Senta Wolksburg. Roman von Elsbetb Bokcbart. (5. FortsesungJ s-— « und darum meinst Du, » Nu Wink würde mich sofort als neben verwandten hekznch willkom · Mit bei en? —Du wirst verlegen — VI M hist -—das sagt mir genug." « »Min, nein, Robert, Du täuschest Eich, Onkel Maximilian wird Dich »Nicht nnfreundlich empfangen.« » « Mieceicht mit herablassender Duld - san-leih aber er wird mir zu verstehen Käf-m dasz meine Existenz ihm Un n verursache und daß es ihm er nscht wäre, ich ginge bald wieder « dahin, woher ich gekommen bin. Ki Iitt, ich kenne die Haben-laß nur - sein und dringe nicht in mich. Ich zu stolz, um mich dem auszufegen. Es würde sich auch nicht mit meiner »p- Massassung vertragen, sollte ich W vor ihm ducken und beugen. Jch erkenne nur in dem etwas Hoheres an, der sich durch eigene Kraft emporgear heftet hat. Geburts; und anererbte Stellungen und Vorzüge besagen mir gar nichts. Selbst ist der Mann!« Senta sah ihren Vetter fast er Procken an. Woher hatte er solche i chten, die fast wie Haß aegen die do , Besr enden aussahens . «Du spri st also jedem Mann, der von Geburt an hoch sieht, das Recht .cb, ein tüchtige-: Mann zu sein?« fragotee sie verwundert. ». a·« »Als-) auch meinem Vater?«s »Dein Vater war ein ganzer Mann, et opferte seine Geburtsoortheile um seines hohen Strebens willen.« »Ok) es nicht manchmal schwerer sein mag, das, was einem von Geburt zugefallen ist, u erhalten, als frch erst zu einer gewissen Stellung emporzu arbeiten?« fragte sie. »Nein — denn ihm stehen hundert Thore offen — uns Armen, Besitzlosen thürmen sich unzähliae Hindernisse ente e.«gen dnth sah ihren Vetter jetzt for chend an. Du hast Kummer —- Sorgen ge habt, Robert —- toas fehlt Dir?« Seine Züge verdiirstetten sich, und sein ohnehin schmales, blasseåGesicht wurde noch um einen Schein blässer. »Nichts —ich —wollte Dir nur mittheilem daß ich —engacirt bin.« «Engagirt? Jetzt schon? Aber mein Himmel, Robert, Du bist doch noch tange nicht so weit und« ————— »Weil-e auch nie so weit kommen fWTjt dee Kunst ist es Essig!« fiel er ditter ein .»Mir fehlt das Verständniß für " Worte,« sagte sie in fassung5 Man Staunen, »Noch soeben hieltest TM mit in kühner Rede vor daß nur Dem Verdienste die Krone gebühre send seht — trittst Du so kurz vor dem . Ziete zurück I« »Die —- Noth gebietet es. « - :Die Noth? So mußtest Du Noth - »Seit-en? Hat denn mein Vater nicht« — »Ja-er setzte mir in seinem Te . « sammt eine Summe zu meinen Stu s Ren aus. Dein lieber Vater hat es ; setz zisch gut mit mir emeint, aber er Z« »; nicht-en bedacht, wel Vetsuchungen Kein stjünger in der Geoßstadt nnd locken —- die Summe ist » .xseqn t.' »Re- rt!« , , verachte mich nur — es ist J anders nnd hore nur weiter: Ke- s—wen tastens den Hunger zu stil —--ekschetck nicht — sang ich in den » Spelunten Berlins um Dort traf ich den —Schmie ; « . Un dermich site eine Lumpen « sagt e. W hatte die band aus das herz « ,s send sah ihn mit großen, er « Augen an. ,,Das kann Dein Ernst nicht sein, Robert Du, mit Deiner herrlichen Stimme, dem mein Vater eine große Mast verhieß —- Du willst der untreu werden?« Ghin unwiirdig geworden, ihr Mit dienen. « : u Schulden hast's« —« rum allein, Du verstehst du«- u iwitt. « ." sQ-: auch sein mag —- Du kanns durch doppelten Eifer die Kunst ver neu —- Du mußt zurückkehzen rfst ihr nicht untreu werden« »Das ift gut gesagt. « »Mtde W Dir den Unterricht m sei-; Qptztuichute nicht fiir einige Zeit »Ja, das würde man wohl thun, da sich viel von meiner Stimme ver JIHD dennoch zöqrfi Du? Du bist sinke unbegreiflich« Robert. Willst Du tin Mann fein und haft teine Kraft . Bd· dsxkeim Aufs-mer« schrickst bei dem Mk Hindetuispß das sich Dir bietet, vMAX-in ergriff ptsytig die Hand » W Aw, s wie eine « de M vor ihm stand, und is das schöne, glühende Ge HEZ mir Deine Streit-re - Vielen-de ich sie entbeh M Du noch, wie oft te als wir noch Oftthut immer Wuchtei. diesmal nicht tzrgeblich Welt mit del-meie »Wie die unwürdigen Bandes« - »Und wovon leben?« »Robert —- wir sind zusammen aufgewachfen —- mein Vater liebte Dich wie seinen Sohn, und seine Toch ter läßt Dich nicht untergehen. Was mein ist, soll auch Dein fein.« Du hochberziges Kind. Gottlob, daß ich nicht in Versuchung kommen kann, iolches Opfer von Dir anzu nehmen. Es würde mich um den les ten Nest meiner Selbstacbiung brin gen und Dich überdies glauben lassen, daß ich Dich darum hier aufsuchte. Mich trieb allein die Sehnsucht —- ich »wollte sehen, wie es Dir hier ergeht und Dir meinen Entschluß verheimli chen. Nun hast Du mir mein Ge heimniß entlocki, aber — als Bettler vor Dir zu stehen —- lieber aar nicht« »Warum weilest Du meine Hilfe ab, und warum kannst Du nicht in Versuchungen kommen, sie anzuneh men?« »Weil Dein Oheim Dein Vermögen verwaltet und darüber zu bestimmen Its-l- « Hut-. »O Himmel, daran dachte ich aller dings nicht!« rief sie erschreckt. »Aber die Zinsen gehören mir und sind groß genua, Dich vor Hunaer zu bewah ren und wohl auch, einen Theil Deiner Schulden zu decken.« « »He-i Dein Onkel sie Dir stets aus gezahlt?« »Nein —- ich habe ja alles-, was ich brauche —- doch jetzt werde ich sie von ihm sordern.« »Und Du meinst, er würde sie Dir geben, damit Du mit ihnen einen M abgelonsmenen Verwandten auffiit terfts — aeb Dir keine Mühe, Kiwitt —- auch wenn er es thiite —- ich würde sie niemals von Dir nehmen!" »So sei doch nicht thiiricht. Robert! Ich will Dir ja nichts schenlen. Bei heller und Pfennig sollst Du mir al les zurückerstatten, sobald Du ein gro Ezefrö berühmter Künstler geworden i .« ; »Damit hat es noch gute Weile, und Du wirst Dein Geld zu Deinen eigenen Studien besser brauchen oder — will Dein Oheim etwa die Kosten traaeni« Senta erblaßte jäh. »Sprechen wir nicht "«von mir,« wehrte sie ab. »Warum nicht? Haft Du es auf gegeben, zur Bühne zu gehen, nun Dp eine vornehme, hochqeborene Griifin geworden bist?« sraate er mit angst voll forschender Miene. »Nein, gewiß nicht« aber wann sich »meine Pläne verwirklichen fallen. das mag der Himmel wissen. its-jin Obeim widersetzt sich ihnen; er will nicht dul den, daß ich zur Oper aehe, ja über haupt Sängerin werde.« »Ah —- dachte ich es doch! Und Dupbift gezwungen, Dich ihm zu sti gen-« »Va:liiusig noch, bis ich majorenn bin. Doch ich werde für meine Kunst lämpsen und nicht schwach werden. Jch trutze allen Hindernissen.· Die Begeisteruna, die durch die Worte klang und die einen so schroffen Gegensatz zu Roberts Kleinmiithigleit bildete. befchömte den jungen Mann. »Senta, Deine Kraft und Dein Muth rittteln mich wach. Das Ziel, einst mit Dir zusammen auf der Buh ne spielen und singen zu dürfen, er scheint mir verlockender und erstre benswerther als je. Für diese Hass nung nehme ich gern Noth und Ent behruna a mich. Ich werde eine Nebenbeschö iauna suchen, vielleicht Gelangsunterricht ertheilen.« Nein, nein, Robert —- wir müssen noch einen anderen Ausweg suchen. Ich werde einmal ernstlich darüber nachdenken. —- Willst Du wirklich nicht mit nach der Wolfsburg korn men?« »Nein, Kiwitt — es. ist besser so — glaube mir.« » »Wo willst Du denn aber jetzt bin? Es geht kein Zug mehr heute nach HBerlin ab.« T »Ich bleibe über Nacht in einem "Gafthause des Nachbardorfes. Hier darf mich außer Dir niemand gesehen baben!« »Wie Du willst, aber ich hätte Dich so gern noch einmal gesprochen. Kannst Du morgen früh um acht Uhr nicht hierher an denselben Ort kom men? Wir werden ganz ungestört sein.« »Gewiß, Kiwitt —- und ich komme nnd werde Dich hier erwarten. Und —- Deinern Oheim verratbe lieber nichts von meinem hierseim es hat ja keinen Zweck. « ,,So lebe wohl, Robert, auf Wie r««ieben.« » »Aus Wiedersehen KiwitL « i Die beiden jungen Leute schüttelten i sich die Hände, und Senta eilte in den sPart hinein ! Robert dKenzinger stand noch eine »Und Dich überanstrenqen del-ei. Weile nnd sah der Enteilenden nach mit heißen, sehnliichtigen Blicken Er war ein « Manier- hochenng kgnsms Meers-see- »Es-W Mik unb von wir-knieen due-isten harrt um lie-« « »Wie-Mr leinerc Tons-e via-W 1. « ,,Utn diesen Preis trage ich Kampf und Noth,« sprach er Zu sich selbst. «Jch will Großes werden, um ie zu erringen. Wie schön sie geworden ist! Ob es ihr gelingen wird, den Kampf gegen ihre Familie siegreich zu been den — ob sie die Schranken brechen wird, wie es ihr Vater that? Kraft voll und energisch genug ist sie ja, sie hat mich darin stets überflügeli. Aber ich will ihr nacheifern, ich will ihrer wiirdig werden« Mit einem energischen Ruck wandte er sich um und schlug einen Seitenweg in den Wald ein. « 6. K a p i i e l. Während Robert Kenzinger durch den Wald nach dem Nachbardorfe zu schritt.. um sich dort ein Unterkommen sür die Nacht zu suchen, eilte Senta den Parlweg zum Schloß hin. Die Begegnung mit ihrem Vetter hatte alles in ihr in Aufruhr versetzt, was die Eindrücke der letzten Wochen aus ihrer Seele vermischt hatten. Die sonnige Vergangenheit wurde leben dig. Der Kosename ,,Kiwitt«. den Robert und die Eltern ihr gegeben, weil sie schon als Kind wie ein Vö gelchen zwitschern und singen konnte, zauderte süße Erinnerungen in ihr L hervor s . Robert, ihrer Mutter Brudersohn, war schon mit neun Jahren als ar me Waise in ihr Vaterhaus gewin men und mit ihr zusammen erzogen worden. Er zählte vier Jahre mehr als sie, aber das hatte ihn nicht ge hindert. mit der kleinen Senta zu spielen. Und Senta wollte immer Oper spielen. So sangen und spiel ten sie, bis sie groß wurden. Robert lam, nachdem sein Stimmwechsel vor iiber und der Vater einen herrlichen Tenor an ihm entdeckt hatte, auf die Opernschule, während sie. Senta, nur von ihrem Vater unterrichtet wurde. Eine junge Stimme müsse man wie ein rohes Ei behandeln, sagte der Ba ter, und er fürchtete, daß ihre Stim me nirgends die Schonung, die er ihr angedeihen ließ. empfangen würde; auch war sie zu einem ernstlichen Stu dium ja noch zu jung. Mit Robert war es etwas anderes. Dieser be durfte des regelmäßigen Unterrichts, den er selbst ihm seines Beruses, sei ner Gastspielreisen wegen nicht erthei len konnte. Er bezahlte jedoch seine Studien, sowie die Unterhaltungslo sten bis zu seinem Tode. Jn seinem Testament bestimmte er ihm eine Summe, die wohl ausgereicht haben würde, ihm sein Studium vollenden zu lassen. Aber der junge, unerfah rene Mnesch, der zum erstenmal eine siik ihn so bedeutende Summe in die Hniide bekam, verstand nicht damit umzugehen. Es rollte unter seinen Fingern: sein leichtes Künstlerblut machte sich seine Strupeh bis es zu spät war. Da stand er vor der Alter native: der Kunst entsagen oder hungern müssen. Das Engagement des Schmierendirrttors lam ihm ge legen, denn so sehr es ihn in seinerj Kunst herabwiirdigte, so bewahrte est ihn vor der äußersten Noth. Jm Menschen sind nun einmal die Selbst erhaltungstriebe die stärksten, und das ist von der Natur weise eingerich tet. Woher sollte auch sonst die Kraft kommen, etwas Großes zu leisten, wenn der Körper darben mußte! Senta, die Jugendgesptelin, wie derzusehen, hatte er sich aber nicht ver sagen tiinnen. Er hatte sich vorge nommen, ihr nichts zu erzählen, um sie nicht zu beunruhigen, aber wie es zu gehen pflegt, Auge in Auge tommt es doch stets anders. So hatte Senta denn alles erfahren. was sie wissen wollte, und es schnzerthe sie tief. daß cl, Mc IIJI lUlc IUI Qluvcl list-( IlUIcU, · darben sollte, während es ihr hier inj leiblicher Beziehung an nichts fehlte.: Gern hätte sie ihn auf die Wolfs- « burg gebracht und stolz ihrem Oheim ; vorgeftellt. Aber Robert hatte viel-I leicht mit seiner Weigerung recht. Sie ; selbst hätte es nicht ertragen, wenns der Oheim ihn geringschätzend behan delt oder auch nur nichtachtend über ihn hinweggefehen hätte. Morgen sah sie ihn ja noch einmal, . und da konnte sie ihm vielleicht schon das Geld bringen. Sie wollte es ihm mit Gewalt aufnöthigen. Und dann war dem armen Jungen geholfen, und er konnte frei feiner Kunst nachgehenz Regelmiißig wollte sie ihm die Zinsen schicken. Wenn sie sie nur erft hättet Welchen L Grund sollte sie dem Oheim für ihre; Forderung angeben? -—— Ja, bedurfte: es denn einer Motivirung? War esf nicht ihr Eigenthum was sie ver langte? » i Von solchen Gedanken erfüllt und; bestürmt, erreichte sie das Schloß, und i gewöhnt, ihren impulsiven Regungens zu folgen, ihre Vorsähe sogleich zumt Austrag zu bringen, schlug sie den; Weg nach den Zimmer-n des Oheimz i ein. Graf Maximilian war. kurz vorher; von einem Ritt heimgetehrt. Er trugj noch den Reitanzug mit den artige-i inspften Rockschdßen und die Reit siiefeh Eben im Begriff, fein An tleideziminer zu betreten, wurde er ban einein Klopfen an feine Thür ver xu , tn sein Urbeitizimmer zuriicb l Ilan kurzeö »Herei-n« trat Sm- I tu ek- - ( « W tfffsysktfgang traute seinen Au HMMJ - J »Du Sentai Du kommst zu mit-F« Das junge Mädchen, aus dessen Gest t Röthe nnd Blässe wechselt nnd as durch die verwunderte Frage ihres Oheims in eine ganz seltene Verlegenheit gesetzt wurde, trat unge achtet dessen deherzt näher. »Ich wollte — Dich etwas —- fra gen«, stotterte sie, ganz gegen ihre Gewohnheit verwirrt »Was ist es? Sprich.« Er riickte ihr einen Sessel hin und ließ sich selbst auf den Stuhl vor Li nem Schreibtisch nieder. Senta rang mit sich. Die Nähe des Oheims, die sie bisher so viel wie möglich gemieden hatte, wirkte be tlemmend ans sie. »Ich möchte —- ich wollte Dich fra »gen, ob ich nicht die Zinsen meines Kapitals bekommen tönnte.« « »Die Zinsen deines Kapitals?« fragte er verwundert. Er war auf alles andere eher als aus diese For derung gefaßt gewesen. ,,Wozn um alles in der Welt willst Du das Geld? Läßt man es Dir hier an irgend et Lwas fehlen, oder hast Du einen be sonderen Wunsch?« ; »Nein, ich habe keinen. Du giebst ; mir so viel —- viel zu oiel.« J »Ach, Thotheit!" unterbrach er sie zschrosi. »Du erhälst nur, was Du brauchst. Das ist selbstverständlich, « denn auf der Wolssburg bist Du mein -Gast. —- Die Zinsen deines Kapitals wurden, solange ich es verwalte, zwei mal fällig. x Jch schlug sie zum Ka Tpital und hoffe, es dadurch nach und nach zu vergrößern.« »Das Kapital ist groß genug siir mich —- zahle mir die Zinsen lieber jedesmal aus.« " Gras Wolssburg zog die Brauen I zusammen und sah seine Nichte scharf an. »So —- nun, und zu welchem iZweck?« ; Senta schwieg und sah zu Boden. » »Du sagst selbst, daß es Dir an nichts fehlt, und daß Du teinen .Wunsch hast«, nahm er nach kurzem «Warten wieder das Wort· »Doch glaube ich dein Verlangen jetzt zu ver stehen. Du möchtest gern etwas Geld in den IHänden haben; das ist be greiflich. Jch unterließ es bisher, Dir Taschengeld zu geben, da es Dir hier aus dem Lande an Gelegenheit, etwas zu tausen, sehlt und ich Fräu lein von Rupert beauftragte, deinen Wünschen Rechnung zu tragen. Von heute ab sollst Du regelmäßig Ta schengeld haben.« ,,Nein, nein,« wehrte sie jetzt ab, »das nützt mir nichts. .. gar nicht« »Du bist stolz und willst von mir nichts annehmen. Gut, so werde ich Dir die kleine Summe von Deinen Zinsen geben« »Nein, auch das nützt mir nichts, wenn ich nicht die ganzen Zinsen ha ben tann.« »So sage mir endlich, was Du ei gentlich mit der bedeutenden Summe anfangen willst,« ries er jetzt ungedul dig werdend. Senata schwieg. »Willst Du mir den Zweck nicht nennen?« »Nein.« »’.Itun, to kann Ich sie Dir auch nicht geben«, sagte er achselzuctend und stand aus, zum Zeichen, dasz er die Unterredung siir beendet halte. Auch Senta sprang aus. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. »Oniel Maximilian,« ries sie, und in ihren Augen blitzte es leidenschaft lich auf, »Du mußt mir das Geld ge ben, denn es ist mein Eigenthum; ich kann damit machen, was ich will. Er mas; sie mit ruhigen Blicken. »Da bist Du doch im Jrrthum. mein Kind, ich habe darüber zu bestimmen, zum mindesten muß ich doch wissen, was Du damit machen willst, und... nicht einen Pfennig betommst Du, wenn Du mir die Verwendung nicht nennen willst, und selbst dann nicht einmal, wenn Du es in so unge biirdiger Weise von mir sorderst.« Senata war blaß geworden, ihr Athem flog. Sie mußte das Geld haben, sie mußte ihrem armen Robert helfen. Eine Sekunde kam ihr der Gedanie, ihm den Zweck zu nennen, ihm von Robert zu erzählen, obgleich sie diesem versprochen hatte, seiner und seiner Anwesenheit in Wolsöburg nicht zu erwähnen. Aber würde der harte. adelssiolze Mann ihr Geld siir den Vetter hergeben, der einmal der von ihm verachteten Klasse der Künstler-, der »GaUUerbande« an gehörte, und der zum zweiten das Vermiichtnisz ihres Vaters vergeudet hattet —- Wiirde seine Abweisung vielleicht gar sein wegwerfendes Ur theil sie nicht viel mehr tränken als vie jetzige Ablehnungi Würde sie es ertragen, daß der einzige ihr nahe stehende Verwandte ihrer Mutter von dem Oheiin mit Ausdrücken tiefster Verachtung und Geringschätzung de iegt würde? — Nein, lieber schwei nt Idee tote sollte sie zu dem Gel X tommeni —- Jhn — bitten? Da zu« war Senta Wolssburg zu stolz; sie konnte nicht um das bitten. was ihr, ihrer Meinung nach, ais Eigen thum zustand. Haft Du mir sonst noch etwas zu sag-II fragte Gras Maximilian nach einer Pause, während weicher er das erregte zuckende Antlii seiner Richter dnj jeden Vorgang in ihrer Seele-TI- deutiieh Ast-spiegelte, betrach tet hatte. « « M »Nein!« stieß sie hervor und sah åigie -Verzeih, daß ich Dich störte. u.'« Wie ein gehehtes Reh floh sie hin aus, und der Graf sah ihr gedanken voll nach. Das Blut des Vaters rollte in ih ren Adern. So war auch Diethelm ge wesen, so stolz, aufbrausend, trohig und leidenschaftlich. Ob die Rupert und seine Schwester doch recht behielten? Ob es rathfa mer war, die Zügel firaffer anzuzie hen, ehe es zu spiit wart — Und was das Kind mit dem Gelde wolltet Eine hochherzige That, von der nie mand wissen sollte? Das wäre wie der ganz Diethelm gewesen« Aber er durfte ihr das Geld nicht geben, ohne seine Bestimmung zu ten nen, am wenigsten, wenn sie es in so herrischer Weise verlangte. Dem wil den Vogel mußten die Zügel beschatt ten werden, er sollte zahm werden und ·—— bitten lernen Sehr niedergeschlagen und im tief sten Herzen betrübt machte sich Senta am nächsten Morgen auf, um Robert noch einmal zu sehen. Sie fand ihn an der bestimmten Stelle bereits ihrer harrend »Robert, ich bin unglücklich — mein Oheim ist ein Tyrann, er giebt mir mein eigenes Geld nicht« »Aber, Kiwitt, was ist denn los? Du haft doch nicht etwa« — »Gewiß habe ich — mein Geld von ihm gefordert nämlich. Er wollte wissen, wozu ich es nöthig hätte, das durfte ich ihm natürlich nicht sagen, und darum verweigerte er es mir. «Gräme Dich nicht, Kiwitt." Robert nahm ihre Hand und strei chelte sie. »Dein Oheim hat nur recht gethan, und — ich hätte Dein Geld doch nicht —«genommen.« »Roberi!" »Ich hoffte auch, Du würdest Dei- ; nen Oheim nicht um das Geld bit-z ten.« »Aber Dir muß doch geholfen wer den.'« »Mir ist schon durch Deinen Zu spruch viel geholfen, Kiwitt.« »Worte thun es hierbei nicht, aber —- halt — mir kommt ein Gedanke. Sag einmal: bift Du in letzter Zeit gar nicht bei Nodenbachs gewesen?« »Nein.« »Warum nichts« »Das war — bei meiner leßten Verfassung nicht möglich.'« »Rodenbachs würden alles aufgeba ten haben. Dich von dem Schritt zu rückzuhalten.« »Eben —- das fürchtete ich.« Senia schwieg eine Weile und dach te nach. Sie fühlte wohl, warum Robert die Freunde nicht aufgesucht hatte, und darum wurde es ihr schwer, ihm das Angebot zu stellen, der ihr der Kinzig mögliche Weg zur Rettung schien. »Ich werde an Nodenbachs schrei ben und ihnen Deine Lage auseinan dersetzen.« »Um Gottes willen!« »Was fürchtest Du? —- Es geht nicht anders-. Jch werde sie um eine bestimmte Summe fiir Dich bitten und ihnen schreiben, daß ich, sobald ich majorenn bin, alles wiedererstatten werde.« »Kiwitt!« »Sei still, Robert. Wenn Du die sen letzten Ausweg von der Hand weiseft, so wiirde ich denken, daß Du Deine Schwester nicht mehr lieb chasi. Wir find doch wie Bruder und Schwe fter.« »Wie Bruder und Schwester«, wie derholte Robert mit ganz eigenthiim lichen Tonfall und fah feine Cousine an. Doch diese hatte den Blick zu Bo den auf den schmalen Steig« den sie dahinfchritten, gerichtet. Sie waren im Eifer des Gesprächs außerhalb des Partes längs der Partmauer vorwärisgegangem ohne des Weges Zu achten. Jedt lag plisp lich eine wahre Wildniß von Ge striipn und Gesträuch vor ihnen. Un kraut und Brombeergeranl und alter Efeu, der fich um die Pflanzen kaut te, kroch ans-Wege bis znr Partmauer empor und versperrte ihnen den Wen. L »Wir müssen umsthren'«, sagte Senta und wollte gerade eine Wen dung rückwärts machen. Da stieß sie einen Schrei aus. »Was hast Du, Kiwitt?« fragte Robert. »Sieh nur, sieh nue,« sliisterte sie und starrte mit weitgeöfsneten Augen auf eine Stelle mitten in der Wild niß. Er folgte ihren Blicken, und auch ihm sträubte sich das Haar vor Ent sehen. Die Erde schien sich init einem Male zu theilen — der am Boden wushernde Efeu, die Strombett-an ten wurden emporgehoben nnd zur Seite geworfen, und aus einer dunk len Erdspalte stieg es heraus wie aus einem Grabe. »Nobertt« Zitternd faßte Senta nach Roberts Fand. Sie war nie furchtsam gewe en, und die Spukgeschichten die man ihr ais Kind, wie leider allen Kin dern, erzählte, Patien stets sehr we nig Eindruck au sä gemach ch.t diesem Augenblick jedoch, als eine mumienhaste Gestalt in einein wan,de tote es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Mode gewesen war, dem Grabe ent te, war sie wirklich geneigt In a au n, daß der M Geist einer Ahnfrau sich vertörpkkk Fried seiner dunklen Gruft entwva e.. Je t siand die Abnsraudben Und M seh um. Es war em uraltek «berchen mit eingefallenen Wangen und Mund, gerunzelter Pergament baut und matten, glanzlo en Augen« ·Da schien sie die beiden Menschen kinder, die eng aneinander gefchmlkgk mit starren Blicken an ihrer Pkkspn hasteten, zu gewahren. Sie machte einige Schritte auf sie zu. Plötzlich öffneten sich du« gis-Us losen Augen weit —- ein unhennllchkk Ausdruck trat hinein. Jm nachstm Augenblick breitete sie die Arme aus und —- ein schwacher Schrei durch zitterte die Luft. Die zarte, gebrech ltche Gestalt wanlte und wäre umge sunlen, wenn Robert nicht zu rechtsk Fett bitågesprungen wäre und sie m einen « rmen ausgesungen hätte. « Da lag nun das Müttercben mit sgeschlossenen Augen wie eine vertrock nete Mumie in Roberts Armen. »Sie ist von Fleisch und Bein, sie that Leben,'« sagte Robert jetzt HU sSentm die, ihre iindische Furcht m «tierltch verspottend, näher getreten war. -- s s-« s »Wer mag ne nur sein uno ist«-t. Itommt stet« fragte Senta leise. H »Helmut. Helmut, kommst Du iau einmal zu Deiner Sabine?« tam kes n schwachen Lauten von den ver trockneten Lippen. « » »Die Alte träumt, oder es ist·m ihrem Obersttibchen nicht ganz Ach tig," sagte Robert. , Doch die Alte schlug jeßt die Au gen aus und sah ihn so ätarr und un eweglich an, daß es i m ganz un heimlich wurde. »Helmut —- Helmut Kenzinger.« Die Mumie tte sich aufgerichtet und ihre vertro neten hände um set nen Arm getlammeet. »Mein Gott, das ist ja mein Na me!« ries Robert jetzt, über alle Ma ßen erstaunt. »Woher kennen Ste mich denn?« »Woh« ich Dich tennet« Wie eine Grabes timme so hohl klang sie. »Weißt Du denn nicht, daß wir uns ewige Liebe geschworen, ewige Treue gelobt haben ?« »Bedaure —- habe teine Ahnung, Verehrtesie, wann das geschehen sein !önnte,« erwiderte Robert, dem die Sache anfing Spaß zu machen. (Fortseßung folgt.) d-—— Heuteheeeken und Käfer als Acker-leisem Trovdem einige Jnsetten dem Men schen große Dienste leisten, sind sie ihm doch in ihrer großen Mehrzahl ver haßt. Vielleicht ist daraus auch der Umstand zu ertliiren, daß sie wer-ti stens von den am weitesten vorgesch tit tenen Kulturvöltern im Allgemeinen nicht gegessen werden. Von Zeit zu Zeit hört man ja freilich davon, aber wenn man die gelegentlich ausgetiichie Maikäfersuvpe und den vereinzelten Gefallen am Verzehren von sauetüch schmeckenden Ameisen abzieht, bleibt jedenfalls nicht viel übrig. Dennoch hat das Versveisen von Jnsetten zu verschiedenen Zeiten und in verschiede nen Ländern eine große Verbreitung gehabt und besißt sie noch heute. Zu nächst fei der heuschrecken gedacht· die als Nahrungsmittel durch die bit-li schen Stellen von Johannes dem Täu fer berühmt geworden sind. Aus die sen ist wohl so viel zu entnehmen, daß Heuschrecken und wilder Honig damals die Nahrung des armen Vottes in Paliisiina waren. . Sicher wird diese Annahme durch die Thatsache, daß heuschreeten dort noch heute in Mengen gegessen werden. Auch-von den triegerischen Parthern des Alterthums erzählt tPlinius, daß sie Heuschrecken iißen. Auch das wird richtig sein, denn in Afrita werden heuschtecken ganz all gemein gegessen, auch in den deutschen Koloniem Die hottentotten verwer then sogar die heuschreeteneier zu ei ner Sappe« und Heuschreckenmehl wird theils mit Butter gebacken, theils geriistet, allenthalben geschtißi. Einer von den Tuaregs der Sahara soll mit Vergnügen 2——300 gerüftete oder auch frische heuschreeten hintereinander ver speisen. Jn Aegypten kostet man eine Art von Todtenliiser und verzehrt ihn zer auetscht in einer Mischung von Honig, Sesainöl, Butter und Gewürz. Die orientalilchen Frauen glauben dadurch die bei ihnen als besondere Schönheit geschätzte Körpersiille zu erlangen. Die Araber verspeisen möglichst jeden Tag Morgens und Abends je drei Stück dieser Miser. Die Maitiisersuppe, die neuerdings namentlich in Frankreich wieder ausgeionnnen ist, wurde schon erwähnt; übrigens ist sie eine alte Er findung, die vor Jahrhunderten in Arzneibiichern als magenstärlendes Mittel empfohlen wurde. Jn Mexito stellt man aus einem Springiiisee durch Uebergieszen mit Branntwein einen Liaueur her, auf Nord- Guinea und in Südarnerila gelten gewisse Käfer und ihre Larven als ausgesuch te Leckerbissen. Die Larven werden an einem lleinen Holzspieß über dem Feuer gebraten· dann in einen Teig aus Brod, Satz« P esser und Mus latnuß getaucht un mit Eitronens oder Pommeranzensauce angerichtet. Europäer, die diese Speise vorn-· theilssrei genossen, haben den seinen Geschmack gelobt. Auch Fliegen und Mücken werden in verschiedenen Welt-« fegenden von vielen Menschen geges en. · — ·