Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 15, 1905, Sweiter Theil., Image 15
W schreibtbrirk von sitz-it Murg-L No. 185. — Denksgifsin Delp! Ei schö ner Dag, wann met ebbes zu danke hat! Mer hen emol Mißmeß zel lebrehtet un do hot jedes ein zelne von die· un anch der Philipp was mein Hos band is ebbet befcheert kriegt. Blos mich hen se vergesse gehabt Well, hot der Phil gesagt, bift du sättisfeit Liz iei Do hen ich gesagt, wie tann ich iiittigfeit sein, ich hen doch nicks kriegt. Das is so, hoi der Philipp gesagt, un ich fühle arig farrie, awwer Miß meß is doch e fchiineö Fest- ennihau.« So gehks auch an den Denisgiffem deh. Jch hen ia immer gemennetscht, daß mer en Teriie an den Dag gehabt hen un ich hen mich auch for diesmol ein geordert gehabt. Der Butscher hot gesagt, er deht denke, Teriies wäre arig ftiff dieses Jahr, awwet do hen ich gesagt, was das for en Differenz zu ihn mache deht. Odder obe er mehbie effreht wiir, er deht den Preis nit kriege. Jch iann erfordern, en Teriie zu hen un wann das Pund en Dahler koste deht. Ich hen zu den Phi lipp gesagt, ich deht gleiche die Wede5 weilerfch zuDinner einzulade un dann wär doch e wenig mehr Foun, als wann nor unsere Fämilli do hocke un sich mit ihre dumme Fehfeg angncke deht. Der Philipp hot ganz die näm liche Cidie gehabt un er is auch gleich in den Wedesweiier gange for ihn zn inweite. Wie er widder rednhr komme is, do hot er gesagt, die Missns We desweiler deht gleiche zu wisse, ob ich ebbes dagege hätt, wenn sie die Miß Bellmauö mitbringe deht. Sie hätt se inweiiet un könnt doch jetzt nit gut sage, se sollt liewer nit komme. Bell xnausi hen ich gesagt, den Name hen ich ja noch gar nit von die Wedeswei lern menschene höre; wer is dann das Mehdchei Ratt giltie, hoi der Philipp gesagt ich hen keine Eidie von en Ge kaute-O , well hen ich gesagt, mer onne nii reffjuhfe un du besser sagst die Missus Wedesweiiinn daß die Lehdie welliomme wär. Off Kohrs is er reiteweg hin gange un jetzt hen ich ·ihn for e lanae Zeit nit mehr gesehn hen den Weg Zeit gehabt, alles in zu bringe, atvwet pntiinier hätt ch die ganze Dentggiffen - Ge- . schicht widder gedrappt. Denle Se nor » emol, wie ich zu den Großer Sanges sin, for Krehnberrieg zu ordere, do i hot mich der Knnne en Preis gefragt daß ich puttinier iwwergetombelt fin. ! Den Weg wie er gefickert bot, hätte: mich die Krehnberrteö siwwezehn » Cents meist geioft wie früher. Jsch hen . gesagt: .Nau, Mi er Männ, das ruf’ ich heiwehrabberiz denie Sie denn ich sin In Mlljionehr, daß ich so en » Preis erfordern kanni« Do hot er ge sagt: «Miiddem, ich sin nit for mei Gesundheit in den Bißneß un wann ich tei Praffiit mache kann, dann nemm ich mei Schiniel erei un iwitte das Bißneß.« Well, ich hen noch for e Weil hin un her geiahit un do hot er mich die Krehnberrieg en halwe Cent billiger gelosse. O, ei tell fuh, es duhi sich bezahle, wann mer wann un dann emol for iei Reit feite duht. Bei Tschinlo, met duht doch auch das Geld nit an die Sieitt sinne! Jch hen auch en Kehl gebacke, der war so groß wie e gutseißt Wielbeetel-Wiei un so hoch, daß en englischer Reiter nitt hätt deiwwer tschumpe könne. Awwet weil ich hen kehtsull sein wolle, do hen ich etscht die Buwe un den Philipp en diesente Schleiß sot en Tehst gewwe un ich kann Jhne sage, die Felletsch hen mich puitiniet den halwe Kehi ussgestesse. Sell is oss Kohts e Sein soe mich gewese, daß der Kehi abl techt war un do sin ich sättisseit ge wese. Mein Teekie, sell is e Bötd ge wese. So seit un so iendek, wie e Springtschiclen un ich hen e Filling gemacht do hot mer den Hut vor ab ziehe müsse. Oss Kohts hen ich noch e ganze Latt anneke Stoss ussgesictst un wie die Zeit loinme is, sok den Tehbel zu sehe, do hen ich atvwee en Tehbel dahin gewichst, der hot einiges Febotr. Mei bestes Stlwerwehr hen ch etaug geholt un alles hot nur so geglitteet. Ich hen auch Koti Flauetsch an den Tehbel gestellt un dee Phil lwt e Lati seine Wein herbei eholt, wisse Se, mer ders sich doch nit umpe lasse. Die Kids hen ich all nis gesttehtend un ich hen e neies Haus ileid angezoge; der Phil hat gesagt, ich deht aucie wie e Pietich; das schoht doch, daß er eö epprieschjiehte dahi Well, do is dann die Zeit komme, daß unsere Geicht eintresse sollte un schuht enug« do sin se auch schon komme. ll,-ich hat's ja auch nit annetschter eckspeckiei, wann's ebbes zu esse gibt. dann is die Wedesweilern immer bei die Hund« wie e Fettberschi. Se sin atig steiliich ussgesiclst gewese, awwet am mehkschte hen ich mich doch gewun nert iwwet die Ireileiu Bellniaus. Schiewisz, was is das sor e seines gut ucliges Melidche gewese. Meim alte zitndoieh hot se, denk ich, auch gefalle, bilahs dee hot soe lautet Schmeitö sei Mailche«gae nit mehr susammejriegt Ich a vie Stuhl so ekkehuschr das T der edesweiler un seine Alte an den hedd von den Tehbel komme sin. Ne wtg den Wedesweiler hen ich gesosse un newe die Wedesweilern der Phi lipp. Die junge Lehdie is dann uff den Phil seine grüne Seit komme un ich hen mich e Mehdche geheiert, wo das Dinner gesehtst hot. Den Weg is alles schwetl gange un mei Dir-mer is arig edprieschjietet worde, bitahs se den all gesuttert, als wann se acht Tag lang nicksz gesse gehabt hätte. Jch for mein Deil hen das Esse ntt en tscheut, bikahs ich hen immer den Phi lipp watsche müsse. Das alte Kameel is mit die Miß Bellinaus so sreindlich gewese, als wann er se-sch·on zehn Johr lang kenne deht. Jch sm ja nit tscheI lus, awtver gegliche hen ichs doch nit. Es is mich nur von wege die Kids ge wese. Was solle Buwe wie der Ben nie davon denke, wann ihr alterMann so en Fahl aus sich mache duht? Jch » hen ihn verschiedene mol e schreckliche ? Blick zugeworfe, awwer er hot gar nicks drumm gewwe. Well, ich will Jhne heut nit den Eppeteit verdertve, un tvill lieu-ex bis zum nächste mol warte, sor Ame zn verzähle was die Sach sor e End genomme bot. Es zeigt awtoer widder eniol, daß der schlimm ste Fuhl en alter Fuhl is. Mit beste Riegakd Yours Lizzie HansstengeL i ! Gott hmnen in Helvetim Jm neuen schweizerischen Eivilge seßbuch wird namentlich in Frauen lreisen als eine wichtige Sache die Bestimmung des heitathsfähigen Alters der Mädchen angesehen. Bisher waren 16 Jahre als diek Grenze bestimmt, unter welchem Al ter das Gesetz das Eingehen der Ehe untersagte. Jrn neuen Entwurf war das Alter ursprünglich aus 17 Jahre binausgeseßL Doch genügte dies be sonders in Frauenkreisen nicht; man verlangte 18 Jahre als das Mini mal-alter. Eine von 92,568 Frauen unterschriebene Petition in diesem Sinne wurde schon im Juli 1904 den Behörden vorgelegt. Jst eine einheits liche Bestimmung für unsere drei Na tionalitäten fiir alle Fälle auch nicht ganz passend, so hat doch im allgemei nen die von ärztlicher Seite eingeen bene Frauenpetition recht, wenn sie sagt: »Laut unseren ärztlichen Er sahrungen ist nicht nur vom ethischen, moralischen und ooltswirthschastli chen, sondern auch vom gesundheitli chen Standpunkte aus die Eheschlie- - ßung des weiblichen Geschlechts vor dem zuriickgelegten 18. Altersjahr » durchaus zu verwersen. Hätten wir - Aerztinnen das fragliche Gesetz zu bestimmen, wir würden unbedingt mindestens das zurückgelegte 20. Jahr als untere Grenze festsetzen; denn auch l mit 20 Jahren bat in unserem Klima j und unserem Zeitalter der weibliche · Körper seine volle Entwicklung noch nicht erreicht. « Wie aber auch aus manch’ anderem Gebiet, so macht hier nicht das Gesetz die Zustände. sondern diese werden von anderen Faktoren bestimmt. Jn der Berathung des Gegenstandes in der Bundesversammlung haben so wohl der National- als auch der Ständerath dem Verlangen der 92, 500 Frauen entsprochen, d. h. das heiratdsfiibige Alter wurde für den Mann aus 20, sür die Frau aus 18 Jahre festgesetzt. Dann kam aber auch ein Zusatzanirag zur Annahme, welcher lautet: »Die Regierung des Wohnsitzlantons kann jedoch aus nahmsweise und aus wichtigen Grün den« unter Zustimmung der Eltern oder des Vormundes, einer Frau die das 17. oder einem Manne, der das 18. Alter«-jaer zurückgelegt hat« die Entschließung bewilligen.« wer überlisten Prinzipal. Ein trübes Licht brennt im Bureau, Leer ist der Platz des Prokuristen. »Am Pulte steht der Prinzipal Und überprüst verschiedne Listen, Dann sucht er voller Hast im Schrank Und kann zu seinem größten Schreiten sPon Werthpapier und daarem Geld jAuch nicht ein Moletiil entdecken. — .,,So ist er also durchgebrannt,« iSiöhnt er voll Angst und schmerz " beklommen. »Wie lvar ich doch so unbedacht — lDer Wicht ist mir zuvorgekom men. Mir hat der Kerl mit seinem Streich « Die hände in der That gebunden, O! Hätt« ich doch das Ding geahnt, Ich wäre gestern schon -— verschwun-— ; d en!« Dkk Geiger Kuh-In hat seine Fing-: s mit je 85000 versichert, doch über nimmt er das Riilo persönlich, so weit seine Füße in Betracht kommen. Er muxg zu jenen Künstlern gehören, welche iedeln können, ohne nnt ihren Füßen den Talt zu treten. I O I Der roszstädtische Luxus macht manche seißige Hand reich und er nährt mehr Arme als die almosen spendende Menschenliebe (Mommsen.) O O Its Fiir den ArmIn ist es ichwer,Kiinst ler zu werden, siir den Reichen, es zu bleiben. se» ·- e Andrew Carnekie erlliirt: »Schaut den Retchthum ab.« —- Erst haben, l kitt Weile« erst hobent Nummer t73. Eine Liebesgeschichte von F e l i x M u m m. Adolar, der ewig Heitere, war von seinem in Ostende verbrachten Ur laub ganz schwermiithig nach Berlin zurückgekehrt An seinen beiden Stammtischgenossen nagte die Neu gierde, aber ihre mehr oder weniger zarten Fragen brachten nicht das er sehnte Ergebniß — Richard, der Red selige, blieb in dieser Hinsicht stumm. -— Bei der Kneiperei gelang es end lich den vereinten Bemühungen Os kars und Erichs, dem Freunde die Zunge zu lösen. »Du mußt uns sagen, was Dich so traurig gemacht hat, Adolar,« drängte Erich. s »Du mußt,« setundirte Oskar, sonst kündigen wir Dir die Freund schaft. Sag, was fehlt Dir-? Bist Du gar-Eli Wenn ja —- woran leidest u « »Ich leide an meiner letzten Liebe," erwiderte Adolar elegisch —- »Die wievielte in Deinem ereignißreichen Leben?« —- »Die . . . . die » . wartet. Gleich!« Adolar zog sein Notizbuch hervor, blickte hinein und sagte: »die hundertdreiundfiebzigste.« »Und jetzt: Schluß — Punkt —-— Streusand?« fragte neugierig Ostar. —- »Fiillt mir nicht einl« versetzte Adolar. ,,B-in noch so jung, erst nn gefähr 50 Jahre.« ,,Sagen wir, um ganz sicher zu ge hen, 54 Jahre, meinte neckend Erich. »Ohn! 51 Jahre, 7 Monate und 3 Tage . . » Das ist die lautere Wahr heit,« versicherte Adolar. »Und wenn ich sagte meine letzte Liebe, so meine ich meine jüngste. Und von der will ich Euch nun erzählen. Ss nichts Sensationelles, nichts Noch - Nicht Dagewesenes, aberwem es just pas sirt, dem u. f. w. Vor allem, ich habe wohl noch das Recht zu lieben und ge liebt zu werden. Jch sehe bedeutend jiinger aus als ich hin. Nicht wahr?« Die Freunde bestätigten das-. »Und ich fühle mich auch- körperlich nnd im Gemiithe frisch wie ein Drei ßiger und . · . .« ,,Los, Adolar! Keine lange Ein leitung!« mahnte Erich. »Also gut. —- Losi —- Jn Brüssel lam in mein Coupe ein junges Mäd chen, das mich schon gefangen nahm, ehe ich mit ihr ein Wort hatte wech seln können. Keine Venusi Mehr als ; zdas: ein hübsches Kind, dessen Geist fdie Grazien tausendmal geküßt haben »Inögen. Und die reizende Gestalt! Die Anmuth des Ganges und der Ge sten!« Er machte eine lnrze Pause und murmelte: »Ja, wenn ich das gewußt ätte!«« - »Was-« fragte Erich!« .,Wirst Du später ersahren,« ver setzte Adolar nnd fuhr fort: »Die rehbraunen Angen, der in weichen Linien geschnittene Mund ,die kleinen seinen Ohren Doch wozu den vergeblichen Versuch machen, Aline zu beschreiben!« ,«Aline?« rief Erich betroffen aus. »Am Ende ..... " »Was?« fragte Adolar. »Wirst Du später erfahren,« erwi derte trocken Erich. »Nun denn," begann Adolar ans’5 Neue. »ich böndele natürlich an. Ein gemiithliches Plaudern war bald iim vollsten Gange. Sie hatte Mut terwitz, die tleine Teufelin. Denkt Euch mein Entsetzen, alg plötzlich der Kondutteur meldete, wir find in Oft-— st:nde. Donnerwetter, die Paar Stun «den waren rasch entschwunden! Aus Idem Bahnbof bat ich das Fräulein, jxas mehrere Wochen in Oftende ver z ringen wollte, um ein Rendevoug. ;iZie lehnte ab, der Zufall würde s wahrscheinlich die Liebenswiirdigteit «esitzen, uns irgendwann und irgend wo zusammen zu führen. Jch schäum te —- natijrlich nur innerlich —- vor Wuth — grüßte mit dem ganzen Auf gebot meiner Liebenswiirdigteit, und tzog etwas beschämt von dannen. --— Zwei Tage später. Golden leuchtete die Sonne am blauen Himmel nnd das Meer ....« »Still, laß Sonne und Meer in Rub,« rief Erich. »Fasse Dich turz.« »Warum so eilig, liebster Erich?« »Weil ich sonst Gefahr laufe, vor Neugier zu bersten,« erwiderte Erich. »Ich beschwöre Dich, ver-wende den Lapidarftil.« »Gut, Ericht« sagte seufzend Ado lar, der so gern poetisch geworden wäre. »Also Zufälliges Zusam mentreffen auf dem Strand; gemein schaftlicher Spaziergang Sie neckifch, ihr Lächeln berückend, ihr Lachen epi demisch, das beißt: ansteckend. —-—Habe noch nie ein Menschenkind so herzlich, so prächtig lachen sehen und hören.« »Du Adolar, mir ahnt ...« sagte Erich. »Was?« »Ein-as später, Adolar. Komm nur mich zu Ende, —- Sprich im telegra phifchen Stil.« »Gut, Erich! Oeftete Spazier gänge, Vormittags-, Nachmittags, Abends, meinerseits Verliebung, ihrerseits Liebenstvütdigieit bis rfeundfchaftliche HerzlichteiL Abreise, Aline Bahnhof, ich rasch Erklärung, i ihre Antwort, sie liebe mih so seht. Ob ich erwachsenen Sohn hätte, snöchte gern meine Schtviegeriochfet sondern —- Ach Gott, o weh!« Teich und Ostar hielten sich die Seiten vor Lachen. Adolar aber sagte mit süßsaurer Miene: »Wartet nur noch zehn bis fünfzehn Jahre, dann werdet ihr auch verspüren, wie weh das thut, wenn man um die Hand einer lieblichen Knospe anhält und die Antwort er hält: Jch möchte Sie zum Schwieger vater haben und wenn das jetzt passirt, dann bricht das Herz dabei. Aber ein süßes Mädel ist sie doch!« »Du, Adolar, --sag’ einmal, führt Deine Nummer 173 nicht den Fa miliennamen Demoulin«t« fragte mit lauerndem Blick Erich. Adolar war sprachlos. »Woher weißt Du das, Erich? Ja, Aline Demoulin heißt sie.« »Dachte ich’s mir doch gleicht« sagte Erich, vor Lachen beinahe er stickend. »Diese Schelmint Ha, ha, ha! Es ging mir im vorigen Jahr in Ostende gerade so wie Dir. theurer Adolar. Auch ich habe mich in das ilebe, übermiithige Mädchen verliebt, auch ich habe mich um sie beworben und da hat sie mir gestanden, sie sei seit drei Jahren die brave Gattin ei nes Briisseler Notars und habe zwei reizende Kinderchen. Und es mache ihr soviel Spaß, ihre »Anbeter« zum Narren zu halten. Ja, weiß Gott, sie ist Meisterin in harmlosen Possen und im Lachen« Die drei Freunde veranstalteten mit vereinten Kräften ein homerisches Gelächter, das recht lange währte. Dann schlug Adolar vor, eTflamme Nummer 173 eine stolleltiv-Ansichts karte nach Ostende zu schicken, was von den beiden anderen angenommen wurde. »Ist Fräulein --— Frau Aline denn noch dort?« srasste Oskar nach einer Weile intensiven Drittens-. »Ja, sie bleibt noch eine Woche in Ostende,« theilte Adolar mit. »Wenn dem so ist,« sagte Osiar sich erhebend, »dann ist es überflüssig, die Karte auzusenden. Jch werde Eure Grüße mündlich ans-richten Die Frau muß ich kennen lernen. Gute Nachtl« Acht Tage später erhielten Erich und Adolar an ihrem Stammtisch eine Ansicht-Stark aus Ostende. Sie enthielt in französischer Sprache we nie Worte: Liede Freunde! Wir haben uns soeben verlobt. OSlar nnd Aliue, ldie noch nie verheirathet war).« leolar und Erich sahen einander verdutzt an und seufzten zu gleicher Zeit tief, lang und schwer. — Eine grosze Pause trat ein. —— Dann erhob sich Erich, fliisterte dem Kellner etwas ins Ohr. Der tam bald mit einer Flasche Extra-Drh an den Tisch und schentte den Seit ein. »Adolar. dies ist ein harter Schlag für uns beide. Allein der Schelm Aline ist doch ein lieber zierl, nicht wahr?« »Na und ob, Ericht« »Also, Adolar, Nummer 173 lebe hoch!« »Noch dreimal hoch! Und nun die ses Gla5,« er schenkte rasch ein. »Es lebe Nummer 174!« »Vivant sequeuteg!« rief Erich. Eine Stunde später konnten beide nicht mehr ordentlich sprechen. Sie lallten nur abwechselnd: »Nummer l73, Nummer 174, Nummer 175 « . Sequens Sequentest Vivat Vivat Vivateg See-nan tes ....!« Des Weibes Feder-hab Eine lustige Geschichte ist un liingst dem Kaiser von Oesterreich Passirt. Der Monarch liebt es zu weilen, die Militär-Alademie in Wie ner Neustadt aufzusuchen und sich von den Fortschritten der Schiiler zu überzeugen, die demnächst als Offizier in die Armee eintreten sollen. Als der Kaiser einmal während des Un terrichtg in eine Klasse trat und dem Professor ein Zeichen gegeben, ruhig in der Leltion fortzufahren, lehnte er sich an die erste Bank an und stellte den Hut mit dem Federbusch hinter sich auf die Bank. Für den Schüler, der vor dem Hut saß, war anscheinend die Versuchung zu groß, und, gedeckt durch den Riielen des Herrschers, rupfte er eine Feder aus dem «elrn bufch. Allein das Verhängniß chrei— tet schnell. Mehrere Kameraden des Federriiubers hatten die That bemrlt und aabn durch Zeichen zu erkennen, daß sie sich ebenfalls im Besitz einer solchen schönen Feder befinden möch ten. Was blieb also dem Uebelthäter übrig, als dem Federhute weitere «e dern auszureißeti?! Dabei bena m er sich wohl uneeschiclt; denn der Heim rollte plötzlich von der Bank auf die Erde. Der Kaiser drehte sich um, und als er seine Kopfbedeckung, deren Federnschmuck einen lläglichen Anblick bot, auf der Erde liean sah, mußte er laut auslachen. Nunmehr fragte er den Schüler, warum er denn die Federn ausgerissen habe. »Ich wollte dieselbe zum Andenken an Eure Ajtajestiit aufbewahren,« lautete die Antwort. »Jun,« ent· egnete der Kaiser-, »du hätte doch eine Feder wohl auch zu diesem Zwecke genügt.« »Ge wiß, M-ajeftiit, aber meine Mitschii let wünschten ebenfalls eine Feder zu besitzen-« »Da bleibt mir nichts an deres übrig, als Ihnen den ganzen Federhut zu lassen; denn in der Ver fassung kann ich »Um doch nicht mehr aussetzen« Damit ließ der Kaiser sich eine neue Kopfbedecknng bringen und verließ lachend die Anstalt. Im- llate Eintretenqu Ein selsamer Zufall fügt eg, daß fast zur selben Zeit, da der jugend liche Herzog Karl Eduard von Sachs sen - Koburgund Gotha zur Ber mählung schritt, vor einem Ge richt desselben Landes der erste Ter min in der Ehescheidungsangelegem heit eines anderen Mitgliedes des weit verzweigten Koburaischen Ge sammthauses stattfindet. Prinz Phi lipp aus der Seitenlinie Koburg-·Ko hart) begehrt nämlich die Trennung von sein-er Gemahlin Louise, der äl testen Tochter des Belgierkönigs Leo pold, und wird sie voraussichtlich ausch ohne langwieriqe Erhebungen erlan gen. Das Ehedrama, dessen erster Akt in der Wohnung eines Oberlieu tenants begann und seine Fortsetzung im Militärzuchtlrauz hinter den Mauern einer sächsischen Privatstun anstalt und in Paris erfuhr, wird damit zum Abschluß gebracht sein. Das außesordentliche Aussehen, das diese delikate Angelegenheit seit Jah ren erregt, lenkt auch die Aufmerksam keit auf ishnliiche Vorgänge, die in der Vergangenheit liegen und St nach dim Temperament der betheiligten Per sonen schiedlich, friedlich, oft aber auch in einem Meer von Blut Und Tinkt neu enden-n. Es stimmt nicht mit der Tharsache -iiberein, wenn vor Kurzem behauptet wurde, daß Ehescheidunaen fürstlich-er Versönlichteiten in veraanaenenJahr hunderten seltener aewesen seien als heute. Richtig ist es wohl, daß hoch dramatische Auftritte in diesen Krei sen, wie spsie sich überall bei dem Auf einandervrallen heftiger und leiden schaftlich-er Charaktere fast mit Noth wendiateit fgebem besonders im 18. Jahrhunder häufig nicht zur Schei dun·a, sondern nur-zur räumlichen Trennung führten. Dies ailt jedoch nicht nur fiir hochfiirftliche Personen, die durch Standesgefiihl und andere Rücksichten an sich schon mehr als an dere gezwungen sind, vor einer Ehe scheiduna zurückzufchreckem sondern ebenso sehr von aewöhnlichen Erden-« menschen aller Zeiten« Jn den tei nesweas seltenen Fällen aber, wo Fürstenehen aus früherer Zeit wegen Treubruchs und anderer schweren Veraehen des weiblichen Theiles au famrnenbrachen, wurde das menschli che Alleumenschliche häufia als schswier 2u ahndendes Verbrechen aeaen den Fürsten und seinen Staat, dem Koch verratb aleich anaesehen. Mit schwe rem Schlaae zersclrmetterte die Faust des seine verlente Mannesehre rächen den Fiirsten oder des von ihm zu die sem Rwerse zusamnsenaesetzten aefiiai aen Gserirbtsbofes die Schnldiaen und setzte dadurch das ariißliche Finale von Tragödiem von denen manche, von aewandter Feder in biihnenae reif-te Form aebrarlst noch heute iiber »die Bretter aeht, die die Welt bedeu ten. Nicht ohne Pitanien Beigeschmack sind dagegen die tsheschicksale Kaiser Karls des Großen, der nicht weniger als viermal verheirathet war, außer seinen ehelichen Söhnen und Töchtern noch eine große Zahl illeaitimer Sprößlinge besaß und, obwohl er oft iöfsentlich über das ftandalöse Leben namentlich seiner Töchter seinem Aet aer Ausdruck anb, es nicht besser ge trieben hat als diese. Von seiner er sten Gemahlin Hirniltrud ließ er sich ledialieh deshalb scheiden. weil er die Absicht hatte, Deflderata, die Tochter des Lonaobardentönigs Desiderius« zu heirathen. Papst Stefan 111. hatte ihn vor dieser Verbindung ge warnt und es in einem an ihn ar richteten, eiaenhändiaen Briefe als Thorheit erklärt. »daß er sich mit dem übelriechenden Lonaobardenvolte ver binden wolle.« Der Umstand, daß er J obendrein mit seiner ersten Gattin s noch nach Recht und Gesetz verheira thet sei. hielt den Kaiser jedoch von feinem Vorhaben nicht ab. « Auch Defideratas Ehe hielt nicht lanae. Schon ein Jahr nach verkroch Ieit gab ihr der Kaiser den Scheide brief, um sich mit Fastrada, der Toch ter des ostsräntischen Grafen, zu ver heirathen, die ihn durch ihre arenzen lose Herrschssuscht auälte und soaar ihren Stiefsohsn Vivin zur offenen Empöruna gegen seinen leiblicken Va ter aufreizte. Auch die vierte Ge mahlin des Kaisers, die Alemannin Luitaara, hätte zweifellos den Schei debrief erhalten, weil Karl sich mit dem Plane trua, eine hhiantinische Vriniessiu zu ehelieten Sie hatte das Glück, daß dieses Projekt sieh zer fchlua, so daß sie dauernd in der Gunst ihres Gernahls blieb. Eine EhescheidunC die ebenso wiie das fprichlvöriliche Hornburaer Schienen ausainn, war diejeniae stö nia Vbilivvs l. von Frankreich von seiner Gemahlin Vertlia von Flan dern. Der 40iähriae siönia ents brgnnte Plötzlich in heißer Liebe Zu Berti-ade, der Ebefrou des Grafen Fulco von Angers, entführte die An aebetete und forderte nun vom Pavfte die Lösung seiner rechtmäßiaen Ehe. Da dies vom Pontifex Marimus ver weiaert wurde, berief·er feine Reichs iiände, von denen die Scheidung aus aefvrorben wurde, worauf er Berirade beimführie. Der König hatte aber wiederum seine Recknung ohne den Papst gemach der ihn nunmehr mit dem großen Banne belegte, fo daß Philipp gezwungen war, Buße zu thun. Bertrade fortmschicken und Bertha wieder als Königin und Gat tin 1u sich m nehmen. Wenige Menschenalter später wur de im Kaufe der Kavetinaer wiederum eine Ehefckseidung voll-engen bei der’ das game Volk mit der rückfichtslofen Durchführung einverstanden war, die der Könia oeaen feine Gemahlin. eine wahre Messalina des Mittelalterg an zuwenden für gut befandk L i« VII von Frankreich. der is der » schichte den Beinamen Le Jeune fii bietet keine angenehmen Charak « Züge So ließ er, um nur ein spiel anzuführen, in der Kirche v Vitry 1200 Menschen auf dass Grau samste verbrennen. Da er sich aber im Uebrigen als ein sittenstrcnger Mann erwies, hatte er in seiner un glücklichen Ehe mit Eleonore, der Tochter des letzten Herzog-s- von Gu nenne und Aauitanien alle Sympa thin auf seiner Seite. Diese sinnliche Dame, die offen vom Könige behaup tete, daß er kein Mann sei, hat ils-MI Gatten in ihrer 15jährigen Ehe hun dertsältigen Grund zur Scheidung gegeben. Als diese nun endlich aus gesprochen wurde, rächte sit sich- kn dem sie schon sechs Wochen dar-auf den englischen Thronerben, Heinrich Plan taa-,enet heirathete, der nunmehr Elen norens Mitgift, das reiche Anasta nien, in Anspruch nahm und die Reihe der vielhundertzahriaen Kriege eröff nete, die dem Wohlstand Englands und Frankreichs tiefe Wunden schlu gen. Ihr englischer Gemahl hat übri gens in seiner Ehe auch mehr Dornen als Rosen gesunden. Bei der Nebel lion der von ihr gebotenen Söhne ge gen den Vater schlug sich Eleonrrre aus »die Seite der ersteren, so daß dem König schließlich nichts iibrig blieb, »als die schon beiahrte Frau in stren ger Haft einzuschließen. Höchst tragisch endete die Ehe Kö nig Ludwigs X. von Frankreich mit Margarethe von Burgund, die er wes gen Ehebruchs hinrichten ließ. Um--' gekehrt lag dagegen die Schuldsrage in dem Ehescheidsungsvrozesse, den König Ludwig XJL gegen seine Ge amhlin Johanna führte. Sie soll von abstoßender Häßlichkeit gewesen« und dem König, als er noch Herzog von Orleans war, mit Gewalt aus gedrungen worden sein. «Sie hatte sich aber ein ungeheures Verdienst um den Gatten dadurch erworben, daß sie ihn durch ihre Fürbitten bei ihrem Bruder, König Karl Vlll., aus lan ger Haft befreite, die sie freiwillig mit ihm getheilt hatte. Diese riihrende Treue vergalt ihr ihr Gemahl, dem sie keinen Erben sckenken konnte und zu dessen Seitensvriingm sie stets gedul dig die Augen zugedriickt hatte, da mit, daß er kaum aus den Thron ge kommen, sich von ihr sckeiden ließ, um die Wittwe seines Vorgängers-, Anna von Bretagne, zu heirathen. Verhältnißmiißig selten begegnen wir Ehescheidungen in den Familien der russrschen Monaretem Das Recht der Zarem den Nachfolger nach eige nein Belieben zu bestimmen, machte die Ehefcheidung meistens überfliissig, um so mehr, als man die renitente Gemahlin durch Einsperrung in ein Kloster unschädlich machen konnte. So handelte auch Peter der Große, dei sich zwar, um sich wieder verheirathen zu können, nach neunsiihriger Ehe von seiner Gemahlin Ludsovia Lapusehin srlseidcn ließ. obendrein aber noch die Fran, die ihm wiederholt nach dem Leben getrarhiet nnd ihm in seinen politischen Plänen entgegengearbeitet hatte, in die finster-en Kasematten der esthnifchen Festung Susdahl sperrte» aus denen sie erst Peters Tod besi freite. Tief tragisch ist der wiederholt von« dramatisch-en Dichtern behandelte Ehe scheidungsprozeß durch den sich Chri stian VlI. von Dänemari im Jahre-— 1772 von seiner Gemahlin Karoline Marie, der Schwester König Gen-rag 1ll. von England trennte. Dei Hallenser Pastorssohn Struensee war im Juni 1767 Leibarzt des Königs geworden und schnell zum Erzieher der Prinzen, Kabinettsrath der Kö nigin und endlich zum Geheimen Ka binettsminister des schon frühzeitig durch seine jugendlichen Ausschwei fungen geistig gestörten Mosnarchien emporgestiegen. Im Jahre 1769 knüpfte er die fiir beide Theile so verhängnißvolle Verbindung mit der achtzehnjährigen Königin an, deren Herz dem Manne zuslog, der als ein ziger am dänischen Hofe sie mit Zärt heit behandelte. Struensees Feinde-, die von der Stiefmutter des Königs geleitet wurden, zwangen in der Nacht vom 16. zum 17. Januar 1772 den Monarchen, das Strafverfahren gegen das schuldiae Paar einzuleiten Am 6. April wurde die königlicher Ehe ge trennt. Am 25. April wurde Strum see zum Tode verurtheilt und drei Tag-e daraus, nachdem ihm die rechte band abgehauen, aeköpst und sein Leichnam grvicrtlieilh Karoline Ma thilde wurde narb tselle gebracht, wo sie in strenger tisiefangenschast gehal ten wurde nnd am 10. Mai 1775 starb. Der König aber iiberlebie diese Tragödie noch um 26 Jahre und stard erst am lit. März 1908 zu Rendsbnra in tiefer geistiger Umnachtung. « Warum sieh der nachmalige König Friedrich Wilhelm li. als Prinz von Preußen im Jahre 17439 nach nur ’vierjiihriaer Dauer seiner Ehe mit Veinzcssin iislisglrth tshristine von Vraunschweig pon dieser scheiden ließ, ist nie authentisch bekannt geworden. Das Familienarxtnp der Hohen ol lern ist in diesem Runtie der or schung nicht iuaänalich Onkel Sam ist in Gefahr, von den Binsen-Insel unnektirt zu werden. Os- -f- It Still trägt, Mr viel trägt sk ti-: II fchent gemacht worden. »Daß du die Motten kriegst!« hat der Kurator des letzteren wohl gedacht ::: :- H Nie ist etwas-« wahrhaft Großes durchgesctzt worden ohne den Glauben an eine sittlielxr Weltordmma