Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 26, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Ydæ
Roman von E. Yraddotr.
» (2. FortsehungJ
« .Miar von Angst erfüllt,
band-sie sich an mich und bat mich,
Den Okpehn d dazu zu bringen, dnß
Eva s verla e. Sie fah so hilflos,
L unsguldig aus und sie weinte so
iterli daß ich noch am gleichen
Ia e mit ihm sprach, obwohl er sich
in lstet Laune befand. Er lauschte
meinen Worten ruhig, dann aber
stach ein Wuthpnroxysmug los, den
ich niemals vergessen werde.«
««..Du willst das Mädchen für Dich
sei ,« donnerte er mich an; ich bin
nich so blind, das nicht zu sehen. Du
fürchtest, daß Du mein halbes Ver
mögen verlierst, wenn ich heirathe.
Narr, derDu bist, Du hastes Deiner
Unverschämiheit und Einmengung
Wn ja schon verloren. Geh’ Deinen
eigenen Weg und nimm meinen Fluch
unt Dit. Jch bin nicht zu ali, um ein
Weib lieben zu können, und ich werde «
Narie Saht-Elend heirathen, wenn
auch Du und andere Thoren dagegen
arbeiten wollen«
»Mit ihm rechten zu wollen, wäre
nuglos gewesen, selbst wenn ich Ruhe
un Gleichmuth dafür gehabt. Ich
fand auf jedes heftiae Wort eine hef
tige Erwiderung und brachte so die
ganze Bitterkeit meines Herzens, die
volle Verachtung welche mich bewegte,
um Ausdruckr. Ich war fest ent
lassen, Marie Saini-Cloud u
üben, da sie sich meinem Schuze
anheimgegeben. Sie war freundlos,
verfolgt und einges iichtert. Jch er
theiide ihr den Rat , Paris zu ver
lassen, und versah sie mit Geld und
einem Empfehlungsbrief an einen
Londoner Theaterunternehmer· Sie
weinte und beschwor mich. .sie nicht zu
verlassen, ja sie gestand sogar, daß sie
Neigung fiir mich im Herzen trage,
da ihr deshalb kein anderer Mann
g alle, und daß sie den Baron fürch
tet. Gedankenlos und leichtlebig, wie
ich war, erweckten diese Worte doch
ein gewisses undesinirbares Empfin
den m meiner Seele. Sie war ein
armes, schwaches Geschöpf- bildhübsch,
unschuldigs und arglos wie ein Kind.
Sie- mochte mich gerne leiden, und·ich
hatte i r versprochen, sie vor meinem
tollen tel zu schützen, dein einen
Possen zu spielen mir nebenbei stilles
Behagen verursachte. Marie Samt
Cloud verließ also Paris und ich
folgte ihr im Verlauf einer Woche nach
London und heirathete sie.«
Elsa zuckte zusammen.
»Und das Ende von all’ dem?«
fra e sie mit maiter Stimme.
« . werde den Schauder nie ver
en, der mich durchlief, nachdem die
ndenden Worte gesprochen worden
waren. In diesem Augenblick wurde
Isir mein Wahnsinn klar. Maries
reunde umringten uns, es waren
«es lauter Schauspieler untergeord
netster Kategorie. Wir begaben uns
keimt F zeitsmahl nach dein HoteL
tpechem ich wohnte, und bald sah
mich von einer angetrunkenen, um
zu sagen betrunkenen Horde um
n. ch am zu der Ertenntniß. daß
meine rau nicht die tindliche Un
« ld . ais weiche sie sich hingestellt
prahlte damit, daß sie immer
einen schönen Gatten habe erlangen
Wollen und daß sie nun mehrere Wet
ten Fett-variety indem sie mit mir vor
den raualtar trat. Es widerte mich
an. wie sie über meinen Onkel sprach,
vie sie sich über den »alten Burschen«
lustig machte. Jch verließ sie schon
am leicheu Tage und unternahm eine
Reiz nach Italien. Brieslich setzte ich
ihr meine Beweggründe auseinander
Die Ytge von Allem, was ich besaß,
kieß "r sie zurück und hatte dabei
die Empfindung als ob sie froh
wäre, mich loszubetommem "etzt, wo
its-Ehrgeiz befriedigt war. ch irrte
her lang ziel- und planlos umher,
bis- ich mein ganzes Geld angebracht»
»Ist-ite. Dem — viele hatte ich von Ju- «
send auf gehuldigt, und Fortuna war
san wogt umt. Endiiiö qipek sahich
meine « iföquellen versiegt, verlor ich
auch im Spiele, war ich genöthigt,
dem Rechtsanwalt unserer Familie zu
schreiben, dem gleichen herrn arvis,
WILL-en Du kennst Er schi te mir
, entigend Geld, um .nach London rei
»M törigeemchdie Säumen lHeus be
«, ,we i gema t;er tand
M auch aleichzeitia auf meiner so
fdttigen Heimkekkr mein Oheim seii
leidend, sei von religiöser tJJielancholiel
befallen Das klang allerdings kaum
glaublich, und doch ist es eine altbe
kannte Thatsache, daß Die schlimmsten
Lebemänner oft die frömmsien Leute
werden Meine Frau war inzwischen
äsiotbenz sie hatte es lange Zeit hin
Ich verstanden meinem Oheim Geld
Wszuptessem indem sie ihm damit
werde die Mesalliance die
sein R gemacht, in die Welt hin-l
Qtsppsatmett Als er ihr schließlich
-M·It Geld mehr gab und ihr erklärte I
er msei abgestumpft egen Alles, was sie
thun III itne, hatte tg e Zieh aus dieSuche .
Isch mir eingeht Ja Genua aber
act-Mit an einem thphösen Fieber
sc t da
« »sp- MM Mkikilsschwkx
MMM selte sucht daran, da
Brunett-h meinen Dheimz u
sj7sz Nil Häågdztes Lesen
« E - D m onne te
» M alten Herrn waren im
««en Ue gleichen geblie
den, wenn sie auch eine andere Gestalt I
angenommen. Er hatte seine Jagd-s
psetde verkauft, spiekte nicht mehr Bil
lard um hebe Summen, schenkte aber
der Kirche dafür große Beiträge und
hielt seiner Dienerschaft lanae Reden
äder die Berderbtheit der Welt. Als
ich in London eintraf, » war ich der
Schatten meiner selbst geworden. und
»Kann-is erschrak über mein Aussehen.
Ich war krank gewesen, war noch
« ani und le te keinen- Wertb daraus,
db ich lebe o r sterbe. Der Rechts
anwalt schüttelte den Kopf, als er
meiner ansichtig ward, und sagte mir
auch, daß meine Chancen bei meinem
Onkel schlecht stünden, er habe gehört,
daß ich ein Spieler und Rose gewor
den, und mein Aussehen stimme mit
diesem Rufe überein. Jarvis lieh mir
Geld nnd erinnerte mich an eine
Schuld, welche ich vergessen-. Jch fing
an, wieder eine gewisse Freude an dem
Leben u erlangen, sieh mir mehr Geld
und fälschte den Namen meines
Oheims.«
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er tief bewegt,
Er sprach leise. Pian sah deutlich,
wie das Geständniß. welches er abzu
legen hatte, ihm schwer wurde. Elsa
sagte kein Wort.
»Ich muß gestehen,«' fuhr er fort,
»daß ich wie mit Blindheit geschla en
war, daß ich gar nicht zu erfa en
schien, welches Unrecht ich beging. Jur
vis verstand es) mir Alles mundgerecht
zu machen. Der Wechsel lautete auf
einen ziemlich hohen Betrag, und ich
entdeckte zu spät, daß der Rechtsan
walt mich vollständig in den Händen
Fabe. weiß je t, daß er einem
chlau er onnenen lane fol te, nach
welchem er mit hohen Jntere en Heller
für Heller zuriickerhalten muß von
dem, was er mir gegeben. Ueberdies
hält er das Damoilesschwert der Fäl
schung iiber meinem Haupte.'«
Thränen perlten über Elsa’s Wan
gen.
»Meine Geliebte, meine Heilige!«
rief North, »habe ich Dich nutzlos er
schreckt? Nein, ich fiirchte Jarvis ja gar
nicht in Wirklichkeit-—ich werde an
meinen Oheim appelliren, ich werde
jenen menschlichen Blutsauger entlar-—
ven. Ganz hänge ich ja doch nicht von
irgend Jemandem ab. Eine Jahres
rente ist mir von meiner Mutter aus
eworfen, durch die wir immer vor
coth geschützt sind."
Trotz sprach aus seinen Worten und
aus seinen Blicken. Wie glühend er
doch Jarvis haßtet Unwilltiirlich
drängte sich ihm aber die Frage aus,
ob er klug ewesen, Elsa das Alles zu
erzählen. s war ihm, als ob sie die
ha liche Geschichte kaum verstanden,
un wie sollte sie auch? Sie war ja so
unerfahren in Bezug aus das Treiben
dieser Welt. s
»Geliebte,« siiisterte er leidenschaft
lich, »hast Du mich gehört? Jsch habe
Dir Alles gesagt, liebst Du mich des
halb nicht weniger?«
»Meine Liebe iann niemals gerin
ger werden," sprach sie, den Blick voll
zu ihm emporschlagend.
»Und die Zuxunft?«
»Die Zukunft liegt in Gottes
Hand,« erwiderte ste; »ich liebe Dich,
Du meni Theuerfter, und ich bin u
srieden. Dein Oheim wird verstehen
lernen, wir werden Beide eines Tages
für Dich bitten.·'
«Elsa, mein Schutzengel,« flüsterte
»das muß bald ge
sche n, und wenn Onkel Deverill
Di zu Gesicht bekommt, sollst Du
mein Weib sein. «Wozu warten, könn
ten wir uns denn noch mehr lieb ge
winnen?«
»Du bist mir iiber Alles then-er,
Franz, mithin haben wir nichts zu
fürchten.«
Er erhob sich. Jhr Glaube und ihr
Vertrauen verliehen ihm neue Kraft.
»Wir wollen gleich heirathen,« rief
er, »wir wollen Jarois Tro bieten;
dann, wenn wir vereint sin , suchen
wir eine Unterredung mit meinem tol
len Onkel. Deine Güte, Deine-Schön
«heit und dek umncmn daß ich mich ge
bessert habe, sollen zu seinem herzen
sprechen! Unser Heim wag einstweilen
Erneö Deinei Vaters sein; ich bin
berzeugt, daß wir einen glücklichen
amilienireis bilden. Sprich, Ge
liebte, soll Alles so seini«
»Ich fiige mich Deinem Willen,
Franz, nur kommt es so plötlsichi Vor
ein paar Tagen wußten wir gegensei
tig noch nicht, daß wir existirtem und «
nun ——-«
»Heirathen wir in vierzehn To en,«
rief ek. indem et sie leiancheZtlich
küßte. »Bist Du bereit, alle Anord
nungen mir zu überlassen? Bist Du
mit einer stillen Trauung hier im klei
nen Gotteshause einverstanden?« -
Sie nickte bejahend und fügte tief
beweqt hinzu:
»Möge der Segen des Himmels
Dich umschweben, mein Liebling«!«
Dann- ttaten sie den Heimweg an·
Am nächsten Motäen schen suchte
Franz North eine ntettedung mit
an ton. Der alte Soldat lauschte vers
blüfft dem, was jetn Miet r ihm zu
lagen hatte. Ja tnnerftet le fühlte
et sieh war dist, schalt aber doch
über ange Wunde Dest.
»Mit- tkt entstehende-If wandte
kRpeth ein; «tch habe ihr die Gründe
»O geben« dneeh welche ftp die Eile
km Met. bleichen des-T lege. Ich
these the met-e versengenei eben nnd
meine künftigen Hoffnungen sen
bart; es soll kein Geheimnis stoi chen
uns bestehen."
Mit zitternder Hand faßte der Ka
itän nach der Rechten des jungen
nnes.
«North. Sie sind ein Edelmann,
und ich sollte mich geehrt sähtem ob
-ztoar ich im Grunde genommen wenig
von Ihnen weiß. Herr Jarvis ist siit
mich verhältnißmäßig ein Fremder.
Einer seiner Freunde wohnte einst bei
uns, dadurch lernte ich ihn ten en;
tvenn aber Eisa zufrieden ist, be
ich keine Ursache zu tliigeln und zu
forschen. Jch bin ein alter Mann,
der dem Grade nahe steht, und sie ist
eine mitteliose Braut.«
»Nicht doch," rie North leiden
schaftlich, «mein Wei besikt das, was
ich höher schätze als alle irdischen Gus
ter: ein reines Herz und einen edlen
Sinn. Jch bin lein reicher Mann,
Kapitäm aber ich bin glücklich, weil es
mir gelungen, Elsas Zawort zu er
langen· Jch möchte, da die hochzett
schon in vierzehn Tagen stattfinde und
ich nach einem kurzen konigmontz denl
wir im Auslande zu ringen wollen,
meine Frau wieder hierher führe. Sie
sollen unsere künftigen Lebens chicksalej
theilen, Kapitiim wollen Sie das?'«
Eber alte Krieger richtete sich stramm z
au . i
»Ich will Jhnen nicht zur Aste wer- i
den, North, ich besitze meine tgzon
und habe auch einiges Geld siir - lsa
zurückgelegt, obzwar mein Liebling
nichts davon weiß. Ja, Jhre Pläne
sagen mir zu und ich danle Jhnen aus
ganzem herzem wenn ich auch nicht
volltnhaltlich von Allem Gebrauch
machen kann, was Sie mir bieten, da
ich im Hause meines Kindes keine Last
sein will.«
Der Kapitän fuhr gu,tmiithig fort:
»Frau Butter soll mich nach wie vor
bedienen. und ich tomme häufig zu
Euch. Seit zwanin Jahren ist mir
die Alte eine gute ienerin.«
El a trat ein und slog dem Vater an
den » ls. Man besprach Alles, und
der lange Sommertag schien zu kurz
dazu zu werden, es gab noch so Bie
lerlei zu vereinbaren.
North vergaß den Rechtsanwalt
Zarvis oder trachtete wenigstens-, die
xistenz seines Feindes zu ignoriren
Eine Woche verging wie im Traume,
Franz North hatte sich alle Papiere
für die Heirath verschafft, Elsa ord
nete Hals über Kopf das Nöthigste,
und ihr Verlobter sß Stunden lang
an ihrer Seite und sah ihren geschiif
tigen Fingern zu, während sie von der
glücklichen Zukunft träumte.
Plötzlich wurden draußen hastige
Schritte auf dem Kies vernehmbar.
North sprang auf, sah durch das Fen
ster Nechisanwalt Jarvis, und nach
dem er feiner Braut noch einen Kuß
gegeben. verließ er rasch das Zimmer.
Er- war zu jedem Kampf bereit, als
er die verhaßte Stimme des Rechtsan
walts draußen hörte, der die Haus«
hälterin fragte, ob er daheim sei. Jm
gleichen Augenblick trat North ihm
auch schon entgegen. Jardis lächelte
und der junge Mann schüttelte ihm
mit solcher Heftigteit die Hand, daß
der Rechtsanwalt zusammenzuckte.
»Ich muß Ihnen sürwth gratuli
ren, Sie haben sich ja die Kraft eines
Riesen angeeignet —- sind oerjiingtl
Ich iann die glückliche Inspiration seg
nen, welche mich veranlaßte, Sie hier
irr-diesem idhsischen Thal unterzu
bringen. Aber Sie sind bleich und
Jhre Züge tragen einen sinsterenAus
druck —- was giebt es denn?"
North athmete schwer; er blickte in
die kalten. grauen Augen des Rechts-—
anwalts und sprach mürrisch:
«Haben Sie wohl je schon einen
Mann lachen sehen, der an heftigen
neuralgifchen Schmerzen gelitten hat?
Ich habe Jhr Kommen heute übrigens
nitch erwartet,« siigte er in einem
Tone hinzu» den er sich bemühte nach
liissig erscheinen zu lassen.
»Ich bedaure Jhre neuralgischen
Schmerzen, was aber meinen Besuch
anbelangt, so ist er allerdings früher
emacht, als ich ursprünglich die Ab
sicht hatte. Meine freie Zeit hat ihr
Ende erreicht, ein sehr wichtiges Ge
schäft zwingt mich, plöslich nach New
ort zu reisen, und ich werde minde-«
tens acht Wochen fernbleiben.«
North, der mit feinem Gaste in das
Wolktzimmer getreten war, blickte zum
n er hinaus, und es wurde ihm
chwer, den lauten Jubel zu unter
drücken. der seine Seele bewegte.
»Nun, und was weiter?« fragte
er endlich kalt. ..
»Ich bin gekommen, um Jhnen"
Adieu zu sagen und um hnen weitere
Geldbetriige anzubieten. Die sollen mir
in dieser Angelegenheit ieine Gedan
tenlosigtrit Voriverfen können, und Sie
benehmen sich so tadellos, daß «
»Ich habe genug für meine Bedürf
nisse,« unterbrach ihn North kalt, denn
die vertrauliche Art des Nechtganmalts
verletzte ihn auf das Tiefste.
Plötzlich aber sagte er sich, daß es
rathfarn sei, freundlich gegen Jenen
vor ugehen, und er fügte daher etwas
ver indlicher hinzu:
»Ich weiß ja gar nicht, was ich
hnen ichulde. daich aber nun meine
ahiesrente, die von den Gläubiger-i
mit Beschla belegt war, bald wieder
bekomme, Pollten Sie mir's doch
sagen.« »
»Ich sehe, lieber North, daß Sie in
Seil-fachen so unerfa ten sind wie ein
dreijähriges Kind. pzu W Ste(
auch damit pla enf Ich bin gern l
u bereit, lles abzunehmenj
txt-seen iemicham Da dies
Heimat fiir ei Zeit verlaslr. lteH
ich es «t an , neu meine An- s
Hchtey aus-Masern ehe-n welche auch
die igen des Stern von Deverill stutz. »
verlange nn- von M, daß Su-i
mniiafiig fein nnd ld an dens
Tag legn sollen. Jch habe es mir zur
Lebensaufgabe gestellt, goldene Gele
genheiten auszunutzen. wo immer die-·
selben sich bieten, und stelle es nicht in
Abrede, daß ich eine ganz spezielle
Absicht hegte. als ich mir die Miit-e
nahm« Sie zu retten, Sie dem Elende
zu entreißen. zip bin tein Philans
throu; ich habe ie vor dein Tode be
wahrt. ich lieh Jhnen Geld und ge
stattete Ihnen, mich zu betrii en.«
mHalten Sie ein, wenn Gie nicht
wollen, daß ich Ihnen an die Gurgel
springe.«
Franz North nahm eine drosende
altung an. Sein Antlitz war arb
s. Sein lange beherrschter Zorn
rang nach weiteren Worten. Silas
Jarvis hob abwehrend die Hand, auch
er war bleich bis in die Lippen.
»Ich bitte Sie um Entschuldigung,
lNorth. Jhre Leidenschaft ringt mir
JBewunderung ab, ich bediente mich
»diese-: Worte absichtlich in ihrer gan
szen gesetzesscharfen Deutung· Keine
Spiegelfechterei vermag den Mohren
weiß zu waschen«
»Ich wiu ne aver man tman
»Sie müssen und sollen es, sonst
gebe ich die Sachen aus der band
und Sie werden als Fälscher verhaf
tet. Hören Sie mich wohl an-—Sie
müssen und sollen sich meinen Bedin
ungen fügen. Sie müssen, sage ich!
s la nicht in meiner Absicht, Sie
heute chon zu pressen, und ich wiirde
es nicht gethan haben, wenn Sie nicht
eine so bedenkliche heftigkeit an den
Ta gelegt hätten.·'
Franz be rrfchte sich gewaltsam
und ließ sich m Rechtsanwalt gegen
iiber in einen Sitz gleiten. O, wenn
er nur die Freiheit gehabt hätte, mit
diesem Manne so umzugehen, wie es
ihn gut diintte.
Jahren Sie fort,« rief er in her
vorbrechender Leidenschaft
Jarvis warf einen Blick auf die
»Ich habe nur mehr wenige Sekun
den zur Verfügung Hören Sie mich
an orth, und seien Sie überzeugt,
daß ich auch nicht ein weiteres Wort
der Herausforderung oder der rück
sichtslosen Grobheit mehr duldet Ent
weder Sie fügen sich ganz und voll
meinen Bedingungen oder Sie kommen
auf die Antlagebant! Das ist mein
leytes Wort! Geben Sie den Gedan
ken, an Herrn von Deverill zu appelli
ren, nur lieber gleich auf, wenn er
eihnen jemals gekommen sein sollte!
Er vertraut mir unbedingt und bringt
Ihnen Mißtrauen, Ihrem bisherigen
Benehmen Abscheu entgegen; erkennt
die volle Wahrheit bezüglich Jhrer
kleinen Geschäftgtombinationen und
wundert sich, daß ich mich herbeilasse,
fiir Sie Partei zu nehmen. Wenn Sie
aus der Schwelle seines Hauses sterben
würden, so käme es ihm nicht in den
Sinn. auch nur den Finger zu rühren,
um Sie u retten; es giebt somit eine
einzige ri, durch die es Ihnen gelin
gen tann, das Papier an sich zu brin
gen« welchesich in Händen halte und
as Sie verderben muß.«
»Und diese Art wäre?« -
»Wenn Sie srch einverstanden erklä
ren, mein Schtviegersohn zu werden«
Wäre eine Bombe vor ran North
erplodirt, so hätte er nich ver liifster«
sein können, als er es war, nachdem
er diese Worte vernommen.
»Ihr Schwiegersohn?« wiederholte
er. »Unmöglich!«
Der Rechtsantvalt schwieg. Ein paarl
Augenblicke beobachtete er sein Opfer,
er glaubte «etzt sicher sein zu können,
daß er da elbe in der Hand halte;
dann sprach er ernst und gesithlvoller,
als man es ihm hätte zumuthen tön
nen.
»Weåhalb solltees unmöglich sein
erth? Jch glaube, ich enne Sie
besser, als Sie mich selbst kennen —
betommen Sie eine UBitte Frau, so sind
Sie ein o.machter ann. Sie waren.
nie durchaus schlecht, nur halsstarrig
und leichtsinnig. Jch habe Sie immer
im Auge behalten und sah die günstige
Gelegenheit, als sich mir dieselbe both
Er lachte leise aus und fuhr fort:l
»Sie haben meine einzige Tochter:
Klara gesehen« um ihretwillen bestandj
ich darauf, daß unsere Geschäfte im-;
mer bei mir im hause abgewiaelt wer- ;
den sollten. Sie ist schön, nicht wahrt »
Ihre gesellschaftlichen Vorzüge und
Fertigkeiten tbnnen sich mit jenen der ’
vornehmsten Damen des Reiches mes
sen. Um ibretwillen bin ich ehrgeizig.l
Jch habe den festen Entschluß gefaßt. »
daß meine Tochter Schloßsrau von
Deverill werden soll: Sie haben meine
Worte vernommen. North, ich möchte(
Itzt-en nicht gerne noch einmal drohens
in sseni Lassen Sie uns gute Freunde
bleiben«- lassen Sie uns von dieser
Stunde na warm zu einander halten,;
und möge die kreundschag bald ins
etxge ’« verwandt chaftkiche ande sich;
arm-wirean »
North fand nicht den Muth, zu
sprechen, die Geliebte befand sich im
Zimmer über ihm; er hörte deutlich,
wie sie auf- und abging. Jn einer
Woche sollte sie fein Weib werden --—
Gott, wenn dieser Mann davon auch
nur eine Ahnung hätte! »
Der Rechtsanwalt erhob sich und
btickte finster auf die« Thüre.
«Wie neugierig doch Weiber FUDX
warf er ärgerlich hin, Kapitiin ang
tons Wirthschafterin it sicherlich schon
ein Dutend mal durch den Korridor
angen.«
tth blickte empor, sein Antlitz war
fest tMleich «
»Dir Bedingungen sind im Grunde
enominen nicht gar so entse licht«
stieß er mit erzwnn nein Läche n her
vor. Ver-roth urn noli-, es blieb
kein anderer Ausweg, nur die Plöt
Iichkeit ist das Erfchreckendr. ,, ch
tte nie an eine ttqth in di er
ichtung dacht. mein Onkel da
mit einve andeui
,,Vollitändig! Er glanbi im Vereine
mit mik,— daß eine vernünftige Frau
Jhre Rettung sein kann; er mag Klara
gerne leiden, seit er itiinielt, war sie
viel bei ihm und er hat sich an sie ge
wöhnt.« « »
»Ich verstehe.«'
North wischte sich die Schwib
tropfen von der Stirne: er vernahm
Kaprtiin Langton, welcher heimkehrte.
»Wähkend Sie Ihre transatlanii
sche Reise machen. . arvis, werde ich
wohl Zeit haben. mich an den Gedan
ken dieser Heirath zu gewöhnen.«
»Dessen bin ich gewiß und fühle
mich befriedigt, mehr ais befriedigt
ch hatte eine Szene befürchtet, aberE
sie sind ein vernünftiger Bursche,;
und von diesem Augenblicke an gestal- :
«ten sich unsere Beziehungen zu weit-’
aus freundlicheren. Wollen Sie mit
mir nach der Bahs gehen. North?
Vielleicht führt uns der Zufall länger
als einige Monate nicht wieder zusam: l
men.
Franz nickte bereitwillig. Er ber
langte gar nicht, Silas Iarvis wie
derzusehen, denn er wußte, daß ein
Appell an seine Großniuth vollkom
men unniiy sein werde. Dieser flüch
tigen Hos nung mußte er entsa en.
Sein Oheim ging geistig mer lich
bergab, man konnte nicht wissen,
welche dem Neffen gehössige Form
seine Denkungsweise annehmen werde.
Zarvis hatte die Karten gut gespielt.
orth blieb an der Seite des Rechts
anioalts, bis der Zug sich in Bewe
gung setzte, dann athmete er erleichtert
aus, für den Moment wenigstens war
jede Gefahr beseitigt. «
-
4
Der große Tag brach an, derTa ,
an welchem Fran North und ElPa
Langton vor den ltar treten sollten.
Es war ein herrlicher Morgen, blau
und wolkenlos wölbte sich der Himmel,
das ganze Dorf befand sich in Auf
ruhe, denn ein Jedes interessirte sich
fiir die bevorstehende heirath. Der
Bräutigam hatte jetzt von Silas Jor
vis nichts zu befürchten, denn dieser
chwamm auf dem Atlantischen Ozean
r neuen Welt zu. Nach der Hoch
zeJiat wollte das junge Paar siir die
uer einiger Monate ins Ausland
reisen, dann kehrten sie nach Zeddar
zurück und blieben in der Rosenvilla,
bis es Herrn Northg elungen, ein
eigenes Heim in der Gegend zu finden.
oder sich ein solches zu bauen. Alle
Welt pries Elsa Langton glücklich.
(Fortsetzung folgt.)
s—-..
Im Hotchimmutoh
Jn alten Chroniten werden uns ge
beininißvolle Sagen von einer Seite
syrischer Fanatiter erzählt« die in
einer Art Raserei gegen die Kreuzfah
rer losstiirmten, ganz in Etstase sich
dein Tode freiwillig hingaben und als
Feinde galten. Man hat ange
nommen, daß eine S aar von Ha
schischrauchern unter eni Einslusse
dieses bTrauschenden Gistes den alten
Rittern als solch dämonische Unheits
geister erschienen, und wirklich ist die
ses Mittel, das aus dein indischen
f Hans gewonnen wird, zunächst in Jn
-dien nnd den benachbarten asiatischen
iLiindern vielfach angewandt worden.
iheute freilich giebt es auch unter den
iMitgliedern der europäischen Chri
stenheit eine ganze Anzahl von Leu
ten, die in dem Haschischrausch be
reits einen Vorgeschmack paradiesischer
Wonnen suchen, und die berauschenden
Produkte des indischen Hanfs, mögen
sie nun Haschisch Bdang Gunjah
oder Churrus genannt werden, kom
men, wie ein tiirzlich erschienener Be
richt beweist, neuerdings besonders in
London in großen Mengen in den
handel.
Betanntlich hat de Quincey in sei
nen Bekenntnissen eines Opiumessers
die visioniiren Rauschzustiinde einer
durch solche Mittel gesteigerten Phan
tasie in prachtvollen Bildern vorge
siihrt. Jn dem Hirn dieses Tränniers
und Melancholiters stiegen unvergeß
lich herrliche Scenen aus, die starre
Grsße eines antiken Triuniphzuges,
die üppigen Geheimnisse orientalischer
Landschasten, die schwermiithige
Schönheit schwindsiichtiger Frauen.
Baudelaire hat dann diese ersten dich
terischen Rauschoisionen de Quineey’s,
die in der Kunst des Priirafiaeliten
einen Nachhall fanden, allgemein be
kannt gemacht, und auf ihn haupt
siichlich geht die Mode zurück, nach der
heute so viele Ersatz site eine eigen
schiipferische Phantasietrast in dem
Surrogat der durch den Haschtsch er
eugten Visionen suchen. Doch mag
sich vielleicht Mancher, der unerhörte
Schön iten erwartet, wenn er einen
Thoe el von getrockneten Blättern
indischen hanfs, mit Zucker und Ge
wiirz vermischt, oder eine Pfeife da-·
von getaucht hat, arg enttiiuscht füh
len. wenn die alten Gedanken und
jhäßlicheii Träume nun in verzerrter
Hund grauenvoller Weise ihm wieder
lichten.
l
l
f
Auch im Haschischrausch wird nur
eine geniale Phantasie, wie die de
Quincey’s und Baudelaire’g, wirllich
dichterische Bilder sehen, während
dem Durchschnitlsmenschen ein wirket
Hexensabbath toller Phantasmen jede
Anschauung verwirrt und nur dumpfe
Erinnerungen an lächerliche und bis
zart Mißbildun en zurückläßt So et
zälsll Bannen unter-, der bekannte
amerikanische Schriftsteller und Ue
berseher des Faust, in seiner Reisebe
schreibung Sarazenische Länder-, wie
sein rennt- Carter harrison nach
dem nuß von schisch in ein wil
des Lachen ausge rochen sei und laut
I «
"geschkieen sahe- ».O Gans Ich vi» emk
Losomvtive!« Dann sei er iiber zwei
Stunden lang mit stumpfsllVM
Schritten in dem Zimmer auf und ab
gerast, von Zeit zu Zeit in surchtptss
ten Athemstößen prustend und heh»
sende Töne ausstoßend nnd dabei
lhabe er die hönde immer den-mar
dreht, wie wenn es Kurbeln von Lo
tomotivenriidern wären. Tat-DIE
Ehalluzinatianen waren poetifcherer
»Natur. Er träumte sich an dem Fuß
der Cdeops - Pyramide, die er im Nu
bis zur Spiße hinanllomm. Dann sah
er auf ein weites wüstes Land und
fühlte sich plötzlich aus einer Barke
aus Perlmutter, mit reichen Juwelen
übersiit, durch die Lust zu grünen,
blühenden Gefilden getragen, wo
Milch und Honig floß. Als der Ha
schisch stärker zu wirken begann, wur
den seine Phantasiebilder wilder und
abgerissener. Er empfand etwas von
jenem stärksten Außersichsein, das die
Griechen in dem Dionyfos Zagreus
sich verlörperten, der in Stücke zerris
sen wird und in das ewige All sich
auslöst. Taylor glaubte, völlig aus
einandergeborsten zu fein und fühlte
sich ganz leicht und frei.
Ein anderer Haschischraucher, von
dem Theophile Gautier berichtet,»wat
von Vorstellungen heimgesucht. die in
närrischer Uebertreibung weit -uber
Alles hinausgingen, was ein Rabelais
oder ein Swift sich je dargestellt Er
sah schwarze Ungeheuer mit großen
Feueraugen und riesigen Ohren, die
sich wie ein schwerer Alv auf ihn leg
ten; sah seltsame Schaaren phantast1
scher Thiere, deren Köpfe und Glied
maßen wirr zusammengewürfelt wa
ren, an sich vorüberziehen. Ungeheure
Nasen tanzten vor ihm in wilden
Sprüngen; gräßliche Pfoten mit
Schwiinmhäuten langten nach ihkr
und furchtbar behaarte Klauen krall
ten sich in sein Herz. Ein anderer von
Haschisch Berauschter schrie einem
Freunde, der ihn anstieß, ängstlich zu:
»Nimm Dich doch in Acht; Du wirst
mich noch ausgieszen!" Die ganze Zeit
während seines Rausches blieb er
sorgsam gerade sitzen und erzählte
nachher, er habe die Vorstellung ge
habt, er sei ein Tintensaß, bis oben
herauf mit schwarzer Tinte vollge
füllt. Die gewöhnlichsten Fiktionen
beim Genuß von Haschisch sind völlig
falsche Anschauungen von Raum und
Zeit.
Ein Englander, Shirley Hibberd,
hat darüber interessante Mittheilun
gen gemacht. Nach dem Genuß des
Haschisch hatte er die Empfindung,
dasz die Wände seines Zimmerö im
mer weiter und weiter guriickwichen
und sich der Raum bis in’s Unendliche
aus-dehnte. Die Ornamente an der
Tapete seines Arbeitszimmers erhiel
ten ein unheimliches Leben, schlangen
sich in Windungen scheußlicher Rep
tile ineinander, streckten sich wie unge
heure Spinnen aus. Es schien ih ,
als wenn Jahre dahingegangen wäl
ren, und doch fand er, als er sich wie
der aus diesem Zustande ermannte,
daß nur zwanzig Minuten verfloLeeu
waren. Sehr häufig meinen die
tauschten, viele Monate, ja so as
Jahrhunderte und Ewigkeiten hu
durch dem wundersamen Spiel ihres
Phantasie ausgeliefert gewesen It
sein. Aeufzere Reize, die Empfindun
gen in ihnen erregen, werden in’s ?
ermeßliche gesteigert. Ein leises Min
gelzeichen tlingt im Rausch wie das
eherne Dröhnen von tausend Glocken,
das Ticlen der Uhr im Zimmer em
pfand Einer als »den Pulsschlag ds
ganzen Welt«.
Unter den zahlreichen Berichten von
solchen Rauschvorstellungen· die sich
in einem Aussah des Strand Maga
zine finden, erzählen Viele von masti
schen Landschaften, die in der Phan
tasie aussteigen. von wundervollen
Farbenefseiten, von Farben- und
Klangvisionem die sich merkwürdig
miteinander verbinden, so daß etwa
Lichtinseln in einein Meer von rothen,
grünen und gelben Tönen zu schwim
men scheinen. Aber diese Seligkeiten
werden meist durch drauenhaste Ab
surditäten und wahre Disharmonie
gestört.
Das Vermögen hinter ver Ta
pete.
Jn Paris starb kürzlich in einer
mehr als ärmlichen Wohnung in der
Rue Sary eine alte Frau« die schon
lange Jahre hindurch Armenunter
stiiyuna bezog. Die Armenverwaltung
betraute einen Rechtsanwalt mit der
Veräußerung der geringfügigen habe
der Greisin, um aus dem Erlöse die
Begräbnißtosten zu bestreiten. Als nun
die Arbeiter einen alten, tvackligen
Tisch von der Wand rückten, rissen sie
ein Loch in die Tapete, ohne sich jedoch
weiter darum zu kümmern. Erst als
der Nechtsanwalt die Wohnung der
Verstorbenen aufsuchte, um nachzusc
hen, ob alle Sachen aus dem Zimmer
herausgeschasft seien, entdeckte er das
Loch in der Tapete und fand in diesem
Wertbvapiere im Betrage von 100,000
Fr. Den Erben der alten Freu, die
aus ganz unbemittelien Leuten beste
hen. wurde sosort durch den Rechtsan
tvalt Kunde von dem Schafe hinter
der Tapete gegeben.
WM
Die meisten guten Ratt-schlage se
hen darum verloren. tveil die, welche
um Rath fragen. längst zu anderem
entschlossen sind.