Yes-raska Staats-Zuzeiger nnd Yrrold N J. P. Wmdolph, UHekansgebet Grund Istan Nebr. Z. März 1906 (Zweiter Theil Jahrgang 26 No. Z7 . »Er-Umne Träumsi du des Nachts, so hat man s ’ wohl . Am Tag dich ousgeregtz Trämnsi du des Morgen-, so hast du Zu spät dich hingelegt täumst du am Mittag, so erhielt Dein Magen viel zu Viel; Unhan du Abend leäumst, so trieb »Der Wein mit dir sein Spiel. Träumst du« aus Sfchritt und Tritt, o ist Dir Lieb’ ins Herz gesäet, Doch träumsi du all dein Leben lang, So bisi du ein Poet. . Das Entsjtzem Von Maurire Leoelt Autor. Ueber seyung. »Also Sie verlassen uns?« fragte mich der Krüppel. »Ja ich muß. Jch soll Montag friih in Marseille sein« und darum benuhe ich heute Abend vom Lnoner Bahnhof den Schnellng zehn"Uhr fiinszia Das ist ein guter Zug . . . Aber Sie miissen ihn doch kennen. denn wenn ich mich nicht irre, waren Sie vor Ihrem Unfall bei dem III-Thon - Paris - Marseille ange e « . Er chlosz die Augen, wurde plötzlich sehr baß und murmelte: »Ja, ich ten ne ihn . . . o ia . . .«' Dicke Thriinen liefen iiber seine Wangen. —- Jch glaubte die Erinnerung allein an sei nen früheren Beruf hätte ihn so weich gestimmt, und sagte deshalb: »O, es ist ein schönes, ein interessantes Me tier.« . I Er zitterte, fFin armer, acliihmter Körper spannte sich zu heftiger An strengung, als wolle er sich wieder auf richten, und mit angstvollen Augen protestirte er: »O, mein herr, saaen Sie doch das nicht, ein schiines Metier . . . Sie mei nen ein Metier des Schreckens und des Todes . . .« ein Metier des Grauens und Entsetzens . . . Sie kennen mich ni t näher, aber thun Sie mir einen Ge allen . . . Nehmen Sie, welchen Zug Sie wollen, aber nur nicht den um zehn Uhr fiinfzia.« »Warum?" sraate ich lächelnd, »sind Sie aberaläubisch?« »Ich bin nicht aberaliiubisch . · . Jch hin ganz einfach der Lokomotivführer, der den Zug Nr. 17 am Taae der Ka tasirophe vom 24. Juli 1894 leitete. Diese Erinneruna ist in meinem Leben so festgewurzelt, dass nichts sie jemals aus meinem Gedächtniß austilgen kann· ——— — Wir hatten den Lnoner Bahnhof zur vorschriftsmäsiiaen Zeit verlassen und fuhren etwa zwei Stunden.....Cs herrschte an dem Taae eine erstickende Hide. ——— Auf der Vlastsorm der Ma schine schlua uns die Lust trotz der be deutenden Schnelliateit, mit der wir fuhren. dumpf nd schwer in das Ge sicht. Ein wahres Sturmwetter. Herr. Plötzlich erlosch alles am Himmel, als hätte man den Knopf einer elek trischen Lampe herumgedreht. Kein Stern mehr zu sehen. Kein Mond mehr, nur aroße Blitze. die die Nacht mit so heftiger und weißer Helle zer rissen, daß die Dunkelheit, die nach ihnen eintrat, so dicht wie Tinte er schien. Ich saate zu meinem Heiter: »Da haben wir’s. es wird reanen.« »Es ist auch Zeit,« antwortete er mir, »in diesem Backofen ist es ja nicht mehr auszuhaltetn Wir werden auf die Sianale ausoassen müssen." »Unbesorgt, ich gebe schon Acht-« Es donnerte so start, daß ich nichts mehr hörte, weder das Knirschen der Räder, noch das Stöhnen der Loto motioe. Es regnete immer noch nicht, doch der Sturm kam näher. Wir fuhren in seiner Richtung, und man hätte glau ben können, wir liefen ihm nach. Vor uns — keine hundert Meter entfernt, —- schlua ein Blitz gerade in den Erdboden ein und flammte noch vor meinen Augen« als ein schrecklicher Knall ertönte, dann noch einer, so gräßlich und herzzerreisiend, dasz ich die Auan schloß und niedersank. Ich blieb so einiae Sekunden liegen, denn ich hatte jeden Begriff der Wirt lichteit verloren. Ich war betäubt, niedergeschmettert und empfand einen Stumpfsinn, wie man ihn wohl-em pfinden man, wenn man einen fürch terlichen Faustschlaa auf den Nacken bekommen hat. Endlich lam ich wieder zu mir. Jch lag noch immer auf den Kniee-n mit dem Rücken an die Wand der Platt form gelehnt. Mir war es, als tiime ich von einer hundert Meilen lanaen Reife zurück. Ich suchte mich zu erhe ben, —-- unmöglich. Meine Beine wa ren schlaff, machtlos. Ich glaubte, mir etwas beim Fallen zerbrochen zu ha ben. Dabei empfand ich aber nicht den geringste-n noch fo teilen Schmerz. Jch wollte mich mit Hilfe meiner Hände wieder aufrichten . . . die Arme hingen mir lebcos an den Seiten hernieder. Ich war aanz betäubt bei dieser wahrhaft außeraewiilmlichen Em pfindung, daß meine Arme und meine Beine fozufaaen mit nicht mehr ange hörten, daß ichIhten nicht mehr gebie-« ten konnte, oder daß sie mir nicht mehr gehorchen wollten . . . daf; es leblose. lraftlofe Geaenfiände waren. genau wie meine-kleidet- die der Wind be weate . . . Jch weiß nicht, welches Gr fiidl oder welche Kraft mich hinderte, die Augen anfzumachen Wir fuhren Zenit Valldampf- der Sturm grollte noch immer, aber weni ger heftig und mehr aus der Entfer nung. Es fiel Regen. Ich hörte ihn auf den Stahl prasseln und fühlte warme Tropfen auf meinem Gesicht. Die Nervenanspannung hatte nach gelassen, ich fühlte mich thatsächlich behaglich, sogar seht behaglich, nur ein bißchen müde· Die Erinnerung an meinen Beruf, an meine Arbeit entriß mich indessen meiner Schläfrigkeit, und Da ich noch nicht begriff, infolge welches seltsamen Phänomeng ich wie gelähmt war, rief ich meinen Heizer, fr« sollte mir heim Aufstehen behilflich ein. Keine Antwort. — Es herrscht ein letäubender Lärm auf so einer mit vollem Dampf dahinfahrenden Ma schine, und ich rief lauter: »Francois, heda, Francois, hilf mir doch« »Nichts. Nun packte mich die Angst. Jch hatte Furcht. Vor wem und vor was, das wußte ich nicht. Jch öffnete die Augen und stieß ein Geheul ans .. ja, ich mußte wohl vor Angst geheult haben. , » « Die Plaktiorm war leer, mein Per zer war verschwunden. Jn diefer Sekunde erkannte ich alles mit überrafchender Schnelligkeit nnd Schärfe, was sich feit dem Donner schlag ereignet, der mich auf die Kniee geworfen h tte. Der Bli hatte bei uns eingeschla gen und meinen Peizer getödtet, der aus das Geleife ge tiirzt war . . . ich war gelähmt. Nein, Herr, wenn ich Gelehrter wäre und Worte und wieder Worte suchen würde, kein Wort der Welt könnte Ihnen einen Begriff von der Angft gehen, die sich meiner bemäch tigte. Ich wei daß« die Soldaten im Kriege ih e Kameraden um sich her fallen fehrn und trotzdem mit der Waffe in der Hand auf ihrem Poften bleiben... Aber sie wissen nicht, wo her der Schlag kommt, der sie trifft. Sie sehen die zufainmenhrechenden Körper-, sie fürchten die Kugel und er--v warten sie doch. Mein Ge ährte war rnir wie mit einem Zauber chlage ent rissen, entführt worden... Die Erde hatte ihn gleichsam eingefchluekt. Das war noch ar nichts-. Kaum war mir dieser ers.e Gedanke klar vor Augen getreten, da tauchte ein zweiter anf, und diefer ift fo schrecklich, das-, ich ihn ohne Schaudern nicht herauf tefchwören kann. Hinter mir, in ihren Waggons, schliefen zweihundert Reifende oder unterhielten sich ruhig; zweihundert inenfchliche Gefchöpfe wurden in fehwindelhafter Fahrt dahingerafft. zweihundert Menschen galoppirten dem Tode entgegen, denn zu ihrer Führung hatten sie nur einen kraft lofen, leblosen Krüppel, der unfächig war, auch nur den Arm ansiuftre en . . . denn ihr Lokomotivführer war gelähmt. Doch seltsam, je weniger mein Kör per zum Handeln fähig war, defto eif riger jonglirten meine Gedanken mit ten Erinnerungen un Visionen. Zunächft zeichnete ch das Profit der Linie vor meinen Blicken ab. Vor mir fah ich die endlosen Schienen im Reflex des Mondes leuchten. Wir fuh ren immer weiter und immer weiter! . . . Jeht durchlehte ich wieder die Empfindung der Schnelligkeit. die man infol e der Gewohnheit verliert! Wie der Blitz rafte der Zug durch einen kleinen Bahnhof. So schwin delhaft fchnell fein Lauf war: fo hatte ich doch noch Zeit, in einein Bureau auf dem Perron einen Beamten zu be merken, der neben dem Telegraphen apparat fchlummerte. Ein oder zwei Zuckungen auf der Drehfcheibe, das Klappen der Weichen, das von den fich treuzenden Schienen durchfurchte Ge leife, das plötzlich breiter und dann wieder enger wurde, ein tiefer Abstieg, dann ging es wieder weiter in die Nacht... « Dann tam der Tunnet, Its den wir mit ortanaktigem Galoyp einbogen.. noch einmal trar der Weg frei. Jetzt dachte ch denn ich wußte, wo wir uns befanden: »Die-mal entgleisen wir. Jn zwei Minuten tomnien wir an eine so scharfe Kurve, daß bei der Fahr-ge s·chwindigteit, die wir jetzt ausgenom nsen haben, die Räder aus den Schie nen brechen Iniissen.« Aber der liebe Gott wollte jeden falls nicht, daß das hier schon geschah. Die Maschine, der ganze Zug neigte sich.» die Schienen tnikschten unter den wie toll gewordenen Rädern... und wir fuhren weiter. ——Vor dieser Kurve hatte ich die größte Angst ge habt. Ich athniete auf.:. Das nicht mehr unterhaltene Feuer mußte erlö schen..«. die Maschine würde stehen bleiben . .. der Bremsee würde an die Spitze des Zuges lausen . .. ich würde ihm sagen, was passirt war, er würde vorn nnd hinten Knollsignate abgeben wir waren gerettet. Doch meine Ruhe dauerte nicht tange. Wir waren eben wieder durch einen Bahnhoi gekost, als ich etwas erblickte, wobei sich meine Haare streiubtem die Weichewae geschlosien. i Die Strecke, in die ich einfuhr, war nicht frei. Daß ich in diesem Augen blick nicht wahnsinnig geworden bin, begreife ich je t noch nicht. Denken Sie sich, was ich im Hirn eines Men schen abspielen kann, der auf einer Lokomotive steht, die jetzt mit mehr als hundert Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde fährt, und plötzlich be merkt, daß ein Hinderniß ihm den Weg versperrt. Nichts lebte mehr in mir, als der Erde-unke: « ----- »Wenn ou nicht unharm, rnrgleuesr du mit deinerri ganzen Zug. — Um dieses Entsetzliche zu vermeiden, brauchst du nur eine Bewegung zu machent —- Die einfache Benutzung,v nach den Hebeln zu -greifen, die sich fünfzig Zentimeter von dir entfernt befinden. —- Aber du wirst diese Be wegung nicht machen, du kannst sie nicht machen. Du wirst alles sehen, du wirst dem Drama beiwohnen, du wirst diesen Todestampf mit ansehen, der hundertmal entsetzlicher ist, als alle Tode, du wirst das Ding vor dir-aufs tauchen sehen, an dem du zerschmetterst Du wirst es größer werden sehen und darauf zulaufen.« Jch wollte die Augen schließen, ich « war nicht dazu imstande. Es war stär ker als ich,«stiirter als alles. Es mußte sein. Und ich sah, mein Herr, jawohl, » ich sah, ich errieth das Hindernisz, be : vor ich es noch bemerkte, bevor es noch ; vor mir erschien. Bald hatte ich keinen HZweifel mehr, ein Zug versperrte die ; Strecke. Jch unterschied seinen Schat s ten und seine hinteren Feuer. Es tam jniihey es kam näher Jch weiß Inicht, warum ich zu brüllen anfing »Halt, halt!". .. denn tret lonnte mich hören? Es kam immer näher. Alles war in mir todt, bis auf den Kopf. Dieser aber lebte das entsetzliche Leben meiner Augen, die in der Nacht sahen, meiner Obren, die alle Geräusche . wahrnahmen, obwohl die Räder wie iwiist tnirschten, meines Willens, der F mir tolle Befehle zuschleuderte, wie ein ! Feldherr, der seine Soldaten auf dem Niicizuae sammeln will. I ; Es tam näher« und immer näher. » Jetzt nur noch fünfhundert Meter setzt nur noch dreihundert».· Schatten liefen über das Geleise jetzt nur noch hundert hundert Meter . das war das Ende der Zusam jmenstoß das Blutbad die Entgleisung .... O, mein Herr, wer das nicht gese hen hat Unter einem Trümmerhaufen kam ; ich zu mir. Ein entsetzliche-Z Geschrei Ierhob sich in der Nacht. Jch unter l schied auf den Feldern herumlaufende I Leute« die Laternen trugen, dann wie-v der andere, die in ihren Armen Ver lvundete aufhob-en, Geschrei, Thränen. Ich sah und hörte das alles. Ich litt nicht, ich dachte nicht, ich rief auch !nicht um Hin-. j Zwischen zwei Walten, die sich über ’ meinem Kopfe ireu,iten, — so nahe, sdasz meine Lippen sie berührten, be .tracistete ich nur einen Winkel des l Himmels, ein reines Fleckchen, an dem ! ein ganz kleiner, hübscher, tlarer tStern zitterte, der mir unendliche Freude machte.« Wenn mancher Mann wüßte wer mancher Mann wär’! ) t t . , Humoreszte von B e r a h a u s. Seine Exrellenz der Herr Kriegs : minister liebte es, wenn der Dienst es gestattete, aus den Fluren seines ererb ten Familiengutes ab und zu einmal i gründlich ,,augzuspannen«, unt sich »von den Strapazen des verantwort lichen Dienstes zu erholen. Getreu sei nem Wahlfpruch, »nichts halb zu thun«, wollte er während dieser Zeit nichts anderes als Landwirth sein, und war sein Kostiim auch dement sprechend, so daß selbst der einge fleischteste Agrarier dasselbe hätte alsz Muster nehmen können. Die Unisorm blieb überhaupt in der Residenz zu rück, ein alter Flauschrva oder eine wettergepriiste Jagdjoppe trat' an Stelle des goldgestickten Gelieralroctes, ein starkgebrauchter Filz bedeckte das Haupt, während ein mächtiger Eichen tniipvel in der Hand das Schwert an der Seite vertrat. So bot das Aeußere des hohen Herrn mit seiner nicht großen, etwas starleii««Figur und dem granmelirten Bart nicht den gerin stenAnhalt siir die Lebensstellung de elbien. Nur die Pferde, welche er in sein ländliches Tustulum mitzunehmen pflegte, hätten vielleicht den Schluß gerechtfer tigt, daß der Reiter den höheren Ständen angeblich doch ließ ander seits die einfache graue oder blaue Unterlaaedeete keineswegs die militä rische Charge desselben ahnen. häufig war er daher schon aus sei nen Ritten oder dem Gange über die Felder verkannt worden, indessen arniisirten derartige Abenteuer den ju vialen Herrn stets auf das kostbarste. So war er auch eines schönen Som mertage-Z durch den zu seinem Gute gehörigen Wald geritten, als ihm ein junger Husarenoffizier begegnete, wel cher erst vor kurzem aus der Ferne in das circa 2 Meilen von dem Gute entfernt garnisonsitende Regirnent versetzt worden war. Nach kurzem beiderseitigen Gruß wollten sie einander vorbeireiten, als der Offizier plötzlich sein Pferd anhielt und mit Kennermiene den ele gantenBraunen des Generals betrach tend, sagte: »Donnerroetter, Sie rei ten ja aber einen famosen Gaul!« »Ja, das Pferd ist nicht schlecht,« entgegnete der andere ebenfalls an haltend. »Wissen Sie, ich muß noch ein Pferd haben, wollen Sie mir das Jhrige verkaufen?« ,,Nee, lieber Herr, ich mache keine Pserdegeschäfte.« »Na, na, wenn ich Ihnen einen gu ten Preis biete, werden Sie schon wollen, doch davon später, zunächst reiten Sie mal, bitte, ein Endchen zu riirk und traben und traben Sie dann rotkei.« Ungleich innerlich lachend, Iravte Excellenz gesinnungstüchtig 100 Schritt zurück, und kam dann in der selben Gangart vorbei. »Jamos!« .sagte der Leutnant, ,,nun aber auch einen kleinen Ga lopn!« Abermals that der General, wie ihm geheißen, ging in tadellosen kur zen Linksgalopp ab, changirte dann Um und tam im eleganten langen Handgalopp zurück. ,,Brillanteg Gangwierk!« rief,der Offizier bewundernd, »sinb Sie wil lens, mir das Pferd fiir 1200 Mark zu vertausan« »Ach, wo denken Sie hin, ich habe selbst 1800 dafür aeaeben.« »Na, man nicht renommiten,«·. Alter eben! Jedenfalls bitte ich mir zu ge statten, den Gaul selbst einmal probi ren zu dürfen, allerdings müssen Sie so lange den meinigen halten« - Ueber diese neue Zumuthung lei ncstrsegs empört, kletterte Exjellenz herunter, nahm das Pferd des Leut nants in Empfang, während dieser sich leicht in den Sattel schwang nnd I den Bronnen in allen Gangarten ritt. « Inzwischen war das Husarenpserd, lwelches zuerst den gänzlich unbekann Iten Civilisten äußerst mißtrauiseh be i trachtet hatte, seht unruhig geworden, sprang im Kreise herunt, stieg und machte allerhand Kapriolen-. so daß es der General nur mit Mühe zu halten vermochte und erleichtert ausathmete, als jener seine Probe beendet hatte, » absprana und. dem Braunen den Hals klopfend, sagte: »Der Gaul ist tadel llos geritten, springt auf die leiseste Hilfe an, und ist fest auf den Knochen, wird er aber auch truppenfromm I sein?« »Ja, dafur will ich garantiren," meint-e lkxzellenz lächelnd. »Na, schön, und ich bin bereit, Ihnen 1500 Mart dafür zu geben« »Nee, Herr Leutnant, wie gesagt, ich verkaufe das Pferd nicht« »Aber seien Sie doch nicht so eigen sinnig, alter Herr, bei der heutigen Lage der Landtvirthschast sind 500 Thaler nicht zu verachten, und im ubrigen könnten Sie auch ein billige res Pferd reiten.« »Na, das ist solche Sack«-: nnd doch sehr fraglich, ob ich das könnte,« erwi iderte Exzellinz von neuem lächelnd, indem er, dem Beispiel des Ossiziers folg-end, auch wieder aufsasz. »Nun, wenn Sie absolut nicht wol Ylen, Alterchrn, dann ist Ihnen nicht s zu helfen« schloß der Leutnant, »aber i überlegen Sie sich die Sache zu Hause mit Ihrer lieben Frau, —- vielleicht lege ich auch noch eine Kleinigkeit zu s— und trenn Sie sich zum Verkan sentschliefien sollten, so bitte ich es mich wissen zu lassen. Jch stehe in C in Garnison und bin der Leutnant Gras X. « I »und ich ve- nkieqsminisisk v. N.« i tausendmal um Verzeihung, aber — ,,Ab — Pardon, Exzellenz, bitt-e , um Entschuldigung.« »Das konnten Sie nicht ahnen. dasz — der bäuerisch aussehende alte Kerl der Kriegsminister sein lönne,« unter brach der joviale General, nunmehr Flaut herausplatzend, den Sprecher, .»aber das macht nichts, und da ich s nun doch- einmal Jhre liebenswürdige Bekanntschaft aus so eigenthiimliche Art gemacht habe noch datu aus mei nem Grund und Boden, so bitte ich, bei mir zu frühstücken.« —— Des Pautottelritters Rath. I »Wenn ich nur wüßte, wie sich mir das Trinken abgewöhnen »lönnte?!« »Ganz einfach: Heirathe!« Oie Abenteuer eines Redlichen Finder-. i Eine ,,echt deutsche« Humoreske von Johannes Felix Der ehrsame Weinhändler Mat thias Zirbelmaher war aus seiner kleinen Provinzstadt in die Hauptstadt gekommen und bei seiner Schwester, der verwitttveten Frau Murlenbein, abgestiegen. Am zweiten Tage nach seiner Ankunft fand er im Thorwege des Hauses ein kleines Portemonnaie mit dem Inhalte von 3 Mark und 45 Reichspfennigcn. »Der Mensch muß ehrlich sein,« dachte er, und da er nichts zu thun hatte, schilderte er in höchisteigener Person nach dem Polizeibureau, um seinen Fund abzuliefern. Doch lassen wir ihn lieber selber erzählen ,,Wie ich ins Amtszimmer komme, sitzt dort ein junger Herr am Schreib tische und fragt, was ich wünscht-e. »Wie ich heut’ aus meiner Wohnung s getreten bin,« sagte ichs und stellte mich sogleich in Positur, »bin ich auf etwas Weiches getreten und wie ichs auf hebe, war’s ein Portemonnaie mit 8 Mark 45 Pfennig Jnhalt.« —- »Ah, ISie sind also ein redlicher Finder,« J sagte der junge Herr, »da bitte ich zu ; warten bis der Herr Kanelist kommt; . ich bin nur der Gehilfe.« — Jch setz’ ) mich also und wiarte eine halbe Stun ; de, —-— endlich kommt der Herr Kanz ’ list und fragt, was ich will. —- So gleich stand ich terzengrade und be gann: »Wie ich heut’ ans meiner s Wohnung getreten bin, bin ich aus et was Weiches getreten usw.« —- »Mein schön von Jhnen,« sagt der Herr Kanzlist, »aber ich bin nicht berechtigt, so wag anzunehmen, da müssen Sie schon warten, bis der Herr Konzipist tommt.« — Jch warte eine halbe Stunde, dann noch eine Vietelstunde; endlich tommt der Herr Konzipist, ein recht freundlicljer Herr, und fragt nach meinem Begehren. Jch warf den Kon in den Nacken und.begann: »Wie ich heut« aus meiner Wohnung trete, bin ich auf etwas Weiches getreten, und wie ichs aushebe usw.« --—— »Das ist recht schön »von Ihnen, daß Sie ein redlicher Finder find-« sagt»d·er Herr Rouzipisi. »aber da müsse-n Sie sich schon zur Depositentasse betniihen.« — ,,Schulze!« ruft er einem Polizeidie ner zu. ,,fiihren Sie den Herrn da zur Depositentasfe.« —-— Nun ruft der freundliche Herr Konzipist noch ein-« mal zurück: »Wer sind Sie denn eigentlict1?« so fragt er. »Ja, wissen Sie denn nichts Jch bin der Wein händler Zirbelmayer aus V... — ,,Und wo wohnen Sie hier?« fragte der Herr Konzipift, immer freund licher werdend, weiter, da er großes Interesse an mir gefundenzu haben schien. — «Jch,« entgegnete ich, »bei meiner Schwester, der verwittweten Frau Muckenbein, in der Lamms straße.« s— »Sehr erfreut,« sagte auf merksam der Herr Konzipist, »Ihre werthe Bekanntschaft gemacht zu ha ben, aber sind Sie schon angemeldet?« ——— ,,Gemeldet, was ist das?« fragte ich. ----— »Ach so, das wissen Sie nicht!« sagt der Herr Konzipist ,,Schul,3e, nachdem Sie diesen Herrn zur Denn sitentasfe geführt haben werden, füh ren Sie ihn gleich ins MeldungsamL Verstanden? «—s—— Habe die Ehre, Herr Zirbelmayer, auf Wiederschen.« Jsch gehe mit dem Schulze ab, der mir alsdann die Thüre zur Deposr tentasse zeigt. Wirklich stehe ich gleich darauf vor der betreffenden Thiire und llopfe an. Ein zornig-es Brim men war die Antwort. Jch warte eine kleine Weile nnd llopfe zum zweiten niale, diesmal aber viel stärker. ,,.tkreuzbonibenelernent! Was zum Henker fällt Jhnen denn ein, Sie Fle - v gel. Zum Teufel nochmali« so er Htönte die donnernde Stimme Von drinnen. Hat der Mensch eine Stim mc! dachte ich mir. Da traute ich mich erst recht nicht hinein und setzte mich aus eine Bank in derNähe, und da fas; ich wohl fünf Minuten, ohne daß man inir geöffnet hätte. Es verstrickien weitere fünf, zehn Minuten. Da faßte ich mich-, stand wieder auf und polterte auf's neue an der Thüre herum: denn ich dachte, er hat michs wahrscheinlich vergessen Das wirkte auf der Stelle. "Die Thüre wurde sogleich ausgerissen und der - Beamte stürzte heraus. ,,Millionendonnertoetter, was treiben Sie denn, Sie Lümmel? Scheren Sie sich fort, oder ich lasse Sie sofort hin augwerfen Sehen Sie denn nicht, Sie Dummlopf, daß hier steht: »Nicht anllöpten!« und Sie unver srksiimter Kerl hämmern und poltern in einem fort an der Thüre herum Was wollen Sie denn eigentlich hier?« —— Jch stand noch immer da mit offe nem Munde und hatte mit dem größ ien Sanftmuthe, der mir eigen war, den sRedesttorn über mich etW M sen. Nun legte ich mich aber wieder ins Zeug und begann: »Ja, sehen Sie, wie ich heuti ««Morgen aus meiner Wohnung getreten bin, da trete ich aus etwas Weiches usw. usw.« — ,,Hm, so,»so!« räusperte er sich. »Also Sie haben etwas gefunden. Richtig, das können Sie ja gleich hier abgeben. Gewiß — ja, ja.« — Er strich seinen Knebelbart »Sie wollten also- des wegen zu mir kommen. Ach ja — sehen Sie —- wissen Sie —- nur müs sen Sie ein andermal, was hier steht, beachten und nie mehr a.ntlopfen, we gen der Störung.« So weit war also dies in Ordnung und ich begab mich darauf ins ZiJieldungsamt, wo auch ein sehr freundlicher Herr ist, der mir saate, ich müsste 10 Mk. Strafe be zahlen wegen der unterlassenen Mel dung, oder eventuell zwei Tage einge sperrt werden. Was will ich machen? Ich lege die zehn Mark nieder und gehe zornig beim. Wie ich ins Haus von meiner Schwester komme, will die grad-: zum Fleiscber schicken und dem Stubenmädåsen Geld geben. ,,Großer Gott!« schreit sie aus, ,,wo hab’ ich denn mein Portemonnaie?« ——— »Dein Pottemonnaie?s« sagte ich erschrocken, ,,wie hass denn ausgesehen?« — »Es war ein braunledernes Portemow naie,« saate sie, »und drin war ein. Dreimarkstiick und 45 Pfennig —« Wie’s mir da geworden ist, brauche ich nicht zu sagen, aber die Portemon naieaeschichte werde ich sobald nicht vergessen! ——-.—0—.-———— Katzen-estl»ichte. Die romanischen Völker haben eine große Vorliebe für das schmiegsame Volk der Katzen, während der Deutsche in der Regel mehr dem bisederen, bra ven Hund zugethsan ist. Belannt sind Katzen des Pantheons in Rom, weni ger bekannt ist, daß im Pariser Pan theon eine Filiale besteht, doch scheinen die Speiseüberreste des gegenüberlie genden Lhcee Henri IV. recht mager zu sein, da die armen Thiere Abends die ihnen von alten Weiblein vorgeworfe nen Brocken hastig verzehren. Weni ger dem Kult der Ideale geweiht, aber einträglicher war das Leben der Katzen in den Markthsallen zu Paris. Als einmal ein katzenfeindlicher Polizei präsett sie sammt und sonders um bringen wollte, durchbrauste einSturm der Entrüstung die Reihen der Hallen damen, und die Katzen waren gerettet, denn gegen solche Gegnerinnen kann selbst ein Polizeipräfekt nicht ankäm pfen. Neuerdingg hat Herr Levine wieder einmal einen Massenmord an geordnet. Man hat entdeckt, daß die Katzen infolge allzuguten Lebens fast alle räudig sind, und hat das Herum kriechen dieser geschmeidigen Thiere unter den Nahrungsmittelvorräthen trotz aller sonst hierzulande geübten Toleranz in Sauberkeitsdingen doch etwas bedenklich gefunden Einige Nächte lang werden die Angestellten der Fouriere aus die Jagd gehen, und dann werden die armen Katzen zu Hunderten in den chlorosormerfiillten Orlus eingehen. ———.--.-——— Ein fi:I.-iger Kopf Der Kaufmann lernt seinen neuen Verkäuser an. Nur immer tüchtig auf die Preise schlagen, hier einige «ltenn1ge dort einige Pfennige, schließlich kommt eine hübsche Summe zusammen. Und immer hübsch den Kunden tlar machen, warum die Waare theurer geworden ist. Passen Sie mal auf (zur eintretenden Dame): »Was steht zu Diensten?«' — »Ein Meter schwarzes Seidenzeug.« — »Ge wiß, kostet 1,85 Mark.« — »Aber ich habe doch immer nur 1,50 Mart be zahlt.« —- ,,Ja,.v"erehrte Dame, das war früher, aber Sie wissen wohl nicht,« daß eine Krankheit unter den Seidenraupen wüthet; Seide ist um 100 Prozent gestiegen, hätten wir nicht solch günstige Abschliisse gemacht, so müßte ich jetzt J,50 Mark bereeh iscn Kundin zahlt und aeht Prin zipal (triumphirend): ,,Sehen Sie, so wird g gemacht. Jetzt bedienen Sie die nächste Dame.« Dame wünscht drei Meter Band und erklärte, als der Vertäufer den Preis mit 80 Pfg. an cibt, daß sie stets nur 60 Pfg. für derartiges Band bezahlt habe. »Aller rings, meine Gnädige, aber dieWaare ist um )l) Prozent gestiegen und fast gar nicht erhältlich, denn infolge des kalten Wetters sind alle Bandwürmer zugrunde gegangen« ——---. . Pech Erster Student: »Warum machst Du denn so ein trijbseliges Gesicht?« Zweiter Student: »Ach. es ist zu dumm! Neulich schrieb ich meinem Alten, er möchte mir 100 Mark schi cken, damit ich meinen Schneider be zahlen lann — und weißt Du, was er mir geschickt hat?« Erster Student: ,,Wahrscheinlich nur 50 Mart.« Zweiter Student: ,,Keine Idee! Die quittirte Schneiderrechnung hat er mir geschickt!« Madame Carrie Nation hat ihr Haus in Oklahoma an eine Liquor sirma für 810,000 verkauft. Viel leicht wird sie auch noch Kundin der Firma. Ein Militärschriststeller weist die Unsinnigkeit eines Krieges zwischen Deutschland und England nach. Na sehr geistreich sind Kriege doch wohl überhaupt nicht.