Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 16, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    ZRda.
Roman von C. ZUraddoty
(9. FortfeyungJ
«Sein hekz erwacht erst nach und
z;«ckd. und et erschrickt selbe davor.«
« te sie sich ais Erklärung fiie seine
ti. »Ein Mann von seiner jun-al
n, ritterlichen Natur wird genau
der Akt lieben svie ich liebe. Er
"ede meinem Herzen eben so nahe
) IM. W tax-gänzlich mittellos mä
ke. das ist gen-i . Jch sehe einen HA
hensin ihm. "’ apa wir-d«1ich freuen;
wenn das wahr ist. was Jvan be
, Auweh daß unser Heim in den .5"n
den von Wuchetern fei. ist es au die
hschsie Reit, daß ich daran denke, eine
glänzende Ehe einzugehen«
. Ein hattet Zug legte sich um ihren
Mund. der die ganze Schönheit ihres
" Gefiel-Des wie mit einem Schlag hin
mgzuwifchen schien.
»Die »Sonnenblume« wird heute
whl wieder in Stand gefekt fein,'«
Kälte Colin nach kurzer Pause zer
»Es Ist Ihnen. wie es schrau. Irr-r
siel daran gelegen. uns wieder los zu
ietonimen,« warf Edith koleit hin,
« ohne daß es ihr mit dem ernst gewe
sen wäre, was sie gesagt
»O, nein,'« erwiderte Guido. vor
Qerlegenheit erröthend. »Aber es
Muß ja sehr langweilig silr Sie sein.
Ich habe den ganzen Tag zu thun und
morgen muß ich fortfahren Die Ver
abredung ist schon lange getroffen.«
Er stammelte die Worte mit stei
der Verwirrung und sah im Geiste
— Immer Adas holdes Antlitz vor sich.
«Sie brauchen Ihre Geschäfte-»mei
netwegen nicht zu vernachlamgen,
Gnido,« bemerkte Edith sanft. »Ich
bin lehr glücklich hier, weil es Jhr
heim ist. Sie müssen uns aber dann
auch in dem unseren besuchen. Papa
würde sich so sehr freuen, Sie zu fe
«hen. Sie haben es versprochen, zu
lommerh und nun darf es absolut lein
Zurück geben« »
Er errieth den Doppelsinn ihrer
Worte und antwortete nicht leich.
In diesem Augenblick wurde triqucht
talche hereinge racht nnd Edith erhielt
ein Schreiben ihres Vaters, in dessen
Lettiire sie sich mit sichtlicher Erregung :
beriieftr.
»Sie werden mich fiir sehr unartigI
halten, aber es interes irte mich, zu er- -
fahren, wie Papa s Mißaefchict,
welches wir mit der Yacht hatten, auf
gefaßt. Jvan hat ihm doch von Perrin »
aus telegrsaphirt, und Papa will nun
wissen, was er dort thut. Er besteht:
«darauf, daß wir gleich nach Hans-ei
zurückkehren Wollen Sie den Brie
lefen, Guido, und mir rathen, was
ersir zu thun haben?«·
Eine Hoffnung erwachte in Colins
— Herzen; er verneigte sich, nahm das
- Schreiben aus den zitternden Händen
M Mädchens und last
«««,Mei"e liebe Editht
gerichtetes Telegramrn bekom
s , welches die Unterschrift Jvan
Met; ich vermuthe, dasselbe ist von·
« åch habe eben ein aus Perrin an
.. »
M
vDeinem Bruder, dem Thunichtaut,
»dem es nahezu gelungen, sich und Dich
-Ims Leben zu bringen. Was ihn be
-i-sst, so wäre mir nicht viel an ihm
sagen gewesen, aber ich will nicht
ein nxir iheures Dasein auch auf
Eber Spiel gesetzt schen. Sktzc mich te
·-:.,!egrapbisch davon in Kenntniß, daß
Du unvekteyt bist, und danke Hexen
Itiido von Colin in meinem Namen
«caß er Jür Dich Sorge trägt: dann
»So-inne ofort per Bahn zurück und
iimmere Dich nicht mehr um die
Yv Jst-acht die meinetwean auch zu
"Srunde gehen kann. Was thnt Jvan
« is» in? ch habe begründete Ur
· , zu w nschen, daß ich davon in
Mir-iß geseht werde. Schutze ihn
auf unbekantroortliche Weise:
.2»; » t mir weh genug, zugestehen zu
i; ;v en, daß mein eigener Sohn Der
";.-siesrk- ist, welcher Friede und Ruhe
EIN-eines eins am meisten gefährdet
« Dein ch zärtlich liebender Vater
— Daniel Tredegar.«
Guido Colin reichte ihr mit ernster
Miene den Brie.
»Ich weiß ni t, was ich sagen soll, «
erwiderte et, »Sie müssen ihm unbe
dinai ein Telegramm schicken, Jemand
dsn der Dienerschaft mag es ais-bald
besorgen Im Uebrigen —"
Sie betrachtete ihng mit lebhaftem
Interesse und rief dann achselzuckend:
Keines von uns Beiden ist über
-g-ans Thon und Lassen otientikt
«befiitchie nut. daß Papa mir ir
nsd eine große Sorge verheimlicht
Sen-n vielleicht Wechsel ausgestellt
die et nun nicht einlösen kann
-« Eisen ja wie leichtsinnig die jun
Mehwsfizieee ost sind! Mein
r hat fasi m te ich sagen. das
MS iiberall bei bt zu Lein; er
er reitet. ese Iagi er er äli und
W kostbare Ges nie und führt ein
· . elegantes Leben. doch das Al
w sen Sie ja ebenso gut wie ich
Jvau hat immer ein ver
i — s- isches Dasein gesiihei. Ge
Ws kann et noch in keiner
» Msenbeii gewesen sein« denn ich
neg, dass seine Tascken voll
«— LPaeden fügte et hastig hin
,,iiMick-Hisi es ein Verraih an
Heut-NOT da ich diese-?- Um
. un
"-« gleich geworden
I
»Ich werde nach Hause fahren,«
sprach sie mit raschem Entschluß.
»Woclen Sie mich zut Bahn bringen,
Guido-? Vielleicht sehe ich Sie lange
gen hindurch nicht. es sei denn, daß
« ie sich entschließen, mir bald zu sol
gen.«
Die Worte waren in steigendem
Tone Mem und er deutete den
Blick, welchen sie ihm dabei zumars,
auch so, wie et gemeint war.
»Sie sollen in wenigen Tagen von
mit Nu ticht erhalten," entaegneieer
und wiik e sich, als er diese Worte e
sprachen, gerne aus die Sange gebi en
haben, denn et sagte si , daß sie nur
feine feige Ausftucht seien. »Ich ve
Fleite Sie mit Vergnügen zur Eisen
ahnsiation,« fiiqie et nach kurzer
Pause hinzu. »Es geht um zwölf
Uhr ein Zug ab, ist Jhnen derselbe zu
Izeitia?«
»Nein, er vaßt mir,« entgegnete sie
mit matter Stimme und sagte sich
dann, daß feine Art eine unheilvolle
Kälte bekunde. »Meine Jungfer soll
glei packen, ich nehme nur das Nö
thig e mit mir, das Uebriae mag an
Bord der »Sonnenblume" gebracht
werden« ·'
» »Wenn Sie das Telegramm an
T Ihren Vater aussetzen wollen, so werde
sich es gleich durch einen Diener weg-·
schicken.«
Sie neigte das Haupt und erhob
sich vom Frühstückstischr.
Jn diesem Augenblick vernahm man
:die Stimme des Pastors draußen in
»der Vorhalle. Edith verließ das Ge
mach und aing mit kaltem Gruß an
dem alten rrn vorüber.
»Ich ha diesen Mann." sagte sie
sich. »Er trat gestern zwischen uns
J und heute ist er schon wieder da. Lhne
jenen intriguanten Geistlichen wäre
JAlles gut gegangen, meine Liebe muß
schließlich auch seine eisiae Zurückhal
tung schmelzem er gestand, da? er
mir freundlich gesinnt sei und er iebt
teine Andere.
Da " ihn anbete, so dürfte das
doch wo l genii en, um ihn siir mich
zu gewinnen. habe viel gewagt!
und will auch noch mehr aufs Spiel ’
setzen. Er ist nicht gleich anderen
Männern.«
Kurz nach elf Uhr verließen zwei
Wagen den Schloßhof; in dem einen
fuhr Guido mit Fräulein von Tredes l
gar, in dem zweiten die Zofe mit dem
Gepäck. Colin hatte den Pastor von
dem geänderten Programm in Kennt
niß gesetzt und dieser war wieder nach
dem Pfarrhofe zurückgekehrt Dein
junge-: Mädchen düntte die Fahrt
schreckiickt kurz. Colin seinerseits fand
sie un Shzuek lang.
Das werde Ihnen schreiben, sobald
ich zu Hause angelanat bin, und ich
werde Ihrer unaufhörlich «edenten!«
sprach sie, Guido zum Abschiede die
Hand reichend. »Haben Sie denn tein
einziges freundliches Wort, welches
Sie mir mit aus den Weg geben?«
In diesem Augenblick thaten die
Pferde einen Seitensprung, und
ängstlich aufschreiend, klammerte sie
sieh an seinen Arm.
»Es ist gar teine Gesahr,« bemerkte
er mit überlegenem Lächeln. «iibrigens
ist die Station auch bereits erreicht.«
Der Wagen hielt an, der Diener
sprang vom Bock und meldete, daß es
die hdchste Zeit sei, weil bereits das
Signal des einfahrenden Zuges gege
ben worden sei. Colin eilte zur Ka e,
löste die Fahrtarte, kaufte noch ra eh
ein paar rlluftrirte Zeitungen und hob
dann das junge Mädchen in das
Kouper. «
»Ich danke Ihnen vielmals. ch
werde die Blätter aufheben, weil sie
mir dieselben gegeben haben,« sprach
sie, sich noch aus dem Fenster lebnend,
um ihm die hand zu reicher-«
»Kann ich sonst irgend etwas für
Sie thun?« fragte er rasch.
»Sie werden mir schreibenP
»Fa, gnädiges Fraulein, gewiß!«
»b, Guido. wie talt Sie sind! Ver
essen Sie denn, was sich gestern zwi
chen uns zugetragent Sie sagten
mir doch, daß Sie mir gut seien —
und ich—ich liebe Sie! Fur mich
handelt es sich um Leben oder Tod!«
Die Lotornotive psifs, der Schafs
ner forderte Colin auf, zurückzutreten
Er sah Edich leidenschaftlich glüh
ende Augen, die sich aus ihn richteten,
er lüstete den hut und stand bar
haupt da. Dann vldzlich bemerkte er.
da ihn aus einem anderen Wes-goss
Ln r ein zweites Augenpaar ver
o- te, und dasselbe scharfer ins Au se
- end, setz-: d « es zwei
genvaar Lang on ge «re, dein
. welches er liebte. —
17.
Nachdem er dem Eisenbahnzug
nachneblickh welcher Edith Tredeqak
non Deverill soetgebracht, verließ
Guido Colin die Eisenbabnsiation
» und schickte den Wagen fort. Er jagte
zdem Bedienten, daß er zu Fuß nach
shause gehen werde, und dieser schien
jeingermaßen überrascht denn der Weg
E war ein ziemlich weiter.
I «Ob mich Ade wohl gesehen hat?«
idachte Guido mit einigem Unbehagen
!«Mein Gott, Frauen bringen doch
· immer Sorge nnd Kein in das Leben
Her Männer; ich fii rte eitsso ruhige
?Dasein. bis ich Ade kennen (etnte!«
Er knickte mit dem Stock ein paarj
;Blumen und blickte ihnen reumiithi sj
nach, die Empfindung habend, also ;
fer ein unfchuldiges junges Leben set-.
f störte.
L »Ich mbchte wohl wissen, wag Ada·
gedacht, ihre Augen waren auf mich
gerichtet ——— sie muß bemertt haben,
mit welcher nnigteit Edit Tredegar
rion mir Ab chied nahm. bie it ein
fehönes Weib, eine impofante rau,
i und wenn ich mein Alpenpeilchen nicht
i efehen, wer weiß, ob ich mich nicht in
! e verliebt haben würde. Die ganze
Sache ift aber ein Unglück, ich fcheine
ihr eine tiefe Neigung eingele t zu
haben, während ich mir nichts nde
res träumen ließ, als daß es eine gute
Kameradfchaft fei. ch fürchte mich
fvor der Zukunft, ich stecke vor jeder
,Handlun» zurück, we ,e Schmerz be
reitet, un ich muß es doch thun.«
, Gedankenvoll schlug er die Richtung
nach Schloß Deverill ein und su te
)im Pakt einen fctsattigen Platz. it
Ungeduld harrte er des kommenden
Ta es. an welchem er Ada im Wald
Hvie er treffen würde; er hatte ihr ja
fo Vielerlei zu icgen, fo Bieterlei, was
Isie sicherlich nicht erwartete, zu hören.
’Ah, am folgenden Tage mußte er doch
sauch mit an Tredenak reden, viel
I leicht ihm in f arfer Weise feine Mei
’ nun sagen. — r tonnte sich auch da- ;
tau gefaßt machen, einen zärtlichem
. Brief von Edith zu erhalten und den- ;
:felben beantworten zu müssen, wasl
jedenfalls das Peinlichfte von Allem(
war. Es schlug fünf Uhr. als er end
lich, dem Schloge nahend, zu feiner
Ueberrafchung, van auf der Terraffe
fah. Der jun e Mann tam ihm mit
ausaeftreckten rmen entgegen.
»Da bist Du ja, Colinl « fing
gerade an, rnir darüber den vsf zu
zerbrechen, ob ich allein werde speisen
müssen. Warum ist Edith fort? Ver
muthlich Nachrichten von Papa? Es
ist stets sein Lebensberuf, anderen
Leuten die Freude zu verderben-«
»Deine Schwester ist allerdings nach
Hause zurückgetehrt, weil Dein Vaterl
es wünschte.« «
»Hast Du den Brief gesehen ?«
»Wenn auch. so bin ich nicht be
Jmiißigt, Dir den Jnhatt desselben be
; tannt zu geben«
; »O. ganz wie es Dir beliebt. Jch
;bin des ewigen Tadels meines Herrn
HBaters müde. Jch kann nichts thun,
»was ihm behagt. Warum hat er mich
in dem Glauben groß gezogen, daß ich
einst Ber e von Geld erben würde,
wenn es ich je t herausstellt, daß er
kaum das Not wendigste besitzt. O,
jetzt habe ich mich hinreisen lassen,
Dir mehr zu betennen, ats ich wollte
— aber das macht ja keinen Unter
schied zwischen Dir und Edith, Du
bist zu rechtschaffen und aufrichtig
dazu. Nein-tin mich, Du sollst die
Wahrheit wi en, es ist Dein gutes
Recht. Edith tennt die Situation
nicht. sie abnt nicht« daß wir arm sind
wie die Kirchenmiiuse, daß unsere Be
sitzung über und über verschuldet ist,
daß unsere Gläubiger uns jeden Tag
vernichten können —- schiindlich, nicht
wahr?«
Colin lauschte überrascht diesen
Worten. Herr von Tredegar senior
galt siir einen wohlhabenden, reichen
Mann.
»Das ist böse Kunde Jvan, und
doch fährst Du sort, gleich eineinRoth
schild zu leben.«
»Ich kann es ja gar nicht, aber die
Welt steht mir ossen, und ich bin
jung, warum oll ich da den Muth
sinten lassen? ein gutes Aussehen
mag mir vielleicht auch von Nutzen
sein. Jch sollte heirathen. Doch nein,
ich tönnte es nicht ertragen, mich an
eine Frau gebunden zu sehen, denn ich
liebe sie ja alle, vorausgesetzt. daß sie
hübsch sind.«
s »?Bsst Du heute in Perrin gewe
rn «
»Nein. Jch konnte kein Pferd be
kommen, das die Fahrt zu leisten irn
Stande ewesen wäre. ich muß an
Fräulein picer schreiben; sast bin ich
es müde, mit ihr u spielen. Kleine
hexe, sie hat mich chon genu getester
—im Grunde genommen« i sie ja
doch nicht mein Genre und ich kann
mir ebenso gut eine Andere suchen.«
Colin lauschte cZiemlich gleichgilti
Evans Warten. r wußte nur, das
riiulein Spieer Kassirerin sei, und
vermuthete, daß Mädchen ihres Schla
ges leicht Geschenke von aller Welt
annehmen.
»Jvan,'« sprach er ernsthaft, »wenn
das, was Du mir von Deinen , mi
lienangelegenheiten erzäblst, wa r ist,
wäre es du nicht die höchste Zeit, daß
Du den Versuch machen würdest, das
Leben ernsthaft auszunehmen?«
Jvan Trebegar lachte laut auf.
»Jetzt noch nicht, mein Lunge ietzt
ist noch gar nicht daran zu enten, das
Leben iit zu kurz, um sich zu quälen
und zu plagen. -ch stehe nicht ganz
freundlos da, un die Familienbei
zietiungen rnit dein Schloßhetrn von
Teverill können rnir nur von Nutzen
sein. Sieh nicht so finster drein, las-,
uns lieber zu Tisch gehen, ich bin
hungrig. habe ich Dich denn, ohne zu
wollen. irgendwie beleidigt? Jch weiß,
daß ich ein Thunichtgut bin, aber ich
Jwill mir alle Mühe geben, mich zu
bessern. Vielleicht hätte ich heute ichon
Idamit be vnnen, wenn ich nicht ein
reizendes eil- seid-nur«
»Bitte Anderes« fragte Colin ver
sichtlich.
»Ja, eine Andere, anmuthig wie
eine Wiesenbluine und grenzenlos
schüchtern«
Er sprach so- ernsthast, daß Cvlin
unwillkürlich ironisch rief:
«Teusel, diesmal scheint es bedenk
lich zu seini...«
»Pa?, Du verstehst die· göttliche
Leiden chast nichts-bei Dir ist Alles
-.—..
Theorie, bei rnir Wirklichkeit Wer
die Zauberin ist, welche mein leicht
empfängliches Herz zum hundertsten
Mal höher schlagen läßt? Noch habe
ich keine Alnung davon, aber ich
»wer-Te es fchon heraus-finden Sie
wohnt irgendwo dort Mühen im Hü
gellande; ich habe ihr schon Stunden
lang nachgestellt ohne ihren eigent
lichen Aufenthalt-Hort entdecken zu »inn
nen, trotzdem bin ich des schrießtrchen
Sieges gewiß.« «
Er fah den beunruhigten Blicl nicht,
welcken Colin ihm zuwarf, es entging
ihm auch, wie die Hände des jungen
Mannes sich ballten.
»Driiben irn hiigellanbe sagst Du?«
fragte er in nervdler Ungeduld, um
gleich darauf sich selbst auszulachen —
es lebten ja viele Familien dort drit
ben. und es war this-richt, anzunehmen,
daß es gerade Ada fein müsse, welche
es Jsvan Tredegak angelhan habe.
»Wenn Du nicht der theilnnhin
leseste aller Menschen wärst, Colin,
nsiifztest Du meine lieineGottheit schon
gesehen, ihr schon gehuldigt haben; ich
echze nach ihr; aber von der Liebe
allein tann man nicht leben, und wenn
wir seht nicht zum Speisen gehen,
muß ich mir noch vorher einen tleinen
Jnibiß verschaffen-«
Er triillerte ein Liedchen vor sich
Fin, und der Gesichtsausdruck seines
kreundes entging ihm vollständig
Während der Mahlzeit war Freve
ar mürrisch; er hatte ein Telegramm
eines Vaters bekommen, das erGuido«
Colins vorles. Der alte herr forderte
seine sofortige Anwgnheit zu use.
»Du mußt gehor n·" gpra Co
lin kurz, denn die Audsi t, sich des;
jungen Mannes entledigen zu können, l
war ihm äußerst ivilltomrnen. J
»Das wäre Dein Rath? Jch bin»
ganz und gar nicht in der Laune, dem-— i
selben Folge zu leisten. Zu Hause isti
ei- lan weilig, und hier huldige ich vor s
dein ltar einer neuen Gottheit.'«k s
»Deine Goitheit, wie Du die Dame !
zu nennen geriihst. begehrt aber viel-z
leicht gar nicht nach Deiner Huldi- »
gnug-l'«
Jvan blickte hastig empor. Der
scharfeTon, mit welchem sein Freund
diese Worte sprach, besiemdete ihn. »
»Die Weiber find sich alle gleich —- ’
eine tleine Schmeichelei aus dem i
Munde eines hübschen Burschen, und
fie sind vollständig gefangen genom
men. Jch hoffe nur, ich habe Deine
poetische Ritterlichteit nicht wach erri
fen, und Du fühlst Dich nicht ver acht,
in fremdem Revier zu piirschen. Wenn
Du mit mir streiten willst, dann gehen
wir lieber auseinander.« ,
»Es thut mir leid, wenn ich Dich
einen gewissenlosen Thunichtgut nen
nen muß," rief Colin heftig. »Je eher
Du mein Haus verläßt, desto lieber ist
ei- mir. Die Meinung, welche Du von
den Frauen im Allgemeinen hkgst, ist
erniedrigend, und ich finde Dein Be
nehmen ebenso untorrett wie unschön.«
Jvan Tredegar war todtenbleich
geworden.
»Bei Goii, wenn wir uns nicht in
Deinem Haufe befinden Ioiirden,« rief
er mit geballter sanft, indem er ein
paar Schritte au Colin zutrat.
Dieser erhob sich, in jedem Zug sei
nes Gesichteg lag der Ausdruck gren
zenloser Verachtung
»Schone mich unter gar leinein
Vorwande, bier bin ich, Du siehst mich
bereit, Idee Wort u wiederholen,
welches ich ausgespro en, bereit, es
mit Dir auszufechteii.«
»Ich bin lein Straßenriiuber, Co
lin, und ich würde unter ar leiner
BedingungiDir als Kämp ender ge
genübertreten. Du siehst Vortheilaug
meiner «lflosigleit, um mich zu be
leidgen, s it nicht edel. Eines Ta
ges werde ich wissen, in welcher Weise
ich Dir heimzahlen kann; ich schulde
Dir eine Kleinigkeit, und Du befürch
test, dag ich mehr fordern lönne. ch
werde ein Haus alsbald oerla en
und an Bord der »Soniienblume«
schlafen; des Morgens fahre ich dann
fort. O ja. ich weiß, daß es untlug
sein mag, mit einem Manne leich Dir
Streit zu suchen. Vielleicht tEdith
von mir mit Dir eredet, wenn das
auch ein schltchter ohn wäre iir Als
lei, was ichsiir sie whom un, ich
wünsche Dir ganz ergebenst Lebe
nwhl.« - h
Er Zernagt- Tich ironisch und sagte
dann hinzu:
»Wenn wir einander wieder bege -
nen, so soll es geschehen. als ob w r
Fremde wären » es sei denn, daß Du
mich um Verzeihunge bilteft."
Er verließ das · mach und eine
Stunde später befand er sich an Bord
seiner York-L
Eine lange Zeit saß Colin da; er
konnte nicht begreifen, daß dieFreund
fchaft seines halben Lebens mit einem
Male auf ehört haben lolle, zu be
stehen. r erinnerte sich an Jvan
Treoegar in seiner glücklichen Kind
heit, als Jener noch ein fröhlicher,
oldlockt er Junge gewesen, der slels
nheil leitete und stets Tollheiten
trieb. Als Schullnabe, auf der Uni
versiliil und dann im Leben der Proben
Weil halte er immer den Nu eines
achtlosem leichtleb« en, aber gantmiithis
gen Burschen beibe llen —- nnii sollte l
mit einem Schlage Alles aus sein. i
18.
Am folgenden Morgen, als Colin--«
Aus dem nsler sah, war von der
«Son«nenb um« nichts inle zu sehen
ankern ball- bedauernder eufzer ent
schlupjle fernen Lippen. «
Seinen Hunden nfeifenlz begab er
sich nach dem Fried ilck an txt-Strand
Rze war Ihm die lt so schön, der
hrrnmel so wolkenlos vor elornrnen
zkvie heilig und Jein herz pp le höher,
m nicht etnzudommender Freude
; «Jch bin froh, daß ich reich bin,«urn
Ada’s willen,«sa te er sich, indem
seine Blicke wohlge ällig zum losse
finüberschweiftem »Jn einem ahr,
o Gott will, wird Alles anders und
besxkr sein als jetzt.«
ls der junge Mann eine Strecke
Weges gegan en, vernahm er den us
schlag eines serdes und sah uiimi tel
bar darauf einen seiner Diener, der
niit der Pofttasche dahergeritten lam.
Colin beschloß, nochmals umzutehren,
und wenn er allein war, sich zu über
zeugen, was die Post ihm gebracht ha
en würde. Mit Ungeduld sah er, in
das Frühstücksziininer tretend, dem
Manne zu, wie dieser schwerfälli Zei
tungen und Briefe sichtete. ann,
stauin hatte der Diener das Gemach
Iverlassein trat er hastig hinzu, grif!
Jriach einem in Ediths ivohlbetannter
; Handschrift abgefaßten Brief und las:
E »Mein lieber Guido!
Du siehst, daß ich glücklich zuTJause
angelangt bin. Jch habe die ganze
Zeit hindurch nur an Dich gedacht.
Entsinnst Du Dich der weißen Roxr.
welche Du mir gegeben? Jch trage ie
an meinem Herzen, werde mich nie von
derselben trennen und taiin in Erin
neriing an die Güte, welche Du gegen
niich an den Tag gelegt, mich auch nur
der vertraulichen Ansprache des »Du«
bedienen; iclä habe Papa noch nicht mit
getheilt, da ich oerlobt bin, aber ich
weiß, daß er sich dessen freuen wird,
e: hat eine so hohe Meinung von
Dir. Er sieht angegriffen und alt
aus, mein Herz blutet für ihn, er hat
schon hunderterlei eFragen über Jvan
an mich gest-at mit dek Absicht, Tit
eine Menge zu sagen, habe ich mich
niedergesekh aber ich fühle mich heute
des Schreibens unfähig, ich tann nur
on mein Glück denten und an meinen
Wunf . Dich in meinerNähe zu haben!
Wirst - u Papa bald einen Besuch ab
staiten? Vielleicht würde er Dir an
vertrauen, was ihn quält, und ich bin
gewiß, daß Du ihm helfen könntest.
Um meinetwillen komme, Guido, willst
Du wohl? Mit welcher Ungeduld ich
Deiner Antwort harren werde! Ich
will heute Nacht davon träumen. daß
ich mit dein Geliebten wieder auf dem
Thurme bin und weit hinaushlicte ins
ieie Land. Gute Nacht, Du mein
« heuerfterS
Deine treue Edith.«
(Fortfetzung folgt.)
Der Sansculotte von Dabercow.
Militärhumoreste von W a l d e m a r»
Müller-Halenfee. l
i
Gegen drei Uhr Nachmittags wurdei
man nach einem heißen Manövertage
des rrschnten Quartieres ansichtig, die
Spielleute schlugen ihren Vers »Wir
halten treu und feft zufammen« an,
die Glieder schlossen sich, urid begleitet
von Jung und Alt zog die 1·Ftom
pa nie ——— an der Dorfstrafze vorbei
auf dem Gutghof -—— ein. Die Regi
mentsmusit hatte sich turz vorher da
zwischen geschoben, und die ganze Pro
zedur des Fahnrabbringens vollzog
sich stilgerecht vor den wohl efälligen
Blicken des gestrengen Ober ten, der
hinter den Fenstern des Gutghauseg
erschienen war und fchmunzelnd mit
der Serviette sich die Lippen abwifchte.
Zunge Mädchen, die Hülle und
Fü e, flantirten die Hausthür, und
der hausherr mit dem but in der
hand, strarnm auf erichtet daneben.
»O, welche Luft, Sol at zu fein! Jetzt
gibt's was zu präpeln,« ermunterte
Oberleutnant von Aufzieher den jun
gen Dachs und Schäftel, den Reserve
leutnant, als der Kompagniechef von
Kratelius sie endlich nach Einrichtung
ter Korporalscha tsquartiere in den
Scheunen entla en hatte. Die Tafe!
war leer, nur der Hausherr empfing
die drei, und bald hieß es einbauen in
die warmen Beefsteats und die tatten
nxecklenburgischen Schüsseln. Dazu
Sherrh und uten Nothspobnl »Meine
herren, la en Sie sich nicht stören,
und um 6 Uhr bitte ich zum Diner,«
so verabschiedete sich un er liebenswür
diger Gastgeber, nachdem sich auch von
Anselm-. wie immer, uletzt ein e
funden und sich mit den freundlich en
Worten ob seines langen Ausbleibens
ent chuldi t hatte· —
er to tenähnliche Schlaf, welcher
der leiblichen Stärkung folgte, wäPrte
leider nicht lan e; denn schon tlop ten
die drei Burs en in der Kammer
herum, um die besten Ueberrscke und
lan n Beintteider den Maniivers
bun sladen zu entnehmen. Der Roms
Maniebatbier miihte sich ab, den im
Bett liegenden vvn Aufsteher einzu
setfen und zu rasiren. Der jungeDachs
stand in der Gummibadewanne und
Schäftel war mit seinen durchgelaufe-·
nen Zehen beschäftigt s
Es tiingelte schon zum Essen, dies
Taselinusit nnd die schönsten Stunden i
des Manövees be annen. Das Diner
war vorzüglich, ie Laune allgemein
fröhlich. die kleinen Leiden vergessen.
Die hohen Vorgesetzten streuten ihre.
Bonmois aus-, die Adiutanten und
Kapitiinö spitzten die Ohren und tha
ten interessirtz die Heeren der hernie
nen Waisen hielten sich eeseeviet. Von
Ausziehee unterhielt seine Tischdame
vortrefflich, ohne dabei die schönen
Bissen variibergehen zu lassen. Der
Kompagniedachö kam iibee einige
Phtasen Zu der kleinen sünszehniiihti
gen us achtet nicht hinweg, während
Schästel die Leiden des Taaes in sei
Inem Rheinwein hinunterzuspiilen
suchte. —
« »Meine herren,« begann der haus
hetr, »Sie wissen nicht, welche Freude
Sie uns armen Agrariern machen, die
wir an die Schalle gebannt nd, wenn
wir die heiteren Soldatenge chiee wie
der unter uns sehen. Die kleinen
Umstande nehmen wir wohl in den
—--.-—-.-.-. .- .—.»---—. —-. ——«- ..-— »-—- ---— --——--J
Kaus. Einen habe ich hier im Ort am
vergangenen Sonntag, als JbrSchwes
siertegiment mit dem Stabe nnd der
Regionentiimusit hier lag, getroffen.
der schien mit der Einqnartierung
nicht so zufrieden. Es war unser
gtzter Pfarrer. Mit dem Largo von«
handel hatte die schöne Morgenmnsit
begonnen, heitere Wei en folgten, UND
die ganzen Dorfbewogmer nnd Gut-it
besitzer lauschten den seltenen Klängen
nnd drehten sich mit den Bunttöcken
Im Reigen· Jch ritt die Dorfstraße
hinab aufs Feld, da treffe ich den
Herrn Pa tor« wie er die Kirche ver
laßt und der Käster hinter ils-n die
Thüre zulchließi. Er will ge entten
sanptes an mir vorüber. »Nun
7 iarrerchen, griiß Gott," rief ichkhm
3·n. »Grüß Gott,« klingt es wie aus
einer anderen Welt wieder. Dann
bleibts er stellen, wischt seine beschlu
genen Brillengliiser ab und uklt mich
hilflos an. ,,Dcnlen Sie fich, Hkkk
Oberamimann, zmn ersten Male in
meiner 4t3jährigen Atntsthiitigtett ist
keiner von der Gemeinde in der Kirche
gewesen .Ein’ Viertelstitnd’ liinger
hats Glörllein geläutet, aber sieyxtnd
alle bei der Musik geblieben. un
muß i noch im Na bardorf predi
gen! b dort auch egimentsmnsit
ist?« Jch lonnte ihn beruhigem und
am Nachmittag erzählte er mir, daß
er doch noch seine Predigt los enwes
den ware, nnd war in Anwe enheit
einer Soldatena ordnung, was ihn
wieder einigermaßen mit Ihnen, meine
herren, ansgesöhni hat«
Die tleine Episode hatte allgemein
gefallen, man trank aus das Wohl der
militär-frommen Gemeinde.» «
Der Mocca damp te vereiro in oer
offenen Veranda. ort und auf der
Freitreppe, welche in den Bart fubrte,
stand man nach der Tafel im Genuß
der duftenden Havanna zwanglos bei
den Klängen des »Feuerzauders«
herum.
Von Aiifzieher drängte fich von
Leutnanis- zu Leutnantsgruppe mit
dem balbiinterdriiclten Schreckensruf:
»,,es wird getanzt, die haustochter No.
sl hat es mir -selbst verrathen!« Bald
jbildeten sich Koiiiplotts und man
J fckiniiedete Pläne, wie dem zu begegnen
Jivöre; denn nach solchem Tage tanzen
und mor en Biival -—! brrr! —
- Von ufzielier wußte Rath, num
fchwärmte die Damen, sprach von den
wunderbaren Biwalsbildern, den
Freuden des Soldaten, von der gast
iicben Bewirtbung am Feuer vor derri
Offizierszelt, wenn Damen erfcheinen
———Das größte Biwak sei deute Abend
bei Golem. »Da miifsen Sie bin, meine
Damen, das niufz man gesehen haben;
die schönste Estugeiiioeide der Saifon.«
Die Musit war löngft verstummt.
Nacht lag ausgebreitet über dem Guts
hof, als zwei Fuhrwerle mit dem
Guid-verwaltet und den Damen da
vonrasselten, den Bin-als zu. —- —
Die älteren Herren spielten ihren
Stat. Von Llufzieher und der ge
faniinte Leuiniintestab la in den be
aiienien FauteiiilH bei igarre und
Bier. bis einer nach dem anderen
schlaftrunten seine Keinenate getäusch
los aufsuchte. —
Das Gepöck mußte am nöch en
Morgen um drei Ubr früh verla en
sein« um rechtzeitig- über die Gefecht
linie zii den Biioalplö en ge ahren
Zu werden. Laut Befel stand die
rigade in Versammlung am Nord
ausgang von Groß-·Daberow um Z
Uhr Vormittags.
Von Kratelius beobachtete auf dem
Appellolatz persönlich das Anriicken
der Korporal chaften« Ieldwebel
Wohlgeniuth rangirte die Kompagnie,
nährend der jun e Dachs und Schiff
tel mit auffa end beiteren Mienen
ihre Morgenhonneurs erftatteten. —
Soebeii meldet der Feldwebel: »Die
Kompagnie mit vierzehn Rotteri voll!«
Es feblte TramPeL der Bursche des
Herrn Oberleutnaiits, als diefer,
schweißtriefend im Gesicht, a etram
pelt kommt und fein nziir Ste e, err
Hauptmann,« herfiottert. »Wi) beibi
der infame Kerl,« donnert Mateliuc
»Herr hauptmanm der Irrt Ober
leutnant können zum Dien nicht ari
treten, ich habe Hofe ein einseiti« Ein
Grinfen ge t durch die Reihen und
selbst ·die «8«ge des Gewalti en tlören
sich »für einen Augenblick. ald aber
verfinstern sie sich zu dein Befehl: »Der
Bagase nach, Du Ergraut-eh und
schaff die Hofe!« —- « chon war der
Geangftigte zum Gutsthor, binaue.
Der iunlae Dachs lächelt, Schäftel
fchmunlze t« vor sich bin. Es fcheint
Einen uftigen Manöverfchliiß zu ge
sen. ,
Von allen Seiten ziehen im Mor
s.ennrauen die Fähnlein auf den thou
iciichsen Versannnlungeplam »Die
ttonmannie bis aus den Oberleutnant
von Aus,3ieher zur Stelle, seine Hosen
sind eingepaclt," so meldet von Kra
lelius dein Major. Ein Lächeln über
flieat die Mienen der Herren des Ba
taillons, und selbst der Kommandeuk
läßt die Trogitomit aus sich einmü
ten· Dieselbe Wittuna beim Negiment
und die größte Heiterteit bei dem fo
«rialen Brigodelommandeur. —
Etnsam saß beim ersten längeren
Halt Schästet aus einein Chaussee
steine, er dichtete in seinen bekannten
lustigen Knittelversen die Geschichte
vom Sansculotte von Dabeteotv.
Jm Biwas, in weichem sich von
Auszielier behost endlich wieder einge
stellt hatte. trug Schästel sein Poetn
vor, und die Groggliiser dompsten noch
lange im heiterm Kreise.
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Das Attientapitat der tandaed
Oil Company soll aus 600 tllionen
Dollars erhöht werden. Entgegen der
allgemeinenttlnnahme scheint also Was
ser und Oel doch sich zu Itscherk