Vas cotterieloos. Carambat Noch nie in seinem Leben hatte er auch nur einen Augenblick da ran gezweifelt, daßer in der Lotterie gewinnen würde, und dabei hatte er noch niemals ein Loos besessen. Er 'tvar nämlich sehr glücklich, unser Freund Jos Bomba, und da er aller-, was gLeben ihin brachte, von der besten ite zu nehmen verstand, war er auch stets sriihlich und guten Mu thes. Seines Zeichens war er Gehilse im Barbierltrden dels Don Simon Pesetero iu der guten Stadt Tala vera, und nahm ihn sein Beruf nicht in Anspruch, dann verbrachte er seine Zeit damit, Lustschlösser zu bauen und sich in feinen Träumereien als den Besitzer unermeßlicher Reichthümer vorzustellen Um sich diese aber zu erwerben, that er indessen nichts, sou dern ließ ruhig das Schicksal seinen Gang gehen; war er doch felsensest davon überzeugt, daß er eines Tages mit seiner geliebten Fragquita zusam men reich-und glücklich sein würde. Aber weder er noch Fragquiia sahen so aus, als ob sie aus dem Wege zum Reichthum gewesen wären, zum min desten hatten sie einen reelleu Grund stein siir ihre erträumte Schatzlammer noch nicht gele t. Beide standen sie in Diensten des on Simon. des grösz ten Geizhalses, der je aus Gottes schö ner Erde gewandelt ist« und während vae beim Zähneaugziehen hals und den Prinzipal begleitete, wenn er in die Stadt sing, um ein m Patienten zur Ad2r zu lassen, seise Frazquita im Laden die Kunden ein nnd brannte ihnen die Loelen Jedes von ihnen bezog das- stattliche Jaljresgehalt von 200 ffrauccs nebst fxsier Wohnung und Betöstiaung; leg-irre bestand Tag siir Tag aus einem Stück Weißbrod, zwei Sardi nen und einem haltben Dutzend Tonia ten, dazu konnten sie noch soviel Was-— ser trinken, wie sie nur wollten. Auch an dem Tage, an dem Jose, der- unglücklicherweise zum Militär ausgeht-den worden war. seine geliebte Fragauita verlassen mußte, verlor cr teinen Augenblick seine Zerlenruhe, und nach den Grundsätzen seineeri losopie suchte er Fkaeguita iu trösten, aus deren Augen die Thränen so rein-. lich und heftig wie die Regentrovieu bei einem WolleiIercke flossen »Laß lommen, wac- da will, Fras auita mia,« sagte er zu ihr. »Ich habe die Gewißheit, daß wir eines Tages zusammen glücklich sein werden. Frei lich weiß ich selber noch nicht, wie das tommen soll oder wird, aber ivas thut das? Gröme Dich«nicht, sondern lasse ruhig das Schicksal seinen Gang ge heu. Da- oben im Himmel sittt ganz gewiß einer, der mächtiger ist als wir. Was hat es also siir einen Zweck, wenn wir selber uns Kummer und Sorge machen? Stehen unsere An stre ungen im Eintlange mit seinen Abschtem dann wird unsere Hilfe viel leicht den Erfolg beschleunigen; laufen sie aber seinen Plänen zuwider-, so kannst Du Dich daraus verlassen, daß wir damit nichts erreichen. Stelle also alles dem lieben Gott anheim, hab« Vertrauben und halt' Dich tapfer.« Und mit einem Lächeln im Gesicht drückte Jose seine Frasquita an die Brust und verließ sie, um zu vierjäh rigem Dienst bei den Dritten Lanciers ein utreten. u ihrem Glück beherzigte das junge Mädchen diese tröstend-e Philosophie Wir sagen «zu ihrem (ttliick'·, denn dieser alte Knauser, der ihr Brodherr war, schien es sich zur Ausgabe gestellt zu haben, ihr das Leben so schtoerals möglich zu machen. Ju der ersten Zeit erlaubte es ihm sein Geiz nicht« siir Jose einen Ersatz zu beschaffen, und«er drang darauf, daß Frasquita ihren Geschlecktgange hörigen die Zähne lzog und ilzren Zeit genossen Schröpstöpse setzte. Dabei stellte sie sich aber, so ungeschictt und unbeholfen an, dass Don Simon sich genöthigt sah, diese Verrichtungen selbst vorzunehmen, da er sonst furch ten mußte, seine ganze tiundschast zu verlieren. Aus Rache iiberhäuste er Frasquita mit allerlei Schniähungen. Beleidigungen und Sticheleien über ihre Ungeschiqlichleiu die diese gedul dig hinnahm. Kehrte er ihr als-er den Rücken, dann gab sie ihrer Werth schätzung siir ihn dadurch Ausdruck, daß sie sich mit Daumen und Zeiae singer an ihren kleinen Ohren zapfte. Das ist in Spanien dasselbe, als wenn man in Deutschland Jemandeni zum Ho n eine »lange Nase« macht. "o ging das eine lange Zeit, bir einetl schönen Morgens Frasauila in größter Eile zum edlen Don lam und ihn um einen Vorschuß aus ihren Lohn Vat. ,,Zlvanzig France-, Zenos wenn Sie so aut sein lvollen,«' bat sie, »ich brauche sie sei-se nolhioendig.« Zwanzig France-, Du kleine Vec schwendetin, Du saule Iireaturl Und wozu brauchst Du denn das viele Gele« - »Zu—-zu—-—-, weil ich einen Traum hatt-. Senek.« »Was? Einen Trauun? Mai-re de diosl Und was lann denn ein Traum mit einem-stinkenden Goldstück zu thun haben?« »Ich b’ nämlich geträumt, Senat, daß bei ek nächsten Lotterie, am Fast nacht-Dienstag über-acht Tone, die Nummer 5555 das große Loos gewin nen wied. und ich will mir die Num- « mer lausen.«« ( Der alte Schusl zuelle mit den Ach seln. Da er ihr aber süt zehn Monate das Gebell schalt-etc so blieb ibm niedls übrig. als beummend das ver langte Goldstück zu geben. Voller’ Freude. als hätte sie den Hauplaewinn von ganzen 200.000 Itancs bereits in der Tasche, rannte Frasquita davon. Noch fröhlicher war sie am näZsåen Morgen, und als bald darauf der neval nahte, der ihr einen freien Ta brachte, tv·ar sie so lustig und ausgelasq sen wie ein junger Kobold. Nach Her zenslust vergnügte sie sich, tanzte wie ein Kreisel, that sich gütlich an in Oel: ebaclenen Kuchen und gerösteten Ka staniem ließ sich die schönen Valentin Nüsse gui schmecken und vergaß auch »den heiligen Roch.,ug den Schutzpatron Ider Gegend, nicht, vor dessen Bildsäule Este drei Kerzen brannte, damit Jose glücklich von den Soldaten zurückkehre kund ihr Erfüllung aller ihrer gehei men Wünsche würde. Bsalld darauf seit drei Jahren hielt bereits Jose an der Nordgrenze seines Vaterlandes treue Wart-st verbreitete fcch plötzlich im Flecken das Gerücht, daß Simon Pesetero seinen Verstand verloren habe Ein Gerücht, das, wie wir bald sehen werden, voll kommen unbegründet war. Jn Tala vera interessirle man sich sehr für Po litii, und auch Don Simon machte von dieser sallaemeinen Reiel leine Au -nahme. Allabendlkich besuchten ihn zwei oder drei Gesinnungsgenossen in seinem Barbierladen. Der eine brachte seine Guitarre mit, Don Simon entfaltete das Madrider Journal, auf das er abonniri war ——- es war das ein schmerzliches Opfer-, das er seinem Wissensdurst brachte -- und bei dem Schein einer blalenden Kerze ivechselte das Vorlesen der Tagegneuigleiteu mit den Klängen der Guttarresah wo bei unziihlige Zigaretten gedreht und gerannt-i wurden. . Als aber eines Abends der Barbier, die Brille auf der Nase, und bequem in seinem Sessel zuriiclgelehut, seinen aufmerksamen Zubörern die neuesten Nachrichten über das letzte Pronuncia imento vorlag, brach er plötzlich ab und s wurde ireideireiß i »He? Was ist Dir, Simon? Was ifeth Dir«'?-« fragten ihn seine erstaun ; ten Freunde. Dimon erholte sich rasen »Nichts, gar nicht« antwortete er. »Das Lesen hat mich nur müde ge smaeht Uebriaens steht auch weiter nichts Jnteressantes in der Heitun»q.« tsr stand auf strertte und dehnte sich, ging ein Paarmal durch den Laden, nnd als er dann Fraoquita erblickte, die ihrer Gewohnheit gemäß ans den zum Laden führenden Stufen stand, um etwas frische Luft zu schöpfen, trat er auf sie n und in dem sanfte ften Tone, de en seine treischende ciimme fähii war, sagte er zu ihr: »Liebe Fragqnita, Du solltest her einkommen und zu Bett gehen. Es ist kühl draußen, und Du könntest Dir einen Schnupsen holen.« Das größte Erstaunen" malte sich aus Alter Gesicht. Seit Menschen gedenken hatte man den alten Pesetero nie so zu einem Untergebenen sprechen ören. Frasanita selber war wie vom - chlage getroffen, so erschreckt. das; sie glaubte, er mache sich iiber sie lustig. Zu größter Eile lies sie nach ihrer ammer. Sie hatte aber noch nicht die Treppe erreielft, als Don Simon sie wieder zuriickrief. »Und ich hab’ mir auch überlegt, Frasqnita mia,« fuhr er fort, »daß Du des Morgens zu sriih anfstehst. Du bist noch in dem Alter-, da man viel Schlaf haben muß Linn jetzt an Kleine, brauclst Du vor funf nicht »ausznstehen; es genügt, srenn Dn um sechs unten bist-« Woran Frasaiiita davon lief und Ton Simon sorgfältig die Zeitung, die er nicht aus den Händen gelassen hatte, usammenlegte. Für den Gui teuren pieler und seine Freunde war dies das Zeichen, dass er allein zn sein wünschte. Sie verstanden den Wint und verabschiedeten sich, wobei sie ein ander derstiindnißvolle Blicke vinwar sen. Deutlicher tonnte es für sie aar nicht sein Es war zweifellos, Don Simon hatte den Verstand verloren. Und noch fester wären sie davon über lzeugt aewesen, wenn sie ihn nach ih rem Weggange allein nesehen hätten, wie er die Zeitung wieder entfaltete und damit an’«5 Licht trat. ; ,,’·siein," sprach er vor sich hin, »er— kist iein Jertisuin Die Nummer :):"«. that wirklich das aroße Loos qeroons ;nen. Frcsquitn besitzt jetzt zweihun derttausend Franks. giveitsunderttiu send Friiieg! Wer hätted is wohl ne dacht! ’ Jn qrisßter Aufregung ging er iin Zimmer nus nnd ab und iitserteate, wie er sich- iroisl in den Besitz dieses zVertnöaens setzen könnte. Nur ein TWea erschien itnn hierzu als geeianet, und schniuiizelnd nnd sich die Hände reibeiid, betrat er nni nächsten Mor. ;gen seinen Laden. » Fraganita Irar allein nnd Pußte die ; Rasirinesser. »Liebe-J siind,« benann Don Ei IMon recht zärtlich, ,,setz’ Dich neben mich und lass uns ein bischen mou sdern. Es iind ietzt sechs Jahre, dasi Du mit treu und fleißig gedient hast. Während dieser Heit mag ich Dir viel leicht manchmal etwas strenq oder vielleicht gar rücksichtslog erschienen sein« das toar ich aber stets mit Ab Isichh denn ich wollte Dich aus die Prot- stellen. Das ist aber setzt vor » bei, die Prüfungszeit ist zu Ende - »Ein bischen lange hat sie freilich gedauert.« warf Fragquita ein« »Man vielleicht sein, da sie aber vorbei ist, wollen wir nicht weiter da rüber reden. Wie Du siehst, date ich in diesen sechs Jahren Deine Borziine kennen nnd schätzen gelernt. Du vist noch jung. ich daqeaen zähie allerdinas schon siinsundsechzia Jahre. Ich bin saber gesund und kräftig und besitze ein Vermögen von achtzigtausend Franks in goldsicheren Vanieren habe ein gut el enes, hübsch aus estattetes Ge fchiit mit fester Kund chaft, wie Du Ia selber am be ten wei t, und-—turz ——« ch will Di heirat n.« Bei diesem unerwarteten Antrage giaubte Frasquita in den Boden sinken zu müssen. Die Aussicht war gewiß nicht ver- · lockend, 80,000 Franks waren aber ein s hübsches Vermögen. Jedoch nicht «da- i ran, sondern an Jose dachte sie. « ,,Wollen Sie mir eine Woche Be dentzeit geben?« fragte sie. « »Acht Tage? Meinetwegen. Aber nur unter einer Bedingung: Während dieser Frist darfst Du mit Niemandem l darüber sprechen. ch fürchte, man; könnte Dich beeinslu en, und ich will, i daß nur Dein Herz Dir rathen foll.« i ,,Einverftanden," erklärte Fras- I quita. . ’ i Das junge Mädchen hatte wohl zu- ! gesagt, während dieser acht Tage mit ! Niemandem darüber zu sprechen; daß l sie aber auchNiemand deswegen schrei- l ben sollte, davon war keine Rede ges « wesen. Sie schrieb daher an Jose, der ! Ihr getreu seinen Grundsätzen antwor: ! ete: ; »Laf3 nur das Schicksal seinenGang I gehen, Frasquita.« , Und das that sie denn auch und sagte: »Ja.« Bereits nach ein paar Ta ! gen konnte die Hochzeit stattfinden, da ! dank der offenen Hand des Bräuti- I gams sich alle Formalitäten rasch er- I ledigten. E Die ganze Stadt war sich dariiber ? einig, daß Simon thatfächlich verrückt - geworden war, und in ihrem Glauben Z wurde sie noch mehr bestärkt, als Si-: ; mon darauf bestand, daß durch gegen E seitigen Vertrag er Frasquita und sie 4 ihm ihr gesammtes gegenwärtiges und l zutiinftiges Vermögen abtreten sollte. i »Es ist das uuk fük alle Feine-« ek. l klärte Don Simon, ,,man weiß ja. nicht, was vorkommen tann.« T Frasquita lachte und unter-zeichnete s diesen Vertrag »für alle Fälle«, was-. auch Don Simon that. Dieser ließ all-: - über sich lustig machen und hielt sei« j nen Mund bis zum Abend des Hochs ; zeitstages. Als er dann mit Frasquita j unlösltch verbunden war, fragte er sie ( so ganz brisällig: . »Sag’ mir doch, Schatz, Du hattest I Dir doch ’mal ein Lotterieloos getauft, : und war Nr.5555, glaube ich. Was J «)« . haft u denn damit gethan. »Was ich damit gethan habet« wie: « derholte Frasquitm »Nichts. Jch hab’5 ja gar nicht ·etauft und wolltees anch gar nicht tau en. Es war nur ein Vor wand, um mir die zwanzig Franks ge ben zu lassen, mit denen ich mich auf dem Karneval amiisiren wollte.« »Was-! Du hast das Loos nicht ge lauft? Du Lügnerin Du! Du Spitz biibin! Du Betrüger-int« Den schrecklichen Austritt, der jext folgte, wollen wir lieber mit Sti - schweigen übergehen. · Don Simon raste nnd tobte und fluchte und ereiferte sichio, daß ihn ein Schlaaanfall traf. Da er aber der einzige Barbier in Talavera war und sich selber nicht zur Ader lassen konnte, war Niemand im Stande,s ihm Hilfe zu bringen, nnd rascher als wir es hier erzählen können, hanchtez er seinen Geift aus. , Jose, der rechtzeitig von diesem Todesfall erfuhr-, lehrte bald nachdem Frasauitas Trauer vorüber mai-, vom Militiir zurück. Sein Vertrauen anf. das Walten des Schicksals batie ikm nickt betrogen, und mit der ibnieire nen Ruhe nnd Gelassenheit nabni er von Don Simon-Z Frau, Geschäft nnd Vermögen Besitz. Tollen älter-e Leute viel schlafen Ein hervorragender Professor tse merkt hinsichtlich des Schlafeng im höheren Alter folgende5: »Ei- ist fiir ältere Leute im allgemeinen nicht gut, allzuvicl zu schlafen. Die Natur nat eg zweckmäßig eingerichtet, das-. der Schlaf im Alter an und fiir sich ver tiirzt zu sein pflegt. Er lann natiir lich auch gar zu lurz sein, und wir wollen den Alten ihr Schläfchen nicht rnisjgönnen Aber der Schlaf soll im mer im Verhältniß zur Bewegung stehen: viel Thätigteit oder Bewegung, viel Schlaf. Wo aber die Bewegung diirftig ist, da kann vieles Schlaer leicht zur Beeinträchtigung des Blut nmlanfg führen und damit zurSchirä chung der Herztrast und der lfslastizi tät der Gefäßwandungen. Jm übrigen lann man ganz bestimmt siir jeden passende Vorschriften über die Menge des Schgrfes nicht geben, denn das Schlafbe iirfniß —-— ich meine nichtden Wunsch zu schlafen, sondern den wirt lirten objelliven Bedarf des Körper-— an Schlaf --—- ist je nach der Itonstitu tion sehr verschieden. Fettsiichtige Gichtische, YJtuslelschlaffe haben fehr oft mehr Neigung zum Schlaf, alg ihnen gut ist, und fiir sie ist besondere unzweckmäßig, dieser Neigung nachzu geben und an der Altersgrenze gerade , zu gefährlich. Hier seh-en wir rvieder,i daß jedes Ding sein richtiges Maßj haben muß, seltbst des erquickenden,i fiir das Leben absolut ersorderlichens Schlafes tann es zu viel werden. Was bei richtige-n Maß eine Wohlthai,1 tann im Uebermaß ein Gift werden. Der Mangel an Schlaf andererseits ist elichfalls siir das Herz schädlich, welkl während des Schlusens eine Artl von Aus-ruhen auch für das stets thö tige Herz stattfindet, insofern, als die Anforderungen an die Herzlraft und damit die nothwendige Herzarbeit während desselben vermindert sind. hierzu lommt, daß die durch Schlaf losigleit erzeugte oder mit ihr verbun dene Nervositcit aus den Nervenappa rat des Herzens ungünstia wirlt. « da- richt im most-. j Eine Venngeschichte von N an n y L a m b r e ch t. Auf dem Torfhügel kauert die Vennftau, dreht die Blende um das Laternenlicht, daß nur durch eineRitze der blanke Schein heraussickert, und düster Und todttraurig hockt neben ihr die Moornacht . Sie wartet; sie hatte schließlich nur den einen Sohn. Einmal würde er irgendwo zu Tode kommen, in den Siimpfen oder vor dem Gewehr"lauf. Sie wollte ihn davor bewahren, so lange es ging. Auf seinen geheimen Schmugglerwegen schlich sie ihm nach, und wo die Gefahr für ihn lag, ein Sumpf oder ein Grünrock im Versteck war, da ließ sie das Licht im Moor leuchten, fast unmerklich fiir die an dern, kenntlich nur siir ihn. « Sie hält den Athem an und horcht. Ein Flüstern von mehreren Stimmen lnistert zu ihr her-. Sie versteht nichts, abersie fühlt«63, was sie vorhaben, sie kennt jeden Fußpfad ini Venn. Jn weitem Bogen fiihrt einer um die ver suinpfte Gegend. An einer Stelle schnitt er plötzlich ab. Da war die ge waltige breite Wassermuldr. Sie hatte sie mit austorfen elfen, und dann floß das huiiirig?aure Grundtvasser hinein und bildete einen tiefen, trau rinen, schwarzen See Und nun folgerte sie: der Fußpfad ist sicher, da werden sich die ,,.Kontro liir5« nusstellen, rund um sein Ver steck im Sucnpfdiciicht nur an der einen Seite, wo die dunkle Fluth lluntst, ist kein Wächter von Nötliem Dieser Weg mochte offen bleiben, es trar ein Grab-, ein tiefes, fchaririges, nasses. i nd diese Richtung wirol ihr Sohn nehmen! Jhre Mundwinkel reißt’s in jähem Entsetzen herunter, vorniiber fällt sie und liegt auf Händen und Füßen undf ftiert in das Dunkel, und mit weit-s ossenem Munde stößt sie den Athernl aus, als wär’s ihr letzter, ihr Sterbe seufzen Und dann hattet sie auf, frei muß ihn warnen. Von der ausge« torsten Stelle weis-, er nichts-. Die wurde gestochen, als er jenseits der Grenze die Schmuaaelwaare zusam menbrachte. Er wird sie für eine der gewöhnlichen Mulden halten, aber sie weiß, wie gefährlich und tief sie ist. Langsam tastet sie weiter, die Licht ritze tanzt wie ein Jrrlictxt aus ihrem Wege. Nun steht sie vor dem weiten Tümpel. Sie erinnert sich, daß zwei Mulden hier zusammensinken Das immer höher steigende Wasser über schwemmte die Grenzscheide, nnd so wurde der große, schwarze, traurige See im Moor. Ader die Scheide mußte noch da sein, und auf dieser kannte sie den Sohn hinübersiihren. Sie sucht den Rand ab nnd senkt Torsstiicle hinab. Ueberall die Tiefe, das Grundlose und der tluclsende Brei Und dann gewinnt sie Unter grund und tvaat den festen Schritt hinein. Um die Fußknöchel sickert ihr das kalte, Prickelnde Muldenwasser. Ein Krampf schießt ihr in die Adern; aber die Zähne beifzt sie auseinander, und mitten hinein geht sie· Das Wasser schlägt ihr um die Hüften. Das Blut drängt zu dem alten, ver tnöcherten Herzen und setzt sie in Athemnoth Bedäctztig iiffnet sie die Blende, und klar und blank und leuchtend fließt das Licht til-er die dunkle, schwarzalänzende Flnth. Ein leises Gurgeln und Schlamper unter ihr! Die spitzen Lichtstrahlen stechen hinunter bis ans den nachtschwarzen Grund und zaudern eine dämmerige, phantastiscle Welt herauf. Die leiuldenriinder sind hoch genug, um die Wächter ncht aus den Licht schein aufmerksam zu machen. Aber kalt und eisig ist der dunkle Grund. Jn den steifen Hiirtigrock friszt sichder saure Oumug ein und zieht ihr fast die Hiisten herunter. Eine Wasser spinne seht mit jähem Sprung in den Lichtlreig und kreuz und quer iirer die glatte Fläche. . Wo er nur blein Sie reckt den Arm und liiilt die La terne höher. Hier will sie stehen und steif werden und im Moorgrund ein frieren, wenn er nur kommt und an der gefährlichen Tiefe vorbei den Weg zu ihr findet. Die Eigtälte sticht ihr bis ins Mark der alten Knochen. So tönnte der Tod an ihr heraufschleichen und das bangtlopfende Herz ,3um Stillstand bringen, ohne das; sie eLJ merkt und fühlt. Sie strafft die MUS keln mit der Wunderkraft der Mutter liebe, steht und erstarrt und streckt den Arm, daß die sinochen knacken « und das Licht im Moor leuchtet, und still und geheiuinifzooll wallt um sie die Fluth unter heftigen Windstößen. Aber sie liieheltx er wird ja kommen! Jhre stieren Blicke suchen im Moor dunkel. Jreendwo muß da sein angst volles Gesicht auftauchen Er baut so sicher darauf, daß seine Mutter da ist, wo die Gefahr für ihn liegt. Dahin hat sie der Herrgott gestellt, der liebe, sanfte, geduldige Herrgott, der dem Verm sein-en ei ge n e n Himmel gibt, grau und herb wie seine Bewohner. Und dieser liebe Herrgott vom Venn wacht mit ihr und hilft ihr, bis er, der Sohn, hinter ihr steht und sagt: «Mam’, da bin ich, geht ooran.« Klar und deutlich meint sie es durch die Nebelnacht zu hören mit der gan zen Jnnigteit der wallonischen Spra che.—Das selige Lächeln in ihrem Mumiengesicht vereist die Auan quellen gläsern heraus ——«--- eine jähe innere Erstarrung strafst ihre Glieder. Sie wankt hinteniiber --—-—— lancssam im letzten, stummen Wehren des ver rinnenden Lebens... dann bricht sie m den Knieen zusammen... und I s. über ihr schließt sich die Fluth Ssteif und tarr ragt noch der Arm heraus. Der ind rath gegen die Laternen glaser . . . ein uck. . . zischend erstickt , ie Flamme im dunklen Grundwsafser. Und tiefe, dunkle Stille ringsum —- — Aus dem Ginster schlüpft einer! Dort war das Licht. Dort wartet sie auf ihn. Sie hörte ihn kommen und schob die Blende vor, ja, so ist’s. ,,Mam’!« — War sie zu weit in der Mulde, daß sie ihn nicht hört? Er sondirt und indet festen Boden. Nun muß er bei ihr sein« Seine Arme streckt er aus —nirhts! Er strauchelt; etwas Stei fes, Hölzernes versperrt ihm den Weg Was ist’s? Er greift unter dem Was ser zu.... Ein Arm! Barmherziger Gott! Nun langt er tief hinunter... da rUtscht ein Körper schwer und wuchtig die Scheide hinab, nnd Scher ben klirren und tnittern und tönen. Tief im Grund — tief in der Stille! Wie einer vergsrabenen Glocke letzter, schriller Ton —- ——-—— Der graue Morgendunst rinnt in den fahlen Dämmer. Da sitzt er noch immer an der steilen Böschung und starrt in den tiefen, traurigen See und horcht, ob's einmal noch wieder töne aus der tiefen Stille, so, als rvär’s ein Gruß... Dann kommen sie und legen ihm die Hand auf die Schulter im Namen des Gesetzes-. Und er nickt und steigt mit ihnen ins stille Wallonenthal hinunter. Und fiir immer ist das Licht im Moor verlöscht. -- sEisvärtn auf der Jagd. Unter den wilden Thieren, welche regelrechite Jagdexpeditionen gegen an dere Thiere unternehmen und durch geduldige Berechnung sich dabei noch rnehr·a115zeichnen, als durch schnellen An riff, ist der Eisbär oder Polarbär entschieden eines-« der bemerkengwer thesten. Folgendes Bild von einem Jagd ausflug einer Eigbärenmutter in Alaska ist von einem Nimrod und gutem Beobachter frisch nach dem Le ben entworfen: Die wiederkehrende Sonne hatte .re geres Leben in die Eisfelder gebracht, und die alte Eigbärin nutzte die giins stige Zeit zur Ausübung ihres Waid lverlg tiichtig ang. Jhr Jungeg stets dicht hinter ihr her, trock, sie, hohe Eig schollen fort und fort als Deckung be nutzend, so lautlos wie fallender Schnee umher. Nicht einmal ein Schatten von ihr war für ihr Opfer bemerkbar. Mitunter wurde diese Stilljagd rasch durch Erfolg belohnt, besonders wenn eine uriersahreneitioli. be so thöricht war, sieh nahe bei einer » Eigscholle längere Zeit zu sonnen, oder weicn ein andere-Z Opfer halbschlafend auf einer Felgtlippe überrascht werden konnte. Dann und wann auch ftiirzte sich die Alte blitzschnell in das Wasser und hatte im nächsten Augenblick einen hellgliinzenden Fisch auf dem Eis ge landet, — eine angenehme Abwechs lung fiir die Robbenileisch-Diät. Aber auch Vögel mußten gelegent:’icb zur Abwechslung herholten; gegen einen UeberrasclIungssprung halfen ihnen ihre Flügel nicht. Es war ein ergiebiger Jagdtag aus den Eisfeldern und in den Fluthen, und die Eigbärin konnte reichlich und niannissalstig den zwar großen Appe titen genügen, die sie zu stillen hatte: ihren eigenen und den ihre- kräftigen Iund gefräßigen Jungen. I Aber am anderen Tage warez mit dem Jagdgliict viel niagerer bestellt: die Robben waren ungewöhnlich scheu, die Vögel ganz besonders ruhelos-, und die Fische blieben mit grosser Hart näctigkeit dem Gestade fern; daher nahm die Versorgunggfrage die Unze Ersinderischteit und Augdaner der Bestienniutter in Anspruch. Waren leiooLstöcher in der Nähe, so berschniiihte sie auch die Gelegenheit zu einein unblutigen Baute-it nicht. Doch sie vergaß teinen Augenblick, daß sie aus der Jagd mar. Weit draußen. aus einem nackten schmalen Vorsprung ldeg Eisfelde5, der sich in die See er streckte, ruhte eine ganze Gruppe Rob ben: das Auge der Bärin erspähte sie rasch, aber sie hatte absolut teine Aug sicht, unbeobachtet aus dem Vorsprung ihnen näher zu kommen. So ließ sie sich an einer, etwas abseits liegenden kleinen Bucht in das Wasser gleiten und schwamm, die Richtung stets in: Auge behalte-nd, aus die See bina::5, sich so weit unter dein Wasser haltend, das; nur die Spitze ihrer Schnauze sichtbar blieb. Dieses sich hewegende Piinttchen auf dein Wasser konnte selbst dem argwöh nischen Auge nicht ausfallen. Es konnte ebenso gut ein Stückchen Eis mit etwas angesrorenetn Seegrag sein« oder ein Bischen treibende-z Moos; nur ein sehr gewiegter Beobachter mochte ans der stetigen Bewertung die ses Pünktcheng, ohne Rücksicht auf Wogen und Wind, schließen, das-, ed denn doch etwas Anderes sein mußte. Die Robben aber hatten keine Ahnung irgend welcher Gefahr von der See her und sonnten sich gemiichlich weiter. Jn wohlberechneter Entfernung von ihnen füllte die Bärin ihre Lungen mit Luft, verschwand dann ganz unter der Oberfläche, schwamm mit aller Eile vorwärts, erhob sich unmittelbar am Rande des Eises und schoß mit der unheimlichen Sicherheit des Verhäng nisses auf die nächsteRobbe los, sie mit ihrer mächtigen Tatze niederschslagend, ehe irgend eines der Thiere wußte, von welcher Richtung das Verderben über sie gekommen war! Die zottige Diana und ihr Junges konnten wieder könig . Eichen Schmaus halten. · Das Schmerzen-keck Bauer (zu einem Sonntagsjä er): »Waan geht« denn wieder an die Jagd, gnä’ Herr, i braucht« schon an paar neue Stiefel.« Keine Ersparniss. . A.: »Sie haben sich- also wirklich das Rauchen abgewöhnt?« B.: »Jatoohl, aber jetzt raucht meine Frau.« Passe-we Deklaration « Dichter: »Wie soll ich diäxe Gedicht-e per Post expedirem als acket oder Brief?« Postbeamter: »Als Muster ohne Wann Schlcchtck Einlanf. A.: ,,Laß Dir gratuliren, alter Schwede; Dn bist also nun auch in den Hafen der Ehe eingekaufen?« B.: »Allerdings —- aber auch gleich —-- gestrandet!« I Ein nngezogcner Junge-. Monta: »Rudi, Du bist sehr unge zogen, sieh- ’mal «wie sich Malchm, Hannchen und Lieschen aufführen." Rndi: »Ich bitte Dich, liebe Mann-, hör’ mir mit dem Weibsvolk auf.« Neugierig. Richter Um Rauspr-ozeß): »Sie ha ben bei der Rauferei eine besondere Rohheit an den Tag gelegt, indem Sie Ihrem Gegner ein Ohr und die halbe Nase abbissen. Dafür hat Sie der Gerichtshof mit neun Monaten Ge fängniß bestraft!« Angeklagter: «Wieviel kommt w auf die Nase?« Fulfchc Auffassung. Miinchenerz »Ja mei’, alles irird halt theurer und jetzt fang’n « gar mit d’ Würft a on!« Berliner: »Aber, lieber Freund,det is doch gar nich anders möglich bei den Viehpreifen!« Miincheneri ,,Rech-i ham’s, ti Viechprenßen san an allem sch-Uld!« Ver-geglich ,,.Warum tragen Sie zwei Regen schirme mit sich?« ,,,Wissen Sie, meine Fr ist so ver geßlich und da es regneris war, habe ich auch ihren Regenschirm mitgenom men, meine Frau aber selbe-r zu Hause vergessen.« » , — Ein Fleißiger. ,,Zu ’nem Bild gehören drei Lent’. Einer, der ’s malt, Einer, der ’s be ncnnt, und Einer, der ’5 kauft. No, benennen thut meine Bilder mein Freund. der Philosoph. Kaufe thut sie mein Schwiegervater. Wenn ich jetzt nur noch einen fänd’, der sie ina len wollt’!« Ja Busen-alk «!)ll:er warum saan Sie immer Cäkwoak, geschrieben wird es doch Catewalk; man sagt doch auch immrf Pascwali und nicht Psiisewoak.« Ballgrsprächse. »Hm-sen Gnädigste schon einmal die Rothlcine ·c,ezoaen?'· »Sinv Gnädigste schon einmal an den llnrechten gekommen?« »Er-ten gnädian Fräulein ich-rn mcl den Bock »zum Gärtner geiiiiietjiii« Bedentltichees Krankheits-reichen ,,Frau Wirthin kommt denn rrr Her Amtsrictter heute nicht«-» »Nein, Herr Rath, der ist lrant, er hat sirli eben rie Vierte Mas: nach Hause hoksxn lassen!« Tat-nun Gast: »Herr Wirth, Ihr Wehr schmeckt aber stark nfkcli Wasser.« Wirilk: »Der Wein ist aut. Jlfren läuft wohl mir ras- Wasser im Msrrxke zusammen beitn Anblick der Anitri s, die der Here dort drüben versprisi.« Ein folgsamer Patient. Arzt: »Na. baden Sie meinen list-Eh tefolqt und dac- Wirthhauv assis den?« Patient: »Gewin, Herr .rs. Uebrigens- l):.be irkj dalii die Bei-ker kuna aemaijt dass dcxs Bier zu Oan auek; ganz gut irr-niedri« Jxrii Allerlmnd Lmrlpachmnw Leulziant tini Waltensiein fksenikst »Der Soldai allein ist der rette Manni« Dach eejenilich janz feinmssxr Kerrel, dei- Sct«iller! Jarnich jedaa«-t, daß smi Zivil Falzle so mag Rimsi diaeg schreiben li.imtse!« zeindcrmuntx Frau «;I.1ienee: ,,T;c;iien Zic, nxein Mann wollte zn Anfang gar nie-ists von dem Ball missen er sagte Eis-By es koste ihm zu biel.« Frau Schulz: »Und wag berictzten Sie daral"—f?« « Die kleine Gertrud: »Die sitt-ein« Löffel.« Der Patitoffcllielb. »Herrgott, im Vertrauen aus di Richtiateit der Prophezeiuna, da heute Nacht um zwölf Uhr die Wel untergehen würde, habe ich so lange im Wirthshause zu bleiben gewagt — und nun gebt sie nicht unter!!!« Begeciflich. . Advolat: »Das ist alles recht, atser im Gesetzbuch steht, daß man selbst wenn man beleidigt wird, nicht daz Recht hat, Ohrfeigen zu geben« Filienh »Ja, Here Doktor, i hab keine Zeit dazu gehabt, das Gesetzbuch nachzublätteen.«