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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 8, 1905)
Matt schreit-thust nun IIan sank-wqu No. 184. — Wisse Se was, ich hen ausge fmme, daß das Kehkbacke atkg Espensief is. Wet, was mer da for Ehkö un Schucker ussiubse vuht, das duht einiges biete: Jch sin schuht genug nit stinschie, wann ich ebbez gutes hen kann- awwer ich kann nicks »gute an Keth ftnne un nachdem ich so ebaut vier Diig lang nicks als Treiels mit Kehkö gemacht gehabt hat, do hen ich zu mich gesagt: ,,Liz sie, hen ich gesagt, alles was du duhst, mach kein Kameel aus dich. Der Mensch is gewissermaase doch blas en Mensch un sein Stomeck kann for die Zeit so en Abjuhs nit stende. Met kriegt aneitfchestfchen un Disz peppsie un dann sitzt mer do mit seine Kenntnisse. Wann anneke Leut e die fcntes Miel esse oddet en diesenie Schluck Bier drinle, dann tann mer ugucke un denke, o wann ich doch auch , Po ebbed genieße derft! Das kommt awwer blos von die quollte Pei- und Lebt-Effekts Do kob ich mich en die sente Wielrohst mit plentie schmäfcht Potehtos un en Hiep Wetfchtebbels. bei Tschinko, do kann mer eindaue wie närr’sch miiaus daß mer uiszie dudi, daß mer sich sein Siomeck versiauche dudt. Un gesund werd mer bei so e Futterche, well, gucke Se nor emol meine Buwe an; eJellerscd wie Riese sin se un ihre Fedses gucke ans, als wann se mit Brickstein ingerobbt wäre. Wann ich do dergege die annere Kids angucke, wei das giebt mich e Pedn. Schmal un dinn un ihre Fedses stn so klein, daß se en Bock zwische die Hör ner iisse könne. Kein Blutsdropve is in se, un wann mer se andläsi, dann salle se um. Wann se aus die Schul deim komme dann sange se an zu jam mere daß se so teieri sin un dann kicle die Herrn Eltern, daß die arme Kin ner in die Schul zu viel zugemuid werd un daß es e Schedm wär, von Kids so viel zu verlange. Bei Galle, do sin meine annere Feaer. Obs kalt is odder warm, bei Redn un Schein misse die an die Stritt sein; das is awwer gesund; die den noch nit ein mol komplednt daß se zu viel lerne müsse un daß se das Studire ieiert mache dudt — sor den Riesen, daß se iwwerdauvt nicks lerne dndn. Die Feger gedn nur in die Schul sor Fonn zu den; oss Kodrs gleich ich das auch nii so eckstra awwer dieselwe Zeit deni ich, ennidau is es besser, wann se gesund sin als wann se von lauter Studire uss de Hund komme. Wie ich das so alles iwwergedenii den, do fcn ich in e sehr angenehme Stimmung komme un wie bald drnss die Kids aus die Schul komme sin, do den ich so dlesseni geschmeili, wie ich die roihel dreckige Fedses gesehn den, daß die; Buwe gar nit hen ausmache könne, was mit mich die Mätter wäre. Se den awwer bald genodtißi, das; ich in en gute Judmer war un do doi der Bennie gesagt: »Sed Ma, könnt ich dich meddie sor en Kwarter streicke? ich dedt gleiche das Futtbadlgedm zu sedn.« Schudr Bennie, den ich gesagt ; un den ihn en Kwartek gewwe; ichs denke, mer ders seine Kinner nit alles i verdieie un wann ich den Kwarier ressjudst däti, dann hätt er mich med bie en dalwe Dadler odder so ge-s schweipi. Wie er das Geld gehabt dot, ; do is auch der Eddie komme. Ma,« doi et gesagi, ich dedt gleiche e Pienoti s Käpp zu den, wie die annere Kids all H den« Wei, Bubie, den ich gesagt, ichj den dich doch e Woch odder so zurückj e neue Käpp geiaust. Jch weiß, dot er gesagt, awwer die is gar nii medr : in Steil. Well. was den ich dudm könne, ich den idn en dalwe Dadler for e Pienoii Käpp gewwe. Do dot der Jodnnie gesagt: Ma, die Tietscher doi gesagt, wann's unsere Ma erfor dern könnt, dann sollt se uns e Buch ' kaufe, wo all die Diedrn un Biests s " drin gepedni wäre un wo arig diindig » sor unser Sioddies wär. Wenn es’ unsere Mo nii erfordern könnt, dann solle mer's die Tietfcher sage un sie deht uns dann ecksjuhse. Bei Gesch, hen ich gedenkt, ich will doch nii, daß die Tieischers mehbie Riemaris iwwer mich mache un sage, daß ich zu stinschie wiir un do hen ich den Johnnie ge fragt, was so e Buch koste behi. En Dahier un e halb, hoi et esagi, das F wär was die annere Kids For bezahlt , hätte. Jch hen ihn das Geld gewtoe . un was wer'n Se denke, jetzt sin auch noch die annere Butve iomme un jeder « von se hot ebbes gewollt. Jch hen se as sättisfeii un wie ich mit se dotchi « war, do hen ich fünf Dahler un e halb i gespend. Ich hen mich awwer weiter» nii geärgert, beiahs ich gleiche die! -inner wann un dann e Freud zu; smachem Am Obend wie se for Sop-; --et heim fin komme, do hen se all? chcechi gefühlt Keins von se hoi seii ’ opper geioifchi un ich hen gesehn,i . ß die Meine sogar gegkeint hatte. «« nat is die Miiiier mit Euch, hen ich efra i, awwer se hen nii gewußt, wo ges fchlechte Fühle her komme dahi. Ver Philipp is heim komme un der hot auch qewunnert, was mit die Kiddi los ein könnt. Well, ich hen se all ins tt gehn mache un hen gedenkt, mehhie se sin blos ausgeteiert un das is all. Awwer se ware hardlie ins Bett do is das Gejammer schon wid der los sange. Jch hen gedenkt, das beste is, ich rufe den Dacktee un wie der komme is, do hot er die Buwe ecksiimmind und hot gesagt, die Kin ner duht nicls fehle wie en verdorwene Mage. Do is mich e Licht uffgange. Bennie, hen ich gesagt, was hoft du gesse? Do hot er dann tonfeßt, daß heut kein Futtbahlgehm gewese wär un do hätt er den Ktvarter for Kandh gespend. Der Eddie hot gesagt, e Pienott Köpp deht fiinf un siebzig Gents koste un weil er gedenkt hätt, ich wollt nit so viel Gel spende, do hätt et sich Kandy for den halwe Dah let gekauft. Der Johnnie hot gesagt, der Buckdieler hätt ihn das Buch for en Dahlee hen losse un do hätt et sich for die Bällenz auch Kandy gekauft. Den Weg hen ich ausgefunne, daß sich die Buwe all an Kandy ihren Stam meck gespeult hatte. Jn die erfchte Lein hen ich se von den Dacktek widder uffpätfche losse un dann hen ich die finnisching Totfches gemacht, indem ich ein nach den annere aus den Bett gepullt un die ganze Gang nach Note verschmisse hen. Ei tell ju in mein Haus, do ruhl ich, beiahs ich sin der Bahs. Mit beste Riegards Lizzie HanfstengeL Die Patienten-. Man berichtet aus London: Der Garten Allahs, ein kürzlich in London erschienenes Buch von Robert Hichens, scheint in vielen Engländern den Wunsch angeregt zu haben, näher der Wüste zu leben, als dies bei einem Aufenthalt in einem der theuren Ho tels Kairos möglich ist. Unter der Organisation von Miß Mine Shep pard hat sich daher eine große Gesell schaft gebildet, die von London aufge brochen ist und in einem Lager in der Wüste wohnen will. Jeder Theilneh- « mek erhält ein Schlafzelt mit doppel tem Dach, das innen mit farbigein Leinen ausgeschmückt ist. Der Fuß boden wird mit einem orientalischen Teppich bedeckt. Außerdem ist siir ein großes Speisezelt für alle und ein « Salonzelt für die Damen gesorgt. Das Lager wird sich in der Nähe der Pyramiden befinden und von Kairo mit der Trambahn leicht zu erreichen sein. Die Kosten werden sich ans 835 wöchentlich belaufen, während ein Dragoman täglich 810 tostet. Die wunderbare Ruhe der Wüste ist der Hauptfaltor der Kur, die ein Londo ner Arzt angeregt htt; zugleich ver spricht man sich viel von der Wirkung der Sonne. - -.-——-— Die Kochttste bei Juvenal. So neu die Kochliste auch zu sein scheint: sie ist doch schon seit Jahr tausenden belannt. Die llassischen Philologen können wenigstens mehrere Zitate aus dem ersten Jahrhundert nach Christus dafür bringen. Jst die Kochtiste heutzutage den außer dem Hause beschäftigten Frauen eine Noth wendigteit, so war sie dies stets sitr den jüdischen Haushalt, um das am Freitag angelochte Essen am Sabbath warm zu halten. Den Römern war diese Cigenthiimlichteit der Juden so aufsallend, das römischen Dichter die Juden als die »Leute mit der Koch liste« bezeichneten. Juvenal erwähnt in dieser Weise an zwei Stellen die Kochliste der Ju den, die mit Heu ausgefüllt ist, das die Speisen warm hält (im Talmud lommt sie natürlich auch vor). Der griechisch-lateinische Ausdriick dafür ist »Cophinus«, das in dem englischen »Coffin« und »Coffre« und dem deut schen Koffer fortlebt. Diese von Ju venal genannten, mit Heu gesüllten Kisten fehlten vor 1800 Jahren eben sowenig in einem jüdischen Haushalt, wie heutzutåge ähnliche, da das jiidtsche Geseh je e nwendung des Feuers am Samstag verbot. Jn den Scholien zu den Judenalstellen ist die jüdische » »cophinus et senum« mehrmals be- ; schrieben: »Kiste und heu sind deswe- s gen ihr Hausgeräth weil sie getochtes Fleisch darin ausbewahrten, um ain Sabbath warm essen zu lönnen.« Eine der Friedländer in seiner gro ßen Juvenalausgabe zitirte Leidener handschrift mit unedirten Scholien zu Juvenal drüct sich noch deutlicher aus: »Die Juden, die einen Tag vor Sab batb ihre Speisen heiß in die Kochtisten legten und mit Heu umgaben, nachdem die Töpfe vorher mit Tüchern und Serdietten umwickelt waren, damit sie sam Sabbath warmes Essen bätten.« Der Unterschied zwischen der Kochkiste vor fast 2000 Jahren und der moder nen Kochtiste ist also nur der, daß letz tere angelochte und nicht gargelochte Speisen empfangen soll. Uebrigens kann es schon damals auch jiidifche Sabbathspeisen gegeben haben, die durch 18- bis Usiiindigrg Heißbleiben an Vorzüglichteit gewonnen haben, so daf; auch »cophinus ei fenum" selbst thiitig weiter gekocht haben mögen. Ein Mann. der sein Geld behält, behält seine Freunde. Aber an den Freunden, die ein Mann verliert, weis er sein Geld verloren hat« ist sicher nichts verloren. »Sie slnd Wittwe? ] humoresle von R o d a R o d a. Vom Pester Centralbahnhof gingen um halb zwei Uhr Nachmittags drei Depeschen an den Grafen Jaray nach Jarawar ab. Ihre Unterschriften lutetem »Aranla« —- ,,Oberst He der« — und »Der Kammervorsteher Graf Strehl Seiner Durchlaucht, des Prinzen Karl zu Alberg«. ——— Jede dieser drei Depeschen meldete die Ab reise ihres Adsenders mit dem Pester Schnellzuge. Seit einigen Tagen schon hatten die Leser der ungarischen Blätter Kenntniß von der Auszeichnung die dem Grafen Jarah bevorstand. Seine Durchlaucht, Prinz Karl würde sein Weidmannsheil auf ungarischem Bo den versuchen. Man las auch von den großartigen Vorbereitungen, mit denen Graf Jaray den Sprossen des deutschen Fürstenhauses ehren wollte. Prinz Karl ging durch den Zug und bemerkte Griifin Aranka. Er warf ein Blick auf ihr brünettes Köpfchen, dessen Silhouette sich klar gegen das Fenster abhob. Da schoß ihm die Erinnerung an alles, wag er von heißblütigen ungarischen Frauen gelesen hatte, durch den Kopf. Wie lange hatte er sich darauf gefreut, einer zu begegnen! Und nun passirte ihm das Glück just heute, heute, da er sozusagen das erstemal in die Welt Ifuhr.... j « Fünf Minuten später saß er mit« seinem Kammervorsteher im Speise wagen bei einer Tasse Thee. Zehn Minuten später hatte er »sei nen lieben Strehl« glücllich beim Thee festgenagelt und ging zu seiner schö nen Ungarin zurück. Sie stand im Flurgang und blickte saus die herbstlichen Felder Und Durchlaucht neben ihr wartete aus einen Blick aus ihren Feueraugen. «-— Was er ihr sagen wird? —- Er Hupfte die Krawatte zurecht —- da Fsah sie aus. Der Augenblick zum Handeln.... . »Gnädige, erlauben Sie mir, daß ich, hingerissen von Jhrer Erschei nung Sesah ihn groß und tumm an. —- Das brachte Seine urchlaucht ein wenig aus dem Concept. Dann setzte er muthig fort: »Parole d’hon ,"neur, Gnädige sind die erste Dame, die solchen Eindruck aus mich macht.« »Herr —- —!« brachte sie streng abwehrend hervor. »Ich weiß, was Sie einwenden wollen, Gnädige. Es ist nicht üblich, eine Bekanntschaft . . . .« Gräsin Aranta wandte sich um und ging an ihm vorüber in ihren Ab theil. Er aber, eingedenk seines Wap penschildes: »D’ran Alberg!« -—— salgte ihr. »Wie, Sie drängen sich in mein Coupe?« fragte sie bebend vor Zorn, sprang aus, eilte hinaus, zog die Thür des Nachbarabtheils aus nnd sperrte sich ein. Die Vorhänge· risz sie zu sammen und sank in die Ecke. »Um Gott, was ist Jhnen2« fragte eine tie e Stimme, die des Obersten von He Das graue Haar, die vertraute Honvedunisorm beruhigten die ge ängstigte Seele. Sie brachte ihre Klage vor. Arn liebsten hätte der Oberst ihr die lrausen Löckchen aus der Stirn gestrichen und sie mit sanften Worten getröstet: so tlein, so hilflos-, so be dauernswerth lam sie ihm, dem Rie sen, vor. »Nur still —- still, Gnädiget Wir werden Sie schon zu schützen wissen. Zunächst will ich mir den netten Jun gen ansehen.« Se. Durchlaucht stand draußen, biß ärgerlich den dünnen Schnurr bart und starrte aus die verhängte Thür. « Plötzlich erschien in dieser Thür Oberst Heder. »Sie haben sich einer Dame gegenüber durchaus unzienilich benommen«, sagte er barsch. Der Prinz brauchte volle siins Se tunden, um aus einem blossen Kna ben ein vornehmer näselnder Kavalier zu werden« »Dars ich fragen, mit welchem Recht Sie sich in meine Angelegen heiten mengen, Herr Oberst?« sragte er. »Mit dem Recht...« Der Oberst stockte. Hochsahreno wiederholte ver Prinz: »Mit dem Recht . . . ?" Der Oberst fühlte sein Blut aus wallen. Unbedacht —- in der Absicht, tden grünen Jungen recht niederzu schmettern, vollendete er: »Mit dem Recht des Gatten!« . Aranta tauchte in’s Dunkel der Vorhänge zurück. Der Prinz hatte ur noch den Schein der purpurnen klangen erhascht. Einen Augenblick lang sahen sie sich an —- der Alte und der Junge. Dann siegte die Subordination des Obetleutnants. Er stellte sich stramm, obgleich ek in Civil war. »Herr Oberst, ich bitte gehorsamst . .. Jch wäre glücklich, wenn auch Jhre Frau Gemahlin vergäße -—-— —« Und mit einer Verbeugung: »Ob«-« - leutnant Prinz zu Alberg.« Der Oberst schlug die backen zu sammen, daß die Sporen klirrten. --------.-----.-----------· Die »Frau Oberstin« nahm aus die ürsprache des »Gatten« den Uebel häter in Gnaden aus« Man stand noch eine Weile beisam men und lachte über das Wunder, das drei Gäste des Grasen Jaray im Eil zuge zusammengeslihrt—dann nahm Prinz Karl huldvoll Abschied und flüchtete mit sehr gemischten Gefühlen unter die Fittige »sehr-es lieben Strehl«. »Das Ehepaar« zog sich in’s Coupe zurück. Da saßen sie, sich schweigend und —- rathlos, gegenüber. Sie mit großen, skagenden Augen. Endlich sagte der Oberst: »Mein Gott, liebe «Gräsin, ja —- Sie haben recht — es ist eine Uebereilung von mir gewesen —- allein — es wird sich ein Ausweg finden. — Bin schon in ärgeren Lagen gewesen... Pardon! —- Jch meine —- — in Kriegszeiten. Habe Sechsundsechzig mitgemacht... Jch bin ganz konsus, — Gräfin!« »Ich auch, Herr Oberst!« »Wie, wenn ich nicht nach Jarawar führe — ich kann abtelegraphiren . . .« »Das nützt nichts. —- Prinz Karl wird erzählen, er hätte das Ehepaar Heder im Zuge getrossen.« »Und alle Welt weiß, daß ich nicht verheirathetet bin.« — ,,Also?« fragte sie. »Also — müssen wir vor dem Prinzen drei Tage lang« —- — — der gute Oberst kämpfte sichtlich mit seiner Berlegenheit — ,,M«ann und Frau bleiben." Von der nächsten Station ging eine dringende Depesche nach Jarawar ab: »Bin vor dem Prinzen Karl und Suite mit Gräsin Aranka als ver heirathet zu betrachten. Jnstruirt Freunde, Kinder, Dienerschaft. Die Sache ist kein Wis, sondern Todes ernst. Oberst Heder.« ————— Es ging alles ganz glatt. Jarah hatte die Depesche rechtzeitig erhalten, und da er seinen alten, gesetzten Freund Heder kannte, seiner Bitte ge nug Gewicht beigelegt, um umsassende Vorkehrungen zu treffen. Mit Jagd und Lustbarleiten gin gen drei Tage hin. Und während man im Festsaale tanzte, saßen Herr und Frau Oberst still bei einander im Boudoir der Hausfrau vor dem Kamin. Zwischen ihnen lag das weiße Fell eines Eis-bäten. »Morgen geht der Prinz«, sagte der Oberst. ,,Morgen sind wir ,,geschieden.« Die Gräfin blickte ihn an. Es wurde ihm heisz dabei. . »Ihr Herr Gemahl ist ein glückli-» cher Mann ——— Gräfin!« sagte er leise. Sie zuckte zuscsnmen »Den Armen können Sie doch nicht beneidcn?« ,,Doch. Warum auch nicht?« »Mein Gott —— - er schläft seit zwei Jahren unter der Erde« Der Oberst streckte ihr beide Hände entgegen, und sie legte ihre hinein« Sein Gesicht war verklärt wie das eines Erlösten, als er fragte: »Sie sind Wittwe? Ja, warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« Moltte-Crinuerungeu. Unter den Erknnerungem die gele gentlich der Enthüllung des Mome Denkrnals aufgefrischt werden, ist be sonders folgende fesselnd, die schildert, wie der große Stratege 1870 zum Kriege berufen wurde: Der Sommer des Jahres 1870 fand die Verwandten in Creisau ber einigt. Ruhig lebte der Graf auf sei nem Gute, und nichts deutete an, wie nahe die größte Aufgabe seines Le bens, die Führung der deutschen Heere im Kriege gegen Frankreich, ihm be vorstand. Am Nachmittage des 15. Juli war er mit seinem Bruder Adolf, seiner Schwägerin und deren beiden Töchtern im offenen Wagen ausgefah ren. Er führte selber die Zügel; sein Bruder saß neben ihm. Gerade als der Wagen eine Furt durch die Peile passirte, neben der ein schmaler Lauf steg über das Wasser führte, rief ihn ein Telegraphenbote an, der eben die sen Steg überschreiten wollte. Der General hielt die Pferde an und streck te die Hand nach dem Telegramm aus, das jener ihm reichte, erbrach es, las und steckte es still in die Tasche. Dann setzte er die Spazier-fahrt fort. Nichts an ihm verrieth die Mittheilung, die der Telegraph ihm gebracht hatte, nur noch schweigsamer als sonst saß er da, und daß seine Gedanken hin und wie der von seinen Pferden abschweiften," meriten die Jnsassen des Wagens da- i ran, daß er einmal ziemlich unsansts gegen einen Prellstein anfuhr. Als er » nach etwa einer Stunde wieder vor» dem Wohnhause anlangte, sprang er rasch vom Wagen und sagte zu sei nem Bruder, der ihm ins Haus folgte: »Es ist eine dumme Geschichte, ich muß noch diese Nacht nach Berlin.« Er ging darauf in sein Arbeitszini mer, wo er bis zur Theestunde blieb. Still, aber freundlich wie immer, saß er dann in der Mitte des kleinen Krei ses, bis er plötzlich aufstand, mit der Hand aus den Tisch schlug und aus rief: »Laßt sie nur kommen, mit oder ohne Süddentschland, wir sind ge riistet!« Ohne eine weitere Erklärung zu geben, ging er dann wieder in sein Zimmer, wo er bis zur Abreise blieb. Erst später erfuhren die Seinigen, daß die Depesche die Mittheilung enthielt, der König halte den Krieg fiir unver meidlich und beabsichtige, die Mobil machung zu befehlen. — En- ver schreibt-samtne. Vor ein paar Jahren noch, da konnte ein junges Mädchen, das gut mit der Schreibmaschine um gehen und vielleicht gar steno graphiren konnte, der Zukunft ohne Sorge entgegensehem Sie durfte ihre Stellung förmlich wählen, war sie sehr flink, so riß man sich um sie, es war gar nicht selten, daß ein unfcheinbares Mädchen ohne sonderliche Schulbil dung, das geschickte Finger hatte und ibre 60 Worte in der Minute abkchv pen konnte, fünfundzwanzig und mehr Dollars pro Woche erhielt· Begeben wir uns nach einer Schule für Schreibmaschine und Stenogra phie, wie sie in jeder amerikanischen Großftadt Zu finden ist. Jhre Thä tigteit ist eine dreifache. Zunächst wird der Zögling mit den Schreibma schinen der gangbarsten Systeme ver traut gemaeht, dann ganz nach seiner Wahl, auf einer Maschine, sei es nun Remington, Underwood, Yost, Mo narch, Willstams oder irgend ein ande res, unterrichtet. Zuerst lernt er den Mechanismus kennen, dann die Fin gerfertigkeit, schließlich muß er nach Diitat schreiben, zuerst ganz gemisch lich, dann immer schneller und schnel ler, bis der Schüler oder die Schülerin die Maximalgeschwindigkeit, die je nach der Veranlagung von 50 bis 100 kT)Iiorten pro Minute schwankt, erreicht at. Jst der Kursus vollendet, dann ver wandelt sich für den Schüler die Schu le in eine Stellenvermittlungsanstali. Zu bestimmten Stunden Versammeln sich die ehemaligen Zöglinge in einem Saal der Schule und harren der Din ge, die da kommen werden. Von Zeit zu Zeit ertönt denn auch die Klingel des Telephvns, eine Firma verlangt eine Hilf-Ziran giebt ihre Wünsche an, und der Superintendent sendet eine der Harrenden nach der betreffenden Adresse. Natürlich versucht er, dabei gerecht vorzugehen und den Apptiian ten, der am längsten auf eine Stellung wartet, zu bevorzuaen. Aber das geht nicht immer, da, wie gesagt, der Chef der betreffenden Firma seine Sonder wünsche in Bezug auf Alter und Schnelligkeit zu haben pflegt. Als wir den Wartesaal betraten, war er von Stellungfuchenden fast überfüllt.· Nahezu ausschließlich Da men. Junge und alte, hübsche und häßliche, lustige und traurige. Die jungen und hübschen sind gewöhnlich auch die lustigen, und proportional zu ihrer mehr oder weniger lauten Heiter teit wächst die Griesgrämigkeit der von der Natur vernachlässigten Da men oder der Mädchen, an denen die Jahrzehnte sturms und ereignileos voriibergezogen sind. Das Telephon läutet, der Manager springt dienstbeflissen zum Apparat. »Wie sagen Sie, bitte?« —- Green und Co.! Einen flinken Stenographen wollen Sie, der flott auf der »Under wood« schreibt. M Muß es sofort sein? — Ja? Sosort? —— Das thut mir leid, leider habe ich keine Herren an der Hand, die Jhnen passen wür den. — So? Dann kann ich Jhnen al so eine Dame schicken? —- Gut, ich sende Ihnen Fräulein Brown, eine perfelte Stenographin, die vierzehn Jahre in einein Hause thätig war. — Was? Sie wollen dann lieber eine junge Dame, auch wenn sie nicht so versett ist. Gut, ich schicke sofort FrL Blackt« Fräulein Black erbebt sich erröthend von ihrem Stuhl, ihre hübschen blauen Augen leuchten vor Vergnügen und rasch begiebt sie sich auf den Weg. Ob sie sich über die Aussicht auf eine Stellung, oder in deni Kompliment, das in der Thatsache ihrer Erwählung liegt, freut, möge dahin gestellt blei ben. Jedenfalls wurde der Verlauf und das Resultat des Gespräches von den meisten Damen nicht gerade mit Entzücken aufgenommen. Einige se hen enttäuscht drein, andere machen laut recht spitze Bemerkungen, und eine Gruppe von ältlichen Damen erhebt sich und rauscht wüthend davon. Achselzuckend wendet sich der Ma nager an uns. »Die Damen thun mir lett-, aber ich lann ihnen mit dem besten Willen nicht helfen. Das Angebot übersteigt eben die Nachfrage in erschreckender Weise, für jeden freien Posten sind zehn Applilantinnen da, und wenn das so weiter geht, dann sehe ich die Zeit kommen, wo das Cashgirl im Waarenhaus mehr Salair bekommt, als eine geschickte Typewrtterin.« Auf weitere eingehende Fragen er zählte uns der Manager des Vermitt lungsbureaus noch weitere, recht inter essante Thatsachen. Lassen wir ihn selbst sprechen: »Am schlimmsten sind die älteren Damen und die Mädchen daran, die von Mutter Natur stiesmütterlich be handelt wurden. Ein junges, hübsches Mädchen mit frischen rothen Wangen und heiteren Augen lann noch immer so ziemlich sicher sein« eine ganz gute Stellung zu bekommen, auch wenn sie nur halb so schnell ist, wie ihre Nach barin, die vier Wochen aus eine Stel lung wartet. Nicht etwa, daß ich be haupten wollte, die Chefs würden nur Mädchen engagiren, mit denen man flirten kann. Zwar kommt das ja auch vor, aber auch dort. wo es durch aus nicht der Fall ist, sieht der Chef lieber ein hübsches junges Gesicht um sich. Man tann ihm das auch gar nicht verar en. Einerseits macht ein hübsches, a rettes Mädchen auf die — Besucher tmmer einen sehr guten Ein druck, anderseits steht ja jeder Mensch lieber ein hübsches, lustiges Gesicht als ein verbisseneö, unhübscheg. ,,Allerdings, es kommt mitunter so gar vor, daß ich direkt um ein xecht unfcheinbares Mädchen über dreißig Jahre gebeten werde. Mir kommt das sehr gelegen, denn an derartigen Ex emplaren habe ich einen unglaublichen Ueberfluß. Den Grund zu diesem un würdigen Verlangen möchten Sie wissen? »Hm! Die Herren geben alsGrund gewöhnlich die Thatsache an, daß »die jungen Leute in der Osfice mit buh schen Mädchen zu viel flirten würden. Auch daß"ein hübsches Mädchen aus ja und nein weaheirathet, während die Häßliche stabil ist. Der wahre Grund pflegt aber gewöhnlich der zu sein, daß die Frau Gemahlin des Herrn Chess auch ein Wörtchen mitzureden hat und ihrem Gatten bei schrecklichen Strafen verboten hat, ein ,,appetitli ches« Mädchen zu engagiren. Nun, vielleicht at sie nicht Unrecht,» die Gattin p egt ja über den Appetit ih res Mannes genau unterrichtet zu sein. »Noch etwas ist momentan dem weiblichen Geschlecht bei der Erlan gung von Officestellungen höchst nn giinstig Es bereitet sich immer mehr und mehr ein Umschwung in der Ge schäftswelt vor, der dahin geht, über haupt keine Frauen in der Office zu beschäftigen; Die Geschäftsleute be haupten eben, daß der weiblicheDurchs schnitt absolut minderwerthig se·i, daß die Nachlässigkeit, die Empfindlichkett, die Unlust und —- ein sehr häufig vortommender Mangel an Intelligenz die Billigkeit der weiblichen Kräfte weitaus übersteige u. s. w. »Und dann, wie schon gesagt, die Chefs wollen gewöhnlich keine häßli chen Mädchen, die hübschen aber be trachten sie als unsichere Kantonistins nen· Ein hübsches Mädchen hat ge wöhnlich ihren Verehrer, mit dem sie Abends in’s Theater oder sonstwohin geht. Dann ist sie am anderen Mor gen müde, läßt sich wegen »Kopf schmerz« beurlauben, oder sie kommt überhaupt nicht. Jn der Sommerhitze wird ihr schlecht, bei Schneesttirmen ist ihr das Wetter zu ungünstig, und geht sonst Alles gut, so erklärt sie frü her oder später mit sieahaftem Lächeln, daßdsie sich nächste Woche perheirathen wer e. »Kurzum, die Tendenz in der Ge schäftswelt bevorzugt jetzt die jungen Leute, die williger sind, auch eine Ar beit zu thun, zu der sie sich gerade nicht verpflichtet fühlen, stabil sind, wenn sie heirathen, noch stabiter werden, mehr Ambition baben und nicht zim perlich sind. Ein flotter Stenograph und Tnpewriter ist daher auch niemals ohne Stellung, hier ist die Nachfrage größer als das Angebot, und kann er aar vielleicht auch deutsch oder franzö sisch stenographiren und schreiben, so bekommt er ohne Weiteres seine 825 wöchentlich, mit der Aussicht ausAvans cement.« - Während wir so mit dem Managet plauderten, hatten sich mehrere derDas men genähert und sich schließlich an der Unterhaltung betheiligt. Jede hatte andere Erfahrungen gemacht. Jede wußte Angenehmes oder Unan genehmes aus ihrem oft sehr mühseli gen Beruf zu erzählen. Ein junges, hübsches Mädchen mit riel Temperament erzählte in recht drolliger Weise, wie sie einen ganz neuartigen Konkurrenten, einen Pho nograph, aus dem Felde geschlagen habe. Eines Tages rief sie ihr Chef, ein Jmporteur, zu seinem Pult und sagte, daß er zu seinem Bedauern ihrerDiem ste nicht mehr lange bedürfe. Auf ihre erstaunte Frage nach der Ursache dieser Kündigung erklärte ihr der Chef, daß ein-e ganz neuartige Er findung gemacht worden fei, ein Pho nograph, den man vor sich stehen habe und der, aufgezogen, nicht nur jedes gesprochene Wort ausnimmt, sondern sogar druckt. Er habe eine derartige Maschine bestellt und werde nach deren Eintrefsen natürlich kein-e Privat selretärin brauchen können. Nun, ich kannte meinen lieben Chef und beschloß, ihn auf recht drastische Weise von der Unmöglichkeit seines Vorhabens zu überzeugen Ich setzte mich ruhig an mein Pult Und nahm stenographisch wörtlich das auf, was mir der Chef diktirte. Spä ter, als er vom Lunch zurückkam, fand er auf seinem Pult die abgetipvte Ma schinenschrift seines Dittates und einen Zettel, auf den ich geschrieben hatte: »Wie Sie sehen, versuche ich von ießt ab ebenso gewissenhaft und genau zu sein, wie die von Ihnen bestellte Maschine.« Das Diltat lautete aber ungefähr - folgendermaßen: »Sehr geehrte Herren! Mit Beng J auf Ihr werthes Schreiben vom 18 v. M —ach nein, es ist ja vom 11. d.M — versichere ich Sie, daß die retlamirte Waare, 3000 Pfund Ultras marinblau — ach Unsinn, ganz ver riickt bin ich heute, der Mann handelt ia mit Hirschhorngrisfen —- 8000 Stockariffe, bereits am am — he, Herr Mill-,er wann haben wir die Griffe geordert, der Kasfer in Buffalo beschwert sich, daß er sie noch nicht be kommen hat ——also schreiben Sie-— Donnerwetter, lesen Sie doch den Satz nochmals ———— Nun, mein Chef hatte von dieser Probe aenug, er bestellte die Maschine schleuniast wieder ab, legte mir zwei Dollars wöchentlich zu und ich blieb noch ein paar Jahr-e bei ihm.« (Aus dem N. Y. MorgenJournay.