Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 29, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    No. 18·7. Wis
se Se, Mister
Edithor, wenn
ich g e w ü ßt
hätt, daß ich
den Philipp so
atig misse behi
donn wär ich
schuk genug nit
« von heim fort.
’’’’’’’’’’’’’’ Am ers chte
Dag, do hen ich ihn ja nit viel gemißt;
es war so e leinder Feckehschen sor
mich un ei tell jah. ei dhut en Men
sche gut, wann er so emol gar nit ge
battert un getruwelt werd. Wisse Se,
wann mer den ganze Dag so en Bonsch
Kids um sich erum hot, dann werd mer
so nötweß, daß mer’s gar nit dis
lreiwe kann, un sor den Riesen hen
ich den erschte Dag denl ich auch, we
nigstens suszehn Bunds in Gewicht zu
genomme. Awwer am nächste Dag
do war die erschte Sensehschen schon
abgewohre un ich hen e große Sehn
sucht nach die Kids un auch nach mein
alte Esel gehabt. Ich hen zu mich ge
sproche: Lizzie, hen ich gedenkt, dies
mol host diz en Fahl aus dich gemacht.
For so e Kleinigkeit, duht e diesente
Frau nit ihren Mann un ihre Kinner
im Stich losse; so ebbes duht nur e
.schlechie Fran; jetzt werd wohl die
ganze Taun iwwek mich tahke un es
werd e lange Zeit nemme, bis se wid
der still sin. Es bot so Klatschschwesch
tere, wo immer druss warte, daß se
ihre Niemarts iwwer ihre Freunde
mache könne. Jch hätt ja ganz gut wid
der heim gehn könne, awwer dasor sin
ich zu stobborn gewese. Ich denke das
hen ich von meine Mutter geerbt. Die
hot auch, wann se emol en Krdch mit
den alte Mann gehabt hot, niemols
zuerscht eingewwe. Well, das is emol
mei Yeemicher un oo rann met nu
helfe. Die Missus Lammgut, wo ich
bei gebohrd hen, die hot mich alle mög
liche Kwetschens gefragt, bitahs se hot
wisse wolle, was denn ennihau die
Mätter wär. Jch hen awwer immer
geiagi, das ganze Ding wär nor Fonn
un ich wollt mein alte Mann nur eniol
suhle. Dabei sin mich awwer immer
die helle Thräne die Bäckelcher erunner
gelauie un ich denke, se hot mich meine
Ennser nit geglaubt. Es waren io e
baut drei Ding erum gange, do is se
von den Butscherschopp heimkomme un
wie se in die Kitschen e wenig erum
gemacht gehabt hot, do is die Missug
Lammgut zu mich komme un hot ge
sagt: »Nati, mei dier Mäddem, ich
weiß jetzt alles; wie hen Se nur so
ebbes duhn könne? Wann Jhne Jhren
Mann neis zi; die Lehdies is, wei dann
sollte Sie praut druss sein, awwer nit
so ebhes duhn, daß se bei Nacht un
Newel von heim fort tause. Jch hen
auch en hosbend gehabt; das war ja
en ganz guter Mann; awwer wann e
Lehdie ins Haus war, dann is er im
mer ausgerisse« un wann eine von
meine Lehdiefrends e Wort zu ihn ge
sproche hot, dann is er roth bis hin
nig die Ohre geworde un hot keine
Sillebel eraus gebracht. Sehn Se,
das gleich ich nit; en Mann, un wann
er hunnert Jahr alt is, soll immer
poleit un neis zu die Lehdies sein un
soll se entertehne; dann gleiche ’s die
Lehdies bei einem im Haus. Jch will
ja nit sage, baß ich Jhne gern widber
los wär, nosser ich gleiche Jhne Jhre
Kompenie un tann auch ganz gut das
Geld sor das Bohrd stende, awwer
dieselwe Zeit, deht ich doch noch besser
gleiche, wann Sie widder heim dehte
gehn un dehte widder ussmache mit
Ihren Mann. So, jetzt wisse Se, was
ich davon denke un jetzt kenne Se ma
che was Se wolle. Dann is die Mis
sus Lammgut autseifun ich hen jetzt
die schönste Zeit gehabt, iwwer alles,
was se gesagt hat« nachzudenke. Jch
hen immer un immer wibder zu mich
gesagt, daß ich widder heim sollt gehn,
ann wär alles vorbei, awwer denke
Se ich hätt’g duhn könne? Rossen
Awwer es is nit so iesig gewese. Wo
ich hingeguckt hen, is mich’s gewese,
als ob ich den Philipp gesehn hen un
aus jeden Klasset un aus alle Kaste
un Schublade hin mich die Buwe an
geguett. Nchat’s in meine Driems sin
ich immer heim gewese un hen die Kin
ner.getend un hen den Philipp-Faun
getayu un es war aues so neyqchereu,
baß ich’g Jhne gar nit sage kann. Do
sin ich widder häppie gewese, do sin
ich die Lizzie widder gewese, awwer
wann ich am Morgen ussgeweckt sin,
dann is widbek alles vorbei gewefe
un dann hen ich greine misse, wie e
Behbie, wo met sein Luischek weg ge
nomme hei. Jch möcht nor wisse, ob
sich der Philipp auch so um mich im
wele dahi, das hen ich immer denke
müsse. Do hen ich iache müsse. Jehs,
de r werd sich for mich iruwe!e! Der
hocki Dag un Nacht bei den Wedeö
weiter un freit sich- daß ich fort sin.
Un die Kidg wer’n wohl auch froh sein
daß se jetzt emoi Feckehschen heu. So
hen ich mich von Morgens bis Obend
Gedanke gemacht un ich denke, wann
die Kandischen nor vier Woche ange
halte·häii, dann wär ich so dert ge
worde, daß ich gar iein Schatte mehr
geworfe hätt. Ufi en schöne Owend
do is die Missui Lammgut in mei
i
Isiuhm komme un hoi gesagt, es wär
en Schenielmann do, wo mich sehn
wollt. Jch hen nit emol e Tschehns ge
habt, for mei Tiers abzudrickele do is ·
auch schon die Diehr uffgange un —- i
der Philipp is erei komme! Well, ich
geb nicks drum, un wann Si auch!
iwwet mich lache duhn, awwer ich sin ;
den Philipp um den Hals gefalle un s
hen ihn gekißt, daß es e Schehm war i
Un hen gesagt: Mein goldiger Philipp, (
du hist doch der allerbeste Mann von I
die ganze Welt un, daß du jetzt zu mich
komme bist, das duhn ich dich nie nit
ver-gesse. Er hot auch gegreini un is
arig froh gewese, wie er mich widder
gehabt hot un wie er erseht die Diehr
ufsgemachi hot un unsere sämmtliche
Buwe sm wie die Orjelpfeife erei mar
schiri komme, do hen ich mich for
Freud nit mehr halte könne. For lau-—
ter Freud hen ich geheult, wie en
Schloßhund un hen eins nach den an
nere geiißt un geknutschi un hen se
geprammißi, daß ich nie un nimmer
mehr von se fort deht gehn, bis ich
emol mei bische Geist uffgewtve deht
un nach dieSeknmeterrie geschaffideht
wer’n. Jch kann Jhne sage, daß is
mei gliicklichster Dag in mei ganzes
Lewe gewese un der Philipp der kann
jeizt anstelle so viel wie er will, ich
duhn ihn keine Vorwürf mehr mache.
Wann mer einmal e Kameel aus sich
gemacht hoi, dann meint das nii, daß
mer sei ganzes Lewe mit Hörner erum
lause muß. Mit beste Riegards
. Yours
Lizzie HanfstengeL
Toitette zum Duell.
Für den Duellplatz in srantreich
schreibt die Coi de Paris, it eine ele
gante Toilett durchaus nothwendig;
nur dem Muthigen gelingt dies, ist
doch Seelenruhe eine der Vorbedin
gungen, um an tändig angezogen zu
sein. Ein Feigling kommt am Duell
inorgcn mit seinem Krabattentnoten
sicher nicht zustande und setzt einen
falschen Hut auf. Wer aber zum
Kampf nicht anders wie zu einer
Garden Parth geht,— dessen Anzug
wird nichts vorzuioerfen fein. Ein
Duellanzug muß zugleich praktisch
und qra ios sein. Ein Seidenhenid
versteht ich von selbst, es ist warm
und leicht und bietet einen unauffäl
ligen, aber doch schätzenswerthen
Schutz gegen die Degenfpisze; wenn
man darunter einen ebenfalls seidenen
Triiot trägt, geben leichte Stiche
tcuin durch. Allgemein verpönt find
schwarzseidene Hemden, auch gelb
verstößt gegen-den guten Ton, be
sonders wenn das schone Geschlecht
sbei der Sache im Spiele ist. Man
nehme lieber neutrale Farben, etwa
hellblau oder dunkelgrau Das
Beinileid ist schwarz nnd weit. Als
Fußbetleidung sind etwas getragene
Lackschuhe von besonders ssineni Es
sett. Beide Hände natürlich in wei
ßen Handschuhen
i Man erscheint auf dein Duellplatz
iin Duelltoilette, in einen weiten
iUeberzieher oder einen Pelz gehüllt,
da die Garderoben an den Duell
pliitzen meist wenig bequem find. Eine
Art Aberglauben gebietet fiir De en
duelle stets dasselbe Hemd anzuzieäem
ein Gebrauch, der ich bei allen Habi
tues eingebürgert at. Bei Pistolen
duellen ist bis 9 Uhr Morgens der
Frack erlaubt, die sachleute empfehlen
ihn sogar. Man ann ja von einem
Ball kommen, der sich ein weni« in
den Morgen ausgedehnt hat. Ge roct
und Zhlinder geben eine sehr stilvolle
Silhouette, wirken aber hernach beim
De·euner etwas zu ernst und feierlich
un sollten jedenfalls nie vor 8 Uhr
Nachmittags angelegt werden.
Statt eines k racis ist auch ein eng
anliegender chwalbenschwanz mit
steifem ut nicht übel. Den Norma
en lko zu schlagen, gilt auf dem
ue platz nicht weniger wie sonst
überall als ein Beweis der Untultur,
da ein schwarzseidenes Halstuch das
leuchtende Weiß von Kragen und
Borhemd ebensogut verdeckt. Ein
heller kandschuh aus der linken Hand,
die au den Rücken gelegt wird. Die
Setun aner haben fsich aan iehen,
als wenn sie einen o ficiellen Zbesuch
machen wollten. Weiter nichts. Sie
diir en aussehen wie sie wollen, nur
nicht wie Sekundanten Wenn man
keinen Automobilbreak zur Verfügung
haben sollte, empfehlen wir den klas
sifchen geschlossenen Landauer. Wenn
man keinen hat« leihe man ihn von
einein Freunde, da man in einem
Miethssuhrwert unfehlbar den Ein
druck erwecken wird, als ob man zu
einer Hochzeit siihrr. Vor oder b
xonders nach dem Duell das Verdeck
es Wagens zurückzufchlagen, würd
eine sehr üble Erziehung verrathen.«
Der kleine Charles wird von seinem
Lehrer in der Geschichte geprüft. Er
hat die Frage zu beantworten: »Wo
hin sind die Türken nach der mißlun
Fenen Belagerung vonWien geflohen?'«
sinen Augenblick verlegenes Still
iäweigem dann antwortet Charleg
s nell entschlossen: »Die Türken sind
so sschnell von Wien geflohen, daß die
Gechichtsschreiber gar nicht wissen,
wo sie hingekommen sind.«
It II I
Leutnani (zum Einjährigen): »
»Wenn-, hier wird nich jeträumtt Sie
sind hier nicht Uebermensch, sondern
Jetvehr-iiber-Menich!«
i If I «
Man kann zehn häuser haben und
doch kein heim.
»Stil« es eine Seel nwanderung der
Thieres« fragt ein rofessor.
Natürlich: aus den meisten Affen·
wird ein Laien
l · ,
Ein kleines Intermezzo.
Slizze von Lars Dilling.
Die Frühlingssonne fluthete durch
die Spiegelscheiben, spielte auf dem
breiten Goldrahmen eines Qelgeinäl
des und warf einen glitzernden gol
denen Streif auf die schweren, rothen
Sammeiportieren des eleganten Ge
maches. Sie, ein schönes, junge-H
Weib mit blüthenzartem Teint und
reichem, aoldblondem Haar, saß mit
einer Sticlerei in der Hand am Fen
ster und blickte hinaus auf die Sita
ße, während er, ein fchlanler, elegan
ter Mann mit edelgeformten, ein we
nig miiden Zügen, in einem Patent
sessel ruhend, die Zeitung las nnd
eine Zigarre tauchte.
Sie husiete.
»Könniest du nicht etwas weniger
rauchen, bon ami?«
; »Ich wußte nicht, daß es dich ge
inirt, zumal du ja selbst Zigaretten
» rauchft.«
) ,,Doch niemals hier drinnen im
s Zimmer«.«
-.- .- sks ks
l
)
s
l
,,Pllklloll, Ich Wetvc mich uurucgsr
in mein Zimmer zurückziehen und
dich sowohl vom Zigarrenrauch als
von mir befreien. Das ist ja wohl
eine doppelte Annehmlichkeit.« »
»Ach, laß uns nicht zanken, das ist
so geschmaeklos. Bleiben wir lieber
gleichgültig wie gewöhnlich. Das ist
viel gebildeter. Und wir sind ja alle
beide ein paar wohlerzogene Men
schenkinder, nicht wahr. Du bist ja
doch auch Kammerjunker und aus
vornehmer Familie-, und ich bin zwar
nur eine simple Bankierstochter, doch
der väterliche Mammon erwies sich
ausreichendgenug um mir sowohl
eine feine Erziehung als einen sei
nen —-—«
Sie verstummte.
»Warum vollendest du nicht? Einen
feinen Mann zu verschaffen, wolltest
du wohl sagen.«
»Das war Jhr Wort, mein Herr
Gemahl, nnd nicht das meine. Doch
fWahrheit ist’s, wie Königin Thyrg
«agt.«
»Nun, diese Art Luxus kann man
heutzutage billig laufen. Es giebt so
viele arme Adlige.«
Sie unterdrückte einen Seufzer.
»Mitnuter kann er theuer genug er
taust seiu,« klang es in gepreßtem
Ton von ihren Lippen.
Der Kammerjunker legte die Zi
" garre aus der Hand, ließ die Zeitung
I sinken und schloß die Augen, um ein
IWMig zu schlummern.
Frau Leonie
nähte ein paar Stiche an ihrer
Stickerei. Lautlose Stille herrschte in
dem Gemach, nur dann und wann
durch das Geräusch eines vorüber
- rollenden Wagens oder fernen Kinder
jubel unterbrochen. Plötzlich erklang
drunten auf der Straße eine beisere
Männerstimme, die Seesand feilbot.
Der Kammerjunker regte sich un
muthig in seinem Sessel. »Sand,
Sand, Seesand!« ertönte nun auch
eine durchdringende Frauenstimme.
,,Sacrebleu,« murmelte der Kammer
junker, »fangen nun auch noch die
alten Weiber an, einem auf die Ge
hörsnerven zu fallen? Jch glaubte,
es gäbe nur Sandmiinner.«
Leonie blickte zum Fenster hinaus.
»Die Frau zieht mit ihm am
Karten,« bemerkte sie.
»Na, darum geht er auch so
schwer.«
,,Nein,« sagte sie mit ernstem Blick.
»Die Last wird leichter, wenn Mann
und Frau sie gemeinsam tragen.«
Sie ließ die Stickerei in den
Schooß sinken und schaute abermals
hinaus. Der Sandlarren hatte am
jenseitigen Trottoir, im Schatten des
gegenüberliegenden Hauses, Halt ge
macht. Der Mann füllte Sand in
ein Maß, während die Frau sich aus
ruhend auf der starrendeichsel nieder
gelassen hatte. Es war ein altes Ehe
paar, er ein Greis mit gebeugtem
Rücken, graubiirtig, mit sonnenver
schossenem Winterroek, sie braun und
vertrocknet wie eine Mumie, in ver
waschenem Baumwolltleide, mit ei
nem großen, schwarzen Strohhut auf
dem Kopf. Der Alte entleerte das
Maß in einen Sack, den seine Frau
sodann auf seine Schulter lud. Dann
verschwand er mit seiner Last im
Hause.
-- -- « »W! t!--..:s
ankllmvou Ituccir ice-»u- »san«-«
»Die Sandmenschen da draußen
scheinen dich höchlichst zu interessiren·
Gili deine Aufmerksamkeit immer
noch ihnen?« fragte ihr Mann nach
einer Weile.
»Ja. Jch möchte wohl wissen, wie
lange sie schon verheirathet sein mö
. m!«
»Sicherlich länger als zwei Jahre
«wie wir.«
»Das ist sehr wahrscheinlich.«
»Und denl’ einmal, sie scheinen ein
ander immer noch zu lieben!«
»Das pflegt bei solchen Leuten ge
wöhnlich der Fall zu sein.«
»Ja, die Armen verstehen es nicht
besser.« sagte sie voll schneidender
Ironie. «
Er hatte sich erhoben und war zum
Fenster getreten. Leicht iiber seine
Frau geneigt, eine Hand auf die
Lehne ihres Stuhles gestühh blickte
er nun ebenfalls hinunter auf die
Straße. Nun kam der Sandmann
zurück. Liebevoll trocknete seine Frau
ihm mit ihrer gestreiften Baumwoll
schiirze den Schweiß von der Stirn.
W
sDaanog sie eine Flasche Dünnbier
aus ern Sande und ein Päckchen
mit Butterbroden aus der Tasche.
Beide setzten sich nebeneinander auf«
dsise Deichselstange und begannen zu
e en.
Der Kammerjunker und seine Frau
sahen ihnen amiisirt zu, d. h. eigent
lich nur die letztere, da seine Aufmerk
samteit sich mehr auf das üppige, in
Sonnengold gebadete leondhaar sei
ner Frau und ihren schönen Nacken
lonzentrirte, während er, sich tiefer
über sie neiaend, den sie umwehenden
Duft feinsten französischen Parfüms
» athmete.
»Sieh, Guido, nun streiten sie sieh
um ein mit Fleisclszelegtes Brod. «
»Aus purer Liebe Keiner von
ihnen« will den besten Bissen selbst
-essen.«
J »Nun theilen sie es, « sagte sie mit
Leinem Klang der Rührung in der
Stimme.
. Er neigte sich noch weiter vor, so
daß sein Arm sie beinahe umschlang.
»Wie merkwürdig, daß er nie zuvor
Jentdeckt hatte, welch wunderbar schö
lnen Nacken, welch edlen Kopf- und
-Halsanfatz sie hatte. Er empfand
; ein brennendes Verlangen, einen Kuß
lauf die zartrosige Stelle zu drücken,
»die aus einer Fluth weißer Spitzen
hervorschimmerte, und die Hand über
idie goldenen Nackenlöckchen gleiten zu
E lassen. Aber dergleichen verübt man
ja wohl nur in den Flitterwochen.
»Sieh, nun zündet er sich zum
Dessert eine Pfeife ani« bemerkte sie.
»Und feine Frau hustet nicht ein
mal von dem Tabalsqualrn.«
,,Guido!«
Es klang etwas so Weiches, Bit
« tendes aus ihrem Ton, etwas, das er
s noch nie zuvor vernommen. Er wußte
inicht recht, wie es zugegangen, doch
jplötzlich ruhten seine Lippen in lanI
Lgern Kuß auf dem zartrosigen Nacken.
« ,,Wollen —— wollen wir nicht auch
- versuchen, einander ein wenig lieb zu
jhabem Leonie?«
« Er war auf einem Tabouret an
ihrer Seite niedergefunten und hielt
isie an sich gedrückt
, »Mir dürfte es nicht schwer fallen.
Guido. Jch habe dich immer lieb ge
habt«
»Dann soll es mir fortan eine Luft
sein, den Sandlarren der Ehe zu
ziehen, was mir anfangs — nach dem
freien Junggesellenleben —— ein wenig
schwer und ungewohnt erschien. Doch
nun du mir helfen willst, wird unser
vereintes Bemühen uns die Aufgabe
erleichtern und den Sandkarren uns
zum Rosenwagen des Glückes ge
italien«
Der Sandmann nnd feine Frau
waren weiter gezogen und riefen ab
wechselnd:
»Sand, Sand, Seefand!«
Doch Guido und Leonie standen
nicht mehr am Fenster, um ihnen
nachzufchaum Sie saßen eng an
einander gefchmiegt und schauten ein
iander in die Augen« und dort sahen
tsie lichte Zukunftsbilder.
---—-· - -.-—
Deutschland und EgypteIU
Ueber deutsches Wesen in Egypten
lesen wir in den »Mitt. des Allg. D.
Schuldereins«: Jn die Einfluß
sphäre, die deutsches Wirthschastsle
ben im Orient sich eröffnet hat, fällt
auch Egypten. Deutschlands Einsuhr
stieg von 1894 bis 1903 von 13 auf
57 Millionen Mk» während die Aus
suhr dorthin in derselben Zeit sich von
7 auf 22 Millionen Mk. hob. Es ist
wenig bekannt, daß Egypten auch für
Deutschland enorrne Mengen roher
Baumwolle liefert, im Jahre 1903
allein für 48 Millionen Mk. Der leb
haste deutsche Schiffsverkehr durch
den Sueztanal und die hohen engli
schen Kohlenpreise veranlaßten die
deutschen Rhedereien zur Gründung
eines deutschen Kohlendepots in Port
Said, das seit einigen Jahren erfolg
reich thjitig ist. Seitdem hat sich auch
die Aussuhr deutscher Kohlen nach
Egypten gehoben. Im vorigen Jahre
wurden 63,000 To. dorthin ausge
führt. Jn Alexandriem dem Haupt
hafen Egyptens, verkehrten im Jahre
1904: 70 deutstise Schiffe von 150,
000 To. Der Norddeutsche Llohd
ri— —————————————
richtete eine regelmäßige Schiffverbin
dung von Marseille über Neapel nach
Alexandrien ein. Der große, dieser
deutschen Linie zugeflossene Passa
giervertehr beweist, daß damit ein Be
dürfnifz befriedigt wird. Nunmehr
hat die Hamburg - Amerika - Linie
die Errichtung eines Flußdampfer
verkehrs auf dem Nil beschlossen. Die
sechs in diese Linie einzustellenden
Schife sollen dem Passagier- und Gü
tervertehr dienen. Mit Hilfe dieses
Schiffverkehrs auf dem Nil wird es
möglich fein, dem deutschen Handel
neue Absatzgebiete zu eröffnen und
neue Stiitzpuntte wirthschaftlicher
Thätigteit zu schaffen. Unterstützt
wird diese Arbeit durch den in Egyp
ten sehr großen Fremdenverkehr. Trä
ger der deutschen Interessen in Egyp
ten sind heute etwa 1300 Reichs-deut
sche, von denen 600 allein auf Alex
andrien, 500 auf Kairo entfallen. Die
Zahl der Deutschredenden ist etwas
größer, sie mag etwa 12,000 betra
gen. Der größte Theil davon sind
Deutsch-Oesterreicher, diejedoch durch
schnittlich eine geringe soziale Stel
lung einnehmen. Jn Alexandrien und
Kairo haben die Deutfchen in Kirchen,
Schulen und gemeinnützigenAnstalten
sich wichtige Mittelpunkte deutschen
Wesens im Ausland geschaffen.
W
Oel-found
Gamburger Nachrichten.)
Ein Berliner sreisinniges Organ
hatte sich neulich gegen die »Phrafen
über Weltpolitit« gewandt und die
»weitausgreifenden Ideen« kritistrt,
mit deren Ausführung dem »Bediirs
nisse der neuen Zeit« entsprochen wer
den solle; die Dinge lägen im zwan
zigsten Jahrhundert noch genau so,
wie im neunzehnten und habe Deutsch
land damals keine Weltpolitit getrie
ben, so sei es auch jetzt nicht nöthig.
Das Blatt hatte sich dabei auf die
Autorität des ürsten Bismarck beru
fen, der ein egner der Weltpolitik
gewesen sei.
Dem gegenüber führt ein anschei
nend offiziöser Artikel der Münchner
,,Allgemeinen Zeitung« aus, es beruhe
auf totaler Verkennung des Wesens
der Vismarckschen Politik, wenn man
behaupte, der große Kanzler habe der
Entwicklung des deutschen Volkes be
stimmte enge Grenzen ziehen wollen;
es sei undenkbar» daß der Schöpfer
des Deutschen Reiches den Wunsch ge
hegt haben solle, Deutschlands Ent
wicklung nach außen hin auf einer
bestimmten Stufe festzulegen. Aller
dings habe er nach dem mächtigen
Auffchwunge, den Deutschland nach
den großen Kriegen und der Grün
dung des Reiches genommen, dem
deutschen Volke Zeit gönnen wollen,
das miihsam erkämpfte junge Reich
auszubauen und zu befestigen, außer
dem aber dem Verdachte der übrigen
Mächte begegnen müssen, das neue
Reich werde sich nun im Siegesrausche
auf andere Länder stürzen und eine
Aera des Krieges und der Umwälzun
een über Europa heraufbesch«widren.
Darum habe er stets so ernsthaft be
tont, daß das Deutsche Reich zu den
saturirten Staaten gehöre. Aber es
sei ihm nicht eingefallen, eine natür
liche friedliche und legitime Kraftent
micklung, eine Erweiterung der mitth
schaftlichen Bedürfnisse des deutschen
Volkes einzudämmen, oder im voraus
zu bestimmen, daß Deutschland in
nerhalb einer gänzlich veränderten
Weltlage bescheiden auf die Geltend
machung berechtigter, feinen Kräften
"entsprechender Interessen sur aue Zei
ten berzichten solle. Das habe u. a.
sein Verhalten in der Frage der Er
werbung von Colonien bewiesen; hier
sei er nicht bahnbrechend vorgegangen,
wie es sonst seine Art gewesen sei und
doch hab er sich dem öffentlich erkann
ten Bedürfnisse, wie es ihm aus dem
Volke spontan entgegengetreten wäre,
nicht entzogen, sondern die Praktische
Reichspolitit in dieser Frage genau
jenem Bedürfniß angepaßt.
Jm gr ßen Ganzen wird man die
ser Würdigung der Bismarck’schen
Politik das Zeugniß nicht versagen
können, daß sie zutreffend ist; nur
fragt es sich, ob der damit verfolgte
Zweck erreicht wird, die heutige Welt
politik, wie sie unsere Offiziösen ver
standen wissen wollen, im Sinne des
großen Ranzlers zu rechtfertigen, und
nachzuweisen, daß sich die Weltlage
seit seinen Tagen derart verändert
habe, um die auswärtige Politik vor
ganz neue Aufgaben zu stellen, die
mit neuen Mitteln zu lösen seien.
Daran glauben wir nicht. Die Er
eignisse, welche im Laufe der Jahre,
seit dem Rücktritt des Fürsten Bis
marck in der Welt vor sich gegangen
sind, haben für die daran betheiligten
Mächte sicherlich Veränderungen in
ihrem Einfluß und in ihrem Besi -
stand zur Folge gehabt, aber daß Be
eine gänzlich veränderte Weltlage mit
neuen Auf aben auch für Deutschland
hervorgerusen hätten, ist eine Ansicht,
die doch einer besseren Begründung
bedarf, als wir sie bisher vernommen
haben. Soweit wirklich eine neue
Gruppirung der Weltmiichte eingetre
ten ist, wird-es natürlich Deutsch
lands Aufgabe sein, sich damit abzu
finden und in jeder Weise auf seine
Sicherheit bedacht zu sein, aber auch
das muß durch Maßnahmen auf dem
Gebiete der europiiischen Politik
Deutschlands geschehen, denn welches
Mittel der Weltpolitik wollten wir z.
B. dagegen anwenden, daß das rüh
rige Volk der Japaner in den Kreis
der modernen Mächte eingetreten ist,
oder daß die Ver-einigten Staaten auf
dm Wege sind, eine größere Machtmi
saltung auszuüben als früher? Gegen
Gefahren, die sich für die deutsch-en
Jnteressen hieraus ergeben, können
wir doch nur mit den Mitteln an
kämpfen, die sich zur Zeit des Fürsten
Bismarck ebenfalls darboten, mit lei
« nen anderen.
Jedenfalls ist Deutschland nach wie
vor gendthi t, sein Hauptaugenmetk
der europäischen Politik zuzuwenden.
Das haben wir erst kürzlich wieder
erfahren und wenn die Eifersucht
Englands aus die zunehmende Con
turrsenz Deut chlands uns nöthigt,
unser-e Flotte zu verstärten, so ist
das ebenfalls eine Aufgabe, die ebenso
ut im Rahmen der Politik des Fitt
sten Bis-knarrt zu lösen gewesen wäre
wie in dem einer von dieser angeblich
ganz verschiedenen Weltpolitik. Welt
Politit treiben in einem anderen
Sinne, als es Fürst Bismarck gethan
hat, wäre sür Deutschland überhaupt
nur möglich, wenn es sich auf über
seeische Expeditionen einließe, etwa
wie die, welche die Franzosen nach
Msadsagasiar oder Tonting geführt
haben. Den Schutz deutscher Inter
essen, wie ihn Deutschland z. B. bei
der Theilnahme an der Cooperation
der Mächte in China nach den dorti
gen Boxeraufständen und der Ermor
dung des deutschen Gesandten ausge
übt hat, rechnen wir natürlich zu der
artigen abenteuerlichen Expeditionen
ebenso wenig wie wir das Auftreten
Deutschlands in der marokkanischen
Angelegenheit tadeln. Wir behaup
ten überhaupt nicht, daß die heutige
marck, wohl aber daß ein The HVM
Presse-, welche der Regierung nahe
teht, Au fassungen vertritt, die man
als ein bweichen von den bewii en
bismsarckschen Prinzipien an e n
skönnte Auch wir lauben, daß ie
ljetzige Mode, mit hrasen der Welt
spolitik u Butten nur zu ehe FO
Ieignet ist, ißtrauen ge n ut cky
sland hervorzurufen und uts lands
antseressen im Welthandel zu chädi
J gen. Deshalb rathen wir ab von die
! erlsztlrkt Preßbehandlung der hohen
o I I .
s Das Reden über Wenpolitik ist
! über upt in der Hauptsache ein Spiel
) mit orten, der Gegenstand der Für
sorge ist derselbe geblieben, nur die
Bezeichnung für die Sache ist eine
andere geworden, und zwar, wie wir
vermuthen, lediglich deshalb, um den
Anschein zu erwecken, als ob den heu
tigen Leitern der Regierung höhere,
s größere und schwierigere Aufgaben ge
istellt seien als dem großen Staats
manne, dem wir unsere neue natio
nale Existenz Zu verdanken haben.
sNiemand kann sich darüber täuschen,
sdasz die sogenannte Æltpolitik, von
s
Regieru i
,heiten aRerö auffaßt als Für . ,.
der in der offiziösen Presse so viel
die Rede ist, vorwiegend aus Reden
und Zeitungsartikeln über dieselbe
besteht und daß die Ueberzeugung von
der Nothwendigkeit derselben dem
deutschen Volke mehr dadurch «als
Hdurch wirklich praktisches Bedürfniß
beigebrachck worden. Mit anderen
sWortem Die sogenannte Weltpolitik
besteht mehr in den Schlagwortern
»und Jdeen ihrer Vertreter, als in
wirklichen Thatsachen, und wir wen
Hden uns ge en diese Art »Weltpoli
ltik«, weil sEise irrefiihrend wirkt und
Jnur zu geeignet ist, unsere Aufmerk
I samlcit von unserer europäixchen Lage
tabzuwcndm die, wie die Er ahkun en
sder letzten Vergangenheit erst wie r
Idfeniich gezeigt haben, nur zu kritisch
’ i t.
; Wir wünschen keinerlei Vernachläs
sigung der überseeischen Csolonial
Hund Handelsinteressen des Deutschen
Reiches, aber wir würd-en es für be
denklich halten, wenn uns das fort
» währende Giewöhnen an die Interessen
Eder Weltpolitit davon zu-ri1ckbrächte,
den Schwerpunkt unserer nationalen
Existenz in Europa zu suchen und un
serer Stellung innerhalb unseres
Jerttiieiles unsere stärkste und größte
Sorqe zu widmen. Die beste Welt
politit, die wir treiben können, ohne
den festen Boden unter den Füßen zu
verlieren, besteht darin, daß wir un
sere enropäische Stellung sichern und
nach aiißen hin deutsche Interessen
überall wo es nothwendig ist, mit
sachlichem Ernst und Nachdruck ohne
viele Redensarten über Weltpolitik
wahrnehmen und schützen. Jst dies
früher mit Erfolg geschehen, warum
sollte es jetzt nicht mehr möglich sein-f
Niemand war eifriger im chutz de
nationalen JnteressenDeutschlands al
Fürst Bismarck, einerlei ob es sich bei
diesem Schutz um Entsendung von
Kriegsschiffen, oder um diplomatischen
Druck, um Eonventionen mit iiberseei
schen Staaten handelte. Aber niemals
ist es ihm in den Sinn gekommen, zu
verlangen, daß in der Welt keine Ent
scheidung mehr getroffen werden dürfe,
ohne daß Deutschland mitspreche. Mik«
größtem Nachdruck hat er oft genugxzj
davor gewarnt, daß Deutschland seiner-;
Finger überall hineinstecte, wenn trif
gendwo in der Welt etwas los fei, dasE
es den Hans in allen Gassen spieks
und sich in Dinge mische, die es njchtfkcl
langingem bloß aus Bedürfniß, mit?
dabei zu sein. Ein Eingreifen
Deutschlands in fremde Angelegenhei
ten durfte seines Erachtens überhaupt
nur dann in Frage kommen, sobald
wichtige deutsche Interessen es aus
sdriicklich verlangten.
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i
Humor aus der Schule.
Am Reichstagsufer zu Berlin sind«
— so erzählt man der »T. R.« — die
festesten Steine aus dem Fichtelgebir-,
ge entnommen. Besseres Material
fand Meister Wallot nicht. Und die-J
festesten Menschen trifft man auch uth
den Ochsenkopf und Schneeberg (wa
ren doch des ,,Al ten Fritzens Sijper«, s
die Moltke bis an’s Lebensende gern
im Munde führte, auch vom Südweft-·
hang des Fichtelgebirges). Klates
Wasser entspringt daselbst und wird
als Kulmbacher Bier bis Berlin und
darüber hinaus genossen. Kurzwka
Fels und Mensch urwiichsig. Dort
Lehrer zu sein. erfordert viel Geduld,
und oft wird man bei den Abe
Schiitzen wahre Originale finden.
Der Schnlinspektor prüft selbst, und
um die Anschauung der Jüngsten ken
nen zu lernen, fragt er —-— aus die na
hen Waldbänme deutend: »Was find
das für Bäume?« —--— »Hullzerne!««
(h·olzerne) ist die schlagfertige Ant
wort Jn einer Schule ging das Rech
nen herzlich schlecht Daher der Jn
spettor: »Bei Eur- kommen ) Klöße
auf den Tisch« ldortzuiande sind
Klöße das Hauptgericht) — »und
von diesen 5 Klöszen werden I geges
sen, wie viel bleiben dann übrig?« —
Antwortt »Das ham nc’r noch net
gheobt, mit Kleefzen ham in’r über
haupt noch net gerech’nt.«
Aus der Jnstruktionsftunde: »Allo,
Rekrut Huber, was ist der Soldat?«
»Herr—Unteroffizier, der Soldat ifzi
Alles, was er kriegt!«
sit III II
Was ist Pech? —- Wetm sich Einer
Abends aus dem Balle verlobt hat
und am andern Morgen nicht melde
weiß, mit wem-«