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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 23, 1906)
VVvaIIsvvwsssvvv-ssv------ss---— Senta Wolksburg. Roman von Elsbetb Borcbart , WWÆ (11. FortfeyungJ l Wimilian tunzelte leicht die i Stirn. »Du hast leider kein Talent, etwas u verstehen und zu begreifen, ; wenn u es nicht willst. Also: ichs hielt es nicht fiir passend, wenn Du fst längere Zeit im Schlosse, worin Iftä eine junge Dame befindet, weil-i e .« ! » —- ahek —— Onkel —— Du ———T Du bist doch auch hie:.« L spEyiikne mich nicht, Hans Joa chim —- Du weißt, ich liebe unpassende Scherze nicht. Jch bin ein alter Mann« hans Joachim biß sich auf dieLippe, um eine Enlge nun u unterdrücken. Der Oheim befgand I ja plötzlich in Luni hatnifchier Stimmung, und wn te, daß dann nicht gut Kirschen en mit ihm war. Auch hatte ihn die Zurechtwei un lleinlaut gemacht, denn et hatte ch n Empfang etwas anders hingestellt »Dann wird es wohl das beste fein, i fchniite mein Bündel und« — «Un nn, Du hteibft," fiel Graf Wlian ihm ins Wort, »wenig s vorläufig, bis ich ein anderes « Hier fiir Dich ausfindig gemacht »Ich danke Dir, daß Du mich nicht ns gehen heißt,« erwiderte Hans Fachims befreit aufathmend. »Ich tte mich so sehr auf die Wolfsdurg freut, und ich wüßte wirklich nicht, n ich mich wenden sollte. Nach use zieht es mich nicht. Papa ist änklicher und nörgelnder denn je, nnd Martia hat einen schweren Stand. Ich aber kann nicht Trübsal blasen.« »Nein, Hans Joachim, dazu bist Du nicht geschaffen,« sagte der Gras jetzt wieder lächelnd. »Die Sache ist jetzt erledigt und Du bleibs Einen Arzendlick tauchte das Ge sicht seiner chwester Karla vor ign-. auf, und das Gespräch mit ihr ii er diesen Punkt wurde lebendig. Graf Maximilian machte sich nun zwar in einen Entschlussen von niemand ab "ngig, aber diesmal legte er sich in " danken bereits eine Begründung eines Thuns zurecht. falls Karla ihn shalb zur Rede stellen sollte, was unausbleiblich war. Er hatte Hans Joachim nicht eingeladen; er war zu - Illig gekommen. Zudem schienen ihxn Karlas Hoffnungen nicht berechtigt. ns Joachims Neigung ging, wie er te zu bemerken geglaubi, nach einer ans anderer Richtung. Wenn ihm seines Neffen Wahl auch nicht willkom men war, so hätte er diesmal gern ein Auge z-ugedriickt, da eine umheu biirtäeq Ehe nicht don der Erbfolge des jorats aus-schloß und ihm selbst die Etwäbkte sehr sympathisch war. Durch solche Gedanken wieder bes serer Laune, bot er seinem Neffen eine garre an und fragte ihn nach seinen tlebnissen im Reaiment. Seine Au ruhten dabei prüfend auf der hüb chen, männlichen Erscheinung des wagen Mannes. »Du haft Dich in einem Jahre sehr ’ verändert, Hans Joachitn.« » m Vot- oder Nachtheil, Onie1?« « denke zum Bortheil». hof feni ich auch innerlich.« «Wie meinst Du das Z« fragte Hans Joachim naiv. Daß Du« Deine tollen Streiche be sub-u ho-« »Aber eldstvetständlich « na, na. .schtvöre sie nicht zu LebtNu ab.« Maxitnilian hob abwehrend ie hand. »Doch nun, mein Junge möchte ich Dir rathen, Dich in Dein its-mer u begeben, damit Du zum iiiageiæen noch ein wenig Toilette machen kannst. Dann werde ich Dir meine beiden Damen vorstellen.« »Beian Jaso, Du hast selbstver ständlich einen foqenannten Ehrendra . . . . Ehrendame.« Er unterdrückte ein - dahan «Br:r« und sah nur an unermeidun herab: »Kann ich denn diesem Auf ug bei der Tafel vor den Damen et cheinen, Onkel? Mein Koffer ruht nämlich noch wohl ebne äex anfde e Bahn-ich veren, den stetig n geben, ihn zu holen« . « seht Dir ähnlich; nun heuie wird es choin einmal gehen, wenn Du MAY sen ei n wen IS testaueirst. « ’ . iedetsehen, Onkel Maximilnian. Einige « eit später heiraten Onkel und Neffe as Eßzimmer. Hans Joa chim hatte sein Haar gebürstet und den Schnutrbari«gewichfi und fah in sei nem Jägeranzug sehr schneidig und· forsch aus. Sein Blick ging suchend durch die halle. Die Damen waren noch nicht anwesend. Da wurde die Thiir geöffnet, und ge ältere und eine junge Dame traten ns Joachims Blicke fielen sofort an das junge Mädchen und blieben sie gebannt an ihm haften. War es Ueberraschung über die Schönheit, die feist-g käickeåi käut, Wer spat es( - P n vo e ug s erzens anderen, ver Seele zur Seele, die lange kunnten, obgleich die Au en M geschaut hatten? an meinen Liebe an den ersten M es giebt viele, ie darüber s « und nicht daran glauben. Al « Linn man im ersten Augen IM sen Liebe sprechen, eö ist nur ein Anziehen, wie vie gegenseiti gen Pole der Magneten sich anziehen. Hans Joachim war von diesem ge eitnni vollen Vorgang in seiner Oeele o verblüfft, daß ihm, dem rede gewan ten, feschen Leutnant diesmal thatsächlich die Worte fehlten und er sich bei des Onkels Vorstellung nur tumm verbeugen konnte. Ganz me chanisch schlug er dabei die Hecken zu samtnen. Als er wieder aussah, reichte ihm Senta unbefangen und freundlich die Fand. Er nahm sie und führte sie an eine Lippen. Daraur setzte man sich zu Tisch. Hans Joachim saß an Sentas linter Seite, und da hatte er das seltsame Gefühl auch s on niedergelämvft. Er war von iiber prudelnder Laune und entlockte sogar dem ernsten Onkel durch Isyzine drolligen Erzählungen und edewendungen hin und wieder ein Lii ln. uch auf Senta iibte die muntere Art ihres neuen Vetters eine Wirkung aus. Der ewohnte Ernst schien so mit einem ale von allen Gemüthern genommen worden zu sein. Nur Fräulein von Ruvert saß in ihrer sieisen, vornehmen Würde da, und wä rend auch sie sich mühte, hin und wie er zu lächeln, beobachtete sie das gegenübersißende Paar scharf. Das war also der Maiorats-Erbe und der Mann, den Gräsin Arenberg sich zum Schwiegersohn ausertoren hatte. Nicht übel, in der That. »Passen Sie gut aus, wenn Hans Joachim tommt,« hatte Gräsin Arenberg ihr eingeschiirst, »und benachrichtigen Sie mich sofort von seiner Ankunft und von allem, was vorfälli.« Die Rupert lachte sich ins Fäustchen. Hans Joachim war vielleicht ein guter Ableiter — aber der Umstand, daß er Majorats-Erbe war, ließ sie den Wünschen der Freundin Rechnung tragen. Sie paßte auf wie ein Luchs, und nichts ent ing ihr. Hans Joachim hatte nachher das Gefühg, als habe er sich im Banne eines Drachens, der einen Schoß be wacht, befunden, und er nahm sich ernstlich vor, wie Sankt Georg, gegen diesen Lindwurm anzutämpsen undä ihm den Schatz zu entreißen. ( Its er nachher allein in seinem; Zimmer saß. war er, trotzdem er viel» Grübeln und Nachdenken nicht liebte,’ doch zum Bewußtsein seiner Empfin dungen gekommen, und er konnte es» sich nicht verhehlen, daß Senta einen» unauslöschlichn Eindruck aus ihn ge-j macht hatte. Er war schon durch ver- ( schiedene Perioden der Liebe gewan dert, aber gegen das, was er heute em pfand, erschien ihm alles andere Strohseuer. »Diese oder teine!« ries’ es jubelnd in ihm, und warum solltet sie es nicht sein? Das Glück war ihm » stets hold gewesen, man trug es ihm ( ja aus Händen entgegen. War es» nicht heute schon das zweite Mal? —( Ja—welches war denn sein erstes Glück gewesen? —— Das liebe Kind ——— » er hatte sie gern, gewiß --—— es hatte; ilärei hierhergezogen --«— ihretwegen —j a r — Ueber dieses »Aber« kam Hans Joa- ; chinr nicht hinaus-, und darum hielt er « es fiir’"s klügste, es fallen zu lassen und sich seine Nachmittags-Zigarre an uftecken. So lag er auf der behag lickäen Chaiselongue lang ausgestreckt tauchte und träumte. Auch Fräulein von Rnpert hatte s sich in ihr Zimmer zurückaezogem doch ; nicht, urn den gewohnten Nachmittags-: f schlaf zu halten, sondern um etwas» Wichtigeres zu thun: sie schrieb anj Gräsin Arenberg. Als der Brief beendet war, ging sie leise hinaus, die Treppe hinunter in den Parl, bis zu dem Parlwärter häuschem Hier übergab sie das wich tige Dolument dem zehnjähri en Jun gen des Parlwächters, der s on öfter ihre Korrespondenz nach Arenberg be sorgt hatte, nnd befahl ibtn, sich zu beeilen. Das gute Trinkgeld machte ihr den Burschen willfiihrrg, und im Sturm chritt eilte er davon. Arn achtnittage— man saß gerade beimhfseaffee auf » Veranda —-fuht der urenver me Wagen vor. s Gräsin renberg mit ihren 1zwei 4 ältesten Töchtern entstieg demse ben, ; und sie zeigte sich über Hans Joachims ; Anwesenheit sehr überrascht, ebenso; die Töchter. J »Das Joachim, Du bist auf derj Wolföburg, und wir wissen nichts da von?« fra teste, nachdem sie ihn mit einer Herz ichkeit und Wärme begrüßt « hatte, die ihr sonst fremd war. »Ich kam erst heute an, verehrtefte Tante,« erwiderte Hans Joachim und küßte ihr sehr galant die Hand. »Und Du willst längere Zeit auf der Wolfsburg bleiben?« fragte sie lau ernd weiter. » »Ich denke, 1a.« »Nun, ich hoffe, Du wirst auch Zeit fiir Arenbexg übrig hat-ein« »Aber selbstverständlich verehrteste Taute, morgen werde ich mir erlauben, in Arenberg Besuch zu machen,« erwi derte ans Joachim, dem eö schon in den A en vor Ungeduld prickelte; denn Senta war mit den beiden Cou nen die Stufen herab in den Pakt ge iegen nnd gis-Turm mit ihnen plan - weiter. « u gestattest, daß ich dik LUW M degleite,« sagte er» W schnell nnd eilte, noch ehe Tante Karla etwas erwidern konnte, den jungen Mädchen nach. « « Gtä in Arenbera fah ihm mit miß trauif m Arzroohn nach. »Ach be reist Dich nicht, Maximb lian, daß Hans Joachim geftattest, im Schloß zu bleiben,« wandte sie sich an ihren ruyig feine Zigarre rauchen den Bruder-. Die Rupert war ins Schloß gegan en, um für die Bettstr tlyung der Gä te Sorge zu tra en. . »Er kam zufällig, ich habe ists nicht gebeten. Du wirft nicht wollen, daß Ich dem künftigen Majoratsherrn das Gaftrecht verweigere.« »Daß ihr Männer auch lein Ver ständniß fiir dergleichen habt. Du dcnlst nicht daran, welche Glossen man in. get Nachbarschaft darüber mach-en wir .« »Ich glaube, Dir siehst in diesem Punlte zu schwarz. Die Wolfsbrg ist groß genug, und ich habe eine ältere ame im Haufe. Will man sich trotz dem darüber aufhalten, dann kann ich es nicht hindern, frage aber auch nicht danach.« Karla Arenberg wollte etwas erwi dern, wurde aber durch die Rückkehr der Rupert daran verhindert. Ein Diener brachte allerhand Er frischungen, und nach einiger Zeit tarn die jun eWelt aus dem Pakt zurück und ließ sich aus der Veranda nieder. Gräsin Karla beobachtete unterdes jed Miene Sentas und Hans Joa chims scharf, aber Senta war zurück haltend und tiihl. Die Nähe der ihr unliebsamen Verwandten wirkte stets ertiiltend auf sie. »Die Scheinheilige,« sagten später bei der Rücksahrt die jun«en Gräsin nen Arenberg und ihre utter, «sre thut so stolz wie eine Köni in und ist doch nichts weiter als eine etteldirne und Komödiantentochter. Das Komö diespieien versteht sie.« Gräfin Arenberg nickte bestäti end »Ich habe der Rupert meine Jn trut tionen gegeben,« dachte sie im stillen, »sie wird auf dieses Wesen acht haben, und wehe, wenn es wagen sollte, mit dem Majorats-Erben zu toiettiren!« Sie haßte Senio, das Kind ihres Bruders, jetzt noch mehr als je und nahm sich dor, Hans Joachim so viel als möglich aus ihrer gefährlichen FNähe zu locken. 1 2. K a p i t e l. Am nächsten Vormittag machte sich Hans Joachim auf, um den schuldi en Besuch aus Arnberg zu machen. iel lieber wäre er aus der Wolssbur ge blieben, doch je eher er diese licht ersiillt harte, desto eher war er sie los. Er ließ sich also ein Pferd satteln und ritt zum Schloßhoi hinaus. Auch Gras Maximilian war fort geritten, und so sah die Rupert teinen Grund, sich unnöthigerweise um Senta zu kümmern. Senta gings zuerst zu TanieSabine, theilte dieser von dem Besuch des Ma jorats-Erben mit und sang der Alten etwas vor. Beim Abschied sagte die alte Wolsshurgerin mit ihrem ge wohnten piependen Lachen: »Hihihi, nimm Dich in acht, Her zenstind, verliere Deine hohen Ziele nicht.« »Wie sollte ich, Tante Sabine!« antwortete Senta, ohne den tieferen Sinn der Mahnung zu verstehen. »Die Kunst wird stets mein Höchste dleiben.« " Von Tante Sadine gin sie in das Musitzimmer, um ihre cstudien zu betreiben. Sie war heute so ungestört wie selten. Der Onkel sowie der Vet ter waren sort, und Fräulein von Ru pert saß in ihrem Zimmer, um, roie sie ssagth Briese an ihre Angehörigen u chreiben, in Wahrheit aber, sich in iranzäsische Romane zu vertiefen. Das Gefühl der gänzlichen Unab hängigteit und Freiheit wirtte, wie stets, belebend und ersrischend auf Senta. Darum klangen ihre Töne noch voller und frischer als sonst; sie erfüll ten den großen Raum des Musitzirm niers wie mächtige Or eltlänge. »Wie nahte mir der chlummer, be vor ich ihn gesehn, ja, Liede pslegt mit Kummer stets Hand in hand zu gehn.« Tante Sabines Lieblingsarie war es, die Leozum Schluk ihrer gewissen kåften nstudien,Y? eichsam als Be nung vornahm. it reiner, teuscher Ein indung und doch von Leiden icha vakat-sehr sc sie. sich sinkst vergeggid und ganz ngebend, bis der luß in dern jauch enden »Ent gegen ihm, entgegen ihm.«« austlang s Sikem!« Der letzte Ton des Nachspiels war trog nicht verklungen, als die Portiere nn dem Nebenznnmer auseinander geschoben wurde und Hans Joachim eintrat. Senta sprang, erschrocken durch die Fn Ueberfall, auf, aber Hans Joachim and schon neben ihr, er reff ihre hisfrketund itiße sie stürmif und be ger r. «Sirene!« flüsterte er nockz einmal. »We- tommen Sie Pers ragte Fratzen »Ich denke, Sie md in ren ! kC « L »Ganz recht, verehrte Cousine, ich »wa: hort, kam aber schon vor einer shall-en Stunde zurück. Jch ging an Idiesern Zimmer vorüber, hörte singen Lund — konnte nicht widerstehen« — » »So haben Sie mich schon längere jZeit belauscht?« fragte sie zürnend. , »Wer eben Sie mir —ich wußte ja jgar ni t, daß Sie es waren, und wollte Ia nur den herrlichen Tönen tauschen-' »Als Sie aber merkten, daß iches irr-ar, hätten Sie wieder gehen müssen.« hohe-i« band Joachim lachte sauszfm nächsten Au enrrick shek ek ’griss er Sentas has . «Seien Sie Lmir nicht böse« bat er mit treuherzi m Ausdruck in den Augen. »Aber hr Verlangen hätte ja die menschli n Kräfte überstiegen. Gerade als ich hörte, daß Sie es waren, mußte ich weiter lauschen. Lag darin ein Unrecht, Io vergeben Sie mir — bereuen kann ch es nicht« »Sie sind also ein verftockter Sün derk« lachte «Senta, jetzt wieder besänf ig . »Gewissetmaßen ’a —- der Sünder möchte sogar noch eine Belohnung kiir seine Sünde haben!« erwiderte Hans Joachim frisch und leck. »Ehe Belohnung? Das fehlte ge rade noch.« »Ja ———er bittet herzlich: singen Sie ihm noch einmal die Arie.« »Ah!« machte sie erstaunt. »Nein, nein, für heute ist es genug, Herr Graf.« ,,Zwei Kränlunqen in einem Satz.« »Wie meinen Sie?« »Ekstens die Ablehnung und dann Jhr »Herr"s,Graf«. Jst solche steife Llntede bei so nahen Verwandten nicht eigentlich lächerlich?« »Nahen Verwandten?« fraateSenta zurück. »Nun freilich, ich werde Ihnen ote Verwandtschaft sogleich näher defini-. ren. Wir sind doch Cousine und Cou-; sin. Sagen Sie —- haben Sie sonsts noch einen Cousin in Jhrer Verwandt ichast«« i »O 1s«« - »Nennen Sie diesen auch steif »Herr-Yes , »Aber nein!« —- Sie lachte hell aus, denn sie dachte daran, wie drollig es wäre, wenn sie Robert Kenzinger mit »Herr« anreden würde. »Wir nennen uns »Du«.« »Nun, sehen Sie, das ist das allein richtige und natürliche·« »Wir tennen uns aber seit sriihester Kindheit; mein Vetter, der eine Waise war, wurde bei meinen Eltern er zogen-« »So wäre der einzige Unterschied, daß wir uns erst seit gestern tennen —- doch —- Vetter bleibt Vetter. « Sagen Sie wenigstens Hans Joachim fu mir und lassen Sie mich ——— Senta agen." Er hielt ihr noch einmal die Hand hin, und Senta schlug nach einigem Zögern ein »Nun also -— Hans Joachim von setzt an." »Senta.« Er wollte ihre Hand an die Lippen pressen, aber sie entzog sie ihm mit rascher Bewegung und seßte sich an den Flügel »Wie nahte mir der Schlummer«—— hans Joachim zog sich still in eine Ecke zurück, von wo aus er in der Sängerin schöne Züge sehen lonnte, und lauschte mit angebaltenem Athen Die Töne redeten eine berauschende Sprache zu ihm, sie versehten ihn in eni Zauberland der Zukunft. Als Senta geendet hatte, reichte er ihr nur die hand und sagte einfach: »Ich danle Ihnen, Senta." Senta war froh, daß er sich nicht in Lobeserhebungen erging, sie haßte das, wie alle edlen Künstlernaturen. Doch sah sie ihm an, daß er ergriffen und ernst war, ein seltene-s Zeichen bei dem stets munteren, zu allerhand tol len Späsien ausgelegten Vetter. »Sie sind auch musitalisch?-" suchte sie ihn abzulenlen. »Ja, ich bin es, wie alle Wolfe-but er, wenn ich die Musik auch nicht per sönlich ausübe, mein bißchen stilmper stes Klavierspiel ausgenommen. .lber Ontel Maximilian spielt künst lerha t Geige.« » ie? Onkel Maximilian spielt Geige? Davon wußte ich bisher nicht« Sentas Wangen brannten plötzlich vor Staunen und Interesse. »Das glaube ich wohl,« antwortete ns Joachim, »er löszt sich selten ode: esser nie «ren. Ich gelangte auch nur einma durch Zufall zu dieser Kenntniß, als ich eines Abends spät an seinem Zimmer vorbeiging und die Töne vernahm. Wenn er spielt, ge schieht es meist Abends oder Nachts, und nur dann, wenn etwas Besonde res ihn bewe t und erschüttert hat·" »Wie mer würdig.« ries Senta, »und ich glaubte, er —- haßte die Musik« »Nanu, wie lominen Sie zu dem Glauben? Onkel Maximilian ist viel leicht einer der beaeiftertften Anhänger Frau Musita3.« Sie seufzte leicht. »Er hat es mit nie ezeigt.·« - »Nun machte Panz oachitn nach deutlich, und es auchten ploylich die Zwistizleiten in der Familie vor ihm auf r war nicht naher darin enge dtungen, wußte aber, warum man Sentas Vater aus der Familie ans stoßen hatte Sollte Senta gleiche läne habeni Er etfchtaa bei dem zuixnbteeiy hütete sich aber, daran ten »Es wird sich leine Gelegenheit da ebvten haben-' - antwortete et Pei hin und lentte schnell auf ein an deres Thema über: »Wo haben Sie kenn heute Ihren —- Deachen gelas «Meinen Drachen? Ja, wer ist denn basi« fragte Senta verwundert hqha —- e unvermeidliche Eh rendtnchen, den Sie gestern den gan en Tag an Jhtee Seite hatten, und r Sie wie einen Schuh hütete?« »Sie meinen doch nicht etwa« sp «Die Dame —- die Ehrendame — freilich.« »Aber Panz Joachim!« »Nun? Jst die Bezeichnung nicht itessendi« »Wie kommen Sie nur auf »die Jdeef« . Mit ich auf alle anderen komme: net-löslich So en Sie -— Sie haben die Dame weh sehr geruf« W , »Wie sonderbar Sie fragen, Hans Joachim. sFräulein von Rupert ist« »meine Gesellschaftsdame oder besser« Isie lachte, »meine Erzieherin.« ! »Er;1ieherin? Branchen Sie denn· noch eine Erzieherin?« fragte er mit ! necktschem Blinzeln. Sie zuckte die Achseln. »Man mag es wohl annehmen.« »Können « ie sich die nicht abwim meln?« ( t »Das geht nicht gut.« ,,Soll ich Jhnen helfen?« »Womit und wodurch?'· »Das muß überlegt werden. Lassen Sie uns einmal berathen." Und nun fing Hans Joachim an, allerhand tolle lustige Pläne zu ent lrerfen, und Be lachten zusammen wie zwei ausgela ene Kinder, bis Senta endlich mahnte, daß es Zeit sei, sich zur Mittagstafel bereit zu machen. ; Hans Joachim fiigte sich dieser »Mahnung mit tiefem Beda:iern, doch Tdic Erinnerung an die soeben vertebte löstliche Stunde versüßte ihm den Schmer . Wie gut, daß et sich durch eine List von Arenberg losgemacht hatte. Tante Karla hatte ihn natürlich mit allen Mitteln in Arenbera festhal ten wollen. Er hatte jedoch vorgege den, daß er fiir den Nachmittag einen Pirschganq mit seinem Freunde Rec den auf Sonnenverg in der Nachbar schaft verabredet habe und deshalb ni t zu Tisch bleiben könne. n Wahrheit hatte es ihn nach der Wolfgburg gezogen, und das Glück war ihm günstig, daß er Senta antraf ohne den Ehrenprachen oder Lind wurm, wie er Fräulein von Nupert bei sich nannte. Fräulein von Rupert erwies sich in der Folge wirtlich als der Drachen, der einen Schatz bewahrte. Sie wich nicht von der Seite ihres Schützlings, be gleitete ihn aus Schritt und Tritt. Mehrere Tage war Hans Joachim nun schon aus der Wolssburg, ohne daß es ihm gelungen wäre, Senta wie am ersten Tage allein zu sprechen oder zu sehen. Stets war der Drachen mit seinen stechenden Augen und abweisen den Mienen an seiner Seite. »Wenn ich an diesem Lindwurm nur zum Sankt Georg werden tdnnte,« ries er sich ost ärgerlich zu und sann aus al lcrhand Mittel und Auswege. Junge Leute sind erfinderisch, zu mal wenn sie verliebt sind. Und der junge Majoratserbe war verliebt, sterblich verliebt in seine schöneCous sink. Das Bild Raths, des lieblichen Pastortöchterlein5, oerblaszte immer mehr in seinem Herzen, und dafür stieg Sentas Bild um so leuchtender und sieahaster aus. Er war seit seiner Ankunft noch nicht einmal im Pfarr hause gewesen und dachte nicht daran, daß sich ein sehnendesherz nach seinem Anblick verzehrte. Auch Senta war seitdem nicht bei derFreundin gewesen. JedesmaL wenn sie es sich vor. enommen hatte, war ein unvorhergesehsnes Hinderniß dazwi schen getreten. Heute beschloß sie, den Besuch unter allen Umständen zu ma chen und sich durch nichts abhalten zu lassen. Sie nahm Hut und Schirm und machte sich aus den Weg. Als sie dac- Bestibiil betrat, kam ihr Fräulein von Rupert entgegen. »Wi) wollen Sie hin, Romtesse? Sie sind, wie ich sehe, zum Aue-gehen ge kleidei.« »Ich will zu Ruth Degenhart,« ani trortete Senta iurz und bestimmt, in der Furcht, es iönne ihr untersagt werden. Einen Augenblick schien es auch. als oh die Rupert Miene dazu machen wollte. Doch mußte es ihr wohl noch rechtzeitig eingefallen sein, daß Gra hans Joachim mit einem Freunde aus der Jagd und Gras Maximilian Wolssbura ihr soeben erst aus dem Wege nach seinem Arbeitszimmer be gegnet war. Da war es besser, sie ließ das junge Mädchen gehen. »Sie waren lange nicht bei J«hrer Freundin s-——— gehen Sie nur« er widerte sie freundlich und begleitete Senta bis an die Treppe. Senta eilte srohgemuth in den Parl und hatte beinahe den Ausgang, der nach der Dorsstrasze führt, erreicht. als aus einem Gebüsch Hans Joachim , heroottptang. »«Senta!« »Mus- Joachim, wie können Sie mich so erschrecken? Ich dente, Sie sind aus der Jagd ——- wie kommen Sie denn aus einmal hierhet?« »Ich war bereits aus dem Heim wege ——— das heißt —-— ich hatte eigentlich noch die Absicht, Johannes Degenhatt zu besuchen,« log- er in der Annahme, Senta habe denselben Weg. »Und ich wollte zu Ruth,« erwiderte Senta. · »Ach, das trisst sich vorzüglich,« ties geeth Joachim mit steudestrahtendem sicht, »dann können wir zu ammen gehen! Sie gestatten doch?« »Es wird mit wohl nichts anderes iibtig bleiben.« »So ——— also Sie dulden meine Gesellschaft nur?« Senta nickte. .Dann kehre ich wieder um.« «Thokheit.« «Sento!« «Seien Sie vernünftig, Hans da im,« tiexfsie und entzog ihm hre nd, «son lause ich davont« »Oho wollen do se n, wekschnels let lausen kann un o ich Sie nicht einhole.« Und Senta lies lachend davon, in luezet seist-on ihm eingeholt. «Se n SM« »Sie sind undeebesseklich.« »Iswvb1-« So scheezend und neckend legten sie den Weg zuritch bis sie plöhiich unver sehens an dem Vsotegatten standen. »Sie wußten nicht, daß zwei dunkle W ftAugen sie schon lange beohachtet hat en Als sie etntraten und sich der Laube näherten, stand Ruth in derselben. Sie sah außergewöhnlich blaß aus« und rn ,ihren Augen schimmerte es feucht. ,,Liebling!« ries Senta,·und schlang die Arme um der Freundin Schulter. »Wie lange haben wir uns nicht ge sehen!« · I »Die Schuld lag nicht an Mk Senta—— warum tamst Du nicht ern mal?« · Ruths Blick trag hei dieser Frage lzusällig Hans Joa im. Er wurde ver legen; es war ihm, als hätte die Frage ihm gegolten. Er versuchte den alten scherzenden Ton anzu chlagen, Chfk kk wollte nicht recht gelingen. die fruhere Vertraulichteit herauszubeschworen. Beide fühlten, dasz etwas zwischen sie getreten war« · Senta, die von den Gefühlen der beiden jungen Leute teine Ahnun hatte, sragte sich nun verwundert. wo Ruth heute habe. Sie tam ihr ganz verändert vor. Auch ·Johannes,» der später hinzu karn, war rnertwurdtg zerstreut und schwei«sam. Erst allmählich s wand der Druck. Hans Joachims muntere Art stegtr. Er machte Scherze und erzählte von seinen tollen Streichen aus der Gar nison und brachte dadurch alle in eine heitere Stimmung-. Zulth baten Senta und Hans Joachim das Ge schwisterpaar, sie morgen Nachmittag g besuchen, was auch zugesa t wurde. araus verabschiedeten sie si . Senta reichte dem jungen Pastor die Hand, die dieser warm umschloß. »Aus Wiedersehen morgen, Herr Pastor.« Hans Joachim hilt währenddessen Nuths tleme Hand in der seinen; sie war eiskalt trotz der Sommerhitzr. »Auf Wiedersehen,'-' sagte auch er schnell und folgte der voranschreitens den Senta. Seine übermijthiae Stimmung hielt den ganzen Weg über an, und unter Lachen und Scherzen erreichten sie die Zchloßterassr. Aus der obersten Stufe stand Gras Tittaximilian Sentas Wangen iärbten sich plöds lich gluthroth, und ihr fröhliches La chen verstummte. Auch Hans Joachims bemächtigte sich eine leichte Verleqerp heit, die kaum durch sein lustiaes Hut tchwenten und seinen »Guten Tag. Ontel Maximilian« verborgen wurde. Aus Marimilians Stirn schwebte eine Unmuthssaltr. Doch ging er ihnen entgegen und reichte beiden zum Gruß die Hand. tFortsetzung solgU «--.--—— -—--— cin König der nicht zahlt. Man wird sich noch erinnern, daß König Peter von Serbien anliileich feiner Thronbefteigung eine Genfer Agentur beauftragt hat« sämmtliche Prefzftimmen iiber das ihn fo nahe be treffende Ereigniß zu sammeln. Die Ageniur machte sich selbstverständlich mit Vergnügen an die leineswegs leichte Rhein alle Blätter der Welt waren zu lesen. Es gelang ihr, nicht weniger als 1()s)·000 Zeitung-Baus schnitte aufzutreiben, die sich alle mit König Peters Thronbefteigung be schäftigten Sie wurden in fiinf rie sige herrliche Bande gebunden, und der Inhaber der Aarntur machte sich selbst auf die Reise nach Belgrad, um sie persönlich zu übergeben. Er lie ferte sie denn auch in der Kabinettss tanzlei des Königs ab und fchictir, wieder nach Genf zurückgekehrt, feine Rechnung nach. Sie lautete auf 37, 908 Franken. Monate versrichem die Begleichung der Rechnung blieb aus. Dagegen belam die Agentur ei nes Tages. es war im Februar dieses Jahres, aus Belgrad eine Kiste: sie enthielt die fiinf Prachtbände Köan Peters . . . . lein Bealeitbrief dabei. Die Agentur wendete sich fofort wie der an die Kabinettslanzlei und ver langte iene Aufklärung-L Keine Ant wort. Nochmals Retlamationen Darauf Schweigen wie vorber. Es währt augenblicklich noch fort . . . Nun fragt man sich: Kommen dem Köniq Peter die fiinf Bände, Zeugen fiirftlicher Eitelleit, zu kostspielig vor oder ifi er mit dem Rubine, den fie gleichfalls fiir ibn bedeuten, nicht ganz zufrieden? Allerdings werden da, wenn die Genfer Agentur nicht febr vorsichtig zu Werte ging, ein paar Blätter fein. fiir die der Könia nicht noch in den Sattel greifen möchte. Die Kofiwirtin zum magenleidenden Koftgänger: ,,,Nun was bat ihnen der Arzt zur Störlung ihres Magens emp fohlen?« Daß ich gleich nach den Mahlzeiten ein tüchtiges Beeffteal zu mir nehmen foll!« s- « Neuerdings sucht man wieder Was ser mit der Wünschelrutr. Ohne sie kann man Wasser in den meisten Ttustattien finden. f II « O, suche nie dein Glück im Weltge wiminel: ie tieset in dich Jurist-, je höher im himmel. f i- O Der lykische Dichter czmn Poeten. der die Nellamevetse s miedet): »Sie Glauben auch, daß Sie ichtens«-—Du eimschmied: »Wissen Sie, was des hauptuntekschied zwischen Ihren uns meinen Richtungen ist? Daß dh Leute meine Verse lese-ist« O If If Schinerz und Freude liegen in eines Schale: ihre Mischung ist der Menssl heit Lott