Die Spielgefährten. Roman von V. Wiesen. .I-. D. D. .I. .I. -I- .I- st« DE O Als-I- 414 st- -t- -I- st- -I- -I. -I. -t- -f- .I ———I-—Io.-I.I-.-vss-s--.--s- v-, « (13. Fortsedunw Mehrere Stunden mochten vergan gen sein« als die Schlummernde von dem Geräusch der laut ins Schloß ge worfenen Hausthük erwachte. Die Mondsicheh die über den dunklen Pattbsäumen gestanden, war ver schwunden und hatte dem ersten schwa M Dämmerschein des nahenden Smmermongens Platz gern-acht. Jetzt schlug die Uhr im Speisezimmer ne benan vier helle Schläge Alice richtete sich aus. So spät war es schon? Ssie hatte fest geschlafen und wunderschön geträumt Nun strich ste hastig über die Augen und that ein paar Schritte; die Glieder waren noch bleischwer und steif vom langenScktzerk - Da wurde die Thür geöffnet und Wanst trat herein. Im Var-Donnrer des Zimmers sah sein bleiches Gesicht asch saht aus, nur die Augen glühten. Er bemerkte seine Frau im erst-en Augen blick nicht und ließ sich stöhnend auf einen Sessel sinken. Sie näherte sich leise, furchtsam. »Wasil —« Er subr zornig herum. »Was thust Du hier-was willst Dut« »Ich habaz aus Dich gewartet. « pas« en ob der Ehernann auchA pünktlich nach Haufe kommt? Hat gerade gefehlt-nein, er thuts nicht, thuks nicht; verstehst Du?« Seine Stimme klang heiser er mnß viel getrunken haben, war aber noch vsllig herr seiner Sinne. »Na also, warum bist Du noch machi« forschte er hart. Ich wußte Ia nicht« .i—ch dachte. falls Du noch etwas zu essen verlang test, oder eine Tasse KasseeA »Nein, nichtsf Er reckte die Arme hoch und schüttelte die geballtenFäustr. »Berdannnte Bande, alle— zusam men,« grollte er; »wir sie sich freuten, als sie mich gerupst hatten.« Zitternd hörte Alice die Worte. »Wastl, um Gottes willen — Du trarst nicht auf dem Vorwerh Du warst in der Stadt —- und hast ge spielt?« « Er lachte hijkynisch »Richtig gera then; ich habe gespielt und leider einen Jag; rigen Batzen verloren Wastann - sein;· kommt doch alles aus eins Verm-M Die junge Frau Preßte angstvoll die hände zusammen. « »Wie meinst Du das? Ach Gatt, Wasil,chtwarum spirlst Du? Bedenkst Drini Sie verstummte jäh. Er hatte sich hoch aufgerichtet, seine Augen funkel ten wie die eines bösen Thieres. »Willst Du mir Vorwürfe machen?« rief er heftig. »Wer hat schule Ein Hundeleben ist es, schlimmer alsda5. Angeiettet aus Lebenszeit Und wa zrkrnf k·-—»Urns nich-ist »-—— Ich war Ieranatauvrg und ern vcarr uno ern schlechter Rechnu, ich habe mich über kunweln lassen, aber wer weiß, ob ich aus den Leim geaanqen wäre, wenn nicht Du —-—" Alice hatte leise das Zimmer ver lassen wollen, da sie sah, wie Wein und Zorn ihn beherrschten, nun blieb sie an der Tbür stehen. Jhr Gesicht war todtenblak »Ich verstehe Dich nicht ganz. Was meinst Du mit dem »Wenn nicht ich?« sil lachte kurz auf. Er wußte, da er den Stachel in"ein zuckendes her-z drückte, aber die Brutalität sei ner innersten Natur war entfesselt, er lantrte keine Schonung »Seht einfach: wenn Du mir nicht zuerst den Heirathsantrag gemacht hattest-« »Ist-N — Die junge Frau sah ihn mit berstiindnißlosem Blick an. »Nun. Dsu wirst Dich doch des Briefchenö erinnern, in dem Du mich, der ich absolut nichts ahnte, »sans secon« Deinen Bräutigam nanntest, Ind worin Du mir auch mittheiltest. dass Du von Deinem Vater bereits ein Jamrt erwirtt hättest, um das Tit-Haar nicht eingefallen war zu bit Aslice hielt sich am Thiirpfosten, denn ihre Kniee matten Entsetzt blicke sie aus ihren Gatten. Es war Dir nicht eingefallen, meinen Vater um sein Ja zu bitten, und doch hattest Du mich geküßt und mir gesagt, Du liebtest mich?«· »Gewiß, mein Schatz, warum IIin Du warst damals wirklich ein Ehe-, frisches Ding, und wie Du mich steundltchst sogar in meinem eigenen Garten besuchtest —- der kleine Musentemvel —- Du weißt doch?« Ein Stöhnen rang sich aus der Gequälten Brust. Das wagte er ihr xvorzuwersem der sie mit Ueberre dnngtltinsten gelockt, bis sie vor dem UntUtter Schutz suchte. Als sreches Entgegenlpntmen hatte er« ihre lind Iiche. nettrauensbolle Unersahrenheit gedeutet. O pfui, pfui! Die junge Frau schlug die Hände tot ihr W. antworten konnte sie . . -M war es ganz still im M, dann stand Wastl aus. Seine ansame Lanne hatte sich genug ge , n. Vorn- Wern erhi t, vom Spiel-s l Ins-« Ins-- W Ins-ex ji«-esse »F « MU II s eu. Uns Das-M sa- hst-M W t I MHHI , Motiven-Zi- J . . M sein« — III-III III- fass-III Er gähnie, reckte sich und ging, einen halblauien Fluch über fein »ver dammtes Pech« murmelnd, an der ängstkich Zurückweichenden vorüber zur Thiir hinaus Mit angehaltenem Athetn horchte Aiice auf die sich entfernenden unsiche ten Schritte. Erst nachdem alles im Haufe ftill war-, raffte sie sich auf und schlich leife nach dem Kinderzimmer, wo Gretchen schlief. Dort, am Bett chen der Kleinen, verließen sie die Kräfte; sie fank in die Knie und barg das fchrnerzverzetrte Gesicht in den Kissen. Wie manche Eniiäufchung hatte sie in den wenigen Jahren ihrer Ehe schon erfahren, wie vieles geduldig Ylllgcllctllllllclh Illullck Voll llcllclll aus bessere Tage hoffend und die letzten schwachen Fünkchen der einstigen Lie besflamme sorgfältig im Herzen hü tend, damit sie nicht verlöschten. Nun, das fühlte sie, konnte sie es nicht mehr. Es war zu viel der Qual, der Ernie drigung, der Beschämung gewesen. Nicht nur die Liebe zu ihrem Gatten, auch Vertrauen und Achtung waren vernichtet, an die sie sich hatte klam mern wollen, als die Liebe verflog. Alices Stolz bäumte sich auf und schrie gebieterisch nach Lösung dieses Ehebundes. Was war sie, seit die Hoffnung auf das reiche Erbe fehl schlug, ihrem Gatten gewesen, und was war er ihr? Nichts, nichts! — Wozu also dies sreudlose Neben einandergehen, die täglichen Demü tbigungen, welche Wasils Gleichgül tigteit oder Jähzorn ihr bereiteten. Jäh hob Alice das schmerzgebeugte haupt. »Frei sein —- wieder frei!«-— Die rasche Bewegung mochte das Kleine im Schlafe gestört haben, es streckte die dünnen Aermchen aus und fing jämmerlich an zu weinen. Das Kind! -—- Alice guckte erschreckt zufammen, an das Kind hatte sie nicht gedacht, sein Weinen schnitt ihr ins Herz. Wollte es die felbftsiichtige Mutter an ihre heiligste Pflicht mah nen? —- Es hilft nichts; um des Kin des willen muß sie bei dem Gatten ausharren, um des Kindes willen Leid und Kränkung schweigend tragen." Für dies arme, zarte Geschöpfchen, das sie mit aller Inbrunst mütterlicher Zärtlichkeit liebt, darf ihr nichts zu schwer sein. Sie hebt die Kleine aus dem Bett chen und trägt sie, leise ein Wiegenlied J summend, im Zimmer auf und ab,! bis das Weinen verstummt ist und die ( fchlaftruntenen Augen sich wieder? schließen. Dann legt sie ihr Töchter chen behutsam zurück in die weichen. Kissen. J Jm Osten ist der neue Tag herauf gestiegen in wunderbarer, fommerii eher Schönheit. Aus den Büschen tönt das jubelnde Zwitfchern der Vö gel. Gras und Blumen, vom Thau gefeuchtet, glitzern im Sonnenschein Es ift ein Morgen wie geschaffen zum Freuen und Genießen. Die junge Frau, die am Bett ihres Lieblings sitzt, zieht fröftelnd das Tuch fefter um die Schultern. Sie weiß es jeht, daß sie auch ferner ge duldig ausharren wird, aber ihr einst so fröhliches Herz ist erstarrt, und aus J den glanzlosen, übernächtigen Augen! rinnt langsam Thräne um Thräne. II II L Jn feinem Pfarrgarten Alt - Tab-J pelheim ging Pastor Friefe zwischen den hochstämmigen Rosen auf und ab. j Sie blühten diesen Sommer wieder in Ueberfiille. Der alte Herr hattet feine herzenöfreude an der herrlichen ’ Entfaltung und seltenen Farbenpracht feiner Lieblinge. Nicht eifriger konnte er bemüht sein, die bösen Gedanken aus der Menschenseele auszurotten als » das fchändliche Gewürm aus dein Kelch der Blumen. Auch jetzt war er damit beschäftigt, Raupen von den Rosen abzulesen und hier und da ein weites Blatt zu entfernen. So sehr nahm ihn feine Arbeit ins Anspruch, daß er das Knarren der Gattenpforte überhörte und Frau Johanna Sufebeit, die Wirthfchafte-s rin, erft bemerkte, als sie dicht vor ihm stand. »Der-: Paftor vergessen wieder das Frühstück,« sagte sie in leicht verwei-« feudem Tanz »und hier bring’ ich auch die Zeitung.« »Was tausend, ist es schon so fpiiti Da habe ich mich wahrhaftig bei den Rosen zu lange verfäumt,« entschul digte et sich. «Dunle schön, danke!" Er nahm ba- Zeitungsblatt entge gendem man es ansah daß es be reiti auseinandergefaltet worden war. »Nun, was steht denn Neues darin, liebe Frau Sufebeitk »Aber herr Pest-m wie soll ich das wigis-w fchallhaftes Lachen des alten Denn ließ fie verstum n. Paftor tiefe besab sichs-trag Te tkitgth äu U p u k - stå ihn bereit stand. Während et lich ein paar.sriitchen strich und M ydke lustigen Schivkeuscheisen NUM tnachie Frau Susebeit sich an den nahegelegenen Blumenrabatten zu schaffen. Sie sah noch genau so aus wie vor zehn Jahren: der rosibrqekne Scheitel, welcher mitsammt der haube allabendlich vorn Kopf genommen nnd »in ein Kommodenfach gelegt wurde, stichtete sich nicht und ergraute nicht. Nur einmal war er nnd seine Träge rin in heillose Verwirrung gerathen, als nämlich nächtlicherweile eine kluge Maus sich dieses warme Nest auser sah, mu darin zwölf niedliche Junge zur Welt zu bringen Frau Susebeit rupste einige Spät chen Unkraut zwischen- den Levloyen »fori und sah zwischennein nach dem sPastor bin, der sein Frühstück beendet Ibatte und den Leitartiiel las. End ; lich dauerte es ihr doch zu lange, sie trat in die Laube und sagte, während sie die Teller zusammenränmtet »Auf der ersten Seite steht gar nichts Gescheites, Herr Pastet, auch bei die Familiennachrichten ist kein Be kannten aber lesen Sie man mal die Stelle, wo der Kaiser, »Allerqnödigfi geruht« hat: da werden Sie sich wun er«n.« »So. so," lächelte der Psarre gut msiithig: »also ein wenig wissen Sie doch schon Bescheid in der Zeitung?« »Du meine Güte, man ist doch nicht blind, nnd wenns einem grad’ in die Augen fällt und man den Menschen von klein auf tennt.« »Nun also, was giebt es denn?« forschte Friese, der die fragliche Stelle nicht gleich finden konnte. Kämmerer Brunl aus Tan ninken sein Fritz» »der-r Pastor wis sen doch, der noch bei uns in die Kin derlehr’ aim. . . der ist Amtsrichter geworden Herrjeh wird die Mutter aber nu stolz werden. schon immer so doll mit ihrem Jun gen, wo er doch von Haus aus nichts Besseres gewesen ist als alle anderen Dorfbengels.« Sie hatte sich » Gerade darum ist es doppelt anzu- ? erkennen, daß er ssch zu solcher Stel lung empor-gearbeitet hat, und wir wollen den braven Eltern die Freude, die sie an ihrem Einzigen erleben, von herzen gönnen, nicht wahr, liebe Jo hann-ali« entgegnete der Pfarrer. »Na gewiß. ich meinte doch blos so," murmelie diese verlegen. Sie mußte sich bisweilen die Hindeutung gefallen lassen, daß ihre christliche Vortrefflich leit ihrer wirthschaftlichen lange nicht gleichkam. »Es war ohnehin meine Absicht, die ser Tage nach Tanninien hinüber zu fahren und wieder einmal nach Frau Ditmer zu sehen: da will ich es heute thun und auch bei den Brunks vor svoechen und ihnen Glück wünschen," fuhr der Pfarrer fort, der ietzt die be treffende Notiz in der Zeitung gefun den und gelesen hatte. »Bitte, Frau Susebeit, bestellen Sie doch dem Gott fried, daß er um fiinf Uhr anspannt. Ztmt Als-nd bin icki jedenfalls wieder zurück.« »Seht W, Herr Psarrer.« Die Haushalt-rein ging: im stillen aber murrte sie: »Er ist viel zu gut, mein Pastor, viel zu gut. an eigener Person beim Kämerer vorzufahrem war gar nicht nötng fo’n Volk bild’t sich gleich was drauf ein.« Und ins haus tretend, ließ sie die ihr entge genlommende Magd heftig an: »Was rennst mir arade in den Weg, dumme Margelli Kannst nicht bescheiden aus die Seit’ gehen, wenn Du mich korn men siehst?« —- Ia, Frau Susebeit wußte ihre Würde zu wahren. Am Nachmittag bestieg PaftorFriese sein Korbwägelchen und fuhr nach Tanninkem Es geschah ietzt viel sel tener als zu Lebzeiten des früheren Besitzers, und die Besuche dauerten nicht lange. So wenig der alte Ditt mer mit seiner Person in den Vorder grund getreten, so entschieden war doch gerade von ihm Heiterkeit und Beha an tm Hause ausgegangen. Jetzt trieb den Pfarrer nur das Wohlwollen wel ches er fiir jedes Glied seiner Ge meinde hegte, hin und wieder zu einem Besuch Frau Marie saß im Wohnzimmer, mit dem Häleln eines Sofafchoners beschäftigt, als Friese eintrat. Sie liebte den Ausenthalt in dem Garten nicht und hielt sich auch im Sommer selten dort aus. Der Paftor sehnte sich bequem in den ilun gebotenen tiefen Sessel zuriick und, die späte Tasse Kassee ablehnend, welche die haussrau nicht allzu drin gend anbot. fragte er freundlich theil nehrnend mal-diesem und jenem. Idatiit Nun ließ Frau Marie dem Miß mutb. der fse stets bei-errichte, freien Lauf. Obgleich fchweiasarn von Natur, wurde sie beredt, sobatd sie ihrer Un zufriedenheit Ausdruck geben tonnte. Und wo hätte dies unfrobe Gemütb nicht Gruxnd zur Bitterteii gefunden? Da war die Witterung wieder ganz besonders unaünstig für Tanninten gewesen, die Ernte brachte nicht den erwarteten Ertrag, nebenbei der ewige Aetaer mit dem Kammer-er und den Leut-en. Es war zum Verzweifeln für eine arme, einsame Frau. Keiner tum merte sich tun sie, sogar die eigene Tochter fragte nur selten nach ihr. z »Aber meine beste Frau DittmerIfs versuchte der Pfarrer zu beschwichti-: gen, »in diesem fetten Punkt sind Sie ’ doch wohl ungerecht Ich kenne Ihre Asttee auch vonKindheit an; ein wär merez her-, ein liebevolleres Gemüth atebt es taum.· » »Man sein, aber sie ifi ganz einseitig fest. Seit das Kind bauen wurde, fiir nichts an es Zeit und ; Interesse. Ich habe es ihr oft genug von-hatten Auch ihren Mann ver « steht fie nicht richtig zu nehmen- Er ift eine weltmännifche, anreaunasbediirf- » —W tiere statut. Mike mittie das sollt-di aen. die Vorzüge ihres adeligen Ra mens in der Gesellschaft zur Geltnn bringen, indem sie ein elegantes Bang ;ausmacht, statt spießbiirgerlich die stiindermubme zu spielen." : »Nun, nun,« entschuldigte der IVsarrey »ich habe immer gefunden, daß Frau Alice eine sehr liebenswür dige und ausmerlsame Wirtbin ist, und überdies bedarf auch wohl die Kleine ganz besonderer mütterlicher Sorgfalt; wie ich höre, ist sie zart und schwächlich.« »Ach, Kinder in dem Alter trän teln ja alle Augenblicke, das giebt sich später von .selbst.« »Mit Gottes Hülfe wollen wir ed hoffen«, sagte der Pfarrer und er hob sich. Die Stimmung hatte etwas Bedrückendesz ihm wurde erst wieder behaglich zumuthe, als er das herr schastshaus verlassen hatte und sich der Kämmererwohnung näherte. Dort stand Frau Brunl gerade im Vorgärtchen und breitete Wäsche aus idem lleinenRasenslect aus. Als sie den igeistlichen Herrn kommen sah, band ssie schnell die blaue Arbeitsschiirze ab nnd gina ibm entgegen. . Jhr rundes Gesicht strahlte vor ;Freude. « »Herr Pastor kommen zu uns? Ach nein, aber solche Ehr’!« Sie versuchte die Hand zu küssen, die sich ihr giitig entgegenstreckte. »Gewiß tomme ich zu früh, Brun lin; wo ist denn Jhr Manns Jch muß doch gratuliren zu Fritzens An stellung. Es hat mich recht gesreut, als ich es heute friih in der Zeitung las.« »Aber so was! Jn der Zeitung hat es auch gestanden?« ries Frau Brunl erstaunt, indem sie den Gast ins Zim mer niithigte und den Stuhl, den sie ihm bot, sorglich mit der Schürze ab wischte. »Uns hat es der Fritz selber geschrieben. Aber nun werd’ ich gleich meinen Mann... Du, Brunt, wo bist denn —- Brunt, hörst denn nicht?« ries sie in den Hof hinaus, und zum Pfarrer: »Herr Pastor müssen schon verzei hen ,er ist gewiß noch nicht vom Feld zurück. Bei der Arbeit vergißt er al lemal die Zeit und rackert sich, wenn's auch längst Feierabend gellingelt hat« Jch tann reden, soviel ich will, da ist nichts dagegen zu machen.« Dafür sollten Sie ihn loben und nicht schelten«, entgegnete der Pfar rer. »Ich bleibe ein halbes Stünd chen, bis dahin tomrnt er schon heim. Und nun erzählen Sie mir mal, was schreibt denn der neue Herr Amtsrich ter?« »Ach. einen wunderschönen Brief; ich tann den mit meinen Worten nicht auseinandersehem aber wenn's dem Herrn Pastor nicht unlieb wäre« hre Hand suhr verstohlen in die leidertasche, holte das arg zerlnit terte Schreiben hervor und hielt es ihm hin. »Soll ich lesen?" fragte der geist liche Herr. Sie nickte lebhaft, saltete die Hän de und sah andächtig, wie in der Kir che, zu ihm auf Er schlug das Blatt auseinander und las «Meine geliebten Eltern! Heute habe ich Euch eine frohe Nachricht mitzutheilen. Soeben er hielt ich meine Ernennung zum Amtsrichter beim Königlichen Amts gericht zu D. — Damit steh ich nun sest und gesichert in meinem erwähl ten Beruf; zwar erst aus bescheidener Stufe, doch ist mir sitt das Vor wärtskommen nicht bange. Wenn ich jetzt aus die Reihe meiner Arbeits- und Studienjahre zurück blicke, sage ich mir immer wieder, wie viel ich Euch zu danken habe, liebste Eltern. Ohne Eure und der guten Jante Hälse wäre es mir nie mög lich gewesen, den Lebensweg einzu schlagen, aus dem zu schreiten meiner Seele heißester Wunsch war. — Glaubt deshalb nicht, liebe Eltern. daß mir mein jetziger Stand besser dünkt als der, in dem ich geboren bin. Jeder tüchtige Arbeiter ist gleich zu achten, mag er mit der Hand oder mit dem Kot-se schaffen; und daß hr es nur wißt: wie sich mir die - tunst auch immer gestalten mag, die Erinnerung an Tanninten und meine Muderzeit wird mir stets das theuer fte bleiben Da ich unverzüglich nach meinem neuen Bestimmungsort abteisen muß, kann tch Euch nicht zuvor Lebewohl sagen; doch hofse ich, später ab und zu Euch besuchen zu können; es trifft sich gut, daß D. in wenigen Stunden zu erreichen ist. So seid denn für heute nur herzlichst gegrüßt, liebe El tern. Jch bin sehr glücklich in dem Bewußtsein, von nun an dankbar Euch lohnen zu können, was Jhr mir Gutes gethan habt. Immer Euer gehorsamer Sohn . . . Iris-« »Ein guter Brief und ern guter Sohn«, lobte der Pfarrer, das Blatt »der Frau zurückgebend. Jhee hand Hstrich zärtlich darüber hin, ehe sie es wieder in die Tasche schob. Jn diesem Augenblick öffnete sich die Thür, der Kämmerer tarn nach hause. »Nun, da seid Ihr ja, Bruni«, rief ihm der Pfarrer entgegen, der sich ge rade verabschieden wollte. »Wir re den von Eurem Fritz, und was Ihr W G Freude an ihm erlebt. Ich nehme herzlichsten Antheil daran und hvffe- wenn der Herr Amt-richtet das nächste Mal zum Besuch kommt, daß er auch tm Psarrhof versprechen wird. Ich rechne sest darauf; schrein ihm nur« er möchte mich nicht vergessen.« »Aber wo wird er denn«, versicherte die Mtutek eifrig, während Brunt, der nicht so schnell mit der Rede zu rechtlam, nur einen nngefchictten Kratzsuß machte. »Wenn der Herr Pastor erlauben, wird er sich schon die Freiheit heraus nehmen. Er geht auch immer in un sere Dorslirche, Ivenn er hier ist. Ueberhaupt an alles hängt er noch so und weiß sich von seine früheste Jahre zu besiinnen — nich, Vateri« »Ja, das soll wahr sein«, bestätigte Brunl, und die Frau fuhr fort: »Wie er letzthin im Sommer hier war und mal am Herrschaftsgarten vorbeiging, hat er gesehen, daß auf dem Jnselchen, wo er und das kleine Fräulein immer als Kinder spielten, die Brennesseln und Disteln hochge schossen waren; da ließ es ihm doch keine Ruh’, bis mein Mann das Un raut hat avhauen und den Pius wie der sauber machen lassen-« Sie hätte wohl noch mancherlei von ihrem Fritz zu erzählen gewußt, wenn der Pfarrer Frau Susannes strenger Piinttlichteit eingedenk, sich nicht energisch verabschiedet hätte. Als er in seinem Wägelchen saßY und heimwärts fuhr, verglich er un willkürlich die Eindrücke der letztens Stunden. Jm Herrschaftshause Un-’ zufriedenbeit, verdrossenes Klagen — zwischen den schlichten vier Wänden der Lämmer - Wohnung sonniges Glück in frohen, dankbaren Herzen Ein klarer Septemberhimmel lachte iiber dem Dobrawißer Schloß und gab dem altersmorschen Steinbau ein freundlicheres Gepräge. Vom Giebel flatterte festlich eine Fahne, und in der an der Gartenseite gelegenen,- von wil dern Wein überwucherten Veranda war einladend ein langer Kaffeetisch gedeckt. CFortsetzuna folgt-) II Ves u vio. Wer mit der Eisenbahn von Pa lermo nach Neapel fährt, kommt durch ein wahres Paradiesk Rechts und links vom Bahndamm wogt in den Schluchten das schwarz-grüne Meer eben reisender Citronen. Ueber sie hinaus wächst der Feigenbaum, das Johannisbrod und mit feanenden Händen die Fächerpalme An den Dänaen bin kriecht, ost bis zu Stock werlsböbe, die arause Unaestalt des Feigenlaltus. Zwischendurch in wil dem Durcheinander, umschlingen sich Reben und Tomaten. die tletternde Melone und der arauariine Wald des Oelbaunies. Hinter diesem Meer von Pflanzen lacht der blaue Spiegel des Thvtenischen Meeres und darüber weit in den azurnen Aether hinein aebaut, thront Madonna del Monte. Und noch einer ist da, der Bergesalte, der schöne und doch so aefiirchtete il Vesuoio. Man sieht ihn zuerst bei dem Dorfe Noicra, zweitöpfia binaelaaert in die duftiae Ebene des Sarno. Welch ein Anblick! Wie der Tbron der ewigen Gottheit ist er aufgestellt, und seinen Gipfel bütei strena und arbeimniskreich ein wallender Wollenschleier. Das ist ein Bera, von dem herunter könnte Moses seine Geseßestafeln geholt ba ben. Man sieht es. Er ist ein Theil des Weltenschövfers, er lebt, kann Leben geben, aber auch vernichten. Was ist das? Die Wolle oben hebt sich. löst sich vom Gipfel los und segelt mit den rosa Abendwolken in blaue Weiten. Nun erscheint der Berg todt. Das eben war fein letter Atbemzug und nun ist er gerade so leblos wie die Schrosfen des neavolitanischen Apennin-L die ibri respektvoll um steberr. «Wiinschen Sie noch was, herr Vesuvio, bevor wir Sie begra ben und uns nicht mebr vor Ihnen fürchten?« Aber nein, er erwacht furchtbar von kurzem Schlummer. Sein Atbem sticht als eine Riesen slanrmenzunae in den Abendbiminel hinein, verdickt sich oben und fällt als feuriaer Sprinabrunnen zur Erde zurück. Rings um den Aschentegel aliliren in tausend Sternen die erkal tenden Laoabroeben. Jetzt wieder steiat aus dem Krater das hauchiget Ungeheuer einer schwatzaelben Schwe selwolkr. »Der Vesuv spuckt,« sagen die Leute scheinbar respeltlos, aber behenden herzens hängen doch aller Blicke dort oben am Schlunde des All aewaltiqm Was wird die nächste Selunde bringen? Wird der Aschen leael einsttirzem den Kamin verlegen, und wird sich dann die Mutter Erde in Schmerzen krummen so daß die Häuser der Menschen verwehen wie Treihsand im Winde? Wird eine der Seitentviinde bersten und ein gelb rother jäher Feuerstrom sich nieder wälzem langsam, aber unaufhaltsam J dem Sarno zu oder dem User des » Golfesi Wehe dir Torre del Gurt-, wehe Torre del Annunciatm ihr wer- s det euere Kühnheit büßen, zu Staub verbrannt unter dem Bauche des glühenden Drachen Warum seid ihr i dem beimtiickrschen so nahe gerückt?" Indessen ist die Bahn in weitem Bogen von der Slldseite des Berges an dessen Westseite gekrochen Es ist dunkel geworden, und in den terrassem reichen säusern der menschenwim melnden Botstödte entzünden sich die Lichter. Was sieht man oben, da. wo W TM ei new-It dat. dem sorge ein Paar Eifenbabnschienen aufznewins aeni Letchte, kleine Wölkchen kr echen dem Fuße des Aschenkeaels hinter einander her wie eine Schaar weiden der Lämmer. Jm Zuge hiingen alle Köpfe iiber die niedergelassenen Schei ben. Wer groß ist, steht hinter dem Menschenclmnpen und sichert sich in einer Ecke der Fensterrahmen einen Durchblick. Die Bahn läßt stellen weise den Häuserwirtwarr der Bor stiidte hinter sich und gewinnt, sich nordwärts wendend, das freie Feld Nun mii einem Male entpupven sJ die weidenden Lämmer und zeigen ihre wahre Gestalt. Im Berge arbeitet man allen Ernstes. Eine glühende Lavamasse in der Breite des W wälzt sich akan das Obfervatorium. Kupferbraune Nebel überlagern die sen Feuerstrom und verflilchti n sich zu weißgeauen Wollballen, die. drang bafi sich losreißen und nach dem Gipfel des Berges hüpfen, wo zwei Hbis dreimal in der Minute sich eine IFeueriontäne bildet oder auch eine durchsichtig ichillernde Feueriolonne, die ihren Kelch dem Monde zei. t. der ziemlich interesselos hineinschauh Merkwürdig, wieviel Platz nun its den vorher so übersüllten EisenbalFts wagen ist! Die Menschen pressen tch lautlos an den Wanensenstern der rechten Seite in die Form von Ha vannazigarrem Die Helle von da oben zieht sie an wie die Flamme die Motte. Das Gewimmel ihrer Mit menschen da unter ihnen ist ihnen aleichaiiltia geworden, und die auf blittenden Reklameschilder der Schokos ladefirmen finden keine Leser. Dumpfer Ertönt dds Geräusch des Zuges in der Bahnhosshallr. »Napoli, Navoli«, rufen die Conduttori. Die Menschen stiirzen mit Schachteln und Kosfern aus den Wagen. Die Armen tragen in breiten Tiichern ihre Habe davon. Die Pferdebahn vorm Bahn hof übernimmt es, die Menschen nach den Stadttbeilen und Straßen zu ver theilen. Elettriiche Blitze zucken über den Kabelm und im Nu sind wir auf der Piazza St.Fernando. Hier steige ich aus, weil ich weiß, daß neben Palazzo reale eine Rampe ist, von . man hinübersteht nach dem Besuv. Ich fühle wieder unter meinen Füßen das Lavavflaster, das mir schon so manche Sohle zerrissen hat, und treibe mit der Menae westwärts. Unter dem Standbilde Roger-Z des Normannen in seiner Muschelnische sitzen meine Freunde, die zerlumnten Straßenjuw aen von St. Lucia und spielen mit zerlumpten Karten um die paar Soldi, die sie von Forestieri erbettelt haben. Was tumtneri ste der tobende Vesuvl »Carrota, Sorte-th« ruft man mit zu vorn Straßendamm aber ich will ieine und schielte mich und meinen Rucksack im Schatten des Palastes weiter. Nun voriiber am Standbilde Viktor Enianttels, der seinen Säbel bebt, als ob er Gewalt hätte, den Elementen zu gebieten. Aber er ist machtlos. Jetzt habe ich die Ecke des Palastes erreicht, der einst den Bom- · bonen qehörte und ihrenSiindem Nun schweift der Blick über Ziegel dächer hinüber, die da unten im Dun keln stehen, über niedere Mastbämne und Segel, die an ihnen unruhig im Winde flattern, hinüber nach dem Unwiderstehlichen. dem Monte Besu vio, der die Blicke aller aus sich zu lenken weiß. Da steht er, groß und allaetvaltia, er allein... mit dem Mantel der Nacht um seine Schultern, um seine Stirn die"Feuertrone und iiber sein Brustbein niederaleitend die rothaliibende, funtelnde, unheimlic Stola. Vor der Maiestiit einer solchen Größe versinkt mein Jch in nichts. Zitternd stehe ich da, vor ihm, der mit dem nächsten Hauch aus seiner Brust tausend blühende Leben vernichten kann. Mir ist es, als ob ich fest ge bannt wäre, hier auf den Lavavlut die seine-r Werkstätte entstammen, un abwarten müsse, daß eine Katastrovhe sich erfüllt, tvie sie vor 2000 Jahren Pomveii verschlang, Stabiii und Deckt culanum. Ich fürchte mich und s . mich um nach Menschen. Dia laufen ste hin, die Paare, und blicken einan der in die Augen, heute wie alle T e. sorglos-, als ob es für sie und he Liebesleben ieine Gefahr gäbe. Bin ich denn der einziae, auf den der Aus bruch des Vesuv einen Eindruck machst Doch ich könnte meiner einseian l entfliehen, denn vertraulich slüsiserte neben mir: »Sianore, catnera rnta e vicina«. O leichtbeliaeö, o leicht srnninei. o dolce Napolit Adam Karrillom Du mit dem stets düstern Blick, Lern von dem fröhlichen herzem Man kann, so qut wie das Glück. Auch manches Unglück verscherzen! Akt Der Privat-Theaterverein in Wei ßensee sündigte in No.236 der Wei ßenseer Zeitung an: »162. Vorstel lung. Zum ersien Male: Kean oder Genie und Leidenschast. Lustspiel in 5 Ausziiqen srei nach dem Französi schen des Alex. Dumas sVater von Ludwig Barnav).« Jn seiner dick biindigen Erinnernnqen riiizmi sich Baruay aller möglichen Beziehungen aber dosz er von Alexander Dumaö abstammi, verschweigi er sonderbarer weise. — L . Von verschiedenen Seiten wird seht der Wunsch ausgesprochen. an Sielle del Adserö den Trutholm unseren Dantsaaunasvvgeb als Wappenthiee anzunehmen Und ian soll alsdann nxii dem Adler geschehen? Soll er eiwu die Stelle des Dantsaaungsvogels iverieeiens