Ver Knallessekt Were-te von Teo v. Zorn. »Den-i ich mir eine Frage erlauben, Fräulein Luciei« »Bedaure. ich bin nicht zu sprechen-« »Nicht gut zu sprechen-aus mich. Vers merkt ein Pferd. Aber trotzdem. Eie find rnir Aufklärung schuldigÆ »Ich bin niemandem etwas schul dig. Am wenigsten Jshnen.« »D, doch. Neben der allgemeinen Achtung und Werkbichiitzung, die ich Ils Königlich preußilcher Oberwei -na-n-t zur See und liebenswürdiwer Zeitaenosse beanspruchen kann, schul denSie mir auch ———'« »Herr Leutnnnt v. Decken, ich ver biete Ihnen. mir zu folgen!« »Tkmt mir leid. Ich mhorche nicht« »Ich springe ins Wasser!" »Ni- auch« Lueie Gontard war bis in die Mitte des weit in die See hinaus-gebotnen Juki-erst schwanken Laufstegs gefliichtet Weiter traute sie sich nicht. Und da ihr der Riickweq durch den« aräßlikissen Menschen verbaut war, so blieb nichts til-Hm als sich in das Unabänderliche zu sii—.1en.. »Was also wünschen Sie von mir ——-« ...7iunächst habe iclernen die Mit tkeiluna zu machen, daß morgen mein Urlaub obliiuit.« »Gliicklicbe Reite.« »sich danke iehr.« .Weiier haben Sie nichts auf dem Her-terri« »O doch. Heute iit bier der ossirielle Sckluie der Badesaifon. Du dieser Schluß sait mit meiner Abreifesztk fammenfiillt und irb Werth darauf lege. überall ein sriiblickes Andenken Zu hinterlassen, so soll die Snison mit einem »no«b nie daaetreienen« Kur-il eifett abschließen. Ieis- babe iiir heute Nachmittaa einen arosxen Phantasie Korso vorbereitet« »Das wissen schon die Flundern,' stinkt Lueie Gontard über die Schulter ,in. »So. Nun. dann kann ich ohne wei teres die Fraae an Sie richten: Wes talb haben Sie es abaelebnt. sich mit nir an diesem storso zu betbeilis aen —- ?'« Das iunae Miidcken fuhr herum »Wesbalb? Das sraaen Sie noch? Weil ich es satt dabe, niicki von Ihnen wie ein Bahn behandeln zu lassen! Weil Jlire vntelbaften Bevormundun aen inich tonidrimittiren! Weil Sie ein unaiissteblicher Mensch sind und, und ireil —— —-—« Mit einein hellen Aufschrei brach iie ab. Kurt von Decken hatte einen Luft svruna aemacht und dadurch den Steg in beftiaes Schwanken versetzt Angst doll geduckt raffte sie ibre Röcke zu samUmen und die in arauen Eber-teur stieselchen steckenden Füße trivpelten in bilslosem Entsetzen von einer auf die andere der bochfchwinaenden Bab en. »Herr —.fserr Leutnant! llin Got gen-willen! Was machen Sie! Sind» ie ——- — »Berliebt. Rettunaslos. Das wissen Sie Fräulein Lucie, llndS Sie sehen ; wie leichtiinnia es ist« einen Verliebten i durch abfälliae Beinertiinaen zu trän ken. Die Seele tvird in heftiaeSchtvin aunaen versetzt —und iinwillliirlich ivippt dann der ganze Mensch init — l —- sebenS ie ——— so-— i Wiederum ein Schrei. Noch angst- » voller als der erste. Liicie Gontard ließ die Röcke fahren und klammerte» sich an den Arm ihres Beatriterg, der ivie ein Seiltanzer unentwegt auf und nieder bupste. Bei dieser Thatigteit stieß er in kurzen Absätzen hervor: » »Ich bin ein empfindlicher Mensch, mitnen Sie wissen. —:Iterv’v’s bis in ! die Fußtvitiem —Hoppla! — Ganz recht —wtien Sie sich nur fest. — Varliiuiia tann ich mich noch nicht bandiaem — Ich bin zu erregt. — Hoppla! — Wenn Sie mich am Lande ichteait behandeln, dann tann ich es Ihnen niur nicht so zeigen, wie erregt ich din. WDer festere Boden wider stebt meiner Genititlisbeweauna — Aber hier — —- bopplat ·— bier ist der rechte Seisnisoarapb iiir das Zorn beben meines Herzens. —Und irenn Sie mein sturmbetveates Jnnere nicht gleich durch ein gutes --——- aber auch lehr nutes Wort berubinen —- dann fallen wir beide in'e Wasser -——«« »Herr von Decken,« jammerte die Kleine, »lieber Herr von Decken — o Gott, o Gott —- ich tann nicht mebri Ich bitte Sic, ich slebe Sie an— —« Der wilde Tanz ließ ein wenig nach. «Lieber Herr von Decken —- das tlinat schon non-i hübsch. — Das be rubiat mich bedeutend. -— Aber es ist noch nicht das Rechte. —- Machen wir’s radiML Fräulein Lucie. —— Geben Sie mir einen Kuß « dann ist meine Seele rubia und jede Gefahr ——« Ein dritter Schrei—und diesmal In wirtlicker Todesangst Lucie Gou takd hatte den dreisten Menschen von sitt-. gestoßen —- in der Emvstunq wohl etn as tm heftig nnd ohne Rücksicht asgf den schwankenden drei Meter tit-» dem Seesvieael aeleaenen Stand. » Leutnnnt von Decken mark-te einen Satz wie ein tu Tode getroffener Jn dianer, iikekfchlna sich —tiir einen so hist-lich Ver snatiinten allerdings auf fallend knnftaerscckspt -—— und schoß in’s HAVE-see Lenteres Tvrißte su dem ent eteten Most-en anf. Rossi einmal rmnvetten ein Voar lanc- Beine em vor als nsnn sie zum Ausdruck aller ttinitee Gemiitbstenseman nach einer ins-enden thnte fu«-ten —-— dann ngen die Wellen beeilt-er bin-» Es »He-te kntt Mai Minssten H r sit-e Hatmkonimandant a. D. Gras-met Contard aus seinem ver zweifelt schluchzenden Töchter n herausbetonrmen hatte, worum es ich eigentlich handelte. Als er es aber her aus hatt-e, stieß er einen feiner vier undzwanzigsilbigen Fluch-e hervor, schob die Mühe in’s Genick und eilte, so schnell ihn feine kurzen, krummen Seel-eine tragen mochten, zu feinem Freunde, dem Admiral z. D. von Decken. sDieser fafr mit feinem Diener und Fatiotunt Tedie Muhl in dem weißen Sande neben der Bootshütie und flickte ein-einem Klüver, der bei der letzten Senelvarthie in Lappen gegan aeu war. »Du, Admirali« brüllte der Hafen tommandeur schon von Weitem über den leeren Strand. »Dein Neffe is hops in See und versoffen-t« Die Hiobspoft machte nicht den ge ringsten Eindruck. Auch als er dann den alten Herrn bei der Schulter packte und ihm die Nachricht in die Ohren schrie, beschränkte sich dieser darauf, den Nasentvärmer aus dem Munde zu nehmen und aus dem linken Mund wintel heraus kräftig auszuspuckein Dann erst sprach er —— und zwar nicht zu dem aufgereqten Dicken, sondern zu dem ebenfalls in stoifcher Ruhe ver harrenden Diener: ,,Tedje Mühl, iiafi gehört, was der ollc Drönbartel da red’t — -?« »Tjä, Herr Adm’ral —« »Na was meinfi?« »Ich mein —— dat is mit Verlaub ’n· Tanz dummen Snacl,« »Seht richtig. Nu geh man wieder zu Haus, Gontard.« »Aber Mensch-t« schnaufte der Kom mandeur. »Die Sache bat ihre Rich tigkeit! Meine Tochter ift beinetoesen!« »Deine Tochter -—-hm. Denn weiß ich all Bescheid, Gontard. Und wieso soll er ersoffen sein?« »Er wollt ihr auf dem Steig einen Kuß geben und —« »Na ja. Tedie Muhl hab ich nich immer gesagt, daß das ’n verdeutoel teS Krupvzeua ig, diese Weibsleute? Und dann willsich Dir man sagen, Gontard —Deine Tochter is aanz be sonders ’n biischen was dicknäsig. IS ihr schon recht, wenn der Bengel ihr mal mit ’n Knallesfett einen Scha bernack spielt.« »Ich mein ja auch, Admiral, dasz die Deern ihm den lumpigen Kuß bött’ geben tönncnl« rief der Dicke. »Aber damit is doch nu nichts gehol fen! Willst nich mit riiusfaliren?'« »Nee. Geb man ruhig iu Haus-, Gontard. Eber ersausst Du in Dei nem bolsteiniscken Federl-ett, als der Jung im Wasser-. Das ist ’ne Amphi bie. Weißt, was ’ne Amdhibie ist« Gontard?« Diese eherne Zuversicht versehlte ihre Wirkung nicht. Knurrend und brummend wandte sich der Hasentom maudant ab. Er mußte sich selbst sagen, daß ein Schwimmer wie Kurt Decken hundert Meter vom Lande und in areisbarer Nähe des Laufstegs nicht ertrintt. Außerdem hatte KurtDecten schon Wassertunststiickctken gemacht, die selbst einem seebesahrenen Menschen die Haare zu Berge sträubten. Die Geschichte konnte, richtiq überlegt, wirklich nur aus irgend ein Allotria hinauslaufen Also gesestiat, schwenkte er ab, um sein Töchterchen zu beruhiaem Inzwischen arbeiteten der Admiral und Tedie schweigend weiter. Es mochte etwa eine Viertelstunde vergan gen sein, als der Admiral langsam den Pseisenstummel aus dem Munde nahm, ausspie und fragte: «Tedje Muhl, meinst, daß er ersos sen ist?« »Ich mein nich, Herr Adm’ral.« As techt.« Länaere Pause. Dann —: ,,Tedje Muhl, weißt, Du kannst doch mal nachsehen. Ich dent eben dran — der Bengel ist ja verliebt ——— und das is immer der Anfang von allem Ungliick. Da hilft auch alles Schwim men nichts, wenn man verliebt is, Tedje MubL Nimm mal die grüne Jolle und schau Dich um.«, Als Tedie nach zwei Stunden mit einem Banditenschmunzeln aus dem verwitterten Seemannsgesicht bei sei-— nem Herrn sich einsand und diesem wie auch dem Hasentommandeur seine Erlebnisse zuflüsterte, sollte gerade der Knallefsett der Saison, der Korso, losgebem Dieser war als eine yumoruuscye Versinnbitdlichuna des Badelebeng ac dacht. »Also unter dem Lausstea hat er ge Wir-« »Tiä, Heer Admr’al. Erst hat er aeschumpsen, daß ich nich schon sriiher zukommen bin. Dann mußte ich fix ne Badetarr in See bringen, und da is er unter Wasser reinaeichwommew An Land is er nach Hause aeschlicksen nnd da hab ich ihm geholfen, seinen Waaen zurecht machen. Und —---— hol mich dieser oder jener, Herr Adi« m’ral Mda kommt er schont« Richtig. Der Waaenzna nahte· Vo ran ein großer Kahn voller Musikan ten ---als Meeraöttet gekleidet und mit Schilskriinzen aus dein Kopf. Dann ein hübsch deivrirtes Seaelboot, in weicksem einentlich auch Linie Gan tard hätte sitzen müssen. Diese war aber verhindert, da sie alüetselia am Halse ihres Vaters bina und ietzt erst dem Zuge entaeiaeneiite —---— —- » denn e nasbte der dritte Wagen. Rspei mit Seearas und sriscksen Wasser-tosen aeschmsiiette Waaenbiicke, wie sie zum Transvort von Lannholz benutzt werden. waren weit auseinan demewaen nnd mit zwei lanaen scksrislnienden Los-sen Meat —-— als .-. n ».«-e,,i:.e.« m««.s.-.;sk»» des Lausiteas allgemein mit Jubel be »in-e und ein vm Bot-tm wim Kurt Decken einen von lehhofter Ge müthshewegung zeugenden wilden nz. Als er Lueie Gontard erblickte, streckte er ihr lachend beide Hände ent gegen—und sienahm ans Mit einem Schwunge war sie oben. Natürlich mußte er sue halten, damit sie nicht falle —— sehr fest sogar mußte er sie halten« Und das mag wohl auch der Grund sein, daß eine ganze Anzahl Zuschauer den Eindruck hatte, Lucie Gontard habe sich vor aller Augen liissen lassen. Einige behaupteten so gar, es hätte ordentlich getnallt . .. Aber schliesslich -—’—tr«as war dabei? Daß die beiden mächtigen Menschen, trotz ihres scheinbaren Kriegszustan des, zusammen-gehörten das wußte längst die ganze Gesellschaft Viel fruher, als die beiden selbst. Die cffene Thür. lAuS hinterlassenen Papieren eines GeneralsJ »Es giebt Dinge zwischen Himmel und Erde —-—« wie oft hat der artne Shakespeare schon herlatsen müssen, um Lächerlichleiten zu demänteln und zu entschuldiaent Aber trotz alledem: es giebt Dinge Zwischen Himmel und Erde! Und Ihr jungen Leute, die Ishr heutzutage neue Gebiete der Natursorichungen erschlos sen habt, die Jlir mit unsichtbaren Strahlen arbeitet, von keines Men schen Auge erschaute Sterne auf die photographische Platte bannt, die vanose und Suggestion kennt — Jhr, diintt mich, solltet am wenigsten lachen, wenn ein alter Mann, wie ich, den großen Briten citirt: Es giebt Dinge zwischen Himmel und Erdet Hört zu: Selbsterlehtes, lein Mär chen, will ich Euch erzählen. Dort oben, wo nach der Ansicht ehr licher Leute sich Wölfe und Füchse gute Nach-i sagen und wo doch die herrlich sten Wälder ihre Kronen in klaren Seen spiegeln, wo der Eichforst von Romove zur Bernsteintüste Und zu den Sluadiinen hinüberariißt, in der Hei math des Perrunos, Pitullos und Po tritnvos stand meine Wiege. Von Kind aus bin ich in Wald und Feld umher aelausen und als Vieriähriaer schwamm ich schon wie ein Aal in der Ostsee. Mein Vater war ein nüchter ner Mann, der gern erzählte wie er. Anno 1815 auf einem Schloß in der - Champaane die Hauzaespenster mit seinen Reiterpistolen zum Teufel ere iaat habe und der meine Amme fürch terlich prügelte weit sie sich einfallen ließ, mir vom »schwarzen Mann« zu erzählen. Meine Mutter war eine schösnaeistige Dame, die iriit den Brü dern Schlegel torresdondirte und höchst aufgeklärt machte. Ihr setiet Werb lich bin ich nicht belastet. Auch meine Erziehung war in keiner Weise ange than, uin mich an Geister. Ahnunaen, Vorzeichen und ähnliche Dinge glau ben zu machen· Der Vater schickte niich oft svöt in der Nacht in den zielte-r, um ihm eine Flasche seines ac liebten Musiat Luuel heraufzuholem und ich nahm nicht einmal eine Kerze mit, obwohl der Wea lang, vielfach verschlunaen und stocksinster war. »Wenn Du etwas Aufzeiaewölinli ckes hörst nnd siehst, mein Kind,« vileate der alteHerr zu sagen, »dann bleibst Du stehen und itberlegsL was es sein kann. Rumeist stammen Ge räusche von Kayen oder abvlatzendem Kalk. Glaubst Du aber. es sei ein Mensch, dann ach-e ans ihn los: Paß ans: Er wird ausreisiem wie Schafs leder!« Mit elf Jahren tam ich in’s Kadet tentorps: da war natürlich auch teine Stätte für Ammenmiirchem und wir Jungens mchten uns oft den Spai;, zur Nacht-fett aus den naheaelegenen Kirchhof zu aehen. Furcht hatten wir wohl, aber nicht vor Gespenstern, fon dern vor dem Studenälteften, der un sereMondscheitthlussiiiae dem Haupt mann melden konnte. - Aus dein Korps trat ich in daz ztoeite Garde-Kiirassser-Reaiment iu. Berlin, wo meine Eltern Winter über ihren Wohnsitz zu haben pflegten und wo mir auch die Ehre zu Theil wurde, dem geistvollen König not-gestellt zu werden: das war Anfang der Vierzis ger Jahre. Jch war etwa vier oder funfzraure Ofsizien da besuchte ich in einem Frühjahr meine oftpreufiischen Ver wandten und Bekannten. Ein halbe-J Dutzend Güter hatte ich schon abge arast. da mach-te ich inich nach Rom bischlen auf, einem wundervollen Be sitz der gräflichen Fan ie v. A ..... auf dem damals Grau Geora A» Maior a. D. und Krieaslamerad mei nes Vaters wohnte. Der Graf hatte eine Tochter aus erster Ehe, die lieb liche Ellen, ein reizendes blondes Mild chen von 18oderl9 Jahren, die mit dem Rittmeifter Baron V . .. der Pes tersburaer Gardetavallerie, einem Kurländer. verlobt war: in jenen Ta aen sollte die Hochzeit stattfinden Graf A. selbst war zum zweitenmal verheiratket mit einer Freiin C..., einer Frau von medhiftovlyelifcker Schönheit Hatte Ellen blondes Haar, blaue Auaeu und die reaelmäßiaen Altar« so war die iunae Frau — die biirstens drei lstakyre älter war. als ibre Stieftochter —- braun an Augen« wie Haar, und ihr Gesisiit enstbelnte iealicker Snnsmetrin irr-Indem zoa sie sofort alle-r Blicke auf sich durch die wilde Graiie ihres Wesens. Graf A. und Herin, seine Gattin, lebten in der aliicklichsten Ehe, und derselbe freundliche Stern sollte auch allem Anscksr in n-«b über dem jnnaen Paar leuchten Baron B. überhäuste feine Braut mit Beweisen der Zärt litt-leih und Ellen betete den schönen Mann an, der einen Kon grö wie sie war und von dem die är er zählte, er habe einst ein wildes Pferd mit einem Faustschlags zu Boden- ge worfen. Natürlich nur Märchen — aber charakteristisch Schloß Rombischlen liegt herrlich auf einer Anhijhz die sich steil aus der Memel erhebt. Ein Flügel ist aus Granitfundament bis an den Strand l)-eranaefül7rt, so daß man, wie in einem oenezianischen Palast, aus den Fenstern in das Wasser h-ineinspringen könnte. Ein prachtvoller Parl im eng lischen Geschmack, unigiebt den Her rensiiz und drüben, jenseits der stolzen MeineL öffnet sich ein lieblicher Blick in die weite Niederuna und auf die Riombifchter Waldungen. Wir -—— etwa zwanzig bis dreißig Hochneitsgästr. zumeist ostpreußifche Landaristokratie, und einige Freunde des Bräutigams, verlebten entzückende Tage in dieser anmuthigen Gegend. Wasser- und Wagenpartien wechselten mit ein-ander ab und am Vorabend der Hoclszeit führte uns ein Spazierritt weithin iiber die Besitzungen des Gra fen. Ich sehe sie noch- alle; den alten Herrn auf seinem bewährten Rappen, Ell-en aus ihrem Falbein die Gsräfin auf einein unbändian Scheel, Baron B. aus herrlichem (ttoldfuchs, dem Ge schenk eines Großfürst-e:i. Als wir vom Acker, über den eine slotte Steeplechase geritten worden war, in den Wald einritten, sagte einer der Herren lacksend: »Und in Pofeidons Fichtenhain— tritt er mit frommem Schauder eins An diese Bemerkung knüpfte sich ein Gespräch über Ahnunan und Anzei chen, und bald aab ein jeder seine Hausfuae zum besten. Der eine erzählte von Wichtelmännchen, der andere von einer weißen Frau, der dritte von einem mysteriösen Trintpotal u.s. w »Nun, GrafA., und was haben Sie für ein artiaes Fainilienaeschichtchen?« fraate endlich ein Gast den alten Herrn, der still feines Weges dahin ritt Und lächelnd zu allen Erzählun aen den Kon schüttelte, ,.aeben Sie uns, bitte, auch etwas zum besten.'« Der Graf sah den Frager fast un willia an: »Ich alaube an diese Thorheiten nicht!« »Aber wir haben doch eine Fami lienfaae,« fiel die Gräfin ein. »Und wenn mir mein Herr und Gebieter auch abwinlt —« ich will sie erzählen, wie sie mir erzählt worden ist. Vor bund-er ten von Jahren safien die Atmen mei neg Mannes hier schon auf Rombisch ken: sie waren tvSeiden, wie alle alten Mreufien Endlich lief-, sich einer von ihnen zum Christentbnni belehren. Er baute die alte Fiirase imDorf mit der (t-tral1tanelle und wurde dort als Erster kestattet Als er anf dem Sterbebette laa, erschienen iltm die Heidenaötter, denen er abaesckmoren hatte. Sie durften ihm nichts anhaben, denn der lsbriftenvriester mit dem Kreuz stand dabei: aber sie verflncksten den Unge treuen in aräfilicken Tönen und spra chen: »Du und Deine Nachkommen — Ihr sollt den Tod fiirrfiten lernen! Je desmaL Wenn einer stirbt, am Vor abend seines Todes-, soll die Tbür der Grablanelle offen lieben, ok- sie auch verschlossen war. Wisse, das sind wir, die alten Götter!« Und so aesebieht es ietzt noch immer durch die Jahrhun derte bis in unsere Taae hinein.« Diese Ereiibluncr welche die Gräfin in ihrer seltsam-en Art nnd Weise, mitten im Forst mit Ausdruck vor trun. fand allaemeinen Beifall nnd Herr v· D» ein Verwandter des Ba rons, machte den Vorschla.a, nach dem Dorf biniiber zu reiten und die selt same Pforte anmsehm Der alte Gras hatte emiae lrmwanoe als aver seine Gattin ——dic wie eine Walliire zu Pferde saf-. ——- dem Scheck die -Svoren aab nnd dabinsauste, solate ihr die aanxe Kavallade und nach sehn Minuten leielten wir vor der Kirche und Grabkahellentbiin Und die Jbiir stand offen! Weit offen. so dast nsan in den ’6lana bineinsals und rechts und links die bestaubten Same erkennen konnte. ,,11nsinn!« saate Baron V, »Wabr scheinlich vom Wind aufaesvrnnaen! »Aber die Bauerniunaen haben daran »aesvielt’« H Aber Niemand wollte an die Erklä ; runa glauben, und etwas aedriiclt und Tstill kamen wir wieder im Schloß an. jDoch bei junaen Leuten und zumal solchen. die eine Hochzeit feiern woll ten, halten trübe Stimmunan nicht Latac vor; schon nach einer halben Stunde scholl fröhliches Lachen und Schergen durch die Zimmer und als der große Fackel-jun der Dorsbewohner vor der Rampe ausmsarschirte, da war die echte Polterabendlaune da. Ich hatte scharf dem Champagner zuaesvrochen und aina um die zehnte Stunde ein wenia in den Part, um mich abzutüblenx der Mond war bei nahe voll und zauberte seltsame Schatten aus die Rasensliichen und merkwürdiae Reslere aus die Sträu cher und Baumarupnen Auf einer versteckten Bank nahm ich Platz und träumte für mich hin: wie still, wie aebeimnißvoll still war es hier! Nichts als das leise Plätschern des Stromes in der Ferne! Plötzlich hörte ich einen schlürfen den· knirsrlienden Ton, als ob eine Sohle sliichtia iiker den Sand h-inalei let. Und nun löst sich drüben in der Kastaniensaller. die im halbdunkelda liaet. eine düstere Gestalt aus der Fin sternifr und schwebt mit flieaendem Schleier nach dem Sckslosi zu. Schon will ich mich ersticken und ihr nacheilen, da iciselt mein Anae eine weite Er sckeinnna. Lanasam. aeisterl1-ast. wie ein Schemen aleiiet eine weiße Gestalt euer iiber den Rasen; die Hände hiini am schlaff aus beiden Seiten herab, der seon ist hintenübergefassem Die Erscheinung tonnnt aus derselben Richtung wie die dunkle Gestalt, nnd such sie verschwindet gegen das Schloß m. Ich fasse an meinen Kopf; träume ich? bin ich betrunken? Habe ich Hal luzinationen? Aber vielleicht erscheinen sie noch einmal?! Jch warte fünf, zehn Mi nuten —- endlich ein Tritt. Aber nichts Geisterhaftes, fest und männ lich! Sporen und das Glimmen einer Zigarre. Jch sehe genau zu, der Riitmeister Baron B» der gemächlich des Weges daheriommi. Er sieht mich nicht, geht auf zehn Schritte an mir vorbei und summt ein Liedchen vor sich hin, deutlich höre ich einige Worte: Es ist ein altes Chanson und der Schluß lautet: ,,Mais hors du mariage ca fait toujors plaisir.« Gut, er raucht seine Abendzigatre—— aber sein Lied mißfällt mir; wenn ich einmal Bräutigam bin und am Vor abend der Hochzeit in den Park gehe, dann singe ich ein Danilied in meinem Herzen, und auf meinen Lippen soll nur der reine Name meiner Braut schweben. So gingen meine Gedanken damals-. Bald darauf erhob ich mich und suchte mein Zimmer auf, denn ich war müde und sollte morgen als Vortänzer fun giren: das ist ein anstrengendes Ehren amt. Am andern Morgen, ich stehe gerad vor dem Toilettenspiegel, höre ich einen Schrei, dann Lärmen und Laufen. Draußen jagt ein berittener Bote nach dem Dorf hinunter. Was ist geschehen? Jch fahre schnell in den Kollek, nehme die Mütze und will mein Zimmer ver-’ lassen, da tritt mir der alte Johann, der mich bedient, entgegen, ein Bild des Jammers: Thräneniiberströmt, blaß wie der Kalt an der Wand, schlot ternd an allen Gliedern. ,,Mann —- Mann, was ist denn ge schehen?« »Die Komtefs’ —- ist —- todt.« Und so war es wirklich. Als Ellen am Morgen auf das Klopfen ihrer Jungfer nicht öffnete und die Thiir er brochen worden war, fand man sie am offenen Fenster leblos: die Arme nie derhängend, der Kopf hinteniiberge beugt, in schneesriszem Gewande. Unter dem Fenster rauschte der Strom. Der Arzt, ker bald zur Stelle war, glaubte Herzschlag annehmen zu dür fen; jedenfalls war der Tod schon ge stern Abend eingetreten, spätestens ge gen 11 Uhr. Der alte Graf war untröstlich, in einer Nacht wurde er grau. Die Stief mutter-Jud der Bräutigam zeigten gute Haltung und waren gefaßt. Jn der alten Kapelle wurde sie ge bettet, in einem weißen Sarg unter Myrthen. Jn aller Augen schimmer ten Thränen, als sie die Braut hinein trugen. Und die Leute vom Dorf flüstertem »Die Thiir war offen!« Die Zukunft ver JudianetX Ueber die Zukunft der rnittelame:i tanischen Jndianerstämme äußert sich Karl Sapper im Archiv für Rassen und Gesellschafts-Biologie Jahrgang 1905. Der Globus berichtet dariibert Die kleinen Urwaldstämme gehen trotz eines verhältnismäßig großen Maßes politischer, zum Theil auch noch kultu reller Unabhänaiakeit weaen der un günstigen Gesundheits- und Erwerbs- " verhältnisse ihres Wohnortes ihrem Untergange entgegen und sind theil weise bereits im Aussterben begriffen. Jhre entlegenen Wohnorte schützen sie zwar einigermaßen vor rascher-Ver mischung mit Weißen und Mestizen, aber schließlich wird durch den immer stärker werdenden Verkehr und die wirthschaftliche Abhängigkeit das End ziel der noch lebensfähigen, wenig volkreichen Urwaldstämme, das Aus gehen in der umgebenden Mischlings beoölierung, erreicht werden. Rasch wird dieses Aufgehen in der Mestizen umgebung eintreten bei den wenig volkreichen Jndianerstämmen« die jetzt nur noch kleine, inselartige Gebiete in mitten spanischer Umgebung besitzen und ihre eigene Sprache und Kultur bereits ganz oder fast ganz verloren haben. Eine bedeutende Widerstands straft werden dagegen die tompatten HJndianermassen Guatemalas und ISiidmexitos beweisen, da bei ihnen ieinmal die natürliche Volksvermis irung recht bedeutend ist, und ander Lseiis auch stellenweise eine gewisse wirthschastliche Selbständigkeit vor ihanden ist in jenen Gegenden, wo Jn dianer großen Grundbesitz ihr eigen nennen. Dort diirstc in der nächsten Zeit die Zahl der Jndiäner noch be deutend anwachsen, aber bei dem stei genden Eindringen der spanischen Sprache und europäischen Kultur wie entsprechenden Rückgang-Z der indiani schen Eigenart wird auch hier schließ lich das Endziel darin zu finden sein, daß allmählich Vermischung mit der umliegenden europäischen wie Mesti zenbevöllerung eintreten wird und so —- sreilich erst nach Jahrhunderten — der Untergang der reinen Indiana rasse besigelt sein wird, ein Untergang, den indianische Sprachen noch ein wenig, indianische Kulturelemente aber wohl für immer iiberleben werden Ein seien aus Der-the Jn einer größeren Gesellschaft muss kürzlich die Behauptung an gestey aus »Mensch« nnd aus » en lan gäbe es keinen Reim. Ob der « ensM sich reimt« weiß ich nicht, dess- aben aus Deutschland ein Reitn vorhanden sei, konnte Schreiber dieses mit einem Gedicht des Schriftstellers A. Schnezs ler beweisen, der in seiner humoristis schen Ruphsodie: ,,Delirium rimanb« u. a. folgendes sagt: »O daß reimen sich aus Erden Alles ungereimt-e ließe! » Bald zu einem Paradiese »Is) Würde sie dem Menschen werden« Der doch selbst vor allen Dingen T« Jst in keinen Reim zu bringen« b Und vor allem du« o Devisss la n d, Dem so mancher Funkenstern, Dran du sehnlich dich gesrrus chwand In ein ödes Dunkel sernt Mögsi du von des Nordens Sunde Bis zum Saum des Alpentranzes Dich zu einem Riesenhunde Einen, als gereimtes Ganzes! Aus der Kasernr. Oberst (sich an einenSolbaten wem dend): »Bist Du zufrieden mit des Menage?« Z « Soldat: »Jawohl, Herr Obersti« Oberst :,,Bekommen nicht Einzelne bisweilen größere Portionsen als bis Anderen?« Soldat: »Nein, nein, Herr Oberst, mir. kriegen alle blos lleene Portio nen.« Konservativ. Schneidermeister: »Sie haben vor Kurzem eine schöne «Summe von Ihrem verstorbenen Onkel geerbt, Herr Sch.midt; warum bezahlen Si mich jetzt nicht?" »Ich bin ein großer Feind von Aeußerlichkeiten. Ich will nicht, daß man von mir sagt, mein neuer Reich thum hat mich veranlaßt, von meinen früheren einfachen Gewohnheiten ab· zulassen-!« Im Barbiergeschäst. Junger Mann: ,»,Jct) lasse mich zum erstenmal rasiren!« Lehrling (vertraulich): »Und ich rasire ’S erstemal!« Energie. Dienstmädchen: »Seit die Herr schaft merkt, daß ich an der Thiit horche, spricht sie nur noch französisch zusammen . . . . jetzt heißt’s aber stu biren.« BostiafD Tantet »Ueber eine Stunde singe ich dem Bubi schbn vor, under schreit immer noch fort! Was soll ich dens ba thun?« Vater: »Aufhören!« Zu arg. Diener (ber in der Premiere des Stückes seines Herrn ist, als alles pfeift): »Ich bin acht Jahre bei mei nem Herrn, aber zu dem Zeug mns ich wirklich auch pfeifen!« In nKrlsbath »Wissen- Sie, im Anfang der Sai son ist’s immer sehr voll, in biet Wo chen giebt es mehr Platz.« »Reifen denn die meisten schon so früh wieder ab?« »Das nicht, aber sie werden diini ner.« Malier. Schauspielerin: »Ich höre, Herr Direktor, Sie wollen eine Konkurren tin engagiren?«' Direktor: »Aber die ist ja keine Konkurrentin von Ihnen, die spiels ja vorzüglich.« Sein letzter Wunsch. Bauer (auf dem Sterbebette, zur Bäuerin): »Und woaßt, Zenzl, wennsi wirklich no’ mal heirih’st, nachher nimmst ’n Hupfauer Toni, der is mi no’ hundert Guld’n schuldi’!« Einzigcr Fall. Lentnani A.: »Der Oberst sieht ja heute wieder aus wie das reine ha gelwetter!« Leutnant B.: »Das ist doch bei dem nichts Neues-! Ich habe ihn überhaupt nur einmal lachen sehen — und da war er in Civil!« Ein guter Sohn. »Wie viel hab' ich getrunken, Willy«s« Fünf Maß, Vater!« »So viel? Wenn Dir nachher d’ Mutter fragt, so sagst Du drei — — jetzt ionin1’!« »Ach, Papa, wenn ich doch einmal lügen soll, da kannst Du meinetwegw noch eine Maß trinken!« Häusllchc Justiz· Kommissar (zu einem wegen Trun kenheit auf die Polizeiwache verbrach ten Arrestanten): »Ja, was soll i denn mit Ihnen ansangens J werde Sie halt iiber Nacht einst-er ren.« Umstaan »Bitt’ schön, Herr Kom missär, lassen S’ mich laufen, i lrieg’ von meiner Alten 3’Haus e - mein Theil!«