W « Vaspdchzettzmatki Von Julius Keller. « Das Wiss-naht war in vollem « Gange. Ein Mahl, wie es der reiche EngrossSchkiichtetmeister und Haus — eigentbiimer Stresow seinem Braut "··paar und seinen Gästen leisten konnte. " Salt es doch, die einzige Tochter mit ’ allen ihr gebührenden Ehren zu ver « heirathen. Und glürtstrablend saß die ; · junge Frau in ihrer kostbaren Toilette « neben dem schneidigen Bräutigam, der stolz und siegesbewußt seine Blicke iiber die Tafel schweifen ließ, als wolle ·. ttiumphirend sagen-:v »Dieses herr liche Miidchen hab' ich mir erobert und . ibk Geld da ni« . Meister tresow hatte es sich em gut Stiick Geld kosten lassen, den beu T« « n Freudentag festlich gn« begeben, Imd Alles llappte demgemaß. Ver ttante Freunde, die, mit dem Glase in der hand, eine Runde um die Tafel machten, beugten sich zu ihm nie nnd slüfterten ihm zu: »Gros-,artig, Strefom großartig!« Er lächelte ge « schmeichelt. brummte aber dabei: «Bloß die Bedienung hopert ein bis chen. . .« und dabei fiel sein Blick mit dem Ausdruck höchster Unzufriedenheit auf einen der Lohniellner, der eben gegenüber einer Dsame"den Rothwein in das Rheinweinglas schenkte und s augenscheinlich weder seine Augen noch seine Gedanken bei der Sache hatte. Meister Strsesow gab ibni in seiner derben Art einen unverblümten Wink, der Gemaßregxelte aber schien dies taum zu verstehen. Er war ein schon älterer Mann mit intelligentern Ge sicht, peinlich sauber und adrett geklei det, im Aeusyern das Muster eines ge wandien und ersahrenen Lobntekkners. Aber eine auffallende Unruhe, die ihn lintisch und ·3ersabreii machte, be benschte fein ganzes Wesen, nnd wer ibn aufmerliam und verständniszvolk beobachtet hätte, der würde erkannt haben, wie es« in seinem Gesichte von sp « W"DW D» bs l-. is - dann raffte er sich zusammen und wal muoiam orrnauener, innerer irrt-e gung suche, und wie seine Hände zit terten. Seine jüngeren Kollegen be obachteten ihn verwundert, gaben ihm theilnahnwolse Winke und stellten ihn draußen hastig zur Rede... Aber ,er wehrte dringend ab und sagte immer nur: »Laßt mich» Laßt mich... Mirlxst nicht wohl» .Wird schon bes ser rden.« Doch es wurde nicht besser. Je wei ter das Mahl vorschritt, desto zer streuter und zerfahrener gebärdete sich der Maan und als er endlich beim vierten Gange dem Bräutigam das Geflügel servirte, da beugte er sich so ungeschickt weit vor, das-, sein Athem das Gesicht des jungen Ehemannes be rührte, und seine Hand zitterte so hef tig, daß die schwere Schüssel bedroh lich schtvsanlte Sie wär-: gefallen, wenn Meister Stresow nicht entschlos- . sen zugegrissen hätte. Aber nun ent- ( fuhr auch ein verständlich-s Schimpf wort seinen Lippen, und die Gäste musterten aufmerksam nnd verwun dert das von glühender Röthe über flammte Gesicht des gemaßregelten Menschen Die glücklicke Braut fah den Vater. wie um Vergebung fiir den Ungeschciclten heischend bittend an; Stresow aber raunte jenem drohend zu: »Ich werde mich bei dem Traiteur dean Mir so ne Leute zu schicken! Na, nu man weiters« Schtker athrnend stand der Kellner - da. Man sah. mit welcher Anstren gung er s zu beherrschen versuchte In feinen ugen loderten Grimm und Empörum « »Bitte, serviren Sie nur weiter,« flüsterte die junge Frau ihm freund lich zu, »Mit-a meint es nicht so schlimm.«« Nun sah der ungeschickte Mann sie an. Nur einen kurzen Augenblick«. tete weiter seines Amtes. »Der arme Mensch scheint trank zu sein,« sagte die gliiclliche Braut leise zu ihrem Gatten. »Seit wohl die Gelegenheit benutzt, Bat-as Weine zu probiren Man sollte ihn wegschicken . . .« Draußen im Gange sehnte wenige Minuten später der alte Lohntellner an der Wand-» Er preßte die Hand aufs Herz, und ein junaer Genosse stand theilnabmvoll mit einem Glase Wasser vor ihm. «Trinlen Sie, steran trinken Sie .. Sie sind wahrhaftig lranl.« Meister Stresow erschien mit zorni ger Miene aus dem Korridon »Nun sagen Sie bloß, Mensch, was ist mit Ihnen lot-Pl« rief er erregt. »Sie stören uns ja das ganze Fest . . . Beschwemi werd’ ich mich über Sie! .Machen See, dasz Sie wegtommen « Ich sann Sie hier nicht gebrauchen Sie sind nicht tauglich sitt gebildete «" Leute. Schon bei den Tassen Bouillon fing Ihre Unfähigieii an... Den-ten Sie, ich halss- nicht gleich gespürt? Ueberaesckswabkelt haben Sie, gerade bei dein Bräutigam.» Und nachher » wieder beim Braten —- als ob Sie " ihm den bannen nicht gönnten, den er nimmt.« . .. Der Mann richieie sich auf, und Meister Stresoiv trat fast erschrocken uriick vor dem Ausdruck wilden I- imms, der in des anderen Auge M. Es war, als ob eine entschlos Entgegnnng auf seinen Lippen s bie, W wiederum würgte et, ia aibmend, feinen Zorn mit ge samet Anstrengung hinunter. Wollen Sie sich bessern,« fragie » Sitespw milde, »wir versprechen, · «yuiammenzumhtnen? Meine » er hat neckst —Sie sind ja schließ ein alter Mann... Sie passen « mehr für sen-usw Na—wie Hi Wolf-i Sie?« W »Ich will M— stieß Kampf Mich hervor, »ich muß fort» Jcht ann nicht mebr hier bleiben« .«l«xs —es gibt sonst -—ein Ung lück. Meister Stresotv sah ihn entsetzt an und griff sich an den Kon ,,Raus!« schrie er dann heiser. »Meine-! Sosort, sag ich Ihnen! Und der Chef soll mich kennen lernen!" Wie in wilder Flucht lief der Ver absichedete aus dem Hause in den lal ten Winter-abend hinaus-. Als ob die Furcht ilm vorwärts triebe, er tönne da drinnen, inmitten der festlichen Ge sellschaft, eine furchtbare That begehen Die grimme Drohung, die, seit dem er an der mächtigen Hochzeits tasel die Gestalfund das Gesicht des glücklichen Bräutigams erblickt, un auögesetit in seinen Augen gegliiht, tvar auch ietzt nicht entschwunden, aber es war, als wolle er sich durch bastige Flucht selbst davor schützen, eine wil Fenlose Beute dieses Zornes zu wer n . . . Weit vom Hause erst blieb er aus atbmend stehen und rang nach Ruhe und Besonnnenheit . . . Und dann ging er langsam, mit schwankenden, un tsit-here Schritten, fast taumelnd, wei er Es schlug eben Zehn, als er sein be scheidenes Heim betrat. .Weit drau ßen in der Vorstadt, im dritten Stock einer alten, grauen Mietlylaserne. Das bleiche, vergrämte Gesicht eines jungen Mädchen sal) ihm mit ver wunderten Blicken entgegen . . .« »Du, Vater?... Schon!« ries die Tochter-, und dann eilte sie erschrocken auf hin zu. »Mein Gott, Vater, was ist Dir? Wie siehst Du aus?... Du bist trant?!« Er ergriff ihre Hände und zog die abgemagert-it Gestalt in seine Arme. »Mein Kind, mein Kind, « sliisterte r, »ich habe ihn gesehm « ,,Ihn? . . . Weni« »Den Elendem der Dich-« der Dich unglücklich gemacht hat« Den Schur ten. der«. . »Vater!« schrie sie auf. »Du hast Bernhard gesehen?« .Wie gerne hätt’ ich’s ver schwiegen» Aber —-— ich kann es nicht. Es drückt mir sonst das Herz ab»« Sie blickte ihn in sichernder Unruh an Er sah, wie es in ihren Augen fast freudig aufleuchtete, wie ein Aus druck hoffnungsvoller Erwartung ihren erloschenen Blick belebte. Er senkte das Haupt und schwieg. »Aber so vede doch weiter, Vater-,« drängte sw, »wo ——wo hast Du ihn getroffen . t. wann?« »heute Abend... vorhin bei Stresow.. »Jn der Hochzeitsgesellscl,ast?« »Ja. . .da war s. »Und hat er Dich erkannt? Hast Du ihn acsvrochen?.. . Hat er nach mir gefragt?« Tier Vater zögerte mitleidig einen Moment, dann aber sprachet schnell: »Es ist so, wie ich Dir gesagt... Alles Schwindel, was er an Dich ge schrieben. . . Alles Vormund und Lüge« . . . »Er war nicht allein da, Vater... mit —einer anderen?" Sie hielt trampshast seine Hände umklammert... Jhr vordem so blei clkes Gesicht glühte, und ihre Augen hingen weit geöffnet mit starrem Blick an feinen Lippen. »,Vater sag mir Alles, « flehtr sie »ich bin gefaßt, »ich tann’ s hören Er waRiicht allein da! Mit einer andern?. . Und-— um Gottes wil len, Vater,« schrie sie plötzlich auf, »Du hast geschworen, wenn Du das — das erfahren würdest, dann woll fest Du« —-- ——- — »Todtschlagen wollt’ ich ihn, den Kerl. sa," stieß er heiser hervor, »er wiirgen wollt’ ich ihn, den Schufi . .. Ja. das hab’ ich mir gefchworen.« . .. Zitternd schmiegte sie sich an ihn und harrte in Scheu und Angst seiner weiteren Worte. . »Ja. das hab' ich geschworen,« wiederholte er. »Und nun —- nun hab’ ich ihn gesehen —- hab’ Alles er fahren» .Meine arme Liefe» .mein armes Kind... Du mußt es nnn glauben. Er hat Dich betrogen, Du hast vergebens inonatelang auf ihn gewartet, seinen Lügen vertraut. Jch hab’s gewußt —- ich hab’s gewußt.« fEntschlossen raffte das Mädchen sich au . »Ich tann«s nicht glauben, Vater!« rief sie energisch. »Ich tann’s nicht . .. Wer -—— wer war die andere?« »Wer die andere war?. .. Wer die ander-e war, mein Kind?... Seine —F rot war's . . . . die glückliche Braut arm heut’ Abend war’s —- und er — der glückliche Bräutigam Kannst Du es nun glauben-It« Und er ballte die Fäuste in ohnmiichtigem Grimm. Fassungles starrt-e sie ihn an, dann aber rief sie in furchtbarer Angst: »Vaiet! Was hast Du dort gethan?« »Was ich gethan habe?!« Er lachte ichrill auf· »Bedient half ich ihn! Servirt hab’ ich ihm!... Ja, so hält man seinen Schwur, wenn man ein feiger-, erbärm licher Kerl iit! . . . Jn meinen Fingern hat's mir arzucki ---— blutroth iit’s mir vor den Augen aeworden... und es war mir, als müßi’ ich mich auf ihn stürzen und ihn mit meinen Händen erwiiraen . .. Aber -—— wenn ich dann das unschuldig-e junge Dan mit dem glücklichen Lächeln neben ihm seh-— auch io eine arme Beihiirte wie Du — dann wvlli’ö nicht gehn, dann hielt mich was zurück, fiel mir was in den Arm. . . Und während ich ihm die Weine einichenlte« ihm die Speisen präsentirde und jede Miene-seines Ge liehis belauerie, qriibelie ich in fieber bafter Errenung nach: Wie soll ich’s thunf.« Wie pll ich Dich Rican . Und Mc tau die Beden ten vor mir auf» . rde man mich nicht fofort packen, mich als einen Wahnsinnigen davonschleppent Wür dest Du dann nicht ganz allein, ganz verlassen seini« .Und endlichede lich fuhr es mir gar durch den Kon — daß ich meine gute Stellung verlieren könnte. . Ach was für erbärmliche Subjektke sind wir doch! Da lauert man wochen- monatelang auf eine solche Stunde, und wenn daBSchicksal sie herbeiführt, dann fehlt uns der Muth, die Entschlossenheit, dann kommen Vernunft, Mitleid, Eigen nuß — dann hindern einen die ver dammten Gedanken . . .« Seine Stim me erstarb in einem heiseren Geslüster. Er schwieg erschöpft und sah zu· Bo en. Sie aber sagte leise: »Recht hast Du gethan, Vater, und Gott sei gedankt dafür! Möge die andere glücklich wer den mit ihm! Sie hat dasselbe Recht daran wie ich!« Und sie senkte das Haupt und wein te still an seiner Brust. -.--—— Ver ruchlose Ritter. Humoresle von H a n s H o r i n a. Christian, morgen reise ich — die Pfeife aus dem Mund, wenn ich mit Dir red’ —- morgen reise ich auf zwei Tage zu meiner Mutter; hoffentlich ge lingt es mir, sie zu überreden, daß sie ganz zu uns zieht. —- Was brummst Du?! — Da giebt’g kein hm —- hm! Du hast überhaupt nicht zu brummen, wenn ich etwas sage, verstanden! Trinl nicht wieder zu viel während meiner Abwesenheit und studir’ Dir lieber eine schöne Empfangsrede für die Mutter ein; Du weißt, welch großen Dank Du ihr dafür schuldest, daß sie Dir ihre Tochter zur Frau gab!« Der grasljch Plitzenbergsche rechter lan Christian Stottermaier erwiderte nichts mehr darauf. Zögernd setzte er seine Pfeife wieder in Brand und pass te einige distrete Rauchwöltchen gegen das Abzugsrohr des Ofens hin; als( aber seine Frau die Stube verlassen, ; erhob er in stummer Anklage die: scheuen Augen gegen den Himmel und ächzte: »Nun kommt also auch noch dieser Leidenstelch über michs Wie wird das enden? . . » Ruhelos wanderte er in der braun getiifelten Stube auf und ab. Was hatte er davon, daß er einen ganzen Flügel des alterthümlichen Schlosses bewohnen konnte, wenn ihin seine Häuslichteit nun auch noch durch seine Schwiegermutter verleidet werden soll te. Das Dorswirthshaus düntte ihm rchon jeyt, unter dein Regime seiner Frau, als eine Stätte des Friedens und der Behaglichteit, eine Stätte, zu der er aber nur in Ausnahmefällen sind mit besonderer Erlaubniß seiner Frau Zuflucht nehmen durfte. Wie wird das aber nun tverden?... Er scrubt’s ihm feine Brigitta, so wird die Schwiegermutter dagegen Einwen dungen machen, gestattet ihm aber letz tere einen Ausgang, so wird wieder seine Gattin dagegen sein. O, er kannte sie, diese sich in derlei Dingen immer gegenseitig ergänzende Liebens Würdigkeit der beiden Damen schon von früheren längeren Besuchen seiner Schwiegermutter her. Und nun soll die Anwesenheit derselben gar zur dauernden werden? Entsetzlichl " Jngrimmig wollte Herr Stotter naicr in seine Pfeisenspitze beißen, er innerte sich aber noch rechtzeitig daran, daß ihm seine Zähne erst kürzlich ganz neu in einem zahnärztlichen Atelier ge wachsen waren, und dieselben eine der artige Zumuthung nicht gut aushalten dürften. So spurkte er denn in verlus sener Wuth in den Ofenwinlel. Fast im selben Augenblick tam es aber wie eine Erleuchtung über bihn: Falsche Zähne —- spucken —- Spuk . . HaltausL Das wäre etwas! Die Tage bis zur Ankunft seiner ge liebten Schwiegermutter benützte er, um seine Jdee vollends auszuspinnen, und als sie dann wirklich dahertarn, er trug er gefaßt und mit männlichen Gleichmuth die beiden usuellen Em ofangskiisse, ließ den Schwall ge heuchelter Liebenswiirdigkeiten, versetzt mit versteckten Persidien, geduldig iiber sich ergehen und förderte sogar ein freundliches Lächeln zutage. —- Als man dann beim Abendessen im hohen alterthümlichen Speisesaale saß, be gann er das Gespräch sachte hinüber zuleiten auf die ihm wohlbekannte Ge schichte des alten Schlosses, unter des sen Dach sie weilten. Er als Kastel lan zeigte sich darin sehr visirt und wußte mit anschaulicher Lebendigkeit von all den Sagen und Historiem die sich um die altersgeschmitrzten, mit preu umrantten Mauern sponnen, zu erzählen. Wie er aber zu der schauer lichen Mär kam, wonach einst ein Rit ter seiner Schwiegermutter in ruchlo sem Zorn mit einem einzigen Hieb sei ner Eisenfaust sämmtliche Zähne in den Hals hinabschlug, so daß sie elen diglich erstickte, und daß nun dieser Ritter zur Strafe dafür schon seit Jahrhunderten im Schlosse herumspute und die Zähne feiner Schwiegermutter suche, da fühlten die beiden Damen, wie ihnen eine Gänsehaut um die an dere über den Rücken lief und alg es im Nebenzimmer trachte, und Herr Herr Stottermeier mit gutgespieltem Schreck zusammenfuhr-, lächelte die W Schwiegermutter mit blossen Lippen »Mir scheint gar, here Schwiegetsohm Sie fürchten sich!« »Ich — or ich — ich fürchte mich nicht!« entgegnete dieser und guckte scheu in alle dunklen Ecken. Die kleine Gesellschaft war einsilbig geworden. Selbst der sonst so redse ligen Schwiegermutter schien das Grauen vor dem ruhelosen Ritter in die Glieder gefahren zu sein, Und als man sich bald darauf, ermüdet von der Reise, zur Ruhe begab, versperrte sie« die schwere, eisenbeschlagene Eichen thiire ihres Schlafgemachs doppelt und dreifach und schob überdies den mäch tigen Nachtriegel vor. Dann leuchtete sie mit der Kerze unter’s Bett, ja sogar unter die Kleiderschränle, durchsuchte diese und den bauchigen Kommodetck sten und legte sich dann erst beruhigter zu Bett. Am nächsten Morgen erschien die Schwiegermutter blaß und mit verstör tem Antlitz beim Frühstück. Sie hielt sich beim Sprechen ein Taschentuch vor den Mund und klagte mit merkwürdig veränderter Stimme iiber furchtbare ,,«.Zahnschmerzen Herr Stottermaier lächelte insgeheim vor sich hin; wußte er ja doch von seiner Frau, daß der würdigen Dame, trotz ihrer tadellosen Zahnreihe, längst kein Zahn mehr weh thun konnte, weil —- nun weil — doch so etwas verräth man von Damen nicht! . Gleich nach dem Frühstück äußerte die Schwiegermutter den Wunsch, in die Stadt zum Zahnarzt zu fahren, da sie mit ihm unbedingt wegen ihrer Zähne sprechen müsse. Herr Stotter maier erklärte sich mit größter Lie benswiirdigteit selbst dazu bereit, die theure Anverwandte zum Bahnhos zu fahren, da er nur zu gut wußte, daß auf der Bahnhofrestauration stets ein frisches Bier zu haben war. — Die Schwiegermutter blieb gleich drei Tage in der Stadt und als sie dann wieder tam, war aller «Zahnschmerz« wie weggeblasen, und sie lächelte wie ehe dem mit zwei glänzenden, iadellosen Perlenreihen im Munde. Auch Herr Stottermaier lächelte, aber seinLächeln hatte so etwas Spöttisches und Hin terhältiges . . . . Als sich die Schwiegermutter dies mal zur Ruhe begab und die Zimmer thiire wie letzthin fest versperrt und verriegelt hatte, lonnte sie lange keinen lSchlaf finden; sie mußte immer wieder an den ruhelos nach den Zähnen seiner Jtängst verstorbenen Schwiegermutter ssuchenden Ritter denken. Daß dieses-; Gespenst wirklich umhersputte, standi bei ihr fest. Wo wären denn sonst vor ein paar Tagen ihre Zähne, die sie über Nacht in ein Schälchen aufs Nachttästchen gelegt hatte, hingelomi men? Die Thüre war damals, ebenso wie heute, fest verschlossen und verrie gelt, also konnte es nur ein Geist ge wesen sein der ihr das theure Gebiß fortnahm Wenn nun aber dieser tGeisL überlegte sie weiter, nun endlich die langgesuchten Zähne gefunden hat, so wird er doch wohl heute nicht mehr erscheinen. . · . Sie legte deshalb be ruhigt die kostbaren Perlenreiben wie der in das bewußte Schälchen und schlummerte alsbald ein. Gegen Mit ternacht —— der Mond schien gerade voll in’s Zimmer — raschelte es in dem wurmstichigen Wandgetäselz eine geheime Thiir öffnete sich sachte und ein gepanzerter Ritter trat in’s Schlafgemach Unhörbar schlich der Geist zum Nachttästchen, ein Griff — und auch dass neue Gebiß der be dauernswerthen Dame war im Besitz des Unholdes. — —-— Noch bleicher und noch verstörter er schien am folgenden Morgen die arme Schwiegermutter beim Friihstiickstisch und erklärte, nicht eine Nacht mehr in dem unheimlichenSchloß zubringen zu wollen. »Aber warum denn nicht, liebste, beste Frau Mutters« rief mit gut ge spieltem Erstaunen Herr Stottermaier. Sie winlte ab. So ohne Zähne reden zu sollen, brachte sie nicht zusammen, und es blieb ihm sonach ein sonst sicherlich großer Wortschwall erspart. Der Kastellan seixte in sich hinein. Der brave Ritter hatte seine Schuldigteit gethan, die geliebte Schwiegermutter zog aus Nimmerwiedersehen davon und wenn nun der Kastellan die Fremden im Schloß herumführte, da tonnte er seine Erzählung von der ;Sehauermiir mit dem in den Schwie Igermutterhals hinabgeschlagenen Ge biß auch belegen und beweisen. »Da, hier, meine HerrschaftenCi schloß er dann jedesmal seine Erzäh-s lung, »sehen Sie in den Eisensäustent des Ritters noch die Zähne der Un glücklichen, welche zum ewigen Ge dächtniß aufbewahrt wurden: Gebiß Nr. 1 und Gebisz Nr. 2.« -————. Gut angebracht Chef: »Sie sollen sehr solide leben, Herr Müller. Das freut mich. Sie machen sirh wohl nicht viel aus Ver gnügiungen?« « Kommis: »O doch, aber meine Mit tel erlauben mir ja leine Vergnügun gen. Mit dem Gehalt, das ich von Ihnen beziehe, tann ich kaum anstren men, geschweige denn ausgehen« Stcheres Zeichen. »Unser Freund Süssel soll ja ganz verschollen sein«-em »Ganz und gar! Den findet selbst der Geldbriesträger nicht mehr.« W Es war einmali Herbststizze von Walburg Man-l ter. Sausend rollte der Schnellzug ! durch lleine Städte, an einzelnen Ge hösten vorbei, über Brücken, die sich über silberschimmernde Flüsse spann ten, auf Dämmen, durch Wiesen, die im Abendsonnenschein feucht blintten, durch den herbstlichen Wald, der in allen Schattirungen von Grün, Gelb und Rath prangte,—-——der Abend sonne entgegen, oder besser gesagt, nach, denn sie war schon tief unten am Horizont. Der kurze Herbsttag ging zur Rüste, und sattes, flammendes Roth bedeckte den westlichen Himmel; die ganze Landschaft schien in diese Farbe ge taucht; sie funkelte in den Fenster scheiben, malte die Dächer und Thurmspitzen und stahl sich zwischen die Bäume-, durch die sich die eiserne, teuchende Schlange hindurchwand, daß der Rauch der Lotomotive röth lich schimmerte. Die düsteren Tan nen und Fichten erglühten in rothem Schein und die schlanten Birken stämme deren grüne durchsichtige Schleier hellgelb waren leuchteten ro senfarbig hervor —- —— I Wir saßen am Fenster eines Ab-! theils, hinausträumend in den däm-? mernden Abend, mit fest verschlunge-; nen Händen, still und ohne Worte;j das Abendroth umspielte sein schönesJ rassiges Gesicht mit zuckenden Lichtern und glänzte in Unseren Augen die zu- z einander sprachen in jener unerschöpf- J lich reichen Sprache, die ewig war, ist und sein wird, zwischen Menschenkin dern —- —— die sich lieben. —- — Ein schriller, langgezogener Pfiff —- der Zug hielt. Ein kleiner, öder Bahnhof mit wenig Verkehr. Die Schaffner rufen den Namen der Sta tion und öffnen die Thüren für die paar Aussteigenden; es geht alles sehr schnell; kaum stehen wir auf dem fast menschenleeren Bahnsieig, so saust der Zug schon in unabsehbarere Ferne weiter.l Das Abendroth ist berblichen; kaum erhellt den nebelgrauen Himmel noch ein fahler, grauer Schimmer. Hoch ragt der alte, rothbraune Ziegel bau des Bahnhofgebäudes emport. Vor zwanzig Jahren ebenso wie heute — nur daß damals liebe Menschen einen erwarteten oder begleiteten und überall bekannte Gesichter den Ankommenden begrüßten. Jn den Gartenanlagen des Bahnhofs recken die Bäume und Sträucher ihrer entblätterten Zweiges in die Nebelschleier empor, und einT kalter Hauch weht uns auf dem Weg zum Städtchen entgegen. Der Ge ruch der welten, auf dem schwarzen Weg raschelnden Blätter, genau wie vor langen, langen Jahren, erweckt die Erinnerung an jene Zeit, als ob ·ch gestern noch hier gegangen wäre. Und ich zeige und erkläre meinem Be gleiter überall liebe, erinnerungsvolle Stätten. Dort steht das graue Haus, auf dessen ioeinumrankter Terrasse ich idamals manche frohe und ernste iStunde meines Lebens verbrachte. Fluch jetzt wehen und nicken die brau ;nen Ranken im Abendwind —- aber das Haus beherbergt nun fremde, un bekannte Menschen. Jch grüße es mit leisem Seufzer im Weitergehen. Wo ider Weg eine Biegung macht, steigt seine andere Erinnerungsstätte aus. — Damals war das Haus neu und blen dend weiß, die Zeit hat es grau ge färbt. Aber in meiner Erinnerung leuchtet es hell auf, mit allem unver stcmdenen Herzengliick und Herzeleid jener goldenen, unvergeßlichen Jugend stage. Der große Garten im Prächti gen Herbstschmuck erzählt halbverges sene Märchen —- ,,es war einmal«! Jedes Haus, jeder Platz, jede Straße, die alte, einfache Kirche neben dem von Epheu umrantten, tleinenj Pfarrhaus — alles hat eine Stimme’ und spricht zu mir von ,,damals«. — ’»Du bist still und traurig,« sagte die liebe Stimme meines Begleiters, und leicht driiclt sein Arm den meinigen. ,,Verzeih,« erwidere ich, ,,hier redet die Vergangenheit so laut,« daß ich unwill kürlich still geworden bin.« »Und ungliictlich'.«s« fragt er mit lei sem Vorwurf. »Nicht unglücklich, aber mir ist, alsl sei ich ein irrender Geist, der um Mitternacht alte ,Erinnerungsstätten aussuchen muß, um vergangene-Z Glück und vergessene Schuld zu sühnen.«« »Welch trauriger Gedanlel Und du hast mich doch neben dir und weißt, daß keine Heimath in der Welt so sicher und liebevoll ist wie die an mei nem Herzen!« —— ,,Doch —- ich weis-z das sehr wohl und bin so glücklich. Aber trotzdem, oder vielleicht eben deshalb bat ich dich um diesen Ausflug in diese Erinne rungswelt Kannst du das nicht ver stehen?« »Nicht ganz, mein armes Kindchen, denn wo ich mit dir bin, kümmert mich weder Vergangenes noch Zukünsigeö. Jch lebe nur in der Gegenwart-« --—·-.-.--— Leichtc Abhtllfr. »Es thut mir leid, aber ich gebe meine Tochter grundsätzlich keinem Maleri« , »Wenn ich sise aber zur Frau be komme, Herr Kvmsmerzienrath, aeb’ ich ja ganz aern das Malen aufl« W s Weins »Sage-i Se mal, Feinu Mel-im tout-un W Se denn immt eine-i In Leu Klößen groß nnd den andern m »Im schen Se, meine liebe Fee-Essi Mitllern tnei' Mann hat sich lie schmett, daß er zu wenig Abwechng im Essen hatt« Dnchhaiem Wirth: »Hm Wen ver Sees ege mundet?« Ich habe ihn selbst erlegt!«' Gast: »Sie gehen so lang auf vie JOHN bis Sie ein«-mal herunterw Hänslickset Webe. Damie: »Seit vierzehn Ta rette ichhrmit meinem Manne ten Wes-et me Herr: »Dann lebt i a im schöns tden Frieden« hr i Summntiitlr. Hausknecht leines Dorfwirthslzau fes das zugleich Benzinitation isi): »Der Autler da draußen wünscht für äch» und sein Schnauferl was zu lau Beu der Schmiere. »Warum scheelt denn der Souffletu heute so?" »Der hat heute Venefiz und bei möchte er sich eben auch bemerkba machen.« Zusammenklans. »Wie hat sich eigentlich dies Paar zusammengefunden?« »Sie hörte das Klingen seiner Spe ren für’s Leben gern und er das Klin gen ihrer Goldfiichsie« Fakul. »Die Damen, die Sie an den- Mann bringet-, werden wohl alle Ihre Freun dinneni« Heirathermiiilen »Das i «, , aber zugleich hab' ich immer ei Feind mehr!« Immer die gleiche. Mann lbei der Schiffs-Katastro phe): »Willst Du denn zu Grunde gehen? Warum wirfst Du den Ret tungsgiiriel wegli« Frau: »Ach, der macht so plumps« Aus einem Geichäitsbricf. »...Jch kann Ihnen denMeiet als Weinreisenden sehr empfehlen; er ist allerdings im Verkehr mit den Kunden äußerst schweigsam, aber feine Nase redet ganze Fässer.«' Der kleine Verräther Der kinderlose Onkel Ferdinand besucht feine Verwandten in derStadi, wo er von allen aufs Herzlichssie auf genommen wurde. Der kleine Fritz kommt dieniteisrig mit einer Wärm flasche und wollenen Decke angekragen und beginnt den Onkel einzuhiillem »Aber, Kleiner, mich friert ja gar nicht!" sprach abwehrend Onkel Fer dinand. »Ja, der Vater sagt. Du wärst ein« Erbsonkel und Dich müßten wir warm« halten!« entgegnete treuherzig der kleine Verräther-. · Nicht abzubringen, Pastor: »Nun, Hu-berbauer, warum so niedergeschslagen?« Huberbauert »Ach Gott. Herr Pre ftor, mien Wief will absolut weg von nur.« Psastor: Ja, hast Du denn nicht ver such;, sie von dieser Absichiabzubrim gen» « Huberbaurn ',,Jso, ja! Alles hatt ich gethan, ich hsan geschimpst, han « Essen weggenommen, han se de Zähne eingeschlage, un in«n- Keller gesperrt, damit se auf annere Gedanken lomnnm soll, abber nix hilft, se will asfsolui boim.« Ein Frcchlinq. Guts-besitzen »Heda, was wachen Sie auf dem Baume?" Apfeldieb: »Na, unsereins will doch auch mal auf ’n grünen Zweig kom men!« Rindetmund. Schneider lfiir den kleinen Fritz ein Paar Hosen absliefernd, zu dessen Mama): »Na, die find fehr feft geat beitet!... Die zerreißt er so leicht nickit!'« Der kleine Fritz: »Na, dag will ich mal sehnt« Verdachtigcr Eifer-. « Onkel lder feinen Neffen besuchen kommt, auf dem Bahan »Wer ift denn der Mensch, der dsa fo bereitwillig meinen Koffer trägt?" . Neffe (verlea,en): »Das... das its mein Schneider, Onkel!« Auch ein Trost. Schwiegerfohn in sve (zum zukünf tiaen Schwiegervater): »Da bat mir aber Niemand ein Sterbenswort ge sagt, daß Ihre Tochter auch Klavier fpieltitt Schwiegervater: »Aber machen Si fich doch nichts draus, . . . sie spielks ja fo nicht ordentlich!« Dingen-Ia Modiftin (zum Arzt, mit dem Ho schon zum vierten Male bei der kran-« ken Gnädigen zufammentrifft): »Sie können fich plagen wie Sie wollen. Herr Dottor,...ehe wir iiber Schnitt des Kleides im Klaten sind. ...ist es mit dem Gesuudwekviis nichtsi«