Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 22, 1905, Sweiter Theil., Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    TÄMOÄOMEOMQ PG PPPOPQEPEQE
Die Spielgefährteng
Roman von V. Wiesen.
-4-.--------0-0Q---0--------I
Wisse-OWN
(16. Fortsetzung)
Lange. qualvolle Minuten. End
lich rasselte draußen ein Wagen vorn
Hsz der alte Wufchsat fuhr nach dem
Doktor.
Und nebenan da klirrten die Glä
ser, lärnite die Jagdgesellfchafi. Man
hörte deutlich das vielsiimmige Lachen.
Einen Augenblick war es Mice zu
muthe, als müßte sie aussvtingen,
zwischen die Lärmenden treten und
ihnen zuschreiem »Was thut ihr noch
hier? Hinaus!«
Aber wozu? Jetzt war es ganz
gleich. Das arme, kleine Wesen
mertie nichts mehr von irdischem Ge
täusch.
Setzte der röchelnde Athem nicht
schon aus? —- O Gott, wenn es nur
noch lebte, bis der Doktor kam, viel
leicht gab es dann noch Hülfe.
Alice murmelif Gebete, flehende,
halb abgerissene Worte, immer wie
der dieselben, zuleßt nur ganz mecha
nisch; denn ihr ganzes Sein konzen
trirte sich in dem Blick unfäglicher
Angst, mit dem sie jeder Regung des
leidenden Kindes folgte.
Lan steckte gutmüthig den Kopf
zur Thür hinein und fragte, oh sie
der gnädigen Frau etwas helfen kön
ne; auch die haushälterin kam und
bot sich zur Rachtwaehe an. Alice
machte nur eine abweisende Bewe
gung mit der Hand. Stumm saß sie
an dem kleinen Bett und sah auf das
Kind so voll heißer, ins-künftiger
Liebe, als hätte diese die Kraft. den
Todeskampf abzukiirzen, die Qual
zu lindern.
Und allmählich wurden die Zuckun
gen des kleinen Körpers schwächer,
das Röcheln leiser. Jnnner tiefere
Schatten senkten sich über die einge
fallenen Schläfen —- ein tastendes
herumirren der Händchen —- die Glie
der streckten sich i- ein leiser-, leiser
Hauch wie ein abgerissener Seufzer —
vorbei!
Das Oel der Nachtlampe mochte
ausgebtannt sein, der kleine, schwim
meude Dacht prasselte und zifchtr.
Da wurde die Thür rasch geöffnet,
Wasil trat herein. An feinem ver
stötten. wildflacketden Blick hätte
Alice erkennen könner daß er un
glücklich gespielt hatte, aber sie sah
nicht auf.
Mit heiserer Stimme, der ein star
ker Weindunsi entströmte, fragte ek:
»Du haft mich vorhin rufen lassen,
ich konnte aber nicht früher abhin
men. Was ist denn schon wieder mit
der Kleinen?«
Er wollte an das Beiichen treten.
Da sprang die Frau auf.
Sie hatte sich noch nie feinem Wil
len widersetzt, erst aus Liebe, dann
aus Furcht-.
Jetzt wies sie mit gebieterischer Ge
bärde nach der Thüt »
»Das Kind ist todt. — Geh weg,
geh hinaus, Du hast keinen Theils
mehr an ihrs
Um das winzige, frisch ausgeschüt
tete Kindergrab, in dem Klein-Gret
chen schlummerte, spielten die ersten
Schneeslocken, taumelten hin und her,
senkten sich zur Erde und wurden
helle Thriinen.
Herbsischnee, wie er in den köstli
chen Provinzen häufig schon im Ot
tober durch die Lust wirbelt. Der
Wind lacht ihn aus und treibt ihn
vor sich her; denn noch siihrt der
Wind das- Regiment.
Obgleich Frau Dittmer es als- ein
großes Opfer betrachtete, bei der jetz -
sen rauhen Jahreszeit wo man sich
so leicht eine Ertäiiung zuzug, zu
reisen, war sie doch aus die Nachricht
von dem Tode ihres Enkelchens nach
Dobrawitz gekommen. Es gehörte
sich siir eine Mutter, der Tochter in
Trauer-fällen tröstend zur Seite zu
stehen
Fseilich, der Trost, den Frau Ditt
met zu spenden verstand, linderte kein
Leid und machte kein wundes Herz
gesund. Ja nicht lange währte es so
wurden aus den Worten der Theil
nahme ernste Ermahnungen
Alice hatte gleich nach bemBe räb
näh bei Kindes den festen Enisgchluß
tnndgesebepn sich von ihrem Manne
gis-eurem Jehh wo das einzige
nd seen n war das sie noch an
TZ einander e,lte est konnte nichts sie
N den« n Wasil hntte ihrem
nach Scheidung mit kurzen,
zagesiiinmä
IWI Wie war außer ch. Wie
W Miae soseb Jst-hegen sehe, un
WIN
warf dokh n bis-ne weiteres
eigenes .Ik W nd t -
mn mMeiekM Z- ereSnzeeln
II CIWDIIIUICIOICIIIIIII
«Sor nicht, liebe Mutter, daß ich
Deine — stsreundschast lange in An
sprach nehme,« hatte Alice geantwor
tet; »sobald die ersten Wochen vorüber
und alle nothwendig-en Schritte zur
Scheidung eingeleitet sind, suche ich
mir im Ausland eine Stelle. Jchhabe
Kinder sehr lieb, und in Rußland und
England werden deutsche Erzieherin
nen viel verlangt.«
»Du thust gemde,« - versetzte die
Mutter pikirt, »als gönnie ich Dir bei
msir kein Unterkommen, während ich
nur Dein Bestes im Auge habe, wenn
ich Dir zurede, Dich mit Wasrl aus
zusöhnen. Jede verständige Frau
würde das in Deinem Falle thun. Ein
Mann wie der Baron . .
»Bitte, laß,« wehrte Alice müde.
»Es nützt doch nichts-I Frau Ditt
gez zog unmuthig die Augenbrauen J
»Jeder isi seines Glückes Schmied,
und we mnicht zu rathen —wenn Du
als Baronin Waszczewsli Dich durch
aus in fremde Diensibarkeit begeben
willst, werde ich Dich niich dar-an hin
dern. Indessen wirft Du einsehen,
daß Deine tiefe Trauerklesidung und
die kalte Jahreszeit es vorläufig ver
bieten. Du lannft also den Winter
bei mir bleiben.«
»Dafiir bin ich Dir dankbar. liebe
Mutter. Wir fahren dann, wenn es
Dir recht ist, schon mor en ab. Das
Wenig-, was ich mitne men möchte,
habe ich gepackt. Mir isi jeder Tag
driikrend an dem ich länger hier ver
wei e
»Du wirft Dich wahrscheinlich liinfi
tig oft in viel drückenderer Lagebe
finden,« äußerte die Mutter spitz
»Aber ganz wie Du wünschest, wir
rein also morgenf
e Unterhaltung wurde abgebro
chen, vau Dittmer machte sich an
ihrem u thun, um ihrerseits
noch einige jkaIZleinigleiten zu packen,
und Alice verließ leise das Zimmer.
Sie nahm Hut und Umhang und
schritt hinaus in den dämmerigen
Herbstabend
Sie wollte Abschied nehmen von
ihres Kindes Grab.
Es war eine starke Stunde Wegs
bis zum Kirchhof und der Wind wehte
scharf ent egen. Die am Morgen ge
allenen floscken hatten sich in
glitscherige Näfse aufgelöst. Bei jedem
Schritt blieb der Fuß in dem durch
weichten Boden stecken. Nur langsam
kam die Vorwärisschreitende ihrem
Ziele näher.
Aber endlich lag doch das weiße
niedrige Kirchlein vor ihr an das sich
der von benwosien Feldsieinen einge
faßte Friedhof dicht anlehnt.
Da, links vom Eingang. der kleine,
unscheinbare Hügel — noch lein Kreuz
darauf, keine Inschrift —nichts als
ein armes Hauf n Erde. Und es
bazg doch das T verste, das Liebste.
lice lauerte neben dem Grabe nie
der. tlich strich ihre Hand über
die wel enKriinze, mit denen es zuge
deckt warn Wann würde re wieder hier
weilen? Vielleicht nie me . Das kleine
Grab blieb einsam zurück, wie sie ein
sam hinauszog in die Fremde.
ei einer Krahe, die, nach
dem sie un t herumgeflattert, sich zur
Nachtruhe auf einen nahen Baum
setzte, ließ Mice aufschauen.
Hatte sie zu lange esiiumti Die
Fiagte1 wurden jetzt chon so früh
un e
Ulllcll lcslcll« lllllgcll VIII Wclls slc
zurück aus ihres Lieblings Schlum
merstätte, dann machte sie sich eilig aus
den Heimweg.
Der Wind war stärker geworden
traf aber jetzt von rückwärts und half
zu schnellerem Vorwärtsschreiten All
zu spät konntees übrigens noch nicht
sein, den« im Westen, in der Richtuna
vrsn To: ,:itz, war es noch ganz hell
Der Himmel zeigte die röthliche Fär
bung wie nach einem schönen Sonnen
untergang. Merkwürdig an diesem
grauen, trüben Herbsttage an dem die
Sonne gar nicht geschienen hatte.
. Und mit jeder Minute wurde der
Schein heller, er breitete sich weiter
und weiter am Horizont aus. Das
tonnte tein Abendroth sein —- was
aber war es sonst?
J Eine unbestimmte Angst trieb Alice
imer schneller vorwärts. Sie lief in
athemloser Hast, und doch war es ihr
als täme sie kaum von der Stelle
»Da — dat« Sie schreit es laut,
schloß die Augen und riß sie gleich
wieder aus das grausige Schauspiel
anstarrend Das war Dobnawitz! Aus
dem Dach der großen Scheune schlu
eine helle Lohe auf. Jetzt wälzte sitz
dicker Rauch dazwischen, der Sturm
mind packte ibn und wirbelte ihn durch
die Luft Immer wieder schossen
muten empor-, Hänge lten den
ebel entangö leckten gieri am
geistr- an den get erten
In ndeln.
lice stiir rnit Ausbietun aller
Kräfte pp rti on tieß der
M übersehe-, auf ein wirrer
uel dunkler Gestalten sich bin und
her bewegte. Schreien, lautes
mer-n, einzelne UMWufe Gol
len dasselbe-ironisch Den-lich- tät-is
hatte an u erre
der mVpr satt ide die Mutter ent
hielt ein altes Sofalten
sit-M deine nevabtscheiu ich
ts- erpee with
West W istw W
jetzt fiel ei zur Erde Frau Diitnrer
ranä versweise fehlt ie Hände.
i brennt, es brennt ——Rettun
Hülfe! Ach Gott Wicht doch- Wiss
dacht« wimmerte sie.
»Seit wann brennt’s?« Wie kam
das euer auss« stieß Aliee hervor.
eiß nicht, « wehtla te die andere.
»Sst erissen mit einem i entseslich
an der Speichergloscke, und wie ich
heraussah, steht alles in Flammen.
Aus dem Hause sind die Leute weg
gelaufen, ich bin ganz allein, ach
Gott, ach Gatti«
Alice hörte nicht mehr, sie war schon
draußen und eilte der Vrandstätte zu
Ein Knecht, der eine Wassertonne
heranfuhr, kam an ihr vorüber. Mit
Peitschenstiel und Stiefel ckien hieb
et auf die dann-senden P erde los.
Sie rief ihn an:
»Ist der gnädige Herr drüben?««
»Ja woll. Wie dat anfängt to bren
nen, wär he nicht to Hus. Nu is he
awer all da; he is bi de rot Sprikg
Der Mensch schwang die gpeitsche u
jagte weiter·
Richtig, drüben, wo die dunkeln
Gestalten sich um den langen Schlauch
schaaren erkannte Alice Wasils ha
gere Gestalt. Er schien selbst dieSpriye
zu lenken gerade aus die l.amrne
Zischend Nackte sie sich eine tunde
vom Wasserstrahl getroffen, und
schlug dann mit ver-doppelter Macht
empor. ·
»Tiefe: hatten —- eiejer!- rief vie
Zuschauende nwilltiirlich Der Sturm
wind verwehte den Laut.
st stürzte das Dach der Scheune
zu ammen. Krachend barsten . die
morschen Balken, ein Funkenregen
siob in die rauchgeschwärzte Lust, und
sieghast züngelte die Lohe von allen
Seiten empor.
Das war das Getreide, das jetzt
brannte. Hu, wie es prasselte. Rate
ten gleich wurden ganze Bündel glit
henden Strohs in die Lust Jfees leu
dert. Angstvoll stoben die en chen
auseinander; der niedersallende ße
Aschenvegen versengte haar und Ge
i
Nur Wasil hilt noch aus nnd lenkte
den dünnen Wasserstrahl aus das un
ermeßlich große lammenmeer. Mertte
er denn gar ni t, wie nuylos sein
Thun war? «
Müde zum Umsinten, segte sich
Alice aus einen Stein, der am Wege
lag. Helsen konnte sie nichts, und er
Jintlickx was ging sie Dobrawitz an!
orgen verließ sie es siir immer.
Dennoch war es ihr eine Beruhigung.
als sie sich entsann, gehört zu ben,
das Getreide sei sehr hoch verichert
Das war ein Glück, denn hier ver-·
brannte alles bis aus den Grund.
Der Sturm schiirie die Flamme, und
gierig verzehrte sie den letzten Halm.
Stunden mochten vergan« en sein,
die junge Frau starrte not-g immer
aus das schaurig-schöne ScheuspieL
Eine zweite Spritze, vom Nachbargut
geschickt, war inzwischen angekommen,
funktionirte aber schlecht, und bis
man sie in Ordnung gebracht hatte»
war es zur Rettun des Gebäudes
ohnehin zu spät. ur einige rauch
ngchwiirzte Mauerreste ragten in die
acht empor, den Boden bedeckte eine
glühende Masse, feurig-er Lava gleich.
Nicht weit von Alice standen als
neugierige Zu chauer ein paar Weiber
aus dem .«Dor . Sie redeten laut und
eisrilg, man verstand jedes Wort.
» n ick eg· datFerer, dat st teen
andrer ni angepasert wie Jiid,
de Tadraß.«
»Jo, jo, dat dent ick oci,« stimmte
die zweite bei. »Legthin bi’s Austbier
hest em deherr vom has geja t, un
davor hest er em nu wolln en’ Possen
speelen." ·
»Na, wenn sie dem awer to fasse
kriege, ward dem dat schlecht goahen.«
»Herr· h, herrjeh, wie tann doch e
Mittsch o niedertrachtig sind!« mora
lisirte die erste. -
,,Und sonst wäre dat doch immer
so’n siiller, gemieihlicher Kerl.«
YTOY dat mut woahr sin, dat wär
J
Alice schnuerte zusammen. Also an
celegi war das Feuer worden. Nicht
Zufall oder Nachlässigkeit gab die Vet
anlassung, sondern Ueberlegung und
niedrige Rachsucht.
Und der unterwürsige, alte Mann
mit den zittrigen, getrümmten Fin
gern, den freundlichen, lleinen Trick
augen sollte es gethan haben, derselbe,
dem sie als Kind so oft jubelnd ent
gegengesprungen war, wenn er mit
feinem bunten Kram auf den Hof
kam.
Entsetzlich, welche Abgründe es im
Menschenherzen geben konnte. Matt
schleppte sich Alice nach Hause.
Es gelang ihr endlich, die Mutter
mit der Versicherung zu beruhigen,
daß jede Gefahr sitt das Alt-hage
bäude ausgeschlossen und ein Weiter
greisen des Feuers unmö lich sei· Die
Scheune hatte ziemlich iolirt gestan
den, und der Wind stob nach der ent
ge engesehten Richtung
Frau Dittnier stöhnte und jarnnierte
zwar noch immer, aber sie ließ sich
doch von Alice zu Bett bringen. Je t
verlaste sie selbst darnach, am na
seen ge heimzusahrm »
Die junge rau su e ihr Lager
ni mehr an . Bis der rgen grau
te, end sie am Fenster und sah dem
Brandt u, der all mach verglomzn
und er te —- Srobseuet »s— hell
aufleuchtend, tote einst ehre Liebe —
ver tend, vernichtend und nichts zu
tii lasse-ed als Trümmer und A che.
Der Wagen, der am nächsten
mttt rau Dittmer und i est-echter
ne t im- beachte, trutze sich mit
dem Einspännee des Oberst-ermann
thlrwien dieser hatt von eurer
Witwe Wir , soeben erst
das e sitt agree-« M sure
Isme- uisd usu- m se Use
zusehen nnd Rath und Dülse ausn
bieten. Ei schien ihm fanderbar,daß
die Damen gerade jeht ansfuhrem in
dessen machte er, steh weiter keine Ge
danken darüber. -
Den Baron and er ruhiger-, als
sich nachdem recken des Brandes
erwarten lief. Zwar blaß wie der
Tod, mit iie umrandeten Augen, aber
sonst mit dem gewohnten Gleichmnth
nahm Waszczewsti die herzlichen
Aeußerungen der Theilnahme ent
gegen. .
«Schade». jammerfchade um das Ge
bäude und um die schöne Gottes
frucht,« bedanerte Kuhlmeiey auf die
veriohlten Reste deutend. »W1eviel
hatten Sie drin in der Scheune?«
»Meinen sämmtlichen Weizemsum
Glück bin ich gut versichert; der Scha
den wäre sonst enorm.«
»Und haben Sie teine Ahnung, wer
— i meine, hier liegt doch offenbar
Bran stiftung vor.«
Der Baron zuckte die Achseln. »Wer
toill das behaupten? Ich bin im Ge
ent il überzeugt, daß irgend ein Zu
fall s Unheil veranlaßte.«
Jn diesem Augenblick rumpelte der
Klapperwagen des Amtsvorftehers
Lübte auf den Hof. Er hatte den Orts
gendarmen mitgebracht Beide stiegen
ab und begaben fich, gefolgt vom
Gutsherrn und dem Oberamtmann,
nach der Brandstiitte behufs Feststel
lutE des Thatbeftandes.
s war erwiesen, daß das Feuer bei
einbrechender Dunkelheit, und zwar
zuerst an der Hintertoand der Scheune
ausgebrochen war. Die wenigen Leute,
die gerade zu der Zeit über den hos
ingen, hatten den unst in der Luft
rii Herbstnebel gehalten und erst
Lärm gemacht, als schon die hellen
Flammen emporschlugen.
Nun wurde die Verwirrun allge
mein, umsomehr als der utsherr
nicht zu hause war. Man hatte ihn
am Nachmittag fortreiten sehen.
Einer der Leute riß an der Euer
xiloete, andere schleppten Wasser rbei
noch andere zogen die alte Speise aus
dem Schuppen die meisten anden
umher und gafften An den tand
stister dachte im ersten Schrecken nie
mand; es mußte ihm ein leiges sein,
sich aus dein Staube zu ma .
Als nach etwa einer Stunde der
Baron aus dem ose anlangte und
sofort mit den Lö choersuchen begann,
hatte das Feuer bereits fo um sich ge
glriflsem daß nichts mehr zu retten
te
Der Amtsvorfteher hatte alle Ein
zelheiten zu Prototoll enommen.
Nun wandte er sich an den tsherrm (
»Allem Anschein nach lie t hierl
Brandstistung vor. Haben ie aus
niemand Verdacht, Herr Baron?i?
Etwa einer Jhrer Leute«-«
"- Der Gefragte satt finster zur Erde
»Ich degretfe nicht, worauf Siej
lere Ansicht grünt-en Warum kann
der Brand nicht einfach durch Unnat
sichtigteit entstanden sein? Hat da ir
gend emand ein brennendes Streich
holz fortgeworsem und dasist weiter
geg limmt. «
Absolut unmöglich« fiel der an
dere ein. »Auf dem nassen Boden er
lischt jedes Streichholz sofort. Ziegel
mauern lassen sich auch nicht wie ein
Licht mit dem Ziindholz ansteckenl
Das Feuer ist höchst wahrscheinlichl
von innen angele t, durch irgend einen I
Spalt in der « eune."
Jest trat der Gendarnt näher hinzu. J
-»Verzeihen, Irr Amtövorsteher, ich
möchte melden, ie Leute hier munteln
so allerlei. Der alte Pündeljude« der
Tadras, soll es gethan haben, aus
Rache geg en den lgn«a’d’gen Herrn Ba
ron, der ihn türz ch vom hof runter
gejagt hat«
Herr Liibte horchte interefsirt auf
Dein Berdrecher aus der Spur, das
war vortrefflich.
»Was sa aen Sie dazu, rr von
Was ezews i? Verhölt es si so, wie
eute schwang«
vieWasilö Augenbrauen zogen sich noch
dichter zusammen Die Antwort
schien ihm peinlich.
»Allerdings habe ich vor etwa vier
n dem Kerl der fich unerlaubter
ehier rurntried, gesagt,
ihm tekände auf den Leib
beken, wenn er noch einmal aus
ins-new Grund und Boden blicken
t .«
»Aha, ahn, Die Geschichte wird im
mer tiarer,'« frohiockie der Amtsvori
stehet und rieb sich die Hände. »Sie,
Wosegeit," wandte er sich an denGen
darmen, »wir fahren sosokt nach
Hause. Und dann machen Sie sich
gleich aus; der Jud’ muß arretirt und
vernommen werden. Jetzendwo in der
Nachbarschast wird er sich wohl aus
kalten, allzurveit tann er noch nicht
em.«
»Seht wohl, rr Amtövorsteher.«
Dieser verabs iedete sich vom Ba
ron, auch der Oberamtrnann schloP sich
an, nachdem er nachbarliche Hül elli
stung mit Leuten und Gespannen zu
schnellem Fortschassung des Schuttes
versprochen hatte.
Am nächsten Tage schon wußte es
jedes Kind in der Gegend, daß der
alte Tat-tat stät-genommen war.
Etwa eine ile von Dobrawitz
entfernt, hatte er unter einem Schleif
dornsieauch im Chausseegraben gese -
sen und ganz srech sein Zwiebelbrod
verzehrt
All der Gent-arm aus i n zutrai,
wollte er Reißaus nehmen« er Wese
eit war aber schneller gewesen und
Fette ihn an den langen Kastanschößen
Mein-Ren Nun hats sein Jam-mern,
seien und Beil-eurem er mußte Init.
»Er-He Hallunten ist kein einst stes
Wort u glauben,« erklärte der pss -
treue amte. chat doch so’n ·d’
lesthtn beim Beet-He, wie sie ihn rn
; n ob er seine Aussagenau be
sessen kann, » ganz Ieinsthi k
W
Mist-M »Nu, Mnmchdfeix näch?
m r n m« t’ e n, em
ich nicht schlossen kann!«
Also wurde der alte Tadratz tn den
Mbduntlen Raum gesperrt, der im
» rf als Untersuchungsgesän niß
diente. Ganz in sich zusammengefum
ten, hockte er auf einem Schemel, win
selte und jammerte um Erbarmen,
aber wer hörte auf i n? Jn einem
Winlel lag sein Packen und der Kasten
mit dem Kleintram Alles war durch
sucht. zerwithlt, die bunten Dinge
durcheinander geworer worden; man
hatte auch verschiedenes Berdächtigeg
esunden: Wachsstreichhölzer, Schwe
elfaden und dergleichen mehr. Am
ravirendsten war es, daß der Alte
fein Alibi zur Zeit des Brandes nicht
genau nachweisen konnte. Er behaup
tete. auö der Landstraße gewesen zu
sein, wu te aber niemand zu nennen,
der ihm unterwegs begegnet war und
dadurch seine Aussage bestätigte. -
Inzwischen langte die Feuerversiches -
Ums-Kommission in Dobrawitzl an, :
um den Brandschaden abzuschatzerLF
So viel die herven auch unter den;
Trümmern herumstöberten, ijbek dies
Menge und die Quantität des ver- s
brannten Getreides ließ sich nicht51
mehr sestellen; alles war vernichtet,’
lein Halm unversehrt geblieben. Da
ließen sich teine Einwendungen ma-;
chem die Versicherungsprämie mußtel
in voller Höhe, unverlürzt gezahlt;
werden. l
Etwa eine Woche später ritt dert
Baron nach der Kreisstadt, um bei der
dortigen General-Agentur dieSumme
in Empfang zu nehmen.
Es dunkelte bereits stark, als er
heimkehrte, in der Brusttasche das
umsangreiche Paket blauer Banknoten
tragend.
Als Wasil von Waszrzewski in das
ostbor einbiegen wollte, scheute das
serd und sprang zur Seite.
Dicht hinter dem Mauerpfeiler war
eine dunkle Gestalt ausgetauchi.
! »Zum Diman ..... wek ist vat
Es erfolgte keine Antwort. Der
TMench stand unbewe lich wie ein
i Wa posien. Die schar en Augen des
iBarons erkannten, trotz des Zwielich
stes, die Abzeichen einer Unisorm.
i (Fortseßung solgt.)
stutralisitartoselrr.
Admirals Kartoffeln, so könnte
eine charakteristische kleine Reminis
ten aus den ewignißreichen Tagen,
in enen sich die Seeschlacht von Ma
nila und ander damit verknüpfte Epi
soden abspielten, betitelt werden. Das
teutscheGeschtvader unter Viceadrniral
von Diederichö war in den Hafen von
Manila eingesahren, und Commodore
Dewen, welcher soeben die spanische
Flotte vernichtet hatte, befand sich in
Folge von kleinlichen Reibungem die
auf beiden Seiten mit der bei Marines
ossizieren gebräuchlichen Pomposität
zu Staatsaktionen ausgebauscht wor-,
den waren, in höchst irritirter Stim
mung. Dies nur zur Kennzeichnung
des Milieu.
Der Zephvr, kommandirt von Leut
nant X» warzvon Commodore Dewey
als Depeschenboot designirt worden,
und suhr zwischen Cavite und Honig
tong, um den Verkehr zwischen dem
amerikanischen Höchstkorntnandirenden
und Washington zu vermitteln. Ei
nes Tages war der Avisodampser
wieder in Hongkong angetommen,
und der Besehlöhaber hatte sich in die
Stadt begeben, wo er seine Depeschen
ialvsandte und in einein Hotel der Ant
worten aus Washington harrte· Neu
; ralitätsvorschristen gestatteten dem
l phyr nicht, länger als 24 Stunden
Hin den Gewiissern von Honglong zu
;verweilen, deshalb damp te der Aviso
jwieder ab und legte sich m chinesischen
lGetviissern vor Anker-; es war dem
Aviso aber auch aus Grund der Neu
tralitätsvorschristen untersagt, Vor
räthe an Bord zu nehmen, welche in
der Kontrabandssifte stehen.
Ader merkwürdige Dinge ereignen
sich. So hatte sich, natürlich zum Er
staunen dei Besehlshaberö, Leutnant
X» herausgestellt, als der Zephnr Ma
nila verließ. daß der Zahlmeistec an
Bord war. Der Zahlnreister ver
schwand von dem Darm-sey sobald
Lentnant X. ans Land gefahren war,
andere Offiziere nahmen sich eben
falls Urlaub und ließen sich an's Land
setzen, ehe der Aviso die Anter lichtete,
um aus den Gewiissern Hongtongs
nach chinesischen Gewö ern zu fahren
und dort zu untern. ls der Anker
vlatz aber erreicht war, begab sich et
was Sonderbares. Chinesische Dschun- ;
ten tarnen herangesegelt, legten am !
Zephyr an, und eine absonderliche(
Gelchiiftigteit entwickelte sich. Ballen,"
Kisten, Säcke und Fässer wurden ohne
viel Ceremonie auf Dect geworfen, und !
dann stießen die Dschunten in der
Duntelheit wieder ab und waren bald
den Blicken entschwunden.
f O O
Als Leutnant X. nach Erledigung
feines Auftrags mit den Washingto
ner Depeschen wieder an Bord kann
fand er zu seiner größten Ueber
raschung eine gemilchte Sammlung
von Ballen und Paden in allen mög
lichen Fermaten, von Fässern, Kisten
und Säcken wiist iiber einander aufge
häuft auf dein Deck feines Aviiodanv
piers, und Niemand vermochte ihm
Austunft zu geben« woher und wieso.
Aber die verschiedenen Frachtstiicke wa
ren sitmintlich schön adressirt, zuweist
an Marineossizierr. Aber eine Adreqe
ließ tbn leer überrascht aufblietem
Da waren fungesbn Sack Kartoffeln,
a ttet an Befehl-habet des
· Geschwister-. nie-owner
k. Etm -» « x-.s ( ««o«»’
von Diedrtchs. Wo tamen die Kar
toffeln her? Wer hatte Erlaubniß ge
geben, dieselben auf Deck zu bringenf
— Niemand wußte eine Antwort auf
sdie Fragen. Der Kommandant des
iZephhr begab sich in seine Kajiite, als
Ider Aviso in der Richtung nach Ma
nila abdamvfte. und versank in tiefes
Nachdenken. Was z...T.... sollte
ler mit den verzwickten Kartoffeln
machen? Die Sache war knifflich. Er
wußte, wie gespannt das Verhältnis
zwischen Commodore Dewey und Ad
miral von Diedrichs war. Verkehr
gab es zwischen den beiden Geschwu
dern nicht. Nach dem deutschen Ad
miralsschiff konnte er die Kartoffeln
nicht schicken, ohne daß Dewey, der
seine Augen iiberall hatte, dies be
merkt hätte. Selbst essen? Es waren
genug Kartoffeln für die ganze ame
ritanifche Osfiziersmesse, und Deweh
wäre sicher dahinter gekommen, wenn
seine Ofsiziere eine so ungewohnte De
litatesse wie deutsche Kartoffeln ge
speist hätten. Ueber Bord werfen?
Wenn das nachher herausgekommen
wäre, da hätte ein internationaler
Zwischenfall daraus werden können.
Und was würde dann wohl dem Leut
nant X. geschehen? Also undentbar.
Schließlich war es das beste, es dar
aus ankommen szu lassen. Vielleicht
wußte Capitiin Lamberton, des Com
modore Flottentapitän, Rath. Und
so lief der Aviso in die Bucht von
Manila ein.
Es dämmerte, als Leutnant X. auf
der. Olympia erschien, um die Depei
schen abzuliefern und Bericht zu er
statten. Der Commodore nahm den
Depeschensack entgegen und befahl sei
nem Selretiir, denselben sofort zu öff
nen. Leutnant X. wollte berichten,
und hatte schon die deutschen Kartof
feln aus der Zunge, aber Commodore
Deweh entließ ihn kurzer Hand, nnd
aus dem Bericht wurde nichts. Der
Leutnant suchte nun Capitiin Lam
berton aus, um dessen Rath einzuho
len, was mit den verzwictten Kartof
feln geschehen solle. Dieser erhob die
Hände mit entsetzter Miene und er
klärte, er könne da nichts rathen und
wolle überhaupt damit nichts zu thun
haben. »Sie tennen ihn ja«, rief er,
»das machen Sie mit ihm selber ab.
Aber ich wiirde nichtö'thun, ohne vor
her erst gemeldet zu haben.« Leutnant
X. begab sich seufzend auf sein Schiff
zum Abendbrod und tam dann aus
das Admiralsschifs zuriick, um eines
günstigen Augenblick abzuwarten, wo
der Eommodore nicht so beschäftigt sei.
Man sagte ihm, »der Alte «sei in sei
ner Kajüte allein und habe wahrschein
lich Zeit ihn anzuhören. Der Leut
nant trat in die Kajiitr. Den-eh war
allein. Er saß in seinen Stuhl zu
rückgelehnt vor dem offenen Kajiiteni
fenster, die Füße auf dem Fensterbrett,
in ernstes Sinnen versunken aus dem
Fenster schauend. Draußen wölbte sich
der siernenbesiiete Nachihirnmel über
der leise rauschenden Bay und in der
Ferne blintten die Lichterreiben der
noch von den Spanier-n otlupirten
Stadt Manila.
Der Leutnant meldete und Deweh
wandte kaum den Kopf. Dann lam
der Rapport von den Kartoffeln des
deutschen Vice-Admiral03. Mit einem
Ruck sprang der Commodore aus nnd
trat, Wetterwolten an fder Stirn, vor
den Leutnant hin. »Ich sitze hier, in
schwerrniithige Gedanken versunken,
ob des unsagbaren Elends, welches
über die unglückselige Stadt herein
brechen muß. wenn ich gezwungen sein
sollte, Manila zu bonibardirem ich
betlage im Geiste das gräßliche Schick
sal von Tausenden unschuldiger
krauen und Kinder, welche dabei ihr
sehen verlieren müssen, und Sie —
Sie reden mir von —- — Kartoffeln,
herrrrl Sie wagen es, mich zu un
terbrechen, um mir von fünfzehn
Säcken — Kartoffeln zu spre
chen — — —«
,
Leutnant X. wartete die zweite Er
wähnung der Kartoffeln gar nicht ab,
sondern trat rückwärts einen über
stürzten Rückzug durch die Kajiitew
thüre nn, um der weiteren Einladung
des Gewitters zu entgehen, denn er
kannte das Temperament »dek- Alten«.
Am nächsten Morgen in aller Frühe
puffte eine Dampfbartasse des deut
schen Geschwaders t- ver Nähe des
Zephyr part-eh Lentnant X. ließ die
selbe antuer, und -mlt uffenartiger
Geschwindigtett wurden die verhäng
ntßvollen Kartoffeln in Ue Bartasse
befördert.
Gleich nach dem Frühstück Signal
vorn Admiralsschiff: »Wer Tonarten
dant des Avisodampsers Zephyr fahrt
an Bord tontmen«.
»Na nu geht’s tos«. dachte set
Leutnant X. laut, »e: hat die Ist-«
tasse der Deutschen gest-seen fest tun-I
noch schön werden«.
Leutnant X. meldet sich dem VIII
Commandtrenden, an Bord der
«Olympia«. -
»Was haben Sie mit den Kartoffeln
gemacht?« herrschte er den innerlich
jusammentntetenden Leutnant an.
»Ich habe sie dem deutschen Vice
’Admiral abliefern lassen«, lautete Ue
etwas unsichere Antwort
» «Dui wollte ich Ihnen auch gera
jtben haben, Herrrr!« schnaubte der
sObersticornmnndtrende, drehte sich
Ilurz um und spaztrte energischen
Schrittes M Deck entlang. Der
Leutnnnt verdustete mit blthöhnlichek
Mit ltchtelt — — —.
. ( ttl der IX- U StaatizeittenU
q-« -