Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 19, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Eida.
Roman von E. Yraddow
;:«« (1. otifetzung.
· hoffe, Rechtsanwalt Jarvis
III gis-a befriedigende Austünfte
W« . .
Liuwis f te mir fehr wenig; er
mute nur en Namen und be
merkte, daß er mit Ihnen befreundet
E M wir uns große Mühe geben
- , Sie zufrieden zu stellen, das
M Mes. Nun, wo ich unseren
teuen Hausbewohnek kenne, fühle ich
M wesentlich beruhigt Ein Empor
ling würde über unsere schlichte
Veusart lachen. Jch verkaufe meine
Minnen an Handelsaäriner und wer
de gut dafür bezahlt: meine Tochter
i Drganiftin in der kleinen Orts
vche, sie malt auch ein wenig; im
Grunde genommen ist es ein hatte-Z
Leben, das fie führt, und das arme
Keine Mädchen hat keine Zukunft.
ich bin ein irübfeliger Gesell
f iet, here North, verzeihen Sie
mit. Sie müssen müde fein und wer
den wohl am liebsten auf Jhrem Zim
enn speisen. Ihr Gepäck wurde be
eiis hinaufäebracht und wenn es
nen belie mir zu fol«en, bin ich
gerne beteii, Ihnen Jhr eim zu zei
Its-«
North verneigte fisch bejahend und
alte Heer schritt ihm voran nach
n im oberen Stockwerie gelegenen
Gemächern, die sein Gast inne haben
sollte.
»Diez war das Lieblingszimmer
meiner Frau,« sprach er mit etwas
unsicherer Stimme, welcher man die
innere Bewegung anmertte. »Die
Aussicht nach dem Garten ist sehr
schön; Ihr Schlafzimmer befindet sich
neben diesem Gemache und der Mu
saal ist in demselben Stockwerke.
liebe die Musik leidenschaftlich und
e, dasz Ihnen dieser Umstand nicht
lästig fällt.«
Dann zeigte der alte Herr seinem
Gaste einige hübsche Aauarelle an den
Wänden und erklärte mit befriediatem
Stolz, daß dies das Wert seiner
Tochter sei.
»Die meisten jungen Damen betrei
ben die Malerei heutzutage als Di
lettantenarbeit,« bemerkte North,
»diese Leistung aber weist künstlerische
Vollkommenheit auf.«
»Sie sind sehr gütig. mein Herr,«
bemerkte der Kapitän, welchem die
anerkennenden Worte sichtlich wohl
thaten. »meine Tochter hat allerdings
sei guten Meistern gelernt. Wir leb
ten in Rom, als ich mich noch in bes
seren Verwöaensverhältnissen befand.
Elsa entwarf dort eine Zeichnung der
Piazza Rabena, die sie hoffentlich
einmal bald ausführen wird! Ich
dächte, das Bild dürfte gut genug
werden, um in einer öffentlichen
Ansstelluna zu figuriren. aber sie ist
sehr schüchtern und es mangelt ihr an
Selbstvertranem auch kostet es gar viel
Mühe, wahrem Genie zum Durcher
che zu verhelfen«
Seufzend entfernte er sich und
North blieb allein in seinem Zim
mer«
»Bo! einer Stunde noch habe ich
Jarviå wegen der Behandlung, wel
che er mir zu Theil werden ließ, ge
haßt —- nun schulde ich ihm Dankt"
sagte er sich bewegt; »er bat mir ein
neues Interesse fiir das Leben ver
liehen. Wenn ich die Vergangenheit
nur auslöschen könnte, wenigstens
hierher soll mich dieselbe nicht verfol
gen.
Kapitiin Langtons Wirthschafterin,
eine äußerst puritanisch ausfehende
alte Person, servirte die Mahlzeit.
»Ich bitte zu ilingeln, Herr, wenn
Sie sonst noch etwas benöthigen!"
Mc sie so barsch, daß dies fast wie
« ehl klang-.
North hob kaum den Blick empor, -
und ei erhiihte dies die Abneigung,
zwickte sie vom ersten Augenblick an ge
M empfunden hatte.
junger, schöner Mann, zwei
seEss von vornehmer hertunsh aber
Ich die Welt! Der Wolf ini
sschasikelzk murmelte sie vor sich
hin wahren-d sie durch den Korridor
us um sue Treppe hinab wieder
M der suche ging.
VI
Ek
North aber klingelte nicht, er wcire
lieber hungrig ausgestanden, als daß
er Frau Butiler, so hieß die ehrsame
Witwe, freiwillig nach feinem Ge
mache beschieden; seine Gedanken weil
ten unablässig bei dem schönen Mäd
chen, welches er aus dei- Entfernung
ge eben. Endlich, nachdem die Mahl
liingst vorüber war, tam Kapitiin
angton nnd forderte ihn auf, nach
dem Musilzimmer zu kommen, wenn
er nicht zu müde sei.
»Seht gerne —- ich bin Musikem
ihr-M Wollen Sie mit die Freund
lichkeit erweisen, mich vollkommen als
M Familie gehst-end anzusehen, und
Inei- Ans- und Eingehen ohne jede
nackt-It gestatten? Das Gefuhl
Zubause wäre mir io unendlich
M verth; ich bin noch schwach und
Zeitleinialeit regt mich
aus« user ichgf Tiele instinktiv daß ich
MEW werde, glücklichen
III Tit TM gewesen«
- « betrachtete den
» Pest sprich-nd dann fuhr et
; »» m Miit-lenken Fingern
ON MMh-6M daß Skc
sich bei uns glücklich fühlen werden,
ich hoffe es von ganzer Seele! Ich «
will meine Tochter verständigen und
in zehn Minuten erwarten wir Sie
im NMusiizimmerk
Noch nie waren Franz North zehn
s Minuten so lang erschienen wie diese;
’er hätte das Rauschen eines Frauen
! kleidet-s er vernahm eine sanfte Stim
Erne, welche dem Kapitän aus irgend
eine Bemerkung antwortete, und er
s mußte selbst iiber die Erregung lachen
Iwelche ihn, den Cyniker, bewegte.
; Pünttlich zur festgesetzten Zeit be
trat er das Musiizimmer. Der Ka
;Pitan stand vor dem Kamin und
sprach mit der holden Mdchengestalt,
jwelche Franz im Laufe des Nachmit
tags gesehen.
f Meine Tochter, Herr North«, stell
ite der Kapitän vor und die junge
TDanre hob den Blick zu ihm empor
J Wie bl: :ch er doch war und wie trau
srig feine Augen blickten; dann errö
;thete sie plotzlich, denn sie fühlte in
stinktiv dass ein lebhaftes Interesse
Haus seinen Augen sprach.
»Jch sehe, daß Sie mich erkennen
mein gnädiges Fraulein!« sprach
Franz mit tiefer Verneigung. »Has
fentlich fanden Sie nicht, daß ich Sie
bei unserer Begegnnna am heutigen
Pachmittag allzu neugierig angestarrt
»Ich wußte, daß Sie unser neuer
Miecher seien, obschon ich Sie nur
flüchtig gesehen, Herr North«
»Sie wußten es, ich bitte, verrathen
Sie doch, woran Sie das erkannt.'·
»Das ist sehr einfach,« lachte sie,
»ich hatte den Wagen des alten Michel
zur Bahn geschickt, um Sie abzuholen,
und als ich Sie in demselben sitzen
sah, wußte ich auch, wer Sie seien.« J
»Ihr »neuer Miether«, wie das I
häßlich klingt. O, bitte nennen Sie ;
mich doch lieber Ihren Gast.« j
Sie lachten Beide und fanden dann s
eine Menge Gesprächsgegenständr. ;
über die sich gut plaudern ließ. Er ;
verstand es meisterhaft, eine Kander
sation u führen, und Elsa lauschte
seinen harten mit großem Interesse.
»Sie stimmen nicht tnit meinen An- j
sichten überein,« sprach er lächelnd,4
»aber Sie sollen mich Demuth und;
Barmherzigkeit lehren, Fräulein Lang- (
ton." (
Elsa sah den. jungen Mann über
rascht an: aus seinen dunklen Augen
sprach tiefer Ernst, in seiner Stimme
berrieth sich Leidenschaft; sie waren
einander noch völlig fremd, und doch -
hegten sie die Empfindung, als-T ob sie T
im Begriffe wären, warme Freund-J
schaft für einander zu fühlen. l
Der Sommertag ging zur Neigew
Kapitän Langton blickte träumerisch
durchcs Fenster hinaus ins Freie. El
sa erhob sich und trat ans Klavier.
»Dies- ist mein Lieblingsinstrui
ment,« sprach sie, indem sie zu prälik
diren anfing.
Ihre weißen Finger glitten anmu
thig über die Tasten; sie bekundete
seltene Geläufigkeit und warmes Ge
fühl: nach einer Weile ließ sie sich aus
die Bitte des Vaters hin herbei, ein
Lied zu singen, und ihre Stimme hatte
fiir Franz North einen geradezu zau
berhaften Klang.
»Ach, könnte ich vom Lethestrom
trinken!" sagte er sich, während er sich
mit der band über die Stirne fuhr.
Drittes Kapitel.
Der Juli wich dem August und im
mer noch weilte Franz North in der
Rosenvilla; er hegte nicht den leisestrn
Wunsch, Zeddar zu verlassen. Er war
ein anderer Mensch geworden, denn
eine große Liebe war in sein Leben ge
treten, eine Liebe, so wie er sie ge
träumt in früheren Jahren, wie er sie
aber niemals gefunden. Jeßt mit
einem Male and die dunkle Vergan
enheit vor i m. diintte sie ihm werth
os und erbarmlich Die Ge entvart
aber gehörte i und die utunft
nicht minder. iese große, wedeln
de Liebe war nach nnd nach in ihm
.erftanden. Er hatte sein Ia an
zElsa Langton vorn Augenbl des
er en Sehenz an verloren nnd er er
fe nte kein besseres Ge chiet, als stets
und immer in ihrer iihe weilen zu
können.
Kapitiin Langton begriff von alle
dem nichts5 er tauchte im Garten
seine Pfeife und träumte von ver
gangenen Tagen, vdn unerfiillten
Hoffnungen, von seinem todten Wei
be. Herr North war in seinen Augen
ein Edelmann, dessen Geld ihm und
seinem Kinde manchen kleinen Luxus
gewähren konnte. Die dunklen An
deutungen der Haushälterin gingen
spurlos an ihm vorüber. Frau Butt
ler war eine beoorzugte Dienerin, de
ren Zunge man selten zum Schweigen
bringen konnte. Seit dem vor vielen »
Jahren erfolgten Tode ihres Gatten
weilte sie ununterbrochen im Hause;
des Ka itiins und war sowohl ihm,
als au seiner Tochter mit Leib und «
; Seele ergeben
i Rechtsanwalt Jarvis hatte einen
flüchtigen Besuch in dee Rosenvilla
Max feine Untereedung mit North
ou Wen en, aber er war
von scden Fort chritten in
seines Hing-,
euch das Uenehmen des junan an
nee war offenbar rnu afi gewesen.1
»Ich bin gan ver liift und kann
eine so merkwür ige Wandlung kaum
glaubeu.« «
«Woriiber brauchen Sie verblüfft
zu sein? Jch lebe ein neues Dasein,
eine Existenz, von der ich mir frühe-·
niemals träumen ließ, ich habe Ge
sund it und Glück gefunden.«
» ine ganz ariadifche Existenz
nicht wath Schade, daß keine Phil
lis auszutreiben if.«
Die kalten Augen des Rechtsan
walis ruhten eine Sekunde lang
durchbohrend auf ihm.
»Ich bin befriedigt,« sprach er dann;
»dier glaubte ich nicht, daß Sie
auch nur einen Funken von morali
;;cher Kraft besitzen! Sind Sie ent
« chlossen, hier zu bleiben, bis Jhrl
«Oheim nach Schloß Deverill Muth
» wußte gar nicht, daßec von
Hau e fortift!" bemerkte FranzNorih
; gleichgültig.
T »Ich erwähnte es in einem meiner
Briefe oder wollte ez wenigstens thun,
»was schließlich auf dasselbe hinaus
iommt. Er befindet sich in Schott
; land und kehrt erst im Oktober zurück.
1Jch werde frohe Kunde fiir ihn haben,
Hund wenn Sie sich feinen Wünschen
ifügem so geht. sicherlich das ganze
namhafte Erbe auf Sie über.«
»Ottober?« wiederholieFranz träu
; rnerisch
s »Ja, ich gebe zu, daß das eine lange
’3eit ist! Zwei Monate —und es ist
Idies ein schrecklich einsames Nest!'
s »Einsam? Es ist dies ein Paradies-.
sWensn i die Vergangenheit und was
sich gewe en bin, vergessen konnte, so
sware meine Wiedergeburt tein leerer
T Traum.«
Der Rechtsanwalt sah ihn no mais
" scharf an. Der Ernst des jungen an
nes machte ihn nachdenklich. aber er
konnte ihn nicht verstehen: sei-ne Lip
»pen kräuselten sich leicht und er zuckte
»die Achseln.
»Wenn Sie mit Ihrer artadischen
- dhlle einverstanden «sind, Herr North»
o habe ich teine Veranlassung, darü
ber zu klagen. was aber die schöne
Phillis betrifft, so habe ich nicht ein
mal eine erträin Bauerndirne in
hiesiger Gegend ge eben. Meine Sorge
hat tibrigns aufgehört zu bestehen —
Sie sind ein vernünftiger Mensch ge
worden und ich freue mich dessen, weil
die Wandlung gewissermaßen mein
Wert ist. Jch erwarte den Lohn da
für in der Zum-ist«
Der Rechtsanrosalt hielt bustend
inne und fuhr erst nach ein- Pause
ort:
»Sie werden Geld brauchen, Herr
North, jeder vernünftige Betrag steht
Ihnen zur Verfügung Sie können»
ihn bei meinem Bankier beheben. Ge
ichäft, reines Geschäft —lassen Sie
mich aufrichtig gegen Sie sein: ichbin
ganz unvorbereitet hierher gekommen,
zu meiner eigenen Beruhigung. ·Jch-"
traue teinen Augen außer meinen
eigenen. und glaube nur die HälfteJ
von dem, was ich sehe. Ich torre»«
fpondire nicht mit Kapitiin Langton:
er hält mich für Ihren Sachwalier.
Ihre Gesundheit war leidend, Sie
ringen mir volles Vertrauen entge
gen, und ich rieth Jhnen hierher zu
tornmen. Es ist das Verhältniß vom
Herrn zum Tiener, nur bin in Wirk
lichkeit ich der Herr. Nein, lassen Sie
mich auf-reden, damit wir einander
ein- fiir allemal verstehen. Jch bin
der Herr und Sie der-Diener, bis es
Jhnen gelungen ist, den Wechsels ein
zuliisem der sich in meinem Besitz be
sindei, den Wechsel, welchen ich ——«
»Sie schlugen mir doch vor —«
»Still, tein Wort weiter! Wir tön
nen Beide nicht mit einander streiten;
Sie aber noch weniger als ich.«
Franz North biß die "hne aufein
ander, seine händeb a ten sich; er
fühlte, daß, wenn er nitch an Elsa,
seine heilige, gedacht hätte, er dem
Rechtsanwalt am liebsten an die Gur
gel gesprungen wäre. Jn seinen Au
gen gliihte unheimliches Feuer· .
»Fahren Sie sort,« sprach er mit
matter Stimme.
»Sie würdigen Jhre Position und
die meine, wie ich se , das reut mich.
Deshalb will ich ni t weiter brechen,
wenn Sie mich nicht enttiius n. Ich
vertraue hnen sogar unbedingt, daß,
anstatt J en eine kleine Summe zu
übergeben, wie Sie sonst allwöchent
lich von mir betomrnen haben, ich Ih
nen hiermit einen rohen Betrag ein
hcindrgr. Keinen ant, wenn ich bit
ten darf, bei mir ist Alles nur Ge
Lchiish auch nicht ein Atem von Gfähl
abei. Verliere ich, was· ich Ihnen
schon gegeben, so liesere ich Sie be
ruhigt der Beer aus. Jch««·r«rriichte
nur ern paar Wochen vouuanorge
Ruhe genießen können; es ist meine
Perlenzein der Baron hat mich aufge
ordert, mich zu ihm nach Schottland
zu begeben, und ich kann dies nur
leichten Herzens thun, wenn ich Sie
versorgt weiß. Von Zeit zu Zeit will
ich Jshnen Nachricht sent-ein«
Franz North war anz bleich ge
worden ——- wie er die en Mann doch
haßte und verabscheute, der ihn in der
Gewalt hatte. Der Rechtsanwalt nä
herte sich der Thür und North folgte
ihm. Sie schütteslen sich die Hände
und ihre Augen begegneten sich für
eine Sekunde lang. Dann entfernte
sich Jarvis mit raschen Schritten
Lange Stunden, nachdem er gegan- F
en, blieb Franz North düster und in
ch geehrt-As gab nur einen Weg,
· sen Schwierifleiten zu entrin
nen, nur eine Mögl
zu entkommen.
i
i
chkeit, um Jarvis «
»Wenn der Onkel von SchottlantP
«fueiickfehrt, will ich nach Deverill rei-’
en und ihm Alles sagen. Eqa soll
Tinte den rechten Weg zeiget-B sakte er
sieh und dieser Gedante bot ihm rost.
Am III-end ins er mit El a s zie
ren-. Sie en Beide noch ni von
der Liebe gesprochen. welche ihre Hex
zen bewegte; aber sie verrieth sich in
edein Blick Unterwegs begegneten
Eef dem chPostor. welcher sie freundlich
. nlDie Lust von ddar scheint
tnen gutz u thun, rr North?
hoffe, wir werden Sie nicht so bald
verlieren«
»Auch ich will es hoffen, denn ich
habe die Gegend liebgewonnen«
»Es ist wohl sehr einsam hier, aber
die Dorsbewohner kennen nichts Be -
seres und träumen deshalb von keiner
Wandlung
; »Gliirtliche Dorsbewohnert Jch
Iwollte, ich hätte nie Schlimmeres ken
nen geiernt.«
Der Pastor und ranz North schrit
ten nebeneinander hin Elsa war,
Blumen pfliiciend, zurückqeblieben.
»Ich will Kapitiin Langton einen
Besuch abitattenf sprach der Geist
liche und fügte leise hinzu: »Ich bin
sehr besorgt wequ der seltsamen Apa
thte, die sich feiner bemächtigt hat.
Jch wollte, wir tönntrn ihn dazu be
wegen, dem Leben wieder irgend ein
Interesse abzugewinnenK
Franz und der Pastor nahmen von
einander Abschied das junge Mäd
chen criißte nur aus der Ferne. North
hatte es bald erreicht nnd sie setzten
den Spaziergang fort.
»Viel ’ friedlicher Abend,'« bemerkte
er, na dem sie das Dorf verlassen
und dem Walde zuschritten »Einem
Wesen gleich Jhnen muß das Leben
dog wafrlich sitfz sein."
lfa a ihn iiberrascht an, und er
fuhr mit bender Stimme fort:
»Ich habe Sie gebeten, heute den
Spaziergang mit mir zu unternehmen.
weil ich Ihnen allein und unter vier
Augen sagen wollte, wie sehr ich Sie
liebe. Sie müssen es längst ahnen —
zittern Sie nicht« Geliebte, meine Nei
gung zu Jhnen hat mich aus der Ver
zweiflung emporgerissen und dem rei
nen Glücke zugeführt. Sie, meineHei
tige, mein Engel, Sie haben mich zu
einem anderen Menschen gemacht.«
i »Still!« flüsterte Elsa; »ich bin nur
sein schlichte-Z Mädchen, Sie sollen
Tnicht so zu mir sprechen.«
- Er beugte sich nieder zu dem holden,
.errötheten Antlitz.
»Elfa, meine Heilige, mein Engel,«
stammelte er, »haben Sie tein Wort
der Hoffnung und des Trostes fiir
mich?««
Er tüfzte ihre Hände und sie wider
stand ihm nicht. Tbränen «- Thränen
des reinsten Glückes pertten aus ihren
Augen. Sie zitterte an allen Gliedern.
»Lieben Sie mich denn wirllich so
sehr, e’kjrciriz««.’-««
»Ob ich Sie liebe, Elsa? Ich bete
Eie an! Jch glaube, diese Empfindung
regte sich in mir schon damals, als ich
Sie zum ersten Male gesehen. Doch
ich musz Ihnen die Geschichte meines
Lebens erzählen. Ich bin ein Teiang,
und mir bangt davor, daß Sie mich
zurückstoßen, wenn Sie dieselbe ver
nommen; aber ich tann Ihre Liebe
doch nicht unter falschem Schein er
ringen. Sie, gerade Sie, meine Hei
lige, müssen die Wahrheit wissen.«
»Franz, Sie erschrecken mich! Nen
nen Sie mich teine Heilige; ich hinein
schlichtes Mädchen, dessen Herz Ihnen
Liebe gibt.«
Sie wandte das Antlitz hinweg,
während sie diese Worte sprach, damit
er ihr heißes Erröthen nicht sehe; er
aber tüfzte leidenschaftlich bewegt eine
ihrer hande.
»Warte, mein Liebling, ich will tein
Vers rechen von Dir, bis Du mich
kenn , wie ich bin und wie ich war.
Du liebst mich —- mit des tiiminelö
Beistand will ich trachten, die er Dei
ner Liebe auch tverth zu sein.«
Er geleitete sie zu einer Moosbant,
an welcher sie vorübean en, und
während er an ihrer Seite la, nahm.
und den Ar um ihre Mitte chlang,
begann er einen in leidenschaftlicher
Erregung hervorgebrachten Bericht.
4.
«Elsa,« sprach er mit leiser.Stim
me, »es soll keinerlei Geheimnis zwi
schen uns bestehen, meine Vergangen
heit soll gleich einem offenen Buche
vor D r legen. Du sollst mich tennen
in je Fa te meines Seins, Du sollst
mein Le tftern werden zu einem beise
ren, ltickl ren Leben.«
S e dr te ihm elirtlich die Hand
und prach mit Jnn leit:
« tin es Dir erz bereitet,
davon zu reden, so will ich kein Wort
wissen. Ware Deine Beräarigenheit
eine andere gewesen, so w rden wir
fnlleicht niemals zusammengelonimen
ein.«
Ei leuchtete auf in seinen Aufen;
aber dieser freudife Ausdruck er osch
alsbald, und mit iesenr Ernste sprach
mir gewesen, aber izlmuß Dir nun
i
·Kantatt bra t, die ich lernen muxte
»Vielleicht wäre das für Dich besser ;
gewesen, Elsa!« s
»Nein, nein,'« rief sie, nach ieinent
Händen fassend, »wir immer auchi
mein Schicksas sich gestalten möge, es Z
ist von nun an für gute wie für böse
Tage eng mit dem Deinen derive-den«
»Der himmel segne Dicht« rief er 5
tief bewegt. ,,Viö ich Dich tennent
lernte, hatte ich teinen Glauben und
kein Vertrauen mehr zu den Frauen.
Jene, welche mir im Leben begegneten,
waren nitch danach angethan, um die-: «
fes Vertrauen in mir wachen-rufen
ch kannte meine Mutter nicht, ich
tte keine Schwestern und wurde
rühzeitig im Leben mit Weibern in
l
1
zu vera ten. ach diesen bildete ich
mein Urtheil ilbee alle Frauen. a,
es tst das thöricht und einfältig von
einmal die gefamnite lchichte meines
Lebens erzähle-, und um das Bild u
vervall iind , gehört auch die-es
Gesiin iß zu.«
Er hielt einen Moment inne. og
das Haupt des Mädchens ties aus se ne
Schulter herab und suhr dann- fort:
»Meine Eltern starben, als ich noch
ein kleines Kind gewesen; ich war der
Barmhergi teit eines excentris n
Onkels pre ögegebem welcher der e n
zige Bruder meiner Mutter gewesen
ist. n Bezug auf Geld wurde mir
von lein aus nie etwas verwehrt.
Keiner meiner Wünsche blieb uner
stillt. Man Cgewährte mir Privatun
terricht auf chlosz Deverill, bis ig
das Alter erreicht tte, in welchem i
die Universität be uchen ionnte. Ich
ging uerst nach Enton und von a
nach xsord, wo ich mit mehr oder
minder leichtsertiger Gesellschaft zu
sammenlam. Mein Onkel schien mehr
belustigt als ärgerlich, wenn von den
Leärtrasten Klagen über mich ein
lie en. Er behauptete-, junge Leute zu
hassen, die nach der Schablone heran
gebildet seien, und meinte, ein Jeder
müsse srii er oder später einmal etwas
über die chnur hauen. Nun, ich be
sorgte das gründlich und war der
würdie Nesse des tollen Deverill, wie
mein heim von seinen Altersgenossen
immer genannt worden war.«
Der junge Mann hielt einen An
gentblick inne und fuhr danns euszend
or :
»Ich erzähle die Geschichte ungern,
denn daß sie mir nicht ur E re ge
reicht, weiß ich, doch lass mi fort
s ren, e mein Muth oollstän ig er
la mi. wurde endlich von der
Universität relegirt, der Onkel lachte
dazu, wie er iiber alle meine tollen
Streiche lachte. Wir reisten zusam
men ins Ausland, wir tranlen und
spielten zusammen, verspielten sein
Geld und das meine, denn da ich ein
muthmaßlicher Erbe-war, ite ich
auch wirklich schon die Emp indung,
als ob Alles, was er besitze, auch nur
gehöre. Dann geriethen wir eines
Weibes wegen in heftigen Streit. Sie
war eine Schauspielerin, aber no ein
halbes Kind. Wir-sahen sie zuer t in
Paris auf einer Bühne zweiten Ran
ges. Sie hatte ein unschuldiges, ein
nehmendes Wesen. nar sehr hübsch,
tlein und allem An chein nach noch
sehr kindisch. Mein Oheim verliebte
sich wahnsinnig in sie und ich war em
pört.« Entsetzung solgt.)
-
Der neue dere.
London im Dezember.
Es ift schneller gegangen, als man
dachte. Herr Balfour hat sich zu mi
nifterielletn Haritiri entschlossen, und
Sir Hean Canipbetl - Bannermann
übernahm den königlichen Auftrag
zur Bildung eines neuen Kabinetz.
Sein Vater hatte sich dont
Handlungsaehilfen in einem Kurz
waarengefchäft zu einem der Groß
taufleute von Glasgow herauf
gearbeitet, als Hean dort vor sieb
zig Jahren zur Welt kann Seine
Knabenahre verbrachte er als ein
facher nrn Carnpbeli. Erst als fein
rei er Onkel Bannersman starb, le te
er cPech aus Dankbarkeit für die i .
hinterlassene Univerfalerbfchaft den
weiläufigen Namen u, unter dem er
später in die politische Arena trat
Dies war entschieden ein Wagftiici.
Die Briten find abgefagte Feinde viel
silbiger Bezeichnungen. Sie nennen
den Omnibus tnrzweg ’bus, das Pu
blic Haufe einfach pub und den Pe
rambulatar nie anders als pram.
Ein fo zeitraubender Name wie Hean
Campbell-Bannerman schien hierzu
lande für eine öffentliche Laufbahn
fchtechterdinas zu disqualifi iren.
Ebenfo jedoch wie dergleickßen Be titsch
tungen hat fein Träger ie Prophe
zeinngen derer zufchanden gemacht, die
mit einem gewöhnlichen Ministerpoften
den höhepuntt feiner Karriere erreicht
wähnten. Zu diesen Propheten ge
hörten nun freilich wir alle und er
felbft wahrscheinlich mit. Vor zehn,
ja, noch vor fünf Jahren hätte nie
mand sich träumen lassen, daß Sie
Fenry jemals Lenker der Geschicke des
ritifchen Welteeichs werden würde
Selbt vor aheesfrift war feine
N olgerfchat Balfours noch im
mer in zweifelhaft Wenn fte ihm
ute ·nzlrch unbestritten anheim
iillt, sc- verdantt er das einer eigen
tlxümlich gleichmäßigen Vertettung
von Verdienst und Stück. «
Sicherlich leinern hochstrebenden
Ehrgeiz. Einen weniger ambitiösen
Politiler hat es selten ge eben, einen
lässigeren nie. Alle Miniterialärnter,
die er unter Gladstone belleidete,hat
er sozusa en an sich herankommen
lassen -ie Hände in den Hosen
ta chen, die Haoanna im Mundwinlel,
schlenderte er, tnrz ehe der Burenfeld-«
zug begann, aus den von Sir Wil
liam harcourt mißmuthig verlassenen
Platz des osxiziellen Opposition-Zisch
rer5. Und erlenrulsig retelt er sich
jetzt hinauf bis zum ragenden Gipfel
des allbritis n Tschin Gerade das
beispiellose » hlegrna diese- selnisiiege
ist eine seiner Ursachen. .(5mnpl)ell
Bannerman hat ein Temperament von
ieinster Rindermartpomadr. Seine
Gelassenheit ist absolut unerschiitter
lich. An ihr prallt wirkungslos ab,
was nnsereinen in Harnisch bringt·
Als 1884 die aussässigen Nationali
sten den irischen Shefselretär Sie
Geoege Trevelyan aus dem Amte ge
piesackt hatten, trat Catnpbell-Banner:
man an seine Stelle. Umsonst pro
birten die Myrrnidonen des großen
Parnell an ihm dieselben Methoden
wie an seinem Vorgängen SeineGnlle
dachte ar nicht daran, überzulaufen.
Er lase, nein, lli elte die tosenden
Frei "lse· gutmüthg ern, und unter
ern besänftt enden Lächeln glatte
ten sich de tri chent Zorniwogen Ein
M :
LTRMMJMWWI käm Fixs
Parteihaupi. Er wäre denn auch bei
Mrs. elö Abdantung Spkscheks V
h! Prii ident des Unterhaner EINI
den, hätte die parlamentarische tCMk
nicht sür Bevorzugung eine-· Mk
tianspolitisch noch unbeschriebenen
Blattes agesprochem des vaiualigen
Mr. Gu h, heutigen Lord Selba.
So blieb er dem liberalen General
stabe erhalten, zum entschiedenen Vor
theil der Partei: deren Verfassung
war, als er«i re Führung übernahm.
llä lich. Da iir bildete sogar seine
ilderhebung zunächst den pre
gendsten Ausdruck. Die cenntkiigalt
netgie der einzelnen Frattronaeen
widersehte sich, nach dem alten Mu tet
stammesherzoalicher Opposition gsgm
machtvolle Kaiserthronspriitendentem
der Leitung durch einen anerkannten
Parteigetvaltigen wie Sie William
Harcourt. Deshalb einigte man sich
aus einen Liickenbiißer. Aber dieser
permeintliche Schwächling entwickelte
rn der Folgezeit Eigenschaften die
man kaum bei ihm erwartet hatte- th
allem«eine seiner eiteren Sanstmuth
epenbiirttge HartncickigteiL Die poli
tr che Entwicklun des letzten lbeu
enschenalters at es mit sr ge
bkachk, daß die liberale Presse in Lon
don» von einer Fluth imperialistischer
Blatter nahezu we eschtvemmt wor
den ist und erst ert kurzem wieder
etwas Boden gewinnt. Sechs Jahre
hindurch hat es sich die überwiiltii
aende Mehrzahl der hauptstädtisrhen
Zeitungen angelegen sein lassen-» M
iberaleii Führer tagaus, tagein lacheri
lich und verächtlich zu machen u
jeden Preis, mit allen Mitteln. Jedes
seiner Worte wurde verdreht jede«set
ner Handlungen verhöhnt, jeder seiner
Grundsätze verdächtig-L Weil er de
ruchlosen Anstister er Bergen-alt -
gung Südafritas beim rechten Namen
nannte, die Konzentrationslager einen
Schandfleck in der englischen Krieoss
geschichte hieß und in den Leitern der
eutschen Politik keine Bühnenschew
siiler erblicken wollte, schimpste man
ihn die Zeitungsspalten hinaus und
hinunter einen eind des Vaterlan
des. Stellen Sie sich vor, Sie ver
fügten, wie Sir henry, iiber ein Fah
reseinkommen von 50,000 Psund
Sterling, böten Sie sich dann wohl,
blo aus Parteilonalitii, solchen An
ri sen jahrelang zur Fielscheibei
-anipbell-Bannerman hiet ihnen
tapfer stand. Es muß zur Ehre Jo
ses Chainberlains gesagt werden, daß
gerade er, und er allein von den iinio
nistischen Häuptliiigen, diese unsaus
here Art der Polemik öffentlich des
avouirte und den Geschmiihten bet
aller Divergenz der Ueberzeugungen
seiner besonderen Hochachtung ver
sicherte. Bis zu einem gewissen Grade
war CampbellsBannerman allerdings
selbst schuld an der S nungslo ·
teit der gegen ihn geri teten Berg
dung. Seine politische Manier ist der
sinassirenden Taltit Balsoiirs diame·
tral entgegengesetzt Bei Balkour
würde Gras stanitz, gehörte er an tatt
dem Reiche-tagte dein Unterhause an,
häufig über die Tendenz einer Aeußei
rung noch viel mehr im untlaren sein
als einst bei der berühmten Miquels
schen Kanalredr. Cainpbell-Banneri
man macht aus seinem Herzen niemals
eine Mördergrubr. Jener ivägt seine
Worte sicherlich zu viel, dieser viel
leicht zu wenig. Nicht ganz und or
mit Unrecht nennen ihn deshalb ie
Diplomateiinaturen der Linien den
Hans Tavvs der Partei.
Dabei verfährt er bei der Vorberei
tung seiner Reden ungemeiii sorgfäl
tig. »Sel«ten spricht er ohne Konzept
Gewohnlich hält er das Manuskript
beim Reden in der Hand und liest es
mit gelegentlichem Ausblick vor, die
zahlreich eingestreuten Wihe und i
tate mit lehrhast erhobenem Zeigefm
ger. Seit 1868 ununterbrochen Mit
glied des Unterhauses, gehört er noch
zu der» alten, aussterbenden Parla
mentarierschule, die ihre Reden mit
tlassischen Dichtercellen zu wiirzen
liebt, Jst also er neue Premieri
niinister trotz seiner langen Routine
des parlamentarischen Lampenfiebers
niemals ·rr geworden, das bekannt
lich auch eine grössten Kollegen uqk
muhsanuzu bemeistern vermocht ha
ben, so ist er in der privaten Unter
haltung doll schlagferti en Dumors.
Und dg sein Yeinteller nichts zu mitn
sihen ubrig laszt und sein Koch, tm
das Gehat einer Primadonna ode
ouch eines preußischen obern-is deu
ten bezieht, zu »den anerkannt en
von London gehort, o zählt sein Za
laiF in Grosoenor laoe init dein
schonen Blick aus die litni lichen Elst
ten u den beliebtesten Nn zoqu des
Lon oner Mhlisr. Aber auch bei
der großen atje hat Garantien-qu
nerman«es zu einer beträchtlich-n Pp
pularitat gebracht.
Constantin von Zedlik.
Was ice ein Ieicht
Joinendet Sciixiaufsad wurde von
einer söitziilekin Dei ersten Masse einer
deutschen Gemeindechnie verfaßt: «
»Ein Teich ist eine kleine Wasseeians
schnit, welche das Gegentheil einer
Insel bildet. Jn demselben leben
Fische, Würmer-, Schitfeohe, Ente-;
und Gänse und beim· Boden auch
Menschen. Jst der Teich kqß, sp
heißt er See, z. B. Ostsee. Jst ee sat
zig, nennt man ihn Meer, ist et sauer-,
so heißt er Sauerteig. Esi ein Teich
so groß wie ein Waichia , so Ioied et
Pfütze genannt und wird nue m
indem beniißt Liegt ee in des
Nähe von Menschenwohnungen, wird
ek zum Weichen, Lachen« Bleichen und
ue Wiegenkwasseeung bemess. Jm
intet ähet mein ihn theilweise in
einen Eiskellee, ern Sommer zu beiß
bi ee Qenuhunßn Will mais eink
back i , Mk
mais-ihn Mit-l insect-ietzt II- f