Senta Wolksburg. Roman von Elsbetb Borcbart « ss CZ- FMM MIg . " M hielt Senta ein )nnd tiisitr ngtte aus beide Backen »Wenn ich T Ach nicht hätt-, Brigitte! »Nicht eine Stunde hielt ich es hier aut! Diese Dame mit der hochmüthigen Nasen " , mit der werde ich auf ewigem - esiuß stehen paß nur aus« - n Du, ich könnte es ertragen. daß man Dich wie bisher weiter acht los behandelt? Nein, das leide ich nicht, hörst Du, Brigitte? Und mag man sich ans den Kopf stellen.« »Ach Gott« Herzliebling — mei netwegen —- sollst Du Dir leine Un annehmlichieiten bereiten Was liegt denn an mir? Und ob die Dame mich fiir Deine Dienerin oder sonst was Filt, das ist doch gleich, wir bleiben doch. was wir sind, und im Grunde —- hat ne doch recht. " »Brigitte, so darfst Du nicht spre chen, Du weißt recht gut, was Du für mich bist, und ich will es nicht« daß man Dich niedriger stellt.« »Aber wenn die Dame dem Herrn Grasen nun erzählt, wie Du ihr« — »Bescheid gesagt hast«, vollendete sSenta »Was ist da zu erzählen? Jch würde es jederzeit versechtenk ,,Aber —- der Herr Gras sehen mir nicht danach aus —- als wenn« — " »Brigiite —- fiirchtest Du Dich etwa vor ihm?'« »Ich fürchte-nur, man lönnte mich von Dir trennen wollen« »Das sollen sie nur versuchen, nicht eine Stunde bliebe ich ohne-Dich im Schlosse. Ich habe ohnehin nicht die Absicht, lange auf der Wolfsburg zu bleiben; denn ich habe es Onkel und Tante Rodenbach versprochen. sobald wie möglich nach Berlin zurückzu kommen und meine Studien fortzu ..«setzen ,,Hofsentlich erlaubt es der Herr Gras.« »Was Du nur immer mit Deinem »Heru! Gras« hast « »Er ist doch Dein Vormund, Herz chen.« »Ach so — ja richtig — leider. — Weißt Du —- am liebsten kehrte ich noch heute der ganzen adelstolzen Sippe den Rücken.« »Du bist bei Deinen einzigen Ver wandten.« ,,Verwandten ? Hat er isich meinem Vater gegenüber jemals verwandt schaftlich gezeigt und fandest Du etwa seinen steifer-, förmlichen Empfang heu te besonders verwandtschaftlich7 — Du schweigst —- das ist die beste Ant wori.« »Aber das Schloß, Kindchenz be denke doch, Dein Vater wurde darin geboren.« »Das habe ich bedacht, und ich sage Dir, es überrann mich wie einSchauer, als ich zuerst die Schwelle betrat; ich meinte, ich träte in einen geheiligten Raum. Gleich daran freilich fiel mir ein, daß diese Mauern-ihn ver-stießen, nnd — nun hasse ich das Schloß mit sammt feinen kalten, lieblofen Bewoh mn.« »Und es ist eigentlich doch recht schön hier. Du haft Dich noch gar nicht einmal nmgesehen.« Jest ließ Senta den Blick gleich giiltig umherstreifem und sie konnte nicht leugnen, daß alles sehr schön und zweckmäßig eingerichtet war. Man-hatte an ein Kind gedacht, doch die hellen, lustigen Gardinen, die ebenso hellen Möbel, die zierlichen Tischchen, der Schreibtisch mit allem nnd tleinen Nippes und das " M liegende lustige Schlamm Wer mit feiner zierlichen Garnitur Wien auch wohl das Herz eines fachzehnjahrigen Mädchens erfreuen. Senta aber sah nur ein-: auf einem Wie saß eine schöne, große Puppe. Sie brach in herzliches Lachen aus, nahm die Puppe auf den Arm TY skd Wte sie hahakm sieh nur« M Witz ist sie nicht entzuckends Sie techte saure, echte Wimpern und Isuselgelenk — Er hat ein M in mir erwartet, ein Zeichen We, wie wenig er sich um feinen Les-der gekümmert hat. Doch die M behan- ich, die gebe ich nicht siedet heraus. Mag er lieber die — sicherm zurücknehmen —- haha — »Die wirst Du wohl in den Kan nehmen müssen, Liebling.« »Wieso? Bin ich denn nicht schon zu alt zu einer Erzieherin und um am Gängelbonde geführt werden zu müssen?« «Freilich, freilich, doch sieh einmal, haschen, so ganz ohne Dame ging es doch auch nicht, Du verstehst mich.« «Eigentlich nicht, doch immerhin werden wie in der kurzen Zeit schon miteinander fertig werden. Morgen werde ich dem Onkel meine Pläne Mseinandetsesem ich werde fär meine Kunst kämper und mir seine Zu « »Was-. wenn es sein muß —- er " m Mo via-u Kind kenne III- W gnich pude- sni dem ask-i ldurch die Wand, Ueberlegung konnte Dir mehr schaben als nühen.« »Und doch muß es sofort geschehen, ich meine die Aussprache mit ihm. Jede Berzögerung bringt mich um einige Schritte zurück. Doch jetzt sprechen wir nicht mehr davon. Wir sind beide todtmiide —- laß uns zu Bett gehen.« Brigitte half dem jungen Mädchen beim Austleidem sie ordnete das rei che blonde Haar und streifte ihr das seine Nachthemd über. Wenige Minu ten später lag Sentas Kopf in den blendend weißen Kissen. »Wie ein Engel « sagte sie leise. « »Ein Engel, der beißt und kratzt Hast Du schon je von einem solchen gehört?« Lachend zog sie Brigitte aus den Bettrand nieder· »Du schlässt neben mir, Brigitte? — Es ist mir ein be ruhtgendes Bewußtsein, daß ich in dem großen Schlosse nicht allein und verlassen bin.« »Ja, es war sehr freundlich von dem Herrn Grasen, mich neben Dir ; einzuquartieren.« » »Was dem Kinde galt Der Sech zehnjährigen hätte er diese Rücksicht gewiß nicht gezeigt. Also schon das lzweite Gute, was mir aus seinem tJrrthum erwächst. Aber ich tnerte lschon, meiner guten Alten bat der »Herr Graf«, trotzdem er sie ganz schauderhaft nichtachtend behandelt Ibat, imponirt. Mir unbegreiflich. Na — gute Nacht, Brigittef »Gute Nacht, Herzensliebling und träume etwas Schönes Du weißt, was man in der ersten Nacht an einem fremden Ort träumt, das geht in Er »füllnng.« i »Unsinn, Liebste! Schlafe wohl — gute Nacht.« Schon lange verkündeien die regel mäßigen Atbernziige aus dem Neben zimmer, daß Brigitte fest eingeschla fen war. Senta lag noch wach, in Thriinen gebadet! Das heiße Weh. das sie am Tage so standhaft über wunden hatte, brach jetzt durch. Die Erinnerung, die Trauer um den Va ter, die neuen Eindrücke und das Ge fühl des Verlassenseins überflutheten ihre junge Seele, und ihr Schmerz faßte sich zusammen in dem einen Ausdruck. Das vater- und mutter lose Kind besaß keine Heimath mehr. Doch die Ermüdung von der lan gen Reise machte sich in dem jugend lichen, noch nicht widerstandsfähigen Körper bemerkbar und forderte ihre Rechte. Das Schluchzen wurde schwächer, die Thriinen versagten, und die Augen schlossen sich zum Schlummer. Und der Traumaott stillie das heimwehx er führte die Waise zu den Eltern in die glückliche Kindheit und brachte sie so in das verlorene Para dies zurück. « 8. K a p i t e l. Als Senta am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne hell und Isreundlich in ihr Zimmer: denn sie hatten vergessen, die Jalousien herab zulassen. Senia blickte sich, vom Schlaf noch verstört, um, und wie Enttäuschung glitt es über ihre Züge· Da trat Brigitte ein. »Guten Morgen, Herzblatt, was hat Dir geträumt?« Senta sah sie mit heißen, ver träumten Augen an. »Ich —- war daheim, Brigitte« ,,,Aeh wie schön —- doch nun, schnell aus Kindchen, die Sonne scheint so verlockend, und über Nacht ist es wahrhaft und wirklich Frühling ge worden. Wir wollen in den Bari und an den See, an dem wir gestern vorübersuhren. gehen.« »Ja, ja, beeilen wir uns,« antwor tete Senta und sprang aus· Sie fühlte Brigittes Absicht, sie abzuleu ien wohl heraus und erkannte, daß es das beste war. Nach kurzer Zeit saßen beide am Kasseetiseh Das Mädchen, das den Kassee gebracht hatte, meinte zu Bri gitte ganz vertraulich, daß heute nur eine Ausnahme gemacht würde. Von morgen ab müßte die gnädige Kom . teß mit dem gnädigen Fräulein unten i im Speisezimmer sriihstitcken. ! Senta, die im Nebenzimmer am ernster stand, hatte es gehört und I gleichmiithig ausgenommen Das war za vorauszusehen. heute wollte sie aruin die gemüthliche Kasseestunde in Brigittes Gesellschaft noch aus kosten. Mit jugendlich gesundem Appetit ließ sie sich den Kassee und die fri schen Dritt-sen schmecken nnd plan derte unterdes mit Brigitte über die gestrigen Netseeriebnisse und den gro ßen Sturm, den sie aus hoher See gehabt hatten. s Ein Klopfen an die Thüre machte ldtesenr Gespräch ein Sude Aus ISentas »Mein« wurde die Thiir ge iöfsnet und ein altes graubattigez Mem-gestehn dem bald der dazu ge W W W schsb sich htt .. . M z« . « N - - t Senia sprang mit einein Ums em-. por, strich ihr schwarzes Kleid glatt und reichte Brigitte die Hand. »Mein Himmel, Sentachen, Deine Hand ist ja kalt wie Eis." Senta lachte aus, nickte der Alten zu und folgte dem Diener. «Gniidigste Komiesse brauchen keine Bang- zn haben. Unser gnädiger Herr sind wohl manchmal ein wenig lurz angebunden und scharf, aber, im Grunde genommen, meinen Sie es nicht böse. Der alte Gottlieb kennt feinen Herrn« . Erstaunt sah Senta auf. Wußte der Diener von dem Kampfe, dem siel entgegenging, oder hatte ihn nur ein feiner Jnftinlt geleitet? Das treu herzige Gesicht des Alten heimelie sie» ordentlich an, es kam ihr lieb undf vertraut vor. s »Warum sollte ich Bange haben,1 Gottlieb? Wir Wolfsburger fükchJ ten nichts und niemand auf der! Wett.« 1 »Ah. so stolz sprach auch der seligei Herr Bater.«« ».-.. ( -: »Sie fanlllckl Meinen BERLIN s »Und ob ich ihn kannte! Jch habe ihn ja noch, als er ein kleiner Junge war, aus den Armen getragen, bin später mit ihm fischen und jagen ge gangen. Ein lieber, lustiger Herr war s es, and singen konnte er —- die Vö gel schwiegen im Walde» wenn er an- « feste. Und —- nun steht sein Kindt vor mir —- Komteßchen, nichts fürs ungut. einem alten Diener, der seine« herrschast lieb hat —- erzählen Sie mir einmal-von dem Junker —- wollte sagen von dein seligen Herrn Grafenf Senta kamen Thränen in die Art-I gen. Der erste Mensch, der auf der Wolfsburg nach ihrem Vater fragte, der Theilnahme für sie empfand. »herzlich gern, Gottlieb, soviel Siei wollen.« »Dant —- tausend Dant. —- Doch, hier ist dieThiir nach des Herrn Grasen Zimmer —- treten Sie frisch! und frank ein.« Der alte Gottlieb öffnete die Thür, ließ Senta eintreten und schloß fiel wieder. . Senta befand sich in einem großen, reich und bequem ausgestatteten Her renzimrner. Die Geweihe an den Wänden sowie allerhand anderes Jagdgeräth und Trophäen verriethen, daß der Besitzer ein Nimrod war. Gras Maximilian erhob· sich von seinem Stuht am Schreibtifch und ging seiner Nichte einige Schritte ent gegen ,,Guten Morgen, Senta." »Guten Morgen —- Ontel Maxi milian.« Ei nahm ihre Hand und führte sie zu einem Sessel, der an seinem Schreibtifch gegenüber stand. »Ich habe Dich um Dritten Besuch bitten lassen," nahm er, nachdem sie sich gesest hatten, das Wort, »um Dich mit den Verhältnissen der Wolfs burg respektive mit Deinem eigenen vertraut zu machen. Aprpoö —- wie haft Du geschlafen?« .Dante —- ich schlief gut.« »Das freut mich; so wirst Du die Strapazen der langen Reise überwun den haben.« Er hob jetzt den Blick von der Zi garre, die er in den händen gedreht hatte, zu dem jungen Mädchen, dessen feines Gesicht mit den dunklen Augen heute bei Tageslicht doppelt anziehend, rosig und frisch aussah. »Wie Dir meine Ueberraschung ge ftern verrieth, erwartete ich ein Kind in Dir,« fuhr er nach setundenlanger Paufe fort. »Du wirst diese irrtbiim liche Aufnahme begreiflich finden, denn Du weißt, daß Dein Vater in keinem Verteer mit seiner Familie stand, wir also nichts Näheres von seinen Familienverhiiltnissen wußten. —- Alletdingö befindet sich, wie ich jetzt bemerkt habe, der Trauschein Dei nes Vaters sowie Dein Tauf- und Konsirmationsschein unter ven Pa pieren, die mir mit dem Testament ge sandt wurden; sie waren mit anderen Papieren und Briesen, unter denen ich sie nicht vermuthete, zusammenge packi. —- Die Vorbereitungen die ich zu Deiner Ankunft und Aufnahme traf, galten, wie gesagt, dem Kinde, doch erfährt die hausordnung trotzt des Jrrthums keinerlei Aenderungj Die Dame, die ich zur Repräsentan- l tin meines Schlosses sowiefo engagi ren mußte, kann anch Deine Lehrerin und Erzieherin werden. Die wissen schaftliche und gesellschaftliche Bil dung eines sechszebnjiibrigen jungen Mädchens kann noch nicht so vollendet f sein« daß sie keiner Nachhilfe mehr be- : dürfte. Das Nähere überlasse ichj selbstverständlich Fräulein von Rupert l und ihrer langjährigen ErfahrungJ sie soll Dir nicht allein fellfchaftess ein, sondern Respektsper on, deren Anordnungen Dn Dich in jeder hin sicht zu fügen hast, fein; im übrigen lege ich Dir seinen Zwang anf. Lebe i Deinen Neigungen nnd kleinen in nn- ( ferem Stande erlaubten Zentauren-I en.« g Sei-weisend- und innerlich bebendä hatte Sentn dieser klaren, tnappenl Bestimmt-ein« die nichts von einer tie- l feeen Theilnahme vereint-, sondernt ihr nur in teilten Worten ihre Pflich- 4 Der «-raf sahtm seine Nichte verwun dert an. »Ich verstand Dich- nicht« mein Kind — —- was meinst Du damit?« »Ich —- meine, wann ich nach Ber lin zurtick dar-fik« »Noch Berlin? —- Du sprichst mir noch immer in Mithfelm Die Wolfs burg soll Dir von jetzt an doch hei math sein.'· »Ja —- waö foll denn aber aus meinen Studien werden? Hier lann ich sie doch nicht fortsetzen« »Von welchen Studien sprichst Du?" »Von meinen Geiangftudien?" »Ach — so.« Er sagte das ruhig und gleichmiithig, als überraschte er ihn nicht und als wäre er auf Neuh liches vorbereitet. »Ich lege, wie s einmal gesagt, Deinen Passionen ein Hinderniß entgegen. Du kannst hier ebenfalls musiziren, wenn es mit Ma ßen gefchieht.« Ein Zucken lief durch ihren Körper. »Das wäre etwas halbes und brächte mich meinem Ziel nicht näher, denn — ich habe Musik zu meinem Beruf erwählt." »Zum Beruf -—— haha —- jede Frau will heutzutage einen sogenannten Be ruf haben. Jch erkenne dieses Bestre ben gewisser Volksklassen an, obgleich ich nicht zu den Freunden der Frauen bewegung gehöre. Doch — eine Grä fin Wolssburg, mein liebes Kind, hat keinen anderen Beruf, als ihrem Stande gemäß zu leben, ihrem Wahl spruch »Noblesse oblige« nach zu han deln. Eine hohe Aufgabe, ein schöner Beruf ist es: wohl der Frau, die ihn ganz erfüllen tann.« »Ich bin aber keine Griifin und will teine Gräfin sein.« Der Graf sah seine Nichte mit ei genthiimlichem Blick an. »Das klingt wie der Trotz eines Kindes —- was willst Du denn sonst sein?« ,,Oernfängetin.« ,,?lh!« « Trotz feiner biz hierher bewahrten ruhigen «Selbstbeherrschung erschien jetzt eine Unmuthsfalte auf feiner Stirn. »Du willst also zur Bühne gehen, wenn ich recht verstehe. Dieses Ver langen fetzt mich so seht in Erstaunen, da ihr jungen Mädchen euch, wenn ihr ein wenig Stimme besitzt, sogleich zu etwas Höherem berufen, eine zweite Patti oder Lilly Lehmann zu werden glaubt. Die dornenvolle Laufbahn, die solchem Ruhme vorangeht, ist euch fremd. oder ihr dentt in eurer ju gendlichen Begeifterung nicht daran.« »Meine Eltern waren ftets glück lich in ihrer Kunst,« fchaltete Senta em. »Sie werden Dir, dem Kinde, die Schattenseiten verborgen haben. Wäre Dein Vater mit Deinen Wünschen einverstanden ogewefen, hätte er Dich mir nicht anvertraut, denn er kannte meine Ansichten und Meinungen und wußte, daß ich sie nicht von heute auf morgen öndere.« »Und — doch war es meines Va ters Wunfch; ich hegreife ihn zum er sten Male nicht,« erwiderte Senta mit schmerzlich bewegter Stimme. »Später iommt Dir vielleicht das Verständniß dafür. Jch — gebe meine Zustimmung zu folcher Extra vaganz jedenfalls nicht; ich würde un serem Stande dadurch beflecken, wenn ich duldete, daß ein Glied desselben fich öffentlich zur Schau stellte.« »Mein Vater that dasselbe,« rief Senta, treidebleich geworden. «Ja, und deshalb blieb ihm die Wolfsburg verschlossen.« Zweil ihr ihn mit kalten, lieblosen Herzen daraus vertrieben habt.« Sie rief es vor Leidenfchaft bebend. Graf Maximilian guckte leicht zu sammen, nnd auf feiner Stirn stan den helle Schweißtropr · «Dein Vater verbannte sich selbst. Er war mündig und ging. Dich aber, das nnmiindige Kind, werde ich hal ten« Die lehte Wolfsbnrgerin soll sich nicht zum Schaustück für den Pö bel machen« »So —- tvillst Du mein Lebens glück Deinen starren Standesvorur theilen opfern?« Maximiiian runzelte die Stirn; mit seiner Geduld schien es ein Ende zu haben. «Eine Kritii oder ein Ur theil über meine Ansichten und hand lungen gestatte ich Dir niemals, Kind, merke Dir das,« erwiderte er strenge. »Im übrigen will ich Dir nur davor bewahren, in Deiner Unersahrenheit einen unrechten Weg zu gehen. Du sollst das traurige Lin-T heimath los zu sein, nicht mit Deinem Vater theilen.« »Seit denn hier an dem fremden Ort meine Heimath sein?« »Die Wolföburg ist Deineö Va ters Geburtzhaus und heimath gewe sen. Schon aus Pietiit müßte sie Dir theuer sein.« »Ich denke nur daran, daß sie ihn grausam aus ihren Mauern verstieß. Darum frageich nichts nach ihr — in der Kunst allein ist meine hei math.« «Genug —- tein Wort weiter.« Graf Maxirniltan hob abtvehrend die hand, er war blaß geworden, und singe-, kühnen "«« W« m wagte, ihm in schnöder Undankbatteit feine Großmnth vor die Füße zu wer fen. »Ich rechte nicht mit Kindern; Du kennst meine Ansichten und Wün sche fest und wirft gut thun, Dich da nach zu richten, solange ich als Dein Vormund das Recht habe, iiber Dich In bestimmen. Was Du später, wenn Du majorenn bist, unternehmen willst, dafür trifft mich teine Verantwort lichkeit.« - f Er war aufgestanden, nnd auch" Senta hatte fich erhoben. eWe Hände» ineinander geirampft, ftand sie da« ohne noch ein Wort zu erwidern. Sie? fah jetzt ein, daß fie diesem Manne; ggeniiber von vornherein verlorenesj piel hatte, daß aller Kam f und; alle Mühe vergeblich waren. « er faß? in feinen eingesieifchten Vorurtheilen! fest und würde sie um ihretwilleM nicht opfern. f »Hast Du räulein von Rupertj schon begrüßt?« fragte er ablentenlxs ,,Nein!" »So bitte ich Dich. es s reich zul thun und diese der Dame chuldige Rück tcht nie zu versäumen.« T »so kann ich jetzt gehen i« »Den — Senio.« Er schritt mit ihr dem Au«sgangs u. Vor der Thitr blieb er zbgernd; stehen und machte eine Bewegung-. als s wollte er ihr die Hand reichen. Dachs es blieb dabei. Die Hand erfaßte nur ; den Drücker —- die Thiir ging auf.; Er neigte leicht den Kopf — Senta; that ein gleiches-dann eilte sie hin- 3 gis, iånd die Thiisr fiel hinter ihr ins i s . i einer Stimmung, die ein Ge mich von Enttiiughung Kummer, Gedemiithigtsein, rotz und Grolls war, betrat sie das Zimmer! der Er- s Mit-erin, wohin Gottlieb sie auf ihren s unsch geführt hatte. J »Guten Morgen,« fagte sie kurz. l »Ah-guten Morgen, meine liebej Kotnteß.« ; Fräulein von Rupert erhob sich von ; ihrem Platz und ging mit ausgestreck- » ten Händen und sitßnchem Lächeln ohne dabei ihrer Würde Abbruch zu thun, auf Senta zu. »Das ist lieb von Ihnen, daß Sie z mir kommen -——— doch —- Sie sehenl ja ganz verstört aus —- tvas ift Ihnen s denn begegnet?« s Bei diesen Worten hatte» sie Sentas an das Fenster geführt und betrach tete sie prüfend. »Haben Sie nach der langen Reise etwa schlecht geschlafen?« » »Nein, danie, ich schlief gut,« ant- I wartete Senta, die von der Frage so wie von der ganzen Art und eingehen- l den Musterung der Dame unsympa thisch berührt wurde. »Aber, liebe Komtefz, dann macht man doch nicht schon am Morgen ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter.«i »Ich bitte Sie, mich nicht mehr-s Komteß zu nennen, ich bin einfachi Seta Wolfsburg.« » l »Ah« machte Fräulein von Rupert s erstaunt, und in ihren kleinen, stechen den Augen blitzte es triumphirend alt-. .Wenn Sie mir gestatten, Sie titn - tighin vertrauilch mit Senta anzu reden, fo ist mir das eine ganz beson dere reade. Jn Gegenwart anderer jed , wie zum Beispiel in der des Herrn Grafen oder der Dienerschaft« muß es bei der Komteß bleiben.« i »Warum? Jch sehe den Grunds nicht ein.« ( räulein von Riipert legte die feine, bei-engste Hand auf die Schulter des jungen Mädchens, während ein hoch miithig föttisches Lächeln ihre Lip pen träu eite. »Meine liebe Senta, ich glaube, Sie werden anfangs von manchem den Grund nicht einsehen. Vertrauen Sie siehe nur ru ·g meiner Führung an. S werden nn selbst nach und nach .dahintertommen. was man feinem "Stande schuldig ist.« Eine slarnmende Nöihe ergoß sich in Sentas Wangen; sie war sich selbst nicht ganz klar, was die Veranlassung dazu gab. Es war ihr nur, als wenn jemand ihren Kopf genommen und so tief gedu t hätte, daß sie ihn nicht mehr erhebe konnte. Fräulein von Rupert nahm anschei nend teine Notiz von der Wirkung, die ihre Worte aus das junge Mäd chen hervor erusen hatten, sondern fragte sehr reundlich, oh- sie sie auf einem Spaziergang in den Part be gleiten wolle. Senta jedoch lehnte dankend ab und fand einen passenden Grund, sich aus ihr Zimmer zurückzuziehen Sei konnte ihr Verlangen, der alten treuen Brigitte ihr übervolleö Herz aus uschiitten, nicht mehr zügeln. nd erst, als sie sah an der Brust der treuen Wärterin ausgeweint, deren tröstenden Zuspruch entgegengenoms men hatte, wurde ihr wieder leichter und freier u Muthe· t,recht Brigitte ich hätte ulerch mit der Thiir ins Haus sa en Dsollery noch dazu am erstenTage, aber i konnte nicht anders und es ist auch sser, ich weiß, woran ich bin. sich mein Lieblingsnmnsckznwch nicht ers llen soll, wenigstens sohl - nicht, werde ich wohl schwer überwin den, aber mir hleiht die hossnun, dcgze er sich doch noch einmal verwir - n wird. Zwar ist es noch eine« lange Zeit, bis ich majotenn werde und nach meinem eigenen Willen han deln darf, auch he iirnmert es mich, . das ich erxtqpn spat zum elan n» sut i he ichdwsillliszJe elstritt- r aunu n un ei unen. Izu Ist-its Fånhaeäesso äantesund e n n im n oweit in die Geheimnisse her I nstunst ringen-ihn daß ich Inir we iterhelsen Kann. An Energie « Ha . Int- 7 g, ollte ich vor mein einund zwanz sien hre nach Berlin kom men. den alls hat de Onkel eirrt, wenn er mein-t, da ich tm Einem tategartschen Machtwort meine lline begraben hade.« Nachdem sie sich in dieer Weise alles, wie sie sagte —- von Leder geredet hatte, war ihr Mut wieder neu belebt, und wendete hte Ge danken und ihre ufnterlsamkeit tote- « der den Außendtngen stu. Brigitte hatte gerade ange ngen,, ihren Koffer auszupackem un es machteSenta Spaß, alle Sachen in die hübschen Schranke und Kommt-den zu ordnen. Sie war kchon froh, daß nian sie un gestört lie und daß sie niemand aus tn Schlosse zu sehen brauchte. Da steckte der alte Gottlieb aus dor heriges Anllopsen sein Gesicht aber mals durch die Thürspalte, wie es stets seine Gewohnheit war, ehe U eintrat. Er käme, das Komteßchen nach dein Empfangs alon zu führen. Gräfm Arenderg, ie gnädi e Taute, wäre e taminen und wünFchth ihre Nitzte kennen zu lernen, entledigie et ich seines Austrag-es. Senta ordnete Haare und Kleid und folgte dem Alten ohne Zögern rnit ruhigem Gleichmuth. Sie wußte nicht, daß Tante Karla schon seit geraumer Kett im Schlosse weitt- uud mit dem dheim ihketksegm starrtei lange Auöeinandersehung gehabt e. Sie war gekommen, das Kind zu kegriißen, und äußerte zu Maximiis lian, daß sie ihm diese Aufmerksam keit schuldig zu sein glaubte, indem sie nicht erst einen ossiziellen Besuch ab wartete. n Wahrheit trieb sie die Neugier. Die Ueberraschung, die Marimiliarr ihr durch Kundgeben seines Jtrthums bereitete, wirkte zuerst wie lähmend aus ihre Nerven. »Aber um Himmels millen, Maxi milian, dann kannst Du sie doch nicht im Schloß behalten.« »Warum denn nicht2« staateerers staunt. »Ich verstehe Dich nicht. Ich bin ein alter Mann und habe über dies eine Hausdame.« iFortsetzung folai.) Ein furchtbarer Schriftsteller-. Der Umstand, daß der Pariser Jn transigeant in ein Abendblatt verwan deli wird, das sein Herausgeber und Chefredakteur Henri Rochefort ebenso eifrig bedienen wird wie vorher das Morgenblatt, giebt einem Mitarbeiter des Gaulois Anlaß, zu berechnen, wie viel Rochefort in der ganzen Zeit sd ner schriststellerischen und journalistii schen Thätigteit schon zusammenge schrieben hat. Es sind jetzt ungefähr fünfzig Jahre her, dasi Rochefort seine publizistische Laufbahn begonnen hat, und in dieser Zeit hat er selten einen Tag vorübergehen lassen. ohne niesf wenigstens einen Leitartitel zu schrei ben. . Nimmt man diesen nur zu 150 Zei len an, so macht das in einem Jahre rund 54,000 Zeilen und in fünfzig Jahren 2,700,000 Zeilen aus. Also nahezu drei Millionen Zeiten! Das würde, tvenn die Artikel gesammelt und in Buchform herausgegeben wür den, nicht weniger als dreihundert Bande von dem gewöhnlichen Format füllen, das in Frankrei zu Fr. 3.50 verkauft wird. Da jeder lrtitet Rothe forts eine durchschnittliche Länge von 70 Cin. hat, fo würde, wenn man die Streifen Papier, die Rochesort in fünfzig Jahren verschrieben hat, an einanderlegen und zu einem einzigen Streifen vereinigen würde, eine Län ge oon 13225 Meter herauskommen Würde man die 2,700() Linien, von denen jede sieben Centimeter Rang ist, Ein der gleichen Weise hintereinander stellen, so ergäbe sich eine Linie von i188 Kilometer (etwa 117 Meilen). i Es giebt nur wenige Beispiele von Isv fruchtbaren Schriftstellern, deren Werke allein eine ganze Bibliothek lausmachen; das betannteste ist Alex andte Dumas, der ebenfalls Stoff fiir etwa 300 Bande produzirt haben soll. Mit der Masse der Produktion Rocheforts hat freilich ihre Güte nicht zugenommen; in Gegentheii. Die eini zelnen Nummern der wöchentlich er scheinenden Laterne, mit der Rache fort im JaIe 1868 den Kampf des Witzes und r Satire gegen das Kai set-reich begann und durch die er we sentlich zum Sturze Napoleons bei trug, wurden in ganz Europa rnit: ,größterSpannung erwartet und förm ilich verschlungen. Berliner Kindermunin —- Eine Dame erzählt ibren Kleinen von den Kindern Oisrciels und den Philistern, und wie der böse Riese Goliath von dein kleinen hiekenknnben David mit einer Schleuder getödtet word. Und der kleine David wurde dann zur Be lohnung König. Da fragt das fünf jährige Elscheru »Mein-L wo sieht denn dem fein. Dänkmaw . Niemand sann zwei Herren dienen —- es gebi, wenn der andere Herr auch Mammon heißt. i O I iir die Masseniluchi Musikeka kep en von dem Geschwader des Prin zen von Batienber hat man jeßi eine » Erklärung gefun n. Sie kvollien ; dem vom deutschen liaiier angeregt-n Wrokessorenaulkansch durch den Ma iroiensnsisnich ein Paroii bieten- «