Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 16, 1906, Sweiter Theil., Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    senta woiksburg.
Roman von Elsbetb Horch-Ut.
(14. Fortsetzung)
Ueber nnes blutleere Lippen
kam kein rt; nur seine taixe Hand
drückte die des Freundes.
Hans Joachim siel es nicht auf. Er
hatte Eile fortzukommen
«Lebe wohl, Johannes.«
»Lebe wohl,« antwortete Johannes
mit seltsam dumpfer Stimme, »und
—sorge dafür, daß man die Komtesse
—nicht’ ein zweites Mal um —Deis
netwillen zu beleidigen wagt.«
»Wede, wer es in Zukunft wagen
solltet«
Hans Joachim ftürmte hinauf-. Ein
Jauchzen und Jubeln war in seiner
tust. Für ihn bestand kein Zweifel ·
mehr, was geschehen war, aber er
wollte es die Geliebte vergessen ma
chen, was sie um ihn hatte leiden müs
sen. Er wollte sie an sein Herz ziehen
vor aller Welt und damit jeder, auch
der gewagtesten und, wie et Tante
Karla beurtljeiltr. der boghafteften
Berleumdung die Spitze brechen.« « »
Paflor Johannes avet trat Weder
in die Kirche zurück. Er ging bis zu
der Bank, darauf Senta vorhin ge
sessen hatte, kniete darin nieder und
legte den Kon in die gefalteten Hände
auf das Pult. So verbarrte er re- ;
ungsloö; nur ein leises Aech en und I
töhnen verrieth, welchen schweren
Kampf er kämpfte, daß er mit sich und I
feinem Gotte rang um den Frieden
reiner Mc den er verloren, den ihm
ö Freundes G "tändniß geraubt
III-e- Wsas blieb r m noch übrig?—
«ntsagung! Jll, hats er denn je ge
wagt, eine t orichte Hoffnung zu nah-—
gkkf atte er nickt schanden ZEIT
ugendlick an entsagt wo er sich sei- l
ner Gefühl: llar wurde? Für ihn
blühte dtfse Rose nicht, und dennochl
glaubte er sie jetzt erst qanz verlorens
nun ein anderer sie begehrte. Und die
set andere hätte nur die band auszu- l
strecken brauche;. nach einer anderen;
lieblichen Blume, und sie wäre sein
geworden. Arme Ruth! 1
Als er nach einer Stunde das Po- l
storenhaug betrat, hatte Senta es schon i
verlassen. Ob sie Rath ihr Herz aug- i
Rschiittet hatte, wußte er nicht; denn;
uth sprach nicht davon. Was er selbst ;
heute erlebt hatte, verschloß er in fein »
Jnnersles als etwas Heilige5. Sein;
Wesen war gleichmäßig ruhia unds
freundlich wie immer. Er hatte sichs
. ja auch durclzgerungm wenn auch nicht J
zum Frieden, so doch zu stiller-, erge- i
bunggvoller Entsagung . i
III
Hans Joachim war nach der Wolss
turg geeilt, um dem Oheim so schnell
wie möglich Nachricht zu bringen.
Er fand ihn bereits im Schlosse an
wesend nnd eilte sogleich in sein Zim
mer.
«inel Maximilian, ich habe sie ge
funden!" rief er schon auf der
Schwelle.
»Gott sei Dant!« Ein Seufzer der
Erleichterung entfloh den Lippen des
Grafen, dem man die ausgestanden
Sor e und Angst noch vom Gesicht
ahl en konnte. »Wo fandeft Du sie?
hast Du sie mitgebracht?«
»Nein, noch nicht: sie ist augenblick
lich im Pastorhause bei Ruth und
wird später nachkommen Ich traf sie
in der Kirche, wohin sie oor dem Un
wetter nnd — und — Onkel, ich muß
Dir vorher sagen, was geschehen ist,
warum —-—fie ——warurn'· —
«Wie? Du weißt? Senta nannte
Dir den Grund ihrer Flucht!« rief
Marimilian mit allen Zeichen höchsten
Erstaunens.
»Ja, das heißt, sie sagte nur, daß
sie- nn Jagdhaufe eine Unterredun
mit Tante Karls gehabt hätte —- i
miet warum —- und —Onlel —
hegt Du dasselbe ahnen —— womög
r wissen?·' ..
» »-—-ich weiß — Gottlieb war
tu etwaiger Zeuge des Gesprächs —
ie theilte es mir auf meinen Befehl
Eh --deihalb also schickte er mich
fort "—- doi bestärkt meinen Verdacht.
VII-Zieh ich beschwa dich—fage mir
Jena —— das m nicht notnkak
«Wie? Nicht nöthig, sagst Du?
Wenn ich es aber wissen muß, wenn
II mich und mich ganz allein angeht?«
»Ich wii te nicht, was Du damit zu
thun hätte .«
Hans Joachim zuckte zurück und
Kaste, doch nur einen Augenblick.
»Sage was Du willst,« tief er im
nächsten Augenblick leidenschaftlich
auss. »Ich weiß doch, woran ich bin.
sich verfchnideie das heutige Zwiege
ptiich Sentaö mit Tante Horch Ich
rat nicht blind gegen ihre Pläne, und
-—vielleicht habe Ich ihr zu deutlich
sezeiat, wie weni ich mii ihnen ein
verstanden bin. « zeichnete Senta
heute ans, ich — führte sie zu Tisch,
Obgleich Taufe Karls mit Aita zuge
dacht hatte —- turz und gut — ich« —
»Du hast seht untlng gehandelt.«
.Hel Maximiiian mit finsterem Blick
ein«
»Ur-klug? Rein, nm so. wie es mir
sein Herz diktitte, denn — — ich liebe
Centa ———iLI isliebte sie von der et
, — Stunde an, da ich sie fass-—
-—--— ich kann iekt nicht länger
w- and bitt- Dicki —-—— giebt-sit
( q- zin me
ks
Ein dumpfet Laut kam aus Maxi
milianz Bru . Er wurde saht und
stähte ich wie wankend fest auf die
Le ne eines Stuhles.
inige "Minuten herrschte tiefes,
beklemmendes Schwei en. Hans os
chim beobachtete den Enkel mit an
gen.
»Hei Dich meine Werbung so sehr
überrascht?« fragte ek.
»Ja,« erwiderte Graf Wolfsburg
Und sah jetzt auf. Sein Gesicht sah
vkksiött aus und wie um Jahre ge
a ert.
»Du willst den Mut Sentagn den «
Karla untergrub ————wiederherstel
len, indem Du Dich mit ihr verlobst.
Das ist eine edle Absicht, indes —-—
indes ——— weißt Du, ob Senta —
— sprachst Du schon mit ihr?'«
»Nein —- noch nicht«
«Glaubst du —- — daß-— —- sie
Dielz liebt?«
»«"a, Onkel, das ißt, ich hosse es
—- aber ich werde te sra en, sobald
ich Deiner Zustimmung icher bin.
Du hast mir noch nicht geantwortet.
Giebst Du mir Senta?«
Maximilian wandte sich, ohne in
antworten, ab, ing zum Fenster und
sah hinaus. as Unwetter hatte
nachgelassen, aber noch war der Him
mel von Wollen bedeckt. die Sonne
hatte sie noch nicht dnrchdrochen
Hans Joachim ging ihm nach.
»Ontel,« drängte er voll siedernder
Ungeduld, »wie lautet Deine Ant
wort?"
- ;Min!«
Hans Joactim stieß einen heiseren
Laut aus und prallte entsetzt zurück.
«Nenne mir den Grund dieser tnrzen
Abweisung ——--— was haft Du gegen
mich, Deinen Erben?«
»Nichts.«
Langsam wandte der Gras iicb um.
so daß sein Gesicht dem Dunkel des
Zimmers zugekehrt blieb. »Ich will
Dich nur vor einer Thorbeit bewah
ren."
»Tborbeit?« fragte Hans Joachim
zitternd vor Erregnn5i. »So nennst
Du meine Liebe Thorheit?«
»Du bist leidenschagelich und undul
srv, Hans oachim. r Vorgang mit
Karla bat ich beeinflußt ——-——- viel
leicht bereust Du später den Schritt.«
»Niernals —- -— ich liebe Senta und
würde bei Die um sie eworben hoben
auch ohne das letzte "eschedniß, und
ich beklage es tief, daß ich nicht längst
zu Dir gesprochen habe. Als meine
Braut hätte ihr das nicht widerfahren
tönnen.«
«Allerdings nicht« Maximilian
seufzte tief aus.
« leibst Du jetzt noch bei Deiner
.Warum I«
«
Der Gras zögerte nnd vermied es,
in seines Nessen leidenschaftlich erreg
tes Gesicht zu sehen.
.Jhr seid noch zu jung," stieß er
l endlich hervor.
«Senta ist 17, ich 22 Jahre alt.
JES baden schon Jiingere gebeirathet.
let das Dein einziger Grund?«
F
,, a —·- denn» Senta ist noch ein
Kin ——-— ich will nicht, daß siesich
jetzt schon bindet." -
t sester Stimme ar
. »
Werg-tätig .
Das wurde mr
sprochen, nnd doch lag ein bestemden- (
der Klang darin. i
»So warte ich —- nur lasz mir dies
Hoffnung ’
»Du bist hartnäckig. Hast Tu denj
Muth, zu warten?« ’
»Ich habe ihn, wenn Du mich nurz
nich ganz abweisest.'« j
Wieder entstand eine Pause. Der
Gras rang mit sich.
»Ich will Dir eine Frist von zwei
Jahren eben. Jst Deine Liebe dann
noch so art wie heute, so magst Du
wieder ansragen.«
«Zwei Jahre? OGott, dasist eine»
graigame Krist« »
. erlier Du den Muth jetzt
trinkt«
»Nein, nein, gewiß nicht, aber
sannst Die rnir denn nicht nachfiihlen,
wies bei t, zu lieben nnd zwei end
los lange obre warten zu mii en,
die Unruhe und Ungewißheit im s r
nd zin tragen? —- —Folterqualen
n e .«
Der Graf disz ttcrp aus vie Lippen,
und fein Gesicht verzerrte sich.
,,Wodl —-— ich begreise es. und
—-— dennoch muß ich noch mehr von
HTir sordern.«
II »Was-K fragte Hans Joachim ton
. ps.
»Du wirst erstens Senta ge;eniiber
steine, auch nicht die geringste ndeu
tung von Deinen Gefühlen mathean
»Und —-——- weiters« W—
« »Ja den zwei Jahren darfst Du
Tweder eine mündliche, noch schriftliche
-Anniiherung suchen-« ———
; »Und drittens- Onkel «-——— drit
Itens?« s——— drängte er mit Aechzetr.
»Drittens reifeft Du morgen mit
dem ersten Frühzug ab. ohne Senta
nochAeiämai gesprochen zu haben.«
Dank Joachim bedeckte sein Gesicht
mit beiden hönden und sank stöhnend
in den Stuhl.
»Du weißt nicht, was Du verlangst.
Onkel. Du list hart und graut-um«
Ueber Mariniliani Züge lief ein
Zucker-; aber a antwortete Nicht.
«
»Was willst Du i sagen, wenn ich
morgen ohne ein bfchiedswort vvn
hier ge, ?« frag-te Hans Joachim nach
einer eile.
Irgend etwas, vielleicht» daß ein
Regimenisbefelzl« ——— . -.
«Gu,t Jag- tht das« "-,—-— fiel ee be
pend ein nnd spenna auf. »So wem
ich eben p-— tebe wohll« —
,.. Joachim. gieb mir Dein
Elstenwoth daß Du meine Bedingun
gen etfiillsi.j —
Hpnä Wachim blieb vor seinem
Qßkrm steZen und zö erte. Während
de en betrachteiihn af WORK-um«
mit intensiver Spannung. l
»Es bleibt mit nichts anderes übrig «
»sich muß es geben,« Löhnie Jan-II
Joachim auf, »ohne Deine Zukün
mung kann Senta nicht mein werden
-—— ich bin darum gezwungen —- hier
—— hast Du meine Hand, ich — gebe
--—- mein Ehtemooci!" .
»Hu-is Joachim —- mein Sohn«
Maximilians Stimme winke ——
Jede Ivohl."
Noch ein Händedruck, nnd Hauz
Joachim ging hinaus.
Aufsiöhnend bedeckte Graf Maxi
milian sein Gesicht mit beiden Hän
den.
»Egoist — erbärtnliiher Egoist!"
Es war ihm. als hätte jemand ihni
diese Worte zugernsen, und es war
doch nur seine ei ene innere Stimme
gewesen, die er ge ört hatte. «
Er ili elte imb gab dem alten
Gottlieb efehl, niemand vorzulassen;
er wolle allein bleiben. Senta je t ii
sehen, irsar ihm unmöglich, un He
würde von selbst nicht kommen, ie
würde nicht das Vertrauen zu ihm
haben und ihm erzählen, was ihr be
gegnetfvar. Sie war so stblz und
rrb in ihrer Menschheit, und die
Wunde« die Karla ihr geschlaaein
mußte um so tiefer sein, wenn sie
Hans Joachim wirklich liebte. Wie
sollte er das jedoch ergründen? Würde
sie es ihm gestehen? Konnte er sie da
nach fragen? Nein, das war ihm nn
niöglichs Wie nun, wenn eie lich doch so
berbieltes
Kalter Schweiß trai, auf seine
Stirn. — War es dann nicht ein Fre
vel. sie von ihrem Glück zu trennen,
ja, durfte er hindernd zwischen fie, die
im Alter und in allein übrigen so gut
zi.sammen paßten, treten?
Mit solchen Grübeleien vergingen
die Stunden.
Graf Wolfsburg rührte keinen
Bissen an von der Mahlzeit, die
Gottlieb ihm gebracht hatte.
Aber spät in der Nasid als alle-Z
ichlies, da drangen aus seinem Zim
mrr die Töne einer Ainati bewar.
Niemand vernahm sie als der Spieler
allein. Von Meiiierhand wurde der
Bergen geführt. Den Wolsiibiiraern
liegt die Liebe zur Musit im Blut,
und Mattinilian wollte ihre Kraft,
ihren Einfluß auf sein Gemüth nnd
seine Nerven, der sich schon so oit be:
währt hatte, auch heute erproben. Ob
er das Gefuchte sank-?
1 5. K a p i t e l.
Während Hans Joachim bei seinem
Lntel um Sentas Hand nearly war
Senta selbst auf bie Wolfsburg zu
rüdgelehrt.
Sie hatte sich nur kurze Zeit bei
Rath aufgehalten. Es war eine Un
ruhe in ihr, es wogte und aöhrte in
ihrer jungen Brust. Sie hatte zu Rutb
nur geäußert, daß sie sich mit Tante
Karla erzürnt habe, aber sie hatte das
Nähere verschwiegen. Das war etwas,
trag selbst der besten Freundin gegen
iiber nicht über ihre Lippen wollte,
nnd sie trug schon schwer genug bei
ran, daß sie das Geheimniß mit dein
alten Gottlieb theilen mußte, obgleich
sie wußte, wie treu dieser ihr ergeben
war.
Mit Zittern und Bangen trat sie
den Wes nach der Wolfe-barg an.
Was so te sie dein Oheim antworten,
wenn er sie fragte, warum sie die Ge
sells st imlieh verlassen hatte?
Wiir er ich mit der Erklärung, die
sie hans Joachim gegeben, zufrieden
llen lassen? Wiirde erste nicht lin
isch nnd eins-kindlich s lten nnd ihr
vorn-ersin, ihn nnd eine Familie
durch ihre luiht tompromittirt zu
habe-? s- spie waren ja so stolz, die
Wo anegee —str gaben ja so viel
auf seinen.
Und nun sollte lie noch dazu auch
weiterhin mit jener Person unter
einem Dache leben, die sie in so hinter
listiget Weise zu der Tante aesiith
damit diese fie mit Schmahungen
überhäusen lonnte sie sollte auch die
ser Tante, die ihr die schlimmste
Schmach angethan hatt-, wieder be
gegnen! Nein - das überstieg mensch
liche KrästeS Entweder sie müßte vor
Scham vergehen oder ihr ihre ganze
Verachtung zeigen. Und, wie sollte
sich ihr sernerer Verkehr mit Hans
Joachim gestalten? Jede Harmloftgteit
war ihr 1a genommen. Sie hatte nicht
mehr mit ihm plaudern und lasen
können, ohne den Nebengedanlen: o
tettirst Du auch nicht mit ihm —
kann er nicht denlen du bemühst dich
um ihn? Welche peinigenden demü
thigenden Vorstellungen! Und doch
erschien ihr das alles noch gering ge
n die Furcht, dar den Onkel treten
ist seinenZ Züeen vielleicht das gleiche
Urtheil, das Vfeine Schwester so hart
»und grausam gesallt hatte, lesen Zu
müssen. Und daß er ebenso dache.
brwres ihr zsein in den letzten Wochen i
iseltsam ver ndertes Wesen ihege gæew .
jäher-, zu dein sie bis heute oeeg lich
nach dem Schlüssel gesucht hatteg
Und hier unter diesen Menlsåm
tm
die sie verachteten, die sie nted
Gesinnunaen für fähig halten
ten, sollte sie noch langer bleiben?
Nimmermehrt Fort denn, zurück zur
helli en un",«l « — ,
M nchås si« I ihr Trost und Irre
Als si; VII Schloß durch eine Sei
EMEIUT um von niemand bemerkt zu
’«.-en· betrat, war ihr Entschluß ge
rag.
ie ie hinauf in das stille
Thuriiifixbsgye2, in dem die alte
Wolfsbargeri hauste.
»Tante Sol-ine, die Zeit ist gekom
men, hilf mir-«
Mit diesen Worten trat sie bei der
Alten ein. -
Die Malrone sah sie eine Weile er
schrocken an.
»Mein Engelchen. was willst Du,
was ist geschehen?« fragte sie.
Senta setzte sich neben sie, streicheln
ilsre runzligen Hände und erzählte hier
obne«Scheu, was ihr begegnet war.
Es dauerte eine Weile, ehe der Geist
ter alten Wolfsburgerin das Gehör-e
ist-griff- -
»Sa, so, die liarlal Hint, trau es
ihr zu -—— sagt gern den Menschen
Böses. Und — wie stehst Tsn mit
dem Haus Joachim-e- .
»Mein Gott, Tante Saltine, wie
Du fragst! Du wirst doch nicht etwa
an mir zweifeln nnd giauben«...
»Unsinn, Kind-nen, die alte Savine
hat viel erfahren im Leben, sie durch
ichaut die Menschen wie helles Glas-.
In dem Spiegel Deiner Seele ist
Reinheit und Keuschheit... aber ich
lande. ich kenne auch der Rai-la
seele.... Laß gut sein, Kind-ten
wer anderen eine Grube gräbt, falli
selbst gnein.». Es Hist ask-Z cor
liber, u vergißt das Zeit-. Die alte
Walssbnr erin hat einst schlimmen-e
Leid ersa ren und . .. es vergessen ..
nein, n cht vergessen. es lebt zu Zeiten
aus. Doch lassen wir da2..· Wag
willst Du than, Engelchen?«
»Ich will satt. Tante Sabine.«
,, oei von der Wolfsbnrgk Willst
der alten Sabine den letzten Sonnen
stradt ihres Lebens rauben-I«
»Es muß sein... iv schwer mir
das Scheiben von Dir :vird.«
, »Ja, ja . .. hab’ ja daran gewartet
mit Angst, aber es muß einmal fein,
hast recht. Haft Du mit dem Maxi
niilian schon s,eivrocheni«
»Nein. Tante Sabine, e: aaei es
nicht wissen; er würde inicti nicht zie
hen lassen.«
»Hm... hast Di- iinn gesagt, nur«
die Karla Dir angetban nat?«
»Um Gottes willen, ich erträae die
Schmach nicht!«
»Er hätte sie wohl gerächt."...
»Odet. » er tbeilt ihre Ansichi.«
,.Wiesa?s«
«Et war ander-«- zu mir in den letz
ten Wochen.«
· »So so... Tu willst also heim
lich gehen?«
,.Ja,« kam eiI zögernd nnd stöhnend
über Sentah Lippen.
»Hihil·-i... wie Dein Vater ging
inan verstieß ihn darnni« . ..
»Tante Sadine!« »
»Was willst Tu, Kind-stunk Ten
iclzesl Du nicht Häheres ein?'·
»Ja,« erwiderte Senta. nnd ihr
Kopf senkte sitli tief auf die Brust·
»Und womit tann die alte Tante
Dir helfen, Engelcixeni«
Da sah Senta anf·
«Tante Sabine. borge mi: etwas
Geld zur Reise zum Studium; wenn
ich majorenn bin und über mein Geld
ver-fügen lann, erhältst Du alles zu
ru .«
»liindgtops! habe ich Dir nicht ver
sprochen. Dir beizustehen, wie ich dem
Robert beistandi Wenn Du knajorenn
tiit. liege ich längst in der Gruft. Ich
brauche das Geld nicht, es iii Dein ..
Still. sage nichts darüber. Wann
willst Du sort2«
»Morgen srillx.«
»Altein?«
«Brigitte soll mich beileiten.«
»Das in gut, sp hin Du nicht sha
Schutz Wenn man euch aber über
rascht, wenn ihr das Schloß verlaßt?«
«Lasz Deine Dienerin uns durch den
unterirdischen Gang führen, dann sind
wir stehen«
»Sie soll euch führte-. Du kommst
morgen noch einmal und nimmst Ab
schied von mir, ich werde Dich früh
erwarten. Dach das Geld gebe ich Dir
heute. Watte ein weniiei«
» Sie stand schwer-sit ·g aus und
Zug zu der alten Stube am Kantin.
alt-dein sie-eine Zeitlang darin e
ttaint hatte, brachte sie einen Ha n
von geschnistem Eichenholz zum Vor
schein. Daraus entnahm sie eine An
Ziel-li Rassenscheine und reichte sie
n a.
Mann Kind, das wird siik die
ei eZeit eniigen. brauchst Du mehr,
so schreibæ Du. die alte Sabine ver
liißt Dich nicht. .
»Tanle Schine, das iii zu viel!«
rief Senta, von der Höhe der Summe
überrascht Die Akte wehrte ab.
»Nein, es iit nicht zu viel, Du
weißt noch nicht, was inm Leben
draußen in der Welt gehört; warte
es nur erst ab.«
»Wie soll ich Dir danlen, Tante
Sabine!«
Senia bückte sich und küßte die al
ten, runzligen Hände. Die Greisin
aber nahm ihren Kopf und liißte sie
auf die Stirn.
»Mein Segen begleite Dich, werde,
was ich nie werden durfte: ein Stern
am Himmel der Kunst. «
Als das junge Mädchen zur Thiir
hinaus war, stand die alte Rufst-ur
gerin eine Weile regungslos iibee den
Tisch ewi, auf den sie sich mit bei
kämM nden Mitte, und sah auf die
Plii lich lam Leben in die glanz
«loien nen, in die lleine veran
cherie alt. Sie richtete sich auf
»und hol- die Hand wie zum Schwur
lgen himmel.
»Das soll Sabinens Rache an den
Nachtommen des Qschlechtx das tie
um Glück, Raan und Liebe betrog,
sein, da sie der lebten Wolssburgo
tin zur s lacht aus dein Sch koise ver
hilft, ihr die Wege ebnet, eine Künst
lertn von Gottes Gnaden zu werden.
hihihi . . . sie ist gerächt!«
Senta eilte zu Brigitte, um sie von
ihren Plänen zu unter-richten
Brigitte schtua zu Tode erschrocken
die hände zusammen.
»Sentachen um Gottes willen, wag
hast Du vor? . . . Wie kommst Du zu
solchen abenteuerlichen Plänen? Jch
bitte Dich, iibereite nichts, Du könntest
es brreuen·«
»Du weißt, was man mir angethan
hat, nnd verlangst, das; ich noch län
ger hier bleiben soll?«« fragte Senta
vorwurisvolt
»Wer ...fmt Dir etwas angethan?
Die hochmiithige Gräsin allein, und
wenn der Herr Graf es witßte, er
würde seine eigene Schwester nicht
I schonen-«
»So? Meinst Du, Brigitte? Wenn
er nun aber ihrer Ansicht wäret-«
»Sentack.en, das ist nicht mögiich,
jprijse doch erst .- .sraqe ibn" .
l .Du sprichst, wie Du es verstehst,
PfigirteA
»Mit Werke-nich das thut jeder-.
lEage ihm itenigstens, taß Du fort
möchtest «
..· « - s- is
j «Zs»vm tm llmeh Sag er mrazknim
paghen laßt. Ich kann aber nnmdglich
Peinger auf der Welscan bleiben, ich
erträge weder dies-—«.Gefellichnsi Fräu
lein von Rn ris. noch wiirbe ich mich
,einer mögli en Benennung mit Tante
LKatla aussehen. Ich bin allen hier
von Anfang ein Dorn im Auge ge
wesen; die hochmüthige Sivve kann
) es mir nicht vergekerh daß ich eine blit
kgerliehe Mutter hatte.«
»Sentachen.«
»Habt ich nicht hundert Beweise
Idafiiri Jeh weiß schon, wag Du sa
,gen willst, Brigitte: der Ontel mache
« eine Ausnahme. ihn lriise mein hartes
Uriheil nicht« gelt? Man es sein« wie
es trill, die Worte Tante Karlas sind
Imir wir ein Brandmal auf die Stirn
gedrückt und kleben an mir wie ein
,Zeichen. Soll ich ihm damit gegen
iiiberitehen nnd es extremen, daß er
smich verachtend nnd qeringschätzend
nur hier duldet? . . . Verlanae alles
. ron mir, nur dac- niclit, Briaitte. Ich
Etverde ihm schreiben nnd ihn bitten«
Hmir diesen Schritt zu verzeihen.
’Mehr tann ieb nicht thun.« -
T »Er ist Dein Vormund, Kind, bei »
denke, daß er Dich zwingen kann. zu
rückzukehren.« »
»Er wird es nicht thun . . . O Gott, .
Brigitte. mit wie vielen Bedenlen
quälst Du mich-! Du treißt nicht, was
mich der Entschluß, heimlich zu gehen,
ohnehin tofket!« »
.LTet-!ina. wie aufgereqt Du hist»
wie Du zitteritl Sei ruhig, ich thue, ;
was Du verlangst. ich begleite Dich»
bis ans Ende der Welt nnd Gott möqu
uns in feinen gnädigen Schutz neh-?
men.«
»Du treue Seele, ich wußte es ja,
Du tviitdest mich begleiten Doch nun
packe meinen kleinen Handioifer, mor
gen friih verlassen wir das Schloß
und fahren mit dem Zuge, ver um 6
Uhr abgeht, nach Berlin·'·
Während Brigitte mit itmflorten
Augen und zitternden Händen das
Mithiqfte iiir Senta und sich packte,
saß Senta in ihrem Zimmer und
schrieb an den Onkel·
f I- P
Am niicksten Moracn . . . eJ war
siinf Uhr, und alles im Schlosse
schlief noch . . . össnete sieh die Thiie
von Hans Joachimg Zimmer. tfr
trat heraus, teilesertia, den Koffer in
der Hand.
Er sah bleich und übernätbtigt aus,
nnd um bie sonst so munteren Atmen
Itaaen tiefe Schatten. Wie ein Dieb
I so heimlich mußte er sich hinausschlei
schen. ohne Ytbichiebstvotn ohne Ab
ischiedsblick Wie aanz anders hatte
ler es sich vorkiestelln die Wolssbura
zu verlassen! Er hatte aetriiumt,
Senia als seine Braut im Arme zu
halten« von ihr zu hören, hast sie seine
Liebe erwidere, daß sie an ihn denken,
ihm schreiben wolle, bis sie siir immer
vereint wären. Und nun hatte er ihr
nicht einmal sagen dürfen. wie leiden
schaftlich innig er sie liebte: er sollte
damit warten zwei lanae Jahre. Wo
zu gab Onkel Marimilian ihm diese
lange Frist? Wenn er wenigstens die
Gewißheit hätte, daß ihr Herz siir ihn
schlug, das; sie ihm bis dahin treu
bleiben würde! Ein schwerer Seuf
zer entstiea seiner Brust. und zugleich
packte ihn wilde Verzweifluna »Gehe
bin zu ihr, sage, was du fühlst, halte
sie für dichl« so rannte der Versuchen
aber eine andere Stimme sprach da
gegen: »Du gabst Dein Ehrenwort.«
Aus halbem Wege blieb er stehen
und sah uriict. Die Fenstereeihen
des Schlo es blintten in der Morgen
sonne. Er kannte Sentas Fenster ge
nau, aber kein lieber Kopf, kein liebes
Augenpaar zeigte sich, um ihm den
legten Abschiedebliel zu spenden.
So ging der künftige Male-rate
herr aus ern Schlosse ohne Abschied
und Geleit. Von been Onkel hatte er
sieh gestern schon verabschiedet; er
wollte ihn so früh nicht stören. Auch
den Wagen nach der Station hatte er
abgelehnt. Er war zu Fus- gelern
tnen, nnd ebenso wollte er auch wieder
gehen. Um 6 Uhr ging sein Zug und
er hatte reiehli Zeit dazu. .
Doch einen le ten langen Blick nach
den Fenstern, hinter deren seidenen
Vorbiinge er die Geliebte schlafend
wähnte. nnd er wandte sich mit enee i
schetn Ruck ab und schritt vorwär s
Da wurde an dein einen der Fen
ster die Garblne zurückgeschoben nnd
X
Graf Mecximiuan erst an die Schei
ben. Mit seltsamem Ausdruck fah et
han« Joachim nach. bis die Baume
ihn feinen Blicken entzoaen.
»Skrmer Junge, daß Du is WN
mu .«
arauf wandte er sich ad und trat
ins Zimmer zurück. Sein Gesicht Mk
blaß und traurig und trug die SM
ren einer durchmachien Nacht Er
hatte seine Kieider anscheinend gar
nicht zur Nacht abgelegt, und ikkn
Bett ftand unberührt.
Jett nahm er Hut und Stock- UM
sich durch einen Morgenfpaziergang· zu
beleben und zu erfrifchen. Spaier
wollte er das zur Ausführung brin
gen, was er in der Nacht beschlossen
hattet die Hausdame sollte heute das
Schioß verlassen, und fiir Senia
wollte er eine Pension in einer größe
ren Stadt ausfindig machen. Ihre-.
fBleibens war hier nicht mehr, so oder
o.
Lanasam itieq er die Treppe hinab
und ging dem Parie zu. ·
Fast zu gleicher Zeit, als Hans
Joachim das Schloß verließ. fiand
Senia ebenfalls reisefertig mit Bei
aitie in dem Thurmitiibchen der alten
Wolfsburgerin nnd nahm den letzten
Abschied.
Zögernd machte sie darauf den »er
ften Schrift in den dunklen, unheer
lichen Gang, der ihr der Ausgang zu
einem neuen Leben werden sollte und
den Tante Sabines Dienerin nur
einem Laternchen in der himdeka
voraufgefchritien war. Jhr junge-«
Herz zitterte, nnd die dumpfe. moF
drige Luft im Gange nahm ihr faii
den Athem.
»Sind wir noch immer nicht drau
ßen?« fragte sie ein über das andere
Mal, nnd die alte, lveißhaariaeDie
nerin iröiiete sie init »Wald, baldi«
Diefes »Wald« aber düntie ihr eine«
Ewige-Er
Endkich drana der eriie Lichtschein
durch dir Lriinuna. Die Dienerin
tletterte die Stufen hinauf und fchlug
die Falithiir angewendet
Ein tiefe-J leufaidmen gina durrii
Hentag Brust Mit einem Satz stand-«
ur draußen auf der Erde und zog die
ftiicin, harziae Waldluft ein nnd be
ariifzie das Himmelslicht das erwär
niend ihre iaiicn Wieder durcon
Fortsetzung folgt.)
W
Bei-einei- e Institut-Oh
Die venezuelaniiche Armee hat durch
das Gesetz vom l«. August 1904 eine
beträchtliche Betrachtung erfahren.
Sie besteht seitdem aus 20 Vanilla
nen Jnianterie zu je 30 Köpfen :::
6000 Mann und 8 Batterien Artilies
rie zu ie 200 Köpfen -:- 1600 Mann.
Außerdem ift jeder Bürger im Kriegs
falle zum Dienst isn Heer verpflichtet
vom 18. bis 45. Lebensjahr Dadurch
wird die Streitmacht Venezuelas auf
eine Stätte von s.;0,000 Mann
bracht werden können Seit dee e
endiguna der Blocke-de durch die deut
schen und englischen Kriegsschiffe, im
Januar 1903, bat Präsident Castto
sein ganzes Augenmert daran gerich
tet. Waffen und Munition siir die
Armee in ausreichender Menge zu be
schaffen und durch Aufstellung mo
deenee schwerer Geschütze, namentlich
in La Guaira, diesen tvichtiasten Ha
sen des Landes in guten Vertheidi
aungszustand zu setzen. Diese Arbei
ten wurden sehr geheim betrieben, und
es ist nickt-S Näheres darüber in die
Oeffentlichteit qelanat. Man weiß
nur, daß alle Geichiitze, wie auch die
Handseuetwassen und die Munition
aus Frankreich bezogen worden sind,
gegen dessen Schiffe sie vielleicht Bee
tvenduna finden nieeden.
Die Artenzmarme Benerueias ver
dient diesen Namen einentlicki noch we
niger als im Jahre 1902. Sie besteht
zur Zeit mic- den 4 tleinen Kanonen
bootent Belisar und Resiaurador mir
je 70 Mann Beiayitng, 570 Tonnen
Ver-drang und is kleinen Geschützen
von 7.t3 Zentimeter abwärts, sowie
Miranda und Hutnbador mit ie 30
Mann Besanuna und 130 Tonnen
Berdrang, Z kleinen Geichützen von
5 Centimeter abwärts. Im Auguit
ivoriaen Jahres bat Coitro in Genua
il Torpedobootsserttiirer und 6 Tor
spedoboote beitellt, die aber noch nicht
i aboeiiesert sind.
) Dem gegenüber besteht das Frank
I reich zur Zeit zu einer Kundgebung in
Westindiichen Gewösiern zur Verfü
aung stehende Geschwoder aus dem
Panzerireuzer Desair mit 7700 Ton
nen Verdronxr, R ichweren und 20
leichten Geichiiken und 513 Mann
’Beiatzung, dem großen gefchützten
Kreuzer Jurien de la Graviere von
5700 Tonnen mit 8 schweren und M
leichten Geichiitzen und 480 Mann
Betonung. dem kleinen geschützten
Kreuzer Chosselouv - Laubut von
3900 Tonnen, t-' schweren und 13
leichten Geschäften und 330 Mann
Betonung, sowie dem kleinen geschütz
ten Kreuzer Troude mit 2000 Ton
nen Beet-rann 4 schweren und 11
leichten Geschütien und 190 Mann
Besatunin Wenn man erwiiqt, daß
an der Blvckade der venezuelanischen
Däsen im Winter 1902X3 5 deutsche
und 8 englische Kriegsschisse beibri
liqt waren, so ergiebt sich klar, daß
Frankreich viel mehr Schiffe nach Be
nezuela schicken muß, wenn es von
See aus einen erfolgreichen Druck auf
Castro ausüben will. Von einer er
iolareichen Landuna wird nicht« die
Rede sein können.
—-«.-«.-s-s
Trustaktien haben die größte Aehn
lichkeit mit ischsiichem stupid-entrissen
Meister-teils Waisen