s Nebraska T Staats Inzcigrr Und Yrrold J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island. Nein-» sk. November 1905 (chitcr Thril.) Jahrgang 26 No. 1(). Klagi eine-? Wenn an des Abendkiwnels Pracht Versintt ein Meteor, Magi Eines, daß ein Licht verglüht? Ein Sternlein sich verlor? Wenn in dem fündendunklen All Versinki ein Menschenherz, Klagi Eines, daß ein Glück verglüht? Fühlt Eines tiefern Schmerz? Vorbei! Vorbei! Die Jagd nach Glück Fragt nicht, was jäh zerschellt, Und jeder Stern, und jedes Herz Jst eine ganze Welt. A. N i i s ch l e. Ver Sonderling. sVon Paul Schüler. Er saß AMd fiir Abend in einem s einsamen Winkel ,unseres Stammh kals. Eines Abends ———- ich dachte, mir sollte das Seidel aus der Hand fallen —- sprach er mich an. »Sie sind Bankier,« sagte er; »was halten Sie von amerilanifchen Eisen bahnpapieren?« Als ich meine Fassung wiederge wonnen hatte, antwortete ich ihm, ich hätte Meinung dafür,« und setzte ihm meine Gründe auseinander. »Sie meinen also,« faßte er meine Darlegung zusammen, »man lönne die Papiere behalten? Jch habe mir nämlich fiir hunderttausend Mark an geschafft-« . . »Ich meine,« erklärte ich mit Ue berzeugung, »man muß sie behalten.« Herr Fabins bedankte sich und be- ; gab sich in seinen einsamen Winkel. ; . Zwei Tage später standen die Pa- ; viere drei Prozent niedriger, dann hielten sie sich ein paar Tage, und dann —- dann fielen sie nicht mehr, nein, sie stiirzten· Es war halsbreche risch, wie die Dinger stürzten. Jn der Verwaltung der Eisenbahngesellschast waren nämlich Unregelmäßigkeiien vorgekommen von einer Großartig keit, wie sie nur in den Vereinigten Staaten von Nordamerika möglich tit. Meiner Ansicht nach konnte der un glückselige Herr Fabius mit seinen Papieren getrost die Wände tapeziren. Drei Monate vergingen, bis ichden Muth fand, meine Kneipe wieder auf zusuchen. Wahrhaftig da saß er wie der, der Mann, der mein armes Ge wissen mit dem niederdrückenden Ge wichte von hunderttausend Mart be lastet hatte. Rednzirt sah er noch nicht aus« trotz seines großen Verlustes. Was war dag? Er grüßte? Und der Gruß galt mir? Er lächelte sogar? Es war das erste Mal, daß ich den Mann lächeln sah, und es war lein bitteres oder spöttisches, nein, ein ver bindliches Lächeln. Und schon trat er aus mich zu, schüttelte mir kräftig die Hand und sprach: »Ich wollte mich schon immer bei Jhncn bedanien.·leer Sie kamen ja nicht« »Bedanken?« fragte ich erstaunt. »Sie haben mir vor etwa drei Mo naten einen Rath-ertheilt« »Wald ertheilt,« entgegnete , ich scharf, »habe ich nicht. Jch habe nur meine Meinung geäußert.«' »Ob Rath oder Meinung,« sprach er, »Jhnen verdanke ich, daß ich heute hunderttausend Mart mehr im Ver mögen habe.« »«a « aber ich verstehe nicht,« entgegnete ich und faßte mir nach dem Kopfe, »soviel ich weiß, habe ichJhnen doch gesagt, daß mnn die Amerikaner behalten mlisfe.« »Das haben Sie.« »Und gleich daraus sind sie gefallen, gestürzt und mit einer Schnelligkeit gestürzt, daß einem Hören und Sehen verging . . . .« »Das sind sie.« Ich lächelte ihm stumpssinnig ins Gesicht. »Sie sagten mir,« fuhr er fort, »man müsse amerikanische Eisenbahn papiere behalten. Jch habe denn auch gleich am nächsten Tage alle-, was ich von diesen jämmerlichen Papieren i halt-, verkauft-« s »Herr!« rief ich empört. »hielten ! Sie mich denn fiir einen Hans Narr? ! Machte ich denn einen so blödsinnigen gindruck auf Sie, daß Sie ·--—- daß te —- —— « »Sie sind mir böse,« sprach er be trübt. »Sehen Sie, so ging es mir mit meinen besten Freunden! Jch sragte sie Um Rath, und wenn ich dann das Gegeirtheil that, dann wur den sie böse. Sie haben mich alle ver lassen, alle. Und ich wollte doch Nie mand tränken.« »Ja, aber sehen Sie denn nicht ein,« fragte ich, »daß Ihr Verhalten die Leute verbittern muß? Weshalb thun Sie das Gegentheil von dem, was man ihnen räth »Ich habe mich bei dieser Methode stets wohi besunden.« »Selisam,« sagte ich, »sehr selt samt« Er sah mich im mit einem langen Blick. Dann bewegte er langsam den Kopf auf und nieder, und dann sprach er: »Kommet: Sie in meine Ecke! Jch bin Jhnen Revanche schuldig fiir mein Mißtrauen Sie sollen mein Ver trauen haben. Vielleicht verstehen Sie mich und verzeihen mir, wenn Sie hö ren, wie es mir ergangen ist.« Ich feste mich an seinen Tisch, und et begann: »Ich war etwa so Jahre alt. Mein Vater war ein bejahrter Mann, er wünschte, ich sollte heira then. Jch hätte ihm gern den Gefallen gethan, aber ich wußte nicht recht, wen ich heirathen sollte. Mein Herz ge hörte damals zwei jungen Damen. Beiden war ich gleichmäßig gewogen, und so verschieden sie auch waren, so hielt ich doch jede von beiden siir werth, Lebenund Gut mit mir zu thei len. Sie müssen nämlich wissen, mein Vater war ein reicher Mann, ich war sein einziger Sohn, also was man eine gute Partie nennt. Die eine meiner Auserwählten war gleichfalls eitie gute Partie, sie war reich und schön, sehr schön ———- meine Klarisse, eine kö nigliche Erscheinung, aus Bällen, im Theater umlagert, um schwärmt, um worbent Und wie eine Königin ihre Unterthanen, so behandelte sie- die Männer: von oben herab, kühl —- un endlich kühl. Mich reizte diese liihle Unnahbarkeit. Mich reizte der Ver such, das Eis zu hrechen,iich spielte mit dem Gedanken: die Sonne sollte ich sein, die aus dem winterstarren Boden Blumen hervorzaulxert. Diese Gefühle verhinderien aber nicht, daß sich mein Herz gleichzeitig mit einem Mädchen beschäftigte, das weniger iiihl und weniger reich war als meine Filarisse. Sie war sogar arm, meine Thea, der Vater war Be amter gewesen« und die Mutter hatte auch nichts. Thea war in jeder Be ziehung das Gegentheil von Klarisse, nnd es war mir selber räthselhaft, wie diese zwei Seelen in meiner Brust gleichzeitig wohnen konnten. Thea nämlich war ein zierliches-, sanftes Wesen; unter schwarzen Locken blick ten tiefblaue Augen hervor, in denen sich eine komantiiche und leidenschaft liche Seele spiegelte. Bei Klarisse war alles Würde, bei Thea altes Gefühl. Bald trat diese stärker in den Vorder grund. bald jene, aber keine vermockte die andere zu verdrängen. Dieses Doppetspiel dauerte Monate lang. Jch nahm es hin als ein Phänomen. ais ein Ding, für das man keine Er klärung hat. Da mein Vater ein welt kinger Mann war, der es gewißlich gui mit mir meinte, so trug ich ihm den Fall vor und fragte ihn nm Rath. Er sagte: ,,Heirathe Filarisse, wenn Du sie kriegen kannst! Klarisse ist in der Lage, nach ihrer Wahl heirathen zu können. Sie wird einen Mann wählen, den sie gern hat« Ein armes Mädchen dagegen wird darauf bedacht fein, ihre Lage zu verbessern. Sie wird danach trachten, einen reichen Mann zu heirathen.« Jch bat meinen Vater, Thea nicht siir charakterlog zu halten; sie würde mich nicht heirathen, wenn sie mich nicht gern hätte, sagte ich ihm. »Gewiß, mein Junge,« sprach der Vater-, ,,davon bin ich überzeugt. Aber aber: das Geld ist eine Macht, der sich nur wenige entziehen tönnenx ganz unmerklich beeinflußt es die Meinung, es setzt die Vorzüge seines Besitzers in helleres Licht, ,und man chen Fehler deckt es gnädig zu. Theas kleine Ausmertsamleiten tamen ge-— wis; von Herzen. Aber sind sie ein vollgiltiger Beweis siir ihre Liebe? Steht nicht auch sie unbewuszt unter der Macht des Geldes? Ja, ja, mein Sohn, wer reich ist, musz rnisztranisch sein. Und wenn er ein armes Mäd chen sreit, un er hat keinen vollgilti-— gen Beweis dafür, das; das Mädchen ihn meint, dann lann er getrost nn nehnien, sie meint sein Poetemon naie.« Monatelang wartete ich ans den ,,vollgiltigenBeweis«, obgleich ich tetne rechte Vorstellung davon hatte, wie ein vollgiltiger Beweis beschaffen sein mußte· Drei Einladungen, die mir Theas Mutter in turzen Zwischen räumen schickte, — zum Mittagessen, zum Thee und zum Abendbrot lehnte ich rundweg ab. So miß trauisch war ich. Nach langer Zeit --— es waren Wochen verstrichen, in denen Thea und ihre Mutter nichts von sich hatten hören lassen, —-— ging ich wie der einmal hin zu ihnen. Thea war T nicht bleicher als sonst. Sie hatte lei ; ne verweinten Augen. Sie tlagte we Ider über Schlaslosigteit noch über i Mangel an Appetit, und einen Selbst Hmordversueh hatte sie auch nicht ge macht, sonst hätte es wohl in der Zei « tung gestanden. Daß sie lieb und nett »war und ihre blauen Augen ost und lange ans mir ruhen ließ, war doch Hschließlich kein vollgtltiger Beweis! : Mein Schicksal war entschieden. ; Länger durfte ich nicht zögern, wenn ich mir nicht die vielumworbene Kla risse entgehen lassen wollte. Ich hielt bei ihrem Vater um ihre Hand an. J Er empfing mich mit ossenen Armen. s Er versicherte mir, daß ich schon längst an erster Stelle vorgemertt sei. »Alle anderen,« sagte er, »fallen mit ihrer Forderung aus, Sie sollen befriedigt werden« Jn der Freude meines Herzens lachte ich über diese Geschmacklosigteii. Die Flitterwocksen verlebie ich in Italien. Die Flitterwochen Als ) wir in Rom waren, erhielten wir die s Nachricht, daß sich eine Freundin Kla rissens yerlobt habe. . »Wohl eine Neigungssache?" sagte ! ich, denn ich hatte die beiden Leutchen oft zusammen gesehen und beobachtet. l Klarisse zuckte die Achseln. »Ja, wes : halb soll es denn keine Neigungsfache sein?« sagte sie etwas gereizt. »Das ! Mädchen ist ja doch reich, kann also » nach ihrer Wahl heirathen. Ja, wenn J sie arm wäre und darauf angewiesen, einen reichen Mann zu nehmen. Aber so —— wo sie beide Geld haben ....« »Du bist naio,« erwiderte Klarisse und zog Verächtlich die Brauen in die Höhe. ,,Niemand ist mehr daran an gewiesen, reich zu heirathen, als ein Mädchen, das Geld hat« Ein armes Mädchen wird auch fertig, wenn es einen armen Kerl heirathet. Heirathet aber ein reiches Mädchen einen Habe nichtg, dann heißt es, auf Bequem lichkeiten und Annehmlichkeiten ver zichten. Papa sagte immer: Nur tei nen armen Mann, Klarissel Von der Liebe lann man nicht leben. Du hast Dich selber noch so amiisirt, wie er sagte, reich und reich gesellt sich gern.« Ich bestätigte, daß ihr Vater ein witziger Mensch sei. Damals dachte ich viel an Thea. Wir waren im schönen Lande Italien, im wunderschönen Monat Mai noch. dazu, und ich sror. Denn an meiner Seite war ein lebendiger Eigberg Kalt blieb Klarisse gegen mich, kalt ge genRom und alles. Mir schiene-, als ob ich selber dieFähigteit zumGenusse, die Kraft zur Freude verloren hätte. Das waren meine Flitterwochenk Da hatte ich die Arme verschmäht, um nicht des Geldes wegen genommen zu werden — nun hatte mich die Reiche gerade des Geldes wegen genommen .. Ein qualvolleg Jahr lebte ich mit Filarissa zusammen. Dann gingen wir » auseinander. Ein Kind war nicht da, « wir ließen uns auf Grund gegenseiti- i ger Einwilligung scheiden. Jch mußte oft an Thea denken, an ihre sinnigens Gaben, die Gxist und Gemüth zustande ! gebracht hatten, an ihre guten blauen s Augen« Das Glück hatte mir dieHand geboten, und ich hatte sie zurückgestos ßen. Durste ich nun noch nach- ihr greifen? Würde Thea den geschiede nen Mann nicht von sieh weisen? Ja, ich wollte noch einmal mein Glück ver-— j suchen. Jch wollte vor sie hintreten und ihr sagen, das-i ihr liebes Bild wie der und immse wieder vor meine Seele getreten ist. Ich wollte ihr sagen, daß meine Liebe versuchen würde, wiederl gutzumachen, was mein Mißtrauen an « ihr gesündigt habe. Jch wollte ihr sa- l gen . . . Gründlich überlegte ich mir alles, was ich meiner Thea sagen wollte, wenn ich ihr nun, nach einers Trennung von 16 Monaten, vor die Augen treten würde. Eines Sonntags zog ich den Ich chwar s zen Rock an und ging zu ihr. Dies Fianzleiräthin öffnete mir und führte mich in die gute Stube. Wie oft hat i ten wir drei dort gesessen und plau i deri! Jch fand nicht gleich das re- htei Wort. Verlegen strich i meinen schwarzen Cytinder. Die gute Fraui iam mir zu Hilfe und sprach: ,,Jchj weiß, was Sie herfiihrt, Herr Fa ; muss- i »So?-« fragte ich und fühlte mich! ordentlich erleichtert durch dieses Ent gegentornmen. »Und Sie haben nicht«- ; dagegen, dafz wir durch meine letztes Vergangenheit einen dicken Strich ma chen, und dafz Jshre Thea meine Frau i wird?« 1 »Wie?·« rief sie voller Bestiirzung ’«So wissen Sie also garnicht. . I »Was? —-« Was soll ich nicht wis s sen?« fragte sch. und ich nierite, wie mir die Hände zitterten Da brach die l atte Frau in Thränen aus und schluchetu »Daß ——— meine Thea - - todt ist!« Als sie ruhiger wurde, erzählte sie, daß Thea ins Wasser gegangen war. Ob ich es denn nicht in den Zeitungen gelesen hatte. s— Jch hatte täglich die Zeitungen gelesen. Nur an einem Tage hatte ich sie nicht gelesen. Es war der Tag nach meiner Hochzeit gewesen An diesem Tage aber mußte wohl das Unglück darin gestanden haben, denn an meinem Hochzeitstage war es ge schehen. Da hatte ich nun meinen »,,vollgiltigen Beweis«. . Er schwieg und blickte vor sich auf den Tisch. Nach einer Weile hob er die Augen, sah mich traurig an und isagtn gSind Sie mir noch böse?« das Unbi. Eine Wilddiebsgeschichte von A. D e s s a u e r. Anno dazumal war-Z als Gnaden fder Herr Landrichter von den Tag dieben, Handwerksburschen und rauf Iluftiaen Bauern noch sehr gefürchtet i wurde ——-Befond«ers der in Tölz war »O faktisch schiacher Herr« nach Aus saae aller, die das zweifelhafte Glück ; hatten, amtlich mit ihm zusammen zu karrathen Ein ganz besonderes Au akenmerk aber hatte er auf die Wilde rer: nicht leicht, daß einer, der ihm unterkam vor einem halben Jahre Hvieder wilderte, wenn man nicht ’s leaaen auf Ratten und Mäuf’ ohne ! speziell-e Erlaubniß auch unters- »Wil vern« rechnete l Gnaden Herr Landrichter hatte » selbst eine Jagd, und zwar die schönste Jin der ganzen Gegend; er hatte den idazu aehöriaen Hund nebst Stutzen, s den dazu gehörigen Jäger und, weil’5 j im Qberland denn halt doch nicht an ders geht, auch den oder die dazu ge hörig-en unaebetenen Jagdgäste. Schon dreimal waren ihm die schön sten Böcke weggeschossen worden. Der Jäger fluchte, daß der Tisch wackelte —(— ja, er greinte beinahe vor Muth und der Landrichter schlug mit der Faust aus sein Pult, daß ihm die Tinte aus die weißen Hosen spritzte und verschwor sich hoch und theuer, beim Landesherrn einzugehen, daß er den Wilderer, wenn er ihn erwische, mindestens in Oel sieden, aushängen, viertheilen und rädern lassen dürfe. Die armen Burschen, welche auf anderen Jagdariinden ertappt wur den, hatten auch zu dieser Zeit keine guten Tage. »Scho’ so viill ungläu big is er, der Herr Landrichter!« war die allgemeine Klage. Es war richtig, mit Aus-reden durfte ihm leiner kom men; lächerlich, ihm, selbst Jäger, vormachen zu wollen, daß einer mit dem Kiiaelstutzen von zwölf Millimei ter« Kaliber aus Spaßen hätte schießen siiollem und daß der Bock glrad’ durch Zufall zwischen dem Spatzen und dem Laus durchgetannt sei! Nur einem konnte er nicht an, und gerade auf den hatten er und sein Jä aer den meisten Verdacht; das war der Bruclbauern:SepPl vonLenagrieg, ein ,,Mord5hallodri«, wie weit und breit keiner war. Daß er wilderte, war ein offenes Geheimniß; aber auf der That ließ er sich nie ertappen. Zweimal schon stand er vor dein Gestrengen, der ihn unter seinen buschigenBrauen her vor ansah, als müßt’ er ein Geständ niß erzwingen — aber eg war ihm nicht heizutommsp « »Ich krieg’ den Kerl schon noch amal! Den lcg’ ich noch ’nein, daf; er an mich denkt — so wahr ich der Landrichter von Tölz bin! Werd’t Es sehen, Leut’, der geht mir noch in’s Garn; beobachten laß’ ich ihn Stund’ fiir Stund’, wenn er fortgeht, der Lo der, der elendige!« So iiufkerte sich der Vertreter der liierechtiaieit bier und da beim Vriiu am Honoratiorentisch: und nicht lanae darauf wurde der Sepd auch vorgela den - - alter von wegen ganz was- an derein. Der Sepp hatte einen Feind das war der Jochenbaner von Oberwarn ann. Die Feindschaft war aber gegen-« seitia» und siir den Joch-entrann um so weniger erfreulich, weil der Sevp die ardßeren Hände nnd die mehrere Kraft hatte. Wieder einmal hatte der Jo chenbauer das fühlen müssen. Am 6. November ist in Tölz ein großer Fest tag, Leonhardi. Wie der Jochenbaner so um 5 Uhr Nachmittaas sich ans den Heimweg macht —— nicht gerade voll, aber auch nicht gerade niichtern kommt ihm halbwegs von Obern-am gau der Sepp entgegen und haut ihm eine links und eine rechts herunter, daß der Joclrienbauer glaubt, ’5 hölli fche Feuer sahr’ ihm in die Auaeu. So erzählt er vor Gericht, und der Sevp steht dabei und schnitt de- nnd wehniiithia in den Boden hinein. »Na. Jochenbauer, kannst d’ es ans dein’ Eid nehmen, dasz ’g der Sepp war?«« ' »Mein’ scho’, Gnaden Herr Land-« richter; den Seddl werr’ i’ wohl lenna nnd den seini Mordspratz’n, seine da mischen, a’sviir’ i’ aa’ aus hundert ander’n ’taus!« »No’, Seppl, Hallodri elendiaer, jetzt kannst d’ US ia wieder Ivealeugnaz aber das LFC i’ dir, wann d’ leugn’ft, lrieast d’ ünfttndzwianir’g, daß dem Jochenbauern seine Watich’n noch gar nix dagea’n tvar’n! Verstehst nri’? . . . So, ietzt sag’: Warst d’ ’s oder warst d’ 's nit?« avostrovhtrte der Richter, der sehr volksthiimlich zu sein pflegte, den See-pl Der Seppl aber gestand zur größten Verwunderung des Fra ,aenden unumwunden die zweiWatsch’n ein« und der Schreiber schrieb insPro Moll, daß der Sepp Bruckbauer von Lenggries ,,freiwillig« gestanden habe, dem Joch-enbauern von Oberwarngau am Leonharditag gegen 6 Uhr Abends zwischen Tölz und Oberwarngau zwei Ohrfeigen gegeben zu haben· Für diese Entfernungsverminderung zwischen seiner Hand und seines Fein des Wange erhielt der Sepp drei Tage Arrest. Wie er wieder herauskommt, er wartet ihn der Sprattl von Tölz, ein reicher Gabe-meisten und redet ihn an: »Du, Seppl, hast jetzt du dem Jochenbauer die Watsch’n 7geben oder ’i?« »Mit-cis wirst ’S scho’ g’Wes’U set’; hab’ mir’s akei’ denkt, wie der Jochen . bauer auf mi’ g’sch-wor’n hat, weil mir zwoa do’ die selbig’ Statut hamm und ’s gleiche-G’wand! Aber i’ hab’ mir denkt: dem Geköersprattl wird ’s den gerscht net recht zuasag’n, bal’ er, a’ ana’seh’gner Bürgersmo’, ins Loch muaßx nimmst ’s auf di’, denk’ i’ mir, dir micht ’s eh nir aus, wann d’ a’ Paar Tag brummst, und der Sprattl werd’ si«e’ erkenntli’ zoaa’n·« ,,Thuat er aa’, Sepvl i’ lass’ mi net lump’n!« Dann ginan die beiden zum Bräu; der Seppl as-, und trank auf Sprattls Kosten Ersatz sür die drei mageren Tage und steckte dazu noch schmunzelnd zehn sunkelnde Guldenstiicke ein. Auf dem Heimwea brummte er ver aniiat: »Schau, schan, der Sprattl war’s; wer hätt’ dös denkt! GUat iH ’s ’ganqa!« Zwei Taae später meldete der Jäger dem Landrichter, daß er am Leonhar diiaa ganz bestimmt den Brnckbauer Sepp erkannt habe, wie er auf einen ; Bock geschossen habe: dann sei er ver s schwanden und auch die sofort erfolate l Untersuchung sei resultatlos getr-.esen I »Hast d- denn sn Sepp bestimmt gesehen-Zu - »Auf mein’ Eid hin, Gnaden Herr Landrichter-. nieiG’hils, der dabei war, hat ihn auch erkannt!« Der Sepp wird voraeladen Der Landrichter schwimmt inWonne, heute will er ein Exempel statuiren: ,,Gelt, i’ hab’ ’H g’saat, der aeht mir noch ins . Garn!« renommirte er schon vorher " seinen Sinmmtischgenossen gegenüber I »Na, Sepptt erttt mich, das-, wir i uns schon wieder sehn Wia aeht ’S I dir denn?«' spöttelte er »Ok) ausaeieicbnei. Gnaden Herr Landrichter!« antwortete der SeppL mit dem ganzen Uesicht grinsend ,,Wird dir s Lachen bald vergehn! Du Lump, gwiisert hast! Dies-mal hilft kein Lengnen mehr; der Jäger und der G’hilf lxab’n dich g’seh’n also ’raus mit dcr Sprach’, wie war dag?« ) »J’ hab’ net a« oildert, GnadensIerr i Landrichter-k« s »Jaget, wann habt ihr ihn a’seh«n?« ; »Am Leonhari itaa nm l; Uhr, keine I zehn Schritt’ vor mir!« »So, Seth ro warst du da, he?« i »in-enden Herr Landrichter, da hat« i’ dem Jochenbaitern die Wats(:l)’n ac ben —«— zwei Stirnd nnd a« halbe von der Stell’, Iro mi’ der Jana a’seh’n hab’n will; dafisr bin i’ zu Recht bers urtlieilt worrtn und hab’ mei’ Straf al«-’.,a’sessen, (Si:«-aden«.83,err Landrich ter.« Der Sepnl mußte sreiaesprochen werden ans dies Alibi hin; der Lands richter tobte; er wußt-c aam arti-an, das-, der Sepp aeniildert hatte; aber er war machtlos ;-— er war ihm ja selbst in die Falle aeaanaen Der Sprattl aber saate nachher zum Seppl: »anp elendiacr, also dessent trean hast du den Charaktervolln g’shielt! . . . . Woas3t, ’5 Maul bal i’ net halt’n miiaszt’ wea’n meiner selbst, i’ zoagat di« ganz’ (53’sehicht’ an « nacha lunnt’st d’ a’ Jahrl brimnna, du Tropf, du eiskalta!« ——--. »Ohne Gagelss » Sie spielen ohne Gage mit, nämlich ’ sechs Damen, die am 20. August zum Tellspiel nach Altdorf gekommen wa ren und in einer Reihe sechs Sperrsitz stiihle zu 8 Franken besetzt hielten. Sie hatten die überall angebrachte Vor schrift: »Man wird gebeten, die Hüte abzunehmen«, nicht beachtet. Den er sten Alt hatten die hinter den Damen sitz-enden Zuschauer nicht mit ihrem »Hm ab!« unterbrechen wollen. Nach dem Aktschluß aber ersuchte, wie wir sin den Aargauer Nachrichten lesen, ein Herr die Hutträgerinnen, sich der Vor schrift zu fügen; er stieß jedoch auf taltlächelnde Ablehnung. Da wandte er sich an ein Mitglied des Tellspiel ausschusses, das die Damen — es wa ren Französinnen —- höslich in franzö sischer Sprache bat, ihre Hüte abzuneh men. Auch wer Herr vom Ausschuß begegnete nur indianirtem Ach.selzucken. Selbst die Drohung mit der Polizei brachte den weiblichen Starrsinn nicht zum Wanken. Athemlose Spannung: alles sieht nach den Damen. Da er scheint, als schon der Vorhang aufge zogen ist, ein Landjäger im Saale und niacht den Damen begreiflich, dasdie Hüte nicht geduldet werden. Die Da men nehmen leine Notiz von ihm-Dis Darsteller auf der Bühne, der alte At tinghausen und der Junker Mide verwandeln sich ihrerseits in Zuschauer. Die Szene ist ins Publikum verlegt, die Hauptrolle liegt in den Händen des weißbärtigen Polizisten. Dieser sieht, etwas verwirrt, durch die allgemeine Aufmerksamkeit, zuerst unschliissig da, sieht aber, durch Zurufe aus demPub likum ermuntert», dann ein, daß hier gehandelt werden muß; er greift da her ——— die Spannung der Zuschauer hat ihren Höhepunkt erreicht —- nach dem Hut der zunächst sitzenden Dame und versucht, ihn ihr abzunehmen. In diesem Auaenblick brichst das »Publi kum in stosenden Beifall au. Aus hunderten von Kehlen wird Bravo ge rufen, Hunderte von Händen llatschen Beifall. Die sechs Damen erheben sich von den Sitzen und verlassen, begleitet von dem ironifchen Beifall des ganzen Hauses ihre Plätze und das Gebäude. Jetzt erst kann das Spiel beginnen. -—-——-· Muthin nnd treu. Edison, unser in der ganzen Wie-It berühmter Elektriker, war eins armer Junge. Er verkaufte Zeitungen, machte Botengänge, kurzum, that alles, was ein ehrlicher Junge im Stande war zu thun, um seinen Un terhalt zu verdienen. Eines Sommertaaes als ein Eisen bahnzua getrennt und wieder zusam msenaekoppelt wurde, sandte man einen Waggon die Bashnstrecke hinunter ohne einen Bremser, denselben zu kon trolliren. Ed-ison, der sich aus dem Verrosn etwas zu schaffen machte, schaute sich gerade um und sah, daß Idee Bahnwiikters Söhnchen, der Ge fahr aanz unbewußt, auf dem Geleise spielte. Er sprana vor, schloß das Kind in seine Arme und w rf sich, keine Se kunde zu früh, zur eite des Geleises, mit dem- Gesicht in den scharfen Sand . fallend. So nahe war der Waagon, ? daß dessen Vorderrad auf den Absatz seines Stiefels stieß. « »Ich war im Billetschalter,« saate ;des Kindes Vater, »p«löt31ich hörte ich einen Schrei und kam herzu. als die « Bahnbediensteten die beiden brachten.« J Da er auf keine and ere Weise seine . Dankbarkeit bereugen konnte, sagte der Mann: ..Albsert. wenn Du vier Tag-e in der Woche ein wenig auf Jimmie acbthaben willst, während ich zusm ! Dienst bin, dann will ich Dich das Telearaphiren lehren·« »Ist es Ihr Ernit2« fraate Edison. »Ja« —- Er bot ihm die Hand und faatet »Es ailt!« Und so kam es, daß Edison Telegraphist wurde. — Miszlmrgene List. ! Thibaut der Zweite, Graf der ’ Champagne, hatte öffentlich bekannt Iaemachn daß, so eine hundertköpfige I Schafheerde durch eine seiner Städte i ziehe, hierfür jedesmal eine festgesetzte »leaabe zu erlegen sei. Nun weiß sman ja, daß Bauern, wie heute noch,« spzu keiner Zeit Freunde von Steuern : in iraend welcher Form gewesen sind, und darum versielen die von dem Gebote Thibauts Betroffenen auf den listiaen Einfall, statt 100 nur 99 Köpfe starke Schasheerden zu bilden und so das Gebot zu umgehen. Thi bant jedoch erfuhr von der bäuerlichen List und ordnete an, daß fortan bei Heerden von 99 Stiick der Führer der Heerde gleichfalls fiir ein Schaf zu rechnen sei. Seit dieser Zeit datirt das bekannte französischer Sprichwort: »Ist Schafe und 1 Einwohner der Champagne sind gleich 100 Schafen.« Der hier asenannte Thibaut war seines Namens der Zweite; er ist der Ahn berr des Königs von Navarra. —-——---· »Hier ist alles volls-. Aus Höchst a. M. wird folgende litesrktitche berichtet: Der Zug ist eben im Bahnhof eingesahren, die Passa giere sind aus und eniaestiegen, und schon werden die Wagenthiiren ge schlossen, damit es weitergehe. Da kommt mit hochroth-m Gesicht noch eine sehr korpulente Frau herbei, eilt auf ein Koupe zu, in welchem sieben oder acht Franksurier Jünglinge sitzen und beainnt .einzustseigen. Sosort schallt’s ihr aus einem halben Dutzend Kehlen entgegen: »Alles voll, alles voll hier, seh-en Se denn nit, daß hier alles voll ist?« Die resolute Frau klimmt ruhig weiter empor und — plumps —- sitzt sie zwischen den Jüng linaen, daß sie auseinanderjaaen, wie die kleinen Fische vor dem raubenden Hecht. Und dabei saat sie: »Ich fercht mich nit, ich hab so alle Dag mit »Volle« zu dhun un waasr mit ’n umzugehen, ich sein e Wirths sra11!« — - —-—«.—» . Gedankenfplitier. »Brennende Fragen« geben aedöria Qualm. Es steht dem Schmetterlinq übel an, die Raupe zu verachten Eine Armee aus lauter Feldberrn würde schlechte Geschäfte knacken. Es ist aefährlich, unter Efeln das einzige Non zu sein. Aus dem Gerichtssaah Richter: «Haben Sie denn nie das Bedürfniß empfunden, zu arbeiten und eine nützliche Rolle in der menschlichen Gesellschaft zu»spielen?« Strolch: »Na, wie kann ich eine nützliche Rolle spielen, wenn Sie mich immer einsperren!«