— IIOII II CCIIIIUfsp Von Richard SchaukaL Spät, wenn die alle Uhr geschlagen Und wieder Stille dich nsnvirbt, Das Fiean geht, die Lampe zirpt, Steig es empor ans alten Tagen; Und füllt mit Geistergtnß die Luft Und macht dein Herz so schwer von Sch ncn No einem längst verbanchtcn Duft, Nu einer fernen, stillen Grqu Na Wind im Wald, nach leise-n Thai ncn . . . - Die mißt-Erim A Von Ludwig Dana Jch mußte immer an den Holtyschen Frühling denken, wenn ich in ihre Au en blickte. So derträumt, blau und uftig schauten sie drein und vertliir ten den,Winter und zauberten den blauen. milden Glanz ihrer Seele auf die Schneelandschaft, die dann ihre Ialte Starre verlor und förmlich son nenwarm aufleuchtete. Jch las im mer ein Lebensgedicht aus diesen Au gen, ich meine, daß ihre Seele sich unbewußt in eine eigene Art Poesie umseßte, die ihr junges Dasein sanft durchzitterie und den Grundng ihres Wesens bildete. Sie dichtete schwei gend, glaube ich; und weil sie schwieg, verstand, fühlte man ihr Dichten inni ger, als wenn tausend Worte über ihre Lippen gefliichtet wären, die wohl tri vial und nichtssagend getlungen hät ten. So tonnte ich den Ausfluß ihres Jnnern täglich auf mich wirten lassen wie —- eben wie ein Gedicht, das im Frühling entsteht und den zarten Reiz seiner ersten Blüthen in unser winter liches Gefühl sentt. Jch tann ihrer milden Lieblichkeit tein anderes Lob fingen. Dabei tlebte aber diese wi derliche Geschäftigleit ihres Berufes an ihr. Jch tann mir nicht helfen, aber der bürgerliche Beruf bei einem Mädchen gibt ihrem ganzen Wesen in meinen Augen immer einen gehörigen ästhetischen Klaps. Und nun gar hier Sie war Kassirerin bei der Personen ugstassa in einer schlesischen Provinz itadh wo ich garnisonirte. Jch hatte bei den Assentirnngsreisen im Früh jahr oft Gelegenheit, mit ihr an der Kassa zu sprechen. Fast jeden zweiten Tag reiste ich von meinem Garnison orte in eine lleine Assentstation ab, und bei dieser Gelegenheit fand ich mich schon immer frühzeitig bei der Kassa ein« um mit meiner kleinen Freundin ein wenig zu parliren. Es wollte aber nie ein richtiges Geplauder daraus werden. Sie sprach nämlich immer zu sehr mit den Augen, und da tam ihr Mädchen nicht nach. Und ich vertiefte mich in ihre Augensprache und vergaß, daß sie ein Paar sprechender Lippen hatte. Wie gerne vergaß ich dag. Jch hätte nur immer diese Augen reden hören mögen. Sie war sich dieser sti: szen Zaubermacht wohl bewußt und nußte sie. Sie schwieg, wo sie konnte, und ich mußte, wohl oder übel, diese Pausen, in denen ihre Blicke wie ruhige Sterne leuchteten, mit meinem mitw ter recht langweiligen ,,Gewiisch" aug fiillen, um nur bei ihr weilen zu tön nen, bis die Kassa fiir alle geöffnet wurde. Dann gab sie mir mein Billet, reichte mir die Hand und sagte: »Nun ist’s genug. Die Arbeit beginnt. Aus Wiedersehen!« Dann stellte ich mich noch gewöhnlich im Vesiibiil auf, von wo aus ich ihrem flinken Hantiren mit den Karten zusah, das mit ihrem son stigen deririiumten Gebaren so seit sam im Widerspruch stand. Die Kar ten rutschten nur so durch ihre Hände, ich hörte das Kloppern der Martirma schine, hörte die tiefe, fast rauhe Stim me laut den Betrag ausrufen, und dann flog hie und da taum lächelnd, ein Blick auf mich. Jch will's nur gleich betonen: wir haben uns nie geliebt, haben auch nie miteinander — zum größten Leid sämmtlicher Klatschbasen -—— geliebelt. Sie interessirte mich bloß ihrer reden den Augen wegen und hätte auch nie mais ein tieferes, weitgehendereg Jn teresse bei mir wachrusen tönnen, denn fiir die Dauer verlieren auch solche Au gen die Kraft ihrer Sprache, den Schimmer der Poesie, und man sehnt sich nach dem süßen Wort, das uns das Leben näher bringt« das wir bisher immer nur hinter dem Seelenspiegel geahnt, das wir nicht einmal vermißt, weil es von diesen dustigen, blauen Schlekern verhüllt war. Und dann — wir sind schon so grausacne Egoisten — dann wollen wir eines Tages den Schleier zerreißen sehen. Das thut uns so unendlich wohl. Aber FräuleinBeate zerriß diesen Schleier nie. Es war tnapp vor Ostern gewesen. Jch hatte wieder mit ihr gesprochen und bemertt, daß sie heute trauriger war denn je· Sie wollte mir den Grund nicht eingestehen. Ihre Augen sprachen heute ein unsiiglicheg Weh das sie aber hartnäckig zu unterdrücken schien. Der Frühlingsschein in den blauen Sternen war erloschen. Ueber Nacht war das gekommen. Jch wollte nicht weiter in sie dringen, da sie mir mit unverhohlener Absichtlichieit aus wich. Am selben Tage promiuirte ich mit meinem langjährigen Freunde, ei nem Oberleutnant der Jnsanterie, in der sahnhosstraße aus und ab. Da hr eine Equipage vorbei, in der ein unged Brautpaar saß. Jch kannte nur as Mädchen, die Tochter eines reichen Fabriiantem »Sieh da, die blasse Semmel!« ullte mein Freund, der sich immer in Kraftauidriicken ergoß. Wir hatten uns mit der Zeit eine Koteriesprache - zurechtgelegt, mit deren Epitheta mir ilber die Spießbiirger herfielen »Mir scheint gar, die ist verlobt«, replicirte ich. »Wer ist denn der ver slorene Mensch neben ihr?" »Hast du ein turzes Gedächtniß, Brutus! Das ist doch der Oelonomie adjunlt, der Hartner — kennst ihn nicht? War doch Reserveofsizier bei uns. Er ist draußen in Röppnitz ange stellt beim Grafen Lenneburg. »Kann mich nicht erinnern«, entgeg nete ich. Die Equipage war um die Ecke gebogen. »Er kommt selten in die Stadt. Jst ein famoser Gesellschafter-. Hast du nie was von seinen spiritistischen Si tzungen gehört, mit denen er die Leute narrt? Und bon seinem deklamatori schen Talent? Und vonseinen träf tigen Tanz«beinen? Und von der sei nerzeitigen Verlobung mit der tleinen Beate Fall?« »-—— Ich horchte auf. —— »Ja. ja, zwei Jahre sind da schon drüber hin. Man hat alles Mögliche und Unmögliche gemunlelt, kennst das ja. Mit der gewissen Spicßek-« gründlichteit hat man die beiden geseg net. Und eines Tages hat er Adieu ge sagt.« · Ja, jetzt erinnerte ich mich. Damals hatte ich die schöne Beate noch nicht persönlich gekannt; sie war draußen auf der Strecke in einer llcinen Bes tidenstation Kassirerin und war wohl selten in die Stadt gekommen. Man hatte oft ihren Namen in Verbindung mit dem seinigen genannt. ,,«Sind die schon lange verlobt?« fragte ich nachdenklich. »Ich glaube, gestern ist’s zustande getommen.« Nun reimte ich mir alles zusammen. Der schönen Beate Augen tauchten um flort vor mir auf. Sie hatten wohl also auch den jungen Oelonomie adjunkt nicht zu fesseln vermocht. Eine zerrissene Verlobung. Nichts weiter. Gut fiir beide, dachte ich. —- —— —- — Jm Juni trat ich einen längern Ur laub an. Jch ging zum Nachmittags zug auf den Bahnhof, wo ich wieder das ernste, liebe Gesichterl der kleinen Beate hinter der Glasverfchalung er blickte. Jn den letzten zwei Monaten hatte ich wenig mit ihr gesprochen, da mich Jneine Gänge selten in die Nähe des Bahnhofs führten. Heute glänz ten und lodertcn ihre Augen ganz ab sonderlich. Es gab also auch Sturm in dem kleinen, blauen Frühling. Als sie mich kommen sah, lachte sie mir sogar entgegen. Das war ich nun schon ganz und gar ungewohnt. Aber es iwar auch ein Lachen, das mit dem therzen nicht viel zu thun hatte. Sie schien wieder ein unendliches Leid ersti cken zu wollen mit ihrem gekünstelten Gehaben. »Was Sie heute siir liebe Guckerln « haben, Fräulein Beate«, sprach ich sie ! an und reichte ihr die Hand. »Wirklich? Man muß eben mit der Lustigkeit heraus, wo man nur tann«, entgegnete sie —- und um die Lippen zuckte der verhaltene Schmerz. »Man ift’s bei Ihnen kaum ge wohnt, drum komths einem ganz selt sam vor. Denken Sie nur, jetzt ver lasfe ich Sie auf ein paar Wochen·« »Was? Sie fahren auch fort? Und jetzt?« fragte sie schnell. »Gewiß. Jch möchte Sie um eine Schnellzngslarte nach Wien bitten » Aber warum fragen Sie: auch? Fahrt noch jemand Jhrer Bekannten :oeg?« »Nein, ich meinte nur — —- es kam eben nur so heraus.« Sie stockte und griff schnell nach der Karte. »So — bitte.« Jch sah zum Perronsenster hinaus und hörte lautes Lachen draußen. »Gehen Sie, gehen Siee Die Kassa wird gleich ausgemacht.« Sie drängte mich vom Fenster weg. OJm selben Augenblick hatte ich auch schon das lustige Bild draußen bemerttt meh rere Damen und Herren Isianden aus dem Perron um ein junges Ehepaar herum; Träger mit Schachteln und lleinen Kossern sagten mir das Ue brige. »Ist das nicht --—?« Jch konnte nicht aus-fragen Fräulein Beate hatte mich schon zur Thiir gedrängt und sagte nun flüsternd, hastig, zit ternd: »Ja, ja -— er ist es. Sie machen ihre Hochzeitsreise. Heute war die Trauung. Adieu. Unterhalten Sie sich gut in Wien.« Damit schloß sie die Thiir hinter mir· Ein banges Gefühl des Mitleids umschlich mich. Jch malte mir den Schmerz des armen Mädchens aus, der ihr in die liehle gestiegen sein mußte, als das lumpige Schicksal ihr diesen tollenStreich gespielt. Gerade sie mußte bei der Kassa sein, um ihrem einstmaligen Geliebten die Karte zu reichen, mit der er davonfuhr, sein jun ges Glück an der Seite. Eine förm liche Tragit erschloß sich mir in diesem Schicksal. Wie mußte dieses zertrete ne, gequälte Herz zusammensinken un ter der Wucht dieses Augenblicks-, wie mußte es sich ausbäumen gegen diesen Zufall, gegen diese Gerechtigkeit, die sie demüthigte, schnldlos und willen los demüthigte vor diesem Manne. Aber auch er! Mit welchem Gefühl mußte er an den Schulter treten, vor diese antlagenden Augen hintreten, die durchbohrend Blicke in seine Brust werfen tonnten, die fordern, verdam men nnd tödten konnten. Er mußte glewappnet herankommen, um diesem ugenstrahlen zu begegnen. Er mußte mit grausamer Kaltherzigleit diesen Blick brechen tönnen. Dann konnte er ,,stcrl«' aus diesem Augenblickötamps hervorgehen, konnte die Fahrt nach dem Süden antreten, in das heilige Land die Glückstrunkenheit in der Brust nachdem er den letzten moralischen Streich geführt gegen das zuckende, swimmernde Herz, das immer nur mit den Augen gesprochen. Da packte mich eine teuflische Neugierde, deren ich mich noch heute schäme. Jch bekam plötzlich Lust, aus diese beiden Menschen eine psychologifche Gewalt auszuüben, mit bestimmend hineinzutappen in das große Begegnen. Ein selbstsüchtiges Gefühl trieb mich in die Nähe des Schalters. Es dauerte nur ein paar Augenblicke —- da trat der junge Ehe mann an die Kassa. »Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber ich bemerkte, daß er den Kopf förmlich in die Schul tern vergrub, wie ein Thier, das den verdienten Schlag fürchtet. Er suchte in seinem Portemonnaie herum und zählte das Geld auf das Brett. Da traf mich -—— ganz unbewußt —- ein Blick des leidenden Mädchens. Jch erwiderte ihn bittend, flehend, daß sie ihre Stärke bewahren möge angesichts dieser Schicksalstomödie. Unti groß, überwältigend erhaben sentte sich ihr Auge nun plötzlich aus die vor ihr sie hende Jammergestali. Keine Resigna tion, nur herrliche, triumphirende Gluth strahlte aus dem Auge. Ihre plötzlich erstandene Seelenkraft spiegel te sich in dem Blick, dem die männliche Schwäche dieses glücklichenGatten nicht standzuhalten vermochte. Flüchtig, mit einem graziösen Lächeln wars sie ihm die Karte leicht hin und sagte vernehm lich: »Viel Glück auf den Weg!« -— Als er sich umwandte und wegging, sah ich in ein unmännliches, von Aengst lichieit und Feigheit förmlich zerschla genes Gesicht Draußen schellte der Portier mit sei nem Glöckchen. Jch trat, selbst aufath mend, an den Schulter heran und reich te der kleinen Seelenbändigerin stumm die Hand. Es leuchtete wieder sonnig und warm in dem tiefen Blau — der Höltysche Frühling. Es ist doch etwas Großes um solche Selbstsiege eines Frauenherzens. Sie kommen so selten dor. Mit diesem erhebenden Gefühl bestieg ich den Waggon. — Hofdamcu an Ketten Jn einer russifchen Zeitschrift er zählt Xenia Polowzow, wie einst ruf sische Hofdamen fiir ungebührlich-es Benehmen bestraft wurden. Die Kai serin Elisabeth Petrowna richtete ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Manieren und das Betragen ihrer Hofdamen Bis-weilen griff sie zu sehr originellen Strafmittein, wie z. B. aus einem Ukas vom 4. April 1746, der sich gegen ein schlechtes und unanständiges Betragen bei Tisch richtet, ersichtlich ist. Der ,,nament-· liche Utas« lautet: ,,Jhre Kaiserliche Majeftät hat geruht zu befehlen, dasz in den Zimmern, in welchen die Hof tavaliere und die Hofdamen gewöhn lich speisen, ein Kasten mit Ketten auf gestellt wird, wie solche in den Kirchen zu fein pflegen. Und wenn während des Mittagessens oder der Abendstrahl zeit irgend eine von den Damen un anständig sitzt, ift sie an die Kette zu legen, an welcher fie zur Strafe bis zur Beendigung des Mahlcs zu blei ben hat, damit die anderen dies schauen und sich fürchten und sich zur Vermeidung einer solchen Schande be scheiden betragen. Der Eintäuser Wassili Jwanow ist beauftragt, einen solchen Kasten zu taufen oder, wenn er ihn nicht fertig auftreiben kann, zu einem geziemenden Preise zu bestellen « Nicht minder interessant ist folgen der Utas der Kaiserin, welcher streng das Tabatfchnupfen in den Hostirchen verbietet: »Jhre Kaiserliche M."ijeitiit hat geruht, durch einen namentlich-en Utas den Hoftavalieren und Hofba men Ihren kaiserlichen Befehl zu er öffnen, daß niemand in den Hoftirrhen während des Gottesdienstes Schnupf tabat zu gebrauchen hat. Wenn aber jemand entgegen dem Befehle Ihrer Kaiserlichen Majestät Schnupftabat gebrauchen wird, so ist ihm von den Kammerlakaien die Tabatiere abzu nehmen und nicht mehr zurückzugeben Diejenigen aber, welchen die Tabatie ren abgefordert werden« haben sie ohne jeden Streit herauszugeben, damit die Liebhaber des Schnupfens aus Furcht vor dieser Maßregel sich während des Gottesdienstes des Schnupfens ent halten.« Etwa zwei Jahre später wurde die Bestrafung der hofchargen durch Antettung auch in den Kirchen angewandt und zwar fiir diejenigen, welche sich dort des Schwaszens schul dig machten. Wie lange dieser Uta-; zur Anwendung kam und wann er völlig seine Bedeutung verlor, ist nicht bekannt. —- B o s h a f t. Wirth (neben dem auf der Veranda speisenden Tours sten): »Gelt, das ist eine Natur hieri« Tourist: »O ja, mit Ausnahme der Butter und des Weins!« —- Unseee Dienstboten Gnädige (zum neu-eintretenden Dienst mädchen): »Können Sie auch wa schen?« »Das nicht, ich kann Ihnen aber die Adresse meiner Wäschcrin ge ben.« —, Merkwürdig. Fräulein: »Ist es wahr, Herr Leutnant, baß Ih nen das Automobil durchging?« Leut nant: »Unlösbares Räthsel, zum ersten Mal vergebens »Stilljestanden« com maUdIXU Ueber die härtigen Frauen hat der bekannte Pariser Anthropologe Dr. Bärillon eine interessante Studie ver öffentlicht. Abgesehen von dem ge schichtlichen Material, das Dr· Bewil lon über diese bekanntlich keineswegs so seltene, wenn auch natürlich als ab norin zu betrachtende Erscheinung, aus der Geschichte, der Heiligenlegeude undi der Kunst beigebracht hat, ist diese Veröffentlichung besonders wegen der» Bemerkungen interessant, die der bess rühmte Anthropologe den oft erörter- ! ten pfychifchen Begleiterscheinungen dieser Erscheinung widmet. Dr B- -- rillon hält es nämlich fiir durchaus unrichtig, daß die mit der bärtigen skierde des männlichen Geschlechts aus gestatteten Frauen, wie so häufig an genommen wird, auch in ihrem übrigen körperlichen und vor allem seelischen Wesen mehr oder minder sich von den Eigenschaften ihres Geschlechts entfer nen und sogenannte »Mannweiber« sein müßten. Wenn auch die Erschei nung eines Bartes bei einer Frau auf ein abnormesUeberwiegen eines männ lichen Elementes in den ersten Stadien der Entstehung zurückgehe, so sei doch nicht nur das Auftreten dieses einen männlichen Sexualcharatters nicht nothwendig mit dem anderer verbun den, sondern die Erfahrung lehre auch, daß solche Frauen oft in den anderen Beziehungen mindestens ebenso sehr, ja oft mehr als andere »Franen« im eigentlichen Sinne des Wortes seien und sein wollten. Die sättigen Feuer-. · Ein großer Theil der bärtigen Frauen, deren Geschichte Barillon untersucht hat, waren in glücklicher Ehe verheirathet, Mütter oft zahlrei cher Kinder Und entbehrten auch lei neswegs entgegen einer vielverbreite ten Volksmeinung der körperlichen Anlage zum reichlichen Stillen Was aber die seelischen Anlagen und Nei gungen anbetrisst, so sind nach Destil lon solche Frauen oft noch mehr als andere -—— aus begreiflichen Gründen —— geneigt und bemüht, ihre weiblichen Eigenschaften besonders zu betonen. Tritt doch zunächst bei ihnen, wie bei den Männern, der Bart fast aus-— nahmölos erst in einein Alter auf, wo ihre Erziehung als Frauen bereit-H ab geschlossen ist und die Macht erlernter Gewohnheiten wirksamer ist als eine etwa auftretende Verkehrung des Jn stintts. Gegen die unausbleiblichen Hänseleien ihrer Gespielinnen aber, die ihr nicht müde werden zu ver sichern: »Du hast ja einen Bart, Du bist gar tein Mädchen, Du bist ein Manni« hat ein solches Mädchen nur eine Waise: erst recht zeigen, daß sie tkotz dieser Abweichung ein echte-s Weib it. Ein solches Mädchen wird daher, so . meint Börillom erst re t gern sich den lerbeiten ihres Geschle is unterziehen z und die kleinen Künste der Koletterie jspielen lassen, die, wie die Erfahrung . zeigt, häufig zur Gegenliebe eines TMannes führen. Hat dann ein sol lches Mädchen einen Mann gefunden, »so kennt ihr Glück keine Grenzen und jsie wendet alles daran, sich als gute I Gattin und Mutter ihren übrigen Ge schlechtsgenossinnen gleichwerthig zu erweisen. Gemeinsam wao übrigens sfast allen bärtigen Frauen, bei denen Bisrillon dies feststellen konnte, eine « gewisse Abneigung gegen andere » Frauen, die sich wohl durch das Ge .fühl, diesen lächerlich zu erscheinen,l » und vielleicht auch aus ein wenig Neid H erklärt. ! » Diese Aeußerungen des berüh iten Anthropologen werden gewiß nicht verfehlen, in Frankreich und überhaupt den siidlichen Ländern, wo ja ein mehr oder minder leichter Flaum auf der Oberlippe beim weiblichen Geschlechti keineswng zu den seltenen Erscheinun-! gen gehört, die lebhafte Befriedigung vieler »Jnteressentinnen' hervorzu Ulsclh Merkur m dieser :Hochzeitsbranch. Eine sehr sonderbare Hochzeitsgsibe i erwartet aus der unwirthbaren Insel St. Rilda der Bräutigam von seiner Braut. Die arme schottische Bevöl-« lerung lebt dort auf kleinen Wirth- s schaslen, namentlich vom Fischfang! nnd der Bebauung ihrer ileinetH Grundsliichen, die lanm genug liefern. was an Kartoffeln, Gemüse und Ges treide siir’s Haus gebraucht wird. Die Jnsel ist einer der Lieblinggbrut- . plätze der Pinguine und anderer See viigel, und das Sammeln der Eier, das aus den steilen Klippen mit gro ßen Gefahren verbunden ist, bildet ( auch einen der Erkoerbgztoeige der Be wohner ver la dek Geschichte dkk Ein- I sührung des cihrinenthnmö in diesen nordischen Breiten berühmten Insel. Reichthümer sind diesen armen Leuten nicht zugemessen. Welchen Ursprung der Gebrauchl hat« ist unbelannt; aber jedes Wild-, chen von St. Kilda betrachtet als ih- l ren größten Schatz einen aus ihrem eigenen Haar geflochtenen Streitig; je länger er ist« als desto reicher gilt sie. Zu « diesem Behuse sammelt jedes Mädchen schon von ihren Kinderjah ren an ihre ausgelämmten Haare, die sie dann zusammenslichi. Diese Zöpfe erreichen oft eine Länger von 40 und selbst auch 50 Fuß. Findet sie nun( einen Liebhaber und Verlobt sie sich, so i über ibt sie ihm am Hochzeitstage die sen opf, der bedeutet, daß sie sich dem i Auserwählten unterwirft und ihm ? »ganz angehört. » j — Rin- ein Thier! Eine deutsche Thierfreundin redet den Mitttern -in’s Gewissen, daß sie ihre Kinder mon friih auf ldaran ge wöhnen, die Thiere freundlich und liebevoll diu behandeln. Sie sagt: Nur ein Jhierl Wie oft müssen wir die-sen Ausruf hören. Er dient als Entschuldigung Und Ausflucht, als Vorn-and und Beschönigung wenn es sich darum handelt, irgend eine Lieb losigkeit und Nachlässigkeit gegen jene Geschöpfe zu bemänteln, die uns gern-de gut genug sind, uns durch ihre Arbeits kraft zu dienen und durch ihre An hänglichkeit zu erfreuen. Wohl pflan zen wir unseren Kindern Mitleid und Barmherzigkeit in’s Herz — die stumme Kreatur geht dabei oft genug leer aus. Es ist ja nur ein Thier! Als ob unser MitgefiilJlmsicht jedem leiden den und hilflosen Wesen gelten sollte! Viele entschuldigen sich vor ihrem Gewissen vielleicht damit, daß es genug unglückliche Menschen gibt, die ein An recht auf unsere wertthätige Liebe ha ben. Immerhin schließt das Eine das Andere nicht aus« nnd wer den Leiden der Thiere ein mit-leidiges Ernpfinden entgegenbringt, wird auch menschlichem Elend und Hilflossigkeit nicht theil nahmlos gegenüberstehen Gerade auf das Kindergemiith ver mag man bildend und veredelnd zu wirken, wenn man es den stummen Klagen »der Thiere geneigt macht, denn in jungen Jahren bietet sich doch ver hältnißmäßig wenig Gelegenheit, den Mitmenschen Wohlthaten zu erweisen und Barmherzigkeit an ihnen zu üben. Wahrhafte Herzensbildunsg sollte je doch in jedem ernstgemeinten Erzie hungsprogramm ein-e erste Stelle ein-— nehmen und die Ermahnung zum Thierschutz aus diesem Grunde alg er wünschte Handhabe willkommen sein. »Der Initleidige Mensch ist der beste Mensch. Wer uns mitleidig macht, macht uns besser unld tugendhafter.« Dann werden die Thierquälereien, in denen sich unsere heranwachsende Gen ration Vielfach zu über-bieten sucht, mehr und mehr verschwinden und an ihre Stelle wird ein liebevolles Erbar men mit der uon unserer Willkür ab Hauptsache wird es sich darum han deln, gegen Verstöße anzulämpsen, die aus lsedanlenlosigleit begangen wer den, denn fragt man solch einen jungen Sünder nach den Beweggründen seiner Handlunggweise, so wird man oft ge nug ein aaiiz harmlosses: »Ich dachte mir nichts dabei« als Antwort ver nehmen. Jn solchen Fällen wird ein aufllärendeg Wort meist zur Selbst erkenntniß und Besserung führen. Schlimmer liegt die Sache, wenn heimliche Luft an der Grausamkeit den Anlaß zu Msißhandlungen der Thiere gibt. Aeußerungen eines derart ver rohten Charakter-i sollten auf die El tern und Erzieher gerader beängsti gsend wirken und sie zu schleunigem Eingreifen Veranlassen. Kinder, die irgend ein Thier ihr eigen nennen, werden weniger zu Grausamkeiten und Quälereien neigen. Durch den ständigen Verkehr mit solch einem stummen Hausgenossen lernen sie seine Psyche verstehen und werden sich bemühen, durch allerhand kleine Gutthaten die Anhänglichkeit ihrer Freunde zu belohnen. Wer Thiere lieb gewonnen hat, wird sich dann nicht damit begnügen, sie zu schonen, es wird ihn auch-nach einer praktischen Bethätigung dieser Zunei gung verlangen. Und gerade Kinder, die so hoshasi und grausam sein kön nen, vermögen anderseits, sofern das Gefühl geweckt ist, riihrend zärtlich und impulsiv herziich zu sein. Wer Hausthiere hat, musz seine Zuneigung natürlich zuerst daheim bethätigen, in dem er die seiner Obhut unterstellten Lebewesen sorglich pflegt und wartet. Unwilllürlich wird der lindliche Cha rakter aus diese Weise zur Pünktlich leit und Pflichterfüllung hingeleitet. Von dieser Liede gegen den eigenen Hausgenossen werden auch fremde Thiere profitieren Vor Allem die schutzlosen siefiedcrten Sänger, die uns während der warmen Jahreszeit mit ihrem Gesang erfreuen und unsere Geniiife- und Obftgörten von Schäd linaen saubern- Einige gut gemeinte Versuche zu ihrem Schutze werden ja jetzt bei uns gemacht —- man hat mit der Herrichtuna von Vogelfutterftätten in Gärten und öffentlichen Parkanla gen begonnen. Damit ist natürlich noch lange nicht genug geschehen. Je des Kind sollte sich solch eine eigene Futterstelle einrichten und sie mit den nöthigen Vorrath-m versehen. Die Unkosten kommen ja laum in Betracht. Hänflinae, Siieglitze und Finten be gnügen sich mit Lein-. Hanf- und Rüb sanien, Amseln mit schwarzen Hochm derbeeren und für Meisen bilden Kür bis-, Garten-« und Sonnenblumen lerne ein willkommenes Futter. Spa tzen siwd schon beglückt, wenn man ihnen etliche Brosamen l)instreut. Nur ist zu beachten, daß die Krümchen tro cken sind, da feuchtes-s Brod leicht sauer wird. Auch gemärmtes Trinttvasser gehört zu einer rechten Futterstelle Sehr niedlich sind übrigens die neuer dings in den Handei gelommenen Vo gselhäuschen, die außen am Fenster aufgehänsgt werden. Mit ihrer Hilfe kann man dem munteren Schmause der gefiederten Schaar zusehen, ohne sie ei ihrem Mahl zu stören. Für die sich-. .,.......-. .. Gebackenegskalbzhirm — Ein Kalbshirn wird einen halben Tag gewiissert, die Häute abgezogen, dann in start lochendem Essigwasser mit Salz, Zwiebeln und gemischtem Ge wiirz einigemal aufwallen lassen. Man legt es nun in kaltes Wasser und zer schneidet es, ganz abgekü«hlt, in vier eckige Stückchen. Sind diese ganz trocken geworden, so rollt man sie m Ei und Brodlrumen und bäckt sie in fteigender Butter goldbraun. Sie sind eine passende Beilage zu Blumenlohl und anderen Gemüsen. Feigencompott. Noch nicht« ganz reife Feigen briiht man nnd über gießt sie darauf mit frischem Wasser. Dann kocht man sie in Wasser und reichlichem Zucker weich und läßt sie einige Zeit so durchziehen. Nun gießt man den Saft ab, kocht denselben noch mals auf und übergießt die angerichte ten Feigen noch warm damit. Erlaltet wird dieses Compott servirt. Rothkrautift eine ange nehme Beigabe zu jedem Fleifchgericht. Man wählt tiefrothes, festes, soge nanntes «,,Steinlraut«, schneidet oder hobelt es ganz fein, gibt etwas Salz, reichlich klaren Zucker und Effig zu, bermengt es gut nnd schmeckt dann ab. Der Salat ist e1·frischend und wohl feil. Man bereitet aber jedesmal nur to viel, wie eben zu einem Gericht ge braucht wird, da der Essig bei länge rem Sieben von schlechtem Einfluß auf das Kraut ist, es weich und unan sehnlich macht nnd auch der Zuckerzu satz zum Essig oft chemische Verände rungen unerwiinschter Art mit sich bringt. Schweinskoteletten in W e i n s a u c e. Die Koteletten wer den gellopft, gepfeffert, gesalzen und in wenig Butter auf beiden Seiten an gebraten, dann gießt man das Fett ab, legt die Koteletten in einer Kasse role dicht nebeneinander, giebt eine kleine, mit 2 —- 8 Nellen gespickte Zwiebel, eine Mohrrijbe, 2 GlaSWeiß wein und 2 Glas Wasser dazu Und dämpft die Kote-leiten eine halbe Stun de darin. Dann rührt man die Sauce durch ein Sieb, bindet sie mit ein we nig heller Tillehleinbrenne und zieht sie mit 1 « 2 Eidottern ab. Man kann aber, bei demselben Verfahren für Die Saure, die Koteletten auch in Ei und geriebener Seminel unnrenden und in siedendem Fett noch einmal ausbackein Warmer Kartoffelsnlai. Man schneidet etwa V« Pfund Speck in kleine Würfel, schmort dieselben hellbraun, brät auch eine feingehackte Zwiebel darin, thut die gekochten und in Scheiben geschnittenen Kartoffeln hinein, fiigt Essig, Salz und Pfeffer hinzu, schüttelt alles einigemal gut « ourcy und gibt den Salat auf. K r a u t k l d« ß e. Man schneidet die zarten, inneren Blätter eines gro ßen Krautkopfes von denRippen, wirft sie einige Minuten in kochendes Waf ser, kiihlt sie dann ab nnd hackt sie fein, woran man sie mit reichlicher Butter und Salz weichdämpft und erkalten läßt. Dann mischt man 1-4 Pint süßen Rahm, zwei ganze Eier und zwei Eigelb, noch etwas Salz, Mus katblüthe und Weizenniehl oder gerie bene Sennnel dazu, so daß sich feste Klöße daraus sonnen lassen, kocht sie in Salzwasser, übergießt sie mit brau ner, in Butter gerösteter Semmel und gibt sie zu Entenbraten, Rauchfleisch, Schinken U. s. w. Tiroler Leber. Zwei Pfund Kalbsleber wird gnt gehäutet, die Röhrthen herausgezogen Mit schar fem Elpstesser wird die Leber in gefällige Stiieje von 5 Zoll Länge nnd 1 Zoll Dicke getheilt, auf beiden Seiten mit Mehl befiäubt, in eine ofsgte Pfanne in steigende Butter gelegt, dort gefal zen und auf beiden Seiten etwa 10 Minuten gar und riisch gebacken, bis tein Blut mehr kommt. Unterdessere hat man eine helle Mehlfehwitze berei tet von 11,-«(·- Eßlijffel voll Mehl, einem großen Stückchen Rindsnierentalg und etwa-J Butter. Wenn klar gerieben, verdünnt man dies mit 1 Pint guter, kalter Milch, falzt es nach Geschmack, schnin einige Stiftchen Citronenfchale hinein, quirlt es tüchtig, läßt es auf kochen, rührt dabei öfter durch nnd läßt es dann heiß stehen. Jst die Le ber auf der zweiten Seite fast fertig gebacken, fchnitzt man auf jedes Stück noch einige Citronenfchalenfpiine, rich tet die Sance in einer tiefen und wei ten Schüssel an und legt die Leberftücke nebeneinander hinein. Schweinefilet. Man häute das Filet al) und spicke es mit in feine Streifen geschnittenem Speck, lasse Butter in einer Pfanne zergehen, lege das gefalzene Filet hinein und lasse es zugedeckt auf schwach-Im Feuer weich diinften. (15——·.30 Minnten.) So oft die Sauce einkoeht, gieße mal-I etwas Fleischbriihe hinzu, womit das Filet auch fleißig begossen werden muß. Wenn es weich ist, nimmt man es aus der Saure, bindet diese mit etwas Mehl nnd trägt das Filet mit Kartoffeln oder zu Gemiife auf. Blumenkohl mit Speck. Ein Kopf Blumenlehl muß in Salz wasser einigemal auftochen. Jn einer passenden Kasserolle läßt man W Pfund würfelig geschnittenen Speck zergehen, legt »den abgetropften Blu menlohl hinein, fügt einen Eßlöffel Mehl und etwas Salz dazu und läßt den Kohl langsam weich dampfen. Jm Nothfall muß, sobald der Speck zu sehr einbriit, Butter dazu gefügt werden.