Yeöraska Staats- anzeiger nnd Yetold — Jozsdtth usgeevk · (Han«stan«ebk .)..Ijeäku;19(» chu J»hganng. N; 28. Die Eitelkeit Die Eitelleii, in tausend von Gestalten Belchleicht sie uns und schmeichelt sich uns ein. Du wähnst, sie spielend die vom Leib u halten Und schon ist sie, als »falfchet Stolz« herein. Kein Mann, lein Weib, die sie berückt nicht hätte, Als dies, als das-, in irgend welchem Kleid... Und löm’ in keiner Form sie an — ich wette, Ja einer immer: als »Bescheidenheit«. Geom Böliicher -—--— Post Festum. —-. Von Margarethe Stadler. — »Fastelabend kommt heran — Fedes Mädchen kriegt ’nen Mann!« angen die Buben auf den Straßen de; alten Rheinstadt in Erinnerung an die just verrauschten Karnevalsfreudem die mit dem vergangenen Abend ihr Ende erreichten und nun durch das allgemeine »große Fischesfen« abgelösti wurden. Und Frau Helene Bitt-knei trakYom Fenster zurück und setzte mit mehr Ener ie, als erforderlich war,j das Einpa en fort. Wirklich, sie hatte recht Ogehabt, es wäre klüger gewesen, des ruders Einladung abzulehnen,j aber er hatte ihr Bedenten, daß sie sich im fröhli en Treiben doppelt einsam i fühlen würde, zerstreut, indem er schrieb: »Komm wieder mal nach unzi serer alten Heimath Du weißt doch, I wie es im Liede heißt: »Ist das Herz » Dir krank und wund, komm nachi Köln, es wird gesund!« Du mußt ja; melancholisch werden in Deinen vier. Wänden!—-Du hast Deinen verstorbe« nen Gatten jetzt drei — ahre lang ehr lich betrauert; wenn »u mal wieder hier bei Uns in Köln einen so recht lustigen Karnedal initmachst, dann sollst Du sehen, wie jung Du selbst noch bist. Mit dreißig Jahren hat eine so hübsche Frau wie Du noch An recht auf Glück und Lebensfreude!« Dazu kamen ein paar herzliche Worte von der Schwägerin und den Kindern, die gewiß auch tüchtig ge wachsen waren, seit Helene sie nicht ge sehen hatte —— kurz, mit raschem Ent« schluß hatte sie die Pilgerfabrt aus der kleinen thüringischen Otadh in der sie lebte, westwärts zum Rhein angetre len. Freilich der Bruder hatte nicht unrecht. Wohl hing sie an dem kleinen lieblichen Ork, der ihr kurzes Ehegliick gesehen hatte, und wo sie sich unter ihres früh verstorbenen Gatten Ar: menproxis einen ihr und anderen wohlthuenden Wirkungskreis geschas sen hatte. Aber manch liebes Mal tam es doch gar gewaltig über sie: ein trostloses Gefühl von Leere, von Einsamkeit und Ueberflüssigsein, das durch keine Thätigkeit oder Erinne rung zu vertreiben war. Gewiß, in der Heimath würde das besser werden, so hatte sie endlich auch gemeint. Schon der Aufenthalt in der gelieb ten alten Rheinstadt, die mit ihren hundert Kapellen und Kirchen so stolz über dein grünen, majesiäiiichenthm aufragt, würde ihr ivohlthiin llnd die harmlose Lustigkeit, die« sich hier ihre Hochburg geschaffen. der laute Frohsinn in den Straßen, wo Alt iiiid Jung sich nicht scheut, einmal im Jahre des ganzen tollen Treibens sich bewußt iu werden, und die Maske das Alltagslebeii abwirft mit dem frohen Ruf: »Narr, laß den Narren vor liber!« Froher Erwartung voll war Helen eines Abends eingetroffen, und schon der Morgen fand sie aus der Wander ung, die Stadt an allen vertrauten Ecken und Enden zu begrüßen. Aber das Gefühl von Zuhausesein und Be hagen wollte sich nicht einstellen; sie schritt zu den altbetannten Plähcheii, das Wiedersehen stimmte sie wehmü thi , und doch saß sie dann mit einem Gefühl milder Gleichgiltigkeit im Dom, durch dessen farbenschiine Fen xter der Schein der hellen, kalten Fe ruarsonne fiel. Und wenn sie hätte handeln können, wie es ihr um's gerz war, so hätte sie den nächsten ag zur Heimreise benutzt. Aber da gab es ein Diner beim Onkel Schmitz, ein »Biiwlchen« bei der Kousine Jettchen, einen Hausball beim Vetter Jean, so daß sie während der Woche. die dem Fastnachtsdienstag vorausaina, nicht zu Athem kam. Jedoch die Fröhlich keit der anderen fand in ihrem bergen keinen Widerhall. »An geworden, einsam geworden,« klang es schmer zendi n ihrer Seele, und sie hatte den Aschermittwoch herbeigesehnt, der sie nunw ieder in ihr stilles heim iuzriiek führte, im schniucken, waldumrausch ten Städtchen, wo ihr die Wartburg ins Fenster blickte. Noch ein herzlicheghändedriicken und ein Paar warme Abschiedsworte: ..«Zchreibe nur steif-ist« und ,,Korntn’ bald einmal wieder!« von-Seiten des Bruders und der Schwägerin, die ihr das Geleit gaben und Blumen und Bonbonnieren ins Loupe reichen, dann endlich letzte lich der Zug in Bewe gung und langsam verschwanden im Nebel des Februartaaes der mächtige Rathhausthurtn und das zierlich durchbrachene Gitterwerl des Domes, die Wahrzeichen des »alten heiligen« Köln Uebee Oelene aber tain mit Macht ienes tiefe WehgefiihL das sie zwang, das thriineniiberltriimte Gesicht in den händen zu bergen. »Papa, warum weint die Frau? Frau, Du mußt nicht so traurig lein —ich will Dir etwas erzählen, ja?« Damit strichen zwei weiche, dicke Kin derhändchen til-er ihre Wangen und aufblickend gewahrte Helene das fri fche Gefichtchen eines etwa vierjährigen Knaben. »Bitte um Verzeihung, meine qnädige Frau,« ließ sich nun der Vater des Kindes vernehmen, ein statt-— licher Mann von etwa 40 Jahren, der einzige Mitteifende. Mein kleiner Hans ift zudringlich. aber er meint es nicht böse.« Helene trocknete rafch die Augen und lächelte wehiniithig. ,,Kinderweisheit muß oftmals-die Thorheit Erwachse ner verbessern.« Und als ihr Gegen über sie in theilnehmendem Schweigen anblickte, fügte sie, sich tapfer aus ih rer weichen Stimmung reißend, leich teren Tones hinzu: »Ich habe, Gott fei Dani, teinen Grund für einen so auf fälligen-Schmerz und muß um Ent schuldigung bitten, daß ich nicht besser Rücksicht auf meine Umgebungnahm Mich hat nur die Trennung von der alten Heimatl) weich gemacht, oder bef fer die Ertenntniß, daß man auch in der Heimatl) fremd werden lann.« yangcheng Vater riappre oas Buch zusammen, in welchem re zu lesen be gonnen hatte. »Ist es Ihnen wie mir ergangen, meine Gniidige?« sagte er ernst. »Ich war nach zehn Jahren zum erstenmal wieder daheim, um diesen tleinen Kerl seiner Großmutter vor zustellen, und auch ich wurde sentimen tal in der altvertrauten und dennoch fremd gewordenen Umgebung, und freue mich. gleiche Gesinnung und Stimmung zu treffen. Jch hoffe, es ist Ihnen recht, wenn ioir gute Reise kanieradschast schließen —— ich hörte. daß wir so ziemlich dasselbe Reiseziel haben. ,,Reichniann, Landwirth aus Thiiringen,« fügte er sich vorstellend mit einer Verbeugung hinzu, die He lene mit ruhiger Freundlichkeit erwi derte. Und von Hönschens Eingreifen unterstützt. eutspann sich allmählich eine lebhaste Unterhaltung, die um so» angeregter wurde, als die drei alleinige z Jnsassen des Koupes blieben. Undi während der Zug durch die reizlose, von großen Fabritstädten unterbro jchene Landschast flog, tauschten die Hbeiden Neisenden ihre Erfahrungen « und Ansichten iiber Nah- und Fernlin gendes aus, als hätten sie ich seit Jahren gekannt. so daß die Zeit im Fluge verrann, während Häuschen ee allmählich müde wurde, nach jedem der am Wege austauchenden Gegenstände zu fragen· Der Hunger, den er dann zu einein Mittagsmahl zu dreien Ver stalten ein Picknick,« hatte die junge »Frau lachend vorgeschlagen, nachdem nach Kinderart plötzlich empfand, gab s anlassung. »Ich denke, wir veran- . ! Hängchens glänzende Blicke begehrlichl E aus Helenes Bonbonnieren geruht hat-— ten. Und mit geschickten Händen hatte sie rasch ihrer Reisetasche Ser viette und Neisebesteck entnommen und aus dem Klapptischchen eine kleine Ta sel arrangsirt, zu der jeder unter Scherz und Lachen beisteuerte, trag er besaß, so daß man bald mit den klei nen Reisebechein aus ,,gliickliche Reise« anstieß und Hänschen es sich aus dein Schoß der neugewonnenen Tate, die er mit der plötzlich erwachten Leiden schaft seiner vier Jah e ins Herz ge schlossen hatte, zuin ittagsmahl de queni machte. Reichmanng Blicke ruhten wehmüthig aus dem lieblichen Bilde. ,,Dem kleinen Kerl thut es wohl, ein bischen verhiitschelt zu wer den,« sagte er unter einigen Dankes worten, »er hat seine Mutter gar nicht gekannt. Sie starb kurz nachdem er zur Welt kam.« Es solgte ein langes Schweigen, und Helene fühlte, daß ihre Unbefan ; genheit durch diese Mittheiluna verlo » ren aina, wenn sie sich auch selbst im ; Herzen darum schalt. Reichmann aber schien nichts davon zu bemerken, son dern erzählte weiter von seinem einsa men, arbeitgriechen Leben, das einei Folg der Sehnsucht in die Ferne war, s die ihn in jungen Jahren getrieben hätte, der Universitätslausbahn zu ent- » sagen und bald hier« bald dort sein Zelt auszuspannen, bis er endlich nach vieler Mühe und Arbeit imstande ge wesen sei, sich aus der eigenen Scholle anzusiedeln und seine Braut nach lan gem Harren heimzuführen, um sie nach kurzer Ehe wieder zu verlieren. »Sie haben viel schweres durchlebt,« sa te Helene theilnehmend, »aber es ist anen viel geblieben. Mit so löstlicher Hinterlassenschast, wie es Jhr lleiner Sohn ist, mag man sich leichter in ein hartes Schicksal finden, als es dem ganz Bereinsamten möglich ist, der sich ost vergeblich fragt, welche Liicte sein Scheiben zurückließe.« « »Es ist wunderlich, daß ich Ihnen so viel erzähle,« nahm Neichmann nach einer Pause das Gespräch wieder aus. »Sie müssen es dem Umstand zugute halten, daß uns ein gemeinsamersug verband: die Ertenntnisz, daß der Hei mathsort lein Heimathsgesiihl gibt, dasz man den nächsten Angehörigen gegenüber sich sremd und sernstehend fühlen kann, während ich nicht begreife, dasz ich Sie, gnädige Frau, vor weni gen Stunden zum erstenmale sah.« »Es liegt wohl daran, daß wir ein ander in gleicher Stimmung trafen,« entgegnete Helene freundlich, »denn mir geht eg ebenso und der liebe, kleine Junge hat auch sein Verdienst daran, uns die Reise heiter gestaltet zu haben, die wir so trübselig began nen.« Reichmann sah forschend in Helenes klare, braune Augen« ,,Erwarten Sie keine Kleinen daheim?« fragte er dann. »Sie haben eine fo liebe müt terliche Art, daß ich mir ebensowenig denken kann, daß es Jshnen möglich war, Jhee Kinder allein zu lassen, als fchdannehmen kann, daß Sie kinderlos ln « Ueber Helenes Antlitz flog ein Schatten. »Ich habe viele, siir die ich denke und sorge —-—.— eigene Kinder be xakl ich nie,« sagte sie dann ernst und ti . Inzwischen war Hänschen wach ge worden und hatte mit großen Augen aufmerksam dem Gespräch gelauscht. »Dann soll die Tante mit uns kom men, Papa, hörst Du? Alle Kinder haben eine Mama!« sagte seine klare, helle Kinderstimme. Wenn ein plötzliches Schweigen ent steht, sagt man wohl, ein Engel flöge durch das Zimmer. und oft mag es auch wahr sein. So auch hier. Wäh rend des- tiefen Si.l,-L:eigens, das-Häan then-J Worten folgte, strich-en leise die Schwingen eines segnsnden Geistes iiter die beiden einsamen Menschen bin, eines sanftcn G-enitic, der in ihnen beiden statt des Gefühls der Verwirrung das als natiirliche Folge von Händchens Worten erschienen wäre, eine große Klarheit und einen tiefen Frieden wachrief. So daß Hans Reichmann, der Vater, der jun gen Frau die Hand hinreichte mit den bewegten Worten: »Wie sagten Sie vorher, gnädige Frau, Kinderweisheit muß oft die Erwachsenen leiten. Wir sind uns während dieser sechs-stündi gen Fahrt in Rede und Antwort nä her getreten, als es im gesellschaftli chen Verkehr in Jahren der Fall sein tann. Jch bin nicht jung genug, um anzunehmen, man könnte mir aus den ersten Blick Herz und Hand schen len wollen, noch dazu eine Frau, die zu hohen Anforderungen berechtigt ist durch innere und äußere Gaben. Aber es hat mir noch nie aus einem Men schenantlitz so viel Liebenswertheg entgegen geleuchtet, ich habe noch nie soviel Vertrauen empfunden --—- darf ich wohl kommen, um mir allmählich das Jhrige zu erwerben, gnädige Frau-« Jn Hseleiie’«5 Augen glänzte es feucht, als sie ihre Rechte in die dar gebotene, lustgebräunte Männerhand legte. »Ich bin zu froher Fastnacht-J feier auggezogen,« sagte sie dann leise mit einem guten, warmen Lächeln, »um wieder Lebensfreude zu suchen. Das lustige Treiben machte mich tran rig und in der Heimath bin ich fremd. Aber wag ich im allgemeinen Freu dentaumel vergebens suchte, ist mir nun begegnet, nach dem Fest, in der Hoffnung, lieben Mensch-en in Arbei ten, Hegen und Sorgen einmal niitzs lich sein zu können.« Hängchens Blicke wanderten prü fend von einein zum andern, ihm war die Situation noch nicht klar. »Wie wird es denn nun, Papa? Kommt die Tante mit uns-TM meldete sich seine helle Stimme von Neuem ,,Jsa, Häuschen, hoffentlich kommt sie, je eher je lieber, und bringt uns Wärme und Liebe in unser einsames Haus,« sagte Hans Reichmann und bückte sich, um seinem kleinen Freisinn ber die Stirn zu küssen. Und da sieh Helene in gleicher Absicht zu Hängchen herniederneigte, geschah etwa-z Uner tvartetes: aus dem Danteslufz für den Kleinen·wurde ein regelrechter Verlobungskuszi Und Reichmann schlang den Arm fest um Helenes schlanke Gestalt und sagte leise: »Nicht zum Hegen und Pflegen mehr ; noch. uin zu beglücten und beglückt zu « werden, Helene!« Die junge Frau reichte ihm fröhlich beide Hände und sah ihm herzlich in die Augen. »Das walte Gott!« sagte sie schlicht und fromm. Die steter-Wiege. Die Kraft der Elektrieität wird nun auch fiir die Kinderstube eine bedeut same Anwendung finden. Die Zeiten, in denen die Mutter ihr Kind in den Schlaf wiegte, sind Vorbei, denn die durch einen elektrischen Motor bewegte Wiege soll nach dem Bericht einer eng lischen Zeitung bald zur allgemeinen Anwendung kommen. Es ist gar nicht schwer, die elektrische Leitung, die sich in jedem modernen Hause befindet, auch stir die Wiege auszunutzen und einen kleinen Motor anzubringen, der sie bewegt. Drei Tage »brummen«! Eine Epifode aus dem deutschen Sol datenleben. Von Ehrich Ne u - « marck Zwei Jahre rum! Das will was heißen -—— na, die rFeude — nu man bloß noch zwei Tage, dann retour zu Muttern — und was die Stine ig, die wird geheirathet. ,,Junge, hat sie gesagt — wie-?- nach die Grenze ging, nach Metz, zu’n Gottlieb Harfeler — Junge, wenn du dir ordentlich führst und nich bestraft wirft, dann heirathen wir, wenn du retour kommst — wenn du aber ’n Dreckliimmel wirft, ig’ S mit uns beide aus!« Ra, das hab’ ich mir schon gemerkt, denn was die Stine is und was die mal sagt, na und so . . . . Also man bloß noch zwei Tage — aute Führung ——— keine Strafe nich und dazu noch wohlbeftallter Knopp gefreiterS — Wir find nu’ Morgens auf die Stube und quatfchen von allem Tod und Teufel, von Manöver und die vielen Kilometermärfche, und daf; man früh immer die Siiebeln festhal ten muß beim fechzehnten Korp5, da mit se nich aus Gewohnheit von janz von alleine losmarfchirem und daß mein Freund Berger, der auch aus Wefifalen is, seine immer zur Sicher heit aufgehangen hat, da ruft mit ein mal einer: Meyer il, zum Feldwebel, aber flini!« Wat ’H denn nu los-? denk’ ich in meinem Kopf, mach' mir also fertig trd geh’ aus die Schreibstube zum Herrn Feldwebes. Na, ich soll denn fiir heute alJ Or donnanz zum Brigadebureau als Vertreter. Ich also fein gemacht, Heim auf und nischt wie los. Richtig trieg’ ich auch gleich ’ne großen Schreibebrief. »Zum Generalkommando — dort ab geben!« « »Befehl,« Herr Haupt mann!« i Jch pendle nach die Chatillonstrafze, » tin ins Generaltommando. Da sebeJ ich denn nischst wie Karten und nischt wie-Karten, und mitten in all’ dies starten sehe ich denn den Grafen Haes eler. H »Was willst du, mein Sohnst fragt Gottlieb. --—— Jch kenne ihn na türlich von all die Bescchtigungen u. d die Handbreiten und Blüthenmärsche und was weiß ich her. stehe also stramm und melde: ,,Brief fürs Gr neraltommando!« — »Na, gieb nrr her —-— sag’ mal, rauchst dn auch wohl Zignrren?« »Zu Befehl, Euer Exzellenz!« mel de ich dienstlich. »Na, denn nimm dir hier welche« dabei reicht er mir ’ne ganze Kiste. Jch nehme mir natürlich bescheiden eine und bedanke mir, da giebt er mir aber noch ’ne ganze Handvoll, die soll ich man einstecken, und Streichhölzers schiebt er mir auch hin. Jch mus; also i meinen Tabai anstecken, ob ich toillt oder nich und qualme feste log, wäh renddem er immer in die Karten guckt und seinen Adjutanten schreiben läßt« Nach einer Weile trieg’ ich denn wieder einen Brief und soll los-ziehen Jch geh’ denn raus, und aus’n Hof denke ich in meinem Kopf: Donner wetter, mit die Zigarre, da will der Alte dich am Ende bloß auf die Probe stellen — ich drücke also den Tabak an die Mauer, damit er ausgehen soll, aber der Alte, der ja immer alles sieht, hat durchs Fenster zugesehen. »Warum rauchst du nicht weiter?« ruft er mir mit feiner hellen Stimme zu. ,,Betehl, Euer Urzeuenz, ais proo nanz darf ich nicht rauchen!« »Na, ich erlaube es dir, du darfst weiter rauchen!« Das las; ich mir nicht zweimal sa gen, also meinen Tabak wieder or dentlich in Brand und bringe meine Marschstiebel in ein angenehmes Tempo die Chatillonstraße runter nach unsrem Brigadebureau zu. Jch dampfe so recht feste, freue mir auf übermorgen und dente an meine Stine, da kommt ein Leutnant von die Sachsen. Jch nehme schnell mei 2 nen Tabat aus meine Kauooreichtung und grüße stramm. Der von die Sach sen bat aber auch ’n scharfen Blick. »Warum tauchen Sie?« schnaubt er mir an —-— »wisfen Sie nicht, daß das verboten ist?« »Ja Befehl, Herr Leutnant, Seine Excellnz, Graf Haeseler hat es mir erlaubt.« »Na, denn tauchen Sie ins Teifels Namen weiter!« teift er und schwenkt mit giftigem Blick ab. Jch schiebe meinen Stummel wieder ein, damit er nicht ausgeht, bin aber noch nicht ,bei der Kommandantur vorbei, da hält mir ein dicker Hauptmann von die Bayern an. -— »Kerl, find Sie denn "des Deiwels, als Ordonanz zu rau chen?« schreit der mit seiner Bier stimme. Ich geb’ natürlich dieselbe Antwort wie vorher. —- ,,Na, bei euch Preiße geht eben alles!« Damit dreht der Dicke sich um und schlägt den Weg zu Hirster ein, da gab’s nämlich das beste Kindl. Jch ziehe nach so viel Siegen ge müthlich aus meiner Zigarre, pendle die Straße weiter und denke, »was Gottlieb alles kann« — da, mein Schrecken, unser Oberstleutnant, der als Regimentsführer alles aufschmiß und aus den Trab brachte. —- Der macht denn auchi bloß ’n schiefen Blick: »Wie heißen Sie—welche Kompanie? Das ander ewird sich finden!«« Das war ’n heilloser Schrecken; — ich bin am Nachmittag auch kaum in der Kaserne, da holt mir schon einer zu ’n Herrn Feldwebei. Na, der hat mich schön a gefaucht. — »Natürlich die Herren Gefreiten — auf keinen kann man sich verlassen —- drei Tage Arrest, vom Regiment befohlen — der Herr Hauptmann wüthend« usw. Der Herr Hauptmann kommt denn auch noch den Abend und quetscht »mir an die Wand und schreit mir an, und was ich non ’s Maul aufmachen wollte, und o ich mir wohl noch ver antworten wollte und drei Tage sollte ich noch dazu kriegen und so! . . . Jch bin denn auch sehr geknickt — mit »Reserve hat Ruhe« war’g vor läufig vorbei und mit die Stine warkxs ganz und gar nichts-. Noch den letzten Tag ins Loch, das wollt’ mir doch nicht in ’n Kopf. Jch berathe mir denn noch mit mei nem Freund Berger und geh’ nochmal zum Herrn Leldtvebel, um die Sache ins gehörige Licht zu setzen. Daß der mir blon rausgeschmissen und nicht gleich aufgefressen hat mit sammt die Gefreitenlnöpfe, war alles. — Be trübt gehe ich nu zu meinem Haupt: mann — der läßt mir gar nicht vor. —- ,,Jch soll mir in die Kaserne sche ren!« läßt der mir sagen. Jn den ganzen zwei Jahren habe ich keine so schlechte Nacht gehabt. Jch tauchte aus Gefreitentnöpfe, der Graf Haeseler wollte mir in Arrest abfüh: ren — der dicke Hauptmann von die Bayern schenkte mir ’ne Kiste Zigar ren, die Stine trank ein Glas Münch ner Fiindl nach dem andern —— und friih hatte ich einen furchtbaren Brummtops und wußte nur, daß ich zu Mittag ins Loch sollte; deshalb durfte ich auch meine Sachen behalten, während die anderen die ihrigen ab gaben. Mittag und das Loch kamen immer näher, meine Angst wurde immer grö ßer —— endlich fasse ich in meiner Be drängniß einen Entschluß und denke, was kann nu noch sein, wenn alle Stränge reißen, muß Gottlieb helfen — ich gehe zum Grafen Haeseler! Das durfte ich ja nu nicht, aber jetzt war mir alles egal. Jch also hin nach die Chatillonstraße, werde auch gleich reingerufen. »NaN, was willst -du denn, mein Sohn?« fragt der Graf und sieht mir mit seine Stahlaugen so an. Jch stehe stramm und melde: »Euer Excellenz, die Zigarren sind mir schlecht betommen!« — ,,So!« macht der Alte, ,,waren sie denn so schlecht?« — »Ach nein, Euer Excellenz, aber so und fo . . Und nun erzähle ich ihm meine Geschichte; und daß ich nun in Arrest komme und daß mit die Stine nun auch aus ist. Der Alte klopft mir aber auf die Schulter und lächelt und läßt mir eine Weile warten, dann gibt er mir zwei Briefe mit, einen sür’n Herrn Hauptmann und einen für 7n Herrn Oberstleutnant, die mußte ich gleich selbst abgeben -——- Zigarren hat er mir jaber diesmal nicht gegeben. ’ Am selben Mittag wanderten meine Sachen aus Kammer, und den näch sten Morgen ging’5 nach der Heimath « - Das war mir doch lieber wie »drei Taae brumnien«, denn vor der Stine, was jetzt meine Frau ist« hatt’ ich doch noch mehr Anast. Was aber in die zwei Briefes ge standen hat, habe ich nie erfahren. ——-s-·.-— Ein Zeh- erste-ek. Ueber eine ärgerlich - lustige Bege benheit schreiben die »Basler Nach richten«. Ein im Dienste des Botani-: ters Prof. Chodat an der Universität Gens angestellter IHilfsarbeiter ist in ganz Genf herumgelaufen und hat aus den Namen seines Professors die unglaublichsten Vestellungen gemacht. Den Anfang machte er in der Drude rei Weber, die für genannten Profes sor 2000 Visitentarten drucken mußte, recht schön groß, 10 Ctm. und mii Goldrand. Auf die fchüchterne Frage dse Buchdruckers, wer er eigentlich sei, nannte sich der Vesteller Louis, em pfahl dem Drucker größte Sorgfalt der Ausführung, denn dies würde ihm die Kundfchaft der ganzen Uni versität zuführen. Darauf begab sich Monsieur Louis zum benachbarten Möbelhändler und bestellte ein Schlaf zimmer, ein Speifezimmer und einen Salon. Beim Schlöchter Werth-eitl ler wurden 50 Würfte und 50 Schin ten bestellt, die für ein Studentenban lett benöthigt würden. Bei einem Schuster wurden 50 Paar Stiefel be stellt, ob gleichfalls für das Studen tenbantett, ist nicht gesagt. Der Kon-« ditor erhielt 4 riesige Kuchen, ein Ta flestiict und 1000 Semmeln in Auf trag. Als sich Mr. Jsaac darüber einigermaßen erstaunte, hieß es: »Die Zahl der Studenten ist fast 1000 und jedr muß doch seine Semmel haben.« Es wurden ferner bestellt: 3 zwölf pfündige Pasteten, noch 6 getochte Schinten, eine Kiste Eau de Vichh, 2 Kisten Pilsener, 100 Käse; die Epi cerie Zanette mußte außerdem noch eine Unmenge Viktualien kleineren Kalibers stellen. Ferner wurde auf Krdeit auch ein Automobil gekauft, mit dem Herr Professor Chodat nun mehr aus der Haut fahren kann; 150 Paar Strümpfe, 12 Unterhosen, 20 Regenschirme, 6 Spazierstöcke, 10 Zy linderhiite, 6 Sonnenschier 1 schö nes «--- Korsett, 1 Paschapfeife und eine große Menge Zigarren; im Hotel »Moderne« wurden zwei vollständige zBanketts bestellt. Mehrere der Lie t feranten find auf die Bestellungen ein t gegangen, und haben Herrn Professor i Ehodat die »gütigft beauftragten« J Waaren mit wünschenswerther lPromptheit zugestellt. Andere waren tvorfichiiger und haben erst auf den iBUsch getlopft, und dadurch erfuhr der unglückliche Professor, wozu man l feinen Namen mißbraucht hatte. Was dann weiter noch sich zutrug, läßt sich ja denken: rasendes Telephongetlin gel, daraus eine Armee von Dienst Imännern und packetbeladenen Boten theidekrei Geschlechts-, die alle an der IThijr des Professorg wieder abprall ten und mit nicht sehr liebenswürdi gen Bemerkungen ihre Packete wieder mitnahmen. Monsieur ,,Louis« wurde vorläufig dingfest gemacht. Der Sprudel. Die neuesten ,,Luftigen Blätter« tChefredakteur Alexander Moszkows ki - Berlin) geben folgende Schnurre zum Besten: Herr Meyer, Chaf eines Konsektionshauseg, hat in seinem Ge schäft eine sehr tüchtige Diirecctrice, die nur einen kleinen persönlichen Feh ler besitzt: sie ,,sprudelt« nämlich. So bald sie in der Rede an den Doppel konsonanten »,sp« geräth, verwandelt sich ihr Lippenpaar in einen Rastat » chisseur, der dem Gegenüber einen fei nen Sprühregen zusendet. Und es Egibt Leute, die das nicht mögen usnd lieber trocken konversiren, anstatt sich ansprudeln zu lassen. Eines Tages entspinnt sich zwischen Herrn Meyer und seiner Directrice ein heftiger Meinungsstreit aus Anlaß irgend ei "ner geschäftlichen Angelegenheit. Sie braust auf, er wird barsch, der Dis put verschärft sich immer mehr, und schließlich fprudelt sce mit Veheme:1:: »Sie sind ein De—sp—ot! ein De s s—-sp——-ot!« s Da wird Herr Meyer plötzlich ganz sanft, er wehrt mit der Hand di-: pneumatische Feuchtiakeit ab und meint ganz gelassen: » »Bitte Fräulein, sagen Sie lieber: Tyrann!« Das t:«.curc Telephon. Aus Nienburg a. W» wird unterm R. Januar berichtet: ,,Jn einer bes nachbarten Ortschaft war jüngst Ge «meinderathssit3ung, in der u. a. auch Ldie Nothwendigteit eines Telephon-H ierörtert wurde. »Gewiß, Telephon jmöt wi hebben«, hieß es. Man bse irieth dann, wer das Telephon in sei ner Behausung beherbergen sollte. sSchließlich meinte einer der Gemein deiiltesten: ,,Wi wöllt’ man upt Meist gebot kriegen un wer’t meiste hätt, schallt’ hebben.« Das leuchtete denn auch allen ein und die Versteigerung nahm ihren Anfang. »Föstein Mart«, rief eine Stimme. ,,Nee, Nachbar, da sast’n nich vör hebben — twintig Markt« Und so gings mun ter hinauf bis 400 Mark, bis endlich ein Wirthsmann sagte: »Je! will ju wat seggen, noch ’ne Mart, also ver hundert und eene Mart!«« —- Und ringgum war-MS stille. Da die Post nur etwa 200 Mart für das Telephon erhält, so bleibt für die Gemeindekasse ein Nettoiiberschuß in gleicher Höhe. Der Wirthsmann aber ist nicht wenig stolz auf die Ehre, fiir 401 Mi. ein Telephon im Hause zu haben. Jede große Neuheit ist Narrheit vor ihrem Erfolge und Selbstverständlich leit nachher. It- dtt si New York verbraucht jährlich 8,« »si(),00(),0()() Pfund Eig. Ja, ja, High Ballg werden immer populärer. Its si- sit Nic. Longworth Alice Roosevelts Auserwählten ist krank geworden. Kein Wunder! Wenn er irgend eine Zeitung aufmacht, sieht er sein Bild in allen möglichen Stellungen und un ter allen Verhältnissen. Da muß auch der gefundeste Mensch trank werden. q- -i- si· Ein Mann in San Franciöco er klärt, er könne Gold wachsen lassen wie Kartoffeln. Welch wunderbare Chancen sich den bewußten ,,düinmsten Bauern« bieten würden, wenn dieses Verfahren des Goldpflanzers allge mein bekannt würdel It- stt ts- ’ Das Tor in China, für dessen Oeff nung und Osfenhalten wir den Ruhm in Anspruch nahmen, hat sich für uns zuerst geschlossen.