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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 16, 1906)
, » wandlnng Stizze von Elfe Krafft Fest-h Sturm, dazwischen Glocken i-« s· . « e lauschte. Sie drückte sich einen . :-· blies ganz tief in die Hausthüre « n und lehnte den Kopf gegen dag» , Wie müde sie war! Stundenlang thsie heute durch den November«; m gelaufen, treppauf, tkeppab hatte « « Ver den Korridokthiiten geläutet! pp ihre große, schwarze Ledertasche sinkt den Probebildern vor fremden: Leuten geöffnet. ? »He-Heiden Sie güting Wünscheni Sie viellei i Photographien vergeh u la en? —- — —- Preiswerih, ! gut, chnell e Ausführung« —- --— — ei wohl hundertmal hat fis-« gesagt, also, Die es der Auftraggeber ihr geheißen »Am nicht verblüffen lassen, Fräu- ! lein, und immer Gefchäftgrontine »be: ; halten, das ist die Hauptsache. Wirst i Mem Sie vorne hinaus, gehen Sie von hinten wieder ’rein!« Jlfe chaudettr. Von dem schlichten Trauer tchen sickekte ein Regentropfen durch den Kreppfchleier, der ihr Antlitz » verhüllte. Oder war es eine Thräne, eine von den schweren, bitterem viesisz so oft seit dem Tode des Vaters ver Ti« Men? « Mitten aus Glück und Freude war -— er lautlos hinweggeganaen eineg Ta « ges. Und nichts-, gar nichts ließ erZran und Kind zurück, die bisher nur lichte sj»- Weg-e gewandelt Er hatte wohl nie ern einen so frühen jähen, Tod, nie an - die Zukunft und ans Sparen gedacht. s» Er lebte so gern! Es wurde alles anders nach dem Tode des Professoren Die Dienstboten mußten entlassen werden« der große ganzhalt aufgelöst und eine kleine o nng weit im Norden der Stadt gemrethet " Dort saß die Mutter und weinte. Sie sprach nicht viel, sie klagte auch « ni t viel, aber sie weinte. lse schnitt dieses Weinen ins Herz. Sie, das verwöhnte, einzige Profes sorstöchterleim das bisher nur achlel uckend über das Elend der kleinen ute hinweggeschw, hob plötzlich thatlritftig den Kopf und suchte Ae beit. Sie ging von einem Geschäft ins andere, sie bat, ließ annonziren und antwortete auf Annonzen, sie de müthigte sich, so tief sie vermochte, und fand doch wochenlang teinen Vertienst. Bis ein Betannter sich ihrer erin nerte, der einst in besseren Tagen im Hase des Professor-s zu Gast gewesen. empfahl sie einer Firma, die Stadtreisende suchte, welche das Pu blikum zum Vergrößern kleiner Pho tographien gewannen. Damen und ren, die ut aus-sahen gut reden» onnten und ür larges Monatsgehalt» nnd rin e Proviion tagsiiber in den Hätt ern rumliesen « se meldete sich. Sie sah gut aug « --1a —die schwarze, imlanle Gestalt, das weiße Antlitz mit den schwer sitlthigen Augen —- man würde ihr schon aus Mitleid Bestellungen geben, agte sich der Geschäftsmann. Aber sie konnte nicht reden. Sie konnte nicht« Es blieb meist nur bei detn karger-. sieht-U- Die Prooision für Bestellun n war so gering allmonatlich, daß Chef der Firma eines Tages bei dauernd die Achseln guckte »Wenn das o weiter geht« mein sz Ysuleim können wir Sie beim besten » tllen nicht mehr brauchen.« ; Jle schreckte angstvoll zusammen, als daran dachte. Nur das nicht« .: Nur den Verdienst nicht verlieren, der -" Mk die Mutter und sie dag- tägliche Brod bedeutete. s. Sie ra te das nasse Kleid emdor nnd trat tn das Haut. Dann hob sie den Kopf und drückte -«:;: die große Ledermappe noch fester gegen den Körper. Und so stieg sie die ele zks gantern mit schweren Teppichen beleg ten Stufen im Vorderhaus hinaus. « ersten Stock wurde ihr gar nicht , net. Auf ihr zages Lächeln schlug in der zweiten Etage ein Knabe wieder die Thin vor der Nase ste, o daß Jlse in der dritten Woh W noch hoher hinauf erst einen Au Ætick schwer athmend rasten mußte, "- säan sder-Glocke og. rate dfsnete ist. Gutmüthig IIId dedirbig stand sie da nnd schüttelte Yes Kess, «als das junge Mädchen ihre M gest-net "; « — » anch’ ich nich! O ver Mszbltrd und da wolkn ie her «M"sj;letn2ram nich ins Zimmer hän Mr U-« II schloß still ihre Mappe. iade wollte sie die Treppe wieder - ,» cfils die Frau sie noch ein e . Ia wiege-de ein, Fräuleinchenl » der eene rr is, der bei niir wob - ztph der hat mir neulich mal je od ich teen stchitst wüßte, wo » peer wurden. Da können « ; was nett machen« s music sich Im. —tß der Durste sprechen?« - Se mal. «eck wer «leich . wirkte dre Zimmemrntgethk » Min- eine Wär tm Kont « M ate, indem tie lau chend sen-n ds- Schtn enpch »R« ——— seen Ton. Denn is er k nich zu Hause, Fräulein Schade!« MS Mädchen neigte ergeben das upt Also nichts, aat nichts heute! » e Fiiße thaten so weh, und ihre - pe- des-knieen Sie mußte sich JW Unmut-fiel am Geländerxder TM festhalten, so schwindelies war VI WITH diese-m sah mitleidig in Weise i »Ur-minnt Sie doch morgen srüh7 f mal her, Fräulein, da is rr Valen s tin zu hause, von wesen ßlag. Da jehn er nich zu Lee E Co.« Jlse hob jäh den Kopf. Sie hatte nur das eine Wort »Baleniin« und die Firma »Lee ckc Co., gehört. Es kam ein Flimmern vor ihren Blick, und sie sah plötzlich ein altes Bild wie hingezaubert vor ihrer Seele: Sie selber, jung, glücklich, im Mo nat Mai aus einem Frühlingsseft. Und vor ihr ein dunkler Männerlopf mit braunen Augen und einem treuen Lächeln um den Mund. Der Sohn eines Jugendfreundes vom Vater, ein junger Kaufmann. Schon als Kind hatte sie mit ihm gespielt, doch immer so einen gewissen Abstand zwischen ihm Und ihr aufrecht erhalten. »Gott ——- so ein bescheidener Mensch — ——so ein Kausmannslehrling! Nicht einmal die Prima besucht im Ghmna stum, knapp das Einjährigenssengniß erhalten,« sagte sich Jlse. « Doch ließ es sich gut plaqdern mit ihm, gut herrschen über ihn, er that, was sie in ihrem Muthwillen von ihm vgrlatnth Und dann jener Frühlings a en . Er hatte seine neue Stelluna in dem Seidenhause angetreten nnd erzählte ihr davon mit einer Seligkeit als sei ihm soeben das große Loos in den Schoß gefallen. »Jlse« nannte er sie wieder, gerade so wie als Kind. Und er nahm ihre Hand und stand vor Ihrer lichten Schönheit wie ein Trun ener. »Ich mußte es hnen uerst sagen, Jlse ———— liede lse. · nn so gut bin ich — —- dir« o gut!" —— — Er verstummte jäh Sie hatte ihm ihre band entzogen und. strich nun darüber hin, als hatte der heiße Druck seiner Finger einen eFleck auf der zarten Haut zurückgelas en. »Was fällt Jhnen denn ein« Herr Valentin!« Er erblaßte vor ihrem stol en Blick. Und er sprach nicht weiter un wandte sich stumm ab. — Das sinnende Mädchen schreckte zu sammen. Die Zimmervermietherin hatte schon ein Weilchen geredet, ohne daß Jlse ihr zugehöri. Nu wiederholte fie noch einmal ihre Frage. »Wollen Sie also morgen, Bußtag noch mal wiederkommen, Fräulein?« Jlse streckte abwehrend die Hände aus. »Nein,« sagte sie ganz laut und ge cuält, »nein. . nein!« Die Frau zog derdutzt die Thiir Hu. Jlse lief wie gejagt die Treppe hin unter, durch Regen und Sturm wei ter, immer weiter. Sie sah nur eins: Hans Valentin und jenen Frühlings abend im Lenze ihres Lebens. Da mals hatte sie hoch, o so hoch den Kon getracen Seine Frau? Kostlich diese deel Jhr Paa Professor und er Zaudlungsgehilecl bei Lee und Kom pa niel Fünf Jahre waren das nun her, siinf lange Jahre. Niemals war er wieder gekommen, niemals hatte sie ihn ; wiedergesehen Und heute? — Das Mädchen stand plötzlich in JSturm und Nacht aus einsamer LStraße, dahin sie planlog in Scham und Weh gelaufen. Die Glocken gaben noch ein paar weiche, nachhallende Töne, dann wurde es still über dem Kirchthurm Bußtag war ein eliiutet. Jlse lief- plötzlich aufgeregt weiter, der Wohnung der Mutter zu. Daheiin legte sie die nasse Ledermapve auf die Herdplatte zum Trocknen und schritt mit milden Füßen in das Stiibchen zur Mutter. Die alte Dame lächelte als sie ihr sind wiedersah. Ueber Thränen das einzige bißchen Sonnenschein in dem ver riimten Antlitz lee legte einen Augenblick stumm den Ron in der Mutter Schoß Und während sie so Iniete und die Wärme des stillenZimmers iiber sie hinströmttz hob sie lan sam das haupt. .Mutter n, ich ——— ich muß dir etwas bei ten.« Und während die weichen, alten hande leise libek das blonde Haar hin gilitten erzählteälse von jenem rüh ng,sahend da im Uebermut und agn den Ijungen reund des Vaters otie oer ent, da er in fiir alle so unert rlicher Weie fern blieb-ser zählte von ihrem heutigenWege und auch oon der Auffor erung seiner Wirthin, ihn ani Bußtag zu besuchen, um —- ——- uni Geld zu verdienen. Die Wittwe saß ein Weilchen stumm und hielt die hand über die Augen. iTaf-PS neigte sie sich und tiißte die ge en eS , ,,J—ch will dir mal etwas sagen, Rind! Für uns alle kommt einmal eine große Stunde der Buße und Selbsteeniedrigung. Du haft eine schwere Last auf deiner Seele, mit jener großen Schmach, die du damals im Glück unserer Tage einem braven Menschen angethan. Wirf sie ab, Kind, thue Buße! Gehe bin inorTeen früh, wohin dich deine Pflicht in Arbeit gerufen. Gehe schlicht und be scheiden wie alle Tage, gerade so als ständest du vor einem Fremden Lege ihm deine Bilder vor, und nimm seine Bestellnna an. Wenn du dann wie derkommst, gehen wie zur Kirche, und alle beide werden wie morgen wissen daß du deine Schuld gebiiszt hast durch jenen Weg.« lse wrinie. Sie saß ganz in sich zu ammenges s.nnken »Ich kanns nicht« Mutter Denke doch nur. wenn ee mich wieder-erkennt, nnd so ——— spi« Erwirb dich nicht erkennen. Das Leivw see-ich km Max-, mei Lieblin . Bedenk. es sind siinf Jahre het, dag et dich nicht sah! Und dann dein Schleier! Er ist so dicht und schwatzt Nein. nein Jlse, ersann dich nicht wiederertennen! Doch, wie du willst, mein Kind! Jch zwinge dich nicht. Mir kam nur so der Gedanke, weil doch morgen Bußtag ist« Jlse stand auf. Sie hob die jungen Arme, als müsse sie etwas Schweres, Quälendes abschiitteln. Dann sagte sie tutz und hastig, fast rauh: "" »Ich werde gehen, Mama.« Und sie ging-. Als sie am Bußtagmorgen var der Thiit stand, an der ihr gestern die Frau geöffnet, mußte sie erst einen Augenblick die Hand aus das Herz legen-— so wild bäumte sich’s aus in der Brust. Dann wandte sie sich mit tutekn Entschlußf und läutete. - ie Zimmetvermiethekin machte ein erstauntes Gesicht. · »Na. des is man schön! Ich dachte jenen-, Sie hätten mit itjend was krumm genammen," meinte sie wohl wollend. »Herr Valentin! Des Fräulein mit die Bilder-s is da!« rief sie, an die Zimmerthür tlobsend. » »Ich lasse bitten.« » Jlse hob den Kaps. Dieses »ich lasse ; bitten« drang wie ein Wohlthun ins ihre zerrissene Seele. Noch niemals» in den langen Monaten ihres Umher wanderns hatte jemand zu ihr gesagt: »Ich lasse bitten.« Immer war’s wie eine Gnade, die man ihr mit einer Bil derbestellung zukommen ließ. Sie trat durch die Thür in des Mannes Zimmer und blieb gleich am Eingang wieder stehen. Sie itterte so, daß sie ihre Mappe mit den kobe oergrößerungen mit beiden Händen festhalten mußte. Er blickte einen Augenblick schwei gend zu dem Mädchen in Trauertlei dung hinüber. Dann, als sie so scheu und unbeweglich stehen blieb, rückte er unwillkürlich noch einen Stuhl vor seinen Schreibtisch.« »Wenn Sie sich setzen wollen« —- — Da blickte sie auf. Heiß wallte es in ihr empor. Hans... Hans Va lentin, der alte, liebe SpielgesiihrteJ Dieselben Augen. dasselbe dunkle, lockige Haar! Nur das Antlitz . .. das Antlitz war so seltsam ernst und schmal geworden. Reisen männlicher sah er aus. Mechanisch öffnete sie ihre Mabpe, obwohl ibre Gedanken weit, weit von Geschäft und Verdienst waren. Er musterte ausmertsam die-Probe bildet. dann nickte er. »Seht hübsch..· ja, sehr hübsch. Uebrigens ist es teine einzelne Photo graphie, die ich bergrdßert haben möchte, Fräulein. Ein Kopf nur aus-« einem Gruppenbilde heraus. Geht das auch? Wird«s ebenfalls so gut wer-— den, wie diese hier?« Sie nickte. Jhre Kehle war wie zu geschnürt. Erstaunt blickte er auf ihr verbiilltes Antlitz. Warum sie wohl nicht sprachs Dann, als er· die schwarze Trauer tleidung sah, wurde sein Ton unwill türlich herzlicher. Suchend tramte er cus seinem Schreibtisch herum. »Es war übrigens sehr freundlich von Ihnen, sich am Feiertag hierher zu bemühen. Jch bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar. Jch hätte das Bild nämlich gern recht bald. Durch Zufall habe ich die Grubpenphotographie erst tiirzlich in Besitz bekommen, sonst hätte ich den Kopf wohl schon früher ver ,rößern lassen. Also hier ist das Bild s wird doch aber recht gut ausge siihet? Es liegt mir viel daran« —er stockte, wurde roth und hielt ihr ein Stück Karton entgegen, aus dem Da men und Herren während einer Land partie abgenommen waren. »Wann tann es sertig sein, Fräu lein?« lse zuckte zusammen. Jetzt mußte sie echen. ,, n acht Tagen.« sagte sie leise. Ueberrascht blickte der Mann aus. Dieses »in acht Tagen« erinnerte ihn an etwas, an etwas Liebes, Vertrau tes ——— aufgeregt fuhr er sich mit den Hin urch das haar und mach e aus seinem Schreibtisch zu thun, gerade so, als wolle er sein Antli verbergen. le neigte sich und wurde todten bla Die Menschen hier aus dem Bil , barmherzin Gott —-— diese Ungern lachenden er inmitten r Waldbaurne und nten Fähn fzebieiäfwo hatte sie diese doch schen ge e « Jhre Lippen zuckten, vor ihreni Blicken begann es zu tanzen, zu slir ren und zu flirren, sie konnte nichts mehr erkennen in dem Bilde ns Valentin wies aus ein Gesicht in r Photoqraphie, aus ein holdes, reichen-des Mädchenangesichi übe weißem Kleide. Ilse, —-— im Mai ihres Lebens! »So-hauen Sie, Fräulein —- —— die ses hier« dieses will ich vergrösz . . .«—— Er vollendete den Sah nicht. Mit einem dumpfen Ausscheei war der Körper des Mädchens geaen den Schreibtisch gesunken, abwehrend beide bände ausgestreckt Er hielt sie erschrocken fest und schob den Schleier von dem wie leblosen Anlitz zuriteL Und nun schrie er aus. «Jlse!« Sie öffnete die Augen vor diesem erbarmungsvollen Ruf. »Nein,« stöhnte sie, »nein, nein, nein!« Er sah das verhärmte Gesicht, sah die müde-weinten Augen und verstand alles-ineinan) ihre Lage nach ihres Vaters To , ihren Kampf ums täg liche Brod und ibre Der-rath. Und gerade, als drau dieGlocken begannen, sur Oustags ' r zu rasen, i . ckniete der Mann vor dem Mädchen nieder. »Nun diirst ihr alle beide nicht mehr weinen, die Mutter und du," sliisterte er bittend. »Nun brauche ich das Bild nicht mehr, wenn du es willst.« Jn scheuer Zärtlichleit nahm er eine gen den kalten, dlassen Mädchenlsäni n. »Ja —- — willst du?" Jlse konnte weder niclen noch den Kopf schütteln. Sie saß ganz still nnd blickte in die treuen Augen des Ju gendireundes. »Mus, lieber Hans,« sliisterte sie endlich, lächelnd wie ein heimgesunde: nes Kind. Da wußte er, daß sie wollte! Ver nächtliche Gast. Erzählung von Geotg Busse--Palma. i Brigitte Schöning hatte einen leisen !Schlas und schlies wenig, obwohl sie ! noch nicht in den Jahren war. in de ; nen man den irdischen Schlummer siir den der Ewigleit ausspart. Wenn ihre tleine Wirthschast be sorgt war, saß sie tagsiiber gewöhn lich am Fenster-, mit einer Stickerei beschäftigt oder in einem Buche bist ternd. Oester aber noch ruhten die kleinen weißen Hände unthiitig im Schooß. Dann betrachtete sie das Treiben aus der Straße. Die Straße war sehr still und nur aus der Ferne, von dem Platze her. an dem sie bei gaun, hämmerte der heftige Herzschlag der Großstadt herüber-. Mitunter siel es der einsamen Frau ein« daß ihr Leben ebenso wäre wie die stille Straße mit dem brandenden Platz am Bearnnr. Wenn es Abend geworden war, las sie. Schon während des Lesens be gann ihr Herz heimlich zu träumen. Aus diesen Träumen wurde es nicht einmal ausgeschrectt, wenn Frau Bri gitte das Buch zutlaptite und an ihren todten Gatten dachte. Jbre tfhe lag schon in der stillen Straf-e Der Todte war ein braver Biirger gewe sen, init dem sie die Gemeinsamkeit äußerer Interessen, des Lebens Noth durst und die Behaglichteit deg Zu sammenseino in Frieden getheilt hatte. Ein gemeinsames Erschauern vor et tras Großem und ilnnennbarem hatte ec- nie gegeben. Die kleine Nachtlatkwe verbreitete im Schlasgemach ein niildes Däm merlicht. Brigitte Schöning schlum merte in dem großen französischen Bett. Sie mochte eine Stunde gelegen haben, als sie mit einem Male wach wurde. Sie richtete sich ein wenig aus und lauschte. Vom Nebenzitnmer her ertönte ein Knacken und leises Knirschen, als ob die Glasthiir des Baliong vorsichtig aufgeschoben toiirde. Dann tlangen, ganz deutlich vernehinbckr. Schritte; leise, aber schwere Schritte-. die sich dem Schlasgemach näherten. an Brigitte Schöning stieg eine furchtbare Angst aus. Sie wohnte ganz einsam, und es mußte ein Frem der sein« ein Fremder, ein Einbrecher und Mörder! Jhre Lippen össneten sich. Sie wollte um Hilfe schreien. Aber das Entsetzen brach ihre Stimme und nur ein schtvacher Laut tatn aus ihrem Munde. Da sah sie, wie die blanle Messing ilinte sich langsam und geräuschlos nach unten bewegte. Diesmal tonnte sie schreien. Ein kurzer, geller Hilfe tsus slog durch die Stille. Jrn gleichen Moment glitt die Thiir ganz aus. Der scharse, grelle Strahl einer Blendlaterne wette durch das Zimmer-. Eine kleine dunkle Gestalt stand im Thürtahmen und schwang sich in zwei Sähen bis an ihr Bett. Brigitte Schöning wollte noch einmal schreien. Bevor sie es vermochte, wurde sie von einer nervigen Hand an der Kehle ge würgt. i Die Laterne fiel tlirrend zu Boden. Der Einbrecher stieß einen Fluch durch die Zähne, während er mit der rechten Band in seinen Taschen nach dem Tische suchte, das es als Knebel am Schreien verhindern sollte. Unterdessen hasteten die weit offe nen Augen Brigitte Schdnings in tiidtlichem Entsehen aus seinem Ge sicht. Und pliislich stieg in die starren, »von Todesangst verdrehten Augen noch etwas anderes, das nicht nur Einsehen sondern eine misehliche Frage war. Wie »von iiberirdischer Mast belebt, glitten die Augen von der hohen Stirn des Würgers bis auf seine Lippen herab. Von der Ober lippe zog sich aus dein wilden Schnurrdart heraus eine seine blasse Narbe iiber den Nasensliigel hinweg. Brigitte Schöningi riichelnde Kehle war zusammngeschniirt und ihre blauen Lippen vermochten sein Wort Fanden Oben aber. da tauchte Le in Leben. zwei Ungenvaaee ver stirgen sich und hielten kurze, heftige Mache miteinander, die lautlos mit nt erschutternden Schrei des Erkennend schloßt F Das von der Nachtlampe beleuchten wind- und wettetbraune Gesicht des Wütqenden net-färbte sich und wurde wächsetm der drückende Ring seiner Finger sprang auf, Schweiß trat in Tropfen auf feine Stirn, er taumelte nnd furchtbar ausstöhnend wie ein ins Leben Genossens- brach er über Bri gitte Schwian Bett zusammen· Brigitte Schönan richtete sich feisludend osii und fühlte nach dem ge wiiraien Hofe. Dann traten ihr Abs-säuer- in die Auan und sie strei ekelte mit leiden hånden das ver stiirmte Greisenhaar des Zusammen-] gebt-nehmen »Mus! Hans!" rief sie klagend. »Hans, mein Dankt Jch fürchte mich nicht mehr vor dir!" Langsam hob sich der ftrupvige Kopf; grau, durch ureht, mit großen, brennenden, verstörten Augen. Da zog Brigitte Schöning die Schublade ihres Nachttastens auf und holte etwas hervor. Es war ein dünner, schmaler Gold reif mit rothem Stein. ..Kennft du das, Hans-? Und weißt du noch. wer ihn mir aaocs Der Mann sah den Reiten lange an nnd sein verftörtes Gesicht wurde traurig und weniger wild. »Ich tenn’ ihn wohl,« sagte er dann heiser. »Ich tenn’ dich auch, Briggi Wandsburgt Warum führt uns dac· Leben nochmals zusamnien?" »Warum, mein Hans? Warum es uns nochmals zufammengefiihrt bat? Ach, komm hierher und gieb mir deine Hand! Wir haben uns so lange nicht gesehen! Setz dich hierher auf den Bettrand. Mein armer Hans!« »Wie lange-ist das jetzt her?!« fuhr sie leise fort. »Ein Vierteljahrhunk deri! Und lange habe ich dich ver gessen. Mein Herz nur hat immer an dich gedacht. Deins auch an mich, deins auch an mich!'« »Wirtlich, Brigitte Wand5b11rg?" Seine Stimme war ruhig, und was darin zitterte, tlanq wie bitterer Ostw- L »Ja, ich weiß es! Aber zeig ! Gieb " deinen Kopf näher zur Lampe. Sie brennt so trüb. Wie du anders ge worden bist! So braun und wild! Bist du schon lange hier? Von wo kommst du? Jch dachte, du wärst todt!«' »Ich komme von weit her. Niemand weiß, wer ich bin. Mein Name ist lange todt. Und du heißt jetzt auch anders-F »Ja,« niette sie. »Ich habe lange an dich gedacht, dann habe ich gehei rathet Nun bin ich schon viele Jahre wieder allein. Aber sage: warum bist du damals so ganz verschwunden?Du schienst doch so ruhia, damali- in dem Aasfeehaus, als wir Abschied nahmen. Nur deine Augen waren zuletzt finster und böse. So wie vorhin, so wie Vor-— hini Ach Hans, mein armer Hans warum bist du so schlecht geworden?« Die Augen des alten Vagabunden singen wieder tu brennen an und seine Brust hob sich in schweren klimm zugen. »Warum ich sortaing und so schlecht wurde? Ich will es dir sagen,Briaai. Jch habe damals alles vergessen und in den Koth gestampft: Ehre nnd Na men, Freunde und Familie, weil ich dich nicht noch mehr, nicht noch mehr verlieren wollte.« Brigitte Schoning ichåittelte sacht den grauen Zions »Das versteh ich nicht,«' sagte sie trübe. »Wir mußten uns ausgeben und was hast dn dadurch mehr von mir behalten? Dadurch daß du dich ganz elend :nachtest?« »Mein Weh unt dich! Du weißt, was ich damals gelitten habe. Als du damals gingst, habe ich Gott verflucht und altes, was Mensch heißt. Jeder Nerv in mir zitterte vor Sehnsucht nach dir, jeder Nero in mir schrie vor Jammer und Schmerz, daß du mir genommen warst. Ich war nicht mehr ich, ich war nur noch ein Gefäß, in dem ein unendlicher Schmerz kochte. Und so schien es mir der Lie werth, die ich fiir dich gehabt. Daß ich nicht mehr glücklich werden konnte, wußte ich. So begann ich mein Weh zu lie; ben, weil es ein Weh um dich wart« »Und dann, Hans-, fragte sie zit ternd. »Und dann?« »Und dann,« antwortete er bitter, »dann tam der Tag, wo ich sah, dasz das kleine Leben stärker sein würde als Schmerz und Liebe. Ein Etel übertam mich vor der Zukunft, die mein heißes Gefühl matt und lau machen und meine Tage mit Brot-ver dienen und Brodessen ausfüllen witt de; ein Ekel vor dem Leben, das mich stume irnd träge machen und mein setz selbst um sein Schluchzen brin wiirdet Darum ging ich fort. m äußeren Elend blieb mir mein in neres Weh erhalten, da sagte i mir: es war anders, bevor du von i gi Wandiburg gingst! Und wenn me ne hände blutig geworden waren und mein Gewissen mich peitschte, dann wußte-ich: es wäre besser, wenn du mein Weib geworden wärst! Darum bin ich so schlecht geworden, daruml« tnler den Thriinen von Brigitte Inings Augen flammte es leuch tend auf. »So warn ou immer! Ho warstf du immer! Du tormteit dich nicht be gnügen! O, wie ich dich darum liebe, wie ich dich liebe!« Sie schlana beide Arme um ihn und preßte ihren Kopf seit an seine Brust. »Ach!« klagte sie dann, »ich habe immer in der stillen Straße gewohnt. Mein- herz hat zum letztenmal gelebt, damals im mästet-aus« als wir A - schied nahmen. O, ich weiß no : ich fürchtete mich, daß der Kellner uns sähe, als du mich so an dich zogst und küßtest!« Brigitte Schöning ertöthete wie ein junges Mädchen. ·»Ach damals!« slüsierte sie trau rig. Eine Weile sahen sie in alte Träu me versunken stumm vor sich hin. Die kleine Nachtlamve um ab beide mit ihrem mildentz hämmern n Licht. Da aellte ein s riller Pfiss von der Straße heraus. Mit jähem Ruck riß der Vase-bund sich von ihr los und sein sich-i wurde noch finsteree als wie zuvor. »Ich muß fortt« rief er Beisei «Ma Gott iiir dich sorgen, rig Wan sburg, daß ich deinetwegen o elend ward!" Bri itte Schöning reckte die Arme flehen nach ihm aus. , »Geh nicht, hansi Wohin willst du? Ach, Hans, mein Haust« Sie erhielt leine Antwort mehr. Mit einigen Sprüngen enteilte der Uächtliche Gast. An der eisernen Brüitun des Ballons hörte sie noch ein Ra cheln. Dann briihnte unten vpn der Straße her das Aufschlagen eines schweren Körpers und wieder war alles still. Nur der Nacht-sind blies talt und regenfeucht durch die offen gebliebenen Thüren. Brigitte Schöning sah nicht meer vom kFenster aus auf die Vorüber gehenden. Sie blieb tief im Zimmer. Aber das brandende Leben war schon in diese «tlbaeschlossenheit ge drangen nnd die stille Straße rettete sie nicht mehr. Sie hatte einen leifen Schlaf und es schien ihr oft, daß selbst die Wände in. der Nacht heimlich zu jammern be gannen. Dann weintesie und wußte, daß sie ihr Lebenlang unglücklich aes gewesen war. —-- — streitet-er ten alten Berlin. Gelegentlich der Biersteuer - Bewe aung in Berlin wird daraus hingewie en, daß schon einmal eine Viel-steuer das alte Berlin, dessen Schwestktsstldk Milln und die meisten Städte der Mart in Erregung gesetzt hat. Das war vor reichlich vierhundert Jahren, zu Beginn der Regierung des Kur sürsten Johann Cicero.Der Vater des Kursiirsten, Albrecht Achiler hatte m Krieg und Frieden viel Geld ver braucht. und es sah in der Staate-lasse so öde und leer aus, daß aus die Be ichafsung neuer Geldmittel gesonnen werden mußte. Der Kursiirit wußte, daß man iiber jede neue Struir mur ren würde, und beschloß deshalb, eine einzuführen, die weninstens etwas ab werfen mußte. Nach einer Berathunn mit seinen Räthen und den Zländrn entschloß er sich zur Erdebunq einer Biersteuer oder, wie eH damals- hieß: Bierzinse. Diese wurde zunächst auf sieben Jahre einaeiiibrt und jede Tonne mit zwölf Mermian nach heutige-u Gelde etwa einer Mart. be lasset. Es wurde schon damals :veid lich gerecht, und die Steuer versprach-, recht einträglich zu werden. Aber sie stieß aus noch viel aröszeren Wider spruch, als der Kursiirit vermutliet hatte. Die Brauer, die Bierwirlbe. das Vublitum ---- alle waren in glei cher Weise aufgebracht Es stand da mals mit Handel und Industrie in den beiden Spreeitödten nicht zum Besten, nur die Brauinduitrie befand sich in einer erfreulichen Entwicklung. Aber gerade deshalb waren die Brauer nicht aeneigt, die neue Last auf ihre Schultern zu nehmen, son dern suchten sie auf die der Abneh mer abzuwiilzen Diese trugen sich zuerst mit dem Gedanleu, das Bier trinten einzustellen und die Regierung damit um die erhossren Einnahmen zu bringen. Aber dazu hatte sich das Biertrinten doch zu sehr eingebürgert, und der Stoss schmeckte zu gut, zumal auch an einen Eriatz durch ein ande res Getränt nicht zu denten war. Die sen Plan gab man also aus. Hier und da stackerte wohl auch der Ge danle an einen ofsenen Widerstand aufs aber man hatte doch das Gefühl, daß hierzu die Macht des Bürger-— thums, nachdem sie durch Friedrich den Eisernen gebrochen war, nicht mehr ausreichte Man beaniigte sich deshalb mit reichlichem Schinwsen und siigte sich schließlich Destiger ging es in den Städten der Altmarl. namentlich in Stendal, zu, tvo es zu blutigen Austritten lam. Aber der Kursliest ließ nicht locker. Der Wider stand der Stendaler wurde mit fester band gebrochen und ein fürchterliches Gericht mit Hinrichtung der Mittels siihrer abgehalten. Zur Strafe wurde die Steuer verdoppelt und aus vierzehn Jahre erweitert. Und die Stendaler zahlten und tranlen weiter. Leut-are Lastschiffe süe den Ortes Portugsi ist das erste Land, das lenkbare Lastschiffe in einem Kriege verwenden witt. Die Negierun tmt sich siir den Aninns zweier Lastschiffe zur Begle·unq der Expedition ent schieden, e gegen die im Aufruhr be sindlichen Stämme in Westasriia aus-— geschickt wird. Die Schisse sollen sür den Reiognoszirunggdienst im Fein destand verwendet werden. Jngr nieure sollen nach London, Paris und New York gehen, um dort versügbare Lustschisse zu sausen und die besten auszumählen Damit wäre eine neue Etappe in der Entwicklung des Kriegsballons zu verzeichnen. Jn der Schlacht bei Fleurus im Jahre 1794 wurden zum ersten Male im Kriege Ballons erprobt. Nachher wurden sie im italienischen Kriege 1859 und im amerikanischen Sezessivnsiriege ver wendet. Während der Belagerung von Paris im Jahre 1870 war eine Ballonpost eingerichtet Di Betten brauchten zuerst im Jahre TM bei Sirt-tin einen Ballon im Kriege. Daß die Busoni dann irn russisckpsa ni schen Krieezelnamöntlig bei der Blei-. gerung v e ge rate t wurden, noch in frischer Erinnert-up ,