Yebraska Staats-Zuzeigrr und Ycrold J.P.Wiu mo,dtph Hm Wh. qu Wut-Ni- ges-. kais-km 190 Hwet Theit.) "« Ihg qug26 N; 22 Eine-n Kinde, » . An— des Daseins Blumenlhoren Siehst du lächelnd-, froh erstaunt. hat ein Engleln in die Ohren Holde Märchen dir gekannt? - Und verkünden wohl die Mär-en Mit dem süßen Zauberbann, Was das Leben dir gewähren, Wie cg selig machen kann? Tausend Wunder dich umgeben, Herrlich winkt ver Erde Glück Doch am schönsten strahlt dac- Leben Dir im Winteer zurück. Mutterblicl —- o Freudenschimmer. Mutterwort —— o Jubelllang! Möchte dieses Glück doch immer Treu dir sein dein Lebenlang. Das Brittermilchskind. Von Adolf Rissen »Sieh mal nach, Gaste, was der Postbote gebracht hat« Die Frau war beim Klößeeinsehem sonst wäre sie sicher selber hinausgegan gen. Das Wochenblatt lam heute nicht, es mußte also wohl ein Brief sein. »Aber woher konnte der lommen«, dachte sie, und selbst in diesem Augen blick ließen Erwartung und Neugierde die milden Augen nicht heller blicken. Sie hatte am Morgen eine große Spinne gesehen, fiel Frau Dornlaat jeyt ein« und Nachts von Fledermäufen geträumt, das bedeutete nichts Gutes! »Ach Gott«, seufzte sie, ,,toenn’s nur nichts Schlimmes ist!« Seit Langem" war sie gewöhnt, vom Schicksal Trü bes und Schweres entgegenzunehmen, sodaß Zuversicht und Frohsinn nicht. mehr in ihr auflamen. »Ein Brief fiir den Herrn!« rief Guste die Treppe hinunter, dann ging sie, den Tisch zu decken. » Nach einer Weile näherten sich dies Schritte des Mannes von oben her. An seinen Stiefeln haftete noch gekber Lehm, er hatte den ganzen Morgen im Draingraben gestanden. Leute waren - lnapp, und zu hohen Löhnen reichte» das Geld nie; da hieß es, selber zu-: - greifen. « Nun hielt er einen geöffneten Brief in der schwieligen Faust, den altmodi sche, triintliche Schriftziige bedeckten. »Von Tante Amelie!« rief die Frau ihm entgegen, »was schreibt sie?" Der Mann zögerte einen Augenblick, dann sagte er gepreßt: »Sie schreibt, daß- sie nach Flenss burg fährt zu einer plötzlich aufge tauchten Jugendfreltndin, und auf ei nige Tage vortommt.« Der Frau entsanl der Kloßlöffeb »Tante Amelie lommt hierher d--, die nie über die Elbe wolltet O Gott, was stellen wir aust« Der Mann sah vor sich hin. Die Frau sant auf einen Stuhl und be deckte das Gesicht mit beiden Händen: »Nun lommt Alles an den Tag! Ach Gott, ach- Gottt Und das arme Wurm lann doch nichts dafür!« ’ Die Rüalehr des Mädchens gab ihr ihre Haltung wieder- Die Uhr schlug Zwölf, in wenigen Minuten kamen die Leute zum Essen, da mußte sie sich sputen. Der Mann ging mit dem Briefe nach oben in’s Wahn-immer j hinauf. » Tante Amelie war die einzige ; Schwester von Herrn Dornlaats Va- I ter· Seit «langen Jahren Wittwe, i lebte sie in guten Verhältnissen drüben ! im Hannoverschem woher auch Dorn- » laats ftammten. l Als Dornlaat vor sechszehn Jahren ; sich einen eigenen Herd gründen wollte, ! hatte sie, die linderlose Wittwe, ihmf ein tleines Kapital geliehen. Damit; laufte er den Hof oben im Holfteinp i schen, der ihm billig und passend er schien. Aber wenn sie duheiin vorn gesegne ten Holstein erzählten, so meinten sie diesen Fleck Erde am Mittelriicken sicher nicht. Der Boden war schlecht und nicht löhnig, und ungünstige Jah- 4 re thaten das ihre, die jungen Leutel mehr und mehr zurückzubringen « Dazu lam ein reicher Kindersegem der « der Frau Kraft und Frische nahm und « sich bald in gesteigerten Ausgaben be merilich machte. . « ’ Anfangs hatte Ianle Anteile ein Paarinal geholfen, wenn die Zinsen nicht zusanimenlcnnem auch dreimal Gevatier gestanden und Spariöpse mit klingenden Goldsiichsen geschenkt. Dann wurden ihre Briese ernster, ihre Vermahnungen dringlicher und deuis licher. Sie selbst war nie gekommen, sie scheute die Unruhe des Reisens. Als dann vor vier Jahren das achte Kind zur Welt lam, geirauten die Eltern sich nicht, es der Tanie zu schreiben, und so trafen auch in der Folge nur siir sieben die Christen lchenle ein, und vom siebenfachen Ju bel berichieien nur die regelmäßigen Dankesbrlese, die im Uebrigen das Wohlergehen der Familie bekundeten. Nun wollte Tanie Amelie kommen, die nie an’s Reisen dachte! Ali die Kinder Abends zur Ruhe waren. saßen die Eltern noch lange nnd-Ihren ien. « Abschrei konnten sie nicht« das war tlar. «Das Ganze gestehen, hieße sden Besuch zwar verhindern, aber sicher auch die Gunst der Tante aus immer verscherzen Und gerade in diesem Jahre waren die Ernteaussiche ten besonders schlecht. Der Wicht-dis termin winkte schon wieder, und noch wußten Dornkaats nicht, wie sie die Zinsen zusammenbringen sollten. Die Weiden schimmerten kahl und roth, und das Korn stand sperrig und dünn, die große Troctenheit hatte es nicht auslaufen lassen. So wußten die Schwergeplagten sich .ieinen anderen Rath, ·als schweren Herzens die Verheirnlichung weiter zu führen und das Dasein des kleinen Friedrich nach wie vor zu verleugnen. Tante Amelie tras zur festgesetzten Zeit ein« Sie war munter und guter Dinge und fand das Reisen gar nicht so furchtbar. Das Wiedersehen gestal tete sich sehr herzlich und wortreieh. Die Tante verstand die schwere Schrift zu lesen, die Sorge und Arbeit aus die « Stirn der einst Jugendfrische-n einge-; graben; sie erkannte bald die Mühent des Haushalts,« das rastiose Streben-I der Beiden. Die Wohlerzogenheit der Kinder beriihrte sie wohlthuend, und; mit innerlicher Freude gewahrte sie die Dankbarteit, die ihre kleinen Mit bringsel hervorriesen. Der kleine Friedrich war schon acht Tage vorher mit seinem Kindermiid chen in ein Kämmerchen übergesiedelt, das hinter der Mädchenlammer im Erdgeschoß lag. Die Geschwister-, bis zum achtjöhriaen Dorchen herab, hat ten sich gewöhnt, nicht nach ihm zu fragen. Auch gingen sie taggiiber in die Schule, nnd wenn sie Mittags und Abends mit der Tante zusammen kamen. waren stets Vater oder Mut-— l tek zugegen, und fing doch eines der Kleinen mal von Friedrich an, so wußten sie rechtzeitig dag- Gespriich in minder Jerfänaliche Bahnen zu lenken. ( Einmal, als die Mutter nicht zuge- » gen war. srng das Dorchen: »Wann willst Du wieder weg, Tante?« »Wie meinst Du dag, mein Kind?« ! »Ach, wir möchten so gern mal wie der mit Friedrich spielen.« i Zum Glück hörte Frau Dornlaats sie-im Neben-Zimmer und antwortete» mit erzivungener Fassung: s »Das könnt ihr sa auch, Kinder!. Kommt, geht man hinan-, es ist sa« schönes Wetter...« nnd unter heim lichen Piissen vesörderte sie die armen, unschuldigen Göhren nach draußen. Das Herz wollte ihr schier dabei blu ten. Ein adermal lam der zehnjährige Amor hereingestürzt. ,,Friedrich ist so ungezogen, Trina kann garnicht-Z mit ihm anfangen. Er stößt mit den Füßen gegen die Thiir ...« Weiter kam er nicht, der Vater, der hinaus ging, nach dem Rechten zu sehen, nahm ihn mit am Arm, nnd die Mutter murmelte etwas von nn zuverliissigen Dienstjungen, von denen man nichts wie Aerger und Verdruß habe. Dabei schlug das Herz ihr bis an den hals. »Nimm Dir das doch nicht so zu hergen, Kind«, tröstete die Tante gut müthig, »Du bist ja ganz blaß gewor den.« ’ « Frau Dorntaat stand Höllenqualen aus. Am liebsten hiitte sie der Tante alles gestanden, die bei ihrer derben, poltrigen Art im Grunde doch so gut und weichherzig war. Es schien ihr ost unmöglich, sie länger zu hinterge hen, der Besuch ward eine stete Qual siir sie. Die Arbeit vermehrte er, da zu lam die Sorge um die Unterhal tung und als Damoklesschwert die ständige Furcht vor der Entdeckung, die Frau Dornkaat Nachts in ihren Träumen aufschreien machte. Abends schlich sie-sich heimlich zu ihrem Kinde und bedeckte es mit Küssen und Thra nen· Tanie Amelie sah wohl das be drückte Wesen der Frau, schob es je doch auf ihre wirthschafttiche Nothlage und merkte im übrigen nichts. Sie zog die Schwcrgeplagte liebevoll zu sich heran, sprach ihr Trost und Hoff nung ein und gab ihr manchen Wink und Rathfchlag. So traten die Frauen sich täglich näher, und mehr und mehr erkannte Frau Dorntaat, tvie unrecht sie aethan hatte, wenn sie die Tante früher hart und lieblos« »fcha1t. l ! Fünf Tage währte der Besuch( schon, fiir den nächsten Mittag hattet lTctnte Anielie ihre Reife festgesetzt. Frau Dorntaat begann anfzuathmem sund bedauerte doch wieder, daß sie sdie Gute nicht zum Bleiben nöthigeni Monate. Zu lange hatte sie solctH Jvertrauliche Aussprache unter Fraueni Fentbehrti - I s Während die Hausfrau am Vormit- s tag die Küche besorgte, ging Tantex Umelie nochmals-durch Hans und Hof, alles mit tundigen Augen musternd. Sie war selbst vom Lande und hattes dem Vater einige Jahre die Wirth schast geführt, aber das mußte sie ge stehen: Jn der Wirthschast sah alles sauber und ordentlich aus! Nichts soerrieth die zeitweilige Nothlage des Besitzers-, Ordnung und Fleiß traten ausgleichend ein, wo die nöthigen Mittel für Neuanichaffun fehlten Auf dem hose trieb kein Geschirr um her, die Dächer waren ausgebessert, die Ställe geweiht. Die Schweine las gen auf reinlicher Streu, und auf dem Hinterhas blitzten die blanlgescheuer ten Bänder der Milcheirner im Son nenschein. Jn der Meiereithiir trat ihr ein Kleinmädchen in den ng das sie· sonst noch nicht gesehen: »Die Hausfrau ist im Garten«, sagte das Mädchen unausgefordert un ter verlegenem Grinsen Das paßt sich gut«, dachte die Tante und ging an ihr vorüber-. »Da kann ich gleich die Mein-ei gründlich durch"sehen.« Aus langen Schragen lagen in dop Pelter Reihe die Blechteller der Milch schleuder neben einander, der Quirl des Buttersasses lehnte knochenweiß daneben, und die Buttertiicher hinhen sorglich iiber Siäbe zum Trocknen ge- « breitet. Der Fußboden erglänzte vors Sauberkeit, und nirgends machte sich säuerlicher Geruch bemerkbar. : »Ich bindoch neugierig, ob das« Buttersaß wohl riecht", dachte dies Tantr. Sie wußte, wie leicht diesj vorlain, und wie nachtheilig es der Butter war. Rasch trat sie an das große Faß heran, das mit blihenden Ringen in? seinem Rahmen schwebte. Da rührteI es sich im Faß, und als die Tante ge spannt hineinsah, saß ein kleiner Junge drin mit Mützchen und Jäck chen und Pserdchen im Arm. Erst guckte er die Fremde verwundert an, dann trat ein verständniszvolles Leuch ten in seine Augen, nnd mit feinem Stimmchen fragte er: i »Bis’ Du die aische Tante, die zu Besuch is, Tran sag’, Tieie dans' till ; sitten, aische Tante tomt.« Die gross ßen Augen sahen sie vorwnrssvoll an, und da Tante Ainelie noch immer its-Ha Wort fand, fuhr der Kraustops fort: Miete is immer dans’ süß dewesen, das sag’ Mutte auch. Mutte sitt Abend bei Fiete sein Bett und weint, weil aische Tante Fiete darnich leiden niag.« - Die Frau wandte sich betreten zu rück. »Mein gehört das Kind«, fragte sie das Kieinmiidchem das zögernd näher trat. »Das is’ unser kleiner Friederich«, gab diese verlegen lächelnd zurück. »Der is’ nu« schon die ganze Zeit bei mich, daß Sie hiek sind.« - Einen Augenblick tämpfte es in der Frau. Dann wandte sie sich dein Kinde zu, während das Mädchen un glücklich zur Hausfrau stürzte. »Willst Du Tante lieb haben und inittoininen nach Mutter?« Da reckten sich ihr die kleinen Arme entgegeiixund wie halbiinterdriiates, Weinen tlang es: »Ja, nach Mutte, nach Mutte, Fiete will Tante auch dans' lieb haben!« Sie nahm das Kind auf den Arm und ging init ihm hinaus zu der jäh erblaßten Frau. »Emilie, hattet Ihr- sowenig Ver trauen zu mir?!« Den Vorwurf übertönte das Mit einpfinden, und dann überhod der Jubel des Kindes die Mutter der Antwort. Sie riß es an sich und be deckte das tleine Gesicht mit Küssen, und dann weinten die Frauen zusam men und liebtosten abwechselnd das Kind und wallten es eine der andern nicht gönnen. l Was dann noch zwischen den Frauen verhandelt ward, in inniaein Gedankenaugtauscl), entzieht sich un serer Beobachtung Als Tante Amelie aber am nächsten Mittag weiterreiste, wintten ihr acht Paar kleine Händ chen ein ioehniiithiaes Kehrivieder nach, und am Michaelistermin entrollten dem Werthpacket, das der Postbote brachte, dreihundert blanke Tyaler, und dazu schrieb die Tante: »Das denke ich, wird Euch erstnial wieder den Rücken störten. Und nun immer Kopf hoch, der alte Herrgott lebt noch, und Tante Amelie läßt Euch auch noch nicht im Stich! Fünszig Mart stecken noch in dein kleinen Buttersasz, das ich Eurem klei nen Buttermilchstinde nachträglich als : Sparbijchse schenke. « Damit Gott Mahle-if Eure alte bruminige Tante Amelie.« WH Ost platzt ein Napf vor Dünkel Und Uebermuth, Bloß weil in ihn zu spnelen Der Zur geruht. Der Spion. Dem Französischen nacherzähit von Milly Siefart. Es dunkeln lind und weich war die Luft. Die Damen hatten sich in den Solon der Billa zurückgezogen; die Herren saßen draußen um einen run . den Tisch, auf dem Tassen und Gläser standen. Und in der zunehmenden HDunfelheit leuchteten ihre Cigarren swie kleine, rothe Punkte . - Man besprach das Ereigniß des Tages. Am Morgen war in dem klei nen Flüßchen vor den Augen der Vil lenbewohner eine Gesellschaft von siinf Personen, deren Boot kenterte, erstun ken. Es war unmöglich gewesen, Hilfe und Rettung zu bringen. »Schrecklich«, sagte einer. »Jatvohl, schrecklich«, nahm General G. das Wort, »folche Erlebnisse sind entsetzlich, aber sie sind nicht grauen erregend. Sie ergreifen uns, regen unser Mitgesiihl an, bringen uns aus der Fassung, aber sie erregen kein Grausen. Grauen ist weit mehr als Schreck, Entsetzen. Dazu bedarf es mehr-. als einer «Gemüihgbewegung, mehr als eines plötzlichen Unglücks falles. Ein geheimnißvoller Schauer-, ein anormaler Sinneneindrucl, etwas Widernatiirliches, Airßergewöhnliches, das alles- niuß zusammenwirlen, um ung Grausen empfindenzu lassen. Ich möchte Ihnen, meine Herren, das. was ich meine, durch ein Persönliche-I Er lebniß erläutern. Es war während des Krieges 187(). Wir zogen ung aus Pont-Audenier zurück, nachdem wir Rouen passirt hatten. Die Armee, 2t"),(«)0() Mann ungefähr, auf der Flucht, in Unord nung. ttruthlo5, erschöpft, eiltenach Havre, utn sich dort neu zu for-miten. Den Boden deckte Schnee, eg dunkelte. Seit dem Morgen hatte keiner etwas gegessen, man floh; schnell, schnell, denn die Preußen waren nahe. Die weite normannische Ebene brei tete sich öde und leer unter einem schwarzen Himmel aug, der schwer und drohend herabhing. Hier und da lag ein Bäuernhof von Bäumen um standen. Nichts war zu hören, als ein oerworrenes Geräusch, dumpf, unauf hörlich: die durch den Schnee ge dämpften Fußtritte der Marschiren den; darin mischte sich das leise Filir ten der Kochgeschirre und Säbel. Ges beugt, schmutzig, fast in Lumpen, so« schleppten sie sich durch den Schnee mit « langen, todtmüden Schritten. Die Haut der Hände schien an dem Me tallbeschlag der Gewehrlolben festzu srieren,·denn eg toar bittertalt. Hie und da zog einer oder der andere seine Stiefel aus, um barfuß zu laufen, so litt er durch die mangelhaste Fußbes kleidung. Und jeder Tritt der schmer zenden Füße lies-, eine blutige Spur: zurück. Schon kurze Zeit daraus setzte Tkch der Erschöpfte an den Wegrain, um nur einige Augenblicke zu ruhen. Aber er stand nie wieder aus« jeder, der sich setzte, war ein Kind des To des. - ben wir da hinter uns gelassen! Sie alle wollten ja nur ein wenig ihre stei chßidßgu ENJATS RDGOVC UM sen Beine ruhen! Aber kaum hörten sie aus, sich zu bewegen, so zwang sie eine unwiderstehliche Müdigkeit zu Boden, schloß ihnen die Augen, hemmte in einem Augenblick diese überanstrenate menschliche Llltaschiine Schlass fiel der Körper zusammen, die Stirn sank auf die Knie: so hackten sie still und steis im Schnee, unfähig, sich zu ermannen, bis lzum Ende, -—— Wie viel solcher armen Teufel ha-l Wir andern aber, die wir wider standssäbiaer waren, wir eilten trei ter, bis ins Mart srierend, durch die straft der Verziiseifluna vorwärts ·ae trieketr durch Nacht und Schnee in diesem öden, nnwirthlichen Landstriit), verzweifelt iilxcr unsere Niederlage niedergedrückt durch das trostlose Ein Pfinden aänzlicher Verlassenheit. Da bemerkte ich plötzlich zwei Grenzfoldatem die einen kleinen. at ten, sonderbar aus-schauenden Mann ohne Bart am Arm festhielten. Sie suchten einen Liisizier, da sie meinten, ein-en Spion acsangen zu haben. Wie ein Laufseuer verbreitete sich das Wort ,,Spion«' in der fliehenden Truvpe, und einige Nachzüqler umringten den Gefangenen. »Nieder mit il)m«.« schrie einer. Und diese vor Ermattunq sast umsallenden Soldaten, die sich nur aufrecht hielten weil sie sich ans ihre Gewehre stiitzten, wurden plötzlich von einem Wuthtaumel erfaßt, der die Bestie in ihnen entfesselte. Ich führte das Bataillon, ich wollte sprechen. Einspruch erheben. Man hörte nicht auf mich: sie hätten mich auch getödtet. » Einer der Geenzsoldaten trat an l mich heran: »Seit drei Tagen folgt er « M uns,« sagte er. »Jeden fragt er über die Artillersie aus.« Jch trat rasch näher und versuchte dieses seltsame Geschöpf auszusorschen »Was. wollt Ihr? Was- treibt Jhr, warum folgt Ihr der Armee?« Er Inurmelte einige Worte in einem mir unverständlichen Dialekt. Eine sonderbare Erscheinung mit breiten Schultern und tückischen Augen. Seine Angst war mir so sichtbar, daß ich nicht mehr zweifelte, es mit einem Spion zu thun zu..haben. Er schien sehr alt Und schwach zu sein und blickte zmich scheu von der Seite an, halb » stumpf, halb listig. »Nieder mit ihm, schießt ihn nie der!« schrien die Tsobenden. »Sie haften für den Gefangenean damit wendete ich mich an die Grenz- : soldaten. Jn demselben Augenblick( ertönte jedoch ein marlerschiitternder Schrei. Jch blickte mich um und sah, ! wie die Winde-wen den unglücklichens erarissen, zerrt:n, stießen und ihn end- l lich am Wegrand gegen einen Baum l warfen, wo er schon halb todt in den Schnee fiel. Gleich daraus knatterte Schuß aus Schuß; aufs neue luden sie und schos sen abermals und wieder, und wieder, blutdürstiq wie wilde Thiere. Sie schlugen sich untereinander, um noch mals an die Reihe zu kommen, nnd dann ainaen sie einzeln an dem Leich nam vorüber nnd gaben jeder einen letzten Schuß daraus ab. Da rief ei- ( ner:«die Preußen, die Preußen,'· und bald hörte man das in der Ferne ver llinaende Geräusch der erschreckten, l flieheyrden Armee. Die Schüsse auf jenen armselian« Vaaabunden betten diese Panit her ausbeschtvoren und sie bethörte auch die Vollstrecker. elber so, daß sie Fer senaeld aaben nnd bald im Dunkel ebenfalls verschwunden waren. Ich war mit den beiden Grenzsolda ten vor dein Le chnam zurückaebliebem alles hatte sich so rasch abgespielt, fast binnen weniger Minuten Wir müssen ihn durchsuctwen ich zog eine Wichssireichholzdose aus mei ner Tasche und reichte sie einem der Leute. Er entzündete eins der Licht chen, mähr der andere den bluti gen, zsers uen Leichnam empor richtete un untersuchen begann. »Eiue Blase, ein weißes Hemd, Bei k» sder und Schuhe,« he richtete der Mann eintönig. Dann erlosch das erste Streichholz. Ein zweites flammte auf, und der Sol dat fuhr fort: »Jn der Tasche ein Messer mit Hernschale, ein buntge witrfeltes Taf kehentuch eine Tabaks dose, ein Endchen Bindfaden, ein Stückchen Brod.« Das zweite Streich holz erlosch, das dritte wurde anaeg zündet; dann saate der Soldat, nach-: dem er sorgfältig die Taschen durch sucht hatte: »Das ist alles.« »Ziehen Sie ihn aus, vielleicht fin den wir etwas unter seiner Kleidung verborgen,« befahl ich. Jch iibernahni es zu leuchten, da mit beide Soldaten sich an diesem nicht angenehmen Wert betheiligen konnten. Und während ich Licht um Licht entzündete, entkleideten sie die ses blutige, todte Fleisch, das noch warm war. »Herr des Himmels, Kapitiim das ist ein Weib!« Ein wahres Schmerzgefühl durchs zuckte mich; ich wollte es nicht glau ben und kniete nieder in den Schnee, um mich zu überzeugen daß jener durchtöcherte siörper der eines Weibes war. Die beiden Soldaten schwiegen bestürzt und sahen erwartungsvoll uud scheu aus mich. Aber ich konnte nichts sagen, nichts vermuthen und deuten Da begann einer der Leute: »Viel leicht hat sie ihren Sohn bei der Ar tillerie gesucht —-— vielleicht wollte sie Nachricht von ihm haben -----« »«-a ---- vielleicht - ---« murmelte auch der andere. »Ich habe viel Trauriges, viel Schreckliches eriebt Und gesehen; aber damals hiesen mir die Thränen über die Backen Und auf der weiten, öden ’Schneesl«ciche, vor dieser unbekannten s Ermordeten, vor diesem traurigen Ge heimniß inmitten der eisigen Winter nacht empfand ich recht enipfindlich die Schauer jenes Wortes ,,(-ttrauen'.'. s-— Superlatlw Drei lviirdige Matronen Profes sorsgattinnen -- unterhalten fich über die Eigenart ihrer Männer, die selbst verständlich ----- wie wäre das bei einem Professor auch anders möglich? —— in einer geradezu unglaublichen Zerstreut heit besteht. »Denten Sie sich, meine Datnen«, ment die erste, »ich gehe neulich mit meinem Manne den Fluß entlang. Da erblickt mein Alter einen Frosch und hebt ihn auf. Er zieht seine Uhr, be obachtet den Puls-schlag des Thieres und stellt dessen Zahl in der Minute fest. Dann schleudert er die Uhr in den Fluß, steckt den Frosch schmunzelnd in die Westentasche und geht ruhig vor wärts. Sie können sich das erstaunte Gesicht vorstellen, als er bald daer nach der Uhr sehen will und statt dies ser einen Frosch in seiner Tasche fin det.« — »O, meine Liebe«, fällt ihr da die zweite Dame i·n’s Wort, »das ist noch gar nichts gegen die Zerstreutheii mei nes Gatten. Auf einer Reisel kommt er jüngst etwas später in sein Hatt-L ent kleidet sich und —- denken Sie — legt die Kleider behutsam in das Bett und sich selbst auf einen Stuhl. Nicht wahr, das ist doch wirklich nicht mehr ver ständ-lichte « Die dritte Dame lächelt: »Gewiß ilsi das verständlich; ist doch meinem Ge strengen noch Schlimmeres passirt. Bielfach hatte ich ihm in diesem Som mer an’e- Herz gelegt, aus der Reise doch nicht immer das Hinausstellen der Schuhe zu vergessen; er lief nämlich s immer mit unigeputztem Schuhzeug sumhen Mein Mann gelobte reuig Besserung Und was meinen Sie, was geschah am nächsten Abend: Mein Mann legt die Stiefel unter die Bett decke, stellt sich vor die Thür und war tet geduldig, bis am frühen Morgen des Hausknecht erscheint ..... Ta blec111!!’« HG— Der Strtckftmmpf in ver Unl ver-Müh Jn der Universität Rostock in Mec lenburg halten- Professoren nnd Do zenten im Winter volkstshümliche Vor lesungen, an denen die Brtheiligung "jedermann, ob alt oder jung, Mann oder Weib, gegen eine geringe Gebühr freisteht. Diese akademischen Bor triige werden von den Roftockern stark besucht. Jn einem Vortrag, der vor kurzer Zeit gehalten wurde, ereignete sich nun etwas, das bisher in den hei ligen Hallen einer Universität wohl noch nicht vorgekommen ist. Dieer Ereigniß, für das selbst Ben Akiba gewiß kein Gegenstiick gewußt hätte, wäre sicher der Gegenwart verborgen geblieben, wenn es nicht ein Besucher in einer Rostocker Zeitung riiclsi·chts los ausgeplaudert hätte. Da stand zu lesen: Raum hatte der Herr Professor unter der Spannung der Zuhörer sei nen Vortrag begonnen, da geschah es, man sollte es nicht fiir möglich halten, daß eine der anwesenden Damen ei nen wollenen Strickstrumpf von an sehnlichen Abmessungen hervorzog und anfing, in wiithender Gangart darauf los, zu stricken. Diese edle Thätigkeit hielt ununterbrochen bis zum Schluß des Vortrages an. Man kann ein der artiges Benehmen ja schließlich nur eine thaioetät nennen und darüber la chen, Yidenn nicht, wie sich denken läßt, für die Umsitzenden dies Geknütt-3"» einer wahren Tortur gewesen wäre, unter der Einem Manches vom Bor getraaenen verloren ging. Hoffentlich wird sich dieser »Unng nicht wiederho len. Wer Strümpfe stricken will, möge zu Hause bleiben und nicht in die Uni vers-tät gehen. Dazu ist die Universi tiit nicht da. « « Eine sterbende Sprache lleber das Erlöschen der livischen Sprache, die zur finnisch - ugrischen Gruppe gehört, berichtet O. Kallas in Dorpat im letzten Hefte der »Finnisch ugrifcheu Forschungen«. Kallas hat durch eine Anfrage bei verschiedenen Fliennern Livlands festgestellt, daß das Erlöschen der livischen Sprache eine Thatsache sei. Ein Herr Silin in Riga berichtete ihm, daß in der Ge gend von Lemsal vor zehn Jahren noch Leute vorhanden waren, die sich der lioischen Sprache bedienten; gegen wärtig aber seien höchstens noch Reste davon zu sammeln, da sich die Liven vor den Letten ihrer Sprache schämten, und die wenigen Reste infolge der Mischehen rasch verschwänden Silirv hatte auf seiner Reise nach Lemsal noch mit einem angesehentn Bauern gesprochen, der sich als Live betrachtete sund sogar livifche Bücher besessen hat te, bis ihm diese eines Tages sein Pa stor wegnahm nnd nicht wiedergab; seitdem war er des Glaubens, daß das Livische eine verbotene Sprache sei und wurde in diesem Glauben durch ein Abenteuer des Herrn Silin selbst bestärkt. Silin wurde nämlich, weil sein Besuch und feine Fragen aufgefallen waren, vor die Polizei ges-. laden; er wurde alsdann wieder frei- ' gelassen, aber der Bauer war seitdem zu Gesprächen über die lioische Sprache nicht mehr zu haben. Der Bächen-nisten Jean Paul fuhr einst auf einer Reise in das Thor einer kleinenStadt. Der Korporal der Thnrwache tritt heraus-, eine Schreibtafel in verhand- ·" ,,Jhren Namen, mein Herri« ————— »Ich heiße Richter.« »Ihr Stank-«-m — !,,Jch bin Autor.« —---- ,,Autor?« frakä Jder Fiorporal verblüfft, »was he ;dag"c’ Was verstehe ich dummeer t,,Nun, das heißt, ich mache Bücher. »Ja, so,« schmunzelte der Koth-· kal, »das ist mir verständlich-; heut zutage giebt man sich allerlei frem· unbekannte Titel. Hierzutande sp man einen Mann, der Bücher met einen —-— Buchbinder.« ( — Die Ereignisse lehren Uns oft, wir nichts von» ihnen lernen.