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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 12, 1906)
. . Beiene’s Vierter-. dumoresie von Georg Freiherrn von Omteda. Herr Meyer hatte eben die Absabrt der Hochzeitswagen von der Jerusa lemerlirche mit angesehen, nachdenk lich, denn er überlegte eben, ob es nicht angebracht wäre, auch zu heirathen. Aber-wie? Er war kein Jüngling Mehr nnd hatte auch tein leicht ent zündbares Herz, er war also vollkom men geeignet, sich ruhig eine Frau zu wählen, deren Vermögensverhältnisse · seinen Wünschen entsprochen hätten und die einen guten verträglichen Character besaß. Jn früheren Jahren, als er noch als Wildsang aus der Friedrichstraße ge bummelt, da wäre eH etwas anderes gewesen. Wenn er damals geheirathet hätte! Und er dachte an die stolze schlanke Helene Schlackenbera, in die er so verliebt gewesen, daß es doch bei nahe zur Hochzeit gekommen wäre· Und was hätte er davon gehabt? Heute hatte sie schon den dritten Mann unter die Erde gebracht, er götte« also schon zwei Nachfolger ge abt. » Aber merkwürdig, immer wieder fiel ihm Helene Schlackenberg ein. heute hieß sie natürlich ganz anders, aber wer konnte sich das merten, da sie doch dreimal schon den Namen ge wechselt. Jm Grunde genommen — Goit, vielleicht hatte sie auch ihre drei Manner nicht gerade unter die Erde aeargert, sie hatte eben Pech gehabt. Herr Meyer begann schon in Ge danken allerlei Gutes an Helene Schlaaenberg zu finden. Er liber legte: wie alt mochte sie sein? Nun, hochstens achtunddreißig bis neunund dreißigt Er war ein hoher Vierziger, also gerade recht. Und plötzlich er tapvte sich Herr Meyer d bet, daß er slinls abgebogen war un im Begriff stand, nach der Wilhelmstraße zu gehen, wo sie wohnte. Er hatte sich die Nummer genau gemerkt, er wußte sie,-seitdem die Todesanzeige ihres letzten Mannes gekommen. Herr Meyer blieb stehen und fah zu den Fenstern hinauf; er wußte nicht, in welchem Stock sie wohnte, konnte den Portier auch nicht fragen, denn er hatte den Namen vergessen. ·Wiihrend er so»dastand, erschien ein Schatten in der Thür. Er prallte zurück. Eine gewaltig dicke Dame kam heraus, in stolzer, ausrechter Haltung, von einer andern, viel kleineren, ganz fchlanten gefolgt. Jn einem Augen bliek war es Herrn Meyer klar, weni Fr durch die - ugen als durch das Ge u«l: das war Helene Schlackenberg un unwillkürlich lüftete er den but, indem er iuriielirat und ihr Platz machte. »Ach. gnädige Frau, Sie sind est« Sie fragte zögernd, als wäre sie ihrer Sache nicht ganz gewiß: »Herr Mei)er?« »Gewiß, August Meyer. Ich habe doch die Ehre, mit Frau Schlaelenberg zu iorechen’i« Sie verbesserte ganz mechanisch: «.tiirchbiibel!« Und er sagte, ohne darauf einzu gehen: »;ch wollte mir gerade erlau lauben. Ihnen meine Aufwartung zu machen!« »Seht liebenswürdig!« Sie waren ein paar Schritte die «Strasze hinuntergegangen, da er innerte sich Frau Kirchhiibel ihrer Tochter und stellte Herrn Meyer vor. Sie gebrauchte dabei die Worte: »Ein Jugendfreund.« Das gab den Anlaß, daß er von der Vergangenheit sprach, und indem er die drei Männer überschlag, die er nicht gekannt hatte, eigentlich immer wie mit der einstigen helene Schla ckenberg redete. Auch Frau Kirchhübel fritchte Erinnerungen auf, und der Spaziergang endigte an der Leipzi gerstraße damit, daß die Wittwe sagte: »Kommen Sie doch einmal zu uns, morgen zum Beispiel bin ich zu hause.« « Er og zum Abschied den Cylinder, die bei en Damen gingen weiter, und er lehrte denselben Weg wiedr zurück. Er fühlte sich ein wenig enttiiuscht. Soiort war er sich darüber klar: Frau Kirchbiibel kam fiir ihn nicht in Frage! Aber die Tochter, den Teufel noch mal, das war ja die Mutter wie vor zwanzig Jahren. Am nächsten Tage erschien Herr Meyer zur festgesetzten Zeit. Kirch biibels wohnten im ersten Staa, und es war ein prachtvolles Haus. Der Salon war reizend, das Bondoir ein Wall Nur eins ärgerte Herrn Meyer: die Tochter erschien nicht! Aber cr war mit Frau Rirchhiibel sehr tiebensrviirdi . Sie erzählte ihm ihre Lebensgeschi te, und er hatte offenbar richtig eurtheilt, sie hatte wirklich Pech ae abi. Die Männer waren ihr nur so unter den hönden gestorben. Als Herr Meyer wieder auf der Straße stand, war er sich über eins noch klarer als am Taae zuvor: No. 4 würde er nicht sein! Dagegen Schwie gersohn na, das ließe sich hören. Ein paar Tage daraus machte re Meyer seinen zweiten Besuch. duldig saß er eine Viertelstunde da, aber immer erschien nicht die Tochter. rau Kirchhübel schien iraurigt sie s e, sie suhie sich sehr einsam, die Trauer brachte es mit sich, daß sie bei nahe keinen Verkehr hätte, nnd sie lud ihn zu Tisch ein. Er nahm dankend an. Aber die Tochter erschien nicht im Satan. Das Mädchen machte die s T r ans, man sah den aedeaten Ess ti ch. Herr Meyer reichte Frau Kirch W ,htlbel den Atm. nnd die beiden seyten sich an Tisch« Bevor er seine Suppe zu essen be gann, fragte er: »Nun, das gnädige Fräulein?« Ueber das runde Gesicht der lie benswiitdigenWirtbin lief ein freund liches« Lächeln: »Ach, ich vergaß, es anen zu sagen. lieber Freund, meine Tochter ist nämlich gerade heute ein geladen.« Herr Mener war verschnupft. Er sprach kaum ein Wort mehr, aber das Essen schmeckte ihm sehr aut. Eine solche Supve hatte er seit Jahren nicht mehr gegessen. Sie war mit Liebe ge macht. Teufel noch einmal, die Jugend-« freundin schien aus aute Küche zu bal ten. Das war ja alles erster Klasse! Keine tomplicirten schwierian Spei sen, aber richtige, gute bürgerliche Küche Endlich wischte sich Herr Meyer den Wund, man stand auf, und feierlich fuhrte er seine Gastgeherin wieder in den Solon zurück »Mit es Jhnen geschmeckt?«' fragte sie freundlich und schien gar nicht da rauf zu achten, wie einsilbig er war. Er antwortete in ehrlicher Beant sterung: »So gut habe ich seit Jahren nicht gegessen!« Da gina ein strahlendeö Lächeln iiber ihre Züge, und sie sagte: »Ja, sehen Sie, mein lieber August,« — jeht nannte sie ihn angesichts ihrer al ten Freundschast beim Vornarnen —, ,,hiitten Sie sieh Ihrer alten Freunde erinnert! Das kommt davon, wenn man sie so lange vergißt. Na, ich hoffe, daß Sie nun öfters bei mir essen werden« Es, ist so, traurig, so ganz allein!« Am Schluß begann sie zu weis-en, und das konnte Herr Meyer nicht ver tragen. Er stand auf und empfahl sich, mit dem Versprechen, bald wie derzulommen Und richtig, am dritten Tage saqte er sieh, wie er versprochen) bei seiner Juaendfreundin an. - Die Tochter war wieder nicht da, sie weilte auf einige Zeit bei einer Freundin in Stendal, wie die Mutter erzählte. Aber ihre Abwesenheit tränlte Herrn Meyer diesmal nicht, er dahte eigentlich nur an's Essen. Schweigend setzte er sich bin, schwei gend qenosz er einen Gang nach dem andern: ausgezeichnet ja fast noch besser wie das erste Mal. Und am Schluß wifckie er sich den Mund, tranl den Nest seines Glases Schloß ahzug und sagte, als er mit zrau Kirchhiibel im Salon stand: a-? war ater gut’.« Sie strahlte iiber das qanze Mitkt und s«iate: ,.c-ehen Sie mal, mein erster Mann hat mich in Verhältnissen zuriiclgslasfsen die so sind, dasz ich nicht zu raqen brauche, oh irh einen Gast zu Tisch haben darf. Na also, bitte, essen Sie doch hier! Essen Sie bei mir so und so oft die Woche, jeden Tag. so oft Sie wollen!« Vier-Zehn Tage ainaen vorbei, Herr Meyer hatte bei Frau Kirchhiibel ge aessen, er« kannte es jetzt gar nicht an ders, snd der Gedanke, diese Aus-se wohnheit etwa ausgeben zu miissen, tam ihsn niilrt einen Auaenblick. »Die Tochter hatte er nicht wiedergesehen Es hiesi. es aefiele ihr außerordentlich in Stendal. Ta nxeinte er, in dessen Erinnerung die Tochter mehr und mehr verblasite, ja satt verschwunden war: ,,L·.stsen Sie sie ruhig dort, das arm- Kind unterhält sich gewiß sehr aut!" Und wieder tam ihtn die Jdee zu heirathen, und er saate sich, nur eine liitne in Betracht, seine Kuaendfreum din! Er war entschlossen Und wie er an die steife Sauce Mousseline dachte, die er gestern zu den Artischocken de tommen, rannte er nach der Wil helmstraße, stiirmte die Treppe hin auf, tlinaeltr. und nachdem sich die Thitr hinter ihm geschlossen, sagte er bloß: -»Meine liebe Freundin, wenn wir nun immer zusammsn iisien?« Sie streckte ihm beide hände ent gegen und antwortete: »Mein lieber August, dann würden wir immer gut essen!« Helene und Auauft wurden ein glückliches Paar. Er stellte leine An forderunan an’s Leben, als als Zu essen, und sie erfüllte ih mdas. Er wurde fauler mit jedem Tag, er dachte nur noch daran, was es zum Mittag- oder Zum Abendefien geben würde. Und sie beftärtte ihn darin: das Essen schien auch ilir Lebens-in halt zn fein. Und als sie nun eines Tages die Tochter verheirathet hatten, gut verheirathet, an einen liebens würdigen und fehr wohlhabenden Mann, war jede Some fiir die Zu kunft dem Paar genommen, und sie konnten sich ganz ihrer Leidenschaft hingeben. Und die Leidenschaft fchlua bei Herrn Meyer aut an. Sein Bäuch lein rundete sich« di: Kleider waren ihm alle zu eng geworden, er wurde dick, dicker und immer dicker. Seine Frau freute sich darüber, etwa lrie eine Köchin. die Gänse mä ftet. Und sie redete ihm zu, wenn er nicht gleich zugrifL iie hiiufte ihm den Teller voll, see mußte eilen und immer essen. Hatte er früher sich an der Qualität begeistert fo tam sent bei zunehmendem Körperumfangs die Quantität dazu. « « Da sagte eines sTaaez Doktor Kraut, der langjährige Hausarzt der Kirchhtibels,» den sie eben zu Tilch geholt-, zu ihm: »Nun Sie mal, mein Lieber, das Essen war ja wun dervoll, aber nehmen Sie ei mir nicht übel, Sie leisten zu viel. J meine, Sir stillten lich doch ein biß chen in Acht nehmen. Es giebt aller lei Fo! gen von zu gutem Leben! Ei ner kriegt dies, und einer kriegt das. " Aber Meyer fina herzhaft zu lachen »Ihr Aerzte bleibt euch doch im mer gleicht« Dieser Unglavbe argerte den Arzt, er paffte den Rauch feiner Cigarre zur Seite und sagte, indem er sich umbliclte, ob Frau Helene Meyer nicht etwa im Zimmer wäre. »Nehmen Sie sich nur ein Beispiel an dem fe liaen Kirchhijbel!« Meyer machte aroße Augen: »Was ist denn mit dem?« »Gott, der ist doch an den Folgen zu guten Lebens aestorben!« Meyer öffnete den Mund und sal) den Doktor an: »So, so, meine Frau hat mir aber doch gesagt, er ist am Herzen gestorben!« Der Doktor lächelte: »Gewiß, Herzoerfettunq2 Eben durch zu gu tes Leden.« - Meyer wurde nachdenklich Es fiel ihm plötzlich auf, wie er aller dings jetzt die Treppe schwer aina, wie er manchmal nicht gut hatte schla fen können, daß er ab und zu —- erst neulich nach der Kramtsvoqelpastete — ein dumpfes Gefühl mitten auf dem Leib empfunden Und plötlich fragte er den Arzt: ,,Saaen Sie mal, haben Sie den zweiten Mann meiner Frau etwa auch aetannt?« »Weiniael? Natürlich! Selbstver ständlich!« Zögernd frnate Meyer: »Der war aber wohl nicht dick-« Der Doktor schüttelte den Kopf." »Nein, durchaus nicht! Wie ein Span. Er starb ja auch an einem unlfeilbaren Manenleiden!« Melker hatte siegegaewiß neläclzelL nun nadm er eine etwas ernstere Mine an und fraateJ »Aber das hinagdoch nicht mit dem Essen zusam: men.« »Gewiß! Es kam eben durch das Essen. Ich habe es damals seiner Frau oft gesagt: nur nicht so fette Speisen! Aber iie konnte es nicht lassen, er mußte immer Gönseleber pastete e en, immer aab es die un verdauli sten, schwersten Sachen! Kein Wunder, tein Wunder!« Meyer spielte nervds mit seiner Uhrkette, die wie ein Seil straff ac spannt iiber dem faßtihnlichen Leib saß. Endlich meinte er: »Sagen Sie mal, Doltor, den ersten Mann mei ner Frau. den haben Sie aber doch wohl nicht gelannti« Der Arzt strich sich den grauen Bart: »Den Sötrnilina? Aber natür lich, ich bin doch seit zwanzig Jahren Hausarzt!« Meyer fragte saft ängstlich: »Nun, wie war denn der?« Der Dotter ritnzelte die Stirn und flüsterte: »Er hatte zu viel Gele Der hat ja nie was anderes gemacht wie aut gelebt! Von ihm stammt ja das Vermögen Der konnte sich aar nicht ssiiaelrn der hat ja die Freude am auien Eser und Trinken feiner jungen Frau erst beiaebracht Als sie heiratheten, war sie ja gar nicht so! Sie hatte ja kein Pfund Fett am Leibe! Jch habe es ihm aber vorher aefaat. lfin Schlaaanfall bei Tisch! Es war icheußlichk Die arme junae Frau!« ’ Man hörte im Baudoir ein Kleid rauschen und die iibervolle Gestalt der Frau Helene Meyer, verwittweten KirctkhulseL verwitwet acwesenen WeinixeL verwittwet gewesenen LEiinmtinxsn arberenen Schlaiteiibera trat ein. Sie aina auf ihren Mann zu und saate mit einem freundlichen Lächeln und einem Seitenblicl auf den alten Hausfreund: ,,Hör mal, Dictchem die Köchin iiit auf eine wundervolle Idee gekommen Du hast doch jetzt Abends beim Schlafen gehen immer noch solchen Heißhun aer aehubtt Nun. ich faae dir, sie hat einen Aspil heute. aotdia! Und dann hat sie dir eine Triisfelpasiete dazu aemackt, einfach wundervoll! Wenn du die Schüssel siehst, wirst du staunen, so appetitlich! Ach, unsere Fette ist ein Juwel! Sie hat dir die -Paitete auf den Nachttifch geftellt.« Aber Meyer war bleich wie eine Wand geworden. Er wich vor der Versucherin zurück, als hatte er ein Gespenst gesehen. Er wehrte mit beiden Händen ab und schrie, als drohe ihm eine furchtbare Gefahr, al5.söhe er fchon den sicheren Tod wie seine drei Vorgänger vor Auaent »Ich rühre nichts an! Jch esse keinen Bissen mehr! Und wenn ich verhun aern sollte!« Maßstab. »Ist diese Strecke frequent«?« »Ja, es werden jährlich so gegen 50 Personen überfahren.« Beim Heirathoveemittler. Heu-: ,.. . .. Aber das Fräulein hinkt ja, wenn eS gebil« «Darum ist es auch bisher sitzen ge blieben.« Jntiltilches. Richter-: »Sie gaben doch die That zu. als ich Sie das erstemal verhökt habe!?" Angetlagter: »Da haben Sie sich eben verhött.« —...-. VIII-alt Dame: ». . . . O. meine Töchter di lettieen in allen möglichen Künsten!« Heer: »Auch in der Kochlunst?« Sitsseufser. Kaufmann: »Jetzt habe ich nun ’ echzehn Zwelggeschsfte und komme » ach auf keinen grünen Zweig.« Stizze von Tieredella Nebe. Aus dem Holländischen von Hans Leonardi. »So tann’s«nicht länger fortgehen, Georg. Wenn ich Dir nichts mehr recht machen kann, ist’s besser, der ganzen Sache je eher, je lieber ein Ende zu machen« » »Uns- also scheiden zu lassen...?« « ,,Natiirli .« — »Das hei t doch wohl ein wenig zu , weit gehen,« meinte er mit seinem un sertriiglichen Lächeln. »Weil ich mit unter eine Bemerkung mache ...« »Mituntert Seit Du aufgestanden bist- hast Du noch nichts anderes ge than, als unablässig gebrummt. Nun laß Dir sagen: eine gute Haus-halte "rin, die Du nach Belieben komman diren und je nach Laune und Behagen wieder an die Luft etzen kannst, dürfte ungleich besser für - ich passen als eine rau, die ich nicht wie eine Sklavin handeln lassen will. Der ganze Tag ist mir verdorben.« »Mir auch, darauf kannst Du Dich verlassen.« »So kann es nicht fortgehen! . . . Ach, wenn Martia die stets so liebevoll besorgt um mich gewesen, nur wüßte, wie Du mich behandelst!« »Wenn Deine Monta, anstatt Dich »in verhätscheln, Dich lieber gelehrt hätte- die Füße zuriihren und zuzu schen, daß alles im Hause in Ordnung ist, so wäre es fiir uns beide besser aelvesen.« »So? Fängst Du nun auch noch an, meine Eltern zu schmähen?« Jsch erhob mich- vom Kaffeetisch, setzte mich in eine Ecke und weinte. Es half nichts mehr! Er kam nicht, um mir die Thränen von den Wangen zu küssen, und ich wurde nun allen Erste-s erbittert. Wenn mein Kum »mer ihm schon gleichgiltig war, dann «paßten wir nicht mehr für einander. Gelassen nahm er Stock und Hut. , »Ich gehe jetzt aufs Kontor,« sagte fer. ,,Bor zwölf Uhr kann ich in der ’ Sache nichts thun, aber wenn Du nach dem Frühstück noch ebenso denkst wie je t, so können wir uns ja gemein-» f aftlich zum Notar begeben.« I »Zum Notar?« l - »Nun ja. Ehe Leute wie wir in der- » artigen Angelegenheiten zum Richter »geben, pflegen sie zunächst für Ord fnuiig der Vermögensverhältnisse lSorge zu tragen. Und dieserhalb. wenden wir uns wohl am besten an den alten Behrmann. Wir fahren ’also erst zu ihm. Jch bestelle zu drei Uhr einen Wagen. Ein so guter, alter Freund Deiner Familie wird sich na stiirlich die erdenllichste Mühe geben, san unser Gefühl zu appellirem und ich habe keine Lust, Dich mit vermein Iten Augen und rother Nase an mei inem Arm durch die Straße zu füh ren.« I Wie brutal das klang! »So laß mich allein gehen,« versetzte lich indignirt. »Ich werde auch ohne Deinen Arm nach Hause finden.« Er aber lachte über meine Drohung. Und mit einem solchen Manne sollte ich noch länger lzusammen leben? Un möglich!« - ,,"uoieu, numan Ich erwiderte nichts-. Die Thiir schloß sich hinter meinem Rucken Jch war allein. Die Idee mit dem alten Justizrath Behrmaun, der früher so oft zu uns aetomtnen, um mit Papa ein Partie axeu zu spielen. behagte mir durchaus nicht. Jn meinen Kindertaaen hatte er mir mit den schönsten Puppen aufge wartet, mir - -wag ich ihm nie ver aessen ————zum heiligen tshrist einmal meinen in Riesenbuchstaben von Cho tolade ausgeführten Namen geschenkt und mir turz vor meiner Verheira thung dag reizendste Nähtisdhchen der ehrt. lind welch’ schöne kiihrende An: sprache halteer an unserem Hochzeit-J taa an uns gehaltenls -- Nun wiirde er natürlich alle möglichen Einwenduu qen machen und mich wie ein störri ches Kind behandeln. Er weiß ja nicht, was eine Frau alles leiden muß und begreift natiirlieh nicht, das; ein Mann seine Frau durch allerhand kleine Bosheiteu zur Verzweiflung bringen kann. Aber daß der alte Mann den Kovs darüber schütteln wird, tann siir mich tein Grund sein, mein ganzes Leben in Sklaverei zu verbringen. Es wer den bald auch uoch andere den Kopf darüber schütteln. Jst eg nicht traurig: zwanzig Jahre, und ein zu lebenslänglicher Unterwer sung verurtheiltes Weib zu sein! Ohne Hoffnung, ohne Trost denn ich will von keinem Trost wissen Jch kann es mit Grund nicht aushalten, obwohl er im Vergleich mit anderen Männern — — wohl noch der beste ist. Die mei sten gehen noch riicksichtgloser vor. Und untreu wie so viele andere ist er auch nicht; ich weiß jede Minute, wo er zu finden ist. Wer hätte das je von uns aedachti Und doch muß Mama ihn bereits während unserer Brautzeit durchschaut haben, denn sie sagte mir einmal: »Alma, sei doch ein wenig aufmerisa mer« in Kleinigkeiteni Das häusli e Gluck beruht oft auf ganz gerinafiigi gen Djn en. Und Georg- ein so lie benswur iger Mann er auch ist, gibt viel auf Kleinigkeiten!« Ein liebenswürdige-: Mann! . . . Was Manto nun wohl sagen wird, wenn ich nach viermonatiger Ehe, Verzweiflung im Herzen, ins Eltern hau uriickiehre2... Da i fällt mir übrigens ein —h-at Georg nicht gefragt. ob sein alter, durch die schwarze Bisttenkarte eines Tinte-Hasses verun ierter Psapiertorb nicht wieder einma geleert werden könnte? , vor e Es ist in Thaf Zeit dazu. Eine solche Menge Papier. Welch’ buntes Alletlei sich doch in solch altem Pa pierkorb ansammelt! Kreuzbände von- Zeitungen, Ziem lare und Prospekte, ein paar zerrissene Vosttarten, hier eine Einladung von Friedberg’s zum Souper — ja, die werden schöne Augen machen, wenn sie von unserer Scheidung bötenl — Was ist das? Das ist ja Mama’5 Schrift Stücke eines Briefes, über den ich kein Sterbenstvort vernommen habe. Was hat Geora hinter meinem Rücken mit Mama zu lorrespondiren? Sollte er sich heimlich über mich be klagt habenZ Aber das liegt nicht in seinem Charakter. s Wenn ich die Stücke zusammenbal : sen könnte ? ,,Alma’s·Geschmack ...« Was ists s mit meinem Gesch-mack?--s- Leider fehlt jein ganzes Stück, aber auf der fol genden Zeile steht etwas von ,,rana »ten« Was kann das sein? Ach richtig, Granaten! So, nun habe ich » die ganze Zeile beisammen Hier, das paßt Aber Du hast ja bis Weihnachten noch vollaus Zeit, sie selbst zu umarmen, und dieses Arms band dürfte ihr jedenfalls lieber sein als eins von Granaten.«——Ja, ja, da ran erkennt man Mama, immer witzia! ..... stern, glaube ich.·« Es lfandelt sich also um ein Arm band, das Geora mir zu Weihnachten schenken will! Der gute Georg! Aber das ist nun Alles borbei,wenn wir zum alten Behrmann· gehen. Und es ist eine so lanawierige Geschichte, sich scheiden zu lassen. Es kann sich, glaube ich, nahezu ein Jahr binziehen, ehe alle Formalitäten erfiillt sind.1-’.nd dann müssen wir auch noch einmal zusammen aufs Gericht. Ein pein licher Gedanke. Ich wünschte, es möchte schneller aehen Ich muß Georg sragen,ob das nicht zu ermög lichen wäre. Er weiß ja in allen Din gen Bescheid und kennt immer die kür zesteii Wege. Ich muß ihn auch fra gen, ob der Richter den Scheidungs grund als giltig anerkennen wird, denn ich will keine lächerliche Figur ini Gerichts-faul machen. »Aber-, meine werthe Frau, das sind doch alles nur Kleinigkeiten!« Vielleicht wäre es besser, sich kein nicht auszufegen und dann wider strebt· gir» der Besuch bei dem alten Behrmaiin auch so sehr — aber ich kann mich doch Georg gegenüber nich-i lächerlich machen und zur Retraite blasen. Wie würde er triumphirenl Und dennoch Ich bin eiaentlich immer ein wenig heftia und brause töpsia aeiuesen, aber die Versöhnung hinterher war auch immer so süß. Vielleicht läßt sichs auch diesmal noch guimacheni Jch fürchte nur, daß Georg. fallg ich nacht-Hebe, zu dem Wahn gelangt, ihm sei Unrecht aeichehen Allerdings will es mir auch scheinen, als ob ich ein wenig zu weit gegangen bin. Jch will versuchen, ihn zu versöhnen Ich will ihm eiaenhandia Friichttiirt. hen backen und Aiianste nachGeflüaels Dastete senden. Für solche kleine ga stronoiiiifche Lirsbeglilicte ist Geora sehr enipsindlich Aber — ist es nicht absurd? Vor einer Stunde wall te ich mich scheiden lassen, und nun siniie ich aus Mittel nnd Wege, meinen Herrn nnd Gebieter in Rosenlanne zu versetzen! sp-- » So, nun ist Altes in Ordiiuna, ixun kann er kommen Ah, da ist er ja schont »Nimm Tag, Alter! Hast Du .. .. hast Du schon den Waaen bestellt?« »Jawohl; aber es ist io herrlich-S Wetter, dafi ich einen offenen Zwei spänner aenoninien habe, der uiii halb drei vorsäbrt. Falls der alte Behi mann dann nicht daheim sein sollte, können wir ja nrch eiiinial eine tleine ditindfahrt durch deii Thieraarten ina cheii einen Kiiß?«« ,,Nni«., weisit Du. laß uns lieber zuerst nach deni Thieraarten fahren und sehen, ob wir dann noch Lust ha l«.en, den alten Behrmann aus-infu chen.« —--.-—I-—·— Lustreintguug. Ein Hauptersordernisz sitt jedes Krankenzimmer ist frische, reine Lust. Um dieselbe zu verbessern, ist außer dem sleißigen Oesfncn der Fenster das iibermanaansaure Skali ein borstig lichesz Mittel. Man benutze nicht nnr dasselbe znm Reiniaen der Toiletten aeaenstände, sondern tann auch tbei Typhus- nnd strebstranten ist dies fast unerläßlich) alte Handtiicher und s.w.- mit einer Sialilöfuna getränkt,i im Krankenzimmer aushängen, oder slache Schüsseln mit derselben Lösung; anfstellen. Die Tücher müssen vonl Zeit zuZeit wieder einaetaucht wer ! den. Man bereitet die Lösuna,inbem’ man siir 5 Ct5. übermanaansaureg Kalt in eine Pintsfflasche Wasser schüttet und bir- znr völligen Lösung umschiittet. Davon aiebt man so viel in’s Wasser, daß dieses karmoisinroth aussieht. Bekanntlich dient dasselbe auch als Mundwasser,»zum Reiniaen der Zähne, sowie zum Abwaschen des Fleisches, wenn es einen schlechten Geruch bekommen hat« - -Ein günstiger Umstand. Herr Meyer (de en Frau sehr häß lich ist): Denken ie sich, wie ich neu lich mit meinem neuen Schimmel aus fahre, begegnet uns plötzlich meine Frau. Sie erblicken und nach links scheuen, war eins bei dem Thiere. Da, mit einem Male, lenkt der Schimmel etn und geht ganz vernünftig weiter-: Von der anderen Seite hatte er meine Schwiegermutter erblickt. Die Trompete des »Es-isten Alter«-. - · Die Trompete, die das Signal zu der als ,,Todesritt« berühmt gewor denen Attacke bei Balallawa imKrims kriege gab, ist jetzt in London bei Meser. Glendinnings ausgestellt wor den, um demnächst versteigett zu wer den« Es ist ein altes, verbogenes und verbeultes, völli unbrauchbakes Jn strument ohne undstiick; eine Rei unterzeichneter und amtlich beglaus lxigter Dokumente bekunden, daß disk-s Instrument das Signal zu dem n grisf der leichten Reiterbrigade gegen die Rassen am 25. Oktober 1854 gab. Die Trompete ist aus Messing, mit verschiedenen Verzierungen aus dem selben Metall und hat eine roth-weiß blaue Schnur mit»dicien -Qu-asten. Jn der Nähe des Mundstücles sind die Buchstaben W. B. 7 eingr«avirt, d. William Brittain, Trompeter biet 1 « Lanzenreiter. Dieser behauptete, das er auf Befehl Lord Cardiganö Hut Attacke geblasen habe. Es giebt m dcssen noch eine zweite alte Trompete, die Anspruch auf diese Ehre machti dag ist die Trompete des Stabstroiw peterg H. Joh, die im Jahre 1898 auf einer Auktion für 16,125 Mk. ver taust wurde. Dazu gehörte ein Brief des Geraer von Lucan- veg Besen-u habers der englischen Kavallerre im Krimkriege, in dem bestätigt wurde, daß Joy am Tage von Bala lawa sein Stabstrompeter war, und ein zweiter Brief von Sie George Wombrvell, daß er Joy das Ansgrissssignal habe bla sen hören. Schließlich ist noch eine dritte Trompete von Balaklawa, die des Stabstrompeters William Gran von den 8.Husaren bekannt, aber dieser hat nur das Trompetensignal mitg-eblasen, nicht selbst das-SiM zum Angriff gegeben. Ist-n Eng a haben sich lebhaf e Distu sionen über die Echtheit der Trompete erhobens vielleicht haben alle drei Trompeten auf Befehl Lord Cardigansz oder des Grafen Lucarn zum Angrisf geblasen Diese Erörterungen werden jedoch nicht verhindern, daß auch die Trom Pete William Brittains einen hohen Preis erzielen wird. Aus der Schule. Lehrer: Also, Bewohner der Erde, die uns entgegengesetzt wohnen, nennt man Antipoden. Fritz, was habe icht eben gesagt? " Fritz: Bewohner, die uns entgegen gesetzt wohnen, erkennt man an die Po ten. Hypcrbeh Dienstmädchen (die Eltern auf dem Lande das erste Mal besuchend): »F sag’g Euch, den Toilettentisch meiner Gnädigen solltet Jhr sehen, unsev Herr Apotheker hat in seiner ganzen Apotheken net so viel Büchserln und Glaser-km als da drauf stehn«. Scharen-like , A. lini Restaurant): »Der Maler da drüben muß auch viel Schulden ha ben!« B.: »Woraug schließen Sie dass Er trinkt doch eben Clwnpagner!»« A.: »Grad deswegen. Jan isks schon einerlei, was fiir einen Wein es. trinkt!« ic Ursache Tsirektor feiner Unfall- Verstehe rnng Gesellschaft prüft die Rechnun gen): »Die Unsiille, bei denen wir haft pslichtig sind, haben sich ja kolossal ver mehrt! Wie kommt denn das?« Buchhalter: »Unsere Reisenden ha ben Policen genommen« 0mnütlilich. Richter: »Sie sind dein Wirth allein über dreihundert Mark für Bier schul dig, geht Ihnen denn so etwas nicht zu Herzen?« Angeklagter: »Nee, icl habe absolut leen Bierherz.« Todtes Kapital. Frau: »Wie schön Jhr Herr Gemahl malen kann: die vielen herrlichen Bil der, die er hängen hat!« Malers Gattin (seuszend) ,,Leidee hätte er sie lieber nicht!« Eigene Auffassung Herr: Jhr Mann ist wohl ein alter, verdienter Beamter dieser Fabrik? Alte Fran: Ein alter Beamter schon, aber verdienen thut er net viel! Vorsicht Bauer: »Hans, hast Du schon Was ser an die Milch g’schüttet?« Hans: »G«wiß weiß i’s net.« Bauer: »Na, wenn Du’s net Ovid weißt, nacher thu’s lieber noch amal!'« Getlantes Leid. »Ich sage Dir, meine Frau kommt die ganze Woche nicht aus dem Reine maehen heraus.« »Na, siehst Du, und die meine macht wieder rein gar nichts.« Das richtige Wort. Protz: »Ja, mein Sohn ließ wäh rend seines Militiirjahres Geld drauf gehen.« Herr: »Und bei welchem Regimeni hat er sein Jahr -— abgeprotzt?« Betteln-te Welt. »Nun, wie haft Du’s in der Wein wirthschafi geirossen2« »Verlehrte Welt!« »Wieso?« »Jq·ngen Wein und alte Kellnetint nen!«'