Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 23, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Mdm
Roman von C. Yraddon
Clo. Fortsexungd
Solin hs den Brit weimal, dann
Miete et ihn fnxt m anisch zusam
men se etinner e sich, Edith Tade
ar eine sit-se egeben zu haben. Da sie
c n darum ge ten, mer kaum an
ders thun können. -t befand sich in
einem fürchterlichen Dilemma. Es gab
nur einen richti en Wegs. er mußte dem »
käulein von tedegak die Wahrheit
kennenz et begriff gar nicht, wiees
möglich gewesen, daß die unglückliche;
Situation sich gerade in dieser Wochei
entfaltet hatte; hundertmal überdachte !
er jedes WOFL was am vorangegan-;
genen Tage gesprochen worden, uan
isstmw sich, daß er ganz wider feinen I
' Ellen in eine Liebesidyile hineinge-·
drängt war. j
Er begab sich in das Bibliothetzim
mer und sperrte sich in dasselbe ein.i
Der Gedanke, gestört u werden, war s
i chpeinlich; er mu te eine heilige»
· li t erfüllen, eine der unliebsamsten
u gaben, die er je auf sich genommen.
Edtth Tredegar’z leidenschaftlich auf
ihn gerichtete Augen schienen ihn im
Geiste zu verfolgen.
Minute um Minute verging und
immer noch lag das Briefpapier vor
ihm. Er schob es zurück und trat an
das offene Fenster. Der Sonnenschein
fiel in goldt en Strahlen in das Ge
mach. Die uft war herrlich und
wohlt uend. Die Uhr verkündete die
elfte tunde, nun würde bald die Zeit
ranriicken, in welcher er Ada wieder
eben konnte. Nein. momentan war er
nicht in der Verfassung an Edith zu
schreiben. Der Brief mußte warten;
er wollte so ar bestrebt sein, im gegen
wärtigen ugenblicke Edith Tredegar
u vergessen. Er trat auf den Balton
tinaus und sah dem Flug der Vögel
und der Schmetterlinge zu. Die ganze
Natur schien Liebe und Glück einzu
aihrnen. Langsam schritt er in den
Garten hinab und lenkte von den ge
bahnten Wegen ab hinüber nach dem
Walde. Er mochte eine halbe Stunde
ge angen sein, als er plötzlich durch
rascheludes Geräusch im Laubwerk
aufmerksam gemacht wurde und, ehe
er sich dessen versah, ein Mann vor
ihm stand. Unwillkürlich umsaßte
Colin seinen wuchtigen Stock etwas
sester; der Fremde sah es nnd lächelte.
«Sie brauchen mich nicht zu fürch- »
ten, rr von Colin,« sprach er in ver- i
bindlichem Tone; »ich bin doppelt so
alt wie Sie, und meine Absichten sind
keine bösen; vielleicht befinde ich mich
unrechtmüsziger Weise auf Jhrem
Grund und Boden, aber der he.rlichc
Wald hat mich verlockt-«
x Eolin sagte sich, daß er ein spötti
ches Licht in dijxen dunklen ugen
aufleuchten sah. nwilltiirlich fragte
er sich. wo er demselben schon srüber
begegnete. foenbar gehörte derFremde
den besseren Ständen an. er war auch
elegant gekleidet. Guido Colin war in
der Regel ein friedliebender Mensch,
aber er fand, daß in der Art jenes
Mannes etwas Aggressives liege und
die Röthe des Zornes stieg ihm in die
Wangen.
»Ich habe nicht die Ehre, Sie zu
kennen, mein Herr,« sprach er kalt, »in
Folge dessen würdige ich auch Jhre
berirauliche Art nicht. Wenn mein
Wald üter Sie hier findet, so werden
Sie ch wegen Uebertretung zu ver
antworten haben.«
Der Fremde fuhr sich mit der Hand
durch das üppige Grauhaar und er
widerte lachend:
»Ich danke Jhnen für die Drohung-,
ich werde mich beeilen, Jhren Wald
Iütern aus dem Wege u ehen. Jch
iedaure. daß ich Ihr ißt-allen her
an ordert. O, bitte, bemühen Sie
W n cht, i kenne den Weg und hege
Ein
lehr
in ung, daß wir einander
bal wieder begegnen werden«
Er lüstete den Hut und entfernte
sich mit raschen Schritten.
Colin sah ihm überrascht nach. Er
war ärgerlich gegen sich selbst und
gen den Fremden; er fühlte die ver
Eatle Drohung, welche in dessen Wor
sa
»Wer und was ist er? murmelte er
« vor sich hin. »Seine Augen scheinen
mir bekannt, und doch wäre ich nicht
im Stande, anzugeben, wo ich ihm
schon im Leben begegnet bin-«
Mit einer ungeduldigen Bewegung
setzte er endlich seinen Weg fort und
traf län st vor der festgesetzten Zeit
an der telle ein, an welcher er mit
Ida zusammenlomrnen sollte. Er
mußte lange, lange warten, und die
Einsamkeit leistete so drückend aus sei
nem Gemüthe. daß er schließlich sich
Weh et begehe eigentlich ein Unrecht,
zu verleiten, aß sie so weit weg
« von hanc in diese Wildniß gehe, urn
» mit ihn gusnmmenzutreffen Wer
Miste ihm asiir, daß ihr nicht auf
dein Jene irgend ein Unheil wider
tgsis , . .
kcndlich war es bereits fünfzehn
Ihn-ten bis zwölf. Er erhob sich
Un nldig von der Meinst-unt auf
s » et sich niedergelassen, da fiel
ein Schatten auf den Weg, und mit
i Freuden chrei eilte Guido Colin
»des- iungxn "dchen entgegen.
14.
»Ob«-, Altes-tel« Sie stand dpt ihm
W ritt en Wangen nndtief
M « Oe tsnusdmckh
»Ach komme spät, ich weiß ei, und
ich in rasch geg angen. Rein, berüh
ren Sie mich nicht, Herr von Colin.
Als ich heute Morgen ausstand, dachte
ich nicht, daß ich Sie jemals wieder
Leben würde, und nun bin ich doch
ier
»Den von Colin? Was ist gesche
ben, Ada? Du dachtest nicht michj
wiederzusehen ich soll Dich nicht be
rühren! Komms laß Dich biet an
meiner Seite nieder und erzähle mir .
was sich zugetragen Du mußt sehr
müde sein.«
»Ja, ich bin müde« hauchte sie tauni (
verständlich. »Und ich bin nur gekom
inen um Jhnen sür immer Ltebewobl
zu sagen. Es ist grausam, mich mit
tächelnder Miene anzublicken, Herr
von Coliii, und ich hätte gar nicht
kommen kollenk (
Er gri f nach ihren zitternden Hän- .
den und zog die widerstrebende Gestalt !
des Mädchens an sich.
»Ada, sei nicht thöricht, « sprach Co
ltn »ich weiß, was Dich verstimmt. (
Du sahst mich Testern mit einer jun
gen Dame au r Eisenbahn«
Die Röthe s Zorneg stieg-Nu in
die Wangen.
»Ja, ich habe allerdings gesehen,
daß eine schöne junge Dame von Ih
nen Abschied nahm; ich sah sie auch
einsteigen und erfuhr durch einen Zu
fall, daß sie das Fräulein von Tade
acr sei, daß sie als Jhre zuliinstig ei
raut gilt; ich aber bin nur einj
f lichtes Landmädchen, welches man!
leicht hintergehen kann ni
Ein Zeitvertreib, weiter nichts!« 4
»Du bist ein Engel, Ada, und Du
wir mein Weib werden« j
ch will Jhren Worten nicht mehr i
lauschen, herr von Colinf rief das!
junge Mädchen, indem es in Thriiiien 4
ausbrach und das Antlitz mit denj
Finden bedeckte »Fh will Ihren
orten ni tweiter ufchen,« wieder
Ylte sie.» rau von Buitler muß iin
mechte gewesen sein; ich glaube siei
niuf Verdacht geschöpft haben, denn
sie agte mir, es könne niemals Gutes
daraus entstehen. wenn ein vornehmer
rr einem Landmiidchen fchöneDinge
agt.« f » — « »«
»und wer ist diese mooerne Mi
nerva, die sich auf das Vrovhezeienz
verlegt« forschte Colin ungeduldig- :
»Die einzige Freundin, welches
Mama und ich haben. Lassen Sie
mich heimgehen, wenn ich bitten darf.'«
»Nein, Geliebte, Du sollst erst Alles
höre-, was es zuhören giebt, und
wenn Du mich dann je herr von Co
lin nennst, dann —nun dann liisse ich
Dich eben! Ada, höre mich an und
glaube meinen Worten,« fügte er hin
zu, bestrebt, in ihr abgewandtes Ant
lit zu blicken. »Der allzu herzliche
Abschied des Fräulein von Tredegar
trar mir eben so peinlich und uner
zwartet als Dir. Vertraue mir, mein
;Kind. Wenn Du nicht Zeugin dieses
sAbschieds gewesen wärst, so hätte ich
lDir ja selbst davon erzählte Jch habe
IDir auch gest vielerlei Zu sagen, und
lich weiß, aß, wenn u von Allem
Punterrichtet bist, Du sie nur bedauern
wir t.«
s r trat näher an das junge Mäd
chen heran, er faßte nach einer ihrer
Ihände, und sie ließ es geschehen, daß
ler sie in seine Arme zog.
l «Bin ich thöricht, Gutdo?« fragte sie
; leise. »Ich habe bisher nie an Dir ge
.zweifelt, aber diesmal übertam mich
seine sinnlose Angst, Du könntest mir
ldie Treue brechen. Jch hatte die Ene
pfindung, als hönne ich Dir nie mehr
in die Augen blicken, als wollte ich nie
mehr rnit Dir sprechen, und ich fühlte
mich so namenlos unglücklich«
»Meine arme Ada, ich alaube, ich
bin jetzt froh, daß Alles L seelommenl
Es ist das schönste Lie s tenntniß,
welches Du mir hättest ablegen kön
nen. Welch' widerspänstige kleine
he e Du bist! Und darf ich nun auch
wissen, was Frau Buttler iiber mich
gesagt? Ich denke, sie ist doch die Die
nerin Deiner Mutters«
»Bitte, sprich nicht von ihr, Colini
Sie hat uns gut und treu gedient,
und ich hatte ihren Name-. nicht nen
nen sollen. Du weißt ja, wie miß
trauisch diese Frauen nach dem alten
Schlage sind, wie erne bereit, aus
irgend einer geringfügigen Thorheii
Uebles zu prophezeien. Sie erräth
manchmal einen jeden meiner Gedan
ien und hält lange Predi ten über die
Sünde der Bersielluna. ch war ge
stern ganz zornig, Martia aber hörte
alles ruhig mit an, und deshalb wagte
ich nicht, Klage zu führen. Es war
recht ärgerlich, Colin, denn ich weil;
ja, daß ich die kleinste Verstellung au
die Länge der Zeit nicht werde fort
siihren können. Als ich Dich dann an
der Eisenbahn sah —«
Mit einer stigen Bewegung
wandte er ihr ho des Antli dein sei
nen zu and preßte einen Izu aus ihre
Lippen.
»Ada. sprich nicht, ehe Du meine
volle Rechtsnti ung vernommen!
habe Dirsovie zu sagen. Das Frau
lein von Tredegar kenne ich seit lan
er, langer Zeit; ihr Bruder war schon
n der chule rnein Kamerad. Sie ist
ein klugei, unterrichtetei Mädchen,
wir hatten oft lange Gespräche zusam
mrn und verstanden uns sehr aut. Sie
war immer äußerst theilnahrnöooll
gegen mich und bewunderte dieBiicher
welche irg» schrieb. Das schmeichfelte
mir, ich iitte lein Mann sein mn en
wenn es spurlos an mir abgeprallt
wäre. Ich lie mir aber niemals
träumen, daß e in mich verliebt sei.
und ich schäme mich est fast es ein
ggefteheir. Du ent nnst Dich des
turmes vor zwei Tagen? Nun, als
ich damals nach un erer legten BeTea
nung nach hause am fand ichTa g;
Fräulein von Trede ar und ihren
ruder auf dem S losse; ehatten
einen Ausslug mit ihrer Yachte
macht, waren vom Unwetter übrrra chi
worden und suchten Schuh in meinem
Keim. Ich wollte natürlich mein
-.oglichfteö thun, ihren kurzen Aus
enthalt in meinem Hause zu einem an
genehmen zu machen.«
Colin hielt siirnrunzelnd einen Mo
ment inne. da Ada aber leine Silbe
sprach, fuhr er alsbald fort: "
»Ich sollte bald zu der Erlenntnisz
kommen, da Editb in mir einen
schüchternen » erehrer zu sehen glaubte,
der dessen was er wolle, eigentlich
selbst nicht sicher sei Ich lauschte ver
bliifft halb belustigt ihren Worten
und wußte taum, wie ich es anfangen
solle, ihr die Illusion u nehmen von
welcher sie offenbar befallen war. Jch
bedauerte sie, denn man sah daß es
ihr ernst sei. Jch erforschte mein Ge
wr igen und lam zu der Ueberzeugung,
mich keinerlei Schuld treffen
könne an ihren Empfindunaen. Viel
leicht hiitte ich erkennen sollen daß
ihre reundschast teine durchaus pla
tanife war, aber ich bin unerfahrener
als andere Männer meines Alters es
vielleicht wären und ich habe an Liebe
nie gedacht, bis der ufall mir mein
Alpenbeilchen in den g siihrtek
Seine Stimme nahm einen sanfte
ren Klang an und es leuchtete leiden
schaftlich auf in seinen Augen
»O, Guido, ich sanae an zu be
greifen, aber wie schrecklich muß es
doch sein, wenn ein Mädchen einem
Mann den Hof machi!"
»Wenn Du mir den Hof machtest,
Geliebte» würde ich es gar nicht so
schrecklich finden. Edith Tredegar hielt
mich sür einen Träumen dessen Seele
erst geweckt werden müsse; sie dachte,
daß ich mir selbst unbewußt sie liebe,
un meinte, daß ich diese Entdeckung
erst machen würde, wenn es zu spät
sei, es wäre denn, daß sie mich sriiher
zu dieser Erlenntniß erwecke.«
»Es war aber unweiblich, so vorzu
gehen, wie sie es gethan. Jch kann ihr
ganzes Wesen nicht entschuldigen,
wenn auch Du vielleicht unbewußt es
hervorgerusen haben magst.'«
»Unbewuszt, das will ich zugeben,»
und dann tonnte ich nicht rechtzeitig
die Gelegenheit finden, der Szene ein4
Ende zu machen, weil der Pastor hin
zulam, und das Fräulein von Tade
gar entsloh."
»Der Pastor überraschte Edith also
bei einer tompromittirenden Szene?«
»Ja, und um Deinetwillen mußte
ich ie Situation ausllären.«
»Um meinetwillen? Hast Du ihm
etwas gesagt?«
»Ich habe ihm Alles gesagt und
Ioir sprachen von Heirathsaussiche
en.«
»O, Guido, ich fürchte mich. Es
wäre mir recht gewesen, wenn noch
lan eNiemand von unserer Liebe ge
wu t hätte! Wenn Mama und Frau
TButtler davon Kenntniß erhalten, so
iwerden sie nur schelten. Ich bin arm
»und Du so reichl Du solltest gewiß
eher das Fräulein von Tredegar hei
3rathen, sie ist reich und Dir ebenbür
stig, und ich bin nur eine arme Bett
l lerin."
! Guido Colin zo sie näher an sich.
. «Still, ich will Solchen Unsinn nicht
hören! Wenn das Fräulein von Tre
;drgar das ein ige weibliche Wesen aus
iErden wäre, Po würde ich es nicht hei
srathenl Jch begleitete sie zur Bahn,
»sand aber leine Gelegenheit, ihr eine
menschenwiirdige Er lärung abzuge
ben. Ich zögerte, das hei le Thema
zu beruhren, nun werde ich ihr schrei
ben und ihr von unserer Verlobung
Mittheilun machen, und sie wird be
greifen das ich nicht nur in meinen
räumen lebe, daß ich von der Wirt
lichleit des Daseins doch auch so man
chen Begriff habe und nicht nur in
höxren Regionen s webe.«
da schauerte in ich zusammen.
»Sie wird mich ha e , Colin, sie
wird mich über alle aszen hassen!
Eine Frau pflegt derlei Dinge nie
mehr zu ver eihen!« -
,,Du thu mir unrecht, Ada; ich
laube, ei bestrebt alle Urkchn einiges
Mitleid iir uempsin n, doch nun
geben wir das Fräulein Trede ar aus
Zenit reden wir tvon unstseäbis lDiJ
a orwarn’ ganzenzii ,ae
ihm die Mittlkilung von unserer Ber
lobung machte.« ,
»Nicht entzuett, Guido .-" irae-te das
junge Mädchen in ängstlicheni Ton.
»Er verliert seine neue Organisiiii
nicht gern.«
»Mit er Dir das gesagi?' fragte
sie, iiber und über erröiheiid.
»Ja, und auch noch mehr! Und die
Gesundheit Deiner Mutter ist eiiie
zarte, und Du wünschest etwas Geld
zu verdienen —- qrnie Ada! Mein
Liebling soll sich uni derlei Dinge
nicht tummern, die tiiiiftige Herrin
von Deverill.«
»O still,» Colin, mir ihui»das Herz
weh. Ich fürchte, ach. ich furchte gar
sehr, daß ich iiie erreichen werde, wo
von Du triiiiirisi.«
»Es soll und inuF sein! ch habe
rnein Glück ebenso ehe ins uge zu
sassen'ioie das Deine! Du siehst, dasz
ich selbstsüchtig bin. ch habe dein
astor versprochen, da ich gleich mit
«riiu Langtoii rede — heute noch,
wenn Du es gestatten, Geliebte! Es
is: das einzig Richtigel -Jch brauche
überdies eini e Zeichnungen siir inein
neuestes Bu » und Deine Mutter
wiirde mich glücklich nia n, wenn sie
dieselben übernehmen wo te. Weshalb
soll ich mein Geld an Fremde be ah
en? Auf solche Art könnte ich te in
der natürlichsten und einfachsten Weise
tennen lernen.'«
Das Mädchen war ganz blaß ge
worden.
»F weiß nicht« was ich dazu sagen
oll, olin, ich weist nur, das ich mich
iirchte, dass ich Angst davor ade, daß
mein Traum zu Ende eht.«
»Mir damit eine Letztere Wirllich
teit be inne. Soll i heute oder mor
gen m Deiner Mutter reden, Ge
liebte? Auf eine längere Frist lage ich
mich nicht ein. Du mußt Deine at
ter nicht aus meinen Besuch vorberei
ten. Joch stirchte mich vor der bösen
Frau uttler und meine, daß es bes
ser sein wird, sie zu iiderrumpeln.«
Das Mädchen ilatnmerte sich ängst
. lich an seinen Arm. «
» «Thu’ es morgen, morgen Nach
Emittag, da ist Mama frei und Du
iwirst sie am leichtesten sprechen tön
inen. Doch,« siigte sie hastig hinzu,
s«ich habe das Gefühl, als ob wir von
HJemandem beobachtet würden. und es
’ist die höchste Zeit. daß ich mich ent
ferne.«
. »Armes, bebendes, kleines Vögel
chen, wie ängtlich Du bist und wie
- tücklich wer ich sein, wenn die
Stunde schlägt, in der ich Di sür
immer an mein herz nehmen ann!
Es ist Niemand hier. der uns be
obachten tann, beruhige Dich!«
Er schlang seinen Arm um ihre
Mitte und schritt langsam an ihrer
Seite dahin
»Morgen, Geliebte, werde ich Dich
vor aller Welt die Mei i e nennen
dürsen,« fliisterte er. »Nicht wahr,
Du hast Vertrauen zu mir?«
» a, o ja. aber ————"
,, ber was, mein Liebling?«
»Kiisse mich noch einmal, Guido,
vielleicht ist es zum letzten Moti«
»Wenn Du so redest, so werde ich
sent gleich mit Dir bis nach hause
gehen. liebe, kleine Ada. Fa, ich tüsfe
Dich nicht nur einmal. ondern ost,
und in der Zukunft hoffe ich noch un
zählige-Time von Dir zu betommen.'«
Sie nahmen von einander Abschied,
und er solgte mit den Blicken ihrer
zzerlichen Gestalt, solange er dieselbe
nur irgend bemerken konnte. «
20.
Der Brief an Fräulein von Tade
gar wurde nicht abgesandt. Guido
Colin konnte sich nicht überwinden.
ihn zu schreiben. Seine Verlobung
würde ohnedies bald publil werden
und dadurch war er der Nothwendigs
teit einer weiteren Mittheilung liber
hoben. Langsarn schritt er durch den
Wald dahin, es war ihm, als könne
er den folgenden Tag laurn mehr er
warten, und als er endlich anbrach
und die Stunde schlug, in welcher er
sich zu Frau Lanaton begeben sollte.
pocht-e sein hert gewaltig
Wiirde Ada seiner harren? Würde
tie arn Fenster stehen, urn schon von
Weitem seiner ansichtig zu werdens
Mit unruhigem setzen öffnete er
die lleine Gitterpforte, welche zu dem
Vorgarten des Häuschens fiibrte, das
Frau Langton bewohnte. Bedächtig
schritte er auf die hauitbiir u un
feste den schweren Metallp r in
Bewegung, welcher ier Einlaß ver
schaffen sollte. Eine mürrisch und
unfreundlich aussehendr alte Frau er
schien auf der Schwelle und fragte
forschend nach seinem Begebe.
»hier wohnt doch Frau Langton?«
·h «?Ja, Herr, was wünschen Sie von
r r «
»Ich bebe mit dem Pattor gespro
chen, und er theilte tnir rnit, daß Frau
Lan ton eine Künstlerin fei.«
« , find Sie es oilleicht auch?
»ch glaube nicht, daß rneine herein
n besonderes Bedürfntß in sich ver
spürt. die Leute von der Gilde len
nen zu lernen-"
«Gute Frau. ich dürfte vielleicht in
der Lage sein, Jbrer Gebieterin man
chen Dienst zu erweitern latlen Sie
! mich also gefölligft vort.«- «
3 Abe- Narne, mein herr?"
l «Der thut nichts zur Sache, der
Htastor kennt mich und bat mich auf
; gefordert, herzutonimen.«
i Die alie Frau inurmelte irgend et
» was vor sich bin und verließ dann den
;Flur, in welchem sie bisher immer
Inoch gestanden. Colin folgte ihr in
idas lleine Wobnzimmer. Die Ein
richtung war alt, der Teppich faden
icheinigz aber es legte Alles Zeugniß
ab von einer gewissen wobltbuenden
Bebaglichleit. Die Baien waren mit
frischen Blumen gefüllt, die herrlich
dufteten. Auf dem Kainin ticlte eine
tete Colin allein in dem gemiitblichen
kleinen Wobnzimmer. Die Untern
dung brauchte ieine lange zu sein,
sagte er sich, dann würde er mit Ada
sprechen können, die vielleicht nur
durch eine Wand getrennt im Neben
zimmer seiner harrte.
» ch vermuthe, die Alte, welche mich
so biirbeißig empfangen bat, ist Frau
Buttler,« sagte sich der junge Mann,
»aber ich darf nicht unduldsam über
sie irrt-eilen. Ida behauptet, baß sie
vortreffliche Eigenschaften Mike-«
Er trat ans Fenster und blidte in
den kleinen Garten hinauf-. Es war
Adas Blumengartem welchen sie ihm
schon häufig geschildert, dann hörte
er, wie leise eine Tbür geöffnet wurde
und unmittelbar daraus ftand er Frau
LMton und der alten Dienerin ge
g ber
Colin verbeu. te sich vor der 'ernsien,
bleichen Frau, ie sehr an Ada erin
antile Uhr. Langia-n schlichen die -
Minuten dahin und immer noch wars ;
nerte, nur blonder war als diese und
hellere Augen hatte. Ein Ausdruck
tiegr Trauer la in ihren Zügen.
us seinen ipven schwebten die
Worte: »Sie sind Adaö Mutter, Sie
sind Frau Langton,« und er erröthete
in steigender Verwirrung Endlich
raffte er sich gewaltsam auf, und einen
Blick auf die alte Dienerin werfend.
forschte er in fragendem Tone:
»Frau Langton, wie ich vermuthe?
Der Pastor hat mich ermächtigt, Sie
aufzusuchen. Heißt es zu viel begeh
ren, wenn ich um eine Unterredung
unter vier Augen bittei" ·
Frau Buttler runzelte ärgerlich die
Stirne und die Dame des hauseg
schien mit Milbe eine gewisse Erre
gung niederzutiimvfem
»Ich werde das Zimmer verlassen,
wenn Sie es befehlen, gnädige Team«
bemerkte Frau Buttler in zäniischem
Tone, »nur möchte ich mir den Rath
erlauben, den vornehmen, eleganten
Herren nicht zu trauen —- sie sind nie
viel werth."
Kopfschiittelnd verließ sie das Ge
mach, nicht ohne dem Fremden einen
gitterbösen Blick zugeworfen zu ha
n.
»Meine Dienerin ist ein Original,
Sie müssen sich nichts aus ihrem We
sen machen,'« bemerkte Frau Langdon
in entschuldigendem Tone; »sie ist seit
meiner Kindheit bei mir und nimmt
sich gewisse Vorrechte heraus, die ich
ihr nicht gut zu wehren vermag.«
Sie lächelte matt und wartete auf
das, was Colin nun sagen werde.
Dieser aber sprach lebhafter, als es
sonst in seiner Art lag:
»Ich werde sofort zur Sache kom
men, gnädige Frau. Ich bin ein
Nachbar von Ihnen und heiße Guido
von Colin. Wie Sie vielleicht gehört
haben mögen. lebe ich auf Schloß De
verill. Sie lennen mich nicht, das ist
tein Wunder. bin ich ja doch meiner
eigenen Dienerfchaft fast fremd, da
ich den größten Theil des Jahres auf
Reisen zubringe.« "»
Er hielt inne, denn er mertte, daß
Frau Langton todtenbleich geworden
war.
CFortsetzung folgt.)
Ante-ostlsflasederei.
Aus meiner Jugendzeit erinnere ich
mich eines iamosen Lehrers, dem wir
mit Leib und Seele ergeben waren.
Bnmer frisch griff er hinein ins volle
7 enschenleben und packte da die inte
ressantesten Themata mit einer Kühn-«
heit beim Schopfe, daß wir entzückt
waren. Vom alltäglichsten, prosatsch
sten Gegenstand tatn er im Hans-um
drehen auf die poetischsten Dinge; wir
flogen mit ihm in die entfernteften
Länder und Zeiten, und im Nu hatten
wir ein Dutzend Nutzantoendungen für
die Gegenwart. Wie aus einer soeben
abgefeuerten Pistole geschossen tam er
eines Tages in die Klasse gestürmt.
»MeineFreunde." begann er, «habt ihr
euch schon einmal ein Automobil ge
nauer betrachtet?'· Keiner hatte es,
denn damal lag der Automobilismus
noch in den Windeln. Und nun be
gann eine genußreiche Stunde. Jm Nu
war eine Zeichnung an der Wandtafel
entworfen, die verzwietten Mechanis
men zu veranschaulichen. Und dann
ging es in's Kulturhiftorische, ins Na
turgeschichtliche, Volks-wirtschaftliche
und Moralische. Jmmer höher
wuchs unsere Achtung vor dem Auto
mobil. Was konnte man nicht alles
vom Automobil lernen, wenn man es
durch so verschiedene Brillen betrachte
te? Schade, daß ich nicht alles mehr
behalten habe, was uns unser Lehrer
an dem modernsten Unterrichtsgegem
stand vordemonitrierte; so gut es aber
geht, will ich mich bemühen, hier we
nigstens einiges wiederzugeben:
Gehen wir von dem erplosreblen Ge-·
menge verdampften Benzins und at
mosphiirischer Luft aus. Entzündung
bringt dies Gemenge zur Entladung
efesselter Kräfte, die durch geeignete
echanismen zur Drehune der Räder
gezwungen werden« Wir emerten so
sort, daß uns der Faden der Kultur
geschichte hier iiber die Gastrast- und
Dampsmaschinen zum Schießpulver
uriickfiihrt. Wie wunderbar! Fortge
setzte Explosionen, dergleichen ehedem
zum Menschenmord und Mauerein
sturz dienten, nunmehr in das tadellos
funktionierende Staatsgetriebe eines
Verkehrjtnstrumentes hineingebannU
Die Explosionen, früher seindliche
Stöße vermittelnd, spielen ieht eine
friedliche Rolle. Vom Schießpulder
um AutamobiL vom Krieg zum Frie
en, vom Ver-nichten zum Helfem vom
Zerstören zum Aufbauent
Vom Schieszpulver zum Auto --——
das ist eines von den vielen Beispielen,
daß die Erfindung neuer Kriegswas- s
sen auch zur Erfindung friedlicher-lud l
iutgüter führt. Wie nahe standen
doch noch ein Leonardo da Vinci und
ein Galilei dem Kriegshandwert, in- i
dem sie jungen Adeligen Unterricht in i
Vetteidigungss und Festungöanlagen l
erieilten; dieselben Männer, die zuerst 4
die Gesetze der beschleunigten Bewe- »
sung ersorschten und das Zeitaltee der ;
INaturtvissenschasten beraussiibrten. :
»Von der Theorie der beschleunigienBe- ’
Wegan zumal des freien Falles, kam
man zur Praxis beschleunigter Güter
und Personenbesördetung durch
Dampsschiss, Eisenbahn und Amt-mo
bil. Die Gesetze vom Fall führen,
band in and mit der Verwertqng
des Schie pulvers, zur Umwälzung
aller Verhältnisse, zur Umwertung
vieler Werte. Jst nicht der Wagen
ohne Pferde und doch von selbst lau
fxid die veriörpeeie Umwertung einetl
ffriilzeren vermeintlichen Unmöglich
teit
i Die Erfindung des Schießvulvers
Hist in Dunkel gehüllt. Sie soll in En
"rova selbständig gemacht worden sein;
Tatsache ist, daß die Ostasiaten, stei;
mal die Chinesen das Pulver srit
rannten. An den Chineien, die so
wichtige Erfindungen wie Schieszpuls
ver und das Papier außer Landes
ehen ließen und zu ihrem Schaden
fehen mußten, was die Europäer alles
daraus zu machen verstanden, sollten
sich die Deutschen ein warnendes Vet
spiel nehmen: sie zertrümmerten Pa
pins Dampsschiff aus der Wesen lie
ßen Erfindungen wie den in der Pa
pierinduftrie gebrauchten holländer,
ferner das Streichholz, den Telegras
phen, its Telephon, die drahtlose Te
legravhie und viele andere immer erst
außer Landes gehen und dort Ver
besserungen erfahren, so daß dies tö
richten Deutschen dem Auslande fttr
Dinge tributpflichtig wurden. die bei
ihnen zur Welt gekommen waren, undi
wofiir sie hätten Geld aus dem Ans
lande ziehen tönnen -— ganz zu schwei
gen von der neidisch-iurzsichtigen Art,
in der außer den Erfindern die Denker
und Dichter von den deutschen Lands
leuten behandelt werden. Auch das
Automobil, obwohl in Deutschland er
funden, nahm seinen ersten industriel
len Aufschwung im Ausland: aus ver
schiedenen Gesichtspunkten heraus soll
te man also den Krastwagen als be
wegliches Dentmal siir die Völkertors
heit betrachten, die Erfinder und Ent
decker, Denier und Dichter schlecht be
handelt.
»Die Art und Weise in der man sich
lange auch dem Automobil feindlich
gegenüber zeigte, erinnert an das La
chen der Geringschähung mit welcher
die Gelehrtenwelt einst Frontlins Be
hauptung von derJdentität des Blitzes
mit dem elektrischen Feuer ausnahm,
an den Hohn undSpott, mit dem man
den Bau der ersten Eisenbahn und
später der ersten Bergbohn begleitet-»
an die albernen Einwendungen gegen
die Einführung der Postkarte, der
Gasbeleuchtung, der Damustrost siir
die Bewegung von Schiffen. Weil
man ihm Furcht vor dem Ausgelachti
werden einredete, unterließ Hughes
seineBeobachtungen über drohtlose Te
legrophie, so daß diese Erfindung erst
ein Vierteljahrhundert später zur Ent
wickelung tam. Die Berliner Univer
sität verweigerte einem der größten
Elektriter nller Zeiten das Recht, in
ihren Lehrsälen Vorträge über die
mathematische Erforschung der elektri
schen Stromgesetze zu halten« dem be
rühmten Ohm. Und der Berliner
Physitorosessor Poggendors behandelte
zwei der glänzendsten Entdertuaiägen
des neunzehnten Jahrhunderts, «rn
lich das Mancrsche Krosterhaltungsgeo
setz und die Reissche Telephonbeschreii
hung, nicht bloß mit Unverstand, in
dem er die Arbeiten nicht til-druckte,
sondern auch mit Rücksichtslosigteit,
indem er nicht einmal eine Antwort
daraus gab, noch die Arbeiten ihren
Versassern zurückschicktr. Und da sagt
man, die Zeiten des Mittelalters, in
denen man einen Kolumbus und Ga
lilei verhöhnte. lägen glücklich hinter
uns? Jedes Automobil, als das End
produtt hundertsältiger Entdeckers nnd
Ersinderarbeit, sollte uns daran maho
nen, in welcher Barbarei wir noch
stecken.
Doch wenden wir uns zu dem, was
das Automobil uns naturwissenschaft
lich zu erzählen weiß· Die Stoßkräss
te, die es vorwärts treiben, schlum
mern zuvor im Benzin, und das Ben
zin wird aus dem Petroleum gewon
nen. Die Geschichte des Steinäls
siihrt ober unter die Erde und in eine
Vergangenheitstiese, die sich nochJahr·
millionen bemißt.
Spricht so aus dem Automobil eine
millionenserne Vergangenheit, so re
det noch vernehmlicher die Gegenwart,
wenn wir ins Auge fassen, ous wie
kleinen Anfängen sich die ersten Auto
rnobilsabriten zu Weltwerlstätten ent
wickelten. mit Tausenden von Arbei
tern. Riesenwerle menschlicher Lei
stungsfähigkeit Sorgen wir, daß
diese hier vertärpert vor uns erschei
nende Energie auch in uns Energie
ausläse.
Vielerlei lehrt so das Automobii,
wenn man es so zu betrachten versieht
wie unser zu sriih verstorbener Leh
rer, von dem ich kürzlich geträumt
habet Dr. G. Bredentapn
»Ein Ding ist’s, das mich, wenn ich
einen Vergleich zwischen mir und dem
tranten König Edtvard ziehe, ermu
tigt," sagte der Patient, als man ihn
nach dem hospitai brachte. »Aber
Jhre Krantbeit ist ja ganz verschieden
von der desKönigs Edward,« warf die
Wärterin ein« »Das weiß ich,« ent
gegnete mit Zuversicht der Patient
»an dem König jedoch arbeiteten sitnf
oder sechs Aerzte herum. Sein Risiko
war also bedeutend größer als mei
nes.«
i I O
.Sie sollen ja einBildertenner sein,«
zagte deirheslliiilligxrörhzmb Wetteim d:
eitpeit n r n ichto
»da behauptet dieser Esel von Mer
Kompagnom daß das Bild, das II
vorige Woche fiir 20.000 Dotlars .
lauft habe, tein echter Ruhms el.
Wenn ein lebendiger Mensch es
sollte, ihm Recht zu geben —- alle
chen im Leibe w rde ich ihm seid tel
gen. Nun bitte ich Sie, sich das ild
anzuschauen und mir Ihre aufrichtige
zMeinung zu sagen"