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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 1, 1905)
W Die Magensverstimmung Humoreeke von E ugen Jsolani. Jch bin im Allgemeinen kein Fein chmeeier. Alle die Delikatessen der ranzösischen Küche gebe ich gern hin siir eine gute deutsche bürgerliche Hausmannskost, aber-wohl gemerkt! —sie muß gut ubereitet sein. Wenn ich zu einem E en geladen werde, und ich lese aus der vor mir liegenden Speisenfolge eine Anzahl Gerichte, bei denen ich überall das »a la« aus ir gend einer vom Koch selbst gewählten Bezeichnung sinde, so wünsche ich mich, wer weiß, wohin, wo ich ein gutes «Stiick Rindsleisch a la chez mon be komme, das soll heißen, ein Stück Fleisch, wie ich es mir zu Hause zu bereitet wird, mit Liebe geschmort. Meine Freunde, die bei mir einmal die Füße unter den Tisch gesteckt ha-· ben, wissen daher auch: es giebt keine Kinkerlitzchem keine Gerichte mit sremdländischen Namen, keine Delikt tessen, aber was sie erhalten, können sie mit Vertrauen essen, denn es ist gut zubereitet und schmackhast ange richtet. Ja, nun, mein Gott, aber auch der besten, sorafältigsten Köchin kann ein mal ein Malheur Passiren, und da ein Unglück niemals allein zu kommen pflegt, sondern im Weltenreginient eine unerklörliche Duplizität der Er eignisse zu walten scheint, so können wohl auch der besten, sorgfältigsten Köchin zwei oder auch noch mehr Mal l-,eure einmal passiren, und das war auch der Fall gewesen, als mein alter Freund Perlemann aus Gnaden-itz, mit dem ich einst gemeinsam dieSchuli bank gedrückt hatte, aus der Durch reise in meinem Hause einst ein Mahl: einnanm· Weißt Du, Freund", hatte damals Perlernann zu mir, als ich ihn zum Essen aus dem Hotel holte, gesaat, »ich freue mich ordentlich auf das Essen bei Dir. Erstens habe ich nicht nur Appe tit. nein, sogar Hunger, oder, wenn ich offen sein soll, Bärenhunger. Dann habe ich nach sechs Wochen lanaer Table dihote im Bade die Table d’hiit liche Abspeisung in den Hotels recht satt, und-drittens hat mir unser ar ineinsamer Freund Gause erzählt, welche vortreffliche Kiiche in Deinem Hause geführt wird-« »Na, das freut mich, liebr Perle: mann!« hatte ich darauf geantwortet, : hoffentlich schmeckt es Dir ebenso bei uns, wie-er Gause aeschmeckt hat.« Und an dieses Vorspiel nun hatte sich damals ein böses Nachspiel gereiht. Perlemann, der so hungrig und so ver trauenswll sich an unseren Tisch ? gesetzt hatte hatte nur verunglückte Speisen voraesth erhalten. Die Sub pe war ein dicker Panib und ohneSalz gewesen: den Braten hatte die Köchin nicht recht abgepaßt gehabt; die Sauce war eingescheuert gewesen und von der Mehlspeise, die ganz trocken war, will ich lieber nicht reden. Perkinann hatte damals ein ganz lanaes Gesicht be kommen» meine Frau hatte sich entsetz lich geschiimst und mit der Köchin sol chen Standal gemacht, daß diese, eine Perle bon einer Köchin, tiindigte, und Gause erzählte mir später-, Perlemann habe wie ein Rohrsperlina über ihn und uns geschimpst, über ihn, das-, er ihm unsere Küche angepriesen, nnd iiber uns, daß wir gewaat, ihm solch’ »Vollstiichenessen« vorzusehen. Daß wir so etwas nicht aus uns sitzen lassen wollten, kann man sich denken, und zumal meine Frau, die beinahe weinte, als sie . das hörte,. wollte entschieden die ,,Schmach« von unserem Hause gewälzt haben. Am liebsten hätte sie meinen Freund Per lemann wegen Beleidigung verklagt und bei der Gerichtsoerhandlung aus den Tisch des Hauses einige Gerichte aus unserer Küche mit den Worten: »den Richter, bitte, essen Sie! Jst das Volkstiichenessen«.Zu niedergelegt. Na, ich wußte sie aber zu beruhi aen mit der Versicherung, daß schon noch einmal die Zeit kommen würde, wo man Verlemann fiir seine unartii ae Aeußeruna strafen könnte, siir die er übrigens, das konnte ich meiner Frau nicht verhehlen, ganz triftiae Milderunasariinde aeltend machen tonnte. ckIlnd die Zeit tam denn auch wirt li . Eines Tages trat Gause bei mir in die Thür; er war aus der Durchreise wieder einmal in unserem Ort, und er erzählte, daß Perlemann ebenfalls da sei, aber sieh nicht sehen lassen wolke, aus Furcht, wir tönnten ihn wieder zu einem »Vollgtiichenessen« zu Gaste laden. Na, er sollte mir nicht entgehen, iaate ich mir, und ich wußte es durch Verabredung mit Gause so einzurich ten, daß wir uns, wie zufällig, auf der Straße trafen, und ich beide Freunde zu uns zu Tische laden konnte Perlemann machte Einwendungen; er habe leider sebr wenia Zeit, tönne nur einen aanz kurzen Besuch bei uns machen, wenn ich ihn nicht überhaupt lieber freundschaftlich hiervon entbin den wollte. Aber Gan-se, der ja nun einmal mit mir im Komplott war. rechnete ihm dor, daß er sehr viel Zeit habe,. und da ich ei ihm daher mit Recht übel n en könne, wenn er nicht bei mir speisen wolle. Er selbst, silate Gauie hinzu, laer das Vergnügen nicht entgehen. « r ich tann wirklich fett gar nichts eisen,« meinte Perle msann, »ich habe eine außerordentliche Maaenversitmnmna. Ich habe heute an der Table Wate wie ein Vögel chen aesveist: mir that ordentlich das Geld ren, das ich vqfük vequ habe-« l »Wie ein Strauß hat er gegessen, unglaubliche Mengen,« slüiterte mir Gause zu, und ich meinte: ,,,Nun lie ber Perlemann, wenn Du eineMagen verstimmuna hast,« so werden wir eben darauf Rücksicht nehmen mit unserem Menm Joch werde das meiner Frau lauen, daß sie nur ganz leichte Spei sen anrichtet, die Dir nichts schaden können Aber entgehen thust Du mir nicht Du mußt mit Gause kommen, sonst würdest Du meine Frau wirt lich beleidigen. « Na, so sagte er dann zu, und Tags darauf trat er mit Gaü se in unser Zimmer-. Ich hatte noch ein Paar an dere Freunde zu Tisch geladen. Mei ne Frau begrüßte Perlemann, die Magenberstimmung bedauernd, von der sie gehört, und fragte, ob er noch daran leide. »Ja, außerordentlich,« klagte er, »Sie müssen es mir schon nicht übel nehmen, gnsädige Frau, wenn ich Ih rem Menu heute nicht die rechte Ehre angedeihen lasse und eigentlich nur hin und wieder ein paar-Happen ko ste. Der Arzt hat mir berordnet, ei gentlich überhaupt nichts zu essen und meinen Magen durch Ausbun gern zu turiren!« O,« saate meine Frau, »wir wis sen, was wir unseren Gästen schuldig sind. Ich habe für Sie besondere Speisen bereiten lassen. Sie kriegen eine ganz leichte Wassersupve und ein Paar ganz leichte Bouletten von Hül nerfleisch, ein wenia Avielmus als Kompoti. und damit müssen Sie sich begniiaen. Uns dürfen Sie es aber nicht übel nehmen, lieber Herr Perle mann, wenn wir etwas anderes und etwas mehr speisen!« Verlemann machte ein süßsaures Gesicht. Offenbar wußte er nicht recht, ob er sich darüber freuen solle. » vom Genuß unseres »Volksküchenes-I sens« entbunden zu fein, oder sich darüber ärgern müsse, bei mir, als vollkommen gesunder Mensch, auf solche Krankenkost gestellt zu sein. Aber die Qual für ihn begann erst, als wir nun- zu Tische gingen. Jch hatte meine anderen Gäste in das Komplott eingeweiht und hatte ihnen gesagt, sie müßten alle Speisen über den grünen Kloe hinaus loben. Aber sie hatten dabei gar nicht nöthig, die Unwahrheit zu sagen oder zu über treiben. Das Essen war wirklich gut: meine Frau hatte sich diesmal selbst in die Küche gestellt und mit der Köchin, —- die übrigens auch eine Perle war, ·—— gemeinsam acht gege ben. daß nichts mißlinge. Und so löffelten wir denn, Wäh rend sich Perlemann mit feiner Was sersupve begnügen mußte. mit Wohl blebfagen eine Hühnerbouillon comme t aut. »Solche Hühnerbouillon habe ich wirklich noch in meinem ganzen Le ben nicht gegessen. Deine Magenoer stimmung soll wirklich der Teufel holen,« sagte Gause. »Aber ich glaube. Verlemann, ein paar Löffel könntest Du wirklich versuchen, wenn die gnädige Frau Dir geben will. So etwas kriegst Du vielleicht in Deinem ganzen Leben nicht wieder.« »Gewiß, Herr Perlemann, Sie kön nen versichert sein,« sagte meine Frau, »ich gebe es Ihnen ja so gern, und Sie glauben gar nicht. wie ich Jhre Magenverstimmung beklage. Ich ke tracbte sie als ein Malheur, das uns zugestoßen ist! Aber ob ich Ihnen von dieser-etwas kräftigen Hühner lsouillon geben dars, weiß ich wirtlich nicht!« Na, wir stimmten ab und kamen natürlich zu dem Beschluß, daß Per lemann die Subpe versuchen müßte; meine Frau stellte ihm einen Teller davon hin, und mit sichtlichem Be hagen schlürfte er ein paar Löffel. Daß sie ihm, —- nach der Wassersno pe zumal mundeten, brauchte er nicht erst zu versichem Kaum aber lkatte er ein paar Löffel zu sich genom men. da entriß ich ihm den Teller mit den Worten: »Nein, das können wir doch nicht verantworten! Ich will nicht, daß mein Freund Perleman saat, er hat sich an meinem Tische trant acaessent Das acht nicht!« "Und so ging es weiter. Beim zweiten Gang, »Lachg mit Nemouladensauce«, Inusxte..Perlen1ann natürlich überhaupt zusehen. Das Gericht ist viel zu schwer; meine Frau gestattet ihm nur, ein Weißhrötchen aufzutnabberm während wir uns gütlich thaten. Und dabei ißt er. wie Gause schmunzelnd versicherte, Lachs siir sein Leben gern. Und während wir dann ein Roastbees verzehrten, wie man es sich köstlicher nicht denken tann, fchmauite Perlemann seine Bouletten von dem ausaetochten Hüh nerfleisch auf. Vom Roastheef ließen wir den Gast mit der Magenverstim muna wieder kosten, damit ihm we nigstens lIlum Bewußtsein tam, was er entbehren mußte. Die herrlichen Kompotts, die wir zu uns nahmen, während ihm ein Tellerchen Apfel mus servirt wurde, die brauchie er nicht zu probirem die sprachen fiir sich selbst schon durch ihr Aussehen. Und bei der töstlichen Apfelspeise gar lonnte er auch wieder nur als Zu schauer theilnehmen; meine Frau er laubte ihm nur wieder ein trockenes Weißbriitchen zu tnabbem Auch von dem herrlichen Dessertobst durfte er natürlich nichts nehmen« so sehr auch die töitlichen Aepsel und Birnen und Mandarinen ihn anlachen moch ten und die Feian und Datteln zum Anbeiszen aussahen «Donnertvetter,« saate Gause, als «wir am Schlusse der Mahlzeit ange lanat waren, »das war wirltich ein opulentes Essen! Du bist ein ausaes suchter Pech-vogel, Verlemannj Bei solcher Mahlzeit Magenoerstitnmung H W zu haben, das kann »Dir nur iPassi ren!- Weines irgendwo Bolksk eben essen gibt, dann hast Du immer den regsten Appetit, und wenn’s was Gu tes gibt, dann kannst Du nicht essen!« »Ja, Herr Gause, « sagte meine Frau, »Sie scheinen wirklich Recht zu haben. Als Herr Perlemann das vorige Mal unser Gast war, da kam er mit einem Bärenhunger zu uns, und unserer Köchin war Alles miß rathen, wie das ja übrigens auch der besten Köchin ’mal passiren kann.« Jetzt schien Perlemann wohl zu mer ken, daß wir alle von seiner mißsälli aen Kritik über unsere Küche-wußten und er stimmte meiner Frau zu; »ich aber,« meinte er dann, ,,hofse doch noch einmal bei Ihnen zu speisen, wenn ich nach Herzenslust esse-n dars und es —« ,,——— bei uns kein Volkstüchenessen gibi!« sagte meine Frau. »Na, ich sehe schon,« sagte Perle mann. ,,Gause hat geklatscht. Aber ich habe ja auch meine Strase weg! Bei so gutem Essen hungern zu müssen, nein, Kinder, da war der selige Tantalus· gegen mich nur ein Waisenknabel Ich könnte Dich erwürgen, Gauset Aber, gnädiae Frau, nun da ich meine Strafe sort habe, könnten Sie wohl Gnade üben und mir ein Stückchen Lachs» nachserviren lassen!« »Nicht nur Lachs, nein, von Allem sollen Sie noch haben!« Und damit llinaelte meine Frau, das Mädchen brachte noch einmal die Schüsseln, die aus Geheiß meiner Frau warm gestellt worden waren, und nun aß Perlemann mit wonniastem Behagen, dem wir alle lachend zuschauten Dann aber ließen wir gemeinsam die Gläser aneinander klingen aus die schnell behobene Ma aenverstimmung meines Freundes Perlemanm q Wie Mitchell sich selber des Mordes beschuldigte. KalifornischeErzählung von R u s u s. Drei Verdachtsmomente lagen ge gen Iohn Mitchell vor, als sein Part ner Nat. Porter eines Tages in rnyste riöser Weise von Coyot Gulch ver schwunden war: erstens waren sie beide Nebenbnhler gewesen in der Bewer bung um die hübsche Molly Higby, die Tochter des alten Dan Higby, der den Conntry-Store im Orte hielt, und Molly war das reizendste und eigen sinnigste Ding in der ganzen Gegend, und verdrehte allen jungen Männern weit und breit die Köpfe; zweitens war . es bekannt, daß die beiden Männer deshalb mit einander in Streit gera then waren und sich am letzten Abend, an dem man sie zusammen gesehen hatte, die Partnership ausgetiindigt hatten: und drittens — und das war das Schlimmste, was gesagt werden konnte — Mitchell hatte absolut leine Erlliiruna betreffs des Verschwindens seines früheren Partners geben können » oder geben wollen, er hatte alle An fragen deswegen mit einem stereotypen « »Ich weiß nicht« beantwortet. Ein solches »Ich weiß nicht« war fiir ein fo abgelegenes Camp wie Conote Gulch, wo jeder sich um jeden beküm merte, schon weil es nichts anderes gab, um was man sich hätte beküm mern können, ein sehr aravirender Um stand. das roch bedenklich nachSch-uld; nnd seine Carlin-Genossen fingen von . Taa zu Tag mebr an, Iokm mit - schwerem Verdachte zu betrachten. Und wenn ein Mann in den Ver-- ’ dacht des Mordes gerätb, dann läßt man es ihn gewöhnlich bald genug merken. So ging es Mitchell —- er mußte bald bemerken, daß er ein ge branntmasrtter Mann war-die Ei nen waren so eigenthümlich kalt und zurückhaltend, die nderen so merk würdig aufdringlich. Eine Art von ges heimer Wache ward ihm gegeben, jeder Schritt nnd Tritt, den er that, war überwacht, als ob man es verhindern wollte, daß er entweiche. Zuerst ertrug er das mit einer Ruhe, die geniigte, um ibn in den Augen aller, die an seine Schuld glaubten, als den kaltblij tigsten Schurken erscheinen zu lassen, —--- dann aber sing er an, nervös zu werden, was nun fiir die Einwirkung des Gewissens erklärt wurde. Dabei aber fuhr er sort, seinen Claim zu be arbeiten, und die einzige Aendernng seiner Lebensweise bstand darin, das-. er nicht mehr die Hiaby’s zu besuchen pflegte, was niemandem mehr gefiel, als dem alten Higbn, der ganz andere und hocktsahrende Pläne mit seiner Tochter hatte, als dieselbe einem Mi ner zu geben, der den schlechtesten Claim im Camv hatte und nun noch dazu unter dem Verdachte des Mordeg stand. So ging ein Monat weiter und noch immer hatte man keine Spur von dem Vermißten gesunden. Ietzt wollten einige, daß Jobn Mitchell aus den Verdacht hin festgenommen werde, aber der Sheriff, Tom Bailey, weigerte sich, das zu thun. »Uebereilt euch nicht, Jungens,« sagte er, »ich kenne die Menschen, und ich sage euch, Jolyn hat seinen Partner ebenso wenig er mordet. wie Molly Higby es gethan hat. Ein guter Ruf sollte etwas gel ten, besonders wenn absolut kein Be weis vorliegt, und ihr wißt alle, daß Jobn sich immer wie ein braver Mann betragen bat. Joch halte es eher siir möglich, daß Bud Robbins oder einer von seiner Bande den atmen Teufel im Walde ermordet hat, um ihm sei nen Goldstan abzunehmen«. Bud war ein bekannter Strasyntäubey der schon ein paar Mal die Postkutsche beraubt und einmal einen Expresz Boten geschossen batte.« Das leuchtete den Männern einiger maßen ein und sie beschlossen. erst auf Bud Robbins zu sahnden, ehe sie wei W tere Schritte in der Sache thaten. Und der Sherisf wrrr froh, daß er die Sache für einstweilen aus diesen Karten- ge laden hatte, denn er war wirklich und von Herzen von der Unschuld Johns überzeugt. Wer schildert daher sein Erstaunen und zugleich seine Enttäuschung, als eines Tages John in seine Osfice lam und zu ihm sagte: »Bailey, ich komme, damit Ihr mich verhaftet!« Fast sprachlos vor Ueberaschung sagte der Sherif: » Warum soll ich das thun?« und Mitchell antwortete: »Natürlich wegen der Ermordung Porter’s.« Nun gab ein Wort dasf andere — der Sheriss bleibt bei seiner Ansicht von der Unschuld MitchelPs und der letztere blieb dabei, daß er sich schuldig betenne und verhaftet sein wolle. Alle seine Beredtsamteit wandte der Sheriss an, um dem sich selber des Mordes Beschuldigenden von seinem Vorhaben abzubringen —- ja er ging so weit, zu sag-en: »Und wenn du wirklich schul dig sein solltest — nun, selbst dann möchte ich dich hier nicht festhalten Dann hast du sicher deine guten und schwerwiegenden Gründe dazu gehabt, den Mann todtzumachen, Porter war ein jähzorniger, bösartig-er Mensch, es war der schlimmste Kerl, den ich je ge sehen habe. Esr hat dich ganz gewiß schlimm prodozirt·« »Ihr thut dem Manne Unrecht, Sheriss,« antwortete Mitchell, »er war nicht so schlimm, wie Ihr sagt.« »Na, wahrhaftig, für einen Man-n, der sich selber des Morde-Z schuldig be tennt, bist du ungewöhnlich zartfiih lend in Bezug auf den guten Ruf sei nes Opferg,« fuhr der Sherisf fort; ,,iibrigens kommt dort oben vom Ge birge herab die Pofttutsche. Hatt du Geld genug bei dir, mitzufahren?« »Ja, Geld genug hätte ich, aber ich will nicht mitfuhren. Jch bleibe hier, und Ihr miißt mich einschließen, das ist Eure Pflichtt« Was blieb dem Sheriff jetzt noch übrig, als den Mann, der so eigensin nig darauf bestand, daß er ein Mör der sei, festzu«nehmen, und in die ein zige, von Stein gebaute Zelle des Sheriffsgebäudes einzuschließen, die er hatte; alle die anderen Zallen waren nur von Holz und leicht genug gebaut. Bisher waren in Coyote Gulch noch nie zwei solcher Steinzellen gebraucht worden. Wie ein Lsauffeuer verbreitete sich in Conote Gulch und der Nachbar schaft die Nachricht» daß John Mitchell sich selber des Mordes beschuldigt und dem Stieriff gestellt hatte und von nichts weiter wurde an jenem Abend gesprochen. Und noch an demselben Abend, etwa zwei Stunden nachdem Jobm in’s Gefängniß gekommen war, erschien Molly Higbh bei dem Sheriff und flehte denselben an, daß er sie zu dem Gefangenen lasse. Er wollte erst nicht —er habe iein Recht dazu; aber sie stellte ihm— vor, daß sie weder eine » Feile noch sonst ein Instrument bei « sich habe, um es dem Gefangenen in » die Hände zu spielen, und daß ein Gefangener, der sich freiwillig gestellt, - doch ganz gewiß nicht daran denke, zu entwischen. Das sah der Sheriff ein und endlich gab er den Bitten des hübschen Mädchens nach, und wenige Minuten später war sie in der Zelle bei Jsohn Was dort verhandelt worden ist« hat man nie genau erfahren —— nur so » viel ist sicher, daß Johsn Mitchell s wußte, daß von allen Menschen von Coyotte Gulch Niemand es so treu und gut mit ihm meinte-, wie Molly, und daß, vielleicht mit einziger Aus nahme des Sheriffg, Niemand so fest von seiner Unschuld überzeugt war, wie M«olln. Sie sagte ihm, sie sei ge kommen, um ihm das zu sagen —— am letzten Abend, wo er damals vor dem Berichwi den Vorter’«5, bei ihr gewe sen sei, be sie ihn so schlecht behan delt, daf; sie nun glauben musfe, er deute, sie sei von seiner Schuld über zeugt. Sie glaube nicht, daf; er eine solche That begangen habe oder auch nur zu begehen fähig gewesen wäre —sie würde es nicht glauben und wenn er selber sich schuldig bekenne. Da umschlang der Mann das hübsche Mädchen und küßt-e es innig, und da wußten die Beiden, daß sie von nun an zusammengehörten für Zeit und Ewigkeit. Als Molly daH Gefängniß verlassen hatte, da sagte der Sherifi zu seiner Frau: »Die fah ja aus wie eine glückliche Braut.« Und nun bemächtigten sich die bei den Zeitungen des Ortes, der »Bugle« und der ,,Big Blaft«, der hochlvill ionimenen Sensation, und Tag für Tag brachten sie um die Wette die schrecklichsten Geschichten von dem blu tigen Morde, dessen Jsghn Mitchell sich selber schuldig bekannt habe, und es herrschte eine Aufregung in dem Camp, wie seit Jahren nicht —- mit Spannung blickte man dem Prozeß entgegen, der in vierzehn Tagen begin nen sollte. Jvhn Mitchell saß im Ge fängniß und ließ alles ruhig über sich ergehn, ——-es war, als ob er auf et was warte, aber der Sheriff konnte nicht in Erfahrung bringen, was es War. Da ließ der Gefangene eines Tages den Sheriff bitten, zu ihm zu kom men, da er ihm etwas zu sagen habe. Baileh kam und Mitchell bat ihn, ihm einen Gefallen zu erweisen. " »Ja, du selber hast mir ja die Mög lichkeit genommen, dir gefällig zu sein, wie die Sachen jetzt liegen, kann ich verdollt wenig für dich thun,« sagte der Sheriff. »Aber was ist es denn?« »Hm die Sache in den Zeitungen gestanme« fragte ihn nun Mitchell, und der Sheriff antwortete, daß so wohl ,,Big Blasi« als »Bugle« seit vierzehn Tagen von nichts Anbeskem geschrieben hätten, ob die Zeitungen an der Küste davon Notiz genommen hätten, wisse er nicht. »Gut. Dann gebt mir Papier und Tinte und schickt das, was ich schreiben will, sofort nach der nächstens Teleg-ra Phen-Station, damit es an alle Zei tungen in Sau Francisco telegraphirt werde-ich habe Geld genug, es zu bezahlen. Das ist die Gefälligieit, die Ihr mir erweisen sollt « ! Mitchell erhielt Tinte, Papier und » Feder, und schrieb einen kurzen Be- ! richt, in welchem gesagt wurde, daß zohn Mitchell, des Mvrdes angeschul- ! digt, in Coyote Gulch im Gefängniß sitze und daß er wahrscheinlich in den nächsten Tagen von den ausgeregten Goldfuchern des Campis aus dem Ge fängniß geholt und gelnncht werde. Der Sheriff würde ihm kaum schciitzen können. Jetzt ging demsSherisf eins Licht auf, was Mitchell eigentlich beabsichtige. Er begriff alles und sorgte dafür, daß die Depesche abgeschickt wurde. Dieselbe erschien ’am nächsten Morgen in den : Zeitungen an der Küste, und unter de nen, die sie lasen, war ein junger Mann, der in einem Restaurant an der . Gan-Straße in San Francisco bei seinem Frühstück saß. Das Frühstück wurde nicht bendet —- er warf dein erstaunten Kellner ein Goldstück hin und stürmte hinab nachs dem Lan dusngspliatze der Boote. Dort kam er aerade noch zur rechten Zeit, um das Boot nach Ssacramento zu erreichen. Vier Taae später war er oben in Co not-e Gulch und wurde vom Sheriff in die Zelle Mitchells gelassen. Dort blieb er über Nacht. Am nächsten Morgen sollte der Prozeß Mitchells beginnen, und von weit und breit her waren die Miner zusammnegestriimt, um diese Sensation sich abspielen zu seh-en. Kaum hatte der Richter seinen Platz eingenommen, da erklärte der Sheriff, er habe einen wichtigen Zeugen vor iusiibretr. Der Richter war erstaunt, Alle waren überrascht, und noch ehe der Richter die Erlaubniß zur Vor führung des Zeugen geben konnte, er schien derselbe im Gerichtssaal — es war Nat. P-orter, den John Mitchell ermordet haben sollte. Die Sache wurde nun schnell genug aufgeklärt An jenem Abend, als Nat Porter sich mit Jvhsn Mit-chell über worsen hatte, waren die beiden Män ner in hellem Zorn- von einander ge gangen. Nat hatte begriffen, daß er nicht der begünstigte Liebhaber Mol ly’s war, und so hatte er dsen schnel len Entschluß gefaßt, die Gegend zu verlassen-; —- ohine sich zu verabschieden hatte er seine paar Habseligleiten zu sammengerasst und war iiber den ,.Trail« davon gewandert. So war das Gerücht entstanden, er sei ermor det worden, und Mitchell hatte nicht gewußt, wie er Nachricht von dem früheren Freunde erhalten-, wie er demselben Kunde zukommen lassen sollte. Endlich war es ihm zu viel geworden, unter einem solch schändli chen Verdacht zu stehen-— er meinte, sein Freund müsse sofort kommen, wenn derselbe erfahre, wie die Sachen standen. Darum, nur darum hatte er sich dem Sheriff gestellt, und nur da rum batte er schließlich, als Nat Por ter nicht erschien, die Geschichte an die Zeitungen in San Francisco telesgr-a vhirL Was sich da ereignet, wissen die Leser. Noch während aber im Ge richtssaal diese Ueberraschuna sich ab spielte, war der bisher anaeklagte und nun natürlich sreigelassene John Mit chell und die vorher schon von derSache benachrichtiate Mollh Higbh aus dem Saal verschwunden und gegenüber in der Osfice des Friedensrichters stan den sie zusammen und ließen sich für Lebenszeit zusamnienbinden Die im Gerichtgsaal versammelten Miner aber hörten davon und als einer von ihnen ries: »Komm und laßt uns seinen «Cl.ain1« saleen,« da waren alle dabei, und für diesen und die nächsten Taae wenigstens war Mitcbells »Claim«, der bis dahin der schlechteste im Guilch gewesen war, der beste. »Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts !« Der wohl wenia bekannte Ursprung dieser weit verbreiteten Redsengart ist« wie uns geschrieben wird, folgender: Als Viktor Hase, der Bruder des jetzi gen Konscstorialrathg, früheren Hof und Garnisonpredigers Karl Alsred v. Hase in Heidelbera studirte, mußte ein Student, weil er einen anderen im Duell erschiossen hatte, aus der Musen stadt fliehen. Mangels einer Legiti mationsksarte wandte er sich an Viktor Hase um Zuflucht und Hilfe. Nun war jeder Mißbrauch der Studenten leaitimationskarte streng verboten, aber das ließ fvch nicht verbieten, die Karte zu verlieren. Viktor Hase ver lor sie, jener fand sie, kam glücklich über die Grenze und ließ dann die Karte wieder fallen. Sie wurde ge sunden und als verdächtig dem Unsi versitätsgericht übersandt. Zur Unter suchung gezogen, äußerte sich der junge Jurist sofort: »Mein Name ist Hase, ich verneine die Genera-Israge, ich weiß von nichts.« Aus dieser Aussage, die damals in Heidelberg rasch bekannt wurde und bald die Runde durch Deutschland machte, ist mitWealassung des juristtscheanarakters die bekannte Redensatrt entstanden. »Mein Name ist Oase, ich weiß von: nichts.« So erzählt K. A. v. Hase in dem Buch »Unsere Hauschronsik«. -—--.--— Vaterliebe. »Was mir meine Söhne für Sorgen machen. Gleich möcht' ich den Jakob d’rum geben, wenn ich nur den Gustav nnd Moriß nicht hätt’!« Ein-and Lehrer: »Dein Vater hat H nisi an dem Aufsatz mitgearbeiteff Schüler: ,,I wo— der ift del-Rett tier und arbeitet überhaupt nichts!« Unanfechtbare Logik. Chef : ,Ihr Geschäftsetfvlg Mut aleich Null und da verlangen Sie noch höhere Diätm?« Reisender: »Sie wissen doch, je we niaer man zu thun hat, desto mehr Geld verbraucht man.«' Schlau. Herr lzum Berg-wirth): »Warum klopfen Sie denn alleweil mit dem . Hammer auf das leere Faß dac« Wirth: »Weil da die Touriften« vie eben im Heraufkraxeln begriffen Jtnd, meinen, es were frisch angezapftt Bedenkliche Zustimmung. »Ich sage Ihnen, manchmal beim Malen packt mich solch ein Gefühl des Ueberdrusses, daß ichs am liebsten Pin sel und Palette in den tiefsten Ab grund werfen m«öch«te!'« « »Ja freilich, so ’ne ewige Schwere rei kann einem schon widerwärtig werden!« Der verfälschte Wein. Wirth: »Es ist wohl nicht way-h - Herr Meier, daß Sie Antialloholi et werden wollen-, da Sie in letzter Zeit doch so oft ein Fläschchen Wein bei mir trinken?« Herr: «Dsoch, doch, ich werde Tem Peren«zler, trinke einstweilen thsren Wein als Ue-bsesrg-angsgetränk.« Vorwurf. »Was, Sie behaupten, Frauen könnten nicht schweigen? Die meinige hat mir, solange wir verlobt waren, verschwiegen, daß sie musikalisch flei. Ich sage Ihnen, ich war wiewm - Donner gerührt, als sie sich nach der Fähzeit auf einmal ans Klavier e e.« Herausforderung Zwei Herren gerathen in heftigen Wortwechsel. »Mein Herr,« tust schließlich der eine, »Sie sind in mei nen Augen ein tomipletter Lumpst Vet stehen Sie mich wohl?. . . Wenn pie ein Ehrenmann sind-, so werden ise nunmehr wissen, was Sie zu thun haben!« Immer im Geschäft Zahnarzt (dem von der Kinderer die ersten Zähne seines Sprößli · gezeigt werden): »Sieh da, und gl »O so hübsch groß, die könnte man hei - nahe ausreißen!« Bei-hauen. ; Vater: »Meine Tochter, wenn Du Dir einen Gatten wählst, so sieh 'r Iallen Ding-en aus Geist und Un ; schottenheit. Deine Motten Fide ? RTvich es sagen. sah mehr au M · l .« .. . . X Zwetdeutig. »Sie haben es gut, nach zwang-Es jähriger Thätigkeit können Sie sich nun zur Ruhe setzen.« Barbier: »Ich halt- auch mancklm einsseisen müssen, ehe ich es sv weit ge bracht habe." Die vermeintliche Zimmerwitthin. Studiosus wes Morgens aus der Polizeiwache erwacht, zu dem eintre tenden Schutzmann): »Nanu, Frau Müller-, warum haben Sie den-n den Helm auf dem Kopfe?« Bei der Kritik. Die grobe Excellenz: »Na, und Sie Herr Major, in diesem Manöver wer den wir uns wohl zum letzten Mal gesehn haben«! « Der Herr Mktjort »Aber Excellenz sind ja noch rüstig!" Freundschaftliche Bestätigung »Mein Bräutigam ist ein kluger und rechtlich denkender Mensch, der es seh-r ernst mit unserer Verlobung nimmt.« »Ach ja, ich habe geh-ört, er hat be reits eine Gliiubigerversammlimg ein berufen« Immer zerstreut. Dame: »Seht erfreut, daß Sie mei ner Einladung Folae leisten, Herr Professor! Aber kommt denn Jhre Frau Gemahlin nicht mit?« » Professor (ve-rdutzt): »Meine Frans — Himmel, wo werde ich denn die nnd wieder stehen gelassen haben—!« Kindlich »Na, Elschen, wenn Du weißt, was ein Wunder ist, dann kannst Du mir’s doch auch erklären!« »Nun ja, ich weiß es von meiner Manna die sagte, wenn Sie nnd unser Fritz nicht ein Paar würden, das ward ein Wunder!« - - s Der alte Meister-. X »Das Bild dort drüben isi m einem alten Meister!" «Wieso? Das hätte ich niemals ek rathen.« »Ja, wirklich-; der Händlee. von dem ich es kaufte, gab mir eine schrift lich-e Garantie, daß der Maler- tilde-s siinifundstebzia Jsahre alt war, als er den ersten Pinselstrich daran nie-hier« Monate-. Pantosselheld: »Der Mensch ist frei, heißt’5, wie sehr ist dag doch anrich tia. Kaum erhält er Vernunft, nimmt ihn der Schulmeister, von diesem tommt er·zu den Soldaten, und kaum ist er mit der Lehr- und Dienstzeit fertig, so steht er unterm Pantoffel.«