Senta Wolksburg. Roman von Elsbctb Bokcbäkt. ils. Fortsetzung) »Ich habe mit Dir zu reden, tonun uiiher,« befahl Gräfin Karla. Mecha Iiich machte Senta einge Schritte vor IsrtT »Der allen Dingen möchte ich Dir iuerxt nahele en, Dein stolzes, hoch Isiit i es Ge cht mir gegenüber fallen in la en," nahm die Gräsin, die in eisiger Haltung vor ihr stand, wieder das Wort. »Mich täuschest Du dadurch nicht, und ich durchschaue Dich trotz dem anz und gar. Darum verbiete ich Dir, Dein Benehmen, das bereits aufgefallen ist« noch weiter fortzu xehem es iompromittirt uns und un ete Familie) da wir Dich nun einmal leider dazu rechnen müssen. Jn euren Komödiantentreisen mag es wohl so Sitte sein —- bei uns — hörst Du wole — bei uns verachtet und ver abscheut man eine so infame, berech nenbe Kotetterie.—— Uebrigens hast Du Dich diesmal gänzlich —- verrechnet — - s Joachim ist bereits gebunden, Mühe, den reichen Majoratsherrn zu kapern, ist also-—un1sonst.« Wie zu einer Bildsäule erstarrt, mit kaliweißen Lippn und unnatürlich weit geöffneten Augen stand Senta auf dem einen Fleck und starrte ihre Peingerin an. Kein Laut kam aus täter Kehle. Vor ihren Augen aber wurde es plötzli dunkel, und sie meinte, der Boden chwante unter ihren ·ßen. Wie durch einen Schleier fah nur, wie Tante sich entfernte, und erst als sie allein war, entrang sich ein furchtbarer Schmerzensfchrei ihren Lippen; sie brach in die Kniee und be Wbdeaufftöhnend ihr Gesicht in beide n . «Komteßchen, mein Gott, Keimes n.« Der alte Gottlieh stand vor ihr und b sie von den Knieen auf. «Gottlieh — Du?« »Ich, und bei Gott, wäre ich ein Kavalier und kein untergeordneter Diener, ich hätte die Schmach, die die ses Weib —- tht verzeih mir die Sünde, daß ich so von einer hochgehe renen Gräsin spreche —·— —- Jhnen ans gethan hat, auf der Stelle qerächt.« »So hast Du gehört?" fraateSenta und sah entse t zu ihm aus. «Alles, ich and draußen am Fen ster, und in den Händen zucktees mir, und ich durfte nicht herbeieilen, Sie zu schii en." - »O ott!« stöhnte Senta auf. »Ich ertrage die Schmach nicht« .Sie wird es zu verantworten hol-ein« »Gottlieh,« vor Angst undSchrecken sitternd packte sie seinen Arm, »Du Wirst schweigen, Su wirst zu Niemand WANT-—- · . . · »Nein —- nem, seien Sie ruhig, Ksmteßchem kehren Sie zur Gesell-s ichs-it zutiick—" »Zur Gesellschaft? Niemals! Man mäßte mir ja die Schmach von der Stirne lesen, nein-—nein, man darf mich hier nicht finden, laß mich los, Cottlieb — laß mich.« Romteßchem was wollen Sie thun -—-wohin« —— Senta hatte sich losgerifsen und ernte zur offenen Thür hinaus ins ere Ss schnell ihn seine alten Beine tragen wollten, eilte er ihr nach, doch Senta hatte einen bedeutenden Vor . rung. Er sah, wie sie den Abhang " untertannte und endlich hinter ein-s- Gebiisch verschwand. Es wüka ß doch nicht erreichen, und er wollte nicht so laut rufen, um nicht die Auf merksamleit der Arenberg’schen Die get. die im nahen Walde noch immer I tritd ern Abdecken der Tafel teschiistigt · waren, u erregen. »Mit chlotternden Knieen wankte er ist haus zurück und sann, was et . thun könnte. Es verging eine geraume i AL. da näherten sich endlich Schritte . « Mr. Er sprang auf und öffnete Graf Maximilian Wolfgburg und Graf hans Joachim standen vor ihm. »Gottlieb, haft Du die Komtesse nicht gesehen?« fragte Graf Wolfev barg, ganz athemlos Vom schnellen n. »Ist Befehl, Herr Graf!« Gottliebg Stimme zitterte. »Die qnädiae Kom tesse waren soeben noch hierf« »Und wo ist sie jetzt? — Was ist vor efalZM —- Du bist ganz verstört —- vls « ————— »Die gnädige Komtesse liefen dort den Berg htnuntek, ich wollte ihr nach etken —·-— aber« —— »Ist-hin wollte sie?« »Ach weiß nicht, Herr Graf — fe wollte nur nicht hier bleibenf sie W —sie hatte« — m Teufel, was zögerst und steckst —hetaus mit der Sprache,D - , sinnst uns auf die Folter!« »Man der here Graf Hans va sitt der Kometsse nachsehen wo ten, cosW fänden Sie sie noch «————· «-t im ei sich nach kurzem Kampf Wärst-en des alten Dienen-. s -«Iei), Hans Joachimf befahl Ma H kurz, und Hans Joachim ds- von Gottteb bezeichneten » hinunter »Ein sprich, was ist geschehen?« Inf, als e: mtt feinem »f- Mike M M , allein wac. " Uetslihtte S Mei, wie er svorhin zufällig am Fenster des Jagd hauses doriiberaeangen sei, nnd da er von innen Stimmen vernommen habe, sei er stehen blieben, denn er alaubte die Herrscha ten alle fort-und zdaß vielleicht jemand naders sich ein Iacfchlichen habe. Und dann hörte er TGräsin Arenberg zur Komtesse Senta ? reden. ; »Was sprachen sie zusammen? Du hast getaufcht, Gottlieb?« fragte Ma tximilian mit plötzlich erwachtem Arg wohn, als er sah, daß der Diener :zögerte. »Verzeihung, here Graf ———— ich «hatte nicht die Absicht und habe auch sonst nie« —- — ,,Schon gut,« unterbrach ihn der Graf, ,,es soll verziehen sein, wenn Du rnir alles sagst.« Da erzählte Gottlieb den Wortlaut getreu. Maximilian war todtenbleich ge worden. Das hatte seine Schwester gewagt, ihm anzuthun? Wen traf es denn? Jhn allein. Er hatte die jungen Leute nicht eirennt, er hatte sie zu sammen gela en. "tte er schon früher ein Machtwort ge prochen und Hans Joachim fortgeschickt, so xpiire dies nicht aefcheben. Solche Gedanken schossen ihm durch den Kopf, dann aber vergegenwärtigte er sich das Bild, das Gottlieb ihm soeben gemalt hatte: Senta aus dem Boden knieend, vor Schmach ver gehend. Armes Kind! Sie verdiente die Schmähung nicht Er selbst hatte sie ja schars beobachtet« hatte sie mit Hans Joachim lachen und plaudern sehen, und das Herz hatte ihm dabei« in der Brust gebrannt. Aber sie be rechnender Kotetterie zu zeihen —— — ,das war infam, unverzeihlich Und die s eigene Schwester war es, die sich ins ,,blinder Eifersucht so weit vergessen.; die ihm aus seine Frace nach Sentci1 noch mit heuchlerischer Miene die Ant wort gehen tonnte, sie habe Sental nicht gesehen. und ebenso die Rudern1 die an ihrer Seite ging. War die etwa s mit im KomplottZ Hatte ihm Hans Joachim nicht erzählt, daß sie Senta von seiner Seite sortgeholt, um etwas .an ihrer Toilette zu ändern? ——— sWehr. wenn es sich so verhielt, wehe, Iwenn Karla sich zu weit vergessen :·hatte! Senta war so namenlos stolz« sie würde die Schmach nicht ertragent stönnen — Was aber hatte das Kind! in feinem Schmerz vorgenommen-Z Der helle Angftschweiß brach ihm aus »Gottlieb, Du wirst zu Jedermann von dem Borgesallenen schweigen.' »Ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als davon zu reden, Herr Graf.« »Laß den Wagen anspannen, viel leicht ist die Komteß zurück nach der Wolssburg aelausenf »An Befehl, Herr Graf. « Als Gras Wolssburg im Wagen saß. veraegenwiirtigte er sich noch ein mal die Mienen und Worte seiner Schwester und der Nur-ert, als er sie nach Senta gefragt hatte. Die Gesellschaft war schon ein autes Stück emporaeftiegen. als er plötzlich das Fehlen Sentas bemerkt hatte. Er sah sich vergeblich nach ihr um und trat endlich zu Hans Joachim heran und nahm ihn beiseite. Wo ist Senta, hast Du sie nicht ge sehen?« »verm, urtei, icn warte aucx ver aebeng auf sie. Fräulein o. Robert hatte sie vorhin von meiner Seite fort aeholt. um etwa-J an ihrer Toileite im Jaadkaug zu ordnen« - — --— »Und sie kam nicbt roieder?« »Nein, bis jetzt nicht« »Friinle«m von Niipert auch nicht? Doch halt -——— ich sehe sie ja neben meiner Schweier sie muß wissen, wo Senta aeblieken ist. Jch will sie ira aenx bleibe Du hier und mache die anderen nicht aufmerksam« Ganz unvermuihet —- die keiden Damen hatten ihn nicht kommen sehen — stand er plötzlich vor ihnen. »Wo ist Senta?« froate er auch hier. Er fah. wie die Rupert zufammen suckte und seine Schwester um einen Schein gelber wurde, aber er wußte nicht, weshalb, nnd beachtete es nicht. »Ich weiß es nicht, Herr Graf,« anwortete Fräulein von Rupert rnit erzwungenem Lächeln, »ich denke, die Komteste ist unter den anderen.« »Sie müssen es doch wissen,« ent gegnete der Graf scharf. »Sie haben die Komtesse vorhin ins Jacdhaus zu rückgeführt, um etwas an ihrem Kleide zu ordnen. Kam sie nicht wieder mit Ihnen zurücks« " »Dort-, Derr Graf,v lag die Rupert, der die Zähne klar-betten als sie ver nahm, der Graf habe von ihrem klei nen Manöver Kenntniß erhalten« Der Staf war Zu aufgeret und von Sorge erfüllt, a s daß er Ge danken über das sonderbare We en seiner Hansdaine und feiner Sehn-e er gemacht hätte. Jest erst, nachdem er die ganze ntriaue erfahren hatte und durchschau , wußte er ei sich zu er i klären. Und ein heller Zorn loderle in · ihm empor-. . Also hatte man sein Ver trauen aetänscht Welcher Lohn der beuchierikisen Dame werdet Mie, war ihm klar; wie er nett seiner Schwester iabrechnen würde, hing davon ab, wie »e: Senta wiederfand »Ich werde sie suchen geben, ich bin1 verantwortlich siir dgs -Kind,« hatte er i den Damen geontworkek«—und er sth fest, daß sein Verlangen, die Gesell-; schast nicht zu beunruhigen nnd auf- l rnerksanr zu machen« unmithiq gewesen l kar. Die Damen würden die Sache; wohl selbst nicht gern an die großes Glocke hängen. Für Sentas Fehlen» würden sie urn einen annehmbaren» Vorwand nicht verlegen sein. I Tro dem er das wußte, schickte er einen renbergfchen Diener der Ge-! sellschast nach und ließ-sagen, daß; KomtesseSenia sich den Fuß verstcnirtcht hakeund im Jagdhaus habe zur·ck: blei n müssen· Er wolle sie nach der Wolfsburg zurück-ringen Und man mkige sein und ihr Fehlen gütigst ent schlzldraem " Erst cls der Diener gegangen war,t bestieg er seinen Wagen und fuhr fort. ; Grasin Karla und die Rupert er schraken, als ihnen diese Meldung ge- s bracht wurde. Zwar hatten sie ange- s nommcn und gewünscht. daß Sentai nach der stattgehabten Zurechtweisungf nicht wieder zur Gesellschaft zurückkeh- » een würde Fiie ihre Abwesenheit hatss ten sie sich bereits einen plausiblew Grund zurechtgelegt. sobald man sie; danach fragen sollte. Senta war ein- j sach im Jagdhause verblieben, und man wiirde sie bei der Rückkehr dortt wieder vorfinden. So lange- aber ——l und Gräsin Karla wollte dasiir sor- ! gen, daß es recht lange dauerte —- ge- s hörte Hans Joachim allein ihrer Toch- l ter Asta. Nun machte ihr der Bruder einen Strich durch die Rechnung· Nicht allein, daß er dem Mädchen nachging,! er mußte auch noch Hans Joachim entsiihren, und zwar gerade in die Arme derjenigen, von der sie ihn hatte sernhalten wollen. Es kochte in den Adern der Gräsin vor Zorn; Hgieich aber beschlich sie eine seltsames urcht: »Wer weiß, was das exzentrische Mädchen den beiden Männern gegen über aussagte!« Trotzdem den beiden Damen bei ihren gegenseitig ausgesprochenen Be fürchtungen die Lippen zitterten, meinte die Robert doch zuletzt: Senta hätte noch nie etwas zu ihrem Oheim geäußert: sie wäre zu stolz, um etwas wiederzuerzählen Und aus dieser ed len Eigenschaft des jungen Mädchens eschöpften sie Muth. Unterdes fuhr der Gras in sorgen vollen, betiimmerten Gedanken dem Schlosse zu und hans Joachim eilte den von Gottlieb bezeichneten Pfad hinuter, von Hoffnung und Zweifel, Senta zu finden, erfüllt. Was war· geschehen, und was bedeutete das merk- 4 würdige Gebahren des alten Dieners2 Am himmel aber zogen sich Wollen diister zusammen, und in der Ferne grollte der Donner. 1 4. K a p i i e l. Senta war. nachdem sie sich von Gottlieb losgeriffen hatte, aufs Ge radewohl davon ges-türmt, den ersten, besten Weg, der den Bera hinunter führte. Ohne Zweck und Ziel rannte sie hinab, als müßte sie nicht allein vor den Menschen« die ihr fo Unge beueres angethan, sondern auch vor sich selber fliehen. Sie achtete nicht auf die Gefahren, die der schmale. am Abhang hinlaufende Pfad ihr bot, sie! sah nicht die dunklen Wollen, die sich drohend am Himmel zufammenball ; ten, noch fühlte sie den Wind, der ihrl » Kleid und Haar sanfte. l Aber ihre Kräfte erlahrnten schlief; 1 lich, die Kniee fingen ihr an zu zittern ; Von dem schnellen, steilen Abstiea. Das ( ZU fielen die erften schweren Regen-. tropfen, nnd der erste Blitz zuste amj horizont aus« ; Athernlvs blieb sie sieh-en. sie konnte: nicht weiter. Nirgend ein Schus ----T nirgend ein Obdach! Oder do ? war das nicht die Kirchthurmspitze der ’Wolfsburger Kirche«-? — Sie lonntei » nicht mehr fo weit du«-II entfernt sein. J Wenn sie alle ihre Kräfte zufammen- f ;nahnr, würde sie die Kirche noch vors i Ausbruch des Gewitters erreichen· ! j Daneben freilich lag auch das Va- I i storhauä aber dorthin mochte sie nicht lachen; sie konnte in ihrer jeyIiBen fee-; Flischen Verfassung teinen enschen - schell. . , : . So haftete ne denn wieder vor ivört5, und ehe noch das Wetter in seiner vollen Macht losbrach, hatte sie die Kirche erreicht. Unter dem schiihen den Dach der Kirchthiir blieb sie zö gernd mit betlornmeneni herzen stehen. ) Durste sie eintreten mit derSchmach aus ’der Stirn? —--- --— Aus der Stirn, ja, dort stand sie geschrieben. aber ihre Seele blieb unberührt davon; die Ebäszliehem schmähenden Worte hatten sie nur gestreift, wie Staub waren sie darüber hinaestogen, ohne ihr etwas « anzuhaben. » Sie'richtete sich bei solchen Gedanken unwillkürlich aus: das Gefühl der Unschuld und Reinheit gab ihr neuen Muth. Leise, aber sicher trat sie durch die Thii r in die Kirche. Wie stiller kFriebe wehte es ihr daraus entgegen. Sie setzte sich aus eine Bant gerade iiber dem herrenstuhh darin sie vor nicht zu langer Zeit mit ihrem Oheirn gesessen und der Probepredigt von Jo hannes Degenhart elauscht hatte. Wie anders damals un Tritt Und da tarn plötzlich ein heißes Weh übe-r sie. Sie achtete nicht da raus, da draußen die Natur in dra henden beten redete, sie sah den Blitz nicht, der zuweilen ben Raum der Kirche erleuchtete, sie sah und siihlte irrer ihre ei ene Hilslosialeit, ihr Un verrnögen, säh vor den Menswen und deren Bosheit zu retten. Wohin? Riegean Nettunat Verließ sie die Kirche, so war sie wieder Melsrei Fug den Pseiten Tante Kartas ausge k - »Mein Gott« zeige rnir einen Aus-l weg« · » » ie rang rnit sich, und die Thränen Mr- wie glühende Tropfen aus ihre ngen herab. s— Ein se ter Schritt, dessen Klangj von dem « einboden emporsliea und an den dunklen Wölbungen des Got teshauses dumpf widerhallte, ließ sie; plöslich erschrexlt emporsehen. or ihr stand Pastor Johannes Degenhart. »Komtesse —- Sie biet --— in diesems Wetter?« fragte er und sah minde stens ebenso bestürzt und erschrocken. aus wie sie. ; »Jch... ich suchte Schuh vor... dem Wetter,'« antwortete sie mit ge-. preßter Stimme. z »Und... warum lamen Sie da» nicht ins Pastorenhaus... zu..; uns?" ( »Die... vie nikchk lag mit uiihkkl das Wetter brach los l »So kamen Sie inicht von der Wolssbetrg?« »Nein ". . . ich komme von Mor stein«... »Von Morstein? Allein?.·. Man sagte mir, daß heute ein Fest von der Gräsin Arenberg dort veranstaltet werden sollte.'« s So ist es... das Fest ...sand auch statt. « »Sie waren nicht mit dabei« »Doch. · aber« »Das drohende Wetter machte ihm ein sriihes Ende?'« »Nein . wie i fortging» . war noch heller Sonnen chein.. mir ist es wenigstens so« . ich tann mich auch irren .ich weiß ni t mehr genau« »Senta was it hnen was ist geschehen?« fragte Pa or Johannes von ihren wirren Reden und dem An ilick ihrer rothumriinderten Augen ganz außer Fassung gebracht Nichts« . nur, daß ich» . nicht mehr zurücktehren möchte, daß ich» wünschte-. . ich«.. Ein dröhnender Donnerschlag, der von einem grellen Blitzstrahl begleitet nurde, ließ Senta erschroacn zusam mensahren und innehalten. Pastor Johannes ergriff ihreHand: »Fürchten Sie sich?« »Nein. . ich fühle mich hier gebor gen und beschützt Nur draußen» wo es talte, lieblose Menschen giebt .. war ich» schutzlos.« »Wer hat hnen etwas gethan?« fragte er und ielt ihre Hand noch im mer fest umschlossen. Eine duntle Gluth stieg in ihre Wangen, aber sie sah zu ihm auf voll Vertrauen. »Herr Pastvr .-. können Beleidi gungen und Schtniibungen uns etwas anhaben, wenn wir uns unschuldig fühlen?« »Niemals« sie fallen nur auf den Beleidiger zurück. Doch wer hat es gewagt Sie zu beleidigeni Ich wollte den. . ich . würde sonst vergessen« daf; ich ein Priester bin. dessen Aufgabe es ist rieden zu siien.« Er zog ihre and an seine Brust und preßte re an sein laut schlagen des Herz. »Haben" Sie Vertrauen zu mir, nen nen Sie mir den Schuldigen. « »Es war... Tante Karla.« »Wie? Gräfin Arenber ?'· Senta niste. »Sie ha t mich von Anfang an, ich weißes nicht warum aber heute.. heute» . hat sie michs tödtlich verlegf Johannes egenhart ivar zu wenig in die Verhältnisse eingeweiht undt ahnte darum weder von Gräfin Aren bergs Plänen noch von ihren Jntriss guen· Er hatte ieltsamerweise einen ganz anderen Verdacht gehabt und» fragte sich nun erstaunt und vor-· wurssvoll: mit welchem Recht? »Kriintungen sind wie svihe Pseile,s die in unser Fleisch eindringen und uns« verwunden," erwiderte er mit weicher Stimme. »Doch ziehen wir sie heraus» .versuchen wir, dem Schul digen · . .zu bergebenk »Ver9eten.- Rein, ich rennaa es nicht, jetzt nicht!« rief sie bleich und zitternd. »Sie wissen nicht« trag man mir... wag...« Sie stockte, und eine Blutwelle stieg ihr vor Scham ins Gesicht Wie hätte sie dem jungen Manne verrathen tön nen, was man ihr fiir Schmöhungen ins Gesicht geworfen hatte! Sie hätte ja vor Scham vergehen müssen. »Kommen Sie hinüber ins Paste renhaus zu Ruth, die Freundin wird Sie teöstent« iaesteen denn er siihlte wohl, daß sie sich itzsn nicht anoer trauen würde. Wenn er doch ein Recht hätte, dieses Vertrauen von ihr zu be gehren! In feiner Brust w te es. Da reichte Senta ihm beide hönde hin. »Sie haben das Rechte getroffen, Herr Pastor, ich dank-Ihnen Jch will zu Nuth geben« «Halt·.. nicht je t... hören Sie, wie das Wetter drau en noch immer tobt? Es ist unmöglich« selbst den tleinsten Weg zu machen.« . »So miissen wir warten,« erwiderte ; Senta. Er hielt ihre hönde fest. »Ja, Senta... Sie müssen noch eine kleine Weile rneine Gesellschaft ertragen.« Sie lächelte unter Thriinen, und es war. als wenn die Sonne durch regen schwere Posten beicht. löslich beugte er pch herab« und pre ie Lärm Lippen au ihre Hände. « o nneit . . .«' E n drohend-r Ruf durchhallie den gewei ten Raum der Kirche« Pa or Johannes ließ Sentashiinde los und wandte sich um. Er sub bleich aut, oder er deMnete ru ig den zorn spriibenden Bl n des annes, der wie »ein Wilder, Unzurechnungisiihi er hereinstiirntte und den heiligen re den der Kirche störte. Es war us Joachim. ’ ) i »Wir werden nachher Abrechnungt »halten, Johannes.« wandte et sich mit finsteren Blickenwmd heiserer Stimme an den jungen Pastor. Darauf trat et kurz zu Senta. »so-unten Sie-« der Onkel ist in Angst und Sorge. .. ich werde Sie nach der Wolfsburg zuriictbringen.« Johannes hatte sich von seiner et sten Beftiirzung erholt. ·,,Du willst die Komtesse doch nicht etwa jetzt... in diesem Wetter«·.. »Besser im tollsten Unwetter als« .. »Es-ans Joachim!« Die beiden Männer standen sich setundenlang in unheimlichem Schwei gen gegenüber-, während ihre Blicke sich gegenseitig zu durchbohren schienen. Dann machte Pastor Johannes eine Bewegung »Du entheiligst den Raum, darin wi; stehen. Laß uns in die Sakristei ge en.« « Mit wachsendem Befremden hatte Senta die Worte und Blicke der bei den Männer verfolgt, ohne sich des Sinnes derselben in diesem Augenblick klar bewußt zu werden. Doch fühlte sie die Spannung zwis en den beiden Freunden heraus und uchte instinkt miißig zu vermitteln. »Hans Joachim, ich bitte Sie, zu dem Onkel zu gehen und ihm zu sa gen, dasz ich bei Ruth bin. Tags Wetter iiberraschte mich so säh, daß ich zuerst in die Kirche trat, d e mir näher lag.'« Hans Joachim sah sie mit langem, prüfendem Blick an· »Was veranlaßte Sie, die Gesell schag zu verlassen, Senta?« h .. as... das gehört nicht hier er.'« hans Joachim-Z Augen blitzten wie der zu Johannes hinüber. Es lag eine stumme und doch beredte Fra e in ihnen. Aber Johannes veräarrte schweigend. »Der Regen hat nachgelassen . .. ich werde jetzt gehen,« sagte Senta« und machte einige Schritte dem Ausgang zu. »Sie gestatten, daß ich Sie bis zum Pfarrhause begleite, Senta.« Haus« Joachim eilte an ihre Seite, und ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich zu Johannes uriiet. »Erwarte mich in der Sakristei, Johannes, ich bin in einigen Minuten wieder hier." Es wurde Senta beklommen zu Muth, aber sie ließ es geschehen, daß er mit ihr ging. Zwischen den Grä bern blieb er stehen. Noch grollte in der Ferne der Donner. »Was ist geschehen, SentaZ Sagen Sie mir die Wahrheit.« drängte er mit vor Erregung bebender Stimme. »Der Ontel und ich suchen Sie seit einer Stunde. Warum ginaen Sie sort?. .. Sie schweigen« . . . Da hob Senta den Kopf, den sie bis jetzt tief gesentt getragen, jiih zu ihm aus« »Sie hörten« daß Fräulein von Rupert etwas... an meiner Toiiette andern wallte...« ein seltsames Lä cheln umspielte dabei ihren Mund.·. »deshalb siihrte sie mich in das Jagd haus zurück und . .. nachher . . . mochte ich nicht wieder allein . . nachgehen... man war schon zu weit und«... »Senta... Sie sgen mir nicht die volle Wahrheit. Warum hat die Ru pert nicht aus Sie gewartet und Sie zur Gesellschaft uriietgefiihrt, wie es ihre verd... ergedung..-. Pflicht und Schuldigteit gewesen wäre?« »Ich weiß... es nicht!'« »Sie wissen ev· dennoch, und ich ruhe nicht, als bis Sie mir gesagt haben, was diese Dame Jhnen aethan hat. Ich habe ihr niemals getraut.« »O, nichts . .. nicht5,« wehrteSenta erschrocken ab. »Wer denn? Jch will und muß es wissen, und wenn Sie es mir nirlyt sagen, werde ich inir von... anderen Aufklärung holen« Senta fühlte, daß fie nicht mehr anstreichen konnte. »Ich - — ich hatte im Jagdhanse eine Aussprache mit Tante Karla,« antwortete sie zögernd. »Mit ——- Tante Iearlak Ja, wie tatn denn die dahint Sie war doch Poch vorher bei der Gesellschaft gewe en.« »Ich weiß es auch nicht -«—— nur, dasz sie —- — mich doch erwartete·« «Senta!« Ein Blitz des Verständ« nisses war ihm «etommen, ein unge heitrer Argwohn citieg in ihm auf. »Was wollte Tante Aarla von Jhnen2« . »O —- — nichts Besonderes.« » »Senta.« —- er griff nach ihrer Hand und beu te steh zu ihr herab —-— «beleidigte sie ich etwa —- -—— unt-— » —- meinetroillen ?« . Von seißern Schreck ergriffen, zog » Senta i re Hand aus der feinen. »O, nein —- — nein »s— legen Sie der Angele enheit seine Beben tnng bei ——— ante Karla hat mich nie geliebt —- unb —-—— gehen Sie, Pastor Johannes müßte sonit zu lan e aus Sie warten ——— abieu.« ie riß sich los und eilte davon. Hans Joachim wagte nicht« ihr Zu fol en, er drehte vielmehr um un ging n die Satristei. Dort wartete Johannes aus ihn: »Was begehrst Du also von mirs« Geiste iJohannei den Eintretenben hans Joachim erwachte, tote aus einem Traum. Er mußte sich erst be sinnen. »Mir eine Frager Was wolltestDu hier in der Kirche2« I «Seltsame Frasse. als ob ein Paitor « einem anderen eehenschait darüber abzulegen t, was ee in der Kirche wolle! D magst Dues immerhin erfahren: Jch wollte die Fenster sch ie LI vor dem nahenden Unwetter, da Mechenbienee mit meinem Vater über Land tit. Dabei fand teh die Komtege Scnta hier.« »Ur! Du mußtest nichts von ihrem Hiersein?« Hans Joachim unterdrückte die Frage, die ihm schon auf der Izu-ten e tag. Darin hätte zugleich ein i - trauen gegen Senta gelegen, und da von war er jetzt ferne. Jhn beschäf tigte ein anderer Gedanke mehr. »Sagte sie Dit, warum-sie hierher kam? Du weißt, daß wir heute einen Ausflug nach der Ruine Morftem maZtånA . » ich weiß, und sie sagte-Im auch, warum sie hierher gefluchtet war.« »Warum?« » »Es steht mir nicht zu, daruber zu spregen.« « » riisin Arenber hat sie beleidigt, Senta sagte es mir cbeben Weist DU, womit?« · » »Nein --— ich weiß nichts Nahe res.« »Johannes, Johannes, Du weichst mir aus.« »Warum sollte ich? Komtesse Senta und ich haben tein Geheimnis, das Du ni t theilen tönntV« n Johannes orten lag eine hoheitsvolle Abweisung. Jett stst wurde es hans Joachim klar, welchem Verdacht erRaum gegeben hatte, und « er schämte sich nun dessen. »Johannes, vergieb mir-" Er streckte ihm plöylich beide Hände bin. »Es liegt in meinem Amt, zu ver geben« »Nur in Deinem Amt, nicht auch in Deiner Freundschaft sitt mich?—Jo hannes, wie hart ftrafst Du meinen Jrrthum.« »Ich hatte nicht die Absicht, Dich Zu strasen.« »Und sprichst doch hort und kalt mit mir, und ich —- ich wollte Dir einen Beweis meiner unerloichenen Freundschasi geben, indem ich Die os ien meine Muthmaßung tundgab.« »Welche.2« »Die Ursache, warum Tante Karls Senta beleidigt hat« »Nun?« »Ich-ragte die Schuld.« » u.« »Ja -——ich! Jsch zerstörte ihre Hoff-· nungen und Pläne -——· ich zeichnete Senta heute offeniudia aus —- Jo hannes — Du warst mir stets der liege Freund —darum sollst Du der er e fein, dem ich mein Geheimnis ver traue; nimm es als einen Beweis mei nes ungetrübten Vertrauens: Jch — liebe Senta.« Er sah nicht, wie der junge Pastor bei diesen Worten leichenfabl wurde und zusammenzuckte, sondern fuhr, ton seiner Leidenschaft bewegt, sort: ." ch will zum Onkel gehen und ihm uftlörung qeden -— und —wiinsche mir Glück, Johannes." iFortseßung folgt.) Hin ausser-sonnt Roten-vom Der letzte Bericht des- englischen Ko lonialiAmteS über die Fidschi-Jnfeln in der fernen Siidsee stellt fest, daß die Gesammtbevölterung der Insel gruppe jetzt 121,77Jt Seelen beträgt, etwa 2000 mehr ais während der leh ten Zahlung vorn März 1901. Trotz dieser scheinbaren Zunahme ist die Ur beoolterung der Jniel in unaufhalt famem Niedergang begriffen· Nach der letzten Zahlung waren noch etwas uber 90,(f00 reinblijtiae Fidschileute vorhanden. und das bedeutet in der turgen Zeit von Itle Jahren eine Ab nahtue von Mit-« Der Grund für dieses Aussterben der Naturoöller in überseeischen Rola nien und ganz besonders aus Jnseln von beschräntter Ausdehnung ist im rner wieder der gleiche. nämlich das isinschleppen von Krankheiten durch die Europäer oder andere Fremde. die dann unter den Eingeborenen, deren Körper gegen die higher unbetannte Krantbeit nicht im mindesten geschüht ist, entsetzlich aufräumen So ist der Hauotverlust der letzten Jahre aus den Fidseliinseln einer Masernevidernie zu zuschreiben. die allein fast 2500 Leute hinraffte. In dem einen Jahre 1904 betruu die Abnahtne ohne eine beson dere Epidemie 840. Es hat den An schein, als ob das liebenswürdigezzm seloolt seit der letzten furchtbaren a fernepidemie im Jahre 1875, durch die über 40,000 Eingeborene umge tomrnen sein sollen, dem Unteraang geweiht ist. Jus letzten Jahre betrug die Sterblichteit unter den Fidschias nern etwa 49 vorn Tausend, also fast dreimal soviel als in den gesunderen Städten. Die Sterbezisser der auf senen Jnseln ansässigen Weißen be lies sich dem gegenüber nue aus wenig über 15 vom Tausend. Dabei beru hen diese Zahlen aus den Ergebnissen der Jahre. in denen keine große Epi demie stattgefunden hat. Die spio nialoerwaltung scheint ej ausgeaehen oder überhaupt tein Interesse dafiir zu haben, etwas aegen die lanasame. aber anscheinend sichere Vernichtung der Urbeoislterung zu thun. Allerdings bestehen im Ganzen acht Mantean ser zur Behandlung der Etngeboeenen und auch ein Ashl siir Aussit ige. Diese Anstalten haben aber eng but Etsch die Jnsulanee unter besse rer. Pflege sterben zu lassen. - Dem General Linetvitsch bat die tussische Regierung das Konmands abgenommen. hatten das nicht schon vorher die Japaner besorgt? O I I Die Stetnschnuppen, die est dahin fahten, sind es, die den Aust » du Be wunderung erregen, nicht die sicut-, die ruhig stehen und glänzen