» Sei- Ist Jst-s- tand ich tu de W n eines til-erfre im Mondes in kurzen Notizen das J de von ihm selbst erlebte Abenteuer verzeichnet nnd ich glaube nicht fehl zu gehen in derBermuthnng, daß mein braver alter Jugendgenosse den Stoff dieses eigenartigen Erleb nisses meiner Feder zur Ausarbeitung zugedacht hatte. Seinem Andenken sei nun die Stizze, die ich mit nur gerin gen Ansschmiiclungen zusammenge stellt wiedergebe, in dankbaretn Erin nern gewidmet. . Ich lasse ihn erzählen. Da, wo die Gebirgstette der Carl-il leren sich dem stillen Ozean entgegen zireelh zieht sich am Fuße des gewal igen höhenriickens, eine große un wirthbaee Landstrecle hin, die »Einöde don Lombajaque« genannt. Tagelang kann der Reisende diese traurige, wüste Gegend durchwandern, ehe er als willkommenen Rastatt eine aus Bambusgeflecht erbaute Hacienda fin det, welche von einer alten Frau be wohnt wird und oft wochenlang ein sam und verlassen daliegt. Jn dieser Hütte wird dem Müden ein Nachtla ger bereitet und die Möglichkeit gege ben, den erscknspften Mundvorrath mit getrocknetem Ziegensleisch, Brot und verschiedenen Getränken wieder zu er llflnzckh · Jn dieser Harienda kehrte ich eines Tages im Jahre 1868 nach einem überaus heißen und beschwerlichen Marsche ein und forderte Obdach und Nahrung fiir mich, mein Reitpferd, zwei Maulthiere, zwei «Arrieros« (Maulthiertreiber) und zwei Diener. Mein Reiseziel war Lima, wo ich 250,000 Fres. brasilianischer Gold barren in Silbergeld umsesen wollte. Diese Schuh befand sich in zwei Fell eisen, die ich eigenö zu diesem« Zwecke hatte anfertigen lassen und in denen je ein kleiner stählerner Kasten ver " bargen war, in welchen ich das Geld untergebracht hatte. Kleidungsftücke nnd alle möglichen anderen Sachen hatte ich darauf und darunter gepackt, sodaß die Kasten vollständig versteckt waren und Niemand ahnen konnte, welchen ungeheuren Werth die un scheinbaren Taschen in sich bargen. Jn der Hartenda fand ich schon ei nen Reisenden vor, einen ·Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren von traftvollem Körperbau und energi schen Zügen, die gleichwohl einen et was erschöpften Ausdruck trugen. Jch bestellte mir Essen und streckte mich dann auf ein Schilslager aus, wie auch ihm eins als Ruheplatz diente. Nach gegenseitiger kurzer Begrü ßung kamen wir bald in eine Unter haltung hinein, denn in jenen Gegen den und unter den Verhältnissen, in denen man sich trifft, tniipft sich eine Bekanntschaft leichter, als man’s sonst im Bereiche der Civilisation gewohnt ist. Er fragte mich, woher ich käme und wohin ich ginge, und ich erwiderte ihm. daß ich aus Moyobombo sei und nach Lima wollte. »Ihr seid wohl ein Kaufmann und habt in Lima Geschäfte?« »Kaufmann? Gewissermaßen ja, aber vorerst nur ein ganz bescheidener Geschäftsmann. Jch verdiente in Moyobombo zu wenig und möchte mir in Lima eine bessere Stellung suchen.« »Das Leben in Lima ist aber sehr " theuerz habt Jhr Geld genug zur Reises« Etwas Ersparies, ja; aber hoffent ich genug, um bis Lima zu kommen und mich dort für eine Woche ungefähr zu erhalten« «Na, dann habt Ihr nicht zu viel und werdet lernen müssen, Euch einzu richten.« Jn diesem Augenblick trat einer mei ner Arrieros ein und sagte aussallend J laut: «Sennor. ich muß Euch bitten, daß eine Maulthier zu untersuchen, es · scheint eine Verletzung am Fuß zu ba- ; ben, und ich weiß nicht, ob es den Marsch wird fortsetzen tönnen.« —; Ich folge dem Mann nach der Thür, nach dem Schuppen, in dem die Thiere unteraebracht sind und der sich unge fähr fünfzig bis sechzig Schritte vom Hause und angesichts desselben befin det. Der Treiber zeigt mir so recht auffällig den Fuß des Thieres-, flü stert mir dabei aber hastig und ängst lich zur »Es ist nichts, Sennor; aber wißt Ihr-, mit wem Jbr dort in der Hacienda gesprochen habt?« »Nein.« »Nun, mit dem betücheigten Räu ber, Don Jose CarbaiaL — wenn wir fett unseren Weg fortsetzen, sind wir . gewiß alle verloren!« »Ich fühlte, wie ich erblaßte. Aber mein Gesicht war so fonnenverbrannt und noch dazu vom Staub undSchmutz der Reife so qefchtoär3t, daß ich hoffen konnte, mein Erschrecken sei vom Hause aus unbemerkt geblieben; ich that also, alt untersuchte ich den Fu des Thie res gan genau. und kehrte nn, meine innere ufkegung so gut wie möglich bemeisternd, in die hacienda zurück, wo mittlerweile fiir mich und Don » Leg-se das bescheidene Mahl aufgetra- ? gen worden war. Wir plauderten ; während des Esseni von diesem und seen-, und es aelanq mir, meinem un lichen Gesellschaften gegenüber M unbefangen zu bleiben. Als - , die Frau kam, um das Geschirr s Mäuse-ex und ich meine Börse zog, neu stie mich und meine Leute zu be l«"-» , . n. Wt Den gose old lich meine M mit n « n. « ,. MU« Ich W sehe anwi mich natsrlich seiner Absicht, er be aber daraus, wird fast zornig und agi, h et me ne Weiserung als Beleidi gung au assen würde. »Denn« , meint er pöttisch und mitleidig zu gleich, »Ihr habt ja kaum Geld genug, um Eure Reise zu vollenden. und wer det doch schon bald genug in Lima hungers sterben.« — Kurz also, ich sehe mich gezwungen, seine Großmuth dankend anzunehmen. Eine Weile plaudern wir noch zu sammen, und dann gehe ich, unter dem Vorwande, nochmals nach den Maul tlpieren zu sehen, hin-ans und besehle meinen Leuten, sich um Mitternacht zum Aufbeuche zu rüsten. Jns Zim mer zurückgekehrt sage ich harmlos und ruhig zu Don Jose, daß mein Thier ganz aut imstande sei, den Weg sortzusetzen, und daß ich also bei Ta gesanbruch ausbrechen wolle. Der Mann glaubt es mir, — ich sehe es ihm an, —- dann wünschen wir uns aute Nacht und glückliche Reise, und ich ziehe mich in den mir angewiesenen Raum zurück. Vünltlich um Mitternacht bin ich wieder draußen, alle Vorbereitungen gehen rasch und actäuschlos vonstatten und ich mache mich mit meinen Leuten auf den Woa, in Gedanken noch lange mit der eben gemachten Bekanntschaft beschäftigt Unsere Reise bis Limsa verlies dann ohne Störung, ohne jedes Abenteuer. Ich atbtnete erleichtert auf, als ich dort mein Gold in Sicherheit wußte, blieb noch fünf bis sechs Wochen in Lima und hatte beim Eintausch des Goldes gespn Silbergeld noch 25,000 Francs gewonnen, mußte nun alfo 275,000 Franci nach Moyomsbo zu rückfchafferr. Statt zweier Maulihiere nahm ich ietzt deren acht, bekam von der Regierung noch eine Escorte von zwölf Soldaten und begab mich, fo ausgerüstet wieder auf den Weg durch die bekannte E«inöde, den Anden ent gegen Diese bilden hier fünf parallel laufende Gedirgsletten und machen die Reife sehr lang und beschwerlich durch das beständige Bergan nnd Bergab fodaß Menschen und Thiere nicht sel ten den Anstrengungen erliegen oder von einer stampfen, mnthlosen Gleich gåltigleit und Apaihie befallen wer Einez Tages bemerlie ich in einiger Entfernung auf der Höhe· der wir entgegenzoaen, einen Haufen Leute, de nen, ungefähr in einem Abstand von hundert Schritt, zwei Reiter vorauf ritten. Dur-« mein Fernglas er kannte ich, daß es Gendarcnen und Offiziere waren, und als wir einan- ; der näher gekommen waren und Gruß ; und Gegenaruß iaufchten, fand ich in dem einen Ofsizier einen früheren Be- « konnten, und fraate ihn, was ihn denn nebst feiner Begleitung hierher führe. «Oh!« erwiderte er, »wir führen ei nen Schatz mit uns!« » »Wirllich?« ( «Jawohl, den berühmten Räuber ; Don Jose, der fchon seit 1 1-8 Jahren l gesucht und verfolgt und gesucht wird ; und der nun endlich in unsere Hände ; gefallen ift. Durch den Verrath eines ( feiner Gesellen haben wir den Aufent- ; haltsort des Räuberhaupimanns er-’ fahren und das Haus-, in dem er sich verbarg, umzingelt; der Uebermachi hat er sich endlich ergeben müssen, und jetzt führen wir ihn nach Trueillo, wo er verurtheilt werden soll.« FWird man ihn denn erfchießen?« »Selbstverfiändlich2 Und siir die vielen Schandthaten, die er mit seiner 300 Mann starken Räuberbande ver iibie, hat er doch wahrlich den Tod zehnfach verdient!« Jch heuchelte Neugier, den großen Räuber tennen zu lernen, und bat um die Erlaubniß, ein paar Worte mit ihm reden zu dürfen. Sofort wurde mir dieselbe gegeben, die Gendarmen traten von dem Gefangenen fort, und ich fah mich meinem Betannten aus der Hacienda gegenüber! Aber wie fah der stolze Näuberfürst aus! Die Hände auf dem Rücken getnelzelt, war er auf das Pferd feftgebunden —wirr und zerzauft hing ihm das Haar um den Kopf, den er tief auf die Brust geneigt hstte ——-Blut und Schmutz klebten an feiner Kleidung, zerrissen hing ihm sein »Poncho« (der grobe peruanifche Mantel, aus einem viereckigen Stück Sfo getfertigt und mit einer Oeff nung in der Mitte, um ihn über den Kopf zu ziehen) über die Schultern herab —ein- trauriger Anblick! Er er hob das dunkle Auge nicht eher, als bis ich ihn anredete. »Aber, Don Jose! Wie finde ich Euch wieder?« Da traf mich voll fein düfterer Blick; wilder Trotz und fchmerzliches Erstaunen lag darin, und mit höhnifchem Auflachen fagie er: »Aber! da ist ja der stellen lofe Handlungsreisende der arme Teuer Hohe-! Ihr habt mich belo gen, Freund! Einige Tage nach der Begegnung mit Euch erfuhr ich, daß diefer arme Kerl ein Vermögen hei fich« führte!« »Es ift wahr, Don Jof,e« erwiderte ich ihtn, »ich belog Euch! Ader ich that jeder an meiner Stelle gethan haben wärdr. Vergeßt die Unwahrheit, derich mich gezwungen glaubte, und nehmt fett nochmals meinen Don-! fiir Eure Großmuth die Ihr neulich einem Bedürftigen zu erwerer meintet und die ich Euch nie vergessen roerde M ich Euch denn nicht fest irn Eurer Lage, dze eigentlich alle Hilfe jaujfchließt, kntt irgend etwas nützlich Achtst« antwortete er in gern ver » itadertem weichem TM mir etw- srannttnetn auf den mit, lich Un WITH THIS U TWP Rasch suchte ich an- meinen M Ei- MMW PRINT ndunsoanactranlerha Ade-m iiberaab ich alles den eiOsffiiimn nnd trat unbemerkt noch einmal dicht an Don Jose heran. G gelang mir. ohne das Jemand es bemerkte, ihm in dir Samentasche feines Mantels drei Un-· sen Gold Ungefähr 250 Francs) zu stecken und ihm leise, indem ich ihm die Summe nannte, zuzuflilsiernt »Möchte Euch dies Geld Eure Gefan anefchaft etwas erleichtern nnd sich alles zumGuten für Euch trendenl Ich gepfan man wird Euch nicht erschie «Erschießen? Mich? Bah! Habt feiåesAngstl Erschießen wird man mich m .« . mochte wohl etwas ungläubig aus ehen bei dieser Behauptung seiner seits. denn er fügte hinzu: »Verlaszis Euch nur aus mich! Nächstens müssen die Wahlen stattfinden, und da weiß Invan schon. daß man mich nöthig hat; « man wird mich auch schon laufen lassen und« —- er hielt inne, denn der Offi ziet näherte sich und gab Befehl zum Weiterreitem rasch beugte sich derj wilde Mann vom Pferde zu mir herab. . so weit er konnte, und sagte in wei- ( chem, gepreßte-m Tone zu mir: »Was Jhr heute an mir gethan, Senor, ; das macht mich zu Eurem Schuldner; für alle seiten mögt Jbr aus michl zählen, und ich hoffe, eH kommt einst noch der Tag, an dem ich Euchmeinel Dankbarkeit trerde beweier können-« Diese Worte waren von einem Blicke begleitet, der mir zu Herzen ging, und wahrlich, ich täuschte mich nicht, große Thränen rannen dem gefesselten Räu ber in den dunklen Bart. Jrn folgenden Jahre unternahm ich unter denselben Verhältnissen und zu demselben Zwecke dieselbe Reise und machte diesmal Rast in einer Gegend, die früher durch Joses Bande arg heimgesucht worden trat und noch im mer für gefährlich und unsicher galt. Bei dem Wirthe des kleinen Hauses, in dem ich iibernachten nollte, erkun digte ich mich nach dem Schicksal des gefürchteten Räubers, in der Vermu thun-a daß derselbe dam«15 erschaffen worden fei. . .Erschossen? Der?« antwortete der iMann lachend, »iawohl! entwischt ist er und zwar hat gerade der Mann, der ihn zum Tode verurtheilerf sollte, ihm unter der Hand zur Flucht ver holfen. Freilich bekam er ja auch einen besonderen Lohn dafür!« »Wieso?« »Nun, Don Jose hat ihm verspro chen, ihn zum obersten Richter zu ma chen; er hat aber noch mehr gethan, er ist durch ihn Senator getvorden!« »Unmöglich!« »Und dennoch! Die Wahlen zur Be setzung dieser Stellen standen bevor; da hat denn der sreigewordene Don Jose mit feinen Leuten die Gegend durchzogen und Drohungen an die Häuser des Bürgermeisters und ande rer obrigteitlicher Behörden anschlagen lassen, nach welkten überall gesengt und geplündert werden solle, wenn der Betreffende nicht zum Senator gewählt würde. Und der Bösewicht hat seinen Zweck vollständig erreicht!« Welche seltsamen. schier unglaubli chen Dinge erfuhr ich da! Ein Räuber hatte seinen Richter zum Sienator ge macht! Ein Mann des Verbrechens hatte die Wahlen beeinflußt und he stimmU Bei Gott, ein merkwürdiaes Land, wo so etwas geschehen durfte-! Da hatte ja am Ende Don Jote selbst sich zu einer Richterstellunq erheben können, ohne das-: ihm etwas in den Wea aeleot worden wäre! Bei diesen Betrachtungen war das Bild des wilden Räubersiibrers wie der lebendig vor meine Seele netreten —und ich sollte noch mehr an ibn er innert werden! Denn als ich am Abend mich aerade zur Ruhe leqen wollte, wurde ich durch ein heftiqu und wie derholies Klopfen an der Hausthiir ers-berst, und aleich darauf stürite der Wirth leichenblasz und zitternd, zu mir herein und beschwor mich leiie und flehentlich. teinen Ton von mir zu neben und das Licht zu löschen. was auch er gethan hatte. »Don Jose« — sliiiterte er bebend. Ein Weil-ten verhielten wir uns mäuscheniiilL als aber das Klopfen sich noch stärker wiederholte, beredete ich den aufneregten Wirth, doch wenia stens aus dem Fenster zu sehen. Er tbat es und tam eiligst zurück mit den Worten: es stehe ein großer Mann, mit einer schwarzen Meiste vor dem Gesicht, vor dem Hause und holte ein Pferd am Bitt-eh ein schönes Pferd, wie er beim Mondlicht gesehen habe. «Nun,«s sagte ich, »so fragt ihn doch nach seinem Bearb-P Der Mann zö gerte noch immer-. die Thiir zu öffnen. aus Furcht, eine Kur-ei vor den tion Zu betomniem schließlich aber faßte er » sich doch ein Herz, und ich horte drau ßen Jemand fraaem »Ist heute Abend ein euroviiiscber Reisender, Don Este bano bei Euch einaetehrt?« l Mein Name! Was bedeutete du« tMer wollte etwas von mir? Des- Ge sdanie an Don Joses Räubesiande Leben bedroht? Rasch entschlossen stecke ich eine meiner geladenen Pistoln zu mit, behalte eine andere, den k tnger an den Dahn Delegi, in der Don und ne die Thür, dern Wirthe bZuflu iietnd, er solle in der Nähe eiben Im Mondschetne steht nu vor mit ein kräftig gebauier r, teine thront rIve Matte, hält sein Pferd am Zitget und tritt mit einer gewissen vor nehmen Ruhe aus mich zu: »Seid Ihr E Don Esiebmm Smer Smxich bin S. « »Hält: die Gitte, Sen-m mir ein. ttte mit zu Minn- ich hkbe fuhr mir durch den Kopf —- toar mein Lust eine Mitthei heilen-a zu insecan Sollte ich's thnni Dichte mir Ge- « I f . YIM noch eide · fläg-nits-thunaber-wisset Tun deswi beiannten flehte rnir seitsanrerwoise Vertrauen ern —sdlnie ich ihm- Un Ins-er irnnrer aus dem Hahn meiner I »N- mcd vorsichtig nach ais-user «I-In umhrspiibend, in den Schatten seines Mauerborsprungte «Senor,« sagte fett der Reger in langsam deutlichem Tone, »Don Jose : sendet mich zu Euch· Er bat erfahren, t daß Ihr durch diese Gegend reiset, I und mich beauftragt, Euch-bis nach L. (einem kleinen, mehrere Meilen ent fernten Orte) zu geleiten, damit Euch nichts Unangenelnnes beaeane.« Ich studie. »Woh« weiß denn Don Jose daß ich hier bin und nach L. will? Jch habe doch ntit Niemand iiber den Weg, den ich einschlagen will. gesprochen.« » Oh! er rreiß schon seit zwei Tagen, wso Jchr Euch befindet, und seit ebenso langer Zeit bin ich unterwegs. um Euch nachzureiten. Jetzt stehe ich Euch je derzeit zu Beseht, wenn Ihr ausbrechen wollt.« Fürwahr ein seltsames Abenteuer! Don Joses Worte bei unserem letzten Zusammentreffen fielen mir wieder ein —- sollte ich, durste ich seinem Abge sandten traueni Es erschien mir toll tiihn, und doch — war ich nicht aus alle Fälle in seine Hand gegeben-Z Konnte ich andererseits mich nicht bis zum Aeußersten vertheidigen? Jch um spannte die Pistole sester, überwand mein Zögern und erwiderte dem Neger, der in ehrerbietiger Haltung vor mit stand: »Gut, ich nehme Don Joses Anerbieten an —— brechen wir InitSon nenausgang aus!« »Senor«, wars der Schwarze ein, »meine Zeit ist knapp bemessen und eine Tagereise bei der Hitze beschwerlich, tvie Jhr wißt.« »Woblan denn, soforti« Aus die kurzen, von mir ertheilten Befehle rü stete sich nun unser Zug augenblicklich zum Anspruch, und mit ängstlichem Staunen sah der Wirth mich an, als ich ihm Lebewolzl sagte. Jch ritt mei nen Leuten voran, mir zur Seite der Neaer aus seinem herrlichen Thiere. Das llare Licht des Bollrnondes be leuchtete die malerisch - wilde Gegend, und rie uns umgebende Stille unter brach nur der Husschlag der Pferde oder von Zeit zu Zeit das unheimliche Geheul nächtlicher Raubthiere, das aus fernen Schluchten zu uns herdrang. Hin und wieder sprangen, gleich Nie senpseilern, Felsen in unseren Weg, und meine Phantasie bevölkerte die Schatten und Schlupfwinlel hinter denselben mit ganzen Räuberbanden, die sich hätten aus uns stürzen können Abet nubehelligt und schweigend setzte Eich unser Ritt fort, mehrere Stun den lang und immer durch dieselbe großartige Natur, deren Stille und Frieden aber dennoch nieine durch die Situation erregten Nerven in fort währender Spannung erhielt. - Jetzt bogen wir in einen Hohlwng ein. Da plötzlich —- es durchsuhr mich J ein jäher Schreck — ertönt ein schrit- « ler Psiss in dem Schweigen der Nacht. Und noch einer, wieder einer iiber uns auf dem Vorsprunge des hohlweges. hinter uns, vor uns-U —- Das waren verabredete Zeichen! Mein Herzschlag stockt —- ich sehe den Neger an. Der reitet ruhig neben mir. Aber jeht — setzt sent auch er eine Pfeife an die Lip pen -—- s— ein gleich schriller Ton —- — »Waf3 bedeutet Dag?« schrie ich ihn an und packe ihn am Arm. »Keine Furcht, Senat, Euch geschieht nichts! Don Joses Leute« die hier herum lagern, fragen durch diese Signale, ob ich es sei nnd ob ich den bewußten Reisenden bei mir habe. Jch habe ihnen geant wortet. Don Joseg Befehle werden genau befolgt, denn Jhr seht, es bleibt alles ruhig!« Eine Centnerlast fiel mir vom Her zen, und mit warmem Danke gedachte ich meines fürsorgenden Räuber-Gön ners. Jn Kurzem hatten wir unser Ziel erreicht, und mit aufrichtigenDan teswortes verabschiedete ich mich von meinem schwarzen Führer, der nicht zu bewegen war, eine kleine Belohnung von mir anzunehmen. Meinen wilden Freund Don Jose sah ich niemals wieder. Seine Er folge in der rauhen Laufbahn hatten ihn zu oerwegen gemacht. Bei einem Fluchtversuch aus dem Gefängniß in Truxillo fand er in den reißenden Fluthen des Maranno seinen Tod. —-— Ob Oerliner uns Deeevener. Ein Berliner und ein Dresdener fuhren einmal in einem Eisenbahnab theil zusammen. Der schalthafte Ber liner verspürte Lust« den Sachsen zu ärgern. Wären Sie mal, mein Lie ber«, fragte der Spreeathener, «tvissen Sie, wodurch sich ein Esel und ein Sachse unterscheiden?« Der Dresde ner fand des Räthsels Lösung nicht. »Dann will ich es Ihnen sagen«, mein te der Berliner, »der Esel sagt «iah« und der Sachse «e i j a!« Grollend zog sich der Geträntte in eine der Ecken zu rück und sann auf Rache. Nach einer Weile begann er: »Den-n Sie, Gute ster, worin gleichen sich een Berliner und een Wachtelteenig?« Der pfiffige Berliner sann lange nach. —- »Nun, dann will ich es Ihnen sagen's trium phirte der Sachse, »beede sind Sumpfhiihner!« Ein steter Kett «Zenzi, mein Freund kann lieu-P nicht« mehr verter dahaben S« Mäkücl ich trink« halt ftir ihn Eine fiirchterliche Minnte. Humoristische Slizze von Heinrich Freuz. Mühsarn schritt Klaus Störtebecker die staubige Landstraße entlang, auf der die breite Gluth der Mittagsonne lagerte. Kein Lüftchen regte sich, den müden Wanderer zu erfrischen, dessen Auan sehnsüchtig nach einem scham gen Pläßchen augschautm Aber die kahle Niederung, die er durchzog, starrte baum- und strauchlos zum heiteren Himmel empor. »Ein nettes Sonntagsvergniigen«, dachte Klaus Störtebecker, »so im Sonnen brande umherstapsen zu müssen.« Jn stinttiv griff er nach der Flasche, die er in der seitlichen Tasche seines schädi gen Rockes geborgen hatte. Sie war leer — ganz leer. Priifend hielt er sie gegen das heiße Sonnenlicht. Kein Tropfen war in dem Glase zu er blicken. Seufzend ließ er sie wieder in ihrem Versteck verschwinden nnd muthlos blickte er die Straße entlang. Eine Kummerfaltc zeichnete sich scharf in seine linke Wange ein ———- er stöhnte ;leiie. , Acht Wochen lang zog er nun schon von Stadt zu Stadt. von Dorf zu Dorf ohne Arbeit zu finden hie und Ida behielt man ihn wohleeinige Tage aber dann hieß er achselzuckend: »Thut »wir leid —- schlechte Zeiten — kein ’Geld —- keine Arbeit!·' Erbarmungs Ilog brannte die Sonne. Sie tödtete imit ihrer Gluth die Furcht in ihrer Entwicklung, und thatenlos stand der lBauer dabei. H Jeht zog Klaus schon mehrere Tage Jstumpfsinnig feinen Weg· Kein Geld im Beutel, tein Stück Brod in der To sche Es war zum Verzweifeln. Und inutzlos wollte er sich im glühenden ISonnenbrande in den nahen Stra engraben werfen, um fein Elend zu Hvertriiumen fund zu vergessen, als die Ein der Ferne auftauchende Spihe eines rothen Kirchthurmes feine schwinden »den Kräfte wieder neu belebte. »Ein ;Dvrf, ein Dorf, Gott sei Dani!« ent "fuhr es ihm in iiberquellender Dank barkeit. Vielleicht fand sich dort Be schäftigung für ihn. Er war ja mit jeder Arbeit zufrieden, wenn sie ihm nur ein fchirmendes Dach bot fiir die Nacht und Speise und Trank. Die Hoffnung beflügelte feinen Schritt, und kaum eine Viertelstunde später fühlte er daö holperige Pflaster der Dorfftraße unter feinen Füßen. Er hatte sich zu früh gefreut. Auch hier bedurfte man seiner nicht. Muth los war er am letzten Hause der Dorf straße — dem Kretscham —- ungehin men, nachdem er ohne Erfolg die ver schiedenen Häuser »abgetlappert« hatte. Ein Stück Brod und einen Trunk Wasser hatte man ihm wohl gern gewährt — aber Arbeit hatte man fiir ihn nicht. Ein großer grüner Wagen, wie ihn Gautlerbanden zu ihrer Fahrt be nutzen und der einem wandernden Hause nicht Unähnlich sieht, war seit wärts aufgefahren. Drei, vier klei nere Gefährte gruppirten sich um ihn herum, und auf dem Wiesenplan waren mehrere malerifche Gestalten damit he schiiftigt, ein Zelt aufzuschlagen. »Große Menagerie von Signor Bur bini!« verkündete ein Riefenfchild in bunten Lettern. ; Klaus Störtebecker trat näher. Vielleicht gab es hier für ihn ein Un ;terkommen. Ein schinipfender Mann ; in hohen Reitstiefeln ——- die lange Peit sche in der Hand-trat zorngerötheten jAngesichts aus dem Jnnern der Wa Jgenburg Sein herrisches Gebahren stieß unschwer den Führer der Truppe :errathen. Jngrimmig dallte er die linke Ihand zu einer Faust und ließ die HPeitsche klatschend durch die Luft fah Iren. » Die beim Zeltbau beschäftigten Ar beiter vermieden es, in seine Nähe zu »kommen. »Ach was,« überlegte Klaus, ?»er wird mich nicht gleich fressen!« fund entschlossen trat er auf den er sboften zu. »Arbeit?«' schrie ihn dieser sgleich nach den ersten Worten an. »Ich brauch’ Niemanden,soder,« fügte er einlenlend hinzu, »können Sie brül len?« »Briillen, freilich —- briillen! Wie sein Löwe brüllt!« »he:r,'« meinte Klaus, »ich hat-? noch nicht versucht —- aber ich glaube,— es würde schon geben« »Na, dann kommen Sie ’mal mitl« forderte ihn der Direktor mit einem Seitenblirk aus die herumlungernden Dorfjungen auf. Und neugierig folgte ihm Klaus hinter der Wagenburg. »Wenn Sie brüllen können, dann ist Alles gut,« nahm hierr Signa Burbini das Wort, »dann tönnen Sie bei mir bleiben. Mir ist nämlich ge stern mein Löwe mit der Schlangen biindigerin durchgegangen.« »Ihr Löwe?« »Na fa, der Mann, der den Löwen darstellte und den Sie jetzt ersetzen sollen,« brummte der Signor etwas ungeduldig. »Hier ist das Fell« — er holte eine atte Löwenbaut herbei —- ,,in das ich Sie einnähen lasscszs wenn Sie ordentlich brüllen könnn Ich kann mir doch keinen Wüstenkönig halten bei dem schlechten Geschäfts gangf ekte er entschuldigend hin als laut ihn noch immer fas u gslos anstarrte. »sta, also. wie s ist«-um« dein scittlenf W Sie ma « Und Klaus Stärtedecker dritsctg das selbst die tecken Dørsjnngen, die an den Zelttviinden umherstricheu, entseht zu rücksuhrem Wenige Minuten später stolzirte Klaus Störtebecker in der Löwenhaui in seinem Käfige auf und nieder. In aller Eile war er in das Fell des Herr schers der Wüste geschlüpft und in sein vergittertes Reich hineinbugsirt worden. da einige mäßige Bauern sich bereits zur Besichtigung der Menagerie einge funden tten. Klaus spielte seine Rolle vortrefflich. Wild riittelte er an den eisernen Stä ben, die ihn von den Zuschauern trenn ten, daß diese erschreckt zurückdedtem Dazu ließ er seine mächtige Stimme in marierschütternden Brülllautrn er tönen. Die Bauern waren weiter gegtng zu den anderen Käfigen, wo Schlange und Schildkröten an der Erde krochen Nur ein paar Kinder staunten noch den Löwen an. Majestätisch schritt dieser in dem engen Gefängnisse umher — und machte dann einen wilden Satz nach dem Gitter, um die davor stehen den Knaben zu erschrecken. Der Käfig erzitterte in seinen Fu gen von der Gewalt des Sprunges Und —- mit Donnergepolter fiel die Holzwand, die den Löwentäsig an einer Seite begrenzte,,gu[ammen. Klaus Störtebecktr schrie entsetzt auf. Ein Tiger ging dort grollenden Tones auf nnd nieder. »Hilfe! Hilfe!« brüllte setzt der falsche Löwe, der von Schrecken erfaßt wurde —- nun da er sich der gräulichen Tigertatze gegenübersah. »Hilfe!« schrie er ans Leibeglräften und ver zweiflnngsrzoll klammerte er sich an die eisernen Stäbe. Kein Ausweg bot sich für ihn — und der Direktor war weit. Auch die Knaben waren erschreckte ge flohen. Und näher schritt der buntge fleckte Königstiger auf ihn zu —- und trat in den Käfig des zitternden »Löwen«. Klaus schloß die Augen-er glaubte sein letztes Stündlein gekommen — da tönten aus dem Nachen des Tigers die Worte an sein Ohr: »Du Schafs ivpf — Du Dunimer —-- schrei doch nicht so — ich bin ja auch nicht echt!" Zmn Kapitel Oeetrauthelh Ein Mitarbeiter schreibt der Ironi surter Zeitung: Angesichts ber noch immer erfolglosen Bemühungen, den Schrecken der Seekranlheit mit irgend einem Mittel beizukommen, dürste die nachstehende Mittheilung von einigem Interesse sein. Vor Jahr und Tag las ich einmal, vor der Seelranlheit bleibe bewahrt, wer folgende Athem - Tech nit beobachte: Wenn das Schiff auf der bewegten See plöhlich unter einem weg zusinken scheint, d· h. die bewußteSen lung macht, bei der einem der Magen zum Halse herauswill, dann tief aus athtnen, gemäß der Bewegung ves Schiffes. Jrn Augenblick, wo das Schiff wieder in die Höhe steigt, soll man tief einathmen, genau entsprechend der Dauer der aufsteigenden Bewegung des Schiffes. Jch habe das bald da nach, aus einer ungewöhnlich stürmi schen Fahrt über den KanaL arm-ro birt und bin, obwohl alles an Bord seelrani war völlig verschont geblieben. Dieser Tage habe ich einem meiner Freunde zur Fahrt nach England das selbe Mittel empfohlen· Er schreibt mir nun: »Ich bin der Anweisung ge folgt, und obwohl es eine so rauhe See war, baß man die Stuhle aus Decl fest binden mußte, damit die Leute nicht über Deck gewaschen wurden, fiihlte ich nicht das Mindeste von Seelranlheit.« Dabei ist der Mann einer von Denen, die äußerst leicht seelranl werden. Vielleicht probirt einer der Leser das Mittel einmal. Wer in bieser Jahres zeit eine Seefahrt macht, kann sehr leicht in die Lage kommen, es anzu wenden Ein taten-sicher Gent-heim Ein origineller Grabstein befindet sich aus dem Friedhofe zu Bingen acn Rhein. Noch der start verwitterten Inschrift auf der Rückseite des Stei nes wurde er von dem »Stadtrath und Baumeifter« Wendet Drahlingen feiner am Z. März 1826 verstorbenen »ge liebten Gattin« Regina Drahlinger ge setzt. Die Vorderseite zeigt folgenden, auf den ersten Blick sehr ljarrnlos er scheinenden Vers: Wohl auch die stille Höuölichteit th eines Dentmals werth, Jhr sei es hier von rnir geweiht Und wer die Tugend ehrt Auch in dein einfachen Gewand, Mir, meinemSchcnerz ift er vertvandt·« Bei näherem Zusehen erweist sich die Inschrift als ein boshaften Atrostis chon. Liest man die Anfangsworte der einzelnen Zeilen von oben nach unten, so ergiebt sich der Satz: »Bei-i ist ihr und auch mir«, ein Stoßseuf zer, der hinsichttich der ehelichen Ber hältnisse des weiland hertn »Statu rath und Baumeister« und seinek »ge tiebten« Gattin tief blicken läßt. Gemüll-UT Gast (eine Spinne in der Suppe findentm «Nanu, was soll denn dqi bebeuen?« Wirth: »Oui«-! Spinnen bedeuten M Gliickt«