Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 29, 1905, Sweiter Theil., Image 9
Yebråska Staats-Zuze1grrnnd Yerold J. P Windolph, Herausgeber Grund Jstaav Nebr 29 ehembek 1905 (."-2 weiter Theil.) Jahrgang 26 Na. M. Abendglocken. Langsam ist ver Tag gesunken, Der so sonnig war und schön, Noch von all dem Glanze trunken Steig’ ich nieder von den Höhn Sehe still im Abwättsschteitem Wie erstirbt der letzte Strahl, Wie sich Licht und Schatten streiten Um das lleine Dorf im Thal. Silbern llingt es aus der Tiefe Vom Kapellchen seen im Grund, — Jst es nicht, als ob da tiefe Heimwätts mich ein liebes Mund? A. S t i e t. Was Gott zulammenftlgt. Novellette von Anna Siebel M o n n i n g e r. Wir ——— die drei Töchter der Beam ten-Wittwe Walter -—— saßen an einem klaren Winternachmittag emsiq nähend und sticlend in dem hübschen Erlerchen unseres Wohnzitnmers. Es galt sehr fleißig zu sein, denn Schwester Franziska, unser Bräut chen, sollte am Osterfest Hochzeit ha ben. Fränzel, wie wir sie nannten, war die Aelteste von uns, eine schlanke Brünette mit dunklen ernste Augen und stillen Wesen. Jch die zweite, und Trudchen, ,,unser Herzblatt« waren das gerade Gegentheik von ihr. — blond, blauäugig, heiter, stets zu über rniithigen Streichen ausgelegt Heute aber waren wir merkwürdig ruhig. —- Fränzel träumte in sich und ihre Arbeit hinein von ,,ihm dem Herrlichsten« natürlich; Trudh zeich nete si schon seit einigen Tagen durch aufsall de Sittsamkeit aus und mir ging etwas im Kopfe herum. Endlich mußte ich aber losplatzen damit. »Nein 's war zu komisch —- ich muß es Euch doch erzählen«, begann ich. ,,Denkt Euch, als ich heute früh, um das rothe Stictgarn zu holen, nach der Luisenstraße wandte, bemerke ich, daß mir ein junger Ofsizier folgt. Plötz lich ist er ganz atheinlos an meiner Sitte und ruft: »Endlich, liebe-Z Kind, sehe ich Dich wieder —— wie kannst Du mich nur so lange . . Jch blicke aus, sehe ihn erstaunt an, er bleibt ganz verblüfft stehen und stammelt: »O, ich bitte tausendmal um Verzeihung — eine Aehnlichkeit hat mich getäuscht« —— verbeugt sich und verschwindet eiligst um die Ecke. Jst das nicht lustig? Jch hätte bei nahe mitten aus der Straße hell auf getacht. Wem ich wohl so srappant ähnlich sehe? wandte ich mich-nach diesen Worten harmlos an Trudy, aber schau, schau — wie sah denn unser Herzblatt aus? Wie ein paar Psingstrosen glüh tI. ihm die Wangen, die Augen hielt es beharrlich auf die Arbeit gesenkt und die Fingerchen zitterten, daßsie kaum die Nadel zu halten vermochten. Was war das? Trudh sah mir zum Sprechen ähnlich -— sollte sie, dieses siebzehnjährige Kind und jener Offi zier — nein, nein —— er hatte mich ja gedust —- und doch —— es gab zu den« ken . .. An dem darauffolgenden Tage beo bachtete ich unsere Jüngste scharf nnd entdeckte Manches, wag meinen Ver dacht bestätigte. Die Kleine war nicht mehr so ausgelassen lustig —«-— es lag etwas Träumerifches in ihrem ganzen Wesen. Daß die Ursache dieser Ver önderung jener Offizier fei, daran zweifelte ich keinen Augenblick mehr, und um meinen Liebling vor etwaigen trüben Erfahrungen zu schützen. theilte ich meinen Verdacht der Mutter mit. »Mein Trudchen, mein Herzblatt?« ftammelte sie erbleichend, »nein, Du irrft Dich, das kann nicht fein. Sie ist ja noch ein Kind und dann --- dann würde sie niemals einen Offizier lie ben — nie . . .« »Aber warum denn nicht s« unter brach ich sie kopfschüttelnd »weißt Du nicht, daß gerade das bunte Tuch uns Mädchen gefährlich wird? Jst so ein strammer, hübfchek Leutnant nicht et was Begehrenswerthes für ein so jun ges Ding, das die Welt noch nicht kennt? « Jch felbft glaubte nämlich mit mei nen 22 Jahren ungeheuer viel Welt-« weisheit und Menschentenntniß zu be sitzen. »Du hast recht, ich will gleich mit Trudchen sprechen, sie wied, sie muß vernünftig sein und sich diefe Gedan ken aus dem Kopf fchlagen.« Sie rief Trudh herbei — wie die Beichte von ihrer Liebe anfing, was dann alles in höchster Erregung hin und hergesprochen wurde —— ich weiß es«heute nicht mehr. Aber wie »das « Kind« vor der Mutter auf den Knieen lag und zum Herzbrechen schluchzte: »Ich kann nicht mehr von ihm lassen, -" ich werde wahnsinnig wenn Du uns ;trennsi — und wie sich die Mutter zu Izihr hetabbeugte und mit zitternder «-"·I«-timme sagte: Du mußt, armes herz att —- Vu mußt mir das Opfer z ntgen —« das vergesse ich im Leben Und von dem T an war der schät s harmonische den, der unser un fo lieb und traut machte, ge s » --«« ein Liebling fchlich mitbe« wi« Ce brechen umher. Die fröhlichen blauen Kinderaugen waren triib geworden und um den einst fo neclischen rothen Mund lag ein fremder herber Zug. Wir sahen es mit tiefem Schmerz — am meisten aber litt unser Mütterchen darunter. Wochen waren so vergangen, keines von uns hatte mehr von Trudy’·g Her zensangelegenheit gesprochen. Wieder fußen wir eifrig arbeitend beisammen, diesmal Mutter in unserer Mitte, wie der war es still im Zimmer. Plötzlich legte Mutter mit einem tiefen Seufzer die Arbeit bei Seite und blickte uns an. , »Ich will mit Euch sprechen, Kin der, will den Schatten bejeitigem der zwischen uns liegt. Jhr haltet mich für grausam und unbarmherzig, weil ich unser Herzblatt leiden sehe, ohne ihm zu helfen. Jhr sollt erfahren, warum ich Trudy gebot, den Verkehr mit dem Leutnant von Glotz abzubre chen. Jch muß Euch — damit ihr meine Handlungsrveise versteht, ein Stück meiner Lebensgeschicht: erzäh len.« Und mit llangloser Stimme fuhr sie fort: »Ich war noch nicht 17 Jahre alt, frisch, fröhlich und lebensluftig, als mich meine Eltern in der Gesellschaft einführten. Jch freute mich löniglich auf meinen ersten Ball, und wollte vergehen vor Ungeduld bis der er sehnte Abend lam . Endlich kam er ——— und als er vor über wak —— schöner, weit schöner ver gangen, als ich ihn mir gedacht « war s auch mein harmlos kindlicher Sinnt dahin, --— die eine Nacht hatte aus dem Kinde ein Weib gemacht --—- ein lieben des Wein Ein schmucker junger Offizier hatte mir auffallend gehuldigt und siiße Worte mir ins Ohr geflüstert. Berauscht, beseligt kam ich nach Haufe und sah dem nächsten Tage mit zitternder Erwartung entgegen, denn wir wollten uns wiedersehen. Und wir trafen uns heimlich und am dritten und vierten Tage wieder. Nun folgte eine wonnige. selige Zeit --—— aber die Heimlichteit gefiel mir bald nicht mehr. Meine Eltern waren ja so gut -—- ich wollte ihnen Alles sa gen und war ihres Segens gewiß. Jch sprach diesen Gedanken meinem Geliebten gegenüber aus. Er erblaßte, sah mich erstaunt an und fragte: »Wie kommst Du denn nur auf diese Idee, Kind?« »Mein Gott«, sagte ich ungeduldig, ,,einmal muß es ja doch sein, wenn wir uns heirathen wollen« gHeirathenM tam es gedehnt von feinen Lippen, nnd dann setzte er mit einem halb verlegenen, halb amüsirten Lächeln hinzu: »Bist Du wirklich naiv genug, Kleine, zu glauben, daß ich Dich heirathen kann? Was ist Dir denn da eingefallen, Mäuschen — solch niedliche Kinder wie Dich kann man recht herzlich lieb haben, aber hei rathen —— nein!« « Da wallte es- auf in mir, Zorn, Scham, Enipörung brannten mir im Herzen und auf den Wangen. »Also ein Spielzeug haben Sie nur ge braucht, Herr Leutnant, zum Opfer eines schmählichen Betruges haben Sie mich gemacht —- zum Zeitvertreib ha ben Sie mir das Herz gestohlen. »Aber um Gottes-willen, sei doch vernünftig Liebling —" »Ich bin nicht mehr Jhr Liebling — aber vernünftig, ja, das bin ich kle worden, Dank Jhrer ehrenhaften Handlungsweise.« Er suchte sich zu rechtfertigen Er sei, da er aus armer Familie stamme und obendrein Schulden habe, aus eine reiche Heirath angewiesen und so weiter. ! Mit starker Ruhe hörte ich ihm zu. l Jckf faßte kaum richtig, was er mir" sagte. — Laszt mich schweigen von den See lentänipsen, die auf diesen Taa folg ten. Es dauerte lange, bis ich mich erholte. Nach Jahresfrist begehrte mich Euer Vater lzum Weibe. Jch ließ ihm einen Blick in mein herz thun, und er ver stand mein Weh und wartete geduldig, bis sich die Wunden geschlossen hatten. Die Gedanken an den Andern, Un wiirdigen, hatte ich mit aller Kraft meiner Seele zu bannen gesucht, aber ich konnte es nicht hindern, daß all mählich der Haß in mein geaniilteö hetz ein-zog s-- glühend, leidenschaft lich, wie einst die Liebe.« —- — Wie waren bis ins Jnnerste be wegt. »Alle das ist’s, Mutter«, —- sagte endlich Trudcben leise und vorn-insg voll — »weil einer seines Standes Dich beleidigte, muß ich so elend sein, Du opferst Dein Kind einem Vorur theil —- bedenke ob das recht ist!« « »Ich opfere Dich keinem Vorurtheil thörichies Mädchen«, rief die Mutter und ihre Lippen zuckten, »ich vermag es nur nicht mein Kind, mein Herz blatt, dem —- Sohn des Mannes zu geben, der mich so schmählich betro gen. »Sein Vaterl« Wie ein Schmer zenslaut aus tödtlich geiroffenem Herzen rang er sich von Trudy’s Lip pen, ,,o Gott, dann ist keine Hoff nnng mehr!« Und das arme, gequälte Kind sank vor Mütterchen nieder und barg aus schluchzend das bleiche Gesicht in ih rem Schoß. Vier Wochen nach diesem aufregen den Tag war das Ofterfest und mit ihm FriinzePs Hochzeit- Unser Bräut chen stand strahlend vor Seligkeit ne ben dem Geliebten am Altar, Trudy nnd ich als Brautjunafern ihr zur Seite. Leise verklangen die feierlichen Töne der Orgel und der Geistliche be aann seine Prediat«. Als er von der Liebe des Weibes sprach, die stark ge nug sein soll, um Alles zu ertraan und zu überwinden, die freudig ent sagen muß, wo ihre Wünsche nicht er fiillt werden können ———- flog ein Zit tern durch Trudns Körper. »Was Gott zusammengefügt hat, solt der Mensch nicin scheiden«, tönt ? des Geistlichen Stimme ---- ein ankla gender Blick aus zwei paar Augen trafen unsere weinende Mutter, dann wankte mein Liebling nnd sanl be wußtlos in meine Arme. Und nun kamen schlimme Tage fiir Mtltterchen Und mich. Während draußen der Lenz seinen Einzug hielt, während der Flieder duftete und die Leochen jubilirten, lag unser Herzblatt in Fieberphantasiem Stundenlang konnte die Mutter mit gefalteten Händen vor dem Kranken lager stehen und Thriine aus Thräne rollte ihr über die eingesuntenen Wangen. Und dann tam es plötzlich iiber sie, wie wilde Verzweiflung »Was Gott zusammengefügt hat« soll der Mensch nicht scheiden -s— o, Herr, Du strafsi mich hart, das-. ich Dein Wort verachtete. O erhalte mir mein Kind am Leben —-- ich will den Hafz aus meinem Herzen reißen - - mein Liebling soll glücklich werden« Als die Pfingstglocten durch die blauen Frühlings-lüfte hallten, saß unser Trudchen als Genesende am weitgeöfsneten Fenster —--— sie schien genesen an Seele und Leib »Mir ist gar nicht zu Muth, alLs ob ich trank gewesen sei,« wandte sie sich nun zu mir, »ich habe das Gefühl, als sei mir ein großes Glück wieders sahren. Oder ahne ich erst sein Rom men? Düntt mir die Welt «doch heute so schön wie nie — Und bald soll sie Dir noch schöner erscheinen, mein Lieblina!« sagte die Mutter. Und sich zärtlich zu ihr herabbengend, sagte sie: Fühlst Du Dich starl genug, eine frohe Botschaft zu hören —— aus meinem Mund oder lieber aus dem eines Anderen . »Ernst« stammelte Trudh verwirrt und Purpurgluth überzog ihre Wan gen —— und da flog auch schon die Thüre auf und icn nächsten Augen blicl tniete der Geliebte vor der Ue berraschten und küßte sie und nannte sie seine süße, holdselige Braut. Und nun ist wieder eitel Sonnen schein in unserem Heim und srohlicheJ Lachen und Seher-ten tönt wie früher durch alle Räume, Mutter und ich sind mit Trudchens Aussteuer beschas tigt und eben nadeln wir fleißig dar auf los, als unser Bräutchen wie ein Wirbelwind ins Zimmer stürmt »Das hab’ ich in Fräuzels Arbeits torb gesunden,« ruft sie übermüthig, einen winzigen Gegenstand in der ers hobeneii Rechten schwingend. »Ein Kinderjäckchem ein selbstgehälelteg, wirtliches Kinderjiickchen!« Mit sonnigeni Lächeln blickt die Mutter aus das verrätherische kleine Ding und dann aus ihren glücklichen Liebling. — — -—« Napels-ou l. und sein Sekretätu H Der Kaiser schien in seinem seabi - net sein bekanntes Wort rechtfertigen zu wollen: »Bei inir hat die Arbeit teine Grenzen!« nnd natürlich dachte er, das; seine Mitarbeiter ähnlicb or ganisirt seien als er selbst. Als er eines Tages aus dein Schreitstische sei nes Setretärs einige Notizrn suchte, entdeckte er einen Brief, den dieser an seine Frau geschrieben hatte nnd den der Kaiser dem bei ihm befindlichen Marschall Ney laut vorlab: »Seit 36 Stunden konnte ich nicht aus dem Arbeitsiimmer wegkommen« und so weiter. »Da sieht man,« sagte Napoleon, »e: findet noch Zeit, Liebesbriese zu schreiben, und dabei beklagt er sich über zu viel Arbeit!« Ver Schneemanm Von Kurt Michel. Jch hatte einmal einen Freund, der trank nie lieber etwas Gutes, als wenn der Mond schien. Freilich trank er auch zu anderen Zeiten, denn er sagte, er wäre ein freier Mensch und wolle nicht in ein Abhängigkeitsver hältniß zum Mond treten. Aber er könne, wenn er aus der Kneipe kom me, nur am Mond sehen, ob er stark, wenig oder gar nicht berauscht sei, und diese Wissenschaft habe er nöthig, um danach sein Benehmen seiner Gattin geaeniiber’zu regeln. Der Grad sei nes Rausches, behauptete er, richte sich danach, ob der Mond ein mehr oder weniger ,,schief Gesicht« mache, wenn er, nämlich mein Freund, aus dem Wirthshaus käme. Nun, in der Nacht, in der diese Geschichte spielt, war der Mond eini germaßen in Verlegenheit. Er schien auf die Straße einer kleinen Univer sitätsstadt herab, Und zwar aus ein rundes, volles Gesicht, welches mit dem seinen einige Aehnlichkeit hatte. Eine kleine Wolke, hinter der er sich einige Selunden verbergen konnte, gab ihm Zeit, darüber nachzudenken, welch ein Antlitz er dem Herrn Universitäts richter Justizrath Bullermann zeiaen müsse, und als die Wolke vorüber» war, zeigte die eine Gesichtshälfte des Mondes einen offenbar respektvollen Ausdruck, während die andere Hälfte den Mund schief zoa und ein Auge zuknifi. Das war auch wirklich die einzig richtiae Art nnd Weise aus-us drücken, mit welcher töochachtuna eg ihn einerseits erfülle-, das-, Herr Justiz raih Bullermann soeben vom akade Mich-juristischen Vereine zum Eli renmitalied ernannt worden sei, und wie er sich andererseits darüber freue, das-, der Herr Justizrath der Bowle, die er dem Vereine spendete-, wacker ; zugesprochen habe. · i Der Universitätsrichter befand sich [ lereits in seiner Wobn tng und schaute tdurch das Fenster nach dem Mond, um zu sehen, ob der Freund der Nacht fchträrmer wieder feine alte geschäftsi mäßige Miene mache, als er plötzlich zwei Gestalten aus dem Schatten des Hauses auftauchen sali. Eine trüb brennende Laterne lief-, ihn erkennen, daß diese Gestalten schwarze, rotlsge ränderte Mützen auf den Köpfen bat ten, woraus er sehr richtig schloß, daß es Mitglieder deg siorps Gepidia seien. Die beiden Studenten began nen in aller Eile grosze Schneeballen zu rollen, und allmählig wuchs Vor dem Fenster des Universitätsrichters ein Schneemann bekan. Nachdem die Gestalt menschliche Umrisse gewonnen hatte, brachte einer der Studenten ein ziemlich unsfangreichesk Partei zum Vorschein, dem er folgende Gegen stände eutnahm: ein paar schwarze Knöpse, um die Augen, und eine saure Gurte-, um die Nase des Schneeman: nes herzustellen, einen alten grauen lsylinderbuh einen zerrissenen blauen Regenschirm und einen gelben Lappen lder ein feidenes Taschentuch voritels len sollte), färnmtlich Zerrbilder der Gebraiicl)5gege11stände, welche man täglich in den Händen des Justizrag theg bemerken konnte. Die Schneefi gur sollte sein Ebenbild sein! »O, diese Spitzbuben!« sang der also Verfpottete vor sich bin, s-- denn er hatte eine eigenthiimliche sinaende » Sprechweise, die fiel) bis zum thatsäch lichen Singen steigerte, wenn er mehr oder weniger tief in’g Glas geschaut hatte — — »o, diese Bande! Wenn ich nicht Alles täuscht, so ist der Eine, .tvelcher jetzt gerade mit Wohlgefallen fein ruchloseg Wert betrachtet, der litediziner Koblrab dem ich wegenr des letzten nächtlichen Standals drei Taae i Irarzer dittirte. Aber warts ich werd’ f dir die Rache versalzen« er vor die Thiir trat, war von den Studenten nichts mehr zu sehen. ifi nen Augenblick blieb er verblüfft ste t;en, dann aber tain ihm ein Gedanke. Er nalnn dein Schneeinann Hut, Re aenschirni und Tuch vom Kopf und Seiten, trua die Sachen in’S Haus und lehrte lsald zurück, eine schwaer inthaeränderte Studenteniniitze auf » dein Kopf und ein rothschloarzeSBand un die Schuttern geschlungen Diese Sachen - - sie waren einein Mitaliede des Korps lsiepidia, das augenblicklich im Karzer saß, tonsigzirt worden wollte er dem. Schneetnann anhängen Onnd ihn dergestalt in einen Geviden verwandeln, gewiß kennt nicht geringen Aerger der beiden Attentäter am an deren Momen. Aber ehe er seine Ab sicht ausführen konnte, packte ihn eine rauhe Hand und die Stimme des Jäathächters rief: »Da hab’ ich i u.« , Die beiden Geviden, die Schöpfer des Schneeinannes, waren nach voll brachtem Wert weiter gezogen, und Kohlrab, der Eine der «Beiden, den Anderen umfassend, begann mit me L Leise schlich er hinaus, jedoch als lancholischee Stimme zu brüllen: »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.« Unglüetlicher Weise hatte in jener Nacht gerade ein neuer Nachtwächter sein Amt angetreten, und mit der Schneidigkeit eines neuernannten Be amten forderte er den nächtlichen Ruhestörer auf, zu schweigen. Ein Wort gab das andere, bis der Nacht wächter schließlich die Studenten aus forderte, ihre Karten zu zeigen, widri aensalls er sie verhaften müsse. Daraufhin nahmen die Studenten wie auf Verabredung Reißaus, der Nachtwächter setzte ihnen eifrig nach. Als er aber um ein-e Ecke bog, waren die Studenten verschwunden. Trotz dem beruhigte sich der pflichtgetreue Beamte nicht, er lief weiter, suchte überall herum und kam endlich Vor das Haus des Ju.stigirathes, welcher gerade im studentischen Schmuck der Gepiden aus der Thiir trat und zum Schneemann eilte. »Da hab’ ich ihn,« rief der Nacht wächter und Packte den Justizrath. »Was soll das bedeuten?« rief die ser in seinem Sington. ,,««’5angen Sie schon wieder an zu singen: Jch weite niclst was soll das bedeuten? Das werd’ ich Jhnen ber treiben. Augenblicklich folgen Sie mir auf die Wache.« »Mann, ich bin Untersuchung-Stich ier.« ,,.Koimnen Sie mir nicht mit sol chen Studentenwitzen·« Die Verivechsluna des- Nachtwäch terg war insofern entschuldbar, als der Gepide Koblrab von der Natur mit einem ähnlichen Vollinondsaesicht bedacht war wie der Justizrath. Und wie sollte er darauf kommen, daß ein Universitätgrichter Nachtg- in einer Studentenmiitze herumlaufe! »Haben Sie Jbre Legitimation bei sichs« A »Im o Ia, gewin, mer« Und der Justizratb zog dasDiplom hervor, welcheg ihn zum Ehrenmit glied des atadeinifch-iuristischen Ber eines ernannte. Leider war dasselbe in latetnischer Sprache abgefaßt. Der Nachtwächter trat mit dem Diploin unter eine Laterne, während er mit einer Hand den Justizrath festhielt. »Das ist auch so eine Uzerei,« sagte der brave Beamte, »den Wisch stecken Sie nur wieder ein. Und jetzt marsch zur Wache!« Auf der Polizeiwache trafen sie nicht nur den Wachtnieister, der den Justizrath persönlich kannte, sondern auch den Studenten Kohlrab, der das Standaliren nicht lassen konnte und von dem Nachtwächter eines anderen Reviers hergebracht worden war. «Servug, altes Haus,« schrie Kohl rab, als er die Farben seiner Verbin dung erblickte, ,,bist auch dem Scher-. gen in die Hände —-— ——« Aber das Wort blieb ihm in der Hehle stecken, als derJustizrath Mütze und Band sortschleuderte und ihm sein wohlbekannte-s Gesicht zukehrte. »Ich wollte mich nur überzeugen, ob die Nachtwächter sich den Studenten gegenüber richtig benehmen,« erklärte der llniversitätsrichter dem erstaunten Wachtmeister, ,,daher legte ich dieStu dentenabzeichen an und ging aus die Straße »Um zweiter Varnn al Raschid," murmelte Kohlrab Der Jnstizrath lieh vom Wachtmei ster einen Civilhut und bewirkte, daß Fiohlrab ohne Weitere-: entlassen wur de. Als sie aus die Straße hinaustra ten, sagte er zu dem zerknirschten Studenten: »Ich iin Ihnen Jhre losen Strei che hingeben lassen, sowohl den Stra ßenstandal als das mit dem Schneemann.« »O, Herr Justizrath, Sie wissen --— ich bedaure aufrichtig s-—--« »Gut, gut, aber Sie werden auch darüber schweigen, daß Sie mich auf der Polizeiwache getroffen haben.« Der Student gab das Versprechen lWar, aber mer kann ein solches Ver sprechen halten, der allabendlich bis in die Nacht hinein beim Bier sitzt? Wohl möglich. Vesucherim »Wie das Kind immer zusaininenfährt, wenn Jemand fest auftritt!« Hausfrau: »Nicht wahr; ich glaube wirklich, die Kinder bringen heutzutage die Nerven schon mit auf die Welt!« Im Rausch »Wohiu schon so früh?« « »Zum »Goldenen Adler«. Habe dort gestern Abend beim Preistegeln eine prachtvolle Punschbowle gewon nen!« »Aha; die wollen Sie jetzt abholen!« »Ja —- wenn ich sie nicht diese Nacht schon mitgenommen habe... Danach will ich mich eben erkundigen!« Februar-shall päseler its Diener » der Berliner Schuljugend fchiW folgende, an die »Bos. Ztg.« M tete Zufchrift: In gewohnter Weise feierte das Sophiengymnasium den Sedantag durch eine Schülern-ande rung. Die diesmalige Fahrt gewann durch den Besuch bei dem Fell-ma schall Häseler aus Harnekop eine hö here Bedeutung. Der Zeichenlehrer Landschaftsmaler Hunle, unternimmt seit Jahren im Sommer jeden Sonn abend eine Zeichenexkursion, auf der das lanschaftliche Skizziren und das Terrainzeichnen geübt wird. Da es bekannt ist, daß der Marschall sich für alle erzieherischen Fragen interessirt, so wurde bei ihm angesragt, ob ihm ein Besuch der Schule am Sedantage genehm wäre, und darauf erfolgte eine sehr liebenswürdige Einladung. Die Wanderung führte von Freien tvalde über den Baasee durch· die Wäl der. Um 11 Uhr traf der Zug am Kilometerstein 8 auf der Chaussee nach Prdtzel ein und erwartete da den Marschall. Nach herzlicher Begrü ßung sah er sich die Skizzenbücher je deg einzelnen an, darauf besprach er den Werth dieser Arbeiten für mili tärische Zwecke« Von dem Platze aus hatte man eine schöne Fernsicht über eine Reihe Von Hügeln Der Mar fchall wählte einige Punkte aus und besprach ihre strategische Bedeutung Dann mußten die Schüler eine Probe ihres Talents ablegen und eine Zeich nung nach seinen Angaben anfertigen. » Während dieser Zeit un unterhielt er . sich mit den einzelnen Schülern über ihre Eltern und über ihren künftigen Beruf. Als nun die Zeichenprobe nach seinem Sinne gut ausgefallen waren,· «kam er auf den Werth der Zeichen übungen im Freien zu sprechen nnd bezeichnete sie als ein vorzügliches Mittel gegen die zunehmende Kurz sichtiakeit der Jugend. Die Excursio nen, wie Hunke sie augführt, gefielen ihm besondere-, nämlich Märsche mit botanischen und geologischen Unter weifungen und zeichnerischen Uebun gen »Die geistige Regsamkeit,« sagte er, »hängt nicht von der Paukerei ab, sondern von der körperlichen Frische, die durch rüstiges Wandern gewonnen wird. Der jugendliche Körper muß sich dauernd an kleine Strapazen ge wöhnen, man braucht unterwegs nicht einen Braten zu essen, ein Butterbrod aenüah und Hunger und Durst scha det nicht Nur kein Alkohol, Alkohol lähmt die Straft!« So wanderten wir trotz des einsetzenden Regens wohl eine Stunde mit dem Marfchall. Zum Ab schiede reichte er jedem die Hand. ,,«.I."Iieine lieben jungen Freunde,« sagte er, ehe wir von einander scheiden, möchte ich für Euer Streben drei Thean hinstellen: die Liebe zum Va terlande-, die Liebe zur Natur, die Liebe zum Beruf.« sw— Weil-, Frau, Gemahtin. Ueber die drei Begriffe machte Da vid Strauß folgende feine Bemerkun gen: Wenn man aus Liebe heirathet, wird man Mann nnd Weib; heirathet man aus Bequemlichkeit: Herr und Fran, aus materiellen Rücksichten: Gemahl und Gemahlin· Man wird geliebt von seinem Weibe, geschont von-· seiner Frau, geduldet von seiner Ge mahlin. Die Wirthschaft besorgt das Weib, das Haus die Frau, den Ton die Gemahlin. Den kranken Manw pflegt das Weib, ihn besucht die Frau, und nach seinem Befinden erkundigt sich die Gemahlin. Man geht spazie ren mit seinem Weibe, fährt aus mit seiner Frau und macht Partieen mit seiner Gemahlin. Sind wir todt, so beweint nng das Weib, beklagt uns unsere Frau und geht in Trauer un sere Gemahlin -.- -— Vermutu. lsin Kaufmann ans dem Osten, der als Plnlantrop bekannt ist, wurde einmal bon einem Jrländer eingespro » eben, der früher bei ihm angestellt war, und sich- nnn an seinen ehemaligen Dienstherrn mit der Bitte um eine kleine Unterstützung wandte. »Ich hoffe sicher, Herr-« sagte der Jrliinder, »Sie werden einen armen Mann, dein vorige Woche alles ver brannt ist, nicbt leer ausgehen lassen« Der Kaufmann, der zwar freigebig aber vorsichtig ist, fragte: ,,.s)aben Sie irgendwelche Papiere oder Bescheiniauna darüber, daß Ihnen wirklich alleg verbrannt ist, wie Sie erzählen?« « Der Mann kratzte sich verlegen den Ilops und antwortete dann: »Ich habe so eine Bescheinigung ge habt, Herr, sie war soaar von einem Notar beglaubigt, aber sie ist mit meinen anderen Sachen zusammen berbrannt.« -———-·-—.s-——-·s— Ueber-triumva Martin »Mein Schatz schreibt mir stets- mit rother Tinte, um dadurch sein Herzblut anzudeuten.« Claraz »Meiner aber nur mit blauer, weil er adelig ist!« Stimme Student ("der nach einer Schlägerei auf der Unfallstation einen Rothwe band erhalten hat, zum Arzt): »Herr Doltor, —— ich bin Jhnen — sehr lver bunden!« « «