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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 30, 1906)
Anonyme Briefe. spie Ferdinand Gruner. » Pr essor Friedrich Laufmann war · im etlichen Besitze einer erlefenen » iLohnes ammlung und eines jungen, » a Eisen thes. Ohne Zweifel hätten 7 ’ mei en Ehernänner auf den letzte ren Be iß mehr Werth gelegt; denn die r iszrosessors attin hatte außer den ge- s nannten " ’genfchaften auch noch die, l « Mgnehm plaudern zu können. och Laufmann liebte zwar seine Pa rus nicht mehr als Maria, doch « beschgitigte er sich mehr mit ihnen. Es währte natürlich nicht lange, bie Maria dieses Verhältniß entdeckte: und es tränkte sie. Mancherlei Mittel wandte sie an, Friedrich mehr an sich in fesseln. Zunächst bekundete sie selbst eine ungewöhnliche Wißbegierde nach itghptischer Geschichte. Da gings Lauf Inann das herz auf. Wie ein quellen der trorn kamen die Worte von sei nett ippen. Er wurde beredt wie ein politischer Agitator. der eine nieder shende Partei vertritt. Sanft suchte aria den Gatten auf die Gegenwart "nüherzuleiten, die vor ihm saß im muck ihrer achtundzwanzig Jahre, blühend und lebenfprühend. Doch Laufmann wanderte durch die-Schachte tau endjiihriger Phramiden. «n wenig enttäufcht, gab die junge Frau endlich diese Methode auf. Sie nahm eine andere vor, der im allge meinen bedeutende Erfolgstcherheit na gerühmt wird. Sie ftudirte die Lie lingzgerichte ihres Friedrich aus, nnd nun hörten die Leckerbissen für dessen Gaumen nicht auf, auch wenn ihr eigener Geschmack bisweilen dage zetn sich auflehnte. Sie führte diese ethade lange standhaft durch. Denn im Anfangs lächelte Friedrich ihr dank dar zu und blieb ein Viertelstündchen länger bei Tische sitzen, ohne nach dem alten Aegypten zurückzulehren, fur das sie nun eine geradezu beleidi gende Gleichgilti teit an den Tag legte. Doch au dieer Mittel ver sagte auf die Dauer. Du wollte eine grokze Lraurkgreirf Frau Maria überkommen und einf trüber Schatten le te sich um ihre» Augen, in denen sont ein so köstliches « Leuchten lag, das Professor Lauf mann leider nicht beachteie. Mit stil ler Gelassenheit gin sie den Pflichten des Haushalts na , zu fiill für ihre achtundzwanzig Jahre. Ein Glück, daß fie eine entfchlossene Natur war, Leiqu hätte sie sich zu den understan enen Frauen gezählt. Sie war aber auch eine denkende Frau. Eines Tages lag wieder der helle Schein um ihre Au en und bisweilen iriiufelte ein Läs ln die rothen Lippen. Professor Laufen-arm aber fiudirte einen neuen Paphrus. Da fand er unter einen Briefen, die alle feiner wissen chafilichen Thöiigteit galten, em Schreiben von ungewöhnlichem ormat. Er erbrach es ahnungslos. s atte einen seltsamen Inhalt. rr Professor! Sie haben eine unge und auch schöne Frau. Das irrde andere Leute auch! Verftehen re .. Ein wohlmeinender Freund.« Das Wort «andere·' war mehrmals - dick unterstrichen Der Professor lächelte, als er die Epifirl gelesen und freute sich der Schönheit feiner Frau. Mehr kam ihm nicht in den Sinn, und bald war er wieder in fein Studium vertiefi. Er dachte schon gar nicht mehr an · Meer Brief, da fand sich unter feiner ein grauer Umfcblag vor, der « einen Brief folgenden Inhalts barg: »He-den Sie keine Augen, ProfessorZL " Bemerien Sie denn nicht, daß Jhre ’ Bau öfters als sonst ausgeht?! Und « mer alleintt —- — Ei war, als ob eine zornige Hand die Zeilen auf das Papier geworfen. I Augenscheinlich eine verstellte Schrift, « die sich bemühte, schleuderhafter zu scheinen, als fie fonft war. Laufmann suchte vergebens nach ;-« kam unterschkife Es fehlte diesmqi sogar der »wohlrneinende Freundk Gerte anonyme Ver ächtigung, brummte er, zerriß ein wenia nervds M Pa · und war es mit ver" t licher Mr f ach de in den Korb der Rich Fksz ti ten. Dann flüchtete er in die r Luft der Papyrnffe. Betm Mittagsmahle, das auch nicht eine seiner Lieblingsfpeisen enthielt, bemerkte er, daß Maria eine lächelnde Miene hatte, überhaupt frischer aug sah. Er freute sich dessen, doch sagte er nichts von dieser Wahrnehmung Am nächsten Nachmittag verließ er Zu ungewöhnlicher Stunde das Stu irzimnier. Er wollte Maria etwas sagen, das er Mittags vergessen hatte. Das Stubenmädchen meldete ihm je «drch, daß Madame ausgegangen Er war enttöufcht, schwieg einen Augen blick. dann ertappte er sich bei der Frage, ob te öfters um diese Stunde ausgehe. as Mädchen bejahte. — Stnsnu kehrte Laufmann in sein Juikulum zurück. Einmal halte ihn Maria aus dem Mfaal as. Fröhlich, lachenden Au ·. « IF sie sich an feinen Arm. Ein He Immerftass kleidete sie vorzüg « ch. Da bemerkte der Pro essor, daß W den Gräben der Studenten neben M tung für ihn Bewunderung »Wie aria ent alten sei. Ja, ein « « » mal ahen ch jun e Herren auf - Stra e nach dein aare um. Er J , all ob er es nicht merkte, wäh doch einseines Rath in seine - ngestiegen war. Die junge » pka rte harmlas lustig. Wie Mit-niedern -.war es. Lauf YOU-etc auf, als man daheim Ins-Oe war in einer Stimmung ’ It et sich selbst nicht klar war. sange, gelehrte Abhand lung über die Mumienfunde in der Ramfes des Dritten Pyramide. die ihm ein Kollege mit freundlicher Widmung zugefandt hatte. vermochte ihn nicht völlig zu beruhigen. Er be schloß deshalb, zwei Wochen gar nicht auszugehen Mit einer gewissen Be friedigung stellte er nach dieser Zeit fest, daß er wieder der Alte geworden ei, da wurde ihm wieder ein Schrei ben des »wohlmeinenden Freundes« zutheiL Professor Laufmann empfand ein unangenehmes Gefühl, als er die Schrift fah, er erkannte sie sofort wieder. Mit leicht umdiisterter Miene las er: »Seht geehrter Herr Professor! Jch muß noch einmal schreiben, wiewohl ich mich nicht gern in anderer Leute Dinge mische. Aber Sie sehen noch immer nichts! Jhre Frau geht täglich zwischen 5 und 6 Uhr auf der Wil helm-Straße spazieren. Doch nicht der frischen Luft halber. Die ist im Stadtparl jedenfalls gefünder!« — —Gegen die letztere Behauptung ließ sich nichts einwenden. Sie stimmte. Abends, als fich der Professor eine . Cigarre angezündet hatte, fragte er so J von ungefähr, wie es denn im Stadt part urn diefe Jahreszeit ausfehe und wie er besucht fei. Frau Maria aber sang dem Pakt ein herrliches Loblied, daß es dort prächtige Bläschen gebe,3 je nachdem man in der Stimmung fei, I heitere und andere, die zu Träumerei einluden. Auf der Wilhelm-Straße zwischen engen Häuferreihen müsse es nun schrecklich heiß und ftaudig sein, mein te der Professor. Das wohl, war die Antwort, doch fei es zeitweilig ganz nett, dort zu ge hen. Denn man sähe etwas weil die Leute es sich nicht nehmen ließen, auch im heißen Sommer dort auf- und ab zuwandern. Da werde allsder"sklatfch ausgetragen, über den man zwar die Achseln zuckt, der aber noch ganz an genehm zu hören ist. Denn er ist in teressant. So sprach die junge Frau und lehnte sich in den Rohrsefsel zurück und ließ gelegentlich einen Blick hin übergehen zu dem Gatten, der nichts darauf erwiderte als ein mehrmaliges So, so. Dieser Abend verlief einsilbiger als gewöhnlich. Nicht lange danach fiel es dem Professor um 4 Uhr ein, in die Bibliothet zu gehen. So traf es sich, daß er gegen 5 Uhr in die Wilhelm Straße einbog. Er ging auf der Seite, die von den Spaziergängern nicht be nutzt zu werden pflegte. Ganz lang sam schritt er dahin, den Kopf zurück gebogen, als ob er Jemanden suche. Plötzlich trai er in einen Cigarren JLaden ein und bestellte sich dort eine ganze Reihe von Dingen: Cigarren, Spihem papierne Gesundheitsipitzem dann Briesmarten und schließlich so gar auf eine ermunternde Frage der Vertiiuferin auch Stempelmarten. Dabei ließ er den gegenüber liegenden Bürgersteig nicht aus den Augen. Denn es war Marias Gestalt aufge taucht. Jn hellt-lauern Kleide, einen entzückenden Hut auf dem braunen Haar, Blumen tm Gürtel. Lächelnd dankte sie fiir die vielen Grüße. Jetzt trat ein eleganter Herr auf sie zu, der mit Grandezza den Cylinder schwang und dem sie die hand reichte. Es war ein Kollege Laufmanns, ein Löwe der Salons, wo man die Wissenschaft liebte wenn sie weltrniinniich ge wandter Jnterpreten sich bediente. Zwei oder drei Minuten plauderte Frau Maria mit ihm. Und als er sich empfahl, lachte sie ..... Professor Laufmann erfaßte die Patete, die ihm das Ladenngädchen zu recht gemacht, bezahlte den nicht unbe trächtlichen Betrag und trachtete, auf Rebenstraszen in seineWohnung zu ge langen. Mit ungewöhnlicher Span nung erwartete er die Rückkehr seiner Frau. Wohl eine Stunde verstrich, eh e heimkam· Sie strahlte. Sie sagte kein Wort des Erstaunens, als sie ihn zu so ungewöhnlicher Stunde im Wohnzienmer fand. Er selbst sprach von leichtern Kopfweh und gehorchte ihrem Rathe. als sie ihm einen Gang irn Sladtpart empfahl. Lausmann begab sich spät zu Bette, denn er wollte durch angestrengte Ar beit seine Mißstimmung unterdrücten. Wieder verstrichen etliche Wochen während deren er mit einer gewissen Nervosität jedesmal die Briese durch sorschte. Endlich hielt er die erwartete Epistel des unbekannten »Ivohlme’ nenden« Freundes in den Hände-n Sie war.sehr flüchtig geschrieben kmd ein einziger lategorischer Jmperativ: Ich warne zum letzten Mal! Halten Sie die Augen offen, sonst werden Sie nicht wissen, was vorgeht, auch wenn Alle um Sie es wissen. Wenn Ihre Frau in absehbarer Zeit verrei sen will, können Sie fu«- toohl verge ftvisserm ob das in Gesellschaft ge schiebt! Nichts mehr und nichts weniger. Professor Lausmann wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn, die er dort plöylich verspürte. Er wuß'e nicht, war es Schreck oUrAergeh was er empfand, oder Angst oder Alles Hatt und nebeneinander. Einen Au genblick wollte er binübereiten zu Ma ria, ihr den Brief zeigen und Antwort verlanget-. M verwars er dies ais aussen-rüstig Denn entweder war der pries eine empörende Schmähung und dann mußte der Verdacht allein sie tief tränken. Oder es war so, dann . . .· Er trat an’s Fenster und sah hinaus, dann riß er Bücher aus den Schranken und zmängte sie an unrichtigsen Stellen wieder hinein. Endlich befchlofz er. zu warten Es« waren Tage voll unbefriedigsender Thatenlvsigleit. Da sante eines Mittaos Frau Ma rie fo ron ungefähr-: Du haft doch nichts Dagegen, Fritz, wenn ich auf zwei Tage zu Mama fahre? Sie lann nicht gut zusuns herüberlom men, weil es mit dem Fuße nicht so recht geht. Und sie fehnt sich nach mir. Da fühlte Professor Laufinann,daß sein Herz mit einem Ruck oussetzte und dann heftiger lveiteetlopfte. Wenn Du willst, fahre nur, bitte, entgegnete er möglichst ruhig. Dann werde ich morgen fahren sagte sie fröhlich. Sie verbarg dies gar nicht. Wenn Du willst, daß ich-mitfuhre, hub er an. Doch Maria unterbrach ihn rasch-. .. Dante, nein, Fritz! Das Opfer ver lange ich nicht. Du bist zu viel be schäftigt und die vier Stunden » Schnellzug find erträglich. Z Aber allein! warf er beinahe dro hend ein. s Sie lächelte: Ich bin eine Frau. I Sie nahm zart-schen Abschied was ihm, als sie zum Bahnhos fuhr. Jn; der Wohnung natürlich. Denn frei muthete dem Gatten nicht zu« sie bis zum Zuge zu begleiten. j Kaum aber war die Droschle fort- ; gerollt, verließ ver Professor das : Haus, warf sieh in der nächsten Stra- s ße in einen Wagen, dem er rafende» Eile empfahl. Zum Bahnhof! hefath er. Jn prächtiger Stimmung sah er.j in die Nische eines dunklen Korridors l gedrückt, Frau Maria das Vahnhofs- ! geböude betreten. An derKasse herrsch- H Jte ein großer Andrang, er konnte da- T Hher nicht so nahe herankommen, daß: Her hätte hören können, wohin seine; lFrau die starke nahm« Es fieberteH ihn. als er fie auf den Bahnfteig hin- J austreten sah und bemerkte, daß sie sich nach allen Seiten umfah, als ob sie jemanden erwarte. Dann stieg sie rasch in ein Adtheil ein« Es wurde auf ihren Wunsch offen gehalten. Der Professor wartete, wie auf glü henden Kohlen stehend, bis die Zeiger der Uhr den unmittelbaren Abgang des Zuges tündeten. Dann mußte es ja klar werden! Er hatte die Zähne fest aufeinander gebissen, denn seine Aufregung war ungeheuer. Da eilte der Stationschef an ihm vorüber. Er staunt blieb er stehen, als er den Pro fefsor wahrnahm: Bitte, beeilen Sie sich. here Professor, sagte er. Der Zug geht sofort ab. Jhre Frau Gemahlin hält einen Platz für Sie frei. Die Lolomotive pfiff, als Professor Laufmann in das Abtheil deöSchnelb zuges sprang, in dem Frau Maria zwei Sihe bezahlt hatte. Er war sehr bleich und stotterte. Sie erschrak, als sie ihn sah. Er nahm deutlich wahr, wie fte die Farbe wechselte. Sein Blick flog, während der Athem keuchend ging, durch den Raum. Wo ist er? fragte er, mit den Wor ten tätnpfend, und griff hart nach ihrer Hand. Wer? Fiir den du den zweiten Platz nahmftt Denn du haft zwei Plätze be zahlt! Ich will es wissen, spricht Da lächelte sie. Ja, wahrhaftig, sie lächelte. Sie wurde weder todten bleich, noch sanl sie in die Kniee und flehte um Varmherzigleitl Professor Laufmann war starr. Er dreßte fester ihre Hand. Für wen hast du die zweite Karte gelöst? Ich muß es wissen, oder es giebt ein Unglücks! Da lachte die junge hiidsche Frau laut auf, während ein rother Schim mer ihre Wangen färbte. Fiir dich, Fritz! Er glaubte zu träumen. Für mich! Hiihne nichts Tür dich, wiederholte sie. Denn ich tou te, daß du kommen würdest. Laufmann kam aus dein Stottern nicht heraus. Wie lonntefl du das wissen? . wußte es! Und warum bist du heimlich auf den Bahnhof gekommen und haft dich im Korridor versteckt, L bis der Zug abgings 4 Der Professor erschrak ov Dieser Frage. Weil, weil —-— Weil es in anonymen Brieer dei nes unbekannten. wohltneinenden Freundes stand, gab Frau Maria leise die Antwort, die ihr Gatte schul dig blieb. Er fuhr aus. Du weißt von diesen BriesenT Wie so? Da neigte die junge Frau ihren Mund ganz dicht an sein Ohr-, daß er es fast als einen Kuß empfand und gestand leise: Weil ich sie geschrieben habe, Fritz! Du! Er sagte eine Weile nichts und betrachtete nur immer ihr Antlitz, . das in leuchtender Jugend ganz dtcht vor seinen Augen war. Und dann wieder: Dut? Als er aber alles begriffen, da küßte er Maria herzhast auf den Mund und vergaß tveniastenö auf die ser Reise feine Papyrusse ganz. W see-Wa. -.Die beiden Fräulein Müller fin en stets nur Duettet Warum eigentlisp ’ tfWahrscheinlich will eine nlkein dte Verantwortung übernehment« Eine Sprrtgeschichte Von Eddy Beuth. Jch glaube an teine überirdischen Möglichkeiten sagte vie dick-de Dor torssrau und zeigte lachend zwei Rei hen tadelloser Zähnchen. »Aber es ist solch angenehmer Grusel, sich an den endlosen Herbstabenden die Zeit mit Spukgeschichten zu vertreiben.« »Ich tann auch nicht genug davon bekommen. Detettivgeschichten und Geistererjählungen zu hören,« meinte der kecke Backsitch und bat die junge Hausfrau, die blaue Ampel anziinden zu dürfen, um das Milieu siir die Geistergeschichten zu schaffen, die man jeht hören wollte. -—-— »Das grelle Gaslicht verdirbt die Stimmung,« sagte der langmähnige Dichter, wel cher das Thema angeregt hatte, »du hat das Fräulein recht.« Er erhob sich, seiner Würde als Löngster der tleinen Gesellschaft ein gedenk, um das Gas auszudrehem während trippelnde Mädchenfiiße zum Erker eilten, um die blaue Ampel an zuziinden. Es waren etwa acht Personen bei dem jung verheiratheten Dottorspaar anwesend und man suchte sich den er sten gesellian Abend in dem neuen gemiithlichen Heim des Paares so kurzweilig wie möglich zu estalten. Gesellschaftsspiele unds Räthselrathen wollten nicht recht ziehen, die Entsetzt son sorgte noch nicht genügend sur neue Sensationen, die Stoff zu an geregter Unterhaltung bieten konnten, und so entstand jene bange Pause, die Gastgebern wohlbekannt ist als Vor bereitung zu baldigem Ausbruch der Gäste. Dabei war’s noch ziemlich früh, kaum halb zwölf Uhr Nachts, und man hatte sich das erste gemiith gachz Zusammensein so anregend ge t. Der Oltobersturm schüttelte an sen Fensterliiden und beulte unheitn ich durch den Schornstein, ein Hundewet ter draußen. Hier im Haufe war’s recht gemitthlich, alle saßen um den Tisch mit der Hängelatnpe. Nun sollte man hinaus in das häßliche Wetter. blos weil man sich nichts zu sagen wußte. Ein neues Heulen des Sturmes tlang unheimlich in das Ge sellschaftszimmer. »Ich hab’s,« rief die blonde junge Frau plötzlich beglückt. »ich habs! ——— Heute ist so recht das Wetter zum Grufeln lernen, erzählen wir uns Spulgeschichten.« Der Gedanke wurde mit Begeifte rung aufgenommen und schnell in die That umgesetzt. Jeder sollte etwas felbfterlebtes oder irgendwo Gehörtesi zum besten geben, und jeder suchte sich l l l l in Gedanken das Gruselichste heraus« was er je im Leben erfahren hatte. Nur der lustige Asseffor. aus dessen Einfälle man die meisten Hoffnungenj gesetzt hattet und der der gesuchteftex Causeur deS ganzen Kreises war« blieb auffallend still. Er hatte sich an das Fenster gestellt, ’ an das die Regentropfen llatschten, und sah melancholisch in die menschen leere Straße der Vorstadt hinein. »Das Assefsorchen denkt sich was Gräßliches aus« um es uns aufzuri fchen,« tuschelte der lecke Baeksifch, und lachend erging die Aufforderung an den stillen jungen Mann, mit seiner sicher höchst interessanten Erzählung zu beginnen. Er drehte sich um, trat von seinem Fensterplatz zurück in den Bereich der hellblauen Anmel, die seine Gesichts farbe wohl besvnders bleich erscheinen ließ. und begann: . « »Nun wohl, ich will Jhnen eine Spukgeschichte erzählen. aber teine jtustige, sondern eine so traurige, da ; sie ein blühendes, junges Menschenle I ben zum Opfer forderte.« ; Es war bläulich todtenftill in dem l kleinen Raum geworden, und der Er sziihler fuhr fort: »Es mag so unge l fähr zehn Jahre her sein« ich war in den Ferien zu Besuch bei meinen El tern als kleiner, großsprecherifcher stud. jur. , Wir hatten einenherrlichen Spät sommer, und das junge Voll des thei nischen Gebirgsftädtchens nahm die schönen Tage ordentlich wahr, und machte stundenlange Ausslii e in die nächsten Rhein- und Weinstä te. Was wurde bei diesen sonnnerltchen Fahr ten nicht alles gebrahlt und gelogen, aeltebt und geküßt Wie das wohl I immer so ist, wenn nach langen Wan derfabrten ins bunte Leben hinein Jugendgespielen für luree Zeit sich wiederfinden. «Jmponieren« hieß die Devise, und da man noch nicht viel bewiesen hatte, so log man halt, und schloß den fragenden Mund der klei nen Jugendgespielin mit Küssen zu. An einem schönen Sommerabend, den wir alle in Nachbars Garten ver brachten, kamen wie auch ans Erzäh len von Spukgeschichten, die man zum großen T il sogar erlebt haben wollte. »Es gehört nur ein biß n Muth dazu, sich mit den überirdis en Gei rn gut u stellen,« meinte ich ro spre eris . »mi: erscheinen sie irett au den Wint.« Die braunen und blonden Mädels drängten sie-Z bei diesen Worten neu gierig an m heran und betrachteten eni mit len tenden Augen. Jch war wie r einmal Mittelpunkt »Nichts einfacher als das. Man gebe nur Nachts punlt zwölf Uhr muttetseelenallem auf den Mahl-oh aneinander Mond muß sreilich sein, sie t sich mutterseelenallein ne Selbstmördeeecke, nnd aus ein Ze« n speisen die Geister, und erzählen a et, was man haben will.« —Lau tes Gelächter belohnte meine schlecht eifundenech Lüge, man gziöbte mir si nicht. doch, als an ender Ju ritt, dre te ie Sache zu meinen Gun sten. — habt eben keinen Muth » sonst wiir t Jhr die Sache doch we nigstens aus robiren.« Reinen uth haben, " war wohl das schlimmste, was einem von uns in jener Epoche der Jugendthorheit vorgeworfen werden konnte. —- Der Hie saß Meine blonde, kleine Else, dasein zige Kind des Nachbars, fah mich mit ihren nervösen, fanatifchen Augen an. »Ich glaube zwar nicht an Cur-; dummen Geschichten, und eben weil ich nicht daran glaube habe ich den Muth, Nachts um zwölf Uhr allein; auf den Kirchhof u gehen. « i ,,,Oho wie willkt du das beweisen, «j das lann nachher jeder behaupten, dort gewe en zu sein,«1aqteHeinrich ! der tecle ymnasiast. - »Das werde ich Euch beweisen « rie das blasse Mädel, die blonde Elst, gehe heute Nacht noch und werde mir ein Messer mitnehmen, das ich zum Zeichen, daß ich dort war, in das i Grab des Schusters Ertmer stecken werde Jhr wißt, das ist der, der sich! ertränkt hat« Das Grab liegt am eigfamftem gerade dort werde ich hin ae en i Uns wurde doch etwas ängstlich, als das fanatische Mädel so begierig einen Beweis ihres Muthes liefern wollte; der Scherz ging zu weit. Sie aber ließ sich durch nichts von ihrem Vorhaben abbringen, und so beschlos sen eini e von uns, wenig tens i r in angeme enee Entfernung heimli zu folgen und ihr Thun zu beobachten. Ein paar Kameraden und ich lzten uns gegen halb zwölf in ihrem ar ten au die Lauer, wir hofften immer noch, re hätte uns zum Besten gehabt und witrde nicht kommen. Zehn Minuten vor zwölf sahen wir ihre schlanke Gestalt richtig leise aus der Hausthiir schlupfen und den Weg über die menschenleere Chaufsee neh men, die zum Kirchhof führte. Wir Jungens schlichen wie die Diebe hinterher, sie ging ruhig ihren Weg-, -der halbmond, welcher als leuchtende Sichel am Himmel stand, ließ uns ihren energischen Gang ge: nau erkennen. Am Kirchhofsthor zögerte sie ein wenig, dann öffnete sie mit Mühe die schwere Pforte, die einen tnirschenden Ton von sich gab, und schlüpfte be hende hindurch. — Eine Weile blieb Alles still, wir wollten uns nicht vor zeitig verrathen oder die Kleine er schrecken, und harrten mit angehalte nem Athem der Dinge, die nun tonl men sollten. Nun mußte das tapfere Mädel gleich wiederkommen, wir hat ten uns vorgenommen, sie im Tri umph nach Haus zurückzuführen. Plötzlich tönte ein Schrei durch die Stille, der nichts Menschliches an sich hatte und uns das Blut in den Adern erstarren machte. Dann war Alles still. —- Wir waren die ersten Sekun den wie erstarrt vor Schreck, dann liefen wir wie gejagt an den mondbe Tschienenen Grabmiilern vorbei dem ;Hiigel des Selbstmiirders zu. - i Quer iiber dem Grab lag bewußt Hlos die lleine Else, die beiden Hände jwie im tödtlichen Entsetzen in das jGras des Hügels getrallt. . Wir versuchten, sie aufzuheben, aber sie wurde wie von unsichtbaren Händen aus dem Grab festgehalten. — Was es war, wußten wir nicht, denn gerade hatte sich der halbmond hinter den dunllen Wollen versteckt. Wir waren so entsetzt, das; unser Herzschlag augsetzte, und wir tein Wort sprechen tonnten. Endlich nach Setunden langen Wartean tam der Mond bleich und zögernd wieder hin ter den Wollen hervor. Und wir fanden schnell genua den harmlosen Grund des entsetzlichen Zwischenialls, den unsere tleine Freundin mit dem Leben bezahlen sollte. Das Kücheninesser, das sie als ficht baren Beweis ihres Muthes in die Erde des Grabhügels gesteckt hatte, hatte mit der Spitze ihren Kleiderroel durchbohrt und so das arme, ver ängstigte Ding am Boden festgehalten, als es sich erheben wollte. Der Schreck und das Entsetzen hatte ihre Bewußt losigleit herbeigeführt aus welcher sie nicht mehr erwachen sollte. Ein hitzi ges Nervenfieber machte dem blühen-« den Leben in ein paar Tagen ein ra sches Ende. Jch habe jahrelang das Lachen verlernt,« schloß der Assessor, und führte verstohlen das Taschentuch iiber die Auaen. «Seitde1n glaube ich an Spukgeschichten·« Wy «Ieriite ernster t« Das Berliner Ta eblatt berichtet Rosa, das hausmiid n, hatte sich in der tur en Zeit ihres Dienstes bereits das do e Vertrauen ihrer neuen herr schast erworben, als eines Tages ein Bett erschien und sich nach dem neuen iidchen erkundigte und natürlich die beite Auskunft erhielt. Wer beschreibt nun den Schreck der girrt-stach als am anderen Ta zwei rren erscheinen und osort m Mädchen, das ihnen die onthiir geöffnet hatte, zurusenx Perücke runter!« Und was ereigneie sich me Die schöne bis-we Neiq piet entirte sich als —ein Mann mit tur Teen hacken der nach den Angaben der iden Kruninalbeamten gesucht wurde und so manches aus dem Ker olz hat. Es war nich das erste Debut i ber schl enen Gar-new sich als Hauz rna n u vermiethen, die herrschaf ten zu bestehlen und dann pls lich aus Nimmertviedersehen zu pers winden. Diesmal war der Noup nicht gelungen. Its-ritt scheidet Selten ist ein großer Mann so jäm merlich nach seinem Tode behandelt morden wie Mozart, nachdem man ihm schon vor dem Tode fchlrmm Pe-» nug mitgespielt hatte. Reuevoll ich - gen noch dre heutigen Bewohner Wiens an ihre Brust, weil die damaligen sich so gar unwürdig ihres gottbegnadeten Mitbür ers gezeigt haben. Es isteme niedtrs metternde Thatsache: die Erde Wiens beherbergt einen der größten Tontiinftler der Welt, aber niemand vermag zu sagen, wo. Auf dem Zen traliriedhof der Stadt erhebt sich unter den Ehren räbern der in Wien gestor benen Mutter auch ein Denkmal für Wolf ang Amadeus Mozart, doch es bezei net nicht den Ort, rvo seineGe berne ruhen, denn diese rnd verschol len. Als Mozart in der tacht zum 5. Dezember 1791, noch nicht 36 Jahre alt, die Augen zur ewigen Ruhe schloß, hinterließ er außer einem kranken Weibe baare 60 Gulden. Dafür konnte nian schon damals nicht in Wien ein ,,anständiges« Be räbniß haben. Die Begeisterung der Freunde aber reichte gerade hin, der sterblichen Hülle von der Wohnung bis zum Stubenthor das Geleite zu geben, wo Lsie umkehr ten, da das grausliche etter über Ihre Zuneiauna den Sieg davontrug. So mußte die Gemeinde für ein ye griibnisz sorgen. Mozart belam feine Ruheftcitte in einem —- Armeleutemas Lengrab auf dem St. Marxer Fried ofe. Mit Bettlern und Armenhans lern wurde er am 6. De ember in eine Grube esenlt, und kein z reund sorgte dafiir. ie Stätte festzuhalten und zu überliefern, wo er ruhte. Doch, einer: »der Todten riiber Joseph Nothmehek. Der umwi elte den Sarg mit dickem Eisendraht und schlug ihm als Kenn eichen einige Messen niigel ein. Dann skchrieb er in seinen alender, Mozart - liege »im dritten Schachtgrabe von der Planke, links der etc-the in der obersten »inierten) Schicht«. ehn Jahre fpater .riiumte man das Massengrab, um fitr die Leichen anderer Bettler und Ar menhiiusler Platz zu schaffen. Nie smand tiimmerte sich darum, da man damit auch Mozarts Ueberre te ab .riiumte und irgendwo anders ver scharrte. Nur Joseph Rothmeyer, der ;Iodtengriiber, erinnerte sich feiner HZeichen und behielt sich als Andenken Haus dem vermorfchten Sarge Mozarts sSchiideL Den tostbaren Schatz ver ierbte er an seinen Nachfolger im Amt. onfeph Radfchopf, und dieser schenkte lihn 1842 dem Aupgerstecher Jakob sHyrtL LJakobs Bru er war der be— Frühmte natom Joseph HyrtL Dieser shätte den Schädel gern seiner Samm ;lung einverleibt, aber Jakob ab das sKteinod nicht heraus. Erst na feinem Tode 1879 lam « ofeph Hyrtl durch Erbgang in den efitz des Schädels. Zur dauernden Kennzeichnung klebte er einen rothen Zettel aus die Stirn mit der noch heute vorhandenen Aus schrift: »Der Todten. räber Joseph Rothmeher, welcher ctzich die Stelle merkte, wo er Mozarts Sar ein fcharrte, bei der Leerung der mein Rube 1801 gerettet und von feinem achfolger Joseph Radschsog meinem Bruder Jakob geschenkt, 1 . hyrtl.« Auf die rechte Seite des Schadels schrieb er mit Farbe: ,,Wolsgang Amo deus Mozart, gest. 179l, geb. 1756. — Musa vetat mori —- Hoiaz«. Jo seph Hyrtl starb 1894. MoHarts Schii del aber lam mit anderen ingen ver packt in-einer Kiste, in das von anrtl gestistete Waisenhaus zu Mödling bei Wien. Hier fand man ihn erst geraume Zeit später beim Ordnen und überließ ihn dem schriftlichen Wunsche Hhrtls gemäß der Stadt Salzburg Dort, im Mozarteum, befindet er sich eht. Zweifler haben die Echtheit des chiis dels in Frage gezogen. Aber sie fochten nicht die Echtheit des in Hnrtls Befrh gelangten Schädels an, sondern stell ten lediglich die Behauptung auf, die Kiste, die ihn geborgen, könnte, wäh rend man sie unachtsam aus dem Bo den des Miidlinger Waisenhaufes stehen ließ, geöffnet und der Schädel vertauscht sein. Die Stadt Salzburg hat jedoch die Unhaltbarteit dieser Ber muthun gerichtlich erweisen la en. So ditr en wir sicher fein, wenig ens drefen einzigen lleberreft des roßen Todten zu besitzen, zugleich eins mer« volles Dentmal der herzlofigkeit und des Undanks der Mitwelt. r . Uebel angeht-achte Sparsamkeit Einen lehrreichen Beitrag um Ka pitel der übel an ebrachten « arfam teit theilt das « iener Extra latt in folgender Zufchrifs eines Leferz rnit: »Ich erhielt unlänaft von einem Freunde, der mit feiner zahlreichen Familie häufig Reisen macht, ein Te le kamm, lautend: »Bitte fiir morgen früh vier Zimmer, »Grand Hotel«, referviren.« Die vier Zimmer wur den von mir bestellt und feibftveri ftändlich wird der Zimmerpreis in einem solchen Falle für die ganze Nacht angerechnet. Wie groß war mein Er ftaunen, als ich am nach en Vormit tags erfuhr, daß mein Treund ganz allein um 4 Uhr friih im Hotel ein etroffen war. Er hatte ein Wort in einem Telegramm f aren wollen, nämlich das Wort «Usr« hinter den Worten »mor en früh« ——-« als Strafe iir diefe fch echt angebrachie Spar amleit hatten wir 42 Kronen iir die unnöthiaerioeife refervirten immer zu bezahlen.« « Lieiovserieu in Sachlem Er: «Un Jhr Rufnamei« Sie: Daulinek Er: »Das haßt awer lcheenei Meine Sel’ge hieß fie nämlich Pathe-, un da brauchen mer ja de Schnubddicher nicht eeft umfchtieien zu case-IF