen« Dem Geheimrath irat der Schweiß auf die Stirn. Er hatte eine Empfin dung, als ob die sasmiichti e Getalt da vor ihm bis ins Riesenhaite wüchse. Eisialt griff the Furcht nach seinem Herzen. »Sie beharren also trotz meiner Cr llarung aus Verösicntlichung des Aus satze5?« »Den sehr bestimmten Angaben meines Gewährärnannes gegenüber können mir Jhre allgemeinen Erklä rungn unmöglich genügen. Das müs sen ie selbst einselåen.« S»Und wenn ich hnen sage, daß ie ——« »Daß Sie uns zu Grunde richten,« hatte er hinzufügen wollen. Aber er besann sich noch zur rechten Zeit, denn cn das Mitleid dieses lurzsichtigen Fanatiteriz zu appellirem wäre heller Wahnsinn gewesen. Er gab sich damit rur vollends in feine Hand. Wenn cr das Erscheinen leg vernichtenden Ar titels nicht nindern tvnnte, so mußte er es wenigstens :-:«ziigern, dic- Malve die angetraute Gattin des Freiherrn von Degerndors geworden war. Das rrsar alles, »Das er jetzt noch anftreheri konnte. »Nun?« fragte Ellhoien rnit merk licher Ungeduld. »Was wünschen Sie mir zu sagen?« Breitenbach nahm all seine Energie usarnmen, um sich noch einmal zu sesten imponirender Haltung aufzu ra sen. »Daß ich bereit bin, Jhnen die ver-— langten Beweise zu liesern. Jn dem Artilel ist von den ungünstigen Gut achten anderer Sachveritandiger die Rede, die wir wissentlich unterdrückt hätten. Ich werde Ihnen diese Gut achten verlegen, um Sie zu iiberzew n, daß Ihr Gewährsmann gelogen Hat Und ich werde Ihnen an der nd unserer Biicher den Nachweis gren, daß unsere Bilanzen richtig . Würde Jänen das genügen?« «Bielleicht. Sie werden mir gestat ten, einen vertrauenswürdigen Exper ten zuznziehenz denn ich selbst verstehe zu wenig von diesen Dingen, um mir ein sicheres Urtheil zuzutrauen.« »Meinetwegen auch das. Aber ein so umsangretches Material läßt sich natürlch nicht Tiber Na t beschaffen. Sie müssen mir Zeit la en und ich verlange Jhr Wort, daß inzwischen nichts von dein .’.nhalt dieses Aus saspsevs in die Oelsentlichtett gelangen wer .« »Wie viel Zeit brauchen SM« Der Geheimes-it- schien nachzu denken. »Gegen wir vierzehn Tage.« k »Das-n kann nicht die Rede sein. sDenn in vierzehn Tagen könnte sichi »Du, Ernst, zur Zeil.unseter Großmüttet und llrgtoßmütter müssen die Mädchen doch viel vorsichtiger und forgsamer gewesen sein, wie jetzt!« — ,,Weshalb meinst du das?« — »Weil es sonst nicht so viel altes Potzellan auf der Welt gäbe!« das Unheil, von dem Millionen arg loser Menschen bedroht sind,. bis ins Ungemessene vergrößert haben. Und da es sich doch in der Hauptsache um die Vorlage schon vorhandener Schriftftiiae handelt, tann ich auch durchaus nicht einsehen, weshalb Sie einer so Zangen Frist bedürfen. Drei Tage sind das Aeusierfte, was ich Jhs nen zugestehen wiirde.« »Sie fordern iinmdgliches. Die To iumente befinden sich zum größeren Tbeil nicht in meiner Hand. Sie müß ten aus Ungarn und von anderen Stellen bei-angeschafft werden. Jn den beiden nächsten Tagen aber kann ich mich beim besten Willen nicht um diese Dinge kümmern. Denn ich bin im Begriff, meine Tochter zu verheira then. Uebrrmorgen wird ibre Hochzeit stattgföndenf » ollen Sie mir zumuthem meine Pflichten zu vernachlässiaem nur weil Sie Tamilienseste feiern? Soll ich das Wohl und Wehe oieter Tausende aufs Spiel setzen, nur um anen eine Un bequemlichteit zu ersparen? Nein,da zu gebe ich mich nicht her. Ich werde den Artikel fiir drei Tage zurückstellem und ich stelle es sanz in Jbr Ermes sen, was Sie innerhalb dieser Zeit thun wollen, unt feine Veröffentli chung- zu verhindern.« »Sei es denn,« tagte rier Geheim ratb sich gewaltsam bezwingenk -.J,ch nehme Jhre Erllsimna fiir das unbe dingt verlößliche Wort eines Ehren mannes. Niemand wird vor Ablauf von drei Tagen etwas von diesem Liiaengewebe ersahren?« Ellhofen nickte bestätigend »Ich habe es Ihnen ja bereits zu gesagt. Aber ich wiederhole, daß ich nicht eine Stunde länger warten werde.« Der Geheimrath nahm feinen Hut aus und wandte sich zur Thür. »Guten Abend,« sagte er. »Sie wer ten bis zum Ablans ter Frist von mir hören.« Das Blut war ihm so ungestiim zu Kopfe gestiegen nnd in seinen Ohren war ein Rauschen und Brausen. aß er nicht mehr hörte, was Doktor Ellhosen ihm erwiderte. Was laa ihm auch daran, es noch zu vernehmen! Als ein ehrochener Mann, als ein Verzwei szelter verließ er das Geschäftshaus des »Herold«. Da drinnen war alles zusammengestiirzt, irae er in der Ar beit eines Menschenlebens ausrebaut hatt-. Ais ex ik:ße:iich straff unt ausrecht wie immer in den linden Somerabend hinaneschritt, wußte er, da es siir ihn leine Zutunft mehr ga · Sein Weg siihrte an dem haupt tele raphenarnt vorüber. · Hätt den sesten, energischen Zügen. die seiner handschriit eigenthiimlich waren, schrieb er auf ein Depeichen sormular: »Dire!tor Paul Rindein Breslau. Kommen Sie mit dem ersten Frühzuge hierher. Rücksprache drin gend nothwendig. Jch erwarte Sie in meiner Privatwosnuna reitenbach.« Er gab das Telrgramm mit dem Vermert »dringend« am Schulter aus und be ais-lich dann in eine nahe ge legene einstube, aus der er erst lange nach Mitternacht in seine Wohnung zurückkehrte. 4. R a p i t e l. l Die an Malves Polterabend von vier «ugendlichen Paaren in Kostümen aus er Zeit Ludwixss des Fünfzehn ten getan te Gayotte war vorüber. Sie hatte au itirrrmscheö Verlangen wie-H detholi werden müssen, und auch jetzt war des Beifallåiuöels kein Ende· Die freudestrahlenden Tänzer wurden mit» Komplimente-r überschritten der Lö wenantheil des Erfolges aber kam aufs Sigm-, die Schwester der Braut, und? ihren Warmen den Leutnant Cgan von Malsfelky der mit seiner schlan Ten, elasti chen Gestalt, feinem teck aufgefetzten Schnurrbari und feinen; blanten, Meigen Augen in dem präch sei-u Untiquitätenhiahler. tigen An uge eines französischen Mar auis faft Ebenso iiibsch aussah wie seine geschmeidige Tänzerin Alle Welt war ariider einig, daß te das an muthigste und graziöieste aar in der Gavotte iewesen seien, und da der flatteHusar schon vorhin beim Sou per den Vorzug habt hatte, Fran lein Sigrid uxisch zu führen, fehlte es in deru Gesellschaft nicht an ahnungsvollem Gemüthern, die hier am Polterabend der ältesten Kaus rechter ein neue- Herzenisbündni stehen sahen. Sigrid tiimmerte sich Um derartige Vermuthunnaen nicht im mindesten. Am allerwenigsten schien sie aber ge neigt, sich ihretweqen ir end welchen Hwan aufzuerlegen, der te in ihrem Vergnugen hätte stören können. Wie immer, wenn sie während des letzten Winters aus Bälien nnd Soireen zu sammengetrojfen waren, ab sie dem Leutnant ron This-seid gen Vorzug vor allen anderen Tänzerm Und da sie anz unermiidl ich war sah man sie fast beständig in seinem Arm iiber das spiegelt-Laute Partett des Fest saales dahinsiiegeir. Die prächticen Revräsentations rHume der Breitendachschen Wohnung bildeten heute den schimmernden Rah men siir eine ausgesucht vornehme Ge sellschast. Noch nie hatten sich unter dem Dache des Gehiimraths so viele prantrolle llnisorinen und so viele hochklingende Namen zusammengegtm den als an diesem Abend. Die ois leiten der Dornen waren von berau schender Pracht und die Juwelen, die in rosigen Ohren, an schon gesormten Armen und aus den herrlichen Büsten schimmerten, mochten in ihrer Ge sammtheit ein gewaltiges Vermögen darstellen. Man hatte zwar die Veranstaltung eines Polteralendg in der guten Ge sellschaft nicht ganz »kome il saut« ge funden; aber nsan hatte der Einla dung darum doch nicht weniger bereit willig Folge geleistet, und Malve durfte wohl zufrieden sein mit dem glänzenden Charakter und dem Ver lauf des ihr zu Ehren gegebenen Fe stes. Darüber, das-, es eines der üppig sten und verschwenderischsten sei, das man seit langer Zeit erlebt hatte« gab es nur eine einzige Stimme. Allein die Blumendctoruion der Tafel, an der mehr als hundert Personen ge speist hatten, mnszte Tausende ver schlungen haben. Das Souper war von rassinirtester llerpigteit, dieWeine von unlivertresslicher Güte gewesen. Daneben gab es zur Unterhaltung der Gäste musikalische Vortrage der ersten Künstler, die ge:n der Einladun ent sprochen hatten. llnd sür den otil lon, der rewisserrnaszrn die Krone des Ganzen bilden sollte, waren noch be sondere lostspielige Ueberraschungen geplant. Kein Wunder also, dasz namentlich die jun e Welt sich göttlich amiifirte, und dag die Waren der Fröhlichkeit sehr hoch gin en. Niemand aber schien an dieser alaemeinen Lustigkeit ein inniaereö Wohlgefallen en finden als der Gast-zehen der varhn beim Sou per« einen veaehtigen, humorvollen Trrnlspruth ausgebraeht hatte, und der ietzt unermüdlich von Gruppe zu Gruppe grun, um den Damen irgend eine Aettgleit zn sagen oder ein Scherz-Dort in die Unterhaltung der Herren zu werfen. Jm Schmuck seiner sämmtlichen Orden war Geheimmh Breitenbach eine noch stattlich-re Erscheinung als gewöhnlich. Er war heute ganz Grandseiqneur und kslücklichek Vater. Sein Gesicht strahlte wie im Abglanz der freudigen Genugthuun , u des er nach der Meinung der snmfenden freilich Anlaß genug hatte. Gotthan folgt-) W Wohl, Ruhm und Ehre, Gold nnd . Macht Sins Sterne dieser Erden-tacht iDeö Menschen Taggestirne sind Arbeit und Weib und Muh.