Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 2, 1906)
Hoheit Um Faschikxgsgcschichte von F : i e d-» ttchThieme. Lu ig wogten die Masken durch · einem t, während die Kapelle eine ’ tshsiche Tanzmeise ertönen lie . Der tgä Mastenball war de: » einste« tek isvn, von der Ressource veran staltet, der vornehmsten Gesellschafts - der Stadt Unter den Masken erregte ! M meier Aufsehen ein Zigeuner in; e antem Kostüm eine schlanke, ela-j M che Gestalt, deren Bewegungen so wofl gend als Schneidigkeit und Se bft ewußtsein verriethen. Ein alter Türk näherte sich dem Zigeuner und schrieb ihm geheimniß vv einen Namen in vie Hand. »»Prinz Guido,« sagten die Schrift sugs .... -. . L s Uctgckuch yupsle set cheuucr ou- ! von, zu einer graziiisen Spanierin, ihr · in liebenswtirdigen Pantomimen seine Huldighixntgeki rdort-ringend » i n u gütig,« lispelte die ScheoHth sich ver eugend. Der Zi euner brummte verdrießlich eine Ver nschung vor sich hin. Als er sich abwandte, bege nete er dem geringierigen Auge eines s warzen Do Up. »Was haben denn Hobeit,« flüstertc der Domino ihm zu. Wüthend schüttelte der Zigeuner den K und enteilte in ein Nebenzimmer. » r schuftige Mastenverleihcr hat ; gepiaudert,'« murmelten vor sich hin. ? »Ich kam hierher, mich einmal ein paar Stunden unerkannt zu amiisiren s —nun weiß jeder, wer ich bin, ohnej daß i bezüglich der übri en den glei chen ortheil genieße. eine ganze Freude ist dadurch zu Wasser." Mürrtsch ließ sich Prinz Guido, der als Rittmeister in der Stadt in Gar ni on stand, an einem Tische nieder« m gegenüber saß ein bezopfter Chi- ! re e, wie es schien, ebenfalls in Ge-» danken vertiest, den Kopf grübelnd anf den Arm gestützt. Bei dem An blick dieses Vertreters des himmlischen Riches erwachte sofort die gute Laune des Prinzen wieder. »Nun, Herr Chinese, so mißlaiis nig?« fragte er lächelnd. ,,Gesällt es Ihnen nicht in Deutschland?« Der Chinese schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht, ob mir das Klima hier zusagen wird,« meinte er dorten. stirchth erkannt zu werden, und das ist mir unangenehm." »Mir auch, erwiderte der Prinz, in dem er aus sein Vis-a-vis einen prü xenden Blick wars. Der Chinese war o ziemlich von seiner Statut. »Mot len wir nicht tauschen?« rannte er ihm zu. »Mit« den M«asten?« »Ja. Der Chinese maß den Zigeuner mit forschenden Augen. »Und wenn ich hineinfalle?« fragte er z« ernd. » einsalleni Wenn Sie wüßten, wer bin, würden Sie das nicht . Wiens lachte Prinz Guido. Außer — was riskiren Sie denn dabei? Sie können sich. doch jeden Augenblick demastiren.« »Da haben Sie recht; es sei!« rief der Ehinesr. - - »Natürlich dürfen Sie niemanden dpn dem Tausch Kenntniß geben, — st verderben Sie mir den Spaß — - bin in der Stadt bekannt wie ein « nter Hund-" « werde mich wohl hüten,« ti chertseckder Chinesr. Beide schlichen sich ungesehen in ein betstehendes Garderobezimmer, rie Hten die Thiir zu und bewertstellig den Umtausch. Dann verließ de: Prinz als Chinefe das Kabinet, wäh rend der Sohn des himmlischen Reiz gesi in Zigeunertracht den Saal be s . — Kaum hatte der neueingetleidete Zi ner sich in das Marttgewiihl e cht, als ihm jemand leicht aus ie lter tippte. Fig wandte er sich um. Ein Har letter and hinter ihm. St end blickte er den Störer an. Mr i tem Lächeln schrieb die MÆM n die Lust. M IS i liisierte erstaunt »Sie ten mich »Berzeihung, Hoheit —— es iit os feniliches Geheimniß. « »Und wenn Sie sich irren?« VII-h irre mich nicht, « versetzte der in lächelnd. rgatkil so weiß man also, daß-« ß Prinz Guido der Sohn un eres erlauchten Fürsten, der schnei ig Rittmeister des Regimentg den R ource-Mastenball als Zigeuner besucht. Der Pseudoprin schwieg einen Au sent-lich dann fa te er den Hang wursi ungenirt beim Arme und zog . ihn mit sich in eine Ecke s Jchverrathe Sie nicht, « raunte er ihmT. »Datf ich wissen?« ron von Semlin.« JAh so— freut mich übrigens, daß ich Sie treffe, here Baron «—— Sie Können mir aus einer großen Verle senheii helfen« »Mit Vergnügen, Hoheit —- womit toten ichs-— «Denken Sie, die Dummheit — ich vergesse beider Berileiduno meine « We n mir zu stecken —- beftelle vor Cgampagner und kann ihn nicht Deren. andere verbeugte sich geschwei ekelt mir eine Ehre, Ho it —meine Wss Ihm Ver ung. Wie does Hi Ihnen anbietenN »F visian Sie veissehen sind, be i undert Mark — i das n uizsikäss st « Mehr als genug -——« r Harlekin dandi te ihm bereit willig die Summe in Goldstücken ein. nachliissig steckte der vermeintlich-e Prin das Geld in die Tasche. » erri, mein Freund —- ich werde dankbar sein. Morgen früh schicke ich Jhnen das Geld wieder zu.« »O, es hat keine Eile, theuret Prinz,« versicherte Baron von Sem lin, nnd zu sich selber sprechend, setzte er hinzu: »Bei der noblen Gemäch art des Prisizen denke ich, wird mir dieses Geld gute Zinsen tragen.« Hoheit verschwanden in einer dickf ten Mastengruppr. Nicht lange, so sah sich der Zigeuner von neuem in terviewt. m« - sen »chllkcl Ptlllz, ctll paar Eos-sue —-—— s haben Sie die Gnade," lispelte an sei- s «ner Seite ein kleiner Italiener, und freundlich lud der Pseudoprinz ihn ein7 ihm zu folgen; beide begaben sich i in ein Nebentabinett. « »Was wünschen Sie?« fragte leise der Zigeuner. i »Hoheit« — die Maske erhob bit- s tend die Hände. »Können Sie mirs mein Unrecht verzeihen?« »Ich vsrstehe Sie nicht —-«' Wie alle Masken sprachen sic na- z türlich nur im Flüstertone. ; »Ich bin Graf Wels —-—— das wird E Ihnen alles sagen. Jch bereue ausIt tiefste, Sie ohne mein Wissen verletzt! u haben —- wsollen Sie mir Ihre zuundschaft nicht wieder zuwen Dsgz - r Pseudoprinz blickte erst einigt-i Augenblicke stumm vor sich hin. Plötz lich lächelte er huldvoll, ergriff des Flehn-den Md und flüsterte lie benswüsdi . »Nun Abk- ist alles vergessen« »O US ni, jubelte der Gras, unwillkks laut sprechend. »Bst——ich bin incognito hier. Abko po5, lieber Graf,« kehrte sich der Zi geuner, der bereits einige Schritte der Thür zugewandt hatte, nochmals um, »Sie könnten mir einen Gefallen thun.« »Es-unwert für einen, Hoheit." »Sind Sie bei Kasse? Jch habe meine Börse in meiner anderen Klei dung geleistet — dumme Sache dag; war schon recht in Verlegenheit.« »Hoheit, stiue Baarschaft ist zu Jhren Diensten.« »Können Sie mir zwei- oder dreihundert Mark geben? Seh-ice sie Ihnen morgen wieder zu." Der Graf war überglücklich dem Prinzen aus der Verlegenheit helfen zu können. Kaltbliitig steckte der Zi geuner den Betrag in die Tasche. »Hoheit, berichtete der Gras ihm noch. »es gereicht mir zur höchsten Ge nugthuung, Ihnen die Nachricht übermitteln zu können, daß Fräulein Amalia Ihnen die gewünschte Unter redung bewilligen will. Sie ist hier, ihr Herz erglüht für Sie — wenn Sie befehlen, sende ich sie her.'« »Sie entziicken mich. Graf, ich werde hier warten.« ; Wenige— Minuten später erschien ’eine allerliebst aussehende Gärtnerin s im Gemach. Lächelnd trippelte sie auf « den Zigeuner zu und reichte ihm die » Hand. ! »Amalia,« sliisterte er in innigem ’ Tone· ; »Liebster Prinz —« ; »Ich darf also hoffen?« f »Mein Herz gehört Jhnen.« l »Oui«-u hkkkcichk Setz-n Sie sich, i gnädigstes Fräulein —« »O nein — man beobachtet mich. Wir dürfen einander hier nicht ken nen, Prinz —- morgen Abend auf dem Ball des Herrn Regierungsrath von Ipllirs.« I »Es sei -—- aber ---—— ein Pfand Ihrer Liebe, Amalia, bis dahin —— einPfand Jhres Erscheinens.« »Was soll ich Ihnen gelsen,Prinz?« Er zog ihr den blitzenden Diamant ring vom Finger. »Diesen Ring — warten Sie, ich nehme noch Jhre Uhr« —- er löste die goldene Kette vom Hals und ließ fre, nachdem er einige zärt liche Küsse darauf gedrückt. nebst der Uhr und dem Ring in der Tasche ver schwinden. »Morgen Abend, bei Jok lirs alles zurück — Sie müssen es auölösen.'« Amalia lächelte süß und trippelte hinaus. Der Zigeuner folgte ihr. Sein Muth war offenbar gewachsen. Er schien die Absicht zu hegen, die Rolle des- Rineuners so naturwahr wie mög lich durchführen zu wollen, denn er be fleißigte sich einer Anzahl dreister Ta schendiebftähle, aber er nahm nicht etwa heimlich, sondern sorgte, daß die Opfer das Manöver wohl bemerkten. Wenn sie ihn dann ansahen, deutete et bezeichnend aus sein Zigeuner-lo stürn, und in der Ueberzeugung, es mit Prinz Guido zu thun zu haben, ließen sie ei lachend geschehen. Bei der Demaztirung würden sie ja alles wie derbekommen So wanderten nachein ander eine ganze Anzahl Börsen, Ringe und Uhren in die unersättliche Tasche. Etwa zwei Stunden mochten seit dein Kostümtausch vergangen sein, als der Pseudovrin zum so und sovielten Male die Ante : «hoheit vernahm, diesmckf von den Lippen eines riesigen W der ihm-aus feine Frage, was er dre, respektvoll ins Ohr flü . M— »W. ich hin Potizciiuspenpk »Ah —« fu der Zigeuner anschei nend etwas er chroeken nrlick. « »Ich habe hier eineMtssion zu erfül len-es wird Sie interefsiren -——es gibt eine kleine Ueberraschung.« ( »Was ist denn los-Z« »Wir haben vor einer Stunde ein Tele ramm aus Dresden erhalten — ein Schwindler und Tafchendieb, der es hauptsächlich auf Mastenbälle ab Isehen hat, und der gestern Abend in - resden auf dem Erholungsmaslew ball gewesen ist, hat sich hierher ge irandt. Allem Vermuthen nach ist es hier im Saale in Dresden ist er als Chinese auf etreten, nnd da er sich nicht so sch ll» ein anderes Kosiüm hat verschaffen können, hoffen wir ihn als Chineien auch hier wiederzusin den« »Ein Chinese ist da,« beeilte der Zi geuner sich, zu entgegnen. »Hab« ihn vorhin gesehen. Aber bitte,' Herr Jn spettor, keine Störung im Oaale » trinen Ellat - —— suchen Sie ihn hin auszulocken -—--— ers macht zu viel Aus selten« zsolicit haben recht.« it tiefer Verbeugung wollte der eFnspettor sich zurückziehen: doch der Zigeuner hielt ihn zurück und fragte vertraulich,i ob er ihm nicht aus e Verlegenheit helfen könne, da er seine Börse in seinem Anzug stecken gelassen habe. »Ich will mich niemand entdecken, wegen des Ertennens.« Der Jnspeltor linZelte verständ nißvoll. »Ich habe zwar nicht viel bei mir, aber ich eile zum Wirth, mit dem ich befreundet bin und leihe mir die Summe, der Hoheit benöthigen. Wie viel soll ich verlangen?« ,.«Fiinfin’gl Mart genügen.« Zehn «nuten später nahm die arundlose Tasche die fünfzig Mart in Reichsiassenscheinen auf. . . nzwischen hatte sich der Chinefe tre flich amitsirt. Niemand kannte ihn mehr, er scharmirte nach Herzenslust niit den reizenden Jtalienerinnen, Spanierinnem Gärtnerinnen, Blu menmödchen, Zigeunerinnen u. s. w. »und lachte jedesmal in sich hinein, wenn er seinen Stellvertreter, den Zi geuner vortiberstolziren sah. Seit einer halben Stunde machte er einer stattli chen Amazone den Hof, und nun weilte e: mit ihr in einem der anstoßenden ;Gemiichee und raunte ihr zärtliche tLiebesworte ins Ohr. f »Nun, schöne Hippolnta, erwidern l Sie mir gar nichts?« Und er ergriff ; feurig ihre Hände. l D·"e Amazone duldete die Berührung ’ nicht nur, sondern umfaßte sogar, wie in überquellender Zärtlichkeit, beide Zariftftgelente des Vrinzen mit starkem rt e. F »Donuek,« rief Prinz Guido, »Sie »baben wahrhaftig die Kraft einer ech E ten Amazone.« »Das will ich meinen,«« erwiderte sdie M..ste laut mit tiefer Ba stimme Posan sie einen grellen Pfis hören l te . Bestiirzt wollte der Prinz sich los reißen, aber wie mit Eisentlammern hielt die Amazone ihn fest. ·,,?Was soll das — was fällt Ihnen ein « »Weiter nichts-, als daß ich Sie hier mit verhafte, mein Herr Taschendieb und Spitzbube,« entegnete die Maske höhnisch »Ich bin Polizeibeamter -—— Hund hier kommen auch schon meine jKollegen Beide Thüren find besetzt 1—Sie sind gefangen.« i Und in der That, der Jnspettor und tzwei andere Polizeibeamte eilten her sbei. und jeder packte den Chinesen an einem seiner Arme· Der Prinz brach in schallendei Ge lächter aus« »Für wen halten Sie mich? Für einen Taschendieb? Sehen Sie hier?'« Er riß den rechten Arm los und nahm rasch seine Maske ab. Die Vo lizeibeamten standen wie Bildsäulen. lEndlich bemerkte der Jnspettor klein au : »Ich denke, Hoheit trugen eine Zi geunerrnaste —« »Trug ich auch — habe aber mit ihrem Träger vorhin getauscht.« Der Jnspeltor verfeirbte sich. Ein Licht so groß wie die Sonne ging ihm aus. »Hei-ein« rieY er, »oa yaoen wie envas Schönes angerichtet! Der Chi nese war ein geriebener Spitzbube, und hat unter Ihre-n Namen ———- denn er wurde allgemein für Sie angesehen ———die ärgsten Gaunereien verübt. Vor allem gilt es, uns seiner zu be mächtigen; vorwärts!« Die Beamten zerstreuten sich im Saale und den Nebengemächern umsonst, der Zigeuner war verschwun den. Niemand hatte ihn seit einer Viertelstunde mehr gesehen. Aber un heimliche Spuren seiner Wirksamkeit hatte er hinterlassen, denn als jetzt die rerhängnißvalle Verwechslung im Saale bekannt wurde, tamen alle die von ihm Bestahlenen und Auges-amp ten herbei. und jammerten and s schimpften -—— und Prinz Guido, der sich moralisch schuldigefiihlth tonnteT nichts thun, als in n Beutel grei fen, um wieder gut zu machen, was-« sein Stellvertreter in seinem Namen gesiindigt. »Das tvar ein theurer Mastenball stöhnte er, als die letzte Forderung be glichen war. ,,Einmal Chinese und nie wieder!" . « . swsrrechttst. Schmierendtrettor: »Sie wollen den alten Moor geben?« Schauspielm »Ja, Herr Direktor, so aus ehnngert, . wie ich, ist leiner nur« en hier.« Aus fremdem Boden Stizze von Allan Wide. An Bord des grossen Instit-ande run Ldarnpsers herr chte re es. ge schii tiges Leben. Die assa iere liefen mit Körbem ndtossern, te ten und Kleidungs tücken wild durch einander. stießen, fluchten, schalten und lachten. Jn einer halben Stunde sollten sie an der amerikanischen Küste von Bord gehen, hatte der Kapitän verkündet, nnd ihre ganze erivartungsvolleSpan-i isung drückte sich jetzt in einer Art net vöser Unruhe ans. Ganz vorn aus dem Vorderdeck, fern von dem großen Getriebe und Ge dränge bstte ein altes Paar sich nie dergelassen. Sie hatten nichts zu ord— nen, sie hatten nichts anderes zu thun, ale zu ioarten——zu warten und zu denken. Es gab aber so viel, woran sie zu denken hatten! Es war ja eine so wunderbare Zeit für diese beiden gewesen, die letzte eit, ereignißreicher als ihr ganzes iibriges Leben zusammengenonnnen. Keiner von ihnen sagte etwa-J zu dem ande ren, beider Gedanten bewegten sieh aber in demselben Kreislauf. .Wieder und wieder dachten sie an die letzten Monate, diese Monate zurück, die sie» aus ihrem Gleichgewicht gebracht und - einem Schlage ihren ganzen Lebens lauj verändert hatten. ’ Ver Waneei in inrein ioiiii io ein tönigen Leben hatte an dein Tage be: gonnen, als sie die Nachricht erhielten, das; ihr kleiner Besitz vertaust weiden mußte, als sie erfuhren, das; sie jetzt schonungslos von der ihnen liebgewor denen Erdscholle vertrieben wurden, die sie so viele Jahre bestellt und die ihnen zum Dank fiir ihre Arbeit bis jetzt ihr, wenn auch nur tiirglickiegv tägliche-S Brot gegeben hatte. Ach, wie viele Thriinen Stine in diesen Tagen weinte und wie viele Male der alte Peter denselben schwe ren Weg wanderte im Dorfe ums her. um Hilfe zu erbitten ——-— Hilfe, um die drohende Gefahr zu beseitigen. Aber iikierall hatte er dieselbe Antwort bekommen —,-- was kiiininerte es die reichen Bauern im Dorfe, wenn ein kleiner Höisgler seinen Herd verlassen mußte. Das war ja nichts seltener. Der Betreffende tani dann in«·s Ar menhaus, wie vor ihm so viele an dere verhrauchte alte Leute --—. Sie die Bauern, konnten doch nicht mehr thun, als sie thaten. Sie zahlten jähr lich viel schönes Geld an das Armen wesen --— war das nicht genug? Da geschah es, daß Stine eines Ta ges eine Art Einevung — ein Ge danke befiel, ten ie schon längst hätte haben müssen. Sie wollte an Johann den Sohn« schreiben, der vor zwanzig Jahren nach Amerika ausgewandert war und dort, wie es hieß, viel Geld verdient hatte. Allerdings hatte er seit Jahr und Tag nichts von sich hö ren lassen. Und endlich nach langem, langem Warten war die Antwort des Sohnes eingetroffen! Sie möchten zu ihm nach Amerika tommrn. Dort würden sie es in jeder Beziehung gut haben. Gleichzeitig sandte er ihnen Reisegeld und ein Billet erster Kajiite fiir einen vierzehn Tage später abgehenden Dampfer. , «Und sie hatten nur zu gern sein Anerbieten angenommen· —-- Alles war in einer so schwindelnden Eile ge gangen: der Verkauf ihrer letzten Habe, der Abschied, der Uinziig und altes andere, dasi sie telhst nicht recht wußten, wie sie eigentlich an Bord des großen Dampserg gekommen waren Und da fingen ihre Gefühle allmäh lich an, eine merkwürdige Verän derung zu erfahren. Hier in der Stille und Einförmigkeit des Lebens an Bord war so viel Zeit zum Grü beln und Nachdenken, und während sie sich ihren Gedanken überließen. til-ermannte sie ein Gefühl von gren loser Einsamkeit und triiher Ber assenheii. Jhre ganze Umgebung, die eleganten Salons und die seinige kleideten Passagiere der ersten Kajiite, alles war ihnen so fremd. Sie sa - ten sieh, dasz sie nicht hier hinein pa - en. Und deshalb hielten sie sich immer siir sieh und zwar möglichst in einiger En eenung von der übri en Gesell scha t,Peter seine Thonvsei e rauchend und Stiere mit ihrem theureri Bitten sehiißling in der band — iPii wollte sie nicht preisgebew Wer agte ihr, daß es in Amerika auch Birken gäbe· Und ohne Bitte konnte sie sieh ein Da sein -niehi denken. Deshalb hatte. sie eine ganz junge Birke behutsam aus gegraben und he in einen Topf ge vslanzt. Sie würde sie driibeii in der. Ferne an die Heimath erinnern. Näher und näher lam die Küste, und immer größer wurde die Angst, die ihre Brust heenate· Wenn Johann jetzt nicht zu ihrem Empsang da war! Was sollten sie dann allein in dem fremden Lande machen, dessen Spra che sie nicht einmal verstanden? Der große Dampser hatte am Kai sestgemacht. Schon im nächsten Au »genblid herrschte aus dem Deck ein wirres Durcheinander. ; Peter und Stine blieben still sitzen und warteten geduldig aus Johann und plötzlich, unvorbereitet stand er vor ihnen —- arosz und selbst-bewußt, mit einem sarblosen, etwas komisch wirkenden Antlitz unter dem hohen Zhlinderhut, in tadellos sitzendenKlei been, mit breiten kostbaren Ringen an den Händen. s Peter und Stine starrten ganz er staunt diese ihnen fremde Erscheinung ihr Sohn fich fo verändern konntei Er liess ihnen indessen keine Zeit, sich weiteren Betrachtungen hinzuge ben, sondern fiihrte sie vom Schiffe Yadenwegs zu der sie erwarte den roschte. Es wäre fiir ihn, den ei chen Geschäftsmann, nicht grade ange nehm gewefen, wenn einer Iseiner Freunde ihn im lebhaften Ge priich mit diesen Leuten getroffen hätte. s Jn der Drofchie, die schnell durchs die Straßen New Yori’s dahinjagths ging es zu einem Modebazar, wo sie s schöne neumodische Kleider erhaltens sollten. Der Sohn war ja inzwischen ein feiner Herr geworden — so n l l Lan — wie- war es nur möglich, des daß er sich feiner Eltern ihrer ärmli chen Kleidung wegen schämte! Stine fühlte, wie ihre Kehle sich« förmlich zusammenschniirte, und sie vermo te kein Wort hervorzubringen Sie dur te ihm ihre Gefühle aber nicht verrathen s-— sie hatte ja allen Grund, dankbar zu fein und mußte sich bemühen, den Muth aufrecht zu halten. Und es glückte ihr auch· Aber in ihrem ganzen Leben hatte Stine sich noch nie so todtmiide gefiihlt, wie an dem Abend, als sie ihr Zimmer betrat, —ihr Zimmer, wie war es ihr nur möglich, daß sie sich in diesem ele an ten mit Sammt und Seide aus-ge tat ieten Zimmer wohl und heimisch füh len konnte, sie die einfache .«·olzcn«o"bel gewöhnt war. Peter und ie sollten auch nicht dasselbe Zimmer bewohnen Tag Seine laa gegenüber auf der an dern Seite- des Flurs und war gewiß J ebenso reich ausgestattet, als ihrer-! und dabei ebenso lalt und fremd. i Und dann horchte Stine ängstlichs auf. Draußen suchte jemand nach. dun Thürdriicier. Wer mochte es fein? T Ihr wurde ganz unheimlich in den-J großen fremden Hause. Sie athmcte. aber wieder erleichtert aus, als die Thür leise geöffnet wurde und Peter, ihr einziger Peter, eintrat. Er hatte. die feinen Kleider, die ihm gar nicht standen, ein-gezogen und sah wieder aus« wie sonst. Leise trat er an Ihr Lager unoiegre sich aus die Betttante. Jn der Hand hielt er — ihre tleine Bitte die sie— wie war es nur möglich -—-— ganz ver gessen hatte. Vorsichtig und tiebtosend strich Peter mit seiner schwieligen Hand das Haar aus Stine«5 vermein teni Antlitz. Bei dieser unerwarteten Berührung verlor Stine ganz die Selbstbeherrschung. Sie waren sonst ja gar nicht daran gewöhnt, daß sie ihren Gefühlen in Worten oder Lieb tcsungen Ausdruck gaben. Jetzt wars -tine sich aber an Peter’s Brust und brach in ein lautes anhaltendes Schluchzen aus-. »Ach, Peter,'« stöhnte sie, ,,tvären »wir doch nie hierher gekommen. Jo hann ist zu sein sur uns geworden — Tund wir fallen ihm nur zur Last. Ach. ;Peter, wären wir doch daheim in"5 Armenhanåi gegangen! Da hätten tvir uns mehr zu Hause gesithltv, als hier in dem reichen Palast unseres Soh nes.'« s Peter saß ganz rathtoö da. Wo sollte er die richtigen Worte des Tro stes hernehmen, er der sich selbst so ltraurig und betrübt vorkam? Wie stann man trösten, wenn das eigene IHerz schwer wie Blei ist? Und so lsaßen die beiden Alten Hand in Hand ineben einander da, tief betrübt und shossnungslos, bie- die Sonne wieder izu einem neuen Tage ausging —— eben Hso grau und finster als der vorher Igegangenr. . : Aus der Matte vor dem Bett lag ’aber ein kleiner Birlenzweig vergessen und mit vertrockneten Blättern d:.. Aber er starb doch in heimathlicher Erde. Sirter wäre es ihm ebenso wenig gegliickt, in dem fremden Erdboden Wurzel zu schlagen und zu cedeihen, als es den beiden Alten glückte. « ——-—--.s. sure est-suche ges-me Use-. Die Geschichte einer heldenrkiithigen jungen, russischen Bäuerin, deren Ehe mann sich noch immer nicht von den Folgen der chweren, bei der Verthei digung von ort Arthur ern sangenen Verwundun erholt hat« ist oeben be kannt gewor en. Jwan Jwanowitsch, ein in Sibirien angeworbener Land mann, hatte es möglich gemacht sein ihm erst wenige Wochen vorher ange trautes Weib mit nach Port Arthur zu nehmen. Es dauerte dann eine Lan e Weile, ehe der Mann nach den usensorts abtommanvirt wurde. Bis dahin verlebte dai Pärchen in der Stadt eine «schöne Zeit«. Der instin rischer Eintönigtelt ausgewachsenen Russin erschien die ostasiatilche Hasen sestung sehr interessant. Selbst der Umstand, daß gar nicht so selten eine jepaniscse Bombe herniedersauste und Tod und Verderben utn sich verbrei tete, beeinträchtigte ihre Schwärmerei für Post Arthur nicht. Als dann der Tag lam, das auch ihr Jwan an der Reihe war, einen der den Ort ums gehenden Hügel hinauszumarschiren, aus denen vie VertheidiaungsBatteg ren ihre mörderische Arbeit verrichte ten, saßte die junge Frau den Ent sinnst an der Seite ihres Mannes für ihren Zaren zu kämpfen. Der sich beegab bewegende Transport von Stett-enden und Verwundeten schreckte Kharitina Iwane-mitsch, die sich nun Chariton« nennen lief-, ncht zurück. he Kummer war nur, daß sie noch lein Gewehr besaß. Unter Flehen ver sicherte sie, mit der Waffe sehr gut umgehen zu können und ste siir die Ehre Rußlandö tapser gebrauchen zu wollen. Umsonst! Da begnügte sich Kharatin damit, . dem Gatten unt seinen ameraden alle möglichen Dienste zu erweisen. Sie hals bei Zubereiten und Vertheilen ver fras len Mahl-Mein re flickte die Sachen Kadmus und ckp te die Strümpfe der Männer· Sie verbgnd leichtere Verle ungen und reichte manchem U ode Getrossenen den letzten« tunk. So verging -der Sommer. Eines rbsivormittags schritt das junge eib zum ersten Male wieder Wch der Stadt hinab und zwar an der Seite einer zwi chen Fahrrädern befesti ten Bahre, au der Jwan Iwa nowitsch lag. Einige Wochen blieb sie nun bei dem mit dem Tode ringenden Gatten im Lazareth. Kaum aber war die Lebensgesahr fiir ihn beseitigt, als Kharitina wieder zu den Hügeln hin-« aus eilte, um sich als Ersatz sür den laicipsesunsähigen Lebenspartner zur 5Leriiigung zu stellen. Nun endlich sand ihr Muth Anerkennung. und man nahm sie ernst. Sie erhielt das langersehnte Gewehr und bald sprach man überall von ihrer Kühnheit, mit der sie sich, aus dieBelaaerer schießend, deren Feuer aus-setzte. Eines Nach mittags-, nachdem Rhoritina wenige Stunden vorher ihrem Manne einen Besuch abgestattet hatte, barst dicht nelrn ihr eine Bombe. « Der grauen bast zerstückelte Körper der eine so hei denmiithige Seele geborgen- wurde gmeinsam mit den Ueberbleibseln der anderen Opfern jenes mörderischen Geschosses bestattet. -—-.0.--— Wie alt ist die Getretdezüchtuni. Heute gibt es in allen Ländern eine tattliche Zahl von Landwirthen- die ich mit der Ziichtung neuer Getreidei crten besassen. Sie erreichen dieses Ziel, indem sie entweder durch stan dige Auswahl der besten Aehren und Ftdrner eine Sorte Iit vorzuglicheren Eigenschaften erhalten, oder aber, in dem sie zwei verschiedene Sorten mit einander treuzen. Die erste dieser Mthoden ist schon mehrere tausend Jahre alt; sie war schon den alten Römern bekannt. So berichtet Colu mella, der zu Beginn unserer Zeit rechnuna lebte, daß man, salls eine Sorte nicht mehr ertragreich sei, schon auf dem Felde die besten Achten aus lesen und ihren Samen im nächsten Jahre sijen müsse. Wenn man so die Erträge gesteigert habe, sei es an - bracht, in späteren Jahren mit er Wurfschausel das geerntete Getreide u sondern, um die größten und schwersten Körner ausfindi« zu ma chen, die man dann ur 8 eitersaat benutzen müsse. Ein solches Ver ah ren nütze sehr und schütze vor dem De generiren. Die tiinstliche Kreuzung konnte man erst dann zur Erzielung neuer Sorten anwenden als man über die Art der Fortpslanzung bei den Pflanzen unterrichtet war. Jn alter Zeit hielt man nämlich nach den Lehren des griechischen Philosophen Aristoteles die Fortpflanzung der Pflanzen siir einen Ernährung-wor aangz · geschlechtliche Fortpflanzungen hielt man nur bei den sich bewe enden Lebewesen siir möglich. Jm ittel alter glaubten einge, z.B. Eaelspin die Samenbildung sei eine Art Knos rung, der Samen entspringe aus dem Mari. Als man durch die mühevollen und scharfsinnigen Arbeiten der beiden deutschen Gelehrten Eamerarius und Loelreuier die Staubsäden mit dem Pollen als das männliche und den Fruchttnoten mit Griffel und Narbe als das weibliche Prinzip erkannt hatte, und einsah, daß der Samen durch Vereinigung beider zustande kommt, da war es der englische Gärt ner Knie-ht, der 1787 diese Entdeckung praktisch ausnutztr. Er führte verschie dene Weizen-— und Erbsenkreuzungen aus und erzielte Sorten von hohem Sinlturwerth Hierdurch angespornt, bedienten sich bald viele seiner Lands leute dieser Methode. Jn Amerika wandte sie als erster an Arnold 1862, irr-Deutschland Bestehorn 1870, in Frankreich Vilmorin 1873, in Nuß land Bielawsii 1880, in Holland Man-holt, Pitsch und Broeiema 1886 in Oesterreich Vanher 1898 u.s.w. Dem bedeutendsten deutschen Getreide .ziichter W. Rimpau Schlanstedt ist es gelungen- Weizen als Mutter- mit »Roggen als Baterpflanze zu paaren. »Aus dieser Kreuzung ging ein Pro dutt hervor, dessen Aehre der Mutter ;pflanze ahnlich sah, aber auch die sVaterpflanze erkennen ließ. Da man znur nahe Berwandtes miteinander s paaren kann, so hat Rimpan bewiesen, daß Roggen und Weizen gar nicht so entfernt verwandt sind, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. i »Ur-ca Vor-unsre m pas-« Von dem Grafen Hugo Lerchenseld, der aus Anlaß seines 25jiihrigen Ju biläurns als bayerischer Gesandler in Berlin der Geqenstand vieler Einun gen war, erzählt die ,,N.G.C.« fol ende lleine Geschichte, die eine umli fanle Probe von deirr’schlagserligen Witze dieses liebenswürdigen und ge wandlen Diplomalen giebt· Gras Lerchenseld war aus irgend einem Di ner der Tischnachbar einer der bekann lelten und — damals « schönsten Damen der Berliner baute sinanke ge worden. Zwilchen beiden entspann sich bald ein sehr an?gendes, munte res Geplauder im «ause dessen die Frau Geheimräihin, der man eine lleine Schwäche sile die Träger vor nehmer Adelgtilel nachsagl- ihren Parlner ersi ,,Excellenz«, dann »Er-as Lerchenseld«, schließlich »lieber Gras« nannte. Als sie ihn beim Desseki aber gar mit ,,lieber Lerchenseld« anredete. neiözle li« der Graf zu dem Ohre der lie enörp rbi en Schönen und slilslerle lihe ·nnt lgallha iein Lächeln zu: Eiern Vornarne Zuge-F