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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 12, 1906)
Z " Yegmsktzx « StaatI-3nzejger nnd Yeroljh « J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island Nebr» 12. Januka 1906 (Zweiter Theil.) Jahrgang 26 No. ZU. M Mein wald. Dich'lieb’ ich; mein Wald, Wenn der rühlin so lind Dir wegkü i des ists Bande. Dich lieb’ ich, mein Wald, Wenn die Mittsommetgluth Biß brütend liegt übean Lande. t l Dich tiebs ich, mein Ward, « Wenn des Sturmes Lied llingt, J-! Wollen die Windsbraut reitet. Dich lieb’ ich, mein Ma!d, Wenn in zauberjscher Pracht « Du Winter verschwendkisch Dich kleidet. Elsa Koenig. -.-—-—— Nur noch Vater. Novellette von B. R i i t w e g e r. Medizinalrath Dr. Robert Althoss hat ich nach dem frühen Tod seiner Gattn von aller Geselligteit zurück gezogen und nur noch seinem Beruf und seinem einzigen Kind, einem So n, gelebt. ine ältere Wirth seha terin besorgte den Haushalt Der Sohn, ebensalls Mediziner, steht schon dor dem Exarnen, der Vater hat graue aare bekommen und wird von den konnten, namentlich von den jungen Töchtern besreundeter Familien, als alter Herr betrachtet. ünd doch ister noch gar nicht so alt. Ein guter Fünsztger, das ist doch noch tein Al ter, wenn man gesund und rüstig ist, wenn man seinen Mann steht itnBe rus, «und wenn man sich jung fühlt, innerlich jung. Nein, nein, er- Medi tnalrath Robert Althoss, hat wohl s Recht, sich egen die Bezeichnung »alter Herr« aufzulehnem sie sich we nigstens von seinem Sohn zu verbit ten. Hans hatte im Stillen den Fion ,eschitttelt. Komiichl Papa war doch onst nicht so, ließ doch sonst der Ju end und ihren Dumtnheiten ihr echt. Aber in lenter Zeit ist über upt manches anders geworden. Hang lthoss sindet es gar nicht genriithlich zu Hause während der Sommerserien Die Laune des Medizinalratho hebt sich sichtlich und wird gleichmäßiger, als das Ende der Ferien da ist und die alte Wirthschasterin alles zur Abreise des Haussohnes rüstet. Witten nur die paar letzten Tage erst vorbei! Alt hosf tann kaum die Zeit erwarten Denn so lange muß er sich noch aes dulden. Schristlich wird sichs ganz - anders machen. So dem Jungen ins Gesicht sagen, daß er, daß sein Vater eine junge Frau -—«— nein, das sgeht ein fach nicht! Wenn er ihtn alles schreibt, wiss etomrnen- wie die reizende Nachbarin sich in sein Herz gestohlen, wie es ihn danach verlangt, roch ein mal glücklich zu werden an der Seite einer geliebten Gattin, wie er, der Hans, es in Pulunst doch auch behag licher u Hau e finden wird, wenn eine Ins rau sorgt« anstatt der grämli n alten Person« der Kathrine »s wenn er ihm das alles vorstellt, dann wird's der Junge einsehen. Und be greifen wird er des Vaters Neigung. r kennt ja Elsbeth bereits. hat mit ihr getanzt aus einigen Landpartien de er, der Medizinalrath, natürlich nicht mitrnachen konnte. SolcheScherze überlä t man der grünen In end, die doch n chts will als sich amrisigrem Sie ist noch jung, und es würde ausfal len, wenn Fe sich zurückzöge Gro en Spaß hat re sicherlich nicht an sol n , der niigungen. Sie ist «so gereist. Er at sie beobachtet« seit sie seine Nachbarin ist, seit sast zwei Jahren Da ist i re Mutter als Wittwe in die imathtadt zurückgekehrt Wie sich libeth ihtn gegenüber iebt, so voll Vertrauen, darser die se te Zuversicht hegen, daß sie nicht »Nein« sagen wird, wenn er sie um ihre and bitter. An seiner Seite würde te geborgen sein vor der Noth des Lebens-. die ihr onst nicht sern bleiben dürste. Sie hat no drei Brüder, und die Mittel sind des künft. So was bleibt dem Haus art nt t verborgen. Um der ängst li n utter Sorge zu ersparen, hat Elibeth schon manchmal am Garten un, der die beiden Grundstücke rennt sich von ihm einen Rath wegen der Jungen erbeten. Bald gings bei einem nicht mit dem Latein« bald es beim anderen in der Ma tit. Und nur Zu gern stand » ihr bet,»so gu ee eben mit - lich war. Es hatte sieh eine sürmli Freundschaft entwickelt zwischen ihm und Ell-beib. Und aus dem Samen dieser Keeundxzchast sollte, so hossteer, eine t· liche r t reisen: die Liebe des Weibes sum nn. Es ist der Abend vor Hans Abreise. Der Medizinalrath und fein Sohn haben zusammen egessen und sinen noch am Tisch. r Vater in bester Stimmung, über die er sich freilich innerlich fast Vorwürfe macht. Er freut lich, daß lein Einziger geht! Na ja- das liegt eben diesmal an den Ver hält-rissen- Dafür soll der Hans aber, trean er wiederkommt, zu Weihnach ·ten, ganz besonders liebevoll empfan ’ en werden, da toll er eine Mutter nden. die den Chriltbaum entzündet und Behagen und Freude Und Frieden . im Haus verbreitet. Eine Mutter? Nun ja, o iit’s doch. Wenn auch — Zt ist fa zwei Jahre jünger als ihr tiinfii er So n. Tbut nichts. Es liegt o viel ittterlicbieit in ibxzm Wesen den Brüdern gege "ber, von denen der älteste doch zu - ltern auch chon das Abiturientenexamen machen « ell. Es wird alles ganz sui geben. Und natürlich, bald mu es sein. Morgen schon, , leich nach Dank Ab reise, wird er libetb fea n« nnd . dann —man wartet nicht anae mit der Weit in seinen Jahren. Der Medizinalrath ist völlig in seine Gedanken versunken- Es ist schon seit geraumer Zeit nichts mehr gesprochen worden. Er hat auch nicht bemerlt. daß Hans ein paarmal un geduldig nach der Uhr gesehen hat, und er schrickt sörmlichjusammem als der Junge jetzt anhebt: »Hör’, Papa, ich hab’ noch aller lei zu packen, du erlaubst, dasz ich schon auffuhr-« Gans weiß, mit ge wissen Formen nimmt’s der Vater sehr genau. « »Geh nur, mein Junge, aeh nur. Später trinken wir noch eine gute Flasche zusammen.« Hans verschwindet und der Me dizinalratb erhebt sich ebenfalls nach kurzer Weile, um seine Cigarre im Garten fertig zu rauchen( Es ist zwar schon ziemlich dunkel, aber die Lust ist wunderbar mild, sast wie im Sommer. Und man ist doch schon Ansanq Oktober. Ein Gana durch die Wege des partiihnlichen Gartens wird den erregten Nerven aut thun. Elustischen Schrittes wandelt Alt hoff aus den autaelyaltenen Sand wegen zwischen allerlei Strauchnert hin und her, sie in Gedanken suchend, die dort drüben wohl jetzt haus miitierxich zwischen den Brüdern waltet. Da hört er gediinipste Stim men ——- Hans-U Stimme und —— ja, es ist leine Täuschung « die ihre! Ein Bluiitrom drinat ihm jäh zum Herzen. Unwilltiirlich sucht er eine Stütze. lehnt er sich gegen einen Baumsicmim Und dann lächelt er iranipibaiL So, dumm, dieser Schrecken! Was ists denn nun? bang wird eben auch noch einen let-. ten Gang durch den Garten haben machen wollen. Und daß Elgbeth gerade drüben noch etwas zu schaf sen hatte — nun ja. das ist eben ein Zufall. Höflichkeit-esse wird ihr Hans Lebewohl sagen. Er wird ganz un besanaen näher treten und ein wenig mit den Beiden plaudem Ader ohne daß er·s mill, tritt der Medizinab rath leiser auf, und nun unterscheidet er im Dämmerlicht des Junehmenden Mondes die beiden isjestalteirkssNun lann er auch verstehen, was Elsbeth eben spricht. Es ist todtenstill sonst, und deutlich dringen die halbtauten Worte ins Ohr des athemlos Lau-» schenden. »Liebster, ach nein, noch länger verheimlichem das geht mir gegen die Natur. Jch könnte ia dem güti gen alten Freund, der nun mein Va ter werden soll. gar nicht mehr unbe fangen unter die Augen treten mit dem seligen Gbeimniß aus dem her zen. Gelt, Liebster, wir sagen’s ihm? Morgen früh, hier im Garten, und Mama muß es doch auch wissen. Sonst Nieinand.« »Und wenn er nicht will? Wenn er meint, ich sei noch zu jung, ich sollte warten bis nach dem Exa men -——« »O Hans, dazu ienn’ ich ihn zu gut· Er ist der liebste, beste Mensch von der Weit und ——« ,,halt, herzlind sonst· werd’ ich eifeesiichtig. Wer ist der liebste, beste Mensch aus der Welt siir dich, du Böse?« »Ach, Duns, wie du nur bisl!« Elsbeth lacht, ein leises, klingendes Lachen —- ,,eifeksiichtig, wo sich’s um einen alten Herrn handelt, um deinen Vater! Ich will doch nur damit ausdrücken, daß ich weiß, wie gut er ist. Und ich hab’ das sichere Gefühl, auch er hält was aus mich, und ge wiß. er williat ein.« »Recht haft du« Kind!« Das junge Paar fährt erschrocken auseinander. ,,.t«iennft den Alten besser wie der eigene Sohn. Darum sollst du auch gar nicht bis nioraen früh warten auf meine Zustim mung.'« Damit reicht der Medizi natrath dem Mädchen die Hand, die sie dankbar an ihre Lippen führt, freudige Worte dabei itammetnd. Der Vater wendet sich nnn an den Sohns »Schlingel Du, nennst Du das Einpackent Und überhaupt, so hinter meinem Rücken! Danks der Elebeth daß ich nicht schelte. Und mach rasch vorwärts, damit Du bald hier in meine Praxis einspringen kannst. Platz im haue« giebt’s genug. Ich zieh’ oben hin-" I »Aber Papa, Du bist doch noch viel zu rüstig, um schon daran zu denten.« »Dummk- sengt Ich bin alt, stin dee, ganz att, das muß ich am besten wissen. Alto, Gott iegne Euch, wie ich es thue. Und nun, Jhr werdet Euch noch mancherlei zu sagen haben, was Euer ,,attst-;Herr" nicht zu hören braucht. Gute Nacht fttr heute.« Da mit geht der Medizinalrath schweren Schrittes mtide und langsam, dem Haus zu. Ellbeth schmiegt then Kopf an des Geliebten Schulter und flüstert: »Der nie Vatert Wie rührend er wart her haft Du bemerkt, feine Stimme zitterte sp heim Sprechen. Jch glaube doch, es hat ihn sehr bewegt.« »Ja, Liebchen, das ist kein Wunder-. Alte Leute greift so etwas an. Jch bin nur froh, daß er’S so gut aufge nommen hat.« ,,Siehst Du, HanseL ich ienn’ ihn besser, wie Du.« — Jn seinem Zimmer angelangt, nimmt der Medizinalrath die Lampe vom Tisch und tritt mit ihr vor den Spiegel, sich aufmerksam betrachtend. Ein wehmüthiges Lächeln umspielt seine Lippen und er murmelt: »So sieht ein alter Mann aus, einer, der nur noch Vater sein dars.« Dann setzt er sich in seinen Lehnstuhl und versinkt in tiefes Sinnen. Und eine große Ruhe kommt über ihn. Die Ruhe des Alters. Aber-merkwürdig ——— unglücklich siihlt er sich nicht. Als Hans nach längerer Weile er scheint, muß Katharine eine Flasche edelsten Rheinweing besorgen und des EIJiedizinalraths Stimme zittert nicht, als er, das Glas hebend, tust: »Pro sit, Euer Wohl, Hansl« Es lebe die Jugend und ihr Recht ’aus Liebe und ; Glückl« ———-..-.--«——-— Musche. Humoregte von Siegbert S a ! te r. » Zwei Dutzend Treppen war ich schon emporgestiegen, um mir an allen Thüren mit mehr oder minder eindeu tiger Miene sagen zu lassen: »An Da men vermiethen wir nicht.« Versuchen wir s also mit einer Annonze, dachte ich, und am folgenden Tage war in einem oielgelesenenBlatt der deutschen Hauptstadt folgendes zu lesen: ,,Stu dentin sucht stilles Zimmer mit Pen sion. Pensionat ausgeschlossen An aehote sub. »Möl)lirte5 Zimmer 87 Postamt 71«. Das Resultat war ge radezu verblüssend. Als ich am näch sten Morgen aus dem Postamt 71 er schien, empfing mich der postlagernde Schalterbeamte mit einem Seufzer der Erleichterung »Gott sei Dant, daß Sie kommen,« rief er, »wir hätten sonst weaen Raummangels unser Bureau schließen iniissen.« Damit überreichte er mir ein unheimlich umsangreiches Partei Briese und Postlarten, siir dessen Heimbesörderung ich die Hilfe eines Dienstmannes in Anspruch nehmen mußte. Mit Grauen dachte ich an die Ne gerarbeit, mich da hindurchlesen zu müssen. Aber ich wurde angenehm enttäuscht: die Lettiire gestaltete sich zu einem wahren Vergnügen; in den 230 Brieer und 189 Postkarten ent deckte ich wahre Perlen ungewollter Womit . .. ich bin eine anständige Dame und tein Pensionat. .Auch Badebeniitzung und Al leiiiinietherin wären Sie. Das und ähnliches war da zu lesen, wobei ich aus begreiflichem Lotalpa triotismus wohlweislich alle Stellen unterdrücke, aus denen zu deutlich her vorging, wie schüchtern manche Sprec athenerinnen »uf deOrthojrasie« sind. Meinen größten Beifall jedoch er rang sich Frau Martha Benzin mit folgendem Brief: Geehrte-is Franlecnk Laut Annonze erlande ich mir, Jh nen wegen Ueberilusz eines Zimmers selbe-s in Nension zu geben. Einen Herrn tviirde ich nicht nehmen. Das Zimmer ist separnt und als Alleinbe tvohnerin zu ungestört-tm Studio nnd angegebenem Preis. Badegelegenheit im Haushalt Familien-· und Teie phonnnschluß. Meine bäuslichieit de steht ans mir, meiner Nichte nnd nn serer Musche. Das Zimmer liegt sehr still nnd geräuschlos. Bitte um Ihre gefällige Einsicht. Ich ztveifle nicht« daß es Ihnen mißiiillt. Ihrer werthen Persönlichkeit entge gensehend. hochachtungsvoll Frau Martha Benzin.« So vieler Ueberredungstunst konnte ich nicht widerstehen. Am andern Ta ge schon besoo ich die Bude. Es war ein helles Gemach mit dem traditio nellen Ausputz Berliner nröblirter Zimmer: Pliischiopha, Nußbaum-« Vertitotv, ;Siiulentrumeau, Photo graphien iiinnntlicher Benzine der letz ten drei Generationen. Moment-ang Nippsnchen, Blumenvafen, japanische Fächer nnd dergleichen Siaubsiinqer. Die Fenster gingen auf einen stillen Hof und gewährten « Frau Benzin behauptete es — einen entziickenden Blick in den vartähnlichen Garten der Königlichen Thierarzneischulr. Und in der That: wenn man sich auf einen der wackliaen Stühle hinauftvagte und mit Todesverachtnng den Körper weit ans dem Fenster hinauölehnte, konnte man zwischen zwei hohen Mauern hindurch ein halbes Dusend grünschimmernder Zweige erblicken. Aber nur bei sehr klarem Wetter und schwindelsrei mußte man sein. Aber was that’s. Jch war nach Berlin gekommen, um zu lernen und nicht um märkische Landschaft zu ge nießen. Und die wohlthätige Ruhe, die über Haus nnd Hof ausgebreitet lag, war wirklich wie geschafer zu »ungestörtem Studio« — Also gleich san die Arbeit. Denn das ,,tentamen !physirum« stand bevor, und gewisse rMaterien der Anatomie hatten sich bis-lang hartnäckig gesträubt, dauernd bei mir Einkehr zu halten« Jch setzte mich vor meinen Schreib tisch, stützte das Haupt in die Rechte und . . . . Doch was war das? Ein tie seg Schnurren lief-, sich aus einmal hö ren; leise und eintönig klang es durchUZ Zimmer wie das Summen ei nes Theetesselg. Ade, ihr verschlunge nen Pfade im Wundergarten anato mischer Wissenschaft. Das dumme Geräusch legte sich hartnäckig jedem vernünftigen Gedanken indie Quem Jch sprang anf. Wo kam eg nur her, dieses verdammte Gesurre7 Ich blickte hinter den Schrank. Ach kroch halb tmttk das Bett ——- nichts! Retvds suchte ich in allen Winkeln und Ecken, öffnete Schränte und Schubladen — nichis war zu entdecken. Mein Aerger nahm unheimliche Dimensionen an und drohte sich zu einer Nervenkrise zu verdichten. Jch drückte aus den Knole der elek trischen Klingelleitung Nichts regte sich im Hause. Ich drückte abermals. Gleiches Resultat. Und immer noch erklang in behäbiger Eintönigteit das gräßliche Surren. Wie eine Wahnsin nige bearbeitete ich den Leitungs lnops und lauschte gespannt, ob Nie mand auf mein Hilfegeläute herbei eile. Keine Thiir ging, kein Schritt nahte, alles blieb still. Eine köstliche Ruhe ,,zu ungestörtein Studio« berichte, wenn das nervenzerriittende Summen nicht gewesen wäre. » Jch war der Verzweiflung nahe und überlegte schon, oh ich Rache schnau beud in den Korridor hinausstiirmen oder Selbstmord begehen solle. Weil dag ,,tentamen physicum« bevor stand, entschied ich mich sür daH erste. Schon lag meine zitternde Hand auf der Thürtlinte, da fiel mein Blick zu fällig auf das Bett. Halb von der Decke verborgen saß da ein riesiges graues Katzenthier, blinzelte mich aus den schmal zusammengeknissenen Pu pillen gemächlich an und surrte und lchnurrte in behaglicher Seelenruhe. Mit zwei Sätzen stand ich vor dem Bett, um den ungeladenen Gast von. meinem Lager zu scheuchen. Aber das ; Thier —- sicherlich war es Musche, das T dritte Glied von Frau Marthas ange nehmer Häuslichleit — schien nicht ge neigt, ohne weiteres aus meine’«Jnten tionen einzugehen. Sein Rücken trümmte sich bedenklich seine Augen schossen zornige Blicke, die Pupillen rundeten sich zusehends. Das Sur-— ren war verstummt und hatte einem vernehmlichen Psauchen Platz ge macht. »ich entschied mich fiir da- bessere Theil der Tapferkeit und zog mich zu nächst zurück, um gleich darauf, mit meinem Regenschirin bewaffnet, wieder zum Anariss vorzurücken Die Katze schien die notorische Wasserscheu ihres Geschlechts auch auf diese Art Wasser abhaltungsmaschinen auszudehnen und riß aus Ein mächtiger, eleganter Satz und das Vieh saß oben auf dem Vertitoiv und ließ sich just an der Stelle nieder wo vorher eine große Porzellanfiqur gestanden. Die Figur sowie einige Ni ppes schob das verteu selte Thier verächtlich von ihrem Standorte fort und hieß sie gesälliast aus dem Boden Platz nehmen, wo sie sich in ihre Urbestandtheile aufzulösen bestrebt waren. Jtn ersten Augenblick stand ich sas sungslos Alg mich aber Fräulein Musche wie triumphirend so von oben herab zu betrachten schien, da packte mich eine sinnlose Wuth; ich holte weit aus und ließ zischend meine Handwasse aus den Feind niedersausen Aber Ka tzen sind meist seige Auch Musche hul digte dieser schlechten Angewohnheit und entzog sich abermals durch einen todesmuthiaen Sprung in die Tiefe der nahenden Nemesis. Dadurch gerieth mein wnthschnaubender Regenschirm in Konflikt mit irgend einem Familien haupt des Geschlechts der Benzine, das über dem Vertitow hinter Glas und Rahmen theilnahmslos meinem erbit terten Kampf zugeschaut hatte, wobei sich herausstellte, daß die Metallztvicke eines Parapluies widerstandsfähiger ist als das schützende Glas und die Nase eines ehrenwerthen Benzins. Aber ich hatte teine Zeit, lange über diese merkwürdige Thatsache nachzu denken, denn mit einein Seitenblick und W einer hohen, zwar nicht ganz ungetrüb ten Schadensreude bemerkte ich, daß meine Gegnerin ihr Ziel auch nicht er reicht hatte. Osfenbar erstrebte sie den Vorsprung des Säulentrumeaus. Aber der Sprung war zu weit gerathen; sie stieß zunächst höchst unsanst gegen die blinkende Spiegelscheibe und klammer te sich dann mit allen Vieren und den Zeichen höchster Angst an Frau Mar thas rünseidenen Lampenschirm fest. Zufcällig befand sich unter diesem ei ne hochbeinige Lampe, die, infolge der verzweifelten Balancierkiinste Musches aus dem geruhigen Gleichgewicht ihres beschaulichen Daseins ausgescheucht, sich alsbald sanst zur Seite neigte, nicht ohne im Niedergleiten einer schlanken Blumenvase aus geschliffe nem Glase ein freundliches »Komm mit« zuzuniclen, das prompt befolgt wurde. Am Boden lagen sie beide Und weinten vor Schmerz und Freude, Die Vase hellblintende Wasserthränen, Die Lampe lummerdunkleErdölzähren. Und aus dem Boden« lag natürlich ein Teppich Nicht minder natürlich war es, daß sich das gehetzte Thier energisch ge ssträubt hatte, die so tapfer errungene sPosition auf dem grünseidenen Lam spenschirm ohne weiteres auszugeben. So war sie denn mitten in die nette Bescheerung hineingerissen worden. sErst die innige Berührung mit der slichtspendenden Flüssigkeit vermochte ssie aus ihrer Stellung zu vertreiben. s Sie verschanzte sich jetzt hinter das ge ) stictte Sophakissen, und da ich eine un willkürliche Bewegung nach dem be t drohten Punkte machte, versitgtc sie sich Hau sdas Bett, überall Spuren ihrer jpetroleumseuchten Anwesenheit zurück j lassend. Da saß sie nun wieder am Ausgangspunkte unserer wilden Jagd, Jniiaute höchst ungnädig und suchte durch eisriges Velecken mit der kleinen s rothen Zunge in den Zustand ihrer ur sspriinglichen Reinheit zurückzugehn lsgen ! Nachgemde bekam ich Mitleid mit dem armen Thier. Aber so weh es mir auch that, ich mußte die Verfolgung wieder ausnehmen, denn das Bett ge wann nichts bei dieser eingehenden Ge neralreinigung und ließ mich mit bangen Gefühlen der irdischen Unzu länglichkeit meines Monatswechsels gedenken. Jch nahm mir jedoch vor, recht scho nend und zutraulich dabei zu Werke zu gehen. Aber beim ersten Schritt, den ich gegen das schwer mißhandelte La ger that, sprang die Katze in wilder Furcht empor und hing im nächsten Augenblick an dem breiten, perlenbe stickten Glockenzuge, von dessen Anwe senheit ich erst aus diese etwas um ständliche Weise Kenntniß erlangte. Nun wußte ich, weshalb mein erbitter tes Ringen mit dem elektrischen Druck lnopf resultatlos verlaufen war. Der Glockenzug hingegen funktio nirte tadellos und beantwortete die ver lzweifelten Eileiter-versuche des gehetzten Thieres mit einem mörderischen Ge tlingel, das geltend durch das ganze Haus dröhnte. Hastige Schritte näherten sich, die Thiir wurde heftig ausgerissen und aus der Schwelle erschien Frau Martha Benin. Sprachlog schlug sie die Häus de iiber dem Kopfe zusammen und drohte das Beispiel der unseligen Ge mahlin Lots nachahmen zu wollen. Nur ihre Blicke lebten und eilten mit der Schnelligkeit eines Orient-(Srpreß zugeg streng und unheilverkiindend von mir aus ihren guten Teppich, von da aus den respettablen Scherbenhausen am Boden, von hier zum Bett und aus ihre immer noch am Glockenzuge bau melnde Katze Musche, um schließlich wieder bei mir einzulausen und drei Minuten Aufenthalt zu nehmen. Allmählich kam die gute Frau wie der zu sich: »Meine Musche, meine arme MUsche!« ries sie. Die arme Musche ließ sich nicht lange bitten und sprang vertrauend aus die Schulter ihrer Pslegemutter. Noch eine Bluse, berechnete ich schnell in Gedanken, während Frau Benzin ihren Liebling zu beruhigen suchte. Dann wandte sie sich gegen mich, mit solch tragischer Größe-, daß ich vorEhr surcht erblassend mich scheu in den äu ßersten Winkel des Zimmers zurückzog. — Es folgte eine furchtbare Abneh .nung. Ein Brandtelegramm ging in die Heimath ab, und ehe der Abend s lindernd aus mein Unglück niedersank, s hatte ich mich mit der guten Frau Ben zin auseinandergeeinigt ---— und ver ließ sie zur selbigen Stunde. Begründung. »Wie kommt es, Frau Kapellmeister. daß Jhr Gatte gar nichts komvonirt«t« »Dazu ist er zu ehrlich!« Gefehtitzfahrtlatlon tin stim glitt. Jn einer alten- bislansg noch nicht bearbeiteten Renteirechnung vomJahee 1444, die im Wiesbadener Staats archiv ruht, finden sich dem »Gie ener Anzeiger« zufolge interessante elege über eine hochentwickelte Fabrikation von Hinterleibe efchiitzen Nummer biichsen), im Industriegebiete des Ditllhales und -iegerlan«des. Dem nach stellte Herborn solche Geschütze aus Schmiedeeifen im ungefäher Rohrgewicht von 50 Pfund her, wah rend man im benachbarten Sieger land die Stiicke im selben Gewicht aus Eisen goß. Da desr Guß von Ge schützen aus Eisen vor 1444 bislang einwandfrei nicht nachgewiesen ist, so gewinnt die durch diese Rechnung ur kundlich belegte Herstellung gußeiser ner Geschiitze in Siegen wesentlich an Werth, um so mehr, als auch genaue Nachweise über Löhne, verbrauchtes Material, Formgeräthschasten und Material geführt werden. Eine in Siegen gefertigte Partie von 30 Ge schützen, davon jedes mit zwei Kam mern zum Schnellfeuern eingerichtet, kostete alles in allem, bei einem Ge sammtgewicht von 8830 Kilogramm nur 198 Gulden 2 Albus 18 Heller, das einzelne Stück demnach noch keine 7Gulden. Weiter ist auch die Liefe rung von Geschützverschlüssen nach augwärts, zu denen dieRohre am Verwendunggorte gefertigt wurden, bemerkenswerth So eine Lieferung nach Schleiden, das- um 1444 eine ver hältnißmäßig hochentwickelte Eisen industrie besaß. Erwähnt wird weiter die Entsendung eines Herborner Ge schützschmiedes ebendahin, der die An fertigung der Geschützrohre aus Eifeler Eisen an Ort und Stelle in die Hand nehmen sollte. Erst der Zojährige Firiea machte dieser interessanten Jn dustrie im alten Nassauer Eisengebiet ein Ende. — Das letzte Mittel. « Emilie sagte ganz süß und lieb zu Ihrem Verehrer: »Sie sind immer ein so treuer Freund gewesen« so daß ich ei- «fur meine Pflicht halte, Jhnen eine Mitheilung zu machen: ich werde « — sie erri sete tief —- ,,ich werd-e mich verheira.t,en.« .»Warten Sie einen Augenblick«, rief er »erreat, ,,ehe Sie weiter spre chen; horen Sie mich an, ich muß es Yhnen Je tz t sagen, denn später habe ich nicht das Recht dazu: ich liebe Sie, ich bete Sie an; ich habe Sie geliebt seit wir Kinder waren. Jch weiß . iiicht,»ioie ich leben werde, wenn Sie das Weib eines Anderen sind. Aber tgeniasteng sollen Sie wissen, daß ich Sie seit Jahren geliebt, und wenn : Sie den Wind über mein fernes Grab werden heulen hören, dann ———.« »Ach werde nicht elegisch- nrhstfkksp saate sie leise, »ich heirathe ja ich!« Da ioliirde er ohnmächtig und wäh rend ne sich zärtlich über ihn beugte, murmelte sie: »Ich mußte das thun, iiin ihn zum Entschluß zu bringen« Wahres Geschichtchem Jn einein Dorfe der Mart feierte der striegerverein sein Stiftungs-fest, auch der Landrath des Kreises war zugegen. Der Bürgermeister des Or tes bestieg die eichenumlaubte Redner tribiine, um des Kreises Haupt für sein Erscheinen zu danken. ,,Hochwohl gebotener Herr Landrath, —- Hoch-zu veretfrender Herr — Hochgebietender —---—— !« Da, das Gedächtniß ver sagte. Nach längerein Suchen brachte er endlich sein Manuskript hervor, um seine Rede zu Ende zu führen. Er nestelte aber noch weiter in seinen Ta schen herum und ärgerlich platzte er hervor: »Donnerwetter, nun hew ici doch inin Brill vergäten!« Da aing ein schallendes Gelächter durch die Reihen der Festtheilnehmer, und auch der Herr Landrath hat wohl selten so viel gelacht wie damals. — »Ein ganz neues Jahr-« Ein hübsches seindergeschiehtchen erzählt ein französisches Blatt: Ger maine und Simonne sind zwei kleine Schwestern, die im Alter auf den Tag genau ein Jahr auseinander sind: an demselben Tage, on welchem Ger maine ihr erstes Lebensjahr vollende te, hat Simonne das Licht der Welt erblickt. Vor einigen Tagen feierte-n die beiden Schwestern ihren Geburts tag, Germaine den sechsten, Simonne den fünften. Die Geburtstagssreude der jiingeren Dame war nicht beson ders groß- weiß sie doch genau, daß sie gewöhnlich nur das bekommt, was die »große« Schwester ablegt. Man darf sieh daher nicht wundern, daß sie sich an ihrem Wiegenfeste sehr trüben Reslexionen hingab: »Mir gibt man ja doeh«, sagte sie, ,,an meinem Ge lsurtstage nur das, was Germaine nicht mehr haben will: ihre alten Kleider, ihre alten Hüte, ihre alten Bänder» sogar ihre alten Jahre: wenn sie ihre siins Jahre nicht mehr leiden kann, gibt man siemir, sie aber bekommt ein ganz neues Fabri« ———--.O.-——- -— Z Galgenhmnor. Z »Wieso, Herr Goldbaum, Jhr neuer - Kassirer ist schon wieder weg?« :; ,,Wissen Se, er hat sich nix recht be- « währt als Kassier, und nu —- so hat er’s halt probirt als Reisender.« ’ Uiiaeduldia. »Warum gehen Sie denn immer so ., gesenkten Kopfes einher, hat Sie ein Unglück betroffen?« j »J wo! Aber der Arzt hat mir wess gen meines dicken Bauches Bewegte s. verordnet, und da schaue ich hieß, obthf auch hilft. « 25