«-.-’i«-«- Eis-M IZ III — «s · « König sung-stund der nennen- m S. Weins-our Ein stemidlichet Herbst-Abend Fern vom Getriebe der Menschen brei iet sich der grobe Ade-Bart aus. Die hohen breitästiaen Buches- ragen wie riestae Schatten in die Lust. nnd ans ihrem dunkelgrünen Laubgeflechte er ·- twt der Amsel letztes, abendsrohes Musen. König Georg der Zweite reitet aus einem Rappen durch den herrlichen Bark. Da bemerkt er aus einer Bank einen alten Soldaten. Der König, dessen Persimenaedöchtniß außeror dentlich start war, erkennt ihn und reitet auf ihn zu. .Wart Ihr nicht Flügean in meiner Garde?« staat er ihn.« »Jawsohl, Plaiestiih ich war es.« »Und Ihr ließet Euch vor sieben Iahren bei Dettinaen nicht weit von mir die Kugeln um die Ohren sausen?« »Auch das, Ew. Maiestiii.« »Ich kann mich noch genau erin nern. Ihr lachtet damals, lacht Ihr heute noch?« »Da-liest zu Gnaden, Majestät, ich lacke heute noch. weil ich mir denke, daß Lachen und Weinen ein und das selbe Geld kosten« König Geora sieht von seinemPserde mit einem freundlichen Lächeln auf! den alten Knasterbart herab und fragt T weiter: »Dann aeht es Euch also gut?« T ,,Majesiät ich kann nicht klagen« J »Wenn es Euch aut acht, was mich freut. iann ich wahrscheinlich nichts für Euch thun ?« » »Dort-. Majeftiit, doch. Darf ich; ,Bei Dettingen bekam ich fiir mein Saiten eine derbe Lettion und das geschah mir ceanz reckt. Mir wurde dort die linke Kniesckseibe sei-schmet- « tert. NR erhielt meinen Abschied und - eine Pension. von der ich mit meinem Weib und meinem kleinen Sohne lebe. « und »das ist ganz gut. Unser Kind ist z ein brav-er Juno-e den wir etwasj Tüchtier lernen lassen mörhtem Aber da krivert es. Meine Nensions reicht dam nicht aus. Mein Weib hat des bnlls vor dem Naelthor eine kleine Hbsihude aufnefosilaaen Stieint die Sonne und bleibt der Ton schön wie heute, so verkauft sie etwas-. reanet’s nier. so ist das GkscksHit gleich Null. Mir müssen aber deshalb doch die Vilatisteuer k--mhlen. Es wäre uns mit einem SOsooe geholfen. wenn Eis-. Mai-stät halten zu Gnaden, das Stückes-sen Grund und Boden dort vor’m Nortthon das der Krone ne tht undibr nickts einbrinat, meiner Frau Hienie- wollten. Wir würden daran eine Bude bauen lassen und hätt-n eine Some weniger.« »Soll« es hagken.« versedte der Kö nia l-»tfelia nnd ritt freundlich grü ßend fort beabitet von den Gegens wünschen des Veteranen. II It III ’ Der alte, immer und ewig lachende Beteran James Allen ist todt. Die einzige Stütze seiner Wittwe Bar bare, ihre Freude, ihre Hoffnung und iht Stolz ist ihr Sohn, der, ein hüb gier. junger Mann, in einer der ersten odewaarenhandlunaen Londons als Kommis angestellt ist. Und das hatte er seiner Mutter zu verdanken, die mit ihrem Obsfthandel soviel ver diente, daß siie ihn in eine Handels schule schicken konnte· Das von König Georg dem Zweiten geschenkte Grund stiick brachte Nutzen. Die schmucke thtshude lockte viele Parkhesucher an, die tüchtig kauften, und auch der Kö nig versäumte nicht, wenn er vorüber ritt, sich hier und da eine Frucht zu wählen und sie mit einem Goldstück zu bezahlen. Dieses Geld legte sie zurück und wendete es für die Aus bildung ihres Sohnes an. der bei ihr in einem kleinen Häuschen vor der Stadt wohnte und seine Ersparnisse -— fiiye Zeiten der Noth. die auch nicht ern-Wehen zu den ihrigen warf. Heute kommt er aliickftrahlend zu seiner Mutter und erzählt ihr, daß er nun Bindi-alter geworden sei und um drehälfte mehr Gehalt bekäme als Mk. Die gute Alte vergießt Freuden thränen. »Ich muß Dir aber noch eine Mit theilung machen, liebe Mutter," fährt er fort, »die Dich überraschen wird. , Einmal mußt Du es doch erfahren. ; Ich liebe ein junges, schönes Mäd ans?« ruft erschreckt die Aslte und trocknet rasch die Thränen »Mit die iern Gesiändniß iriibsi Du mir wieder die Freude, die Du mir aemacht.« »Warum, liebe Mutter? Jch bin fett in den Jahren . . .« »Du biii noch zu jung.« »Svll ich lieben, wenn ich alt bin ?« »Nein. aber wennDsu gesetzter bist Das frühe Heiratben bai keinen Sinn. Denke an Deine alte Mutter; die alles für Dich aetham alles für Dich« ge opfert hat. « is »Aber Mutter! Gerade dann wirst Du es seht aut bekommen. Wir wer den Dich auf Händen tragen. Du ver pachieit Deine Obitlmde und Mast bei uni, kannst Dich pflegen und Die quieTa ge W Meine kleine Braut haietwai Bemäaen, nnd ich habe ein X Gehalt Was willst Du mehr? werden herrlich und in Freuden "- WM heißt sie» denn?« ILueie Stein« i :W ist ihr BaietW ßt lretth :Æiiklebtet? Mein Wi! De be ich Dich MU- im Ieise darf fedie Mit sieh-, das Mienblcii m der band und die fpiirlichen Kupfermün zen einsammeln So wird es kaum-ein« »Was sprichst Du da, Mutter-? Ich bin gar nicht musikalisch. Denkst u deme, ich würde meine Stellung bei Mister Gardenson ausgebrni Ich weiß wirklich nicht, was Du meinst.« »Dein Schwiegervater wird musi ziren nnd Du wirst einsammeln gehen. So meine ich das und so wird es auch lommen.« »Aber Mutter! Du denkst an den alten, blinden Fiedler Frei-, der vor Deiner Bude die Geige streicht und mehr Bettler als Musiker isi.« »Ganz recht. Asn den denke ich. So wird es tomnien.« «Wo denkst Du bin, Mütterchen. Ein Musikledrer ist etwas viel Höhe res. Ein Musiklehrer ist ein Mann, der Musik lehrt und nicht aus den Straßen spielt. Ein solcher kann ein deriilnnter Mann werden, wenn er es nicht schon ist. Und Geld verdienen diese Leute in Hülle und Fälle« , Meinst Dai« »Jet) meine es nicht nur, sondern ich weiß es bestimmt.« »Nun wir wollen sehen«« seufzt Wittwe Allen, nimmt ihre Lamve und schlurst mit einem trauriqu ,,Gute Nacht!« nach ihrer Kammer. s It If Die Sonn-e blickt lachend vom hell blauen Himmel hernieder und über fluthet alles mit blendenden Strahlen. Die Menschen begeben sich frohen Mu thes an ihr Tagewerlx ganz anders als an Tagen, an denen sich ein un durchdringlich-es Nebelmeer über Lon don breitet. « » Die alte, dicke Frau Auen gehn rnn einem arosten Korbe am Arme, ihren aewobnten Weg nach der Obstbude For dem Thore des thevaris Sie tragt ein laubsroschmiines. verschoisenes Kattunkleid, einen breiten, mit Mohn blwmen ausgeputztem schwarzen Stroh but und einen braunen Sonnenschim. Als,sie in die Nähe des Hudeparks nach dem sonst zur frühen Momen stunde so stillen Platz vor dem Thore kommt, aus dem ihre Obsibude steht, aewahrt sie dort eine unaervöbnlicbe Bewegung Mauren Zimmerleute Wagen. Karten stehen herum, Holz und Steine, Kalt. Sand und Mörtel werden vor ihrer Budeabaeladem und inmitten dieses räthselhasten Treibens steht ein grossen breitschulteriger Mann mit hochblondem baar und ro them Gesicht und aiebt Befehle. Frau Allen besckleuniat ihren Gang und staat. atbemlos dort angekommen: »Was soll’s bier aeben?-« »Seid Jst-r die Alte, der die Bude aebört?« staat ietzt der große Mann, mit dem rotben Gesicht. »Ja, das bin ich. Was wollt Ihr hieri« »So tummelt Euch. auszuräumen Das eOina muß abaebrocben werden. Wir können eher nichts thun.« »Wer aibt Euch Fug und Recht. hier etwas anenriihreni« wettert Frau Ulllen entrüstet und suchtelt dabei mit ihrem Sonnenschirm in der Lust ber unn »Wer aibt Euch das Reif-t, sage ich. Euch an meinem Eigenthum zu verareisen'i« »Sei-Mit nicht so, Alte,« lacht der breitschuelteriae Mann. »Es wird so schlimm nicht sein. Euer Eigenthum sagt kehrt-« »Jarvohl, mein Eigenthum Diesen Platz hat mir der gute König Georg der Zweite —tht hab’ ihn selig — aeschentt, siir ewige Zeiten geschenkt« sage ich. Wer aab Euch Befehl, meine Bude abzubrechen?« »Einer, der mehr ist und mehr ver maa als Ihm Frau Allen. Kein Ge ringerer als der Lord-Kanzler, der diesen Platz zum Anbau eines Palastes ausersehen hat. Dem Palaste muß Eure Bude weichen. Beeilt Euch, sie auszuräumem sonst geschieht es ohne Euch« Vergebens weinte und jammerte Frau Allen. Es half nichts. Sie raumte ihre Bude aus und ging dann schlurhaend nach Hause. Am Abend sitzt Wittwe Alten trau ria bei einer Tasse Ther, den sie mit ihren fortwährend herniederfließenden Thriinen salzt. Der Zeiger der Uhr deutet auf die achte Ahendstundr. Da fliegt die Thür aus« ihr Sohn stürzt herein und wirft sich ftöhnend in den alten Großvaterstuhl. »Weißt Du es schon?« fragt ihn die Mutter. »Wie sollte ich nicht? O, Mutter, wir sind Bettler.« »Ja, mein Sohn. das sind wir.« ,,Wer hiitte es ahnen tönnent Mister Gardenson ist fort, Niemand weiß. wohin, die Bantmttfumme ist unge heuer, Alles ift aepsiindet, die Bücher mit Beschlaa belegt und die Kenntnis entlassen. Was wir erspart, haben wir ihm gegeben. Wir erhalten keinen Pennh zurück. Ein Bankerott zieht andere nach sich. Das hat zur Folge, daß seht eine Masse Kommis außer Dienst sind. Wo werde ich gleich wie der eine Stelleerhaltens An meine Verheirathuna kann ich jetzt nicht den im Wir müssen uns vorläufig vom Obsthandel ernährfen Vom Ohithandel ernähren?« rief Frau Allen schmerzlich aus« »Das wird wohl nicht aut gehet-. Ich tsae ia tm mer: »Ein Unglück kommt nicht allein, ei müssen deren zweie fein,« detlamirte sie- tust »Ich verstehe nicht, Mutter, was Du mein it« »Nun so will ich Dir? erklären. Meine Obiibnde ist nicht mehr.« »f! nicht mehr? Du sprichst in Ums-einsi« echei Wan n pr n r it nah Æternheii Der Geer Lord-Kanzler hat et siie gut befunden, den Plas, aus dem unsere Bude steht, siir sich in In spruch zu nehmen. Er läßt sich dort einen Palast bauen, und wir sind, was Du vorhin sagtest, —- Bettler.« .Der Lord-Kanzler läßt sich ans dem Platze, wo unsere Bude steht, einen Batlsst bauen? Sprichst Du die Wahr t « »Leider, mein Sohn.« « »Lasse Dich umarmen, mein Müt terchen. Jetzt hat alle Noth ein Ende. Jch werde meine süße Lurie heirathen, und wir werden in einem prächtigen Hause wohnen, Du sollst täglich Deinen Wein trinte und Ananas und Apfel sinen essen, in Seide will ich Dich kleiden und mit Dienerinnen werde ich Dich umgeben, in einer schönen cis-qui page sollst Du fahren, und Deine alten, müden Füße werden liinftighin nur noch aus weichen Teppichen wandeln. Ich werde Dich in Theater und Con certen führen, wenn Du auch nichts davon verstehst, und an langen Win terabenden soll Dich Klavierspiel er freuen. Alles sollst Du haben, was Dein Herz begehrt; wir wollen Dich auf Händen tragen; herrlich und in Freuden werden wir unsere Tagen ver leben. . . " »Mein Gott!« ruft die Alte aus und wirst einen unsäglich wehmüthigen Blick gen Himmel, »ist denn das Maß des Unglücks noch nicht Voll? Nun muß auch noch der Junge den Verstand verlieren. . . « Mit Thränen in den Augen stürzt sie aus dem Haufe. I- H Mister Dr. Harms sitzt an feinem Studirtische und liest bei dem matten Lichte einer Oellampe in einem Buche. Es klopft. Auf das Hereint« tritt Frau Witwe Allen ein und stellt sich händeringend vor ihn hin. »Den Dottor,« weint sie. »Ungliick über Unglück! Helfen Sie! Reiten Sie!« Dr. Harms sieht verwundert auf und fragt: »Seid Ihr nicht die Wittwe des las-Lenden Allen?« - »Ja, Herr Doktor, und es iit gerade, als ob auf dem Lachen meines verstor- » benen Mannes ein Fluch last-U »Wieio?« ; »Alles geht ionttär. Alles schlägt J fehl. Alles nimmt einen unglückiichen ? Ausgang.« »Sprecht deutlicher, Frau Allen. ; Warum nimmt alles einen unglückli- ! chen Ausgang?« l »Der Lord-Kanzler hat mir meine Obstbude weggenommen, Gott-entom der das großeModetvaarengeschiift bat und bei dem mein Sohn Buchhalter war. bat Banierott gemacht und in folgedessen ist mein guter Edward irr sinnig geworden.« , « »Im-sinnig geworden?« »Ja. irrfmnig geworden.' »Wie zeigt sich denn der Irr-sinnt Jedenfalls in einem plötzlichen und wieder vorübergehenden Anfall hoch gradiger Gemüthserichiitterung2« »Er war sehr niedergeschlagen nach Hause gekommen und hat mir sein Un glück mit dem Bantetott seines Prin zipals erzählt. Dabei bat er ausge rufent »Jetzt sind wir Bettler!« Als ich ihm das zweite Unglück sagte, daß mit meine Bude vor dem Thore des Hydepart von dem Lord-Kanzler weg genommen wutde, lachte er laut auf, umarmte mich und meinte, daß jetzt unser Glück gemacht sei.« « »Das ist allerdings bedenklich. Las .. den--- « lcll VII Ulls gcycth »und Heut-m Der junge Allen ist in einen leisen Schlaf gesunken. Aufregung, Ermü dung, Ueberraschung-« Glück, Freude, Hoffnung« heitere Zutunstspläne, Lie be und Lebensfreude belebten seine Phantasie und haben ihn sanft in den Schlaf getviegt.· Friedlich lächelnd schlummert er in dem großen Großva terstuhl und träumt Gott weiß, wo von ..... Da öffnet sich die Thür, und seine Mutter erscheint mit Dr. Harms. Edward Allen erwacht und fragte: »Wer ist da Z« »Ich komme itn Auftrage Jhrer Frau Mutter,« spricht der Arzt. »Sind Sie nicht Dr. Harnis?« »Jatvobl.« »Ich bin nicht tranl.« »Das glauben Sie.« »Ja, ja, in meinem Auftrage, schluchzte Frau Allen. zMein Sohn, mit Dir i ganz richtig-« i »Aber Mutter!« «Schweig und füge Dich den An ordnungen des Arztes »Mutter!« »Schweig. idg’ ist-« »Mister Allen, wir können die Sa ! i i che in Ruhe abmachenX beichwich- 4 l l tigt der Arzt. »Zunöchst, wie geht es Ihnen?« Ausgezeichnet « Ihm, hin Ihre FrauMutter meintJ daß Sie durch die beiden Unglücks- » fälle etwas start erregt wurdens« 1 »Mir ist nur von einem Unglück et- i was bekannt, und das wird durch das ( M, das wir mit unserer Obstbude baden, tausendfach aufgewo en.« ,.·So Das nennen ie einen GIMfalL daß man Ihrer Mutter die Bude abbricht, nnd « »Das ist fitr uns das griißte Gliich das unt je begegne« :2ch verstehe Sie nicht nie-ch- Der Lord-Lan let wird ns den Pla, auf dem die de sie-l M Mutter and· ablaufen oder den entsprechenden Weibes-reif dasiir be zahlen« »Was man gern wünscht, das glaubt man. Wenn es nur nicht der allmiichtige Lord-Kanzler wäre.« »Gerade, weil er es lit, wird es ge schehen. In England giebt es noch ein Recht und Gesche, und er ist der ober ste hütet, der iiber dieses Recht und über« Englands Gesetze wacht.« »Frau Allen. Jhr Sohn lann schon recht haben. Jch sinde nicht« daß er geistig gestört sei. Besitzen Sie denn, Mister Allen,« unterbrach sich Dr« Harms besinnend, »die Urkunde König Georgs des Zweiten?« »Natürlich. Hier ist sie. Und mit dieser Urkunde werde ich morgen zum Lord-Kanzler geben, unser gutes Recht bei ihm suchen und es von ibcn auch etha lten. Jch bedauere, daß Sie sich hierher bemüht haben. Meine Mutter ist eine alte Frau, und Sie wissen . . .« sit si· sit Am nächsten Tage begab sich Ed ward Allen nach dem Hause des Lord Kanzlers. « Ein Heer von Bedienten umstand ihn sehr bald und staunte schweigend den schlichten Biirger an, F der den Muth besaß, den allmächtigen Lord-Kanzler sprechen zu wollen, als wäre er ein gewöhnlicher Sterblicher. Endlich preßte ein alter, weißhaari- ; ger Diener hervor: »Seine Herrlich-; teit ist nur in ganz dringenden Fällen I zu sprechen.« i »Mein Fall ist eben sehr dringend,« versicherte Allen, »aber ich bin gern be- « reit, so lange zu warten, bis ich vor- l gelassen werde. Es muß nicht gleich( iein." Der Diener entfernte sich. Nicht lange, und Edwatd Allen stand im Zimmer des allmiichtigen Lords Auster-, eines hochgewachsenen Mannes in der Blüthe der Jahre, mit freundlichem Gesicht und scharfem, forschendem Auge. »Was begehren Sies« fragte er kurz. »Gerechtigkeit. Der Grund und Boden, auf dem Ew. Lordfchaft Jhren Palast bauen lassen, ist seit dem Tode meines Vaters Eigenthum meiner Mutter. Hier der Beweis.« Damit überreichte er die Urkunde. Lord Apsley liest sie aufmerksam und spricht nach einer Weile: »Vat nach zu schließen, hatte die Krone tein Recht, zu meinen Gunsten über den Platz zu verfügen. Die Königliche Kanzlei hat ohne Zweifel als selbst verständlich angenommen, daß der Bo den königliches Eigenthum sei. Der Jrrthum soll berichtigt werden. Will mir aber Jhre Mutter den Besitz ab treten und. mich zum Zinsherrn an nehmen, so Wie viel verlangt stei« »Meine Mutter ist gern bereit, den Plan abzutreten, wenn Ew. Lord schafi es wünschen; die Summe stellt sie dem Lord-Kanzler von England anheim.« »Für einen ähnlichen Bauplah,« verfehle Lord Avsley,.,,sollte ich 400 Pfund Grundzins geben. Genügt das, so will ich dafür sorgen, daß die erjährliche Betrag auf dem Gebäude te.« Edward Allen stimmte dem mit ei ner tiefen Verbeugung bei und ver sicherte Sr. Lordschaft seines unbe grenzten Dankes. si- i si Jn London wissen wohl die meisten, in Deutschland viele, daß es dort ein Gebäude giebt, das Apsletyhaus ge nannt wird. Es wurde nach dem To de Lord Apsleys von der englischen Nation dem Herzoa von Wellinaton geschenkt. Aber selbst in London dürften we nige und in Deutschland noch weit we nigere wissen, daß der Herzog von die iem Besitzthum jährlich 400 Pfund oder 2700 Thaler unablösbaren Grundzins im entrichten hatte, und zwar an die Nachkommen des Beina nen James Allen, der als Flügelmann in der Garde König Georgg des Zwei ten gedient hatte. Edward Allen wurde ein reicher Mann. Er tauste,später ein großes Modewaaren-Geschäst und heirathete Lucie Grav.·Das seiner alten Mutter gegebene Versprechen hielt er getreu. Er trug sie aus Händen und lebte mit ihr und seiner Gattin herrlich und in Freuden. - Letzter- Brenta-. Der Doktor P. Fusch behandelt ei nen Patienten, mit dem es von Tag zu Tag schlechter wird. Er nimmt die alte Wirthschasterin beiseite und be fragt sie nach den Anverwandten des Kranken, man müßte doch stir’s Am ßeUte Vorkehrungen tressen. Da er aber erfährt, daß der Herr ganz allein in der Welt dasteht, nimmt er sich vor, persönlich das Ersorderliche zu veran lassen. »Liebe: herr,'« sagte er zu ihm, »Sie werden ja wahrscheinlich wieder ganz gesund werden, aber ein Mensch ist doch blos ein Mensch, und an die Ordnung seiner Verhältnisse muß je der denten. Da Sie keine Verwandten beschen, könnten Sie mir wohl mit theilen, was Sie stir legte Wünsche haben .....« —- .,O ja,« antwortet der Kranke, »mein letter Wunsch ist, ich hätte einen anderen Arzt genom men.« . « Selbst-keusch ver»Aber Schatfndeich glau:te, Dis-h in XII u n, un nun Du am ane; und ntasirstt« West »Seit das nicht er, als wenn ich in der W phntastksk »Mutter-lese Ehepaar-« Stizze von Ger.trnd v. Jagolv .Väterchen, bitte sag’ mir doch, weshalb liest dn immer so viel An noncen in deaneitungen, und warum unterstreichst du gerade die, in denen ein linderloer Ehepaar gesucht wird?« Brigitte schmiegte das dun tellockige Köpfchen schmeichelnd an des Vaters Wange. »Meine Neugier, wie oft hast du mich und auch die Mutter schon danach gefragt! Hast du schon wieder vergessen, was ich dir gesagt habe? Das sind Sachen, die ein sieb zehnjähriger Kindstopf. wie du, noch nicht versteht!« »Aber Vater, ich bin fast achtzehn Jahre alt und lann sehr gut auch den Ernst des Lebens schon begreifen. Sei lieb, erzähle mir, was eigentlich hinter deiner Annoncen farncnelei für ein Geheimnisz steckt!« » Baron Vesinet strich über seines Kin . des weiches Haar. Sein Gesicht war sehr ernst. »Nun gut, komm, sey’ dich her.« Er zog das junge Mädchen ne ben sich auf das Sofa. »Vielleicht bist du wirklich alt genug, um zu lernen aus dem, was ich dir erzähle-" Bri gitte lehnte sich an ihn. Sie liebte den Vater leidenschaftlich, und das Be wußtsein, dafz er sie seines Vertrau ens werth hielt, machte sie stolz und glücklich. »Du weißt. ntein Kind, daß ich erst spät deine liebe Mutter hei rathete. Als Junggeselle bewohnte ich einen Theil unseres großen Hause-« hier allein. Jch widmete mich ganz meinen geschäftlichen Studien, küm merte mich wenig um die Welt und verlangte nur, in Ruhe gelassen zu werden. Ein alter Gärtner, auch Junggeselle, den ich noch vom Gut meines Vaters mitgebracht harre, war als Portier angestellt. Eines Mor gens kam mein Diener zu mir mit ier Nachricht, man habe den alten Peter todt im Bett gefunden. Ein Schlagflufz hatte seinem Leben ein Endegemacht. Jch betrauerte den al ten Mann herzlich, aber alles über tvoa die egoistische Furcht: »wen wer de ich jetzt ins Haus betomnien?« Jch ließ sofort annonciren, daß ich einen unverheiratheten Gärtner oder auch ein tinderlofes Ehepaar fiir die Por tierstelle suche. Viele meldeten sich. aber teiner gefiel mir. Jch fing an mich zu ärgern und tam mir sehr be dauernswerth vor. Eines Nachmit tags ließ sich wieder ein Ehepaar melden. Die Leute hatten vorzügliche Zeugnisfe und gefielen mir sehr. Jch war bereit, fie zu engagiren. Da er--v tliirte die Frau sehr verlegen: »Ach lieber gnädiger Herr, bitte seien Sie nicht böse, aber —- aber — wir ha ben zwei Kinder-. «Was?« fuhr ich auf, »das nenne ich unverschämt haben Sie nicht gelesen, daß ich nur tinderlofe Leute willi« »Gewiß, gnädiger han« fiel der Mann ein, »aber ich bin schon so lange außer Stellung 4 und überall fast will man blos tinderlose Leute —- unb —- und — unsere beiden find doch man Mäd chen, die machen wirtlich nicht Lärm. Sie find ja schon acht und zehn Jahre alt 7 und so artig.« Die Leute sahen mich beide bittend an. »Unsinn,« ließ ich sie mitleidslos an, »das kennt man schon. Jch iann Sie nicht gebrau chen.« Jch tlingelte meinem Diener und ließ sie hinausfiihren Verdrossen setzte ich mich an meinen Schreibtisch, vertiefte mich aber bald in meine Ar beiten und hatte in wenigen Stunden das ganze Erlebnis vergessen. Am Abend, als ich zum Besuch eines Freundeg gehen will, steht unten am Hauseingang ein ärmlich aber fehr sauber getleidetesMädchen. Sie spricht mich an. Jch denke, sie will betteln, und halte ihr ein Geldfiiick hin. Er schrocken fährt die Kleine zurück. »Nein, gnädiger Herr, ich will nicht betteln. Jch will gnädigen Herrn blos was fragen-« »Na, was willst du denn?« erwiderte ich, »aber schnell, ich habe ieine Zeit.'· »Gnädiger Herr, ift es« denn wirklich wahr, daß Sie Va tern und Muttern für die fchöneStelle nicht nehmen wollten, blos weil wir beide da sind?« »Na, nun wird’s im ·mer fchöner,« polterte ich los, »hat man dich abgerichtet für die Komödie-i Sag’ deinen Eltern, das nützt bei mir nichts. Ich will keine fremden Göhren im Haufe haben. Basta. Gleich zwei noch dazu. Laßt mich zufrieden.« Aet gerlich liefz ich das Kind stehen, und obgleich sich in mir etwas regte, das mich der Robheit anllagte, suchte ich mein Gewissen durch die fchbne Aus rede zu befchwichtigem die Leute wer den fcbon etwas anderes finden. Aber das Bild des Kindes tam mir immer wieder in den Sinn. Ach was, dachte ich fchließlich; andere Leute wollen nur tinderlofe Ehepaare anstellen, weshalb soll denn gerade ich mir Gewissensbisse darüber machen. Ani folgenden Tage enaaairte ich einen unverheiratheten Gärtner und bemühte mich, das tleine Ereigniß völlig zu vergessen. Fast war rnir dies gelungen, da meldet mir zwei Tage später- mein Diener eine Frau, die sich nicht abweifen ließe. Es ift die Mutter des kleinen Mädchens, das mich damals angefprochen. Sie sieht erlchreckend blaß und abgehätmt aus. Ehe ich nochZeit habe, fie zu fra gen, was sie wolle, bricht fie in Schluck-sen aus und ftiißt taum ver ständlich hervor: .Da — da — leer Sie das malt« Sie hält mir einen Zettel hin, aus einem Schreibheft her A ansgerissern ans dem rnii zitterndee Kinderhaniz ausnsWi b fier Erregung geschrieben i : « M Eltern! Ich habe gehört, daß Jhr ge sagt habt, wir hiitten bald nichts mehr zu eisen. Und da bin ich zu dem deren gegangen, wo die schöne Stelle ist. Und da hat er mich gescholten und hat gesagt, Leute mit Kindern nimmt er s nicht. Und nu gar zwei, hat er gesagt. Und da denke ich, wenn’s nur eins ist, nimmt er Euch vielleicht doch. So will ich lieber sterben. Seid nicht trau rig. Der liebe Gott wird nicht böse sein. Bei dem dürfen ja auch Kinder wohnen. Eure Frida.« Jch starrte aus den Zettel und wagte nicht, die Frau anzusehen. Endlich stellte ich die Frage, vor deren Beantwortung ich zitterte. »Ist sie —'· Die Frau un terbrach mich. »Jn’s Wasser gegan gen ist sie, meine Aelteste. Aber sie ha ben sie rausgezogen. Ob sie leben blei ben wird, weiß der Doktor nicht. Wenn sie stirbt, Herr, dann haben Sie ste aus dem Gewissen. Nicht mal un sere Kinder gönnt Ihr unsi« »s sollte ich erwidern? Jch stand da M seksamte mich, mein Kind, schämte mich ans tiefster Seele vor dieser Fran. Dann versuchte ich, ihr zuzureden. Aber sie war zu erregt. »Ich hab’s Jhnen man blos sagen wollen, was » Sie angerichtet haben.« stieß sie her vor, dann ließ sie mich stehen. Wenn das Kind starb! Dieser Gedanke pei nigte miv bis zum Wahnsinn. Einen Augenbl et noch stieg der Verdacht in mir aus, es sei ein geschickter Schwin del — o wie klammerte ich mich an diese Möglichkeit Jch ließ schleunigst Erkundignngen einziehen --— es war die bittere Wahrheit.'« Baron Viksinet strich sich erregt über den weißen Bart. Brigitte weinte leise. »O Väterchen, starb die Kleine?« »Nein, mein Kind. .,· «»., Das Schicksal hat es gnädig mit mir gemeint. Frida wurde gerettet. Die Eltern des Kindes wiesen erst iede Wohlthat von mir schroff zurück. Schließlich sahen sie aber ein, daß sie gegen das Interesse ihres Kindes handelten und begriffen auch wohl, wie sehr ich mit ihnen litt. So that ich was ich konnte sür sie, und als Frida genesen war, nahm ich die Fa milie in mein Haus. Später habe ich ihnen zu einem Verwalterposten aus einem Gut verholsen. wo sie es besser haben als hier. Frida ist längst glück liche Gattin und Mutter. Seit der Zeit aber habe ich mir gelobt, zu thun, was in meinen Kräften steht, um den Leuten die, wie ich damals, Z nur aus eiaener Bequemlichkeit ihren ,Theil der Pflicht gegen die sozialen " Verhältnisse nicht ersiillen wollen, das Gesährliche ihres Thuns vor Augen Leu führen. Wir sollen den Armen jdas Gliicl des Familienlebens wenig stens lassen. Was wir mit unserem Egoismus anrichten können, das habe ich Ia erlebt an dem Kinde das, früh-— reis, wie alle Großstadttinder, mit ;dem reizbaren Nervensystem unserer ; Zeit, in seiner leidenschaftlichen Kin j desliebe glaubte sich selbst opfern zu müssen. Siehst du, mein Kind, seit j der Zeit sammele ich alle Annoncen, die mir unter die Augen kommen, in denen »nur iinderlose Ehepaare« ge sucht werden, und lasse den betref senden Suchenden kurz meine Ge schichte mittheilen Schon von man ! chen habe ich gehört, daß er sich da staushin anders besonnen hat.« Bri giite iiiszte erarissen des Vaters s Hand. »Auch ich will dieser St ndt TZeit meines Lebens eingedenk sein« z Vatert« l Ieufchltche Salamander. Einem alten Aberglauben nach sucht I der Salamander das Feuer aus und lvermag in ihm, ohne zu verbrennen. J längere Zeit zu verweilen. Deshalb l lassen dieMenschen, die sich als »Sei-et ses « öfsentlich zeigen, sich gewöhnlich s »Salaniander-UJi-enschen nennen. Es ’ ist erstaunlich, einen wie hohen Wär » megrad einzelne Personen ziemlich i lange ertragen lönnen. Gewöhnlich entstammen sie wie die Bäcker, Heizer u. s. w. einem Beruf, in dem sie sich an große hitze gewöhnt haben· Mar i tinez, der sogenannte sranzösische Sa ilaniander, war in Havanna geboren iund Bäcker von Beruf. Bei seinen ’ Schaustellungen hielt er sich in einem eigens dazu gebauten Ofen, der bis zu » 180 Grad Celsius erhitzt war, 14 Mi inuten auf. Chanionni. der russische i Salamander, der nebenbei noch den . hochtlingenden Namen »der Unver brennliche« führte, pflegte sich so lange mit einem Siiicke rohen Lainmsleisches ; in seinem Ofen aufzuhalten, bis dieses »aebraten war. Er starb »in seinem iBerus«. Seine Asche brachte man in ; seinen Heimathsort, wo ihm ein Denk t mal errichtet wurde. , Ein setschisesher. ’ »Ich sollte ein sehr reiches Mädchen heirathen — hab' aber abgeschnit« »Na-hören Sie. wer wird denn das Feld to zum Fenster historisch-nei en.« , - steter. here lzum Kapellineister einer Mu sitlapelle): »Was war denn das fiir ein Stück, das Sie eben gespielt ha beni« « .Kapellmeiiier: »Das war ein Winseln Napoleons Tod« herr: »Ach, das muß aber ein lchretllcher Tod gewesen iein.«