Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 15, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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    Eine Megekische Gaknison.
Nov-acti- ven RTtJh v. Musik
Pt- dien hat das Kasten-wesen so
tiee E nvkiicke auf das soziale Leben
ausgeübt, daß ein Schuh-machet keine
Scheieidetstochter nnd ein Tischler
keine Schlosserstochter heirathet. Ganz
so schlimm lagen die Verhältnisse in
Helinsstödi, einer tleinen mörkischen
kasom unsern Berlin, nicht« aber
sie etinnekten doch daran, wie Pro
fessor Ulbrich, der Direktor des Neul
gynmasiums, eines Tages zutreffend
bemerkte. «
Woran das tagt Naturnch am
Weh-ei W! hatt f r o s
m e ru,er ein na
renregiment beherberet; eines Tages
hatie man sich aber oben wo die Ge
schicke des Militiirö entschieden wer
den, aus trifti n Gründen veranlaßt
Weher saren in eine andere
rntsonw zu gen und dafür war in
das Städt n ein Bataillon Infan
tesrie unde ene Abtheilung Feldartik
lerie eingeriickt, ein Taus, rn
die im tiidter hätten zu rie ein
nn nn nicht Eris wie inn at
Zeiten den Ap el ch«der Zwietracht mit
ten auf den rttplatz gerollt hätte.
Schon am ersten Tage dem Cin
zugstage der neuen Besanung hatten
die Einen sich voll Bewunderung über
die prächtige nitscharenmustt der
ånsanterie geäu ert, mit welcher ihrer
nsscht nach die Bl echpuster aller be
rittenen Waffen nicht tonturiren
timnten Dem- gegenüber waren An
dere mit der Meinung hervorgetreten,
die Jnsanteriemusit sei überhaupt
leine rechte Militärtnusit. Das sei
ein Orchester, gut, Opern- nnd Ope
retenmelodien u dudeln, aber teine
Soldatenmusgixtl nde, die heroische
Weisen zu rnpf und Sie heraus
schrnettert und alle Gefühle im Busen
des Mannes regen soll. Zu diesen
hatten sich dann die Damen gesellt,
welche den rothen Kragen schtnuct
und sein fanden, zu denen dagegen
die Verräter des schwarzen Kragens,
bei dein e weniger die Farbe, als die
Qualität Sammt — rühmten.
Allmä lich fanden die Einen immer
mehr orziige an der Infnnteriz die
Andern an der Artillerie, nnd da die
beiden Waffengattungen sich auch
selbst nicht seh-r griin traten, so war
der Zwiespalt fertig
Dieser Dualigmucs der guten mär
lischen Stadt erreichte aber eine noch
höhere Boden, als zwei Generalitii
ten aus der ildsliiche erschienen, die,
verabschiedet, schließlich auf den Ge
danien gekommen waren die hübsche
kleine Landxtadt zu dauerndem Wohn
sitz zu mähen Excellenz Wiese war
zuletzt Kommandant einer Jnfanterie:
Brigade gewesen und mit dem Erret
lenztitel zur Disposition gestellt wor
den, General Blenheirn hatte an der
Spitze einer Feldartillerie - Brigade
gestanden. Beide Herren waren, sehr
tüchtige Militiirs gewesen und hingen
noch im schwarzen Rock mit Eifer und
Liebe an der alten Wasse. Wiese hatte
seiner Zeit als Reginientstommandeur
ein Rencontre mit einem Herrn von der
rtillerie gehabt, Blenheim aber schob
die Schuld daran, daß er in der mili
tärischen Stufenleiter nicht weiter aus
gestiegen war, aus seinen Divisions
tommandeur, der zufällig aus der Jn
fanterie gestammt hatte. So waren
denn auch bei ihnen die Vorbedingun
gen zu einer bneigung gegeben, die
ein Speeialsall noch vergrößerte Ge
neral von Blenheini, der sich noch sehr
rüstig fühlte, hielt einen Gaul, aus
dessen Rücken er täglich, bei gutem wie
schlechtem Wetter, weite Ritte in die
hübsche Umgebung von Helmstiidt
machte. Er hatte sich die Generals
tarten: Settion helmstiidt und Nach
barsettionen, getauft und socht aus ih
nen imaginiire Schlachten, bei denen
natürlich sein ehemaliger Dir-Mons
tommandeur stets den Gegner bildete.
Wenn er dann nach einem solchen Ritt
in sein Stammtotal »Das goldene
Roß« eingekehrt im Kreise von Offi
zteren und Civilisten saß, pflegte er
scharfsinnige Erörterungen darübeu
an zustellen« daß teine Jnfanterie der
Welt das Desile von Lützow passiren
könne, wenn oben, bei Kranichendorf
eine Feld-Artillerie-Abtheilung abge
protzt habe.
Exeellenz Wiese ivar dagegen ganz
Techniterz lange Jahre zu allen mög
lichen technischen Jnstituten komman
dirt ewesen und Verfasser der berühm
ten Broschüre »Darf die Schlagbvlzem
Mutter btllnirt werden?«, kannte er
tein größeres Vergnügen, als ein neues
Gewehr zu ersinnen, das bei einer An
sangsgeschwindigteit von 1500 Metern
Panzerwände durchschlug und leinen
Nitelstosz äußerte. Daneben aber liebte
er leidenschaftlich bissige vaterrier,
von denen er in seinem Garten eine
ganze Familie angesiedelt hatte. Die
Hunczegeschlecht sollte nun die beiden
Militärrs noch mehr entzweien; denn
nls eines Tages Herr v. Blenheim im
Bewußtsein eines kolossalen Sieges
von dem Luszotver Engpaß zurück
kehrte und etwas lose im Sattel der
alten «Thella« fass. da stürzte plötzlich
die Familie Foxtetry aus dem Wiese’
schen Garten unter lautem Getläsf her
vvr und versuchte der braunen Stute
tn die Beine zu beißen. Thelln et
schreckte und bäumte, uns ihr Reiter
wiite um hauresbeeite in deriEtmszeni
seh-met geschleudert worden, hätte er
E sticht noch im leßten Augenblick an
Mshm festgehalten Waren die
W Alt-m Dermt auch viel zu vor
stehen« als daß dieses Ereigniß sie zu
mehr als einem inneren Vorwurf hätte
veranlassen können, fo iibie es doch ei
nen erlältenden Einfluß aus, und Jn
fanterie und Artillerie war mehr ge
schieden denn fe.
An das Militär schloß sich die Civil
bevölkerung an; die Bewohner der
Stadtviertelö, wo dieJnfanterietaferne
lag, waren infanteriftifch gesonnen, die i
Nachbarn der Artilleiie dagegen artil
leriftifch. Sattler und Schmiede, die
hier und da eine Bestellung der fahren- i
den Abtheilnng abfiel, hielten nichts;
von den »Fufztlatfchern«, und die
Schuster, die neben den Bataillons-j
werlstätten fiir die Jnfanierie arbei-’
teten, dachten sehr gering von der!
,,Bonibe«, die wenig Stiefel verbrauch- s
te Auch die oberen Zehntaufend, d.
h. fiir Helmftädt die oberen drei
Dutzend, nahmen Partei. Der Gemi
nafialdireltor Professor Hansemann
war fiir den idealen Schwung des
General-Z v. Blenheim begeistert, zu
mal da er selbst ein dreibändigeö Wert
über die Schlacht von Kinaxa s rieb
und sich den strategisch- tralti chen
Rath des Generals des Oefteren er
bat; mit ihm schwur feine Lehrerschaft
zur Kanone, sowie das AmtsgerichtH
der Amtsrichter war nämlich Haupt-i
mann der Landtvehr- Feld - Artille- ·!
rie. Das Real-Gymnasium (Diret
tor Professor Ulbrich) und der Stadt- »
pfarrer hielten dagegen zu Excellenz
Wiese, der ihnen in seinen praktisch
technisrhen Arbeiten und mit feiner
ausgesprochenen Redegabe mehr zu
sagte. Jede Partei hatte ihr Haupt
auartier. Die Artilleristen saßen im
»ledenen Roß«, die Jnsanteristen in
der »Grünen Traube«.
Professor Ulbrich hatte Helmstädt
mit Indien verglichen; wären ihm aber
alle einschlägigen Verhältnisse bekannt
rewesen, so hätte er skch den weiten Ge
dankenflug bis nach Jndien ersparen
und in Europa bleiben können. Helm
städt war auch ein Verona, denn zwi
schen den Montecchi mit der Helmspitze
und dem Cauletti mit der Oelmtugel
fehlte auch Romeo und Julie nicht.
Excellenz Wiese hatte einen Sohn, der
rls Oberleutnant bei der Helmstiidter
JnsanteriesBrigade stand, und Gene
ralBlenheim eine achtzehnjährige Toch
ter; die beiden jungen Leute hatten sich
in Gesellschaft kennen gelernt, die von
Den beiderseitigen Frau Mamas eifrig
vrotegirt wurde. Die beiden »alten
Damen waren die Einzigen, welche der
Zwiespalt Helmstädt’s nicht in Mit
leidenschast gezogen hatte; sie wirkten,
freilich in aller Stille, aber dennoch
eifrig und unablässig, an der Wieder
herstellung friedlicher und einheitlicher
Verhältnisse, ohne die Schuld zu ver
kennen, welche die beiden Ehegatten an
dem Zwist trugen.
Diesen Zweck verfolgte auch ein Ge
spräch, das Jhre Excellenz und die
Frau Generalin an einem klaren No
vembermittag aus der städtischen Pro
nenade pflegten, während hinter ih
nen, mit zwanzig Schritt Abstand,
Etika von Blenheim und Wilfried
Wiese in traulichem Geplauder dahin
schritten.
tönntest, Wilsried, um Papa zu be
sänftigen,« sagte das junge Mädchen
— sie duzten sich heimlich schon lange
schen Dingen so wenig. dente Du doch
darüber nach.«
»Aber sehr gerne, — Erila —- wenn
»Wenn Du doch irgend etwas thun«
Zeit —- »ich verstehe ja von militäris
ich nur wüßte, was! Ob ich mich bei»
der Liitzower poftirte und seinen An
sichten ieipslichteP Er lommt ja fast
alltäglich dorthin.«
»Ach, Wi«lfried, ich fürchte, das fällt
auf! Und dann geht es so, wie im
Dichterverse: Man merkt die Absicht
und man wird verstimmt.«
»Ja, aber was denn? Du mußt
doch auch ein wenig helfen, liebe Erita?
Könntest Du Dich nicht meinem Papa
»ein wenig nähern? Jhm irgend etwas
TLiebes erweisen?«
s Während so die beiden jungen Leute
nachsannen, waren die alten Damen zu
einem besseren Resultat gelangt.
»Liebste Blenheini, ich sage Ihnen,
dieses ist eine Gelegenheit, die man
nicht verstreichen lassen dars. Nützen
wir sie! Jeh stecke mich hinter den Ba
taillons - Koinmandeur, und Sie neh
men den Abtheilungs - Kommandeur
von der Artilletie bei Seite. Ueber
dies vearbeiten wir gemeinsam den gu
ten Landrath« der ja stets als Unpar-»
theiischer zwischen beiden Parteien ge
schwebt hat und sich gern bereitsinden
wird, dem unerquicklichen Zustand ein
Ende zu machen. Wir sind seht Mitte
Novecnber,.-—s- wir haben also dreiWo
chen Zeit.« —- —
Einige Tage später in der Abend
stunde, als in der »Traube ein großer
Kreis von Ossizieren und städtischen
Honoratioren versammelt war, sagte
der Major Zimmermann, der Kom
mandeur des in Helmstädt garnisoni
renden Bataillons. plötzlich Folgendes:
»Ja ---- wag ich übrigens allerseits
mittheilen musz wir stehen vor ei
nem Gedenttaget Am Z. Dezember
sind 30 Jahre seit der Schlacht von
Otleans verflossen, in der unser Ba
-taillon ruhmvoll gesochten hat« Wir
Ilverden diesen Tag in schlichter, aber
würdiger Weise feiern. Wie ich höre,
plant die Artillerie, die ja dazumal be
theiligt war, dasselbe.«
Er machte gegen ben Landrath Ba
ron v. Aue eine Verbeugung, die als
Einladung zur Feier gelten konnte;
vielleicht war sie aber auch anders ge
meint, denn über die steundlichenZiige
des alten Edelmannes slog es wie ein
Lächeln, und er nahm nun das Wort:
»Ja! Dreißig Jahres Jch erinnere
mich noch deutlich des Tages! Einkaltt
Abends furchtbarer Schneesturm, als
wir bitvalirtenl Lieber Gott, wie die
Jahre vergehen! — Natürlich muß der
Tag gefeiert werden, es ist ein Ehren
tag unseres lieben dritten Korps. Na,
selbstverständlich muß an solchem Tage
alles zusammenseiern!«
Die Anwesenden hörten gespannt
anf: »Gemeinsam?«
,,Gemeinsam!" wiederholte Baron
Aue. »Und da die Feier nicht gut in
einem Kasino oder in einem unserer
beiden großen Hotels begangen werden
kann, weil sie alle einen parteiischen
Charakter tragen, so stelle ich den gro
ßen Saal des Landrathsamies zur
Verfügung« Und, wenn es Jhnen recht
ist. mein lieber Herr Major, so ziehen
wir das ganze Zivil heran dessen
Einladung ich gern übernehme.«
Eine halbe Stunde nach diesem Er
ei niß wiederholte sich der Vorgang im
oldenen Roß« Hier proponirte der
Artillerie - Kommandeur eine Or
leansfeier, und der Landraih, der sich
dort eingefunden hatte, stellte wie
derum seine Rännie zur Verfügung
Noch am selben Abend gingen Listen
herum, die sich schnell mit Unterschrif
ten bedecktem Alle unterschreiben, nur
zwei nicht, denen man sie klüglich vor
enthielt: Excellenz Wiese und Gene
ral Blenheim.
Erst am nächsten Nachmittag als
ganz Helmstädt zugesagt hatte, lam
die Einladung der beiden alten Her
ren zu Gesicht. Was wollten sie nun
machen? Sich ausschließen? Dass
war bei ihrer Stellung völlig unmög
lich. So sagten sie grimmig Ja und
Amen« und gelobten sich ein Jeder im
Stillen, den Attentäter zu erwischen,
der diesen Plan ausgeheclt hatte, und .
am Festabend recht reservirt siir sich
zu bleiben. -—— . ’
; Der Festabend kam. Das ganze
Landrathsamt war herrlich init Tan- -
iiengewinden geschmückt, ein Blumen
Hiranz schlang sich um das Bild des
junvergeßlichen alten Kaisers und auch
’seine Paladine waren nicht vergessen
worden. Die gefammte Bürgerschaft
fund beide Offizierlorps waren ver
Hretenz die Musik stellte sowohl die
Jnfanterie, wie die Artillerie, jedes
Isiorps spielte eine Weise
Der Festakt gipfelte in einer Dar
stellung der Schlacht voin Z. Dezem
ber an der Hand großer Wandtarten
durch den Oberleutnant Wiese von
der Jnsanterie. Jn einem schlichten,
klaren Vortrage entwickelte er alle
Phasen des schweren Kampfes-, zeigte
Her alle Heldenthaten des ernsten Ta
ges. Und als er dann zum Schluß
lam, da wies er darauf hin, daß von
dieser-jetzigen Generation zwar keiner
die blutige Dezemberschlacht mitge
lämpst habe, wohl aber drei alte Krie
ger, die im Bürgertleid unter ihnen
weilten: General v. Blenheim, Land-:
rath Baron Aue Und sein eigener Va
ter, Excellenz Wiese. Jhrer Mitwir
kung sei es zu danien, daß wir uns
heute eines ehrenvollen langen Frie
dens Und des geeinten Vaterlandes zu
erfreuen hätten. —— Und nun traten
die jungen Damen vor, Eriia vons
Blenheim, die To er des Bürger-»
meisters und die T chter des Grimm
sial - Direktors, und überreichten je- »
denr der alten Soldaten einen schlich- T
ten Lorbeerkranz.
Die alten Militärs reichten sich die
Hände nnd blickten sich chstumm an;
aber in ihren Blicken schimmerte es
feucht —
Nun fiel die geiammte Musik niit
dem Pariser Einzuasmarsch ein.
Seit diesem Abend ist iii Helmstädt
der Friede eingekehrt!
—
Das kleinste Wirbeln-tu ver
Wen
ist ein Fisch, der in einein Bergsee auf
Luzon, der Hauptinsel der Philippi
nen, gefangen wird. Das winzige
Geschöpf wird von den Eingeborenen
Sinnrapan genannt. Die größte Art
ist nur etwa zwei Centimeter lang,
nnd die tleinste' nicht mehr als einen.
Unge ähr 6000 von; ihnen gehen auf
ein fund. So klein der Fisch auch
it, so bildet er doch einen wichtigen
Iahrungsartiiel selbst in einem an
solchen Produkten so reichen Lande.
Das Erscheinen des eingeborenen
Fischhändlers mit seinem Korbe voll
Sinarapan wird sowohl von den
amerikanischen Soldaten als von den
ilipinos mit Freuden begrüßt. Kein
eh ist dicht genas-, kein Angelhaken
klein gen-na, unt diese Fische zu fan
gen. Die Eingebooenen benutzen da
her ein sein gewebtes Tuch als Netz
und fangen aus diese Art bei einem
Zuge Tausende. Um sie zuzuwei
ten, läßt man sie erst in einem Korbe
abtropsen, dann werden sie mit Pfef
fer und anderen Gewürzen vermischt
und aus Blättern in die Sonne ge
legt, wo ste bald trocknen: damit sind
sie zum Essen fertig. «
Inspiration
»Mein Lieber, ich hab eine sa
mose Idee u einem Kolosssalgemälde!«
»Du « o lttss’ hören!«
»Also 6 Meter hoch- 12 Meter
breit.«
»Gut, weiter!'«
»Was weiter, Du malst halt was
d’rausi«
sie-«
Ver Weil-de
i
Theaterhumoreste von Karl Pauli.
Es war in Schlesien, im Gebirge,
in einer Sommerfrische. Wir spielten
auf Theilung. Eine Hälfte bekam der
Direktor für den sogenannten Fun
dus, bestehend aus zwei Dekoratio
nen, einen Saal und eit- ein Zimmer,
drei Reklameheften, einer Flöte, die
in »Müller und sein Kind« gebraucht
wurde, nnd einem Besenstiel, der
theils als Stange im »Tell«, theils
als Stab in ,,Lorbeerbaum und Bet
telstab« Verwendung fand! Und da
für die Hälfte — die andere Hälfte
sollte unter die Mitglieder vertheilt
werden —- solltel —- ich betone mit
Absicht ,,sollte!" — denn merkwürdig,
es wurde immer nur die hälste, die
der Direktor bekam, eingenommen.
J war empört iiber diese Zustände
un gab meiner Empörung auch den
Kollegen gegenüber Ausdruck. Leider
konnte ich mich aber dem Direktor ge
genüber von einer gewissen Scheu
nicht befreien, weshalb ich in seiner
Gegenwart schwieg. Hier fand wieder
einmal ein herrliche-Z Dichterwort An
wendung: »So macht Gewissen Feige
aus uns allen.«
Außerdem maß der Direktor sechs
FUß!.
Das Theater, an dem ich eugagirt
war, führte den Namen »Schlesisches
Riesengebirgstheater«, stand aber trotz
seiner Höhe —- dreitausend und einige
hundert Fuß über dem Meeresspiegel
—-— auf einer recht niedrigen Stufe. Es
war übrigens ein stehend-es Theater
und lag in einem Lustturort Euphra
sinenthal. Diesen Luftkurort hatte
ein böhmischer Graf in’s Leben geru
fen. Der Mann war Stoclbiihme,
länger als fünfzig Jahre lebte er in
Deutschland, ohne ein Wort Deutsch
zu verstehen. Allerdings war er taub.
- Die Geschäfte gingen miserabel.
Kein Mensch kam in’s Theater. Ver- i
gebens annoncirte der Direktor »heute s
zu scharnlos niedrigen Preisen« das-:
und das Stück, die Vorstellungen blie- s
Sen leer. Da leuchtete in dieses dra
matisch-e Dunkel ein literarischerBlitz7 ’
Eine junge Engländerin übergab dem
Direktor ein Stück zur Ausführung
Es fiihrte den Titel »Ein tragischer
Tod« und behandelt-: das Ende eines
Bettlers, der von einein Geldschrant
srschlagen wird. Jch warnte den Di
rettor. Jch konnte zwar nicht leugnen,
daß der Tod des Bettlers tragisch sei,
iber das Stück rührte von einer eng
.«isck,en Miß her, konnte daher nur,
selbst wenn es Erfolg hatte, einen
Mißerfolg bringen. Aber wie die
Menschen sind ———- Verstand ist stets bei
veuigen nur gewesen -—— sowohl der
Direktor wie sämmtliche Mitglieder
tijrzten sich mit Gewalt in den ,,tra
qischeei Tod«, das Drama wurde mit
sinem solchen Eifer einstudirt, daß der
Regisseur schon auf der dritten Probe
Irtlären konnte, das Stück ging-e be
reits viel besser wie Abends.
Da fiel auf einmal ein unvorherge
sehener Umstand dem »tragischenTod«
in die Arme. Der dritte Akt spielte
in einem Walde und wir besaßen teine
Walddeloration Nun war guter Rath
iheuen Jm Zimmer tonnte man den
Alt nicht spielen lassen, das war un- ,
möglich; eine Dekoration anfertigen zu -
-assen, viel zu kostspielig Allein, wie!
das immer der Fall, das Glück, was s
man in der Nähe sucht, findet man
Häufig ganz in der Ferne. Jn einem
stwa drei Meilen entfernten Bade be
fand sich ein Thiermaler, welcher an
Iarbenblindheit litt, zur Kur. Die
ser Maler erllärte sich bereit, wenn
rein Name verschwiegen wiirde, den
Wald zu malen. Mit Freuden ging
man auf diese· Bedingung ein.
Drei Mitglieder schleppten die
Saaldeiorationen nach dem Bad, in
dem der Maler sich aufhielt, drei
Mitglieder holten den aus die andere
Seite gemalten Wald ab, als er fertig
war. Unter diesen hatte tein geringe
rer die Ehre sich zu befinden. als ich
persönlich «-—— Die Arbeit war sehr ge
lungen, die Bäume waren zwar blau
und der Himmel grün, allein er hätte
die Bäume auch gelb und den Himmel
roth malen können. Dennoch sollte das
Kunstwerk der Welt vorenthalten blei
ben, der Wald sowohl wie der tragi
sche Tod. Als wir uns nämlich mit
der Dekoration auf dem Rückwege
nach Euphrosinenthal befanden, —- es
war sehr heiß und wir wurden recht
müde, denn der Weg war weit, -—— ha
men wir gegen fünf an ein ganz ein
sam gelegeneg Wirthshaus. Wir leg
ten unsere Dekoration vor dem Hause
nieder und betraten die Gaststube.
Während der Zeit hielt ein Wagen
vor dem Gasthause. Ein Fremder
trat gleich darauf in das Gastzim
mer« Es war ein Mann mit einem
dicken, bartlosen Gesicht, etwas auf
fällig gekleidet. Die Magd brachte das
Bier, das wir bestellt, der Mann ließ
sich auch etwas geben, setzte sich zu
uns und fing ein Gespräch mit uns
an. So ganz nebenbei fragte er plötz
lich: »Der Wald draußen gehört wohl
zum Wirthshaus?«
Nein « rief ich itol-;, »der Wald
gehört ung!«
»So, so!« sagte der Mann, »ich
dachte, er wäre Eigenthümer. Er ist
also nur Pächter, da hab’ ich’s also
mit Ihnen-zu thun! Sagen Sie mal,
da konnten wir ein Geschäft machen.
th er Ihnen feil?«
s
«Wer?«
»Der Wald!«
Jch war starr. Der Mann wollte
den Wald tausen, zu welchem Zweck?
Da ging mir plötzlich ein Licht auf -—
das ist ein Konkurrent, vielleicht der
Theaterdirektor Pöttner aus Hirsch
berg. Halt, das konnte einen Spaß
geben.
»Na!« antwortete ich, ,,w-arum denn
nicht? Das kommt auf den Preis an!«
»Was soll er denn kosten?«
»O, nicht viel —- aber bei trockener
Kehle — ——«'
»Richtig! —- He —- Sie —- Wein!«
Die Magd, die gemeint war, ver- !
wurde inzwischen gar nicht gesprochen,
stand, verschwand nnd kam mit einer
Flasche Wein zurück. Aus der einen»
wurden zwei, drei. Wotn Geschäft H
wurde inzwischen gar nicht gesprochen, s
erst bei der sechsten fing man wieders
an. Also, wie-gesagt, wag ich habens
wolle, er könne den Wald gerade gut I
gebrauchen nnd wolle einen anständi- »
gen Preis zahlen. !
Jch fand es an der Zeit, demScherz 1
ein Ende zu machen und sagte kurz !
und majestätisch: Fünfhundert i
Markt« l
Aber statt auf den Rücken zu fallen,
schlägt der Mann freudestrahlend ein.
War der Kerl verrückt? Wollte er
mich zum Besten haben?—Der Sache
wollte ich auf den Grund kommen.
»Halt!« rief ich daher mit schlauer
Miene, ,,erst Geld auf den Tisch, sonst
gilt der Handel nichts.«
»Sofort,« entgegnete der Fremde,
zog die Brieftasche aus der Weste und
legte fünf Hundertmarkscheine aus den
Tisch.
,,Wirthl« rief er dem eintretenden
Gasthofsinhaber zu, der eben mit ei
ner Schaar von Knechten begleitet,
vom Felde zurückkehrte. »Wirth, kom
men Sie her, Sie sollen Zeuge sein,
ich hab' soeben von dem Herrn da den
Wald hier getauft, hier ist das Geld!«
Er schob die Summe über den Tisch.
»Nachher fahren wir nach der Stadt
zum Notar!«
»Wie? Was haben Sie gekauft?«
sagte der Glasthofsinhaber grob.
.»Den Wald da hinter dem Hause!«
antwortete dier Gefragte.
»Bor dem Hanse,« verbesserte ich.
,,Meinetwegen vor dem Hause!«
rief der Fremde ärgerlich, »lurz den
Birkenwald!«
«Birkcnwald?« sagte ich. »Birken
sind eigentlich nicht drauft«
Ich hatte heimlich meinen Kollegen
einen Wink gegeben, den Wald zu ho
len. Leise waren sie hinausaeschlichen,
sieht kamen sie zuriicl nnd entrollten
die herrliche Dekoration vor den Au
gen der Anwesenden.
»Hier ist der Wald. Er ist Jhr Ei
Igenthum,« rief ich stolz.
Zu meinem maßlosen Erstaunen
brach der Wirth in ein schallendes Ge
"cichter aus. Der Knechte Schaar ihm
Beifall brüllt. Der Fremde saß ent
menscht aus seinem Stuhle nnd starrte
entgeistert den Wald an.
»Was ist denn das?« rief er, »was
soll ich denn mit dem Fetzen? Den
Birkenwald hinter dem Haus hab’ ich
«;ekauft!«'
Mir schwindelte.——--»Was geht mich
denn der Birkenwald an, der gehört
mir ja gar nicht!'«
»Der gehört mir!« sagte der Wirth.
»Da wird kein Ast davon verkauft!«
Der Fremde stöhnte: »Wer bezahlt
den Wein?«
»Sie!« rief ich. »Außerdem ver
lange ich Abstand!«
Die Situation schien bedenklich wer
den zu wollen. ,.Geld, Geld!« rief-»der
Wirth. Der andere zahlte drei Fla
schen, mehr käme nicht auf ihn. Da
wir alle drei nicht für eine genügend
Geld hatten, setzte uns der Wirth an
die Luft. Als Pfand behielt er den
Wald zurück. Dort befindet er sich
noch und wird jedem Holzhändler als
abschreckendes « Beispiel gezeigt.
So kam es, daß trotz aller unserer
Mühe nnd Vorbereitung in Euphro
sinenthal der ,,tragische Tod« keine
Ausführung erlebte.
Wer war Goethe ?
Aus Straßburg berichtet die Straß
burger Post: »Wie bekannt, werden in
der Rekrutenzeit die jungen Mann
schastcn von ihren Unterofsizieren
Sonntags in der Stadt herumgeführt,
wobei ihnen die Sehenswürdigkeiten
gezeigt und erklärt werden. Ein
Freund unseres Blattes hat uns nun
mit ernster Miene erzählt, daß er neu
lich zugehört habe, wie ein Unterosfi
zier seinen Rekrnten das Goethedenk
mal mit folgenden Worten erklärte:
»Da drüben das große Gebäude i
die Universität, wo die Herren stud-:
ren und dies hier ist das Goethedenk- I
mal. Der Goethe, das war ein Dich- «
ter. »Na, ihr werdet ja schon alle was
vno ihm gehört haben, das gehört ja
zur allgemeinen Bildung, zum Bei
spiel »Die Glocke«, »Tai-fis Verdam
knung« und so weiter. Wenn ich euch
das alles erzählen wollte, was er ge
schrieben hat, so könnte ich bis heute
Abend sortmachen. Dazu haben wir
aber leider keine Zeit, ich werde daher
wenigstens in der Jnstruktionsstunde
darauf zurückkommen. Wenn ihr euch
aber nun den Kerl hier ansieht« so
könnt ihr gleich sehen, daß der olle
Franzosenkopp noch vor 1870 hier ge
lebt hat, denn das Aas tritt mit
dem rechten Fuße ant«
Unsre-frieren
. Gast: Mserabel dünn ist die MI
lon wieder und voll sind die Teller auch
niemals!«
Hellnen »Da wär sie ja noch dün
ner.«
k
Sein Vergnügen. J
Professor: »Herr Kollege, heui’ muß
ich Ihnen einen Fall erzählen, der ist
so interessant, daß es sich wohl der
Mühe lohnt, wenn wir uns ein paar
Stunden darüber herumstreiten!«
Großartiqcr Protest.
Hausfrau: »Ich dulde keinen Solda
ten in der Küche!«
Köchin: »Wie, können gnä« Frau
wirklich so pietätlos fein, an histori
schen Ueberlieferungen zu rüstet-ji«
Zufammenpassend.
Gebitgswirt (zu zwei Vegetariern):
»So, Vegetarier sind Sie, das paßt
sich gut, Sie müssen nämlich im Den
schlafen!«
Kindliche Borstelluns.
Häuschen (sieht an einem EckhaUJO
das bekannte ,,Ankleben verboten«:
»Gelt, Papa, in das Haus darf der
Gerichtsvollziehet nicht rein?«
Im Gartenreftaurant. «
«Weshalb tauchen Sie denn nicht!
Damit halten Sie am besten die Jn
setten vorn Tisch sern.«
»Das stimmt! Aber leider habe ich
damit auch schon manchen netten Käfer
aus meiner Nähe oerscheucht.«
»Ihr Trost.
Herr: »Nun, Frau Registrator, Jht
Herr Gemahl ist ja, wie ich hörte, feit
längerer Zeit krank!«
Frau Registvator: ,,Allerdings, aber
jetzt hat er doch wenigstens mehr Zeit
dazu, seit er pensionirt istt«
Ahnungsvoll
« »Hast Du nicht die Courage, Papa
Deine Schulden zu gestehen?«
Junger Mann: »Die hätte ich wohl«
ob aber Dein Papa Courage hat, mich
anzuhören, das weiß ich nicht «
Aha!
Dame (zutn Arzt): »Nein, Herr
Doktor, daß Sie damals bei dem
furchtbaren Regen mitten in der Nacht
gekommen sind, als ich Sie rufen ließ,
das werde ich Jhnen nicht vergessen,
nnd wenn ich hundert Jahre alt würde
. a propos, die achtvisite ist doch
nicht theurer, wie eine andere?«
Vers-hing zur Güte.
s Herr: »Was, zwei Mark soll das
Zalsnziehen tosten.«
Zahnarzt: »Nehmen Sie ein Abou
nement siir die achtzehn Zähne, die
Sie noch haben, da rechne ich nur eine
Mart fünfzig!«
l
Unterschied
Dame: »Ich bin von diesem Ort seht
euttäuscht, — in jeder Beziehung. —
Für denselben PPreis wohnte ich vori
)ges Jahr in einer hübschen Ban und
außerdem ist das ganze Thal voller
lRauch und Qualm.
»Na, Madamchen, »Villa« könnte
ich ja noch an s Häusl malen, wenn’j
verlangt wird und was ’n Qualm be
jtrifft wissen S’: unser Ort ist Som
»niersrische und tee Luflurort "«
Vom Revier-plain
. »Retrut Schulze, Sie passen unter’d
"Militär, wie ein Schauserl in « einen
Lusttnrort!«
Mauerbltimchen.
Dame: »Der Assessor nannte mich
eben eine Zierde des heutigen Ballek.«
Herr (für sichs): »Aha — Maul-ver
zierung!«
Hin-erhel.
»Ist denn Deine Tante wirklich so
dick?«
»Schrecklich, die muß sich ja sogar
ihre Regenschirme nach Maß machen
lassen!«
. Gemüt-nun
Sominerfrischler: »Das Bier isi ja
gar nicht zum trinken!«
Wirth: ,,Trösien S« CAN-- dö
nächste Woch’n kriegen S’ a frssch’ss!«
Ein Botsichtiger.
»So, Du, Du führst immer Katbol
und Verbandstoffe bei Dir?«
»Ja, wenn man bedenkt, daß man
jeden Augenblick überauielt werden
kann!«
Einziger Grund.
»Warum wollen Sie denn dekaetns
perenzler - Verein beitreten, Herr Bet
zau, ———?« Jch will die Auflösung des
Vereins beantragen. .!«
LIMIqu
Förster Czu einem Jäger, der auf
sehr weite Entfernung nach einem ha
sen schießt): ,,Schießen Sie nochmali,
der Hase hat’s nicht gehört.«
Judividuclie Auslegung.
Köchin: »Willem. wat is dei eigent
lich — ,,freie Liebe«,« E Soldat, bei
wäre der Fall, wenn Du es mir fees
stelltest, in der Speiseiammer nach so
lieben zu schaltan