Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 1, 1905)
Yer Ring. Kriminal . Roman von ID. Elster. (9. speise-sung und Schluß) .Rein Herr, diese Großmuthk«... »Bitte, lassen Sie das. Jch trage M eine Schuld an Jhten Gatten ab. Ma- ntöchte ich Sie auch bitten, diese kleine Summe dazu zu verwen den. mn Ihrem Gatten und sieh selbst ein e stiirtende Nahrungsmittel zu lau en.« Damit leate er mehrere Goldstücke auf den Tisch. Anna erröthete heiß. »Ich kann es nicht annehmenI Nehmen Sie nut. Ich bin es Ih rem Gatten schuldia. Hoffentlich bes rn sich Ihre Verhältnisse bald, der .ustizrath hat ja mit Ihrem Vater schon Rücksprache genommen. Und nun gehen Sie Zu Ihrem Gatten · . . wel chen Kummer et Ihnen auch bereitet, ein guter Kern lebt doch noch in ihm —- pfleaen Sie diesen Kern, dann kann noch Alles gut werden« »O wie soll ichan danken, mein »Sie haben mit nicht zu danken. Gehen Sie-— Ihr Gotte bedarf Ih Ins-« Er reichte ibr die Hand, die sie mit tbren Tbriinen benetztr. Rasch zog er sie zurück nnd entfernte sich· Draußen an der Treppe erwartete ihn der JAstizratb. »Wir sind da senade nach zur rechten Zeit gekom men,« sagte er lächelnd, »um das Ge ständnis seiner Schuld entgegenzus nehmen. Ich fürchte, morgen hätten Mr einen todten Mann gefunden« «Schweigen Sie!« entgegnete Fee-; dinand ernst· »Nicht dieser ist der ! Schädile 16,Kapttel. Der Pfarrer Vollmar war sehr er nt. als einige Tage später, als er schwer erkrankte Bertha Wäll drandt in sein Haus ausgenommen hatte, ein kleiner ältlicher Herr bei idrn eintrat und ihn mit der Frage ! begrüßte: »Seht sie noch? —Wird sie davon kommen? —- Führen Sie mich eu ihr« Der Pfarrer sah den ältlichen s denn vermindert an. »Was wollen Sie, mein Herr, wer sind Siei« »sich bin der Amtsgerichtörath Wer- s necke —nnn werden Sie wissen wos ran Sie sind. " Wideinesweas Ich kenne Sie nicht kommen Sie in amtlicher Eigen ichcfts.. »Das-eines Zengl Bin schon seit zehn ; Jahren außer Dienst. Aber Sie beher derftn dochMarie —- wollte sagen! Vertba Wüllbrandt?« »Allerdinass.. :Nun, und ich bin der Amtsge eichtsratd Wernecke, von dem Ihnen settba doch ohne Zweifel erzählt ha ien wird.« .Die arme Bertba war bis-lang noch nicht imstande, zusammenhän nd Zu erzählen· Ihren Namen hat uns nicht aenannt.« »M. da bitte ich um Entschuldi Iuna M bin ich Ihnen Aufklä rung schuldig» « und der lleine Innsaerichtsrath erzählte nun in fei ner lebhften Weise den Zusammen US« Der Pfarrer drückte ihm die Hand. »Sie haben uns alle beschämt, Herr Inttsaerichtörath,« saate er. »Wir hielten Berti-a für eine Verbrecherin, wir derweil-eilten sie auf Anzeichen sin; Sie mit Ihrem Herzen voll Liebe und Vertrauen fanden sofort das sichm- kraux Gott verzeihe uns besät-we Berida ist in der That wissan Wie mir Herr Groller Itixiheilt jat der wahre Schuidiae UT Um UUUUUL Cllcs clligtjthF « »Welc) ein Glück für meine arme Marte! Aber nun sagen Sie rasch, wie es ihr geht« »Die ernsteste Gefahr ist vorüber. Das Gift, welches sie genommen hatte, Ist doch nicht so shrk gewesen, um sie sofort äu tödten und die sogleich an Iewandten Gegenmittel haben sie ge rettet Doch ift ihr Zustand immerhin noch ernst genug Kommen Sie, Sie sollen sie selbst sehen. Jch denke, Ihre Oe ntvart wird siae heruhiaen.« . dem sauberen, freundlichen Hrerndenzimirner des Pfarrhauses ruhte Bertha Wüllbrandt bleich und mit geschlossenen Augen. die abgema Ierten Hände auf der Bettdecke aefal tet Fast hätte man glauben mögen, sie sei todt, so bleich waren ihre Wanan fo still und ruhia laa sise da. Aber sure-eilen aliit ein schmerzliches Zacken tiber ihr Gesicht und ihre Augenwiw pern erhebten. An leiten Athemziiaen hob und senkte sich ihre Brust, dann nnd wann stampften sich ihre Hände fester ineinander — , Mllngtücklickse litt noch unter den Folgen der Beraiftunq: eine kaum zu iibertvtndende Schwäche hatte sich ihrer ganzen Organe bemachtiat und ihr Magen wen- lo angegriffen, daß er Tut die allerleichtesten Speisen ver run. Nur die foralamste Pflege und die aufmerksam-sie Behandlung konnten sie raten t tnniger Ltehe gab sich Mithe erstlegeht n. Kaum eine Standes Use sen dem Lager der Kranken. W es arch. Bettha m der Ankunft des Amtsgerichtsraths zu benwchæichtinen Liebevoll bengte fve sich iiber die Kranke welche in ftummer Fraqe die Augen zu ihr aufschlug. ! »Mit-len- Sie sich start genug, einen Freund, der Sie gerne begrüßen möchte, zu empfangen?« fragte Köthe funft . ; »Einen Freund? —Jch habe nutl einen» ! »Nun, diefer eine Freund möchte l Sie begrüßen« In Betthas Auge flammte einFun ten öon Freude anf, eine schwache Röthe überhauchte ihre Wangen. l Woher weiß er meinen Aufent halte« «Durch Herrn Groller aber Sie » diirfen sich nicht erreaen. Es ift ja! alles an den Tag gekommen. Ihre Schuldlofkgkeit.« Jhr Ungliict.. Herr Wernecke weiß alles. . er hat nie an thnen gezweifelt Wollen Sie » ihn feheni« Ia, ja—nickte Bertha mit einem Ieäigen Lächeln auf dem blossen Ant t . Da trat auch der Amtsqerichtsrath schon in das Zimmer! Unter anderen Umständen würde man über sein Be nehmen wohl gelächelt haben. Esr zeigte eine solche kindliche Verlegenheit und war doch so sehr bemüht, diese Ver legenheit unter dem Mantel väterlicher Autorität zu verbergen-. Er schlich so tautlos auf den Rehenspiizen dahin, daß sein-kleiner rundlicher Körper in Gefahr gerieth, umzufallen! Er wollte ein harmloses, ja selbst heiteres Ge sicht zeig-en und doch perlten ihm sdie Thräuen iiber die Wangen. Er wollte sich ruhia und würdig benehmen und befand sich doch in einer solchen Auf regung, daß seine Hände zitterten· Kurz, der Amtsgerichtsrath mit sei nem grauen Kon und dem Eint-on voint seiner fünsundsünfzia Jahre be: nahmssich nicht anders, als ein Jüng ling von fünsundzwanzia Jahren-, der an das Bett seiner erkrankten Braut gerufen wird, um den Segen der El tern zu empfangen. Das Benehmen des alten Herrn war Ort-iß komisch, aber auch unendlich« rührend, ließ es doch die ganze Fülle von Liebe errathen. welche in diesem kindlich reinen Herzen wohnte. »Was für Geschichten stellen Sie da an, Marie. . .?« versuchte er zu schel ten, aber erschreckt hielt er inne, als er das blasse Gesicht der Kranken sah. Diese streckte ihm mit mattem Lä- ; cheln die abgezehrte Hand entaeaen. » »Wie gut von Ihnen, daß Sie ge- T kommen,« flüsterte sie. »Was machti mein Bubi2« »O der — ganz munter und gefund! Balat sich mit dem tleinen Pfiffi und iaat mit den Ziegen umher. Wenn das so weiter geht, werden wir unsere "liebe Noth mit dem kleinen Schlingel haben.« « Bertha lächelte glücklich. »Er ift gesandt« »Ok) der? —- Gesund wie die Forelle in unserem Bach. Backen bat er so roth wie ein Apfel-er platzt fast vor Ge sundheit. Aber Ste, meine arme Marie, stellen schöne Geschichten an! Reisen hierher, ohne mir ein Wort zu saaen und werden dann noch dazu krank! Ei, zum Kuckuck, hatten Sie kenn gar kein Vertrauen zu Ihrem alten Freunde? Verzeihen Sie mir, aber ich umß Sie wirklich ein wenig sekplterU . . . «Schelten Sie nur. Das thut so wohl.« »So —- das thut Jshnen wole — Na, das hätten Sie auch früher haben können. Dazu brauchten wir hier nicht herzureisen.« »Ich bitte um Verzeihung, Herr Amtsaerichtsrath». ich wußte nicht. was ich that . . .« »Ja —- ja. Darauf lom-mt’s dann immer heraus. Lange Haare, kurzer Verstand . . . na, und ich hielt Sie doch Eier ein kluge-, verftiindiaes Mäd n . . .« Mit aliicklichem Lächeln hörteBertha seinen autmiithia icheltenden Worten zu. Jetzt erst fühlte sie sich sicher und geborgen da der alte, liebe, lomifche autmiithiae Amtsaerichtsrath wieder neben ihr faß, und sie in sein treues, ehrliches Auge fehen konnte. Wie nach langer, stürmifcher, aefahrvoller Fahrt in das Baterhaus zurückgekehrt, so sicher und aliicklich fühlte sie sich, und eine warme, wohliae Empfindung durchschauerte ihre Glieder. »Ich alaube,« nahm der Pfarrer leicht warnend das Wori, »wir dürfen Bertha nicht zu lange belästigen...« Der Amtsaecichtsrath sprang von feinem Stuhl anf. »Ja, natürlich! Sie haben Recht, here Pfarrer. Wie dumm bin ich! — Schlafen miissen Sie, Marie —- Hören Sie recht? Und wenn Sie das Weinen nicht lassen, dann reife ich fofort wie der ab... ia. wahrhaftig, das thue ich. Also schlafen Sie, mein Kind . . . und moraen komme ich wieder und et zsihle Ihnen von Ihrem Bubi und — —-—und den Beran und den Wie len. » aber ietzt müssen Sie schla »Es klopfte ihr leicht auf die hageve Fisch will alles thun, was Sie wol V mein Gott, ich staut-te ja nicht, daß ich noch einmal so glücklich werden sollte . . .« , »Mir Ihre Schuld, das Sie espnicht schon längst waren. aber so sind die Frauen. Nicht mahr, Herr Psarreti So sind sie» .wir kennen sie. Man muß ihnen mer vernünftig znredern Aber kommen Sie, Herr Pfarrer! Mr wollen geben« .und Sie, mein liebes Fräulein« haben Sie schönen Dant,« wandte er sich an Käthe, »daß Sie mein armes, lranles Hälmchen so schön gepflegt halten« Er schüttelte Kätde die Hand, nickte Bertda noch einmal zu und schlich aus den Fusszspitzen zur Thür. Hier wandte er sich noch einmal um, legte die Hand aus die Wangen und schloß die Augen, was recht oantomimisch den Schlaf vorstellen sollte, und ber fchmand dann, leise die Thür hinter sich schlief-nd Käthe konnte nicht umhtn ein we nig zu lächeln über die sonderbare Art und Weise des alten Herrn. Bertha bemerkte es. »Bei-seiden Sie mir-, Bertha . . .« bat Käthe. »O, lachen Sie nur über meinen auten alten Amtsaerichtsrath,« sagte Bertha ohne Empfindlichteit. »Er be sitzt doch das aoldigste Herz unter der Sonne.« »Ich glaube es wohl. Ich habe ihn während unserer kurzen Bekanntschaft schon lieb gewonnen.« Von diesem Tge an machte die Ge nesung Bertbas raschere Fortschritte Die sriedlickpstille Umgebung des Psarrhauses, die gütige, milde Art des Pfarrers, die mütterliche Pflege der Pfarrerin und die Freundschaft stä thes trugen das ihriae dazu bei, die Harmonie ihres Seelenlebens wieder herzu-stellen und die Gegenwart ihres alten Freundes, seine muntere Laune womit esr jede trübe Stimmung bei ihr zu verfcherrchen wußte, gaben ihr Sicherheit und neue Hoffnungsfrew sdigkeih ; Die Briefe Ferdinands tiärten den sSachverhalt jener unseligen Verhalt Inisse ollstiindig auf. Der unglückliche ffdaminsti konnte noch von einer Ge srichtstommission vernommen werden, Ivor der er abermals ein offenes Ge ständniß seiner Schuld ablegte. Dem irdischen Richter aber entzog ihn der Tod: er entschlies in den Armen sei ner Frau, die treu bis zur letzten Stunde bei ihm aushielt. Als dann der Amtsaerichtsratb die alte Frau Knoche. den kleinen Richard und Pfiffi, den zottian tleinen Hund kommen ließ, war Berti-as Glück voll kommen. Der Amtsgerichtsratb, welcher in dem Gusthaug des Dorfes logirte, tarn jeden Tag, und sie vqplauderte mit ihm glückliche, bebagliche Stunden. Der Amtsgerichisratb aber baute die herrlichsten Luftschlösser und eines E Tages, als sie von einem kurzen Spa nien-atra zurückkehrtem fiityrte er sie »auf den Kirchhof Bertha zögerte, ihm zufolgen Die Erinnerung drohte sie zu überwallt gen. »Kommen Sie nur, mein Kind,« sagte der alte Herr freundlich, ernst. »Ich möchte gerade hier mit Ihnen ein verftändiges Wort sprechen.« Er schritt geradewegs aus das Grab Franz Grollers zu. Gesenkten Haup Jtes folgte sie ihm. Am Grabe blieb Her sieben und legte die Hand auf das ! schwarze Marmortreuz. ; »Der hier ruht,« sprach er mit fast jfeierlicker Stimme, »bat Unruhe und jUnfrieden in die Welt gebracht. — iRube und Frieden möge er hier fin !den« Mark-ich nenne Sie noch im smer fo, denin dieser Name ist mir lieb Fgeworden —Marie, Du bast diesen Jlänsn einst geliebt, liebst Du ihn l n « Beriha schauerte iuiammen und .saltete die Hände-: - »ich bete fiir ihn, daß Gott ihm verzeihen möge, ioieichihin verziehen i habe. Er ist der Vater meines Rindeg, les gebührt mir nicht, in Haß seiner i zu gedentenk »Geben Sie mir die Hund« Marie . sehen Sie mir ins Auge..f,1ier am gGrabe dieses Mannes wiederhole ich meine Frage: wollen Sie mein Weib werden« daß ich fiir Sie und Ihren Sohn sorgen tann... Sie stehen in« der Blüthe Ihrer Jahre . . ." »O schweigen Sie »- ich bitte Sie!« »Ich bin ein alter Mann.« wieder holte er· »Sie sollen meine Tochter sein aber die Welt hat ihre Ordnung. die wer nicht verletzen dürfen ich muß ein Recht haben, für Sie sorgen in können, deshalb frage ich Sie: Wollen Sie mein Weib werden«-« Da sah sie mit überstießenden Au gen zu ihm empor. Dann streckte sie die hand aus. f »Sei-en Sie den Ring hieri« fragte ie. ’ »Ja, es ist jener verhängnißvolle Ring . . »Den mir dieser Mann da imGrabe einst gab als Pfand seiner Treue. Ich 4 gelobte damals, ihn für das ganze ’ Leben zu tragen — ich gelobte es abermals, als dieser Mann eines blu tigen Todes gestorben war —- detl Ran sollte mich stets an ihu, an sei- - nenBereath und an meine Schuld erinnern. Sehen Sie hier, wie ich den Ring fett obstretfe und ihn dem - wiedergebe, der ihn mir einst gegeben, so will ich jeden Gedanken an jenen Bette-th, jeden Gedanken an baß und « Rache, und den Gedanken an meine ? Schuld Mitreise-n die Sie, edleer, ; von mir genommen. ; Sie streifte den Rim vorn MalInzangee nnd ließ ihn in dazü hohe Gras Ten, z welches das Gen-bit « Meine M ist Imrein nnd trei, «» sagte sie dann nett behende-e Stt anne, ! note men- heti» nehm- Siedet N hin, wenn Sie wollen, sie gehören M nen- fürs ganze Leben . . .« »Arie« meine gute Marie.« flü strtte der Amtsgetichtskath ergriffen, indem er sie an fein Herz zog. »Ich danke Dir —- Du sollst meine Tochter sein -—: mein einzig liebes Töchter chen... Du blickte sie lächelnd zu ihm em por und sagte: »Nein —- nicht Deine Tochter — Dein Weib...« 17. Kapitel.. Nach langer Abwesenheit tdar Fer dinand Groller nach Wendessen beim aetehrt. Am Thore des Hofes empfing ihn der ehrliche Verwalter Meinert mit den anderen Angestellten, Knechten und Mägden des Gutes. Der Verwalter streckte ibrn die rechte Hand entgegen, während die Linie den Hut hielt. »Herr Groller.« saate er mit seiner rauben, tiefen Stimme, »ich babe Ich nen einstmals in Gedanken Unrecht ge than, ich bitte Sie um Verzeihung. Wir Menschen sind ja alle dem Irr th unterworer und ich besonders bin ein alter mißtrauifcher Kerl. Das kommt daher, daß man so oft von den verfluchtigen Viebdändlern betrown wird. Na, Herr Groller, ich habe mei nen Jrrtbum eingesehen und mehr als um Verzeihung bitten tann ein ehr licher Christenmensch nicht. Dasiirist aber auch Jbr Gut in einem Stande, wie Sie es nur wünschen können. Nur der Haber bat ein bitfchen durch die verdammtigen Mäuse gelitten, ich half aber schon Gift gelegt. . .« Lachend schüttelte Ferdinand dem ehrlichen Mann die Hand. »Schon ant, schon gut,« unterbrach er seinen Bericht. »Sie werden mir das Alles später auseinandersetzen Ich denke, wir werden jetzt gute Freunde bleiben, Herr Meinert·« »Was mich betrifft, so falls nicht dar-an fehlen, Herr Groller.« Judi nand begrüßte dann die übrigen Leute und begab sich nach dem Wohnhause, über dessen Eingang eine grüne Guit lande mit einer Tafel angebracht war, auf der ein »Hei-Nichts Willlommen!« prangte »Haben Sie das anbringen lassen, Herr Meinert?« »Nee, Herr Grollen Das baben Fräulein Wiillbrandt und Fräulein Vollmar gethan und der Herr Amts gerichtsratb bat es eigenhändig ange naaelt. »Da muß ich den Herrschaften mei nen Dant abstatten und will heute Nråkimittag nach dein Pfarrhaufe ae »Nicht nöthig, Verebrtefter!« riefda eine lustige Stimme und auf der Haustur erfchien der Herr Amtsge richtsrath, einen riesigen Blumen strauß tragend und hinter ihm standen der Pfarrer und die Frau Pfarrerin, Beetha Wüllbtandt und Käthe und Trude Vollmar, die den kleinen Ri chard an der Hand führte· Zwischen ihnen hindurch drängte sich Psifff, der lleine zottiae Kisten und iliisste Ferk dinand wüthend an. »Nicht nöthig, Berehrtefter!« rief der Atntsqerichtsrath. »Wir sind be reits Alle versammelt, um Jhren Dank entgegenzunehmen Also bitte — gollen Sie mit mir den Anfang mei ,en.« Und ohne weitere Umstände schloß er Ferdinand in die Arme und küßte ihn auf beide Wangen. i Tief bewegt drückte Ferdinand den Anderen die Hände. Als erfiäthe die Hand reichte. sahn-, wie ein liebliches Noth ihre Wangen til-erheischte und ihr Auge verschämt den Boden suchte. Ein warmes glückliches Gefühl durch ltrömte sein Herz, er wußte, daß er nicht vergessen war Ein fröhliches Mahl vereinigte Alle, an dem auch Herr Meinert und dessen biedere Eixhäiite theilnahmen. Der leisgerichtgrath brachte einen humo ristisctren Toast aus, der ihn aber selbst so rührte, daß er zum Schluß in Thriinen ausbrach. Auch Herr Mei nert wollte reden, aber er tarn nicht über die ,.verfluchtigen Biehhändler« und die ,,verdammiigen Mäuse« hin aus, und schließlich mußte der Pfarrer das Wort erareisen, um einige Ord nuna in die Verwirrung der Gefühle zu bringen Kurz, es war ein sehr vergnüaies Mahl, aus das besonders rr Mei nert mit schmunzelndem hagen zu rückblickie. »,Du Alie««« sagte er zu seiner Frau, als er mit ihr über den Hof in seine Jllspeitorenwvhnung zurückkehrte und stieß sie etwas unsanst in die Seite, «haite gesehen . .. ich glaube, wir trie gen bald 'ne junge Frau aus den has. Der Herr Groller schnitt der Kiiihe Vollmat höllisch die Cour und das junge Mädel fiel aus einer Verlegen heit in die andere.« Der schlaue Herr Meinert hatte ganz recht gesehn. Ehe ein Vieriegahr verging, segnete der alte Pfarrer all mar in der ileinenDorftirche zwei neu vermählte Paar-e ein: den Annng richtsrath Richard Wernecte und Bet tha Wiillbrandt und Ferdinand Grol ler und des Pfarrers eigenes liebliches Töchterchm — « Als der erste Schnee lautlos und sanft von dem Mkenurhangenen Winterbimmel niederrieselte da schrie iFerdiriand sein jin-ges Weib heim in sein haus. Eine Meitireise mach ten sie nicht. Sie wollten sich das fiir den Sommer aufsperren. Fadinand war der Welt satt geworden. die er inhrelan ruhelos durchstreift, und Mithe eheite sich nicht in die Weit hinaus-ihr heim war ihr die Welt. Onyie war-n und weich legte die um Fadinand nnd sein junges Weil-! Wie i st . . traulich saß es sich an dem leise kni sternden Ofen, wenn draußen der Wintersturm brauste nnd der Schnee sich zu hohen Wällen asusthkürmte und der Frost gliheknde Blumen an das Fenster malte! Die Welt versansl dann wesenlvs in diesem stillen, heimlichen, traulichen Giiick der Heimat-. Nicht so ruhig verging dem Amts getichtötath der Winter. Er war nach seiner Vetheivathung mit Frau und Kind niach Berlin gegangen, wo ihm die »Hei-en Verwandten« »dann richtig einen Prozeß anhingen Aber siegreich und gerechtfertigt ging et aus diesem Prozeß hetvoe, er hatte sich seine Frei heit und Unabhängigkeit esriämpsh Im Sommer siedelte er dann mit seiner Familie nach seinem lieben Friedrichsthal im Riesengebitge über. Aber wie erstaunte Bertha und er schreit freudig, als sie an Stelle des kleinen Höuschens am Walde sich eine ; schmucke Villa erheben sah, umgeben von einem mit blühenden Blumen ge fchrniickten Garten »Das soll unsere Heimath fein," sagte der Amtsgerichtsrath, »und « «Villa Maria« soll das Haus heißen.« Mit Thriinen des Danles im Auge - umarmte Berti-T ihren Gatten. In Berlin hatte sie sich nicht recht wohl gefiishtt. hier in dem Frieden der schö- - nen Natur athmete sie wie befreit auf. Schon im Herbst des vorigen Jahres hatte der Amtsgerichtsrath mit dem Bei-u einer Van beginnen lassen. Ganz vollendet war sie jetzt noch nicht, haupt- ; siichlich fehlte noch manches an der in- ; neren Einrichtung- Aber diese zu ver- ; vollständigen nach ihrem Geschmack wollte der Amtsaerichtsrath seiner J Frau überlassen, die sich dieser Anf- : nahe mit dankbarer Freude unterzog. s Nach Berlin ainaen sie nicht wieder zurück. Auch im Winter blieben sie in« dem stillen Friedrichsthnl denn er s brachte ihnen ein neues Glück: ein tlei- ; ner Amtsaerichtsrath erfüllte mit sei- s nem kräftigen Geschrei die Van —» und der arohe Arnisaerichtsrath « ten-nie such nicht satt sehen an seinem vergnügten Ebenbild, von dem er itolz behauptete daß es der tlugste. schönste und iriiftigste Junge sei, den er je gesehen. Endr. i is W i i i Soldateubeies aus Afrika. Dem Schreiben eines jungen west fälischen Afrita - Krieger-z an seine lin Gelfentirchen lebende Mutter ent nehmen wir einige charakteristische JStellen Der Briefschreiber hatte an der Jagd auf den Bandenfiihrer An Idreas theilgenommen. Er schildert zu miichst die monatelangen Strapazen im )Kornas- Hochland und in Kreifup. jDie Suche nach Andreas war verge bens gewesen. »Dann wurde die Kompagnie getheilt und nur unser Hauptmann mit 25 Mann waren noch zusammen, nun ging unsere Lei denszeit los. Zurück nach Windhul wollten und durften wir nicht. auch zu weit. Proviant sehr wenig Pferde starben jeden Taq und bald lief die Hälfte zu Fuß· Unser Haupt mann meinte immer. wir würden auf fandere Truvpen stoßen, aber nichts ; war zu sehen und zu hören. Die Leute qurden trant und schlapp. Wir hat s ten uns in der Wildniß verirrt, haben dann drei Tage ohne Wasser gelebt. sWir mußten am dritten Tage einen ; iEfel schlachten, um das Blut zu trin J ten und das Fleisch zu essen. Du wirst denken, pfui, wer wird Blut trinken, ; aber wenn ich Dir sage, zwei Mann ! sind halb wahnsinnig vor Durst undi einer zum Selbstmiirder geworden dann wirst Du begreifen, wie wir dem j halbtodten Esel welcher noch mit den s Beinen schlug, an den Hals sprangen ? und das Blut gierig saugten· Durst s ist schrecklich. Die Zunge wird schwer J nnd dick, die Augen brennen wie Feuer, alle Farben wechseln vor den Augen. Nachts glaubt man sich zu Hause und I wähnt in Gedanten Wasser zu trinken und dann wieder die erwähnte That fache, tein Wasser Da habe ich zum erstenmal bitter, bitter bereut, daß ich hierher gegangen bin Klagen wollte keiner unser Hauptmann, der that mir am meisten leid. Endlich, am vierten Tage Morgens kamen wir an einen WassertiimveL aber das hättest Du sehen sollen, Thiere und Menschen« alles lag und trant, bis der trockene Körper bis an den Hals voll war. Jetzt erst zählten wir; es fehlten drei Mann, wir wieder zurück mit Wasser, zwei fanden wir, die sind ins Laza reth später getommen als blödsinnig, einer hatte sich selbst erschofsen In den Bergen haben sich zwei verirrt, haben sich die Vulsadern geöffnet und ihr eigenes Blut getrunten und sind ge ftorben.« Nach langem Umherirren erreichte« die tleine Schaar eine Station nahe bei Swatovmund. Diese Leidensfahrt wird von dem jungen Krieger wie folgt beschrieben: »Wie wir aus den Bergen in die große Sandwiiste ta usen, wurde gesagt, wir würden in einem Tage die Station erreichen. Jch hatte mein Pferd einem Kameraden, der traust geworden war und nicht mehr gehen konnte, abgegeben und bin zu Fuß gegangen. « eder freute sich, aus eine Station zu omnien und wir eilten alle, so rasch wie möglich· Soh len hatten wie schon lange leine mehr aus den Stiefeln. Ich hatte meine Strümpfe übergezogen dann einen Lappen aus der Pferdedeete und über die Stiefel geschnürt, so kamen die ußgiingee nur langsam dorwiirts. enn die spitzen Steine und Dornen stechen einem fortwährend die Füße wund. Wir hatten uns aber geirrt. denn wir sind noch 272 Tage und des Nachts liber gelaufen, bis wir endlich die Statt-n erreicht hatten; tot-Daher W sank- Nahrung war. Ei isi schrecklich, !so weit das Au reicht kein Baum, ; kein haus, kein s, nur Sand und sSanix Rechis und links lagen die Schlappen und schrieen wie verrückt nach Wasser; aber weiter, nur sich nicht hinlegen, denn dann ist man verloren, da ist sich jeder« selbst der Nächste. Man kann doch keinem helfen, weil man selbst mehr todt wie lebendi ist So bin ich fast allein weiter se n peli, bis ich endlich ankam. Der-Haupt mann und 15 Mann waren schon da, die anderen kamen im Laufe der Nacht an. Krank und mager wie Gerippe sahen-mir aus. Aus der Siaiian blie ben wir drei Tage, hatten-Essen und Bier, alles, was wir mochten. Die Kapelle spielte lusiiae Weisen und alles war wieder vergessen. Nun kam der Msaior von Windhuk und skagke ALM J-— »Am-sw- U: nach Freiwilligem die wiebek Mit zu riick marschiren wollten, hinter An dreas her. Nur der Hauptmann und acht Mann kamen ins Lazareth und die anderen gingen alle wieder mit. Wir bekamen neue Kleidung und fri sche Pferde, dann ging es wieder zu eiick ins Gebirge. »Endlich hatten wir den Andreas fest. Mit 17 Mann griffen un ere braven Jungen den 300 Mann star n, listigen Gegner an-; sie geriethen in eine Schlucht. Rechts und links O bis 30 Meter hobe Felswandr. Wir sahen nicht binaui, sondern nur auf die Spur. Auf einmal geht von oben ein Geirach los, daß uns hören und Sehen vergeht. Die Hernos saßen zu beiden Seiten der Schlucht oben auf den Wänden und schvssen aus guter Deckung auf uns. Es waren wenig stens 100 bis 120 Schützen. Ich kann Dir versicherm eins der angenehmsten Gefühle war es nicht, als die Kugeln so dicht wie Hagel einschlagen Wir unsere Gewebre heraus und von den Pferden gesprungen war eins. Die Gaule machten alle kehrt, so rasch sie konnten. Nun saßen wir rechts und links in den Klippen und sahen nach unseren Gegnern, aber nur wenige boten uns ein Ziel, die saßen zu gut gedeckt. Der Hauptmann rief, er sei verwundet und wir sollten uns zurück ziebenx ich lag mit einem Kameraden binter einem Stein, von wo wir beide schossen. Die Offiziere und die konn ten. sprangen in langen Sätzen dem Ausgange der Schlucht zu. Nun muß ten wir auch berauz, ich mußte wenig stens 150 bis 200 Meter weit taufen, ohne jede Deckung. ehe ich hinauskam. — Liebe Mutter, wie ich mich anschickte zu diesem Laus, da dachte ich be stimmt. es würde mein letzter sein, und ich habe fchon allen in Gedanken Lebeonl gesagt. Dann sind wir ge laufen. durch die ganze Kette der Schützen hindurch, welche auf uns rnauten, das-; vor uns, hinter uns m unserer Nähe die Kugeln in den Sand schlugen und diesen hoch aufwarfen. Ich schaute nicht rechts noch links und dachte nur heraus. Nun, als ich ein Geschoß durch meinen Hut bekam, fühlte ich etwas. Endlich kamen wir in die Ebene. wo wir vor uns, viel leicht 200 Meter weit, die anderen laufen sahen. Auch ietzt ließen uns die schwarzen Schufte teine Ruhe, und haben uns verfolgt, bis es dunkel wurde. Dann trafen wir die Kom pagnie, die uns schon verloren ge alaubt hatte. Es fehlte uns nur ein Mann. sieben waren verwundet. Wie es hell wurde, holten wir unseren Todten, aber wie sah er aus, ganz aerhackt, die Arme, Beine, alles abg hauen, die Kleider waren alle fort. Nachdem Andreas geschlagen wor den war, lam der Briefschreiber mit fünfzehn Kameraden und dem Haupt mann auf Viehposten. Auch damit ist die Leidens-seit noch nicht abgeschlossen. »Dente nicht,« heißt es in dem Briefe weiter, »daß wir etwa in einem Hause untergebracht sind; wir haben uns aus alten Säcken ein Zelt gebaut und hausen darin. Betten giebt es hier überhaupt nicht, ich habe, so lange ich in Afrita hin, stets aus der Erde ge schlafen mit einer Pferde- und Was serdecte. Das ist man ja auch nun ge wöhnt, und ich tann ruhig singen »Auf Dornen schlief ich wie aus Flaum, vom Froste unberührt.« . Es ist jetzt Winter hier,.i«eden Morgen ist unser Wasser gefroren. Was das Eisen anbetrifft, so find wir zufrie »den, wenn wir nur was haben. um den Magen zu füllen. Reis, Erbs »wurst, Büchsensleisch, Kassee und Rum. Das ist unsere gewöhnliche Speise, jeder tocht sich selber etwas nach seinem Gutdiinten. Was den tTnvhus betrifft. so ist das nicht so ! schlimm: wenn man nur zu essen hat« . bekommt man den Typhus nicht, und wenn man auch noch soviel verdorbe nes Wasser trinkt; ich habe aus Tüm peln Wasser getrunken. in denen todte Ratten, Vögel lagen. Die Hereros haben uns Leichen und todte Ninder ins Wasser geworfen, wir haben alles herausgezogen und dann das Wasser getrunken. Hier giebt es bloß Hun aertyphus.« Dem Anscheine nach ben die New Yorker eine Wahl aehab , auf deren Resultat sie noch wetten tönnen, nach dem sie magst vorübek in. If Ist O Bei der drahtlosen Telegraphie sollte die »Drahtantwort« »Nimm wort« genannt werden« , II O I Tochter-: »Vater, ich möchte, dass Du uns ein Automobrl tausst.« Vater: .Möchtest Du so gerne in einem solchen schwi« Tochter »Das gerade nicht, Vater, aber wenn wir teins haben, meinen schließlich die Leute, wir könnten es uns nicht leisten.« ef) R