W Die Haarlocke Novelle von Julius Knopf. Nachdenklich schlendert der ojunge aron von Seldis durch die Straßen der Hauptstadt Er muß aus kurze it verreien, um aus seinem, im außersten ipsel Oftpkeußens gelege nen Gute s Austellen und Inbe triebseyen zweier neuer Maschinen zu überwa n, welche er selbst kürzlich in der esidenz gekauft. Sein Jn spettor hatte ihm dringend geschrie-· ben, dasz eine Anwesenheit ersordet-1 lich sei. ergerlich wirst bäte Baron seine Cigarre aus den Stra ndamm. Betdammt satal das! — Sich auch nur aus wenige Wochen von der schö nen Frau Heila, der interessanten Wittwe, zu trennen s— unmöglich, partout unmöglich! Gerade jetzt, wo sue ihm Advancen machte!——Und was ilr’n charmantes Frauchem diese Heila! — Wenn sie nur «n bissel we niger kpkett wäre und sich nicht von jedem die Cour schneiden ließe! Ah bah, was thut’s! Jede schöne Frau will gefeiert sein; die A betet wurzen idt das Leben, wie di Trüssel den Braten. Und ihn liebt sie —- ihn al lein. Mehr noch als den Kuß, den sie ihm neulich halb im Scherz gege ben, und der ihn noch erschauern macht bis in die Fingerspitzen beweist es die Locke, welche sie ihm abgeschnit ten. Die weiche Locke hat sie in das goldene Medaillon gelegt, das sie stets am Armband tragt. Sapperment, das thut keine Frau, wenn sie den Mann nicht liebt! — —- Und diese Frau muß sieben können! Ah! Tem perament liegt d’rin in diesem Wein Wer sie einmal besitzt....! Ungeduldig beschleunigt er seine Schritte. — Bald steht er vor ihrem hause. —Erregt stürmt er die Trep pen hinaus. —- Sie sehen — Abschied nehmen — vorher Hand anbieten -— ctsr steht vor ihr, nervös —- ausge reg . ,,—ch komme, um mich zu verab schie n.« stößt er hervor. Sie schreckt zusammen. ·,.Wohin aeht die Reise?« sragt sie, sich schma fasse-w. Mach meinem Gut, aus zwei bis drei Wochen.« Sie athmet aus. »Alle-ten der neuen Maschinen?« ,,- a. »Stüssen wir halt ertragen,« scherzt sie, wieder aus eräumt. »Aber, bitte, wollen Sie ni t Plan nehmen?« »Nein, ehe ich Jhnen nicht gesagt habe, dasz ich Sie liebe, ehe ich Sie nicht gefragt habe, ob Sie mein wer den wollen.« · »Bitte. seyen Sie sich.« Sie nimmt ihn an der Hand und drückt ihn ans ein Tabourett nieder. »Als-) Sie wollen mich heirathen,« sagt sie endlich, sich ans ihrem Sessel ihm vis-a:-vis streckend. »Ich bin bald dreißig, Sie erst siinsundzwans ztg —« »Lassen wir die Arithmetit,« unter bricht er sie ungestüm, »ich rechne nicht —- ich siible.« »Jn zehn Jahren," fährt sie unbe irrt sort, »werden Sie noch ein junger Mann sein« während ich dann als alte »Frau einherwandeln werde, mit Run zeln im Gesicht und Schminte aus den Wan en —- wie eine Politi.« Er la t. »Sie sind wirklich originell. Nein, to speisen Sie mich nicht ab. Heute heißt’s Farbe bekennen. Entweder Sie sieben mich, und dann nehmen Sie meine Bewerbung an —- oder Sie lieben mich nicht, und dann gilts zu scheiden —- siir immer.« »Das nenn’ ich schneidia, cher Ba ron. Sie wollen also gleich einem Kaballerieossizier alle Hindernisse durch eine liihne Attacke nehmen! — Gemach, gemach, ich weiche zurück, aber ich ergebe« mich nicht. — Sie ha ben zwar recht, sich siir bevorzugt zu lten, denn ich habe Jhnen manche leine Vergünstigung eingeräumt, weil Sie ein netter, frischer, ein so an und gar nicht blasirter junger ann sind.« »hella!« Er ergreift ihre weiße, zarte Hand und tüßt sie leidenschaftlich Sie läßt ihn gewähren. »Aber-« spricht sie weiter, ,,ob ich Sie liebe, das weiß ich nicht. Noch habe ich keinen eliebt —- weder mei nen Mann, no einen anderen. Sie sa en alle, ich hätte tein Herz. Mög licgl ch weiß es nicht. ——— Jch lie e die A wechseluna, das Ungebunden sein zu sehr. Reh nur frei sein! Wäre ich ein ann —- ich wiird’ vielleicht ein Boheme geworden sein So bin ich die Frau von viel Geist und wenig Herz — wie man sagt.« »Sie haben vergessen, Frau .Hella,« unterbricht er sie wizd, »daß ich eine Antwort verlange, turz und biindig: ia oder nein!« i Sie ziehi ein verdrießliches Gesicht »Gott, quälen Sie mich doch nicht fo, Baron, das geht doch nicht so, wie bei den Alazienbliiiterm er liebt mich — er liebt mich nicht -—-« liebt mich! So was will überlegt sein« »Hella, wenn man liebt, iiberlegi man nicht.« »Ja, nn Alter von zwanzig Jah ren. Da heißi’s verliebt —--—· verlobi. Aber wenn man eti älter geworden ist, dann theilen si Kon und Herz ihn-»die herrschafi über unser Han «Sie reden wie 'n Professor der Philosophie,« wirft er anmuthiq ein. «....Nein, nur wie eine vernünf tige Frau. Darum," fährt sie begiiiis end ori, »gewähten Sie mir Be nl t bis zu Jhrer Rückkehr. Bin i hnen dann noch so zugexhan wie je t und haben auch Sie nur Treue W bewahrt —- gut, so werde ich Frau von Seldis. Zufriedent« ,,-Ol) — glücklich!« »Und nun fort mit den Furchen auf der Stirn! So — ein freundliches Gesicht gemacht. —- — Noch freund licher! -—— — Gut so! — —— und ais Belohnung für Ihren Gehorsam dür fen Sie mir einen Handher geben. Halt —- das sind schon vier! Und nun lassen Sie uns ein Schälchen Kaffee trinken —— es ist Zeit. Dabei werde ichn Ihnen die Grillen ganz austrei Zwei Monate sind seitdem vergan gen. Arthur von Seldis sitzt in feiner elegant ausgestatteten Garconwoh nung in der Behrenftrafze und be trachtet nachdenklich die kunstvollen Rjrrgel, welche er seiner Havana-Jm port entlocki. Ihm ist sehr anheimg lich zu Muthe. Gestern ift er ange kommen. Aus den zwei Wochen, die er fortbleiben wollte, sind zwei Mo nate geworden. Er hat sich auch zu gut nmüsirtt Teufel auch! Die schlanke Mag«da, feines Gutsnachbarn, des jovialen Herrn von Rheinstein, Tochter ift auch ein zu herziges Mädel! Zum Küssen —- rein zum Küssen! Na ja, warum soll er’s sich nicht eingestehen, er hätte sie vorn Fleck weg heirathen mögen! Da war noch Jugend, Frische, Jung fräulichleitl Und sie —-- sie würde nicht nein gesagt haben! So viel hatte er schon raus gemerkt. Und der alte, fidele Rheinstein, das gebe ia den be sten Schwiegerpapa der Welt! Eine Schwiegermutter war nicht mehr vor banden — also! Ja -— also! . . .. hella, diese Hellat —- — Er zupft nerviis an den Schnurrbartenden. Sie hatten sich in der Zwischenzeit nicht geschrieben —; so hatte es Hella gewünscht. Sie wiire nie eine Freun din von Korrespondenzen gewesen. — Sie hatte partout nichts von sich hö ren lassen; er auch nicht. — Was doch so ’n paar unschuldige Mädchenaugen machen! Die reisfte Frauenschönheit schlagen sie aus dem Felde. Und dann: ’5 ist doch ganz was anderes um eine unentweihte Knospe als um eine erschlossene Rose! —- Verdammt, daß es sich quasi schon gebunden hat! —- Er hat Hella seine Hand angeboten — sie hat sich Be denkzeit ausbedungen bis zu seiner Rücktehr — und als Mann von Ehre muß er sein Wort halten. Ueber das Glück — die Ehre! Aber noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Vielleicht sagt sie ,,nein«. Oh, möchte sie doch nein sagen!! — Aber sie wird’s nicht. Eine Frau, die seine Haarlocke gleich einem Heilig thum im Medaillon aufbewahrt! — Lächerlichi Ein Resiis ist ausgeschlos sen. — — Und er wird unglücklich mit ihr werden, ek weiß es. Er wird mit ihr vor den Altar treten, das Bild Mag da’s im Herzen. —-—- —- — Berpsuschti Sein ganzes Leben verpfuscht, um —— ja gerad heraus, um einer Jugendduselei willen. ’s war eine Selundanerlieve, weiter nichts! Er hat für Hella geschwiirmt —- das war alles. Und doch — doch ——— vielleicht, das; sie adlehnt! -—- Gewißheit, nur Ge wißheitt Langsam geht er nach ihrer Woh nung. Die Zofe, die ihn erstaunt ansieht, meidet ihn. Wunderbar! Sonst ließ ihn das niedliche Kammermiidchen immer unangemeldet ins Allerheiligste Ein leiser Schimmer von Hofs nung. —- Sollte? Ach, das wäre ja gar nicht auszudeuten! »Der Herr Baron sind willkom men!« An der Zose vorbei, deren frische Wangen und tirschrothe Lippen er heute so ganz und gar nicht beachtet, geht er dem Baudoir zu. Freundlich --—s— wohlwollend em pfängt ihn Heila. v« Er entschuldigt sein Fernbleiben. Aufstellung der Maschinen, Bewirth schaftung des Gutes - Er lii t selten, darum stottert er auch wo l etwas-. , Milde hört Hella ihn an. Das Gespräch tommt ins Stocken. Es liegt etwas Fremdes zwischen ih nen. Er sühlt sich schuldbewuszt, und sie mertt ihm das wohl an. Sie unterhalten sich von den Auss sliigen, die Hella während seiner Ab wesenheit gemacht. Sie hat sich vor trefflich amiisirt. Namentlich hat sie da einen charmanten Kavalier tennen aelernt. »Entsinnen Sie sich nicht des Ritt meisters von Landen, von den Garbe Draaonern, lieber Baront -—— Nein? —- Dem müssen Sie sich unbedingt anfteundem Ein reizender Mensch! Kavalier from top to toe. Blond, im pertinent biond fast, aber interessant —- iehr interessant! Von dem könnten Sie noch lernen.« Seit-is horchte auf. —- Sollte? Ei, das wäre ja feudalt Feudat weiss — Aber hilft nichts s—-— nun muß ek doch wohl davon anfangen. , Er steht auf. « «Gniidige Frau! Als ich mich von Ihnen verabschiedete behielten Sie sich vor, mir Jhre Antwort auf meine Werbunsg Ueberrascht springt sie auf. Dabei totnrnt sie mit dem rechten Arm der schweren, kostbaren Plüschdecke des kleinen, runden Ziertifches zu nahe. l.-—«-F—I Die feine dünne Goldkette des Me daillonö streift die Decke, verwickelt sich in den dichten Fransen und reißt. Jn weitem Bogen fliegt das Medail lon iiber den Teppich hinweg auf den steinharten Parlettboden. Hastig bückt sie sich nach dem Me daillon, aber galant kommt er ihr zu vor. Die Kapsel des Medaillons ist bei dem Anprall ausgesprungen. Eine Locke liegt d’rin. —— Aha — seine Locke. ——— So liebt sie ihn doch, die treue Seele. Er ist gerührt; die Gewissensqualen überlommen ihn aufs neue. Er hebt das Medaillon aus. A——a——h! Was ist dar-? Sein Had ist braun —- kastanienbraun; er fist immer stolz daraus gewesen. Und das da? — Jst er farbenblind gewor den? ——— Er sieht unwillkürlich in den Spiegel. — Nein, noch lann er unter scheiden. Sein Haar ist braun, und die Locke im Medaillon —- die ist blond hochblond imperti - nent blond! Das ist rittmeisterliches Blond! —- — Also so geht die Sache! . . . Das — das ist zum Trudelnl Magda, sreu’ dich, du belommst ’n sa mosen Mann! ———- —- — Er athmete aus« Sie ist sehr bleich geworden. Er geht aus sie zu, über-reicht ihr das Medaillon und lüßt ihr ritterlich, dankbar die Hand. Sie ist zuerst erschreckt ein wenig zurückgewichen, faßt sich aber schnell, da sie sieht, daß cr ihr keine Szene macht. — Nun lächelt sie gezwungen. Er verbeugt sich vor ihr. »Viel Glück, gnädige Frau!!« —- — Unten auf der Straße jauchzt er laut auf, daß die Leute verwundert stehen bleiben. — Zwei Stunden später sitzt er im Eisenbahncoupr. Ungeduldig sehnt er das Ziel seiner Reise herbei, denn der Zug führte ihn nach seiner Heimath zu feinem jungen Lieb. AhA »— Ja der Klein-ne Humoresle von Adolf Thiele. »Wie kommen Sie denn einmal hierher?« so fragte der Kaufmann Dreher seinen Bekannten, den Far benfabrilanten Binnebiise, der bei ihm am Tisch des RestaurantsPlatz nahm. »Das hat seine Gründe,« erwiderte der Angeredete. »Sagen Sie einmal, das Zimmer dort, wv das Billard steht, hat doch, so viel ich weiß, keinen anderen Aus gang?« »Ganz richtig!,, erwiderte Dreher. »Aber warum?« »Nun ich kann es Jshnen sagen. Als ich eben vorbeiging, bemerkte ich, daß der Litograph Daus —— Sie kennen ihn wohl? — dort drinnen Billard spielt.« »Natürlich, kenne ich,« schmunzelte Dreher. »Und da wollen Sie ihn ein mal fassen?« »Ganz recht! Er hängt bei mir, aber der Kerl ist nie zu kriegen. Gehe ich zu ihm, so ist er nicht zu Hause —- wie er es fertig bringt, immer zu ver schwinden, ist mir ein Räthsel, und wenn man ihn einmal aus der Straße trifft, da ist der Windhund ver schwunden, man weiß nicht wohin.« »Ja der Daus, der ist bekannt!« lachte Dreher. »Neulich war ich im »Griinen Hech« beim Stiftungs-fest desBereins »Sangesbriider«, und das mußte Daus natürlich mitmachen. Ebenso natürlich litt er wieder an chronischem Geldschwund und —- was denken Sie — er versetzte den Sonn tagsanzug seines Lehrlings, und der arme Lehrling mußte den ganzen Sonntag zu Hause hocken!« 1 »Ein Filou!«' »Na und nachts da packen sie denn die vier letzten Sangesbriider, natür lish meinen Daus dabei, in eine Droschke und fahren sie heim· Als der Wagen bei Dausens Wohnung an tomm, schafft der Kutscher mit Hilfe eines Vorübergehenden einen von den Vieren die drei Treppen hoch, und wie sie oben ankommen, schreit die Dau sen: »Das ist doch gar nicht mein Mann!« Der Kutscher antwortet nun: »Ja, liebe Fran, da kommen Sie nur mit hinunter und suchen Sie den Nichtigen aus; Sie können doch nicht verlangen, daß ich Jhnen einen nach dem anderen zur Auswahl her aufschleppe!« «Das sieht Dausen ähnlich!« sagte Binnebösr. Jn diesem Augenblicke erschien der so liebenswiirdig Beuriheilie zufällig in der Thür des Billardiiinmerg nnd sah das Queue in der Hand, neugie: rig ins Gastzimmer herein. Als sein Blick sich mit dein Binne böse’s begegnete, konnte es dieser sich nicht nehmen, ihin einen höhnisch sreundlichen Gruß zuzunicken. Daus war zunächst erschrocken, da er« sich seinem grimmigen Gläubiger endlich einmal gegenüber sah, dann aber saßte er sich, erwiderte den Gruß freundlich und zog sich nun wieder zum Billard zurück. »Na, endlich habe ich ihn einmali« sagte Binnebiise. »Ossen gestanden,« meinte der-kauf mann, »es war nichi diplomatisch von Ihnen, ihm Jhre Absicht durch Jhr Lächeln so Iundzugebenz nun ist er gewarnt.« ,,Einerlei, diesmal entgeht mir der sx Fuchs nicht. Wie er es aber treibt, mn l Gläubigern zu entgehen,' davon nur ein Stückchen! Eines Tages komme ich zu ihm, um ihn zu mahnen. Sein Angestellter sagt mir, als ich in sein Arbeitgzimmer trete, Dans sei nicht zn Hause. Nun steht da eine große Kiste, und ich bin zwar ganz arglos, aber es fällt mir auf, daß ein wenig Rauch aus den Ritzen hervorbringt: Die Kiste raucht ja, sage ich. Da schweseln wir Glacepapier, erwidert der Angestellte. Kann ich das nicht einmal sehen? frage ich ganz harm los. Leider nicht, sagt jener, sonst würde die Flamme zu start. Ich ging nun meiner Wege. Erst später hab’ ich’-H erfahren: ist der Dau5, als er mich kommen hörte, in die Kiste ge sprungen und hat seine brennende Pfeife mitgenommen, und die hat ge qnalmti Na, was sagen Sie dazn?« »Alle Achtung!« lachte Drehen »Und wie gesagt, zu Hause trifft man ihn nie; er muß mit seiner Frau, die einen immer an der Kot-ri dorthiir empfängt, eine Art drahtlose Telegraphie eingerichtet haben.« »Das Drabtslose liegt bei ihm nahe!« spottete Drehen Nach weiterer· Unterhandlung trat plötzlich Daus, mit Hut und Stock in der Hand, aus dem Biillardzimmer und ging frei und ohne Zögern aus seinen Gläubiger zu, der ob dieses unerwarteten Selbstbewußtseins ganz perplex war. »Freut mich sehr, Sie einmal zu treffen, Herr Binnebärse!« sagte Daus mit gewinnender Freundlichkeit »Bitte, behalten Sie Platz! Meinen eingeschriebenen Brief haben Sie doch wohl bereits erhalten?« Während der zuhörende Kaufmann iiber diese anscheinende Ausrede die Achseln zuckte, wurde Binnebäse är eertich Er sprang in die Höhe und steltte sich drohend vor Daus. ,,.Herr!" rief er. »Lassen Sie mich mit solchen faulen Ausreden in Ruhe!« »Ausreden?« erwiderte Daus ge tränkt. »Aber, Herr Binnebäsei Doch, Spaß beiseite, hier ist der Beweis!« Zum Staunen seines Gläubi« ers entnahm nun Daus der etwas zer eß ten Tasche seines etwas fadenscheinigen Rockes erne etwas schäbige Brieftasche, suchte einen Augenblick und wies dann den Postschein über den eingeschriebe nen Brief vom heutigen Tage vor. Dies entwafsnete Binnebäse natür lich; er sagte in entschuldigendem Tone: »Richtig! Na, bitte um Ent fchlpildigungi Vielleicht Zigarre gefäl tgzsc Mit liebenswürdiger Miene nahm sTcårus die Zigarre an und entfernte i . Binneböse nahm auch glteich darauf von Dreher Abschied mit den Worten: »Na also, hat er doch noch einmal ge zahlt!« Dreher aber, als Steptiier, mur melte hinter ihm her: »Wer weiß, was der Dans wieder im Schilde führt?« Binnebiise wunderte sich, zu Hause den Brief noch nicht vorzufinden. Erst nach einigen Stunden tam dieser an. Der Fabrikant öffnete ihn und las: ’ »Seht geehrter Herr Binneböse! ,,Verze«ihen Sie, daß ich Jhr Gut haben heute noch nicht begleiche, leider bin ich aber momentan nicht in der Lage. « Hochachtungsvoll «R. Daus.« Das war der Inhalt des Briefes» den Daus —dies konnte sich Binne bäse nun zusammenreimen —im« Bil lirdzimmer abgefaßt und durch den Piccolo auf die Post gesandt hatte. Mit dem Schein, den ihm dieser ge bracht, war er dann seinem Gläubiger entgegengetreten »Wieder einmal durch die Lappen!« murmelte Binnebäse, indem er mit wiithenderGeberde den Brief in Stücke riß. Das Ende eines Clowns. Der vor einig-en Jahren in einem BerlinerZirtus verunglückte berühmte Clown Thomas lechansth ist dieser Tage in Kopenhagen gestorben. Er war von dänischer Heriunft und hieß eigentlich Olsen. Als ,,Dsummer Au gust« und sonst als iiichtiger Artist angesehen. bezog er in der mit Misset dorf für die Hauptstadt des europäi schen Artiftenthums geltenden däni schen Residenz hohe Einnahmen und arbeitete auch außerhalb Kopenhagens für beträchtliche Gagen an Berlin that er eines Abends einen versehlien Sprung nnd stiirzte auf den Kopf, so daß er als todt fortgetragen wurde. vak »das-ital ers-Its er sich langscn!, aber sein Verstand hatte gelitten und Von derWiederaufnalnne seiner frühe ren Thätiateit war siir ihn nicht die Rede. Er kehrte nach Kopenhagen zu riiit u. lebte von seinen Ersparnissen. Als diese verzehrt waren, stellte er ans einer Zigarrentiste eine Art von Violine her, bezog sie mit dünnem Garn und strich mit dem Spazierstocl darüber: die drdurch hervorgebrach ’ten Töne hatten etwas musikalisches u. mit der »Geige« unter dem Arm zog« er in den Kopenhagener Schenken um her, loo man immer etwas Kupfer münze fiir ihn übrig hatte. Bei dem Empfang der Gaben dankte er stets mit Kraßfuß und Grimasse, genau in dem überlieferten Stil des ,,Dummen August«. Diese Fähigkeit war ihm aus der Zeit seines Ruhmes einzig noch geblieben. Jetzt ist er verhältniß mäßig jung gestorben· Ein liebevolles- Vom-. Richter: »Aber wie konnten Sie Jhr Kind am Kopfe so blutig schtsagenW Vater: ,,«" ch wollt’ mein’ Sohn gern studiten la en, und da solli’ er einer .offenen Kopf kriegen.« Der gelbe Domino. Eine Erzählung ans alter Zeit von Franz Vanfelow. Die hohen Säle und großen Gase rien des Königsschlosses zu Versailles waren überfällt von einer zahlreichen, prächtig geschmiickten und in die Trachten aller Völker und Zeitalter gekleideten Gesellschaft, denn Ludwig der Fiinfzehnte oder eigentlich die Marquise von Pompadour gab einen Maskenball Man begrüßte, foppte und neckte sich, trieb die verschieden artigsten geistreichen Spielereien, welche solchen Festen die eigentliche Würze verleihen; in allen Gruppen er tönte heiteres Lachen, und der nicht zum wenigsten Besrgniigte war der König selbst. Er hatte die höchst ori ginelleMaske eines Taxusbaumes ge wäh!-t, die ihn vollständi unkenntlich machte, und unter deren Schutz es ihm möglich war, mit Sscherzworten um sich zu werfen und Antworten zu er halten, die nicht dem Könige, sondern dem unbekannten Angreifer ertheilt wurden. Jn, die allgemeine Heiterkeit feel plötzlich storend die Nachricht von einem seltsamen Ereigniß. Obgteich man in jener Zeit gut und viel zu essen pflegte, atten die Geist-e des Königs doch noch nie einen solschen Appetit an den Tag gelegt, wie bei diesem Feste Das mit den seltensten Leckerbi en reich besetzte Bufset leerte sich mit ein-er beispiellosen Schnellig keit, der Haushosmeister und die Die nerschast gaben sich die größte Mühe, die entstehenden Lücken sofort wieder auszufüllen, dennoch erschien es bei ru·r";-.s unmö lich, die Speisen und Ge tränke so chell wieder herbeizuschaf fen, wie sie verschwanden Und dabei bemerkte man kein aussälliges Drän gen um das B-usfet, und die Mehrzahl der Eingeladenen gestand sich und an deren, daxzs sie noch wenig oder gar nichts gege en hatten. Das Bufset ward nunmehr der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und bald siek eine in einen weiten gelben Domino gehüllte Gestalt aus, die un asegeure Speisevorrätbe zu sich nahm, I aus. etwa fünsMinuten entfernte und dann wieder karn, um mit unge schwächtem Appetit neue Verwüstun gen unter den Lebensmitteln einzurich ten. Fleischspeisetu Backwert, Gelees, Eis, Wein und Liqueur, was nur an Eßwaaren vorhanden war, verschwand in einer so überraschenden Weise, daß die Zuschauer ein Grauen anwandelte. Das ging über den Mastenfcherz: Hatte man es hier etwa mit einem Werwolf zu thun? Die wunderbare Miihr drang auch M den Ohren des Königs nnd- der arguise von Pxompadour, und sie kamen ebenfalls nach dem SpeisefaaL um den unheimlichen Vorgang mit eigenen Augen zu sehen. Auch sie wur- ! den von Bestürzung erfaßt und wuß- H ten sich die Erscheinung nicht zu deu- s ten. Anfänglich war der König ge:’ neigt zu Dauben, der Marschall von Sachsen teete in dem gelben Doininox nachdem er aber gesehen, wie der-« selbe nach Verlauf von fünf Minuten immer wiedertehrte und mit unge schwächter Eßlust neue Portiouen vers tilgte, gab er die Veriuuthung auf. Moritz von Sachsen galt zwar für ebenso unüberwindlich an der Tafel wie auf dem Schlachtfelde, diese Lei einem gewöhnlich organisirten mensch lichen Wesen überhaupt zuzutrauen. Jmmer stärker ward das Gefühl aber gliiubischer Furcht, das sich der Ver sammlung bemächtigte; das konnte kein Mensch sein, sondern ein unheim licher Spuk. Der König fragte die ihn umgeben den Herren, ob einer von ihnen sich ge traue, dem Gespenst zu folgen und ausfindig zu machen, in welchem un terirdischen Gewölbe oder in welchem Grabe es zwischen den Mahlzeiten Athem schöpfe. Ein Ofsizier der Garde erklärte sich bereit, das Wage stück zu unternehmen. Er heftete sich an die Sohlen des gelben Dominos, folgte ihm durch lau-ge, sinstere Kont dore, über Höfe und Treppen nnd ge langte endlich zu einer Thür, durch welche beim Oeffnen sich ein so dichter, erstickender Dampf ins Freie wälzte, daß man sich in der That am Ein gange der Hölle glauben konnte. Er befand sich indeß nur vor dem Macht lokale der Schloßwache, und der Rauch entquoll den geschwärzten Thoupsei: sen, aus denen Mann für Mann mit aller Kraft der Lungen passie. Das Geheinmifz hatte damit sehr natürliche Aufklärung gesundem Der gelbe Domino war das Gemein gut fämmtlicher hundert Schloßgar disten, und unter seinem Schutz hatten sie der Reihe nach die Festsäle betreten und sich am Busfet des Königs giillicb gthan. Der König war erst aufgebracht, dann aber lachte er nnd befahl fiir die Zukunft eine strengere Warnpr krit. - h-, ! s i stung war aber doch weder ihm ich l eine E Iamilicnscst. »Warisk« seid Jhr so veraniigt, Lin der, wo noch Euer Vater soeben ins Gefängniß gebracht wurde? »Wir freuen uns daraus, wenn er wieder herauskommt, da barst die Mutter immer Kuch-en!« Usiaiwblciblich. Mann (der einen Brief von seiner Frau erhalten hat): «Diesmal hat sie kein Postskripium gemacht . da kommt wahrscheinlich mit der nächsten Posti« - o Moderan Verhältniii. Jnnger Mann: »Mit-it Du mich auch nicht sitzen lassen, liebe Etna wenn Du. das Doktorat gemacht hastfz Folgerung. Junger Ehcmanm »Seit ich verhei rathet bin, hat meinLeben erst Werth« Bekannten »So, Du hast Dich ge wiß versichern lassen«3« Verlsckcnvcs Tliiikichild. Dr. med. Schlunde-kl, Spezialist für Magenleiden. Sprechsiusnde von 8—-—11 Uhr. Bierttinken wird nicht Verboim »Geld kann ich meiner Tochter vor derkyand nicht mitgeben!« »O, das macht nichts, da heirath ich sie hat-i einstweiken ans Liebe!« Schwm — Oberkellner: »Der Ungar auf Num mer fünfzehn verlangt die Rechnung!« Hotelier: »Dein tönnen Sie sie tüch tig papriziren, der ist daran ge wsöhnt!« Anerkennung. Studiosns der Medizin (das Geld zählend, das ihm fein verstorbener Onkel vermacht): »Es ist doch wirklich etwas Schönes um diese Veeerbungs theorie!« Dame: »Ich kann mir gar nie-at vorstellen, welcher Genuß das i , ohne Durst zu trinken.« Herr-: »Der-selbe wie in den SpiegeI zu schauen, ohne hübsch zu sein.«. Weiter Blick. Jung-e Frau lznm Gattoth der ihr die Thränen von-"den«-Wangen tüssen Ivill): »Nicht doch, Alfons, Thriinen sind salzig, nnd dann hast Du nachher wieder Durst nnd gehst in den Cwb.« Jnstrultionsstnndr. Zeraeant: ,,T:—«nnimberger, wenn Sie vor einem Pulverschuppen Wache stehen nnd der fliegt in die Luft, was thun Sie da?« Dmnmberger: »Ich fliege mitt« Moder-ne Jugend. Erster Tertianer: »Du, Dein Alter ist doch eigentlich gar nicht gebildet.«« Zweiter Tertianer: »Ja, von wem soll er denn das haben? Ich bin der einzige gebildete Mensch im Hauer« Die Krabbe. Referendar ider Vormittags zehen Uhr kommt, mn einen dringMchsen Austrag auss«3urict)ten): »Kann ich vielleicht schon mit Mama spre ni« Lieschen ldie Augen nieder chla gend): »Da warten Sie lieber, bis ich noch etwas arößer bin!« Kann schön werden. Junger Ehemann lan dem Bahn hof anlommend und seine Frau nebst Schwiegermutter erblickend, leise): ,,H-atte ich Dir nicht telegraplyirt, da - Du Manier nicht mitbringen solltest? Junge Fran: «Dariiber will Mama gerade mit Dir sprech-en. Sie hat die Tepesche gelesen!« Llcrztlicher Rath. Badear,;t izn einem sich verabschie denden Knrgast): »Sie haben also 15 Pfund biet abgenommen? Na, ’s ist doch was-! Aber nun thqu Sie mit auch den Gefallen und sakren Sie aus der Riiareiie nicht im Opeisewagem sonst haben Zie, bevor Sie zu Hause anlangen, die 15 Pfund schon wieder auf dem Leibe!« Blick in die Zukunft. Mart »Mama, wenn ich einmal groß bin, dann heirathe ich ein sehr reiches Liliädchen.« v Mama: »Sprichi nicht so naseweis-. Man lieirathet nicht nach Reichthum, sondern man hieirathet Jemand,'den man lieb bat!« Max mach einigem Rachdenleim »Mama, ich werde einmal ein se.,-k reicheS TUiiidchen lieb haben.« Beim Provinztlieatetz Gast tzum Iliestanrateur eines Pro vinztheatergj: »Der Akt muß doch schon gleich wieder beginnen, da kann ich die bestellten Wiirstel unmöglich mehr essen!" Siiestanratenr: »O, Sie haben noch aanz ani Zeit... ich halfst dem Re gisseur schon aeiaai, damit er nicht eher anfanat!« « Kaifccklmich. Frau sZetretiiU »Der jüngsiverhei.s ratbete Arzt in unserem Haufe hat, wie ichs hörte, auch einen schweren Staud. Seine Frau lvsill nämlich nicht leiden, daß er junge Damen in Behandlung nimnit!« Frau streigtliierarzlr »Du lieber Himmel, wir Doktor-stauen miissen es uns elen alle aliaemalmem eifersüch lia zu fein!« Bescheid-nd A.: »Das Problem des lenkbaren Liiftsrliiffez soll noch immer nicht gie löft sein-L-« Bd lSonntaasreilet »Was brau chen sich auch die Menechen damit ab zuniiihen Jch lvcit schon mit einem lenkbaren Pferd zufrieden!« Auf Uns-regen Frauz »Also Deinen Geschmack habe ich getrofer mit der Kravaiie?« Mann: »O ja!« Frau: »Gott sei Dant. ich dachte schon, die Farbe hätte Dir nicht zu ae sagt; ich habe mir nämxich solch« ein Klei machen lassen-«