Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 19, 1906)
ST———I Die Frau Majori humoresie von L ii d e r is. Der D-Zuh hatte mich von Berlin in wenig mehr als zwei Stunden nach M. gebracht, wo ich umsteigen mußte, um nach einer weiteren niehrstiindigen Fahrt an das Ziel meiner Reise zu ge langen. Jch fand ein leeres Abtheil vor und freute mich fchon darauf, meine Leitiire mit mehr Ruhe fortsetzen zu können, als es mir auf der bisherigen Fahrt möglich gewesen war, als lnrz vor der Abfahrt des Zuges noch eine Dame ankam, die sich ihre nicht unerheblichen Gepiiciftiicke durch einen Pacltrilger in das Coupe fchaffen ließ. Sie hatte nnr noch Zeit, den Mann zu entlohnen, dann hieß es »Abfahren« nnd der Zug fente sich in Bewegung· Jch hatte meinen Platz an einem Fenster inne, die Dame nahm auf der selben Sihreihe an dem andern Fen fier Platz; wir fuhren also in gleicher Front, sie links, ich rechts mit dem Ge sicht nach vorn. Nach einer turzen verstohlenen Mu sterung gewann ich bald die Ueberzeui gnug, daß ich eine stattliche Erschei nung von lebhaftem Wesen nnd Ge sichtsausdruel, eine sogenannte ,,forfche Dame«, die etwas Funkenfpriihendes an sich hatte, neben mir, nur durch ein Polster getrennt, als Neifeaefährtin bekommen hatte. Da ich in einem Rauchconpe saß und ein ftarter Mancher bin, so fraate ich höflichst wegen des Ranchens an, worauf die Antwort erfolgte: »Bitte, tauchen Sie nur ungenirt, ich fahre immer im Nanchabtheilx die Nichttun cher- Coupes sind mir zu lanaweilig.« Das war eine Antwort. die ich doch gewiß als Aufforderung zur Einlei tung einer Unterhaltung betrachten ; Ipnllfc. s Nach kurzem Dank nehme ich aber j doch zunächst eine Lettiire vor, da ichs bei dem augenscheinlich temperament- » vollen Wesen der-Dame die Empfin dung hatte, ein Vorangehen meiner seitö in Bezu ans Unterhaltung wiir de eine ähnlixche Wirkung hat-en wie das Oessnen eines Wasserhahiieg. Ich erwartete demnach in Bezug auf die Unterhaltung einen Angriff von Sei-: ten der Dame; es war mir ja nicht ent gangen, daß sie eine gewisse Unruhe, so etwas Geladenes an sich hatte. Meine Annahme war auch wirklich gerechtfertigt; meine Reisegefährtin begann den Angrisf und zwar in ge schickt pliintelnder Weise, die mich zwang, meine Lektiire beiseite zu legen, um sie während der ganzen Fahrt nicht wieder anzuriihrein Zu meiner Reise war ich plötzlich te tegraphisch aufgefordert worden, in ei nem Moment, wo ich eben an einer Feier theilnehmen sollte, und ich hatte aus diesem Grunde noch das Eiserne Kreuz in Miniaturform im Knopsloch Dieses kleine eiserne Kreuz, welches die Dame bei mir bemertt haben smußte, bildete gewissermaßen den Lausgraben, durch welchen sie zum Andriss schritt. Die Andeutung. »Sie haben ja den Krieg mitgemacht«, er Zfsnete das Gefecht, dessen Verlauf sich für mich, während zweier Stunden, zu einer ergötzlichen Unterhaltung gestal tete. . Als ich die Frage wegen des Streu ses entsprechend beantwortet hatte, stellte sich die Fragerin alsv eine Frau Maior vor, deren Mann auch den Krieg mitgemacht und auch das eiserne Kreuz habe, er sei aber schon lange pensionirtz sie wohnten jetzt in der Provinz, in einem bekannten »Pensio nopolis«. Ihren Namen hatte sie nicht genannt. Alles kam lebhaft, schnell, ja so hastig heraus, daß mich der Wort chwall verhindert hätte, mich vorzu stellen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Sie hatsihren Namen auch später nicht genannt, fragte auch nicht nach mei nein. und so sind wir uns in dieser Beziehung unbekannt geblieben Sie war nach ihrer Angabe eine ge- ; borene Berlienerin, und, wie alle gebo renen Berliner-, war sie ganz erfüllt von den Vorzügen ihrer Vaterstadt, die « nach ihrer Ansicht durch keinen anderen ? Ort der Welt und teine anderen Ver- . hält-risse erseht werden tönnten. Sie ! aber sei nun gerade dazu verdammt, nicht in Berlin leben zu lönnen, sie! bade die schönste Zeit ihres Lebens in i erbärmlichen Nestern, die sie dek Reihe T nach aufziihlte, als Frau Leuinani und ! Frau hauptrnanm im ödesien Kom miß zubringen müssen Diese Miiiheilungen spiette sie mit drolligen Schilderungen des Lebens in den tleinen Garnisonem von dem Ver lehr mit den verherratheien Offizieks stauen, den Honoraiiorenfrauen in den Städten u. s. w. Mit gleicher nugeniktheit und Os- ( fenbeit schilderte sie ihren thiem der ; mißmuihig, immer miirrisCT meins-! cheti und pedaniisch sei. ,,11eberhaupi die pensionirten Offiziere. Sie glauben ; nicht, wag bei denen eine Frass nuszus ; stehen hat« I nzlvischen vollzog sich im Coupei chen der Frau Major und mir eine i ärt Positioniwechfel i Durch eine allmähliche Wendnng der ( Vabnlinie war mir nach und nach die liebe Sonne auf den Leib gerückt und i beschien mich schließlich io intensiv, daß ich meinen Maß verlassen mußte und den aeqenüberliegenden einnabm., Wir saßen uns nun in der Diagonale gegenüber; jedes hatte einen sesten Stüßpuntt in der Ecke, so daß wir uns ohne Wendungen direkt in das Gesicht sehen konnten. ; Der Nedestrom der Frau Major hatte durch Usse Veränderung indeß keine Unterbrechung erlitten. Nachdem sie ihren Mann abgethan, nahm sie ihre Kinder vor und war dabei, von ihrem Sohn, dem Leutnant, zu spre chen, als die liebe Sonne, die an diesem · Tage« ganz besonders aus mich erpicht schien, mir nun auch aus meinen neuen Bloß tiachsolgik. Jch saß bereits wie in einem Backosen und fühlte mich äußerst unbehaglich. Zog ich die Vor hänge zu, so war zwar dem Zutritt der Sonnenstrahlen gewehrt, doch war « die dadurch herbeigesührte drückende Schwiile eben auch teine Annehmlich seit. In Gedanken mit dieser doppel ten Mtsere beschäftigt, hatte ich meine : Aufmerksamkeit momentan von ders Frau Major abgewendet, und als ich: Im Begriffe war, diesen Verstoß wie- s der gut zu machen, sah ich, wie meine z Neisegesährtin mit einem Ausdruck der E Erregung ihfren Kopf soeben aus dem ; geöffneten jenster zurückzog. Gleich-» eitig faßte sie mich am Arme und! sa te: »Sie lassen sich ja sörmlichs kösten in dieser Gluth, mein lieber» Herr. Nehmen Sie doch mir gegen über PlaH da tann Jhnen die Sonne nicht lä,tigi werden. Oder fürchten Sie sich, mir so nahe zu sein's« Sie sagte es in einem so schelmischenzone und richtete dabei ein wahres Kunst seuerwerk zärtlicher Blicke auf mich, so daß ich es, momentan srappirt, geschehen ließ, daß sie mich mit ihren weichen Händen san t, aber nachdrücki lich in die gegenüberliegende Ecke drückte. Jm selben Augenblicke zeigte sich an der Fensterösfnung das Gesicht eines höheren Bahnbeamten, aus dess sen Verlegenem Ausdruck ich entneh men konnte, daß er Zeuge dieses kleinen Intermezon gewesen sein müsse. ,,Verzeihen Sie, meine Herrschaf ten,« sagte der Beamte, »ich suche eine alleinreisende Dame, die ich bestimmt in diesem Abtheil vermuthete, aber »Es ist teine solche Dame hier we der ein- noch ausgestiegen,« warf die Frau Major ein. Mit höflichem Gruße entfernte sich der Beamte. Hatte er uns wohl gar siir Dochzeitsreisende angesehen? Nun, die Frau Major konnte wohl noch als ein-e stattliche Dame von, wenn auch reiser, Schönheit gelten und mich über tamen plötzlich ganz seltsame Empfin dungem mich, dessen Lebensjahre einen natiirlichen Schutz bildeten ge gen etwa herantretende Bersuchungen; hier riickte aber die Versuchung doch so bedenklich nahe heran, das-, die Jahre sast ihren Dienst versagten und ich einige Mühe hatte, die Wiirde des Alters ausrechtzuerhalten. Als ich zuerst meinen Platz gewech selt hatte, war der Strom der Unter haltung von Seiten der Frau Major nicht unterbrochen worden; diesmal war er aber in’S Stocken gerathen. Erst nach einer-kleinen Pause nahm sie ihn wieder au und setzte die Schilde rungen ihres cohnes sort; er sei Leut nant, aber ein Windbeutel durch und durch, sein Schuldenmacheu hätte ih nen schon schwere Sorgen gemacht, er sei deshalb auch schon von der Garde zur Linie versetzt, demnächst wiirde er wohl seinen Abschied nehmen müssen und was dann geschähe, möchten die Götter wissen. Bei der Schilderung ihrer beiden Töchter entwickelte sie noch größeren Eiser und verweilte länger dabei. Sie seien neunzehn und zwanzig Jahre alt und sehr hübsche Mädchen, sie betonte das mit einer gewissen rniitterlichen Eitelteit, die eine Aehnlichteit zwi schen der Mutter und den Töchtern andeuten sollte, aber-und nun er zählte sie Einzelheiten aus dem Ver halten dex jungen Damen, von ihrem Verkehr mit Herren, von spät abend lichen Spaziergängen, nächtlichem Nachhausetommen, turz von allerlei Dingen und Vorgängen, die ein grel les Licht aus bedenkliche Charakter eigenschasten ihrer Kinder warfen. An dramatischen Familienszenen mu te es im Hause des Majors schon srii r nicht gemangelt haben: sie hielt wenigstens nicht mit der Mittheilung hinter dem Berge, daß sie schon einmal aus und davongegangen sei, um einen alten Freund in Hamburg oder Bre men auszusuehen, ihr Gatte hätte sie aber wieder zurückgeholt. »Denlen Sie sich, obgleich ich dem Portier des Hotels auf das Bestimm tefte sefagt hatte, er solle unter deni Vorwande, daß ich oeueist sei, Nie mand zu mir lassen, stand doch mit einem Male in voller llniioun mein Mann vor nilt.« Wir näherten uns schon dein thür mereichen H» dem Punkte, wo sich un sere Wege trennten; die Frau Major konnte mir nur noch versicheru· daß sie demnächst wieder durchgehen Iviirde, sie hielte das Leben lo nicht mehr ans, dann empfohlen lvir uns. Ich war noch leinen halben Tag bei meiner Schwester. bei der ich zu Besuch weilte, als mir Abnungslosens täglich ein Majot X. aus M. gemeldet wurde. Jch war statt! Das konnte ja Nie mand anders sein als der Galte inei net Reifebelanntichaft Meine Schmer der ich das lleine Abenteuer mit feinen Nebenumständen erzählt hatte, fing an, bellan zu lachen »Durchlchau;t Du denn die Komö die nlcht«l« rie « e belustigt aus. »Was loll ich urchschauen und was ist eine KomödieW gab ich verlegen zur Antwort. r ,,Dle Frau Major, mit der Du ge reist bist, ist ihrem Manne eben zum zweiten Male durrchfr angend Der be leidigte Gatte hat ofort den Draht hinter ihr spielen, der recherchirende Beamte aber durch den geschickt insze nirten Auftrik sich irreleiten lassen und Dich fiir den Gemahl der Dame, wenn nicht gar, mitHinblick auf Dein eisernes Kreuz, für den Major selber gehalten, der seiner Herzensdame be ritg auf die Spur ge ommen ist. Der Major aber, der seiner Gattin nachge reift ist, hat dann mehr als leicht fest gestellt, daß der Beamte düpirt worden tst,und eslann ihm nicht schwer ges worden fein, die Spur des Pseudo Gemahlö zu ermitteln, da mich hier jedes Kind kennt-« Mir fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen undmit Aerger und Verwirrung beeilte ich mich, den be reits recht ungeduldig gewordenen Major zu empfangen. »Mein Herr,« schnaubte er mich an, »Sie sind mit einer — einer Frauens person von M. nach H gefahren?« »Ob ich das bin oder nicht, ist wohl lediglich eine Privatsache, über die l «m— — —« »Sie haben sich fiir den Gemahl dieser —- ausgegeben« Jch war nahe daran, den Unhöfli chen gebührendermaßen abzufertigem doch hielt ich es mit Rücksicht auf seine begreifliche Aufregung für besser, die Angelegenheit durch einen wahrheits getreuen Bericht so rasch als möglich aufzuklären. »Halte ich natürlich ahnen können, daß die Frau Ma jor -———« schloß ich. »Was Teufel, Frau Major!« un terbrach mich wiithend der gereizte Mann, »meine Frau ist seit zehn Jah ren todt und diese abgefeimte Person war meine Haushalterim die mir mit sechstausend Mark durch die Lappen gegangen ist. Jetzt such’ sie der Hen ler!« Ohne einen Gruß stopfte der Ma jor davon; ich aber habe schleunigst die Frau Major aus der Liste meiner Bekannten gestrichen. Berg’ S Rettung. TTragitomische Siizze von Franz i Kurz - Elsheim i ---— Herr Karl Berg tortelte mit etwas sehr gemischten Gefühlen seinen bei mischen Penaten zu Er befand sich in einer eigenartigen Verfassung Er wußte genau, daß 13 mal 68 NR ist« aber er war nicht imstande, eine gerade Richtung innezuhalten. »Zum Teuse1,« sagte er sich. »Ich bin doch nicht betrunken. Ich deute doch noch ganz klar. Ich weiß genau, daß ich lMart 14 Pfennige im Skat ge wonnen habe und daß Freund Bier mann versucht hat, seinen Hut gegen den meinen urnzutauschen. Alles Dinge, deren Erinnerung mit abso luter Logik mir darthut, daß meine Sinne nich-: umnebelt sind. Aber dort dem Laternenpfahl auszuweichem das bringe ich nicht fertig Hihi. dais bringe ich wirklich nicht —- — Diegmal brauchte er das »fertig« schon nicht mehr auszudeuten Denn er war bereits gegen den bewußten Laternenpfahl gerannt. Und dann monologisirte er weiter: ,,t7ins, zwei --- Donnerwetter, es schlägt voll.'· Er horchte auf da-: Schlagen irgend einer Kirchenuhn Eins —- zwei —- Wa —-5«s Schon 2 Uhr. Bis ich in der Verfassung zu Hause bin, ist’s I,-·.:3· Und ich habe doch meiner Bertha versprechen mits. »sen, um 11 Uhr daheim zu sein O )—— daß ich das auch vergaß — — ) Bergs Befürchtungen waren nichts hveniger als grundlos. Er wohnte idrauszen vor der Stadt, in einer je ner kleinen Bitten, die hier ein findt ger Bauunternehmer errichtet hatte, iurn damit dem Reichthum zuzusteus ern. Und in Bergs Van dann lauerte seiner seine Bertha — wiithend, wie lnur eine Frau wiithend sein kann ,Und jede weitere Minute vergrößerte sihre Wuth und ihren Zorn. Das Licht hatte sie ausgelöscht iDer Saufaus von einem Mann sollte denken, sie schliefe. Um so nachdriick licher wird die Enttäuschung sein, die fihm der Empfang durch sie zufügen ;wird. Na warte, mein Lieder —- nun ;destens acht Tage wirft Du zu Hause ’bleiben müssen. Müssen! Bertha lä .chelte wie des Teufels Großmutter, als sie an dieses »Miissen« dachte. Da horch! Jm Garten leise Tritte. Sie spiht die Ohren. Wie vorsichtiq der Mensch ist. Sie hat noch nicht einmal gehört, daß er die Gartenthiir öffnete. Wie et schleichtL Jst er beim noch nicht iin Hause? Aha, der Mensch hat Lunte gero chen. Er wagt gar nicht, durch die Thiire zu tonunen. Er versucht, durchs Fenster zu tlettern. Aber Du wirst Dich täuschen, mein Jüngelchen, Du wirst Dich täuschen. Richtig, das Fenster öffnet sich leise. Ein Bein erscheint in der Oeff nung. Die helle Mondnacht släßt das deutlich erkennen Noch ist das zweite Bein noch nicht nachgetommen, da hat Bertha den Einschleicher schon gepackt. Sie sagt nicht viel, sie sagt noch nicht einmal »guten Abend«. Dafür fahren ihre Fin er in die Haare des Mannes, sauan ihre Hände um seinen Kopf, hageln ihre Fäuste auf seinen Rücken. Dann noch ein letter Hieb, ein leyter Puff, ein Stoß — und der Mann iliegt wieder draußen. Und sie schließt If Idas Fenster mit einer Genugthuung, die einer besserm Sache würdig gewe sen wäre, denkt: »So, Du wirst nun wohl Wort halten und nicht mehr die halben Nächte durchschwiemeln,« und begiebt sich dann in ihr Schlasgemach, km sich zur Ruhe zu legen. So’n Lüdriant Seinetwegen muß man selbst die halbe Nacht aufbleiben Zehn Minuten später. Das Licht hat sie diesmal brennen lassen. Und beim Schein dieses Lich teg glaubt sie ihren Augen nun nicht trauen zu dürfen. Da tritt ihr Mann in die Stube, als ob nichts Passirt wäre. Fragt mit gutgespieltem Er staunen, ob sie seinetwegen wach ge blieben wäre. Die Frechheit ist start. Ein Wort giebt das andere. Die beiden verstehen sich nicht. »Prügel?« lachte der Gatte. ,,Prü gel? Du hast wohl geträumt? Hihihi. Und durch’s Fenster soll ich gekom men sein? Jst mir ja gar nicht ein gefallen —« Ihre Augen werden größer und größer. »Karl, liigst Du auch wirklich nicht?« »Wie käme ich dazu!« »Karl, wen habe ich denn dann durchgehauen?« »Wen?« »Jawohl, wen?« Karl wird nüchtern. Wenn seine Frau etwas mit solcher Bestimmtheit behauptet, muß doch etwas dran sein« Sollte am Ende ein Einbrecheri Man hat in letzter Zeit sowieso so viel von Einbriichen gelesen. Muthig ist Karl, das muß man ihm lassen. Jetzt ist sein Schritt auch nicht mehr schwankend· Er nimmt den Revolver aus dem Nachttisch, zündet eine Laterne an, geht hinaus in den Garten und läßt seine Frau in tausend Aengsten zurück. So sind die Menschen. So sind Mann und Fran. Jhn hat sie in Ge walt. Gegen andere mus; er sie schützen. — Und richtig, da stößt Karl auf ei nen Mann, der quer tiber dem Weg liegt. Anscheinend besinnunggl05. Karl athqiet ans tiefster Brust ans. Der Mann war seine Rettung. Wenn der nicht gekommen wäre, dann hätte er die Schläge erhalten. Dann läge er jetzt am Ende s-— — Draußen kommt ein Nachtwächter vorbei; wie gerufen. Der requirirt eine Droschle. Dann hilft er dem Villenbesitzer den Menschen in die Droschte schaffen. Und nun geht’H nach dem Polizeibureau. Unterwegs gab’5 noch einen lleinen ZwischensalL Der Einbrecher war zu sich gekommen und wollte, als- er sich iiber seine Lage klar wurde, entwi schen. Aber es ging nicht. Der Nachtwächter war aus seiner Hut. Und Grund zum Entweichen hätte der Kerl gehabt, denn die Polizei er kannte in ihm einen lange gesuchten Einbrectfen Als Karl endlich im Bette lag und seiner Frau erzählt hatte, was sich er eianet, da siel dieser ein, daß nun der nächtednrchschwiemelnde Ehegatte ei gentlich um seinen mpfang, um die Straspredigt, um alles gekommen sei. Und sie setzte sich faktisch jetzt, da sie ihre Sicherheit wiedergefunden, noch in Positur, um ihm ihre Meinung wenigstens zu sagen. Doch start lam mit seiner Logik. »Siehst Du,« sagte er, ,,wäre ich nicht so lange one-geblieben, sondern biibsch um else mit Dir zu Bett gei gangen, so hättest Du jedenfalls nicht noch um zwei Uhr aufmich gelauert.« »Aber -—« ,,tliuhig, augreden lassen. Also hätten wir beide vielmehr geschlafen. Also hätte der Spitzbube rubia ein brechen und ung- auszpliindern tönnen. Also hättest Du ihn nicht überfallen und so zurichten können, daß wir ihn der Polizei übergeben konnten. Das iit aber eine gute That, einen Ver-— brecher unschädlich zu machen. Und also ist mein Ausbteiben die Ursache zu einer eminent guten That gewesen und ferner noch dazu daß wir nicht bestohlen worden sind. Das stimmt doch nicht? Na, dann gute Nacht, Ber«tha.« Sprach-L, drehte sich um und schloß die Augen. Und in zwei Minuten schon schnarchte er den Schlaf des Ge rechten. —-— Uämtltdie und weibliche Eisen thümttehkettem Ein scharfer, humoristisch anaes hauchter Beobachter stellt in einer na turwitsenschaftliasen Zeitschrift die i entgeaengesetzten tsiaenthiimlichleiten von Mann und Weib mit solaender ’eviqranmatischer Kürze zusammen: Die Frauen stecken ihre Kleidung von linke nach rechts, die Männer von rechts nach links zu. Die Frauen lnöpfen von rechts nach links, die sMänner von links nach rechts. Die Frauen rühren von links nach rechts, ihren Kassee zum Beispiel, die Männer tvon rechts nacht linke. Die Frauen finden selten den Unterschied zwischen einem rechten und einem linken Schuh heraus, nnd wenn die Hausmiideben lihren Herren die Stiefel bringen, stel tlen sie sie unter zehn Mal neun Mal so hin daß die Spitzen auseinander stehen« M Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, aber große sind ihrl wennmöglich noch zuträglicher t s Bis zum letzten Pfennig. Skizze von Alfred af Heden stjerna. Der Kapitän Holm hat im drei undfiinfzigsten Jahr seinen Abschied genommen, besiyt aber noch eine ju gendliche Frische. Er streckt sich, nimmt eine sichere Haltung an, öffnet die Schreibtisch schublade, trägt die Zahlen in sein Notizbuch ein und steckt es in seine Brusttasche. Dann lacht er jugendlich froh, küßt sein liebes Weibchen und sagt: »Nun geh ich, Eline.« Seine Frau ist geschmeidig und schlanl, hat graue Haare und kleine Runzeln unter den Augen. Sie blickt ihn liebevoll an, öffnet ihm die Sa lon-, dann die Flurthür und nickt ihm zum Abschied freundlich zu. Dann beginnt sie aufzuräumen, die Nippsachen auf dem altmodischen Vertilo abzustäuben, giebt Anord nungen in der Küche und tostet die Sappe. Nach zwei Stunden kommt der Ka pitän zurück, legt den Hut Und den Ueberrock ab und sagtH »Ja, nun ist es besorgt!« Und er umarmt feine Gatin und küßt sie. Jhren Ehe ist sehr glücklich, wenn es auch manchmal ein paar heftige Wort-e und geröthete Augen bei der Kapitänin gab. Schule kommen, wundern sie sich. Schule kommen, wundern sie sich. Blumen und Weingliifer auf dem Tisch! Der kleine Heinz geht an die Tafel und betrachtet die Gedecle. « Es giebt drei Gerichte an diesem, Feiertagsmittag, der weder ein Ge burtstag, noch ein Feiertag ist. Nachdem sie den Hammelbraten ge- j gessen haben füllt die Mama die Glä- z ser Papa ergreift fein Glas, täus Pert sich und sagt: »Meine lieben Kinder! Heute ist ein H großer Festtag! Keiner von Euch kann die frohe Veranlassung Vollstän dig verstehen Jch fürchte nur, daßs der lleine Heinz das alles nicht begrei- . sen wird. Möge es meinen KindernE auch in Zukunft erspart bleiben, diese Sache ganz zu verstehen! —- Ja, eure . Mama ist die verftändigste, spat-. faniste und ftrebsamste Frau auf der Erde! Wir find nach zwanzigjähriger Arbeit und nach vielen Cntsagungen dahin gekommen, beute unsere Schul den bis auf den letzten Pfennig be ’zahlen zu können! Kinder, seht um euch, all das, wag in unserm Heim die Mama so treu hütet! Wenn ich theute Nacht sterbe, kann keiner kom men und euch einen Stuhl fortneh men, um zu seinem Recht zu gelan gen. Nun wollen wir mit Mama auf diesen frohen Tag anstoßen!« Kapitän Holmg Stimme tönte so wunderlich weich, wie sie die Kinder außer dem großen Bruder, der schon Kadett ist und auch sein Studenten examen bestanden hat, bisher nie ge hdrt hatten. Die Tochter Elisif ist jetzt fiebzehn Jahre; sie ist lonfirmirt und das schönste Mädchen in der Stadt. Mama ist roth im Gesicht, in ihren schönen Augen blintt eine Thräne, und sie stammelt: ,,.ltinder, glaubt seurem Vater nicht! Was konnte ich Iwohl thun! Papa war es; er war sArbeitSchef bei den Eisenbahnarbei ten in Nordland, und er verwaltete Ida-H herrschaftliche Gut der alten Gräfin, wag uns allein ein Sommer sheim verschaffte. Und er hat Bücher ’iiber Pferde übersetzt! Gott segne den lPapa, Kinder!« : Den Kindern erscheint eg schön und ifeierlich tilisis weint vor Rührung HHeinz begreift nicht so viel wie die äl Ftercn Brüder, erhält aber doch den Eindruck, daß Papa und Mania tüch ; tig sind. ; Die Minder erheben sich vom Trich-, imachen ihre Schularbeiten und fan gen dann an zu spielen. Draußen auf der Straße gehen die Leute ihren gleichmäßigen Gang, ohne von dem wirklich ungewöhnlichen Er eigniß etwas zu wissen. IKapitän Holm und seine Frau setzen sich, nachdem die Lampe ange zündet ist, auf das Sosa. Die Er: innerungen leuchten hell in ihnen aus, Obgleich es schon ein Stück Nachmit tag ihres Lebens ist. »Du kannst mir glauben, es war ;sehr traurig siir mich, ais du oben in Storvik bei dem Bahnbau krank warst, du, den ich liebte.« » »Ja, ich lag auch und weinte fast ljede Nacht und sehnte mich- nach dir. Man wird so schwach, wenn man trank ist. Der Doktor wollte nach dir telegraphiren, aber Gott sei Lob, ich hatte doch so viel Kraft, s- zu hin "dern.« l »Als du nach Haus kamst, zahlten iwir einen Betrag aus der Sparkasse ; ein,« sagte die Kapitänin im zärtlichen »Ton. ! »Du, mein liebes Franchem spar test mit dem Haushaltungsgeld, daß ’wir bald die Möbel bezahlen konn-l ?ten!« Er umarmt und küßt sie. i Sie erröthet wie vor zwanzig Jah- : ten in den glücklichen Tagen ihrer ;jungen Liebe und flüstert: ,,Denke da ran, Franz, daß wir nun alles, alles bezahlt haben!« »Ja, du, bis zum letzten Pfennig.« Die Wahrheit ist unser höchstes Gut. Laßt uns daher sparsam damit um gehen. ---—.—.,. I Wider-nur Umstand. Klaviervirtuos (zu seinem Diener): »Dir bin ich ja auf eine feine Geschichte gekommen, Du treibt mit Damen ei nen förmlichen Handel mit meinen Locken! Frechling . . . wie kommst Du überhaupt zu meinen Locken!« Diener: »Aber, gnädiger Herr, re »·qen Sie sich nicht auf! Jch nehm’ fis Hja immer von Jhrem Pudel!« i Geiitrriche Antwort Dame: »Ist es richtig, daß die Frauen länger als die Männer leben.« Herr: ,,Nur die Wittwen.« Ein Geschäftsmann. ,,Arthur, eben hat der Junge eine Doppelten-ne verschlucki!« ,,Häng’ ihm ein Schild umk »Ein liegend 20 Mark« und schick ihn zum Arzt.« Im Reste-nennt Herr Dickerl (nach -dem ELssen): »Das war ein Stück Arbeit, die beiden Gänfekeulen; jetzt bringen Sie mit ’mal vier weichgekochte Eier . . . zui Erholung!« Stuf-seufzen . »Wenn früher einer ohnmiichtig ward, wurde er zur Ader gelassen! . . Wenn aber heutzutag’ die Gattin ohn mächtig wird, —- dann wird in der Regel der Mann zur Ader gelassen!« Ein Knallprth - » . . . Ich habe gar kein Kleingel im Haus; (zum Diener) Jena, gehen » Sie ’mal in den Garten und sehen Sie nach, ob nicht in der Tasche der Vo gelscheuche noch ein Hunderte-: stecktss Im Bauerntheatetdsrs. Tourist (zum Wirth): »Was haben Sie denn in der Kammer dort fiir eine Berühmtheit wohnen? Da hängen ja lauter Larbeerkränze drin!« Wirth: »Beriihrntheit? . . . Do wohnt nur meine Magd « Erklärt - Arzt: »Sie leiden an einer Magen erweiterung., daran ist nicht zu zwei feln.« Patient (resignirt): »Ich hab’s mir gedacht; darum werde ich auch seit ei niger Zeit nirgends mehr eingeiaden.· Nur nicht bartlosi ,,Also Sie sind Vertreter für Bart wuchspomad(.« »Allerdings.« »Aber wie kommt es, daß Sie selbst keinen Bart tragen?« »Das ist ein Geschäftslnifs. Mei Gesicht soll den Kunden das ab schreckende Bild eines Bartlosen m Augen führen.« Begründctc Entschuldigung Gefängnißaufseher (vorwurfsvoll)r Wie kann jemand sein Haar so ver wildern lassen.« Striisling »Nanu, ich werde d keinen Kopf kämmen, den ich verwirk· habe« - Reiter mcdäclstriißfitz. siöchsim »Weißt Du noch, heute vor vier Wochen hat Dir der Gänsebraten so gut geschmeckt.« , Soldat: »Ja, Linn —--— mein Magen hat ein gutes Gedächtniß!« Zweicrlci Leben. Gutsbesitzer: »Wie gesagt, Herr Leutnant, schlagen Sie sich meine Tochter ans dem Sinn. Jch bin grundsätzlich gegen das LIJiilitär.« Leutnant ischroärmerisch berzweiss lungsvoll): »Aber ich kann ohne Ihre Einilie nicht leben!« Gutsbesitzer: »Das glaub’ ich gern mit der knappen Leutnantsgage.« Diplomntiich. Mutter: »Warum hast Du den jun gen Herrn nicht gefragt, ob er was frühstiicten wolle.« Tochter: »Ich weiß genau, daß er um diese Zeit nichts ißt.« Mutter: »Da hättest Du ihm gerade erst recht was anbieten lönnen.« Er läßt sich nicht til-weisen. »Mein Herr, gehen Sie mir drei Schritte vom Leib!« ,,Pardon, Gnädiastc, miissen die Di ftanz schon etwas verringern, auf drahtlose Telegraphie bin ich leider nicht eingerichtet!« Aar ver Rolle gefallen-. Richter (im Zechsprellerprozesyx »Nachdem Sie also vier Flaschen Wein getrunken hatten, ließen Sie sich eine Rinderzunge geben und Champignons dazuz» tneugierig) sagen Sie ’mal. schmeckt denn das zusammen?« Praktisch. »Lieber Freund, was hat Dich be wogen, die Schwester Deiner ersten Frau zu heirathen? Sie ist ja weder schön noch reich.«' »Das ist sehr einfach, ich habe durch diese Heirath nur mit einer einziges Schwiegermutter zu thun.« Nach Wunsch. Aeltlicher Freier: »Und wag mein weißes Haar anbelangt. Fräulein Adele, so harre ich nur Jhres Beseht-. um ihm Jhre Lieblingsfarbe zu ge sben!«